MoMent Sommer 2022

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Reisen MoMent Zeitschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-MauerSommer 2022 / € 4,00

MoMent

Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer im 30. Jahr, Heft-Nr. 205

Liebe FreundInnen der Rudolf-Steier Schule Wien-Mauer, unser „Sommer – MoMent“ wird dieses Jahr seinem Namen im doppelten Sinne gerecht! Es flattert mitten im Sommer ins Haus und hat sich als Thema das Reisen gewählt. Wir hoffen sehr, dass möglichst viele von Euch LeserInnen unmittelbar vor oder nach einer Reise dazu kommen, dieses Heft zu lesen!

Falls der eine oder andere sich fragen sollte, warum die 12. Klasse in diesem Heft so präsent erscheint, liegt die Antwort in der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Redaktionsmitglieder Eltern der 12. Klasse sind. Dieses letzte Schuljahr unserer Kinder war, wie immer und für jede 12. Klasse, der Höhepunkt der Schulzeit-Reise. Wer sich die Zeit nehmen kann, die Beiträge wirklich zu lesen, wird damit belohnt werden, die vielen Aspekte dieses Themas aus vielen verschiedenen Perspektiven kennenzulernen.

Die zwei Doppelseiten der 11. Klasse, die im Deutschunterricht ihre Auschwitzreise aufgearbeitet hat, sind für mich ein weiterer Höhepunkt dieser Ausgabe. Die Reflexionen der Jugendlichen zu dieser Reise sind beeindruckend und lassen hohe Erwartungen auf diese nächste 12. Klasse zu.

Das bunte Mosaik der Klassenberichte spiegelt die letzten Monate wider und macht Lust auf das neue Schuljahr. Das Reisethema zieht sich auch hier durch und setzt sich bis zum Ende des Heftes fort.

Zu jeder Reise gehört auch ein Abschied: Wir verabschieden uns mit einem liebevollen Nachruf auf Margarete Apel von dieser ersten Turnlehrerin unserer Schule, Volkstanz-Lehrerin, Klassenlehrerin und Mentorin sowie oftmaligen Reisebegleiterin auf vielen Klassenreisen meiner Schulzeit.

Für die Redaktion

Nadja Berke

Impressum

Medieninhaber, Verleger, Herausgeber: Verein zur Föderung der Waldorf-Gemeinschaft (VFWG), Obmann: Josef Prüller / DVR-Nr: 7864 9742 / Absender: moment@waldorf-mauer.at / 1230 Wien, Endresstraße 100

Verlagspostamt: 1230 Wien, Zulassungsnr: 13Z039641M

MitarbeiterInnen der Redaktion: Nadja und Matthias Berke, Xu Chen, Brigitte Födinger, Margarete Goss, Seweryn Habdank-Wojewódzki, Ursula Kaufmann, Bettina Schwenk, Brigitta Svoboda, Sabine Trierenberg und Martin Völker

Kontoverbindung lautend auf „Redaktion Schulzeitung“: IBAN AT44 2011 1822 2175 1000

Druck: Donau Forum Druck Wien / Umweltfreundliche Druckproduktion

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Paul Berke
Julia Lingl

Zwischen „Ent-Fremdung“ und „Er-Holung“

Ein Reisegespräch zwischen Tobias Richter und Leonhard Weiss

Tobias Richter: Ich habe mir für unser Gespräch über das Thema „Reise“ ein paar Überlegungen notiert; auf dem Kongressblock, den alle TeilnehmerInnen beim letzten INASTE-Kongress im Mai bekommen haben. Der Kongress hatte den Titel „Realizing Humanity“. Und die Themen „Reise“ und „Realizing Humanity“ gehören für mich zusammen: Indem man unterwegs ist, kann man vielleicht seine Menschlichkeit neu an der Menschlichkeit der anderen entdecken. Was Diogenes anscheinend immer wieder gemacht hat, dass er auf der Agora von Korinth oder Athen am helllichten Tag mit einer Lampe herumging, um Menschen zu suchen, ist für mich auch so ein Reisemotiv. Kann man das so sehen?

Leonhard Weiss: Ja, auf jeden Fall. Oft denken wir bei Reisen ja an Welt-, an Naturerfahrungen, aber letztlich sind es meist Menschenbegegnungen, die eine Reise prägen. Wobei es doch interessant ist: Man trifft andere Menschen – und erfährt dabei doch vor allem sehr viel über sich selbst.

TR: Der aus Bulgarien stammende Autor Ilija Trojanow, der auf vier Kontinenten gelebt und fast hundert Länder bereist hat, schreibt in seiner „Gebrauchsanweisung fürs Reisen“, Reisen sei fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit. Wenn man die immer mit sich trägt, können ja keine Begegnungen stattfinden, man ist nur in sich selbst gefangen und verhaftet. Vielleicht ist das die große Hoffnung, die mit Reisen verbunden ist: dass man das alles loslassen und überwinden kann.

LW: Wenn man auf Reisen geht, hat man ja meist Vorstellung davon, wo man hinfährt. Es ist diese Vorstellung, die einen in Bewegung bringt. Zu den großartigsten Reisenden der Literaturgeschichte gehört für mich ja Baudolino, der Held des gleichnamigen Romans von Umberto Eco. Baudolino ist einer, der permanent lügt, der andauernd Geschichten erfindet, Phantasien entwickelt – und mit diesen Geschichten oft die Welt verändert und „Geschichte macht“. Das ist

ja der Witz, den Eco immer wieder einbaut, dass Ereignisse, die wir aus Geschichtsbüchern kennen, eigentlich nur deswegen so stattgefunden haben, weil Baudolino mal wieder eine Lügengeschichte erfunden hat. Ein zentrales Thema dabei ist die Suche nach dem im Mittelalter legendären Priesterkönig Johannes. Baudolino, so erzählt Eco, trägt ganz viel zum Ruhm dieses mythischen Königs bei, von dem man im Mittelalter meinte, er beherrsche ein christliches Reich im Osten Asiens. Und schlussendlich verschwindet Baudolino aus der Erzählung, weil er jetzt endgültig dort hinreisen will, um dem Priesterkönig zu begegnen. Man könnte sagen, er baut seine eigene Phantasielandschaft, die er dann bereist, die aber schlussendlich immer wieder ganz anders aussieht, als er sie in seiner Phantasie entwickelt hat. Mir scheint, das ist ein schönes Bild des Reisens: Wir brauchen eine Vorstellung, wir brauchen Phantasie dafür, was uns in der „Fremde“ erwarten kann. Doch dann kommt’s drauf an, nicht bei der Vorstellung, bei dem Vorurteil, wie Trojanow vielleicht sagen würde, zu bleiben, sondern offen zu sein für das, was uns an „Fremdem“ begegnet. Wenn wir nur das sehen, was wir erwartet haben – dann ist die Reise ja uninteressant.

TR: Ja, die Fremde, das Fremde … Damit ist immer auch eine gewisse Ängstlichkeit verbunden. Kann ich die überwinden, und bin ich bereit für ganz neue, ganz anders geartete Erfahrungen? Das ist natürlich eine Mutfrage, und Trojanow sieht das so: „Vielleicht ist das größte Reisehindernis unsere Ängstlichkeit. … Wir können uns ein Beispiel nehmen an dem Briten James Holman in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, der als Blinder allein eine fünfjährige Weltreise unternahm. Holman empfand das Ungewisse als Lebenselixier, so, als beherzige er das Diktum der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller, die etwa hundert Jahre später schrieb: ‚Das Leben ist entweder ein waghalsiges Abenteuer oder vollkommen belanglos.‘“ Was für ein Mut von diesem Holman! Welche Sicherheiten hat er denn?

Vielleicht die, dass er überall Menschen finden wird,

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die ihm weiterhelfen, die zu Weggefährten werden. Eine unglaubliche Hoffnungssicherheit. Diese Bereitschaft, sich überraschen zu lassen, ist wohl etwas, das mit Reisen verbunden ist.

LW: „Weggefährten“, „Hoffnungssicherheit“, „Bereitschaft, sich überraschen zu lassen“. Wenn ich Dir zuhöre, könnte ich meinen, du sprichst über gelingenden Unterricht, über eine ideale Schule…

TR: Ganz genau! Wie viele Schuljahresansprachen bedienen sich der Reisemetapher – immer und immer wieder wird dieses Reise-Bild bemüht: „Liebe Schülerinnen und Schüler, wir begeben uns auf eine lange Reise…“

LW: Das mit dem Bild ist interessant. Im Vorfeld unseres Gesprächs habe ich mir auch die Frage gestellt, warum eine Schulzeitschrift wohl das Thema „Reisen“ wählt. Mir scheint, zum einen kann Reisen natürlich buchstäblich für eine Schule von Bedeutung sein. Gerade in Gesprächen mit ehemaligen WaldorfschülerInnen merkt man das ja oft. Auch bei mir selber ist es so: Eine der stärksten Erfahrungen meiner Schulzeit war das Sozialpraktikum. Ich bin mit einer Klasse der Karl Schubert-Schule auf Landschulwoche gefahren. Eine doppelte Herausforderung: in einer komplett neuen Situation an einem fremden Ort. Eine starke Erfahrung. Und ich habe noch heute die Erinnerung an einen Burschen, der, als er gemerkt hat, dass er bei einem Spaziergang durch die Weinberge zeitweise mit mir allein unterwegs war, sich einfach auf den Boden geworfen hat und nicht mehr weitergegangen ist, auch – so vermute ich –um auszuprobieren, was ich denn nun machen würde. Schon eine ordentlich herausfordernde Situation. Kurzzeitig habe ich mir nur gedacht: Oh, mein Gott. Wo bin ich, was mach’ ich? Ich hatte das Gefühl: Ich bin wirklich „ver-reist“; im Sinne von falsch gereist, wie in „ver-laufen“ … Aber irgendwie haben wir die Situation hinbekommen. Wie, weiß ich gar nicht mehr. Letztlich war es eine herausfordernde, aber wunderbare Woche.

Du hast vorher von der „Mutfrage“ des Reisens gesprochen. Reisen im Schulzusammenhang sind, so scheint mir, doppelte „Mutfragen“: Sie brauchen Mut auf Seiten der verant-

wortlichen Erwachsenen – und sie können den Heranwachsenden die Chance bieten, Mut zu zeigen.

Zum anderen kann das Reisethema im Schulkontext aber natürlich auch metaphorisch verstanden werden: Ist nicht jedes Lernen, jeder „Bildungsprozess“ eine „Reise“?

TR: Ja, man könnte auch sagen, dass jede Epoche auch ein neuer Kontinent ist, den es zu bereisen gilt, wo ich neue Entdeckungen und neue Erfahrungen mache.

LW: Wobei man sich, wenn wir metaphorisch bleiben, auch die Frage stellen kann: Handelt es sich bei einem Unterricht eher um eine Reise per Flugzeug, mit toller Aussicht über große Gebiete, oder um eine Weitwanderung, bei der ich mir ein Stück Welt buchstäblich ergehe? Oder auch: Ist es eher eine Pauschalreise oder eine Individualreise?

TR: Wobei ich immer meine ganz individuellen Entdeckungen machen kann – auch wenn andere sie vorher schon gemacht haben. Diese neue Teilhabe macht die Individualreise zu einer Sozialreise.

LW: Zu fragen wäre auch, wer denn die Geschwindigkeit der „Reisegruppe“ bestimmt. Wieweit ist man da getaktet? Oft muss ich, wenn ich auf einer Reise bin, pünktlich an ein Ziel kommen, etwa weil mein Quartier reserviert ist. Gilt das auch für die „Reise“ einer Epoche? Und wie weit können hier die „Mitreisenden“ das Reisetempo bestimmen? Wie hat der „Reiseleiter“ die Reise vorgeplant? Kennt er sich in dem zu bereisenden Gebiet so gut aus, dass er auch kurzfristig entscheiden kann, mit der Gruppe vielleicht einen anderen Weg zu gehen, als geplant?

TR: Du hast jetzt den Reiseleiter genannt. Und zu dem Reiseleiter kommen noch die Weggefährten dazu. Ganz wichtig! Vor zwei Jahren bekam ich den folgenden Aphoris-

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mus von einem Schulfreund aus Kindertagen: Was ist wichtiger – der Weg oder das Ziel? Weder noch – es sind die Weggefährten. Und Weggefährten wechseln, es mögen Menschen, Tiere oder Dinge sein. Auch ein Wort, ein Satz kann mich begleiten und mir Weggefährte werden. 12 Jahre mit den gleichen WeggefährtInnen zusammen. Chance oder Belastung? Manchmal beglückende Momente, wo etwas umschlägt – wo Vorurteile oder auch zementierte Urteile plötzlich ins Wanken geraten und man etwas ganz neu sieht.

Christoph Ransmayr beschreibt in seinem wunderbaren Reisebuch „Atlas eines ängstlichen Mannes“ 70 Reiseerfahrungen und beginnt jede Schilderung mit den Worten „Ich sah…“ Er schaut in die Welt und sieht etwas. Das, was ihn vorher nicht sehen ließ, hat er überwunden und führt ihn zu unglaublichen Entdeckungen, auch Entdeckungen seiner selbst. Alte Seh- oder Hörgewohnheiten dürfen einen nicht behindern. Trojanow notiert gegen Ende seines Buches: „Nichts motiviert einen so sehr, die Augen offen zu halten, wie ein Reisetagebuch.“ Sind Epochenhefte nicht auch Reisetagebücher oder können sie solche werden?

LW: Ein schöner Gedanke! Nicht Abschriften von fertigen Reiseführern, sondern individuelle Reisetagebücher…

TR: Und wie ist das eigentlich mit dem Morgenspruch: Ich schaue in die Welt… Ein täglicher Beginn einer neuen Reise in die Welt?

LW: Eine entscheidende Frage: Wie kommt eigentlich die Welt ins Klassenzimmer? So, dass das Klassenzimmer nicht ein abgeschlossener Mikrokosmos ist, sondern ein Ort, an dem den jungen Menschen, wie es der große Didaktiker Martin Wagenschein mal formuliert hat, „Beispiele mit hoher Wirklichkeitsdichte“ begegnen.

TR: Ja, „Wie kommt die Welt ins Klassenzimmer?“ ist die eine Bewegung. Die andere: Wie wird das Klassenzimmer zur Welt? Kann ich da die Türen und Fenster öffnen, sodass sich Welt ereignet?

LW: Wieder ein Mutfrage… Wie jede Reise.

TR: Aber von Reisen erhoffen wir ja auch Erholung – und was ist eigentlich das Erholsame am Reisen, warum verreist man? Man kann das zurücklassen, was einen belastet, einschränkt, wo man sonst immer von Sicherheiten umgeben ist, kurz, wo die Menschlichkeit zu kurz gekommen ist.

LW: Von Ödon von Horvath gibt es doch diese schöne Formulierung: „Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“ Man könnte auch sagen, eine „erholsame“ Reise erlaubt uns, so zu sein, wie wir hoffen, „eigentlich“ zu sein. Du hast am Anfang den Titel des INASTE-Kongresses („Realizing Humanity“) erwähnt. Man könnte auch sagen: Beim Reisen hoffen wir, das aus unserem Menschsein zu realisieren, woran wir ansonsten gehindert werden. Es geht also, mit Marx gesprochen, beim Reisen auch darum, nicht „entfremdet“ zu sein. Man fährt in die „Fremde“, um dort hinzukommen, wo man nicht entfremdet ist oder wird.

TR: Das urdeutsche Wort „Erholung“ macht das auch deutlich: Man holt etwas heran, was man verloren hat.

LW: Das könnte auch wieder ein schönes Bild für die Schule sein: der Ort, wo das realisiert werden kann, was der eigene Impuls ist!

TR: Das war jetzt ein echtes Schlusswort – nicht im Sinn von Ab-, sondern Aufschluss. Lass uns damit unsere GesprächsReise beenden. ¶

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Tobias Richter & Leonhard Weiss sind Dozenten am Zentrum für Kultur und Pädagogik.

Das Leben ist eine Reise

„Das Leben ist eine Reise. Nimm nicht zu viel Gepäck mit.“ (Billy Idol)

Das Leben ist eine Reise. Reisen ist Leben pur. So ein Glück, dass wir bald den kommenden Sommer feiern. So divers wir Menschen sind, so divers werden auch unsere Reiseziele, unsere Art zu reisen, unsere Erlebnisse und Abenteuer sein. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten, auf die wir uns einlassen können oder die uns vielleicht überraschen.

„Reisen und Abenteuer waschen den Staub des Alltags von deiner Seele.“ (Unbekannter Verfasser)

Wenn wir reisen, schälen wir unsere Sinne aus ihren Gewohnheiten. Das schärft sie. Wir sehen neue Städte, hören fremde Sprachen, tauchen ab in unbekannte Gewässer oder erklimmen ferne Gipfel, wir riechen exotische Blumen und schmecken ungewohnte Speisen – in dieser Hingabe fühlen wir eine neue Lebendigkeit. Es ist ein bisschen wie Verliebtsein. Also wunderbar.

„Reisen bedeutet, Grenzen zu überschreiten, auch die eigenen.” (Wanda Rezat)

Wenn die Welt um uns wieder groß wird, wird das Ich klein. Wir nehmen quasi Urlaub von uns selbst. Ewig kreisende Gedanken, routinierte Handlungen, nervende Begegnungen und stressende Notwendigkeiten können wir einfach abwerfen. Genial!

„Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.” (Hermann Hesse)

Gleichzeitig kann eine faszinierende Gegenbewegung beobachtet werden: In dem Moment, in dem wir die Welt neu entdecken und wir bzw. unsere eingenommenen Rollen nicht mehr so wichtig sind, verändert sich unser innerer Monolog. Ist es die Klangfarbe? Ist es die Lautstärke? Sind es die Pausen? Plötzlich kommen Gedanken aus unseren Tiefen, die so viel besser zu uns passen als das ewige Alltagsgebrabbel. Das natürlich notwendig ist, und doch: Gedanken, die wir auf Reisen denken, sind oft von poetischer Würde und Klarheit, als schlügen sie kompromissloser an unserem inneren Kompass an.

„Es gibt nur zwei Weisen, die Welt zu betrachten: Entweder man glaubt, dass nichts auf der Welt ein Wunder sei, oder aber, dass es nichts als Wunder gibt.” (Albert Einstein)

Reisen in den Sommermonaten birgt auch die Chance, sich in aller Ruhe mit den Elementen zu verbinden: die Zehen im Meer oder im kalten Bergsee, die Hände im warmen Sand oder am griffigen Fels, Sonne auf der Haut und Wind in den Haaren… Wenn wir dem nachspüren, entdecken wir unsere Resonanz mit der Welt. Wir bestehen ja auch zu ca. 70% aus Wasser, unser Körper ist voll Mineralien, wir atmen und sind voll Wärme.

„Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.” (Marc Twain)

Natürlich sind Reisen auch gefährlich. Wer an einem Wendepunkt seiner Biografie steht, kann eine massive Beschleunigung der inneren Entwicklung erfahren. Paare, die einander nichts mehr zu sagen haben, können sich nicht mehr voreinander verstecken. Kinder, die flügge werden, reisen vielleicht zum letzten Mal mit. Persönliche Probleme können nicht mehr auf Nachbarn oder KollegInnen geschoben werden. Hier ist Mut gefordert, die Zeit zu nutzen, um innere Hürden zu überwinden, die Konfrontation zuzulassen oder Abschied zu nehmen.

„Froh schlägt das Herz im Reisekittel, vorausgesetzt, man hat die Mittel.” (Wilhelm Busch)

Manche werden zu Hause bleiben. Teuerungen und Inflation verschärften die finanzielle Lage. Was tun? Nun, die hohe Kunst des Reisens ist weitgehend unabhängig von Raum und Zeit. Die Muse kann einen auch zu Hause küssen. Dann räumt man eben in aller Ruhe den Geschirrspüler aus und genießt das Klirren jedes einzelnen Tellers, trifft sich mit FreundInnen im blühenden Park, baut Luftschlösser über dem Wienerwald, legt sich an die Donau und genießt die Fremdsprachen der zu uns Gekommenen.

So divers wir Menschen sind, so divers werden auch unsere Reiseziele, unsere Art zu reisen, unsere Erlebnisse und Abenteuer sein. Gute Reise! ¶

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Paul Berke
Paul Berke

Von der Reise zur Medienmündigkeit

Möchte man der Philosophin Mona Singer in ihren Skizzen zu einer Philosophie des Reisens folgen, bedeutet Reisen, »sich aus dem Gewohnten hinaus zu katapultieren in eine größere Welt, die das Selbstverständliche in Frage stellt und den Realitätssinn mit dem Möglichkeitssinn paart.« (Singer 2012: 208). Dadurch, dass wir in der Begegnung mit der Andersheit und außerhalb unserer gewohnten Umgebung Erfahrungen sammeln, können wir erkennen, was über unseren Horizont hinaus noch alles möglich ist. Wenn das Reisen als eine Form von Erfahrung betrachtet wird und wir uns durch diese (sinnliche) Erfahrung von dem entfernen, was uns vertraut, bekannt und selbstverständlich erscheint, so sind wir gefordert, einen feinfühligen Umgang mit dem uns Unbekannten zu finden.

Francis Bacon (1561-1626) betrachtete das Reisen als eine Form der Erkenntnis, die weit über die reine Neugier hinaus geht. Reisen erfordere ein genaues Beobachten mit all unseren Sinnen. Erst dann können wir etwas wahrnehmen, »das anders nicht wahrnehmbar wäre«, wie Mona Singer sehr treffend formuliert (Singer 2012: 208f).

In diesem Sinne lässt sich im Rahmen des Themas »Reisen« auch die Arbeit am Medienkonzept verorten, denn auch Medienmündigkeit erfordert im weitesten Sinne eine Auseinandersetzung mit einer größeren Welt und die kritische Reflexion darüber, was in dieser Welt geschieht, wie (und welche) diese(r) Geschehnisse durch unterschiedlichste Medien (Bilder, Texte) aufgegriffen, vermittelt und verbreitet werden.

In den Überlegungen hin zu einem solchen Konzept stellt sich damit die zentrale Frage, welche Fähigkeiten es sind, die wir entwickeln müssen, um uns in der Komplexität dieser Text- und Bilderwelten zurechtzufinden, innerhalb derer wir uns tagtäglich bewegen. Diese Kompetenzen unterscheiden

sich je nach Altersstufe, doch lässt sich vielleicht in aller Kürze ein gemeinsamer Nenner finden. Frei mit Technik umgehen zu können, sie sinnvoll einsetzen können, »nicht aber blind ihrer Faszination [erliegen]«, wie bereits der Bund der freien Waldorfschulen (2015) im Reader zu Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik formuliert, kann als ein Ziel einer solchen Medienpädagogik, die sich an Medienmündigkeit ausrichtet, betrachtet werden.

Als weitere Ziele kann auch eine Weltoffenheit und die Möglichkeit, durch (geografische wie auch gedankliche) Reisen zu neuen Erkenntnissen zu gelangen sowie kritisches Denken und faires Debattieren und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, um dem Unbekannten auf eine kreative und lösungsorientierte Art und Weise mit Neugier zu begegnen, betrachtet werden. Denn ein kulturelles, analytisches und kritisches Verständnis der Arbeits- und Wirkungsweisen von Medien und ihren Botschaften ist in einer Welt, die zunehmend an Komplexität gewinnt, immer wichtiger, um sich zu orientieren. Auf der Reise zur Medienmündigkeit sind es diese Fähigkeiten, die als Kompass verstanden werden können. ¶

Julia Lingl ist Oberstufenlehrerin und schrieb diesen Artikel unterwegs mit der 12. Klasse in Norditalien.

Bacon, Francis (1969): Über das Reisen. In: Schücking, Levin (Hg.): Essays.

Singer, Mona (2012): Skizzen zu einer Philosophie des Reisens.

In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 23(2), 208–221. https://doi.org/10.25365/oezg-2012-23-2-10

Kullak-Ublick, Henning, Arbeitskreis Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik im Bund der Freien Waldorfschulen e.V. in Kooperation mit der Aktion mündige Schule e.V. (Hg.) (2015): Struwwelpeter 2.0. Medienmündigkeit und Waldorfpädagogik.

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Die Reise (m)einer Jahresarbeit

Die Jahresarbeiten der diesjährigen 12. Klasse, meiner Klasse, sind jede für sich ähnlich verschieden wie meine Mitschüler und Mitschülerinnen als Persönlichkeiten. Damit meine ich nicht nur die verschiedenen Themen der Arbeiten, sondern vor allem die unterschiedlichen Arbeitsweisen, wie unterschiedlich Personen an eine solche Arbeit herangehen und welche Intentionen sie verfolgen. Um so erfreulicher war trotz des breiten Spektrums an Themen, alle zusammen in einem Rahmen präsentiert zu wissen. Die Zeit, in der wir an unseren Arbeiten gearbeitet haben, ist wie eine Reise, eben die Reise der Jahresarbeiten.

Die Reise meiner Jahresarbeit begann zum Ende des 11. Schuljahres. Als den Beginn würde ich die Themenfindung festlegen. Die Reise meiner Arbeit führte durch den Vergleich zweier Schriftsysteme oder, um den Titel meiner Arbeit zu verwenden, durch „Eine Gegenüberstellung des deutschen Schriftsystems mit dem japanischen Schriftsystem“. Mir erscheint es aber bedeutend, anzumerken, dass der Titel erst ganz zum Schluss entstand.

Über die Sommerferien begann ich, mich immer tiefer mit dem Thema auseinanderzusetzten, und der richtige Arbeitsprozess begann. Langsam bildete sich ein Text, welcher zu späteren Zeitpunkten doch noch des Öfteren überarbeitet wurde. Der anfangs erdachte Plan wurde mehrmals verändert und verworfen, aber ich glaube, nur zum Besseren. Über die Weihnachtsferien und nach mehreren Treffen mit meiner Betreuerin Julia Lingl, der ich auch an dieser Stelle nochmals ausdrücklich danken möchte, nahm die Arbeit eine Struktur

an, wobei Teile noch nicht einmal geschrieben waren. Mit der Zeit fügte ich diese ein.

Mehrmals war ich in der Hauptbibliothek der Universität Wien, meist für einen Abend oder einen ganzen Tag. Dort fiel mir das Arbeiten leicht, und es herrschte immer eine ruhige und produktive Stimmung, welche mich umso stärker anspornte (kann ich den folgenden Zwölftklässlern und Zwölftklässlerinnen nur empfehlen!).

Zurückblickend ist es nicht leicht zu sagen, wann man das erste Mal für sich gedacht hat, die Arbeit sei mehr oder weniger fertig, es würden nur noch ein oder zwei Kleinigkeiten fehlen. Ein wenig ähnelt es dem Gefühl beim Bergsteigen: Man sieht einen Gipfel kurz vor sich, doch der eigentliche Gipfel liegt weiter dahinter und wird nur von diesem verdeckt. So auch bei der Jahresarbeit, wo zumindest ich immer wieder Kleinigkeiten gefunden habe, die noch gemacht werden mussten und auszubessern waren.

Wie auch einige andere entschied ich mich dazu, meine Arbeit unter der Anleitung von Julia Lingl selbst zu binden. Auch gestaltete ich ein Layout, welches ich extra umsetzte. Insgesamt vier Tage verbrachte ich mit dem Binden, wobei einer als Vorbereitungstag zu werten ist. Insgesamt habe ich fünf Exemplare meiner Arbeit gebunden.

Alle „Ausgaben“ meiner Jahresarbeit haben ihre Reise abschließen können und liegen nun bei mir zuhause – mit einer Ausnahme, denn eine verschwand aus dem Handarbeitsraum, in dem die Bücher gepresst worden waren. Dieses eine Exemplar hat bis jetzt seine Reise noch nicht beendet. ¶

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12 Jahre Reisebegleiter

Durch den festlichen Blumenbogen im großen Festsaal haben wir unsere Kinder vor 12 Jahren auf die Reise durch ihre Schulzeit geschickt. Wir durften sie durch all die Jahre begleiten, am Anfang noch an der Hand, bald nur noch aus stetig wachsender Distanz. Sie haben gelernt zu lesen und zu schreiben, zu denken und zu hinterfragen und immer selbständiger zu handeln. Jedes einzelne unserer Kinder hatte bei diesem Weg einen anderen Rhythmus, ein anderes Tempo und eine eigene Art, mit Herausforderungen umzugehen. Neben uns Eltern begleiteten Christine Rumetshofer als Klassenlehrerin und Holger Finke als Tutor diese Klasse durch ruhige wie auch turbulente Gewässer – Reisen ist immer auch Abenteuer!

Die unzähligen gemeinsamen Erlebnisse werden unseren Kindern als Erinnerungen bleiben, und die gemeinsame Reise durch 12 Jahre hat sie zu dem gemacht, was sie sind – als Gemeinschaft und als einzelne Persönlichkeiten.

Nun haben sie ihre Abschlüsse gemacht. Die Jahresarbeiten waren individuelle, beeindruckende Präsentationen unterschiedlichster Themen und Auseinandersetzungen mit diesen. Das letzte Klassenspiel war ein fulminant kraftvolles, die Kunstreise ein würdiger Abschluss (von dem hier im MoMent auch die Bilder des Thementeils zeugen).

Die Schulzeit-Reise ist zu Ende, und dieser Endpunkt definiert einen neuen Anfang: den Anfang der Weiterreise ins Leben.

Die Zeiten, die auf unsere Kinder zukommen, sind keine leichten. Pandemie, Krieg, Klimakrise sind die Eisberge, durch die sie wie auch alle anderen schiffen müssen. Diese Reise wird ganz sicher die anspruchvollste, denn sie wird eine sein, bei der gestaltend, erhaltend und wirkungsvoll von ihnen selbst eingegriffen werden muss. Keine gebuchte Pauschalreise, all inclusive – eher eine, bei der immer wieder überlegt werden muss, ob uns kleinere, bewusst gesetzte Schritte nicht weiterbringen können, als schnelle „große Sprünge“: mit viel Zeit seltener reisen, zu Fuß, mit dem Rad oder dem Zug, statt oft und weit zu fliegen.

Schlau genug sind unsere Kinder nach 12 Jahren Reise. Empathisch genug sind sie auch. Was könnte da noch fehlen?

Als Holger Finke seine Rede zu Beginn der Referate der 12. Klasse hielt, griff er in seine Jackentasche und zauberte von dort eine Karte hervor, welche die Klasse zu Weihnachten von Christine Rumetshofer erhalten hatte. Das Zitat von Sir Karl Popper, das auf dieser Karte zu lesen ist, stellte er ans Ende seiner Rede:

„Friede ist notwendig, Optimismus ist Pflicht“.

Dieses Motto möge unsere Kinder aus der Schule ins Leben begleiten – wie auch der „Spirit“ ihrer beiden Reisebegleiter der vergangenen 12 Jahre, Christine Rumetshofer und Holger Finke! ¶

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von Nadja Berke Nadja Berke

Verzweifelte auf Durchreise

Von der Dankbarkeit, helfen zu können: Flüchtlingshilfe in der Christengemeinschaft Wien-Süd nach Ausbruch des Ukraine-Krieges

von Jakob Butschle und Roman David-Freihsl

Reisen ohne Plan und ohne Ziel ins vollkommen Ungewisse. Überstürzter Aufbruch mit meist nur einem Rucksack, wenn überhaupt – ohne Perspektive auf baldige Rückkehr. Das Wichtigste: nur schnell weg!

Am 1. März dieses Jahres erhielt Jakob Butschle, Pfarrer der Christengemeinschaft Wien-Süd, den ersten Anruf: Der Sohn und der Neffe der Christengemeinschafts-Priesterin in Kiew waren unterwegs in Richtung Wien. Kurz nach der Ausreise aus der Ukraine hatten sie eine Familie am Straßenrand

aufgegabelt: Ein überfüllter Kombi mit 9 Personen; die Eltern vorne, fünf Kinder auf der Rückbank, zwei Kinder im Kofferraum. Auch sie hatten so gut wie nichts dabei, jeder nur einen kleinen Rucksack.

Eigentlich hatten sie auf dem Weg nach Deutschland in Budapest Station machen wollen, dort aber niemand erreicht – also kontaktierten sie die Wiener Christengemeinschaft: In ein paar Stunden würden sie da sein.

Sofort waren Helferinnen und Helfer in der Gemeinde WienSüd gefunden; Lebensmittel eingekauft, Matratzen organisiert, Bettwäsche vorbeigebracht. Drei Kinderlager-Helferinnen waren schnell zur Stelle: im Gemeindezentrum alles herrichten, Gulasch für alle kochen, Betten beziehen – als die Geflüchteten schließlich ankamen, war schon alles bereit.

Die Verwandten der Kiewer Priesterin und ihr Freund machten sich noch am selben Abend nach dem Essen auf den Weg, weiter nach Deutschland. Die überstürzt geflohene Familie blieb hingegen ein paar Tage, hatte Zeit, sich ein wenig zu erholen und vor allem sich zu orientieren: wo sie eigentlich hinwollten.

„Selbst jene, die eigentlich nichts mithatten, machten uns aus Dankbarkeit ein Geschenk“, berichtet Jakob Butschle. „Das einzige, was sie mitgenommen hatten, wären Säcke mit Seife, die sie selbst hergestellt hatten – von denen schenkten sie uns einen. Im Gegenzug nahmen sie nur eines von unseren Angeboten an: ein Paar Socken.“

Nach der Abreise dieser ersten Gäste kam dann eine Gruppe nach der anderen – insgesamt mehr als 100 Geflüchtete, alle aus dem Christengemeinschafts-, Waldorf- und Anthroposophie-Umfeld. In fast allen Fällen galt es: die Gruppen vom Bahnhof abholen, Betten und Essen bereitstellen, wieder zum Bahnhof bringen. „Im Grunde waren alle auf der Durchreise, erzählt Jakob Butschle weiter. „Im Nachhinein hörten wir dann noch oft, wie wohl sie sich bei uns gefühlt hatten. Manchmal auch, dass es ihnen bei uns in Wien eigentlich besser gefallen habe.“ Doch nur ein Mädchen kam zurück und besucht nun die Rudolf-Steiner-Schule.

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Für Jakob Butschle war diese Zeit vor allem auch „ein Erlebnis, wie gut wir vernetzt sind – von der Ukraine über Rumänien bis nach Deutschland. Im Zentrum stand dabei Marius Gabor, ein Anthroposoph aus Rumänien, bei dem die Fäden zusammenliefen, der koordinierte, vermittelte – und das, ohne einen einzigen Flüchtling selbst zu sehen.“

Einmal sei über Marius Gabors Vermittlung bereits eine Gruppe von 12 Flüchtlingen im Gemeindezentrum gewesen – das war eigentlich das Maximum, das die Gemeinde bewältigen konnte. „Doch dann Anruf: Es kommen nochmal 7“, erinnert sich Jakob Butschle. „Meine erste Reaktion war: Das geht nicht. Aber dann rief Marius an und erklärte mir: Ihr müsst jetzt anders denken. Nicht dass es nicht geht – sondern nur: wie geht es!“ Und tatsächlich: Es ging. Die zusätzliche Gruppe konnte schließlich bei Barbara Pazmandi untergebracht werden; einmal weiteres Mal sprang die Schule mit einer Übernachtungsmöglichkeit ein.

Auch zeigte es sich, dass die neuen Medien in so einem Fall ein Segen sind. In manchen Gruppen konnte niemand ein Wort Englisch, geschweige denn Deutsch. Trotzdem konnte Hilfe und Betreuung organisiert werden – und sei es auch nur beim

Umsteigen in Budapest. Da hieß es zum Beispiel: „Mach‘ ein Foto von wo du bist am Bahnhof – und dann finde ich dich.“

Im Zentrum der Hilfe in Wien standen Jakob Butschle und Martha Moosbrugger. Viele mehr wollten ebenfalls helfen. Sie konnten dann z.B. einen großen Sack Wäsche waschen. „Das hätten wir wohl auch selbst geschafft“, erläutert Jakob Butschle. „Aber von Anfang an herrschte das Gefühl vor: Man ist dankbar, etwas tun zu können, nicht nur entsetzt und hilflos zusehen zu müssen, was da nicht weit von uns gerade passiert. Wir erlebten: Helfen zu dürfen ist ein großes Geschenk.“

Inzwischen ist es in der Gemeinde Wien-Süd wieder ruhiger geworden. Nach dieser direkten, schnellen Hilfe geht es jetzt vor allem um finanzielle Unterstützung. Zum Beispiel kann man jenen geflüchteten Familien helfen, die nun in Deutschland mit regelmäßigen Beträgen unterstützt werden. Wer an einer Patenschaft interessiert ist, kann gerne Jakob Butschle kontaktieren: butschle@christengemeinschaft.at ¶

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Jakob Butschle ist Pfarrer der Christengemeinschaft, und Roman David-Freihsl war Schülervater an unserer Schule.

„NEVER AGAIN“

MoRaH-Reise nach Auschwitz, einen Ort gegen das Vergessen

Geschichte ist kein abstraktes Konstrukt, das sich auf eine Vergangenheit bezieht, mit der wir heute nichts zu tun haben. Der Umgang mit der Vergangenheit hat einen Einfluss darauf, wie wir in unserer Gegenwart und Zukunft fortfahren.

Diesen Anspruch stellt der Verein MoRaH und versucht, dem gerecht zu werden.

MoRaH ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Abkürzung für „March of Remembrance and Hope – Austria“ steht und der für österreichische Schüler und Schülerinnen die Teilnahme am alljährlichen internationalen Gedenkmarsch anbietet.

Der „Marsch der Lebenden“ („March of the Living“) ist ein Gedenkmarsch vom Konzentrationslager Auschwitz I zum Vernichtungslager Auschwitz II / Birkenau. Er gibt Menschen aus aller Welt Gelegenheit, der Opfer des Holocaust zu gedenken und findet seit 1988 traditionell am Yom Hashoa (Holocaust-Gedenktag) statt. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Märsche von KZ-Häftlingen zwischen den beiden Lagerkomplexen.

Der „Marsch der Lebenden“ wird von Holocaust-Überlebenden bzw. deren Nachkommen angeführt. Im Jahre 2005 nahmen auch erstmals im Rahmen von MoRaH nichtjüdische Jugendliche aus Österreich daran teil und 2022 ebenso Jugendliche der 11. Klasse unserer Schule.

MoRaH ermöglicht jedes Jahr rund 800 Jugendlichen aus allen Bundesländern eine dreitägige Gedenkreise nach Polen und bietet abseits des erwähnten Marsches und der inkludierten Gedenkfeier in AuschwitzBirkenau ein umfangreiches Rahmenprogramm mit geführten Touren durch Krakau, in das ehemalige Konzentrationslager Plaszów, in das Stammlager Auschwitz I, ein Zeitzeugengespräch mit einem Überlebenden der Shoa und auch ein Treffen mit gleichaltrigen jüdischen Jugendlichen im Rahmen des Projekts Likrat (hebräisch für „aufeinander zugehen“).

Zielsetzung ist, dass die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen durch die Begegnung mit den „BotschafterInnen“ der Vergangenheit zu TrägerInnen des Gedächtnisses werden und die Erinnerung an die vielen, die nicht überlebt haben, im Dienst eines „Never Forget!“ und eines „Nie wieder!“ wachhalten. ¶

Klaus Madzak ist Oberstufenlehrer.

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Franziska Heller-Meixner

Steine erzählen Geschichten. Ich stehe und gehe auf Steinen. Steine, mit Blut getränkt. Blut, unter Terror und Unrecht vergossen. Vergossenes Blut von Menschen, wie Tiere behandelt, zu Hunderten in Viehwaggons eingepfercht, benutzt für Fabriken, Fabriken für Stoff aus ihren Haaren, Fabriken für Knöpfe aus ihren Knochen. Wenn sie nicht mehr gebraucht wurden, entließ man sie.

Man entließ sie in den Tod.

Die Steine von Auschwitz haben viel getragen. Schmerz, Leid, Misshandlung. Misshandlung bis in den Tod. Auf diesen Steinen gehe und stehe ich jetzt.

Umzäunte Endlosigkeit, endlose Freiheit da draußen. Mit Schienen als einzige Brücke. Die Sonne scheint, fröhliches Vogelgeplapper, und doch die nicht auszuhaltende Stille schreit.

Unvorstellbares ist geschehen. Abertausende gingen hinein, wir spazieren einfach wieder hinaus, lassen die Vergangenheit sein.

Doch dort, wo die Stille nie ihre Ruhe finden wird, können nur wir die Hoffnung nie in Vergessenheit geraten lassen.

Endlose Weiten des Grauens, und trotzdem so ruhig. En Friedhof, der sich bis an den Horizont erstreckt. Es ist unmöglich, die leidenden Schreie zu überhören. Die quälenden Schreie derer, die vor so vielen Jahren hier ihr Unglück erdulden mussten. Unschuldige Menschen, Kinder. Stacheldraht und Trümmer, Schienen, die den Eingang in dieses Elend bedeuten. In das Elend, aus dem es nur einen Ausweg gibt: Schornsteine.

Wie unheilverkündende Säulen ragen sie aus dem Nebel. Und es schaudert dich zu wissen, wozu sie hier sind. Du vergisst nie, was du hier gesehen hast. Alida

Franziska Heller-Meixner

Menschen, nicht nur Zahlen, Vierzig Tonnen Haare, zweiunddreißig Kubikmeter Schuhe, alle abgetragen. Ich bin nicht eingesperrt, und trotz der endlos wirkenden Weite bis zum Zaun kann ich’s hier kaum ertragen. Alles gleich, nur an den Wänden Als Erinnerung die Gesichter. Große Narben.

Ein ganzes Buch voller Namen, unzählige Menschen, nicht nur Zahlen.

Mia

Nach Auschwitz

Texte von SchülerInnen der 11. Klasse

Gefangen auf dem riesigen Gelände. Die Drahtzäune hindern dich, auf andere Wege zu kommen.

Wegen der vielen Baracken wirkt der Ort tief verankert im Boden und liegt flach über der Erde. Er ist nur nach oben geöffnet.

Der Himmel ist der einzige Ausgang.

Emilio

Die Wolken hängen tief, das Licht schimmert in einzelnen Fäden durch die Wolkenfront, und die Rufe der Krähen sind kaum zu überhören. Ein langer Weg mit Schienen führt durch das Lager, links und rechts davon eingezäunte Baracken. Ein leichter Wind zieht auf, Gänsehaut macht sich langsam auf meinem Körper breit. Doch nicht vor Kälte, sondern vor Ehrfurcht und in Gedanken an die Millionen von Opfern.

Niki Die verklungenen Schreie, eingezäunt von Stacheldraht, vibrieren in der Luft.

Die Vögel singen unbekannte Lieder, der Wind flüstert in anderen Tönen. Das Licht der Sonne trifft nicht auf die Erde, und die Erde wölbt sich in Unbehagen und Leid.

Melinda

Meine Schuhe auf Pflastersteinen, auf Wegen, auf Schienen, die von Schuhen, die sich in einer Ausstellung befinden, betreten wurden. Schuhe, Haare, ein unfreiwillig geschossenes Foto sind alles, was von diesen Passanten überbleibt.

Viele Menschen schaffen es, ihr gesamtes Leben lang als Passanten zurechtzukommen. Aber manche Passanten wurden von diesen Pflastersteinen und aus diesen Häusern herausgepflückt und trafen, in einer dunklen Kammer zusammengepfercht, ihr Ende.

Die Menschen, die von diesen Schuhen, Kleidern, Wänden und Steinen umgeben wurden, sind nicht mehr. Aber wir sind noch, und unser Leben wird von den Gegenständen, die ihr Leben geformt haben, berührt.

Feierliche Stimmung, von einem düsteren Schleier umgeben. Tränen fließen, während die Sonne lacht. Saftige Wiesen, gewachsen auf Gräbern. Tausende Gräber, doch man kann sie nicht sehen. Schienen und Steine, von einem Trauerschleier verhangen. Ein Ort, von dem man viel gehört hat, doch man glaubt nicht, dass man jemals dort sein wird.

Jeder Schritt plagt einen und weckt Erinnerungen, die man selber nicht erlebt hat.

Marcel

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Wolkenverhangen

Es nieselt in Schleiern

Wind, der dich zittern lässt.

Ich gehe die Schienen entlang, über Schwellen

Um mich sind nur Bracken

Alle von Stacheldraht umzäunt.

Ich höre die schleppenden Schritte von tausenden Füßen

Ich höre die Schreie

Ich höre den Tod.

Ich kann nichts

Außer zuhören

Zuhören

Und niemals vergessen.

Uma

Eindrücke, unvorstellbar, zu sehen und doch nicht zu erkennen, zu fühlen, aber nicht zu erleiden. Unverständnis und Trauer. Voller Menschen, und doch leer. Hin- und hergerissen zwischen Schuldgefühlen und Opfern. Nie werden wir solchen Schmerz fühlen, nie wird uns dieser Hass begegnen. Nicht vergessen, nie wiederholen. Theo

Man sieht es nicht, doch man spürt es. Man spürt das Leid. Man spürt die Grausamkeit. Man spürt die Qualen, man spürt die Unterdrückung. In mir wird es kalt. Kälte umhüllt mich, und in mir zieht sich alles zusammen. Zu viele Gefühle, Trauer, Hass und Erschütterung. Und eines ganz deutlich: Wut.

Unbeschreibliche Wut … Fanny

Überrumpelt von Emotionen aller Art, Stehen wir auf dem Boden, wo so viel geschehen ist.

Das Lied, man kann es deutlich spüren. Gänsehaut bildet sich am ganzen Körper. Es ist ein schrecklicher Moment.

Azucena

Wenn man nach rechts blickt, sieht man einen dunklen Haufen von Koffern von Menschen, die vor gar nicht so langer Zeit in ein von anderen Menschen errichtetes Todeslager gebracht worden sind, um zu sterben.

Wenn man nach links blickt, sieht man einen Haufen von Schuhen: Schuhe, die Kinder trugen, Schuhe, die Menschen trugen, die wie wir waren, kurz bevor sie starben.

Wenn man geradeaus blickt, sieht man Haare: Haare, die abgeschnitten worden sind, kurz vor dem Tod.

Hinter einem ist ein Raum voller Bilder: Bilder von Menschen mit einem verstörenden, angsterfüllten Blick, kurz bevor sie vergast worden sind.

Es gibt kein Entrinnen, überall sind grauenvolle Erinnerungen an diese Vergangenheit.

Maria-Elisabeth

Die kräftigen Stimmen schallen weit über den Platz der Verbrechen. Voll Trauer, Wut und Hoffnung. Erdrückende Stille. Tief in Gedanken bei Euch. Jetzt bin ich hier. Jetzt trauere ich. Diese unendliche Leere, gespannt über diesen finsteren Ort. Ich fühle Kälte und Zerbrechlichkeit.

Liebe und Zusammenhalt treffen hier, jetzt, zusammen. Lasst uns nun die freien Seelen feiern!

Matilda

Es hat mich sehr erschüttert, was ich dort gesehen habe. Wie man die Menschlichkeit so verlieren kann.

Wo man Millionen Menschen als Müll behandelte.

Ich kann nicht mehr darüber nachdenken, weil es so grauenvoll war.

Ich hoffe und glaube, dass die Menschen daraus lernen können: So etwas darf wirklich nie wieder passieren.

Simon

Wie frech, gemein und respektlos ein Mensch zu einem anderen sein kann. Es ist egal, ob man eine andere Religion hat oder anders ausschaut, Mensch ist Mensch.

Wir haben so viele Gründe und Möglichkeiten, zu einander netter und respektvoller zu sein, doch wir machen alles anders und nicht so, wie es gehört.

Vahide (über den Film „Schindlers Liste“)

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KinderGÄRTNERN – Das Erkennen als Schöpfung ...

„Im Grunde genommen kann der Mensch nur das verstehen, wovon er weiß, wie es entsteht, wie es wird.“ (Rudolf Steiner, GA 136)

Wie der Mensch zwischen Geist und Natur steht, ist eine Urfrage des Mensch-Seins. Wie ein Kindergarten zwischen zwischen Kind/Familie und Gesellschaft steht, ist eine Leitbildfrage. Kann eine Rückbesinnung auf den Bedeutungsursprung des Begriffs „Kindergarten“ (Friedrich Fröbel, 17821852) fruchtbar gemacht werden für eine Zukunftsvision?

Kinder ins Leben begleiten – einen Garten hegen und pflegen, beides fordert ein Streben im Geistigen, ein Denken im Prozesshaften, ein Verständnis vom Organischen und Organismen, es braucht genauso aber das Tätig-Sein im Physischen, das achtsam und empathisch sein. Es braucht den Menschen, seine Liebe zum Lebendigen und eine tiefe Zuversicht ins Werdende.

Dem Kindergartenkollegium ist die Leitbildarbeit im vergehenden Kindergartenjahr nicht greifbar geworden. Das Leben ist einfach weitergegangen und hat ganz konkrete Antworten gebraucht. Vielleicht ist die Inspiration ja im ganz Nahen zu finden und zeigt sich schon sprosshaft? Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Garteninitiative von Anja und Cora im Frühling der Waldorfkindergartentagung mit dem Thema „KinderGARTEN als Ort gesunder Entwicklung“ vorausging.

Elisabeth Bonsels für das Kollegium

Bei uns steht keiner rum …

Jeden Tag stehe ich dankbar in unserem Garten und freue mich gemeinsam mit den Kindern und meiner lieben Kollegin Cora Pieper an dieser wunderbaren Natur! Wie reich sind wir beschenkt, wie viel können wir gemeinsam erleben, erspüren und entdecken. Alle Sinne werden angeregt, so viele Lebensprozesse wahrgenommen, ohne dass wir dabei belehrend oder direktiv sein müssen. Je älter ich werde, umso dankbarer bin ich für diesen so wertvollen Erlebens- und Erfahrungsbereich für die Kinder! Unser Garten erfüllt einen großen Auftrag! Es war ein großer Wunsch von mir, unser Gartenbeet neu zu gestalten. So haben wir uns gemeinsam mit den Eltern am Samstag, dem 23. April zu einem Gartentag verabredet. Pünktlich um 9:30 kamen die ersten Autos mit Anhängern angefahren. Voll beladen mit neuer Erde, Scheibtruhen, Spa-

ten und Gummistiefeln. Aus einigen purzelten auch Kinder, Kuchen und Getränke. Voller Energie begannen wir, das Beet umzustechen, Altes auszugraben und alle alten Pflanzen auszusortieren. Viele, viele Scheibtruhen fuhren hin und her. Frische Erde ins Beet, alte Erde in die Anhänger.

Wir haben gegraben und gegraben … Unmengen neuer Pflanzen gesetzt und sie alle gleich gedüngt und gewässert. Die Kinder fuhren in Scheibtruhen durch den Garten, haben gegessen, getrunken und alle Regenwürmer und Schnecken „gerettet“.

Zwischendurch lauschten wir alle sehr interessiert dem fachmännischen Rat unseres Gärtners!

Was ist da Großartiges entstanden! Was für ein schöner Tag! Ich danke Euch allen! Anja Herkommer

Endlich wieder die Möglichkeit einer gemeinsamen Aktivität mit allen anderen Eltern – das hat so gefehlt in den letzten zwei Jahren! Wir freuen uns schon auf die kommenden gemeinsamen Feste und gemeinsamen Treffen. Sebastian Frank

Es war ein toller Tag! Das Wetter hat gepasst, die Kinder hatten großen Spaß, und wir als Team haben unter fachmännischer Anleitung super zusammengearbeitet! Es war einfach toll! Alexandra Schuchter

Die vielen dankbaren Rückmeldungen und das freudige Strahlen der Kinderaugen lassen jeden Schweiß und Muskelkater in Vergessenheit geraten. Erich Kratoschka

Für uns war es das erste Projekt im Kindergarten – es war eine entspannte Gelegenheit, die anderen Eltern kennenzulernen und gemeinsam etwas zu schaffen. Die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung so sicher und fröhlich herumstreifen zu sehen, hat mich versichert, dass das der richtige Ort für mein Kind ist. Nathalie Kafka

Als Eltern sieht man den wunderbaren Garten meist ja nur von außen. Es war sehr schön, mit den Kindern in „ihrem“ Garten zu arbeiten und sie in ihrer vertrauten Umgebung zu sehen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein sehr schöner Tag! Marion und Sebastian Pfneisl

Käfer, Regenwürmer und Schnecken, es gibt ja allerhand zu entdecken. Wenn Kinder und Eltern ein Beet bepflanzen, können die Zwerge jeden Tag froh darum tanzen.

Teresa und Noel Wrona

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Kindergarten-Tagung in Salzburg

„Ohne mit der Natur bekannt zu sein und ohne ein Verhältnis zum geistigen Leben zu haben, kann sich heute der Mensch nicht in das soziale Leben hinein stellen.“

(Rudolf

zit. nach Programm zur Tagung)

Am 26. Mai reiste ein Teil des Kindergartenkollegiums nach Salzburg, um dort mit Waldorf-Kindergärtnerinnen (m/w) aus ganz Österreich zusammenzutreffen. Thema war, wie eine lebendige, fruchtbare und liebevolle Begegnung mit der Erde möglich ist und als Haltung und Praxis im KinderGARTEN umgesetzt werden könnte. Erkenntnisse und Erfahrungen aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft brachte Waltraud Neuper von der Lehr- und Forschungsgemeinschaft für biodynamische Lebensfelder ein. Arbeitsgruppen zu den Themen Gartengestaltung im Kindergarten, gesunde Ernährung nach anthroposophischen Gesichtspunkten, Kompost, Naturwahrnehmung und lebensgemäße Prozesse im Sozialen ermöglichten es, echte Erfahrungen zu machen, sich in einen Aspekt zu vertiefen und zuletzt das Gemeinsame dieser Arbeitsfelder wiederzuerkennen. So war die Tagung eine reichhaltige Erfahrung, voll mit inspirierenden Inhalten, eine großartige Begegnungsmöglichkeit, ganz nebenbei auch eine Reise und Auszeit vom Alltag mit leckerer Vollverpflegung. Echt empfehlenswert!

Müsste man den Inhalt der Tagung auf eine Kernaussage komprimieren, so wäre diese etwa so: Die wichtigste Aufgabe des Menschen ist, den Boden lebendig zu halten und in dieser Aufgabe die Kinder mitzunehmen. Aus dem Paradies ist der Mensch aus gutem Grund herausgekommen, die Sehnsucht nach dem Paradies begleitet sein Dasein. Sie bewegt ihn,

aufzubrechen in die Ferne, den Horizont zu erweitern, um bereichert wieder heimzukehren. Sie bewegt ihn dazu, einen Garten zu pflegen und sich so sein kleines Paradies zu schaffen. Reisen und Gartenpflege sind Anti-Thesen. Als Ausdruck von Sehnsucht haben sie aber etwas gemein. Als Gegenpol zum anstrengenden Alltag sind sie Oasen der Lebenslust und Kontemplation, des Wieder-zu-sich-Findens.

Tipp: An den vom Mitarbeiterkreis Kindergarten des Waldorfbund Österreich organisierten Tagungen können nicht nur Kindergärtnerinnen (m/w) teilnehmen, sonder alle Interessierten. Aus den sieben Lebensfeldern der Anthroposophie Religion, Landwirtschaft, Ernährung, Medizin, Eurythmie, Heilpädagogik und Kunst sollen Inspirationen kommen für die Waldorfpädagogik und die Erziehung im ersten Jahrsiebt.

Nächste Tagung ...

Welche Inspiration und welcher Impuls aus der Tagung 2022 im Garten in der Marktgemeindegasse Wurzeln schlagen können, wird sich noch zeigen. Was sich im Sozialen, in der Gemeinschaftsbildung tut durch das gemeinsame Anpacken bei der Gartenpflege und -gestaltung, ebenso. Und welche Sprossen vielleicht schon gekommen sind, welche Visionen für die Ausrichtung des Kindergartens als Ort gesunder Entwicklung, welche Ideen für die Leitbildarbeit, darf sich zu seiner Zeit offenbaren. Manchmal ist das, was man sucht, ganz in der Nähe verborgen. ¶

Kindergartenkollegium

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Was sich bei diesem weiterentwickelten Klassiker aus aneinandergereihten Kissen märchenhaft bequem anfühlt, ist das Ergebnis meisterlicher Polsterei und maximaler Konfigurierbarkeit. Ob Sofa oder Eckgruppe, freistehende Hocker oder Liegelandschaft, Stoff oder Leder, Ziernähte Ton in Ton oder farblich abgesetzt: Jalis21 ist fast zu gemütlich, um wahr zu sein.

COR interlübke Studio

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gemütlich. COR.DE/JALIS21

Wer wir sind?

von Ursula Khol-Haidenthaler und Angelika Burgsteiner

Wir sind die Elternschaft der neuen 1. Klasse und wollten uns trotz allem im ersten Jahr kennenlernen!

Unsere Alice hat alles vorbereitet und alle ins Boot geholt und ab ging es Ende April ins bekannte Jufa Neutal. Was für ein Hallo und Jubel als alle eintrafen! Die sieben Kinder der neunten Klasse (Danke an Marlen, Miriam, Hannah, Patricia, Magdalena, Philipp und Kilian) haben schwuppdiwupp die gesamte Kinderschar übernommen und mit viel Spiel und Spaß begeistert. Wir Eltern konnten uns sehr entspannt kennenlernen, plaudern und Gemeinsamkeiten entdecken. Fachlichen Input zur Herausforderung der Medienkompetenz von (uns und) unseren Kindern bekamen wir von Frau Bauer. Herzlichen Dank an dieser Stelle! So konnten wir an diesem Wochenende unterstützt durch die Methodik der konsensualen Entscheidungsfindung von Marion unsere Medienvereinbarung bereits finalisieren! Den krönenden Abschluss bildete ein Flötenkonzert unserer

Erstklässler von und mit Frau Ammering. Fulminant auf der großen Bühne des Kongressaales! Danke!

Dieses Wochenende war ein Highlight – mögen in den nächsten Jahren noch viele folgen …

Und was sagen die Erstklässler und ihre Geschwister:

Schön, dass soo viele Kinder mit waren, ich hab mich richtig wohl gefühlt vom ersten Tag an! Livia

Ich hab das Fangenspielen beim Lagerfeuer am besten gefunden. Das Perlen-Fädeln war toll! Valentin und Konstantin

Der Abend mit dem Lagerfeuer war am schönsten und die perfekte Betreuung durch die SchülerInnen der 9. Klasse, Marlene P.

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Lagerfeuer, Kegeln und unser erster Bühnenauftritt, daran erinnere ich mich am liebsten. Lenard

Ich vermisse die Jurten! Emma

Es war sehr cool und wir waren sehr lange auf! Noah und Linus

Mir haben ganz besonders das Flötenspiel und die schwarze Katze gefallen, die ich sogar hochgehoben habe. Ina

Wir haben eine Bälleschlacht gemacht und ganz viel Fußball gespielt! Philipp

Die Betreuung der Kinder war toll, es gab so viele schöne Sachen zu machen. Nefeli

Ich möchte zwei Monate da bleiben! Sophie

Nun brechen bald die zweimonatigen Ferien an und Reisen nach nah und fern. Was aber für eine Reise, die unsere Kinder vor nicht langer Zeit hier an der Waldorfschule Mauer angetreten haben! Die Reise ins zweite Jahrsiebt, das Herantasten an die Kulturtechniken, die sozialen Herausforderungen, die sie täglich meistern und an denen sie wachsen.

Für uns Eltern ist das Wissen um das pädagogische Prinzip dieser zweiten Sieben-Jahres-Periode wertvoll: Die Welt ist schön! ¶

Ursula Khol-Haidenthaler und Angelika Burgsteiner sind Mütter in der 1. Klasse.

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Angelika Burgsteiner

Zu Gast in der Breitenfurter „Dorfgemeinschaft“

Ein sonniger Tag, üppige Wiesen, freundliche Menschen und wir, eine aufgeregte 2. Klasse. Nach einer lustigen Straßenbahnfahrt – sind wir da eh richtig? – und einigen kleinen Turnübungen der jungen Buben im Bus an den Stangen gingen wir brav in Zweierreihe in Richtung Dorfgemeinschaft Breitenfurt. Dort wird gelebt, gelacht, gearbeitet – und man ist umgeben von mehr als 100.000 Bienen. Und genau in die Welt dieser beiden Gemeinschaften durften wir eintauchen.

Ein freundlicher Imker erklärte uns das wesentliche Intro. Und zwar: nicht wild herumwackeln, nicht herumspringen oder schnell „umadumlaufen“. Das war essentiell, denn als der liebe Herr eine Wabe aus dem Bienenstock zog, die er vorher gekonnt mit einer Rauchmaschine beruhigt hatte, sahen wir mehr als 10.000 Bienen herumkrabbeln. Ehrfürchtig standen wir um die Wabe herum und beobachteten das Gewusel. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Bienen auf einmal gesehen und so brave SchülerInnen, die

andächtig auf die Bienen starrten. Es flogen nur wenige aus, die meisten blieben auf ihrer Wabe und liefen umher, bis wir die Ehre hatten, selbst eine Biene auf unserer Hand laufen zu lassen. Willi wurde sie genannt, die eifrig von Hand zu Hand weiterkrabbeln durfte. Willi ist eine Drohne und sticht nicht. Willis sind relativ faul und werden von den fleißigen Bienchen an den Rand der Wabe gedrängt, da sie sonst nur im Weg wären. Denn wo gearbeitet wird, entsteht wunderbarer Honig, den wir vor Ort kosten durften.

Der liebe Imker schenkte uns ein Erlebnis, an das wir uns alle in unserem Leben immer erinnern werden können: Er hielt eine bienenlose Wabe in der Hand, frisch entnommen aus dem Bienenstock und reichte sie uns, sodass wir mit unseren Fingern in die Wabe eintauchen durften. Ich erinnere mich an den Moment der Neugierde, wie sich das wohl anfühlen mag, wenn ich vorsichtig die Wabe durchbrechen würde. Ich glitt in duftend warmen Honig hinein – es war der mildeste Honig, den ich jemals gekostet hatte. Nicht zu

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Lothar Trierenberg

süß, nicht zu intensiv, sondern fein und warm schmeckend: ein wahres Naturerlebnis für uns alle.

Süß gestärkt, durften wir uns abschließend mit frisch gebackenen Brötchen der DorfbewohnerInnen verwöhnen lassen und uns ihre Werkstätten ansehen: Feinste Musikinstrumente werden per Hand geschnitzt, gefeilt, zusammengesteckt. Schönste Kerzen werden gegossen. Eine schöne, freundliche Stimmung liegt in der Luft. Die Kinder liefen glücklich auf den Wiesen, schaukelten und probierten in der Kerzenwerkstatt aus, Kerzen selbst zusammenzubauen.

Eine liebe Dorfbewohnerin mochte die 2. Klasse so sehr, dass sie uns sogar zum Bus begleitete und zum Abschied lange winkte. Ein wunderbarer Schultag ging zu Ende, mit eindrucksvollen Erlebnissen. Vielen Dank an alle, die dies ermöglicht haben! ¶

Beate Jehlicka ist Mutter in der 2. Klasse.

Reisen in die „echte“ Theaterwelt

Die 2. Klasse besuchte im Herbst das Dschungelbuch und im Frühling den Zauberer von Oz.

Mit einem vollbesetzten Auto voller singender Mädchen machten wir uns auf den Weg in die Stadt zur Volksoper. In hibbeliger Vorfreude und mit gutem Management wurden die Kinder zu ihren Plätzen begleitet. Dann erwartete uns ein spannender Sonntagvormittag mit einem wendigen, athletischen Mogli, einer überaus amüsanten Elefantenbande, einem outstanding Affenkönig im trendigen Hip Hop-Outfit und einem drolligen Balu.

Nach diesem gelungenen Stück fuhren wir wieder mit singender Besatzung Richtung Mauer und erinnern uns gerne an diesen ersten Klassenausflug in die Volksoper. ¶

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Elisabeth Gruber ist Mutter in der 2. Klasse. Marie-Theres Rohsler

Fantastischer Zirkus Fantasticus

Die 2. Klasse lädt zum Zirkus!

von Alice Kurz-Wagner

Als der „Zirkus Fantasticus“ Anfang April den großen Festsaal in eine Manege verwandelt, ist er „ausverkauft“ bis auf den letzten Platz.

Bevor es so richtig beginnt, dürfen wir die Aufwärmsequenz miterleben: Die Kinder um Frau Trierenberg sind Eulen, die ihre Köpfchen drehen, Störche, die auf einem Bein und im Gleichgewicht stehen können, große und kleine Schnecken, die elastisch in ihre Häuser kriechen, buckelige Katzen … und Omas im Schaukelstuhl, die mit entspanntem Lächeln schaukelnd stricken. Die eigenen Bauchmuskeln seufzen beim Zusehen.

Und dann: Mit Hemd und Hut spielt die Band den ersten Tusch, die erste Fanfare. Drei Väter stark ist die Zirkuskapelle, die mit Percussion, Gitarre und Trompete den Auf-

tritten unserer kleinen ArtistInnen einen klingenden Rahmen schafft.

Ohne Pause zeigen die Kinder, was sie gelernt und geübt haben: Die Springschnüre kommen zum Einsatz, es geht nach vorne, nach rückwärts, manche springen mit überkreuzten Armen. Dann die Rolle vorwärts, eine nach der anderen, rückwärts, als Sandwichrolle, bei der sich die Kinder an den Händen halten. Alle können, manchmal mit Unterstützung, sie geben ihr Bestes und freuen sich über das Großartige, das sie schaffen. Raubkatzen bezwingen brennende Reifen. Wer genau hinsieht, kann beobachten, mit welch gefährlichem Pfauchen sie ihre DompteurInnen zwischendurch bedenken. Die SeiltänzerInnen balancieren elegant und sicher über Bänke und zeigen Kunststücke, wie sie für jede/n stimmig sind.

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Lothar Trierenberg

Die Übungen der gesamten Klasse ergänzen die Kinder einzeln oder in kleinen Gruppen durch selbst eingebrachte und -geübte Auftritte. Mit Artistik, Einrad und Stelzen entlocken sie dem Publikum bewunderndes Flüstern, die Clown- und Zauberstücke bringen uns herzlich zum Lachen. Der Gewichtheber schafft es mit anfeuernden Rufen zur Höchstleistung wie auch der starke Mann, der sich erst in Ketten wickeln lässt und diese dann vor aller Augen sprengt.

Am Ende holt man selbst uns ZuseherInnen in die Manege – erst, um nun unsererseits die kichernd darauf wartenden Kinder zum Lachen zu bringen, indem wir KEINE wie Obst aussehenden Rasseln für den gemeinsamen Abschluss in die Hand gedrückt bekommen, sondern zwar essbare, aber stumme Bananen, Avocados und Orangen. Zur Freude der

Kinder sind dafür eben uns einige seltsame Geräusche zu entlocken.

Mit einem Tanz beschließen wir dann mit unseren Kindern die Aufführung, inmitten bunter Leuchtballons. Beeindruckt, dankbar, glücklich. ¶

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Alice Kurz-Wagner ist Mutter in der 2. Klasse.

Das magische Frühlingsfest

Die Kasperltheater-Aufführung der 4. Klasse

Am Bahnsteig 100/113tel in Maugwarz herrscht großes Gedränge. Die Fahrgäste wollen den Zug nach Mauer erwischen, denn die Königin hat zum Frühlingfest ins Maurer Schlössel geladen. Unter den Reisenden sind viele Hexen, Zauberer, Feen und Gespenster. Endlich fährt der Maurer Express ein, die Passagiere steigen ein, der Schaffner pfeift, und schon beginnt die Reise durchs ganze Land. Aber das Reisen gestaltet sich heutzutage bei Weitem nicht mehr so einfach wie anno dazumal… Der Schaffner schallt „3Z-Kontrolle!“, und verlangt von den Reisenden eine Zauberblume, einen Zauberschlüssel oder einen Zauberhut. Und nicht nur das erschwert die Reise: Mitten im Zauberwald bleibt der Zug wie verhext stehen. Es werden sich die Köpfe zerbrochen, es wird gerätselt und überlegt, wie man den Maurer Express wieder in Gang setzen könnte. Ein alter Zauberer lüftet endlich das Geheimnis: Dafür braucht es etwas ganz Besonderes, die edelste und reinste Kraft eines Edelsteins, der in sich das Sonnenlicht birgt. Und das ist nichts weniger als der Schatz der Maurerlungen – der Rubin „Blinki Rubini Sirius“. Auch diese Prüfung wird bravourös und mit einem Hauch Magie gemeistert, und der Reise zum Frühlingsfest in Mauer steht nun nichts mehr im Wege. Beim Empfang der Königin im Maurer Schlössel kommt es jedoch plötzlich zu tumultartigen Szenen, die Gäste schreien durcheinander, die Königin fällt fast in Ohnmacht: Die böse Königin hat den Schatz der Maurerlungen gestohlen!

Aber was wäre ein Kasperltheater ohne unseren Kasperl, der den edlen Rubin mit viel Verhandlungsgeschick und Glitzerstaub der rechtmäßigen Besitzerin zurückgeben kann. Kasperl sei Dank!

Die Reise, auf die uns die SchülerInnen der 4. Klasse mitgenommen haben, war für alle Passagiere das reinste Vergnügen. Doch wann begann die Reise für die Kinder der 4. Klasse, und war sie immer so vergnüglich? In der 3. Klasse begannen die Kinder im Handarbeitsunterricht mit der Lehrerin Krishna Hader, an den Puppen zu arbeiten. Jedes Kind überlegte sich eine Figur, zeichnete diese auf, und dann begann das große Schneidern. Großartige Meisterstücke sind entstanden, viele verschiedene kleine Handpuppen: 1 Kasperl, 3 Hexen, 4 Gespenster, 3 Zauberer, 1 Schaffner, 2 Mädchen

1 Fee, 2 Clowns, 1 Indianer, 1 Blumenmädchen, 1 Bettlerin, 3 Polizisten, 1 Zwerg, 1 Minenarbeiter, 1 gute Königin, 1 böse Königin und 3 Prinzessinnen. Und all diese unterschiedlichsten Charaktere wollten nun ihre Reise auf der Kasperlbühne beginnen. Die Klassenlehrerin Christina Bauer meint zum weiteren Entstehungsprozess des Kasperlstücks: „Gemeinsam mit den Kindern haben wir angefangen, ein Stück zu konzipieren, und die Kinder haben ihre sehr konkreten Vorstellungen der Charaktere ihrer Puppen ausgearbeitet. Rund um diese Rollen haben wir beide dann das Kasperltheater gedichtet und immer wieder mit den Kindern der 4. Klasse abgestimmt.“ Die Köpfe glühten, es wurde gereimt und gedichtet, und vor Lachen tat allen der Bauch weh. Dann wurde auch noch ein Lied komponiert, die Bühnenbilder gemalt, der Text geübt, Requisiten angefertigt, Fingerfertigkeit trainiert. Schlussendlich konnte jedes Kind alle Rollentexte auswendig sprechen und im Krankheitsfall auch die Figur von anderen Kindern übernehmen. Ein richtiges soziales Miteinander ist entstanden, die Kinder haben aufeinander Rücksicht genommen, aufmerksam einander zugehört und zugesehen, geholfen, sind eingesprungen und haben unterstützt.

Nun endlich konnte das „Magische Frühlingsfest“ beginnen... Die Reisenden am Bahnsteig warten schon ungeduldig, dass der Maurer Express einfahren wird…

All jenen Reisenden, die dieses Jahr keinen Platz im Maurer Express bekommen haben, sei gesagt, dass das Kasperltheater nächstes Jahr wieder Halt machen wird im Maurer Schlössel. Wohin die Reise nächstes Jahr gehen wird, dass bleibt jedoch noch ein gut behütetes Geheimnis. ¶

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Barbara Budin-Schwartz ist Mutter in der 4. Klasse und „Regieassistentin“
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Marathonlauf, Hochsprung, Speerwerfen ...

Die 5. Klasse besuchte die griechische Olympiade

von

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause fand vom 26. bis 28. Mai endlich wieder die griechische Olympiade im Schlosspark Schönau an der Triesting statt. 300 WaldorfschülerInnen aus verschiedenen Ländern gemeinsam an diesem Ort, um ein großes Fest zu feiern – wie wunderbar!

Schon Wochen davor wurde fleißig mit unserem lieben Turnlehrer Herrn Kvasnicka trainiert; so waren die Kinder der 5. Klasse gut vorbereitet und sehr aufgeregt! Übernachtet wurde in einem der Klassenzimmer der Waldorfschule Schönau, gemeinsam mit der Klassenlehrerin Frau Svoboda und drei Begleitpersonen aus der Klasse.

Nach zwei Tagen des Kennenlernens und Vorbereitens war es am Samstag endlich soweit, und um 8 Uhr begann die feierliche Eröffnungszeremonie der Olympiade. Viele ZuschauerInnen waren gekommen, und es lag eine aufge-

regte, magische Stille in der Luft. Der Ablauf der Spiele wurde erklärt, und nach dem gemeinsamen Eröffnungslied („Agios“), dem Aufwärmen (Bothmerübung), dem Sprechen des olympischen Eides und dem Entzünden des olympischen Feuers starteten die Kinder in ihren Chitonen (hemdartige, genähte Kleidung) in einen Tag voller Bewerbe.

Burschen und Mädchen fanden sich in Kleingruppen (Poleis) wieder und wurden von jeweils einem Polisleiter bzw. einer Polisleiterin betreut. Es wurde gezeigt, was man als Gemeinschaft vollbringen kann, obgleich jedes Kind auch sehr gut zeigen konnte, welche individuellen Talente in ihm schlummern.

Marathonlauf, Hochsprung, Speerwerfen, Ringen... Es gab viele Disziplinen, die voller Freude und Ehrgeiz durchge-

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Susanne Kaurek

führt wurden. Am frühen Nachmittag sammelten sich dann alle Poleis wieder zusammen, das Feuer wurde gelöscht, und die Siegerehrung fand gemeinsam im Schulhof statt. Jedes Kind wurde zum Sieger erklärt und bekam eine Medaille. Eine anschließende Mahlzeit stärkte die jungen SportlerInnen, bevor es dann für alle wieder nach Hause ging.

Es war eine wundervolle Zeit mit vielen schönen Begegnungen für Groß und Klein. Das positive Erleben in einer Gemeinschaft erzeugt so eine heilsame und stärkende Energie! So sind wir alle „betrunken vor Glück“ wieder zu Hause angekommen und behalten diese Olympiade einfach in bester Erinnerung! ¶

Marie-Louise Kiffe ist Schülermutter in der 5. Klasse und Jakob Kiffe (Faksimile).

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Länderreferate der 6. Klasse

In der 5. Klasse war Österreich im Brennpunkt, in der 6. Klasse wird nunmehr Europa hinsichtlich seiner Topographie und seines Klimas genauer betrachtet.

Um den Blick in die Welt zu schärfen, um von der Innenwelt, die in diesem Alter sehr stark wahrgenommen wird, in die Außenwelt zu schauen, um sich positionieren zu lernen, ist es Aufgabe der SchülerInnen in diesem Schuljahr, Länderreferate zu halten.

Im Anschluß an das Referat wird ein Blatt mit den wichtigsten Informationen über das betreffende Land an alle SchülerInnen ausgeteilt – hier einige Beispiele dafür. ¶

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Christine Rumetshofer ist Klassenlehrerin der 6. Klasse.

Stimm(ung)en aus der 7. Klasse

In den Beiträgen der SchülerInnen der 7. Klasse wird deutlich, dass das vergangene Schuljahr für sie mit einigen Turbulenzen begann, die einen Lehrerinnenwechsel mit Jahresende zur Folge hatten.

Langsam und stetig konnte ihre neue Tutorin Welmoed Kollewijn das Vertrauen zur Klasse aufbauen, sodass jetzt, kurz vor den Sommerferien, Eltern wie SchülerInnen positiv und optimistisch auf die 8. Klasse schauen.

Raphael Eichberger:

Zum Fasching hatten wir das Thema „Berühmte Persönlichkeiten“. Wir hatten ein Podest, auf dem man sich vorstellen konnte, und es gab viel zu essen und zu trinken. Wir haben auch sehr viele Spiele gespielt und hatten es sehr lustig.

Johannes David:

Die siebte Klasse begann turbulent. Es gab viele Auseinandersetzungen mit den LehrerInnen. Mit der Zeit und dem Abgang von Fr. Kennedy wurde es wieder ruhiger. Im März war Skiwoche. Dort wuchs die Klasse zusammen, und es entstanden neue Freundschaften. In den letzten Schulmonaten bildeten sich Freundschaften und der Sozialstatus weiter. Die Klasse wuchs noch enger zusammen.

Raphael Schleining:

Das Jahr begann mit einer Art Kochepoche. Wir mussten eine Woche in der Küche arbeiten. Es war sehr anstrengend. Nach den Weihnachtsferien verließ uns Frau Kennedy. Ab dem 14. März fuhren wir mit der Klasse auf Skiwoche. Dort lernten wir Snowboarden. Die Woche war sehr cool. Ich fand es schade, dass wir nur eine Woche weg waren.

Yasmin Dziadek und Laura Baminger:

Wir kamen in die siebte Klasse, und unsere erste Epoche war Biologie. In dieser Epoche ist der Koch zu uns gekommen und hat uns gefragt, ob immer zwei Kinder in der Woche kommen können, um in der Küche mitzuhelfen.

Johanna Eiszner:

Im März sind wir auf Skiwoche gefahren. Wir waren ca. zu dreißigst in einem Haus, und es war sehr anstrengend, aber auch lustig. Es waren jeweils vier oder fünf Kinder in einem Zimmer, und deswegen war es sehr unordentlich. Es war auch immer sehr laut, weil alle durchs Haus schrien. Ein paar Meter von dem Haus entfernt war ein langer Schlepplift, mit dem wir jeden Tag auf einen großen Hügel fuhren. Es gab drei verschiedene Gruppen, und zwar die Skiprofis, die Snowboardprofis und die Snowboard-Anfänger.

Ilvy Steinbach:

Am Anfang des Jahres war die Stimmung sehr angespannt. Das zog sich über mehrere Monate. Nach einiger Zeit kam dann der KBK (Konfliktbearbeitungskreis) in die Klasse, um, wie der Name schon sagt, die Konflikte zu bearbeiten. Dieser Besuch hatte, denke ich, nicht ganz die Funktion, die sich die meisten von uns erhofft hatten. Nach einer weiteren Zeitspanne, das war, glaub’ ich, etwa Oktober/November, hatten wir eine Übergangsphase ohne Lehrer (Klassenlehrerin; Anm. d. Red.), in der dann auch beschlossen wurde, dass wir Welmoed Kollewijn als Tutorin bekommen sollten. Die Stimmung ist seit dem radikal verbessert, und dafür bin ich – und ich denke, auch der Rest der Klasse – sehr, sehr dankbar.

Mara Mortensen:

Die ersten paar Monate waren sehr anstrengend, doch nach dem Lehrerinnenwechsel wurde alles etwas einfacher. Die meisten Epochen wurden von Fr. Giannelos übernommen. Sie machte einen sehr guten Unterricht und schaffte es, für mich schwierig erscheinende Fächer so umzusetzen, dass es nun endlich Sinn ergibt.

Luca Armenat:

Die Frau Giannelos hat den Großteil der Epochen übernommen. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, wo alle nur noch auf die Sommerferien warten. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Jahr. ¶

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Sportwoche mit der 9. Klasse

Die 9. Klasse war von 9. bis 13. Mai auf Sportwoche.

Gemeinsam mit Frau Chebova und Herrn Saurer traten die SchülerInnen mit dem Bus die Reise nach Kärnten an den Faaker See an, wo man im netten „Forellenhof“ untergebracht wurde.

Die Anlage des Forellenhofs bot viele verschiedene Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten an. Eine große Wiese, ein Beachvolleyballplatz und ein Tischtennistisch sind nur wenige Beispiele hierfür. Ein eigener Badeteich half bei der Abkühlung nach den Aktivitäten. Gemeinsam und manchmal auch in Gruppen getrennt, unternahmen die Jugendlichen Aktivitäten wie Rafting, Klettern im Kletterpark, eine Fahrradtour, Wandern, Stand-Up-Paddling, Kajakfahren und Beachvolleyball. Ein großes Glück war das durchgehend schöne Wetter. Die Klasse konnte sich dadurch an verschiedenen Abenden am Lagerfeuer und am Grillabend austauschen. Nach einer schönen und gelungenen Sportwoche traten alle – bis auf ein paar Sonnenbrände unbeschadet –die Heimreise an.

In Erinnerung sind geblieben die gemeinsam verbrachten Abende nach dem Abendessen oder beim Feuer, Vertrauensgespräche und Spaß am Wasser. Die gemeinsamen Aktivitäten haben die Klasse auf mehreren Ebenen vereint und das Gefühl gegeben, einander zu vertrauen und aufeinander zu zählen. Das Gefühl der gegenseitigen Unterstützung haben wir als Tutoren besonders stark erlebt. Ich habe zum Beispiel eine großartige Unterstützung beim Fahrradfahren von unseren SchülerInnen bekommen. Man muss dazu sagen, dass ich es erst in der Sportwoche gelernt habe und die 10 km Fahrt um den See mit Hilfe von den SchülerInnen überlebt habe �� Man konnte jede einzelne Schülerin, jeden einzelnen Schüler von einer anderen Seite wahrnehmen, und ich war begeistert von so viel Hilfsbereitschaft, Fürsorge und Verständnis.

Die Zeit während der Sportwoche ist erstaunlich schnell vergangen und hat uns allen etwas Wertvolles für die kommende Zeit in der Oberstufe hinterlassen: das Gefühl, dass wir mehr sind als nur die 9. Klasse. Wir sind eine Gemeinschaft, die einander sehr schätzt und einander Verständnis und Unterstützung schenkt. Vielen lieben Dank dafür! ¶

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Manuel Saurer ist Tutor der 9. Klasse. Ekaterina Chebova ist Tutorin der 9. Klasse. Flora Lernpeiss von Manuel Saurer und Ekaterina Chebova

Wir haben auf der Sportwoche viele spannende und schöne Sachen gemacht, aber am schönsten fand ich glaub ich die Nachmittage und Abende, an denen wir zusammengesessen sind, geredet haben, oder Volleyball gespielt haben und geschwommen sind.

Die Aktivitäten waren alle echt toll, auch wenn es manchmal richtig anstrengend war. Von den Ausflügen hat mir glaub ich das Rafting am besten gefallen.

Die Sportwoche hat mir sehr gut gefallen. Wir hatten viel Spaß beim Stand-up-Paddeln am Teich vor unserer wunderschönen Unterkunft. Auch das Raften hat mir hervorragend gefallen, und die Radtouren waren fantastisch.. Emilia

Die Sportwoche war sehr ereignisreich, z. B. das Raften hat sehr viel Spaß gemacht. Auch die Busfahrten waren sehr lustig. Das Volleyballspielen am Volleyballplatz, der direkt am Grundstück war, war sehr cool.. Emil

Die Sportwoche war sehr lustig und es hat Spaß gemacht. Von den Aktivitäten hat mir Stand-up-Paddeln und Volleyball spielen am meisten Spaß gemacht, und ins kühle Wasser zu springen war auch sehr erfrischend. Das Zimmer war sehr

geräumig und es sind keine Viecher reingekommen. Obwohl das Essen nicht immer warm und lecker war und es manchmal anstrengend war, war es eine sehr amüsante Reise.

Es war sehr lustig. Wir hatten unglaublich viel Spaß. Wir wussten nicht, dass 10 min Wandern 10km sein können:) Es war eine sehr erlebnisreiche Woche. Magdalena Khol

Die Sportwoche war sehr ereignisreich. Wir hatten schöne Zimmer und ein Volleyballnetz direkt am Grundstück. Einige der lustigen Erlebnisse waren zum Beispiel Raften, Stand-upPaddeln und eine Fahrradtour. Auch die Busfahrten haben sehr viel Spaß gemacht. Arthur

Ich habe die Sportwoche sehr gut gefunden. Wir hatten Spaß, es gab coole Aktivitäten wie Raften und Stand-up-Paddeln oder Klettern. Mir hat am besten Volleyballspielen gefallen. Wir haben als Klasse viel zusammen unternommen und die Abende gemeinsam verbracht. Das Hotel und das ganze Gelände “Forellenhof” waren sehr schön und nett gestaltet.

MoMent Sommer 2022 _ 39
Manuel Saurer

Wir wünschen Ihnen

einen schönen und erholsamen Sommer und stellen Ihnen ein paar Produkte für Ihre Haus- und Reiseapotheke vor:

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Warum Yoga?

Es gibt auch innere Reisen, die wir jederzeit unternehmen können. Dazu brauchen wir nichts außer uns selbst und die Bereitschaft, eine (ent)spannende Yoga-Reise anzutreten...

Es ist wieder so weit! Wer im Mai durch den Park schlendert, kann vielleicht beobachten, wie ich mit einer Oberstufenklasse Ashtanga Yoga praktiziere. Das wirft Fragen auf. Warum Yoga im Eurythmieunterricht? Hat die Bewegungskunst nicht genug Möglichkeiten, die Jugendlichen in Fahrt zu bringen? Natürlich hat sie das. Und dann auch wieder nicht.

Eurythmie-HistorikerInnen weisen darauf hin, dass unsere Konstitution zu Beginn des 20. Jahrhunderts gänzlich anders war als heute. Stundenlanges Sitzen, Smartphones und Arbeit am PC waren nicht einmal vorstellbar. Was in der Pionierphase der Eurythmie noch mit differenziertem Ganzkörpereinsatz bewerkstelligt wurde, kann heute meist per Knopfdruck erledigt werden.

Wenn es jedoch gelingen soll, eine bewegte soziale Plastik im Sinne von Joseph Beuys in den Raum zu zaubern – und das machen wir in der Eurythmie unentwegt – ist eine der Voraussetzungen, dass unsere Körper durchlässig und geschmeidig sind, um bewusst ergriffen werden zu können.

Hier kann Yoga wunderbar helfen. Stretching, Koordination, Gleichgewicht, Erdung, Zentrierung, Ausdauer und Muskelspannung werden durch die differenzierten und auch anstrengenden Körperhaltungen (Asanas) geübt und aufgebaut. Danach fällt es leichter, Dur und Moll zu bewegen, mit Flieh- und Schwerkraft zu spielen, das Dreiteilige Schreiten neu zu greifen oder die Feinheiten eines Gedichtes von Rose Ausländer gemeinsam zum Ausdruck zu bringen.

Und: Es bereitet mir immer wieder großes Vergnügen, die Jugendlichen ächzend, schwitzend und um Gleichgewicht ringend zu erleben, wenn sie ihre körperliche KomfortZone verlassen. Das würde ich ihnen allerdings niemals verraten. ¶

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Maria Stern ist Lehrerin in der Oberstufe.

Aloha

Ich denke, jede 11. Klasse freut sich besonders auf den Moment, wenn es zum Singabend kommt. Die Vorbereitungen starteten schon im Herbst; es gab viel zu planen. Unsere Klasse ist zum Glück sehr musikalisch. Ich selbst mache privat sehr viel Musik, spiele einige Instrumente und singe sehr gern. Das alles gemeinsam mit meiner Klasse zu erleben, war ganz besonders. Wir wählten Musikstücke aus, probten, stellten eine tolle Band zusammen und immer halfen alle – naja fast alle – mit! Vieles war zu organisieren und wir probten das ganze Schuljahr. Ich sage nur #freitags, nachmittags

Am 20. und 21.5.2022 wurden wir mit großem Applaus für unsere Probenarbeit und wohl auch für das Bühnenbild belohnt. Alle haben wirklich ihr Bestes gegeben und sehr schön gesungen; manche Lieder haben mich besonders berührt. Die Band begleitete alle Acts wirklich gut. Der Chor der Burschen war wieder ziemlich lustig; wir hatten großen Spaß. Die Mädchen zeigten sogar eine Tanzeinlage.

Und da waren natürlich auch noch andere Arbeiten: Wir brauchten z. B. ein Programm und ein Plakat. Es ging alles ziemlich ohne Hektik und Stress. Nur am ersten Abend

waren wir dann doch nervös ... auf der Bühne, beim Singen und an den Instrumenten. Wir hatten – mit Herrn Albrecht und Herrn Schallmayer sowie mit Frau Theiss-Eröd – gut geprobt und konnten gut performen. Und falls es Fehler oder Patzer gab, bleibt das unter uns.

Ich hoffe, das Publikum hatte genauso Freude an den Abenden wie wir. Wir werden uns gerne daran erinnern: When we were young! ¶

Dieses Projekt startete mit einer unmotivierten und initiativlosen Klasse. Müde Gesichter schauten in die Runde früh am Morgen. Es brauchte jedes Mal eine große Portion Überwindung, sich vor die Klasse zu stellen und sich zu zeigen: Plötzlich steht man da, vor all seinen MitschülerInnen, und muss seine Gefühle zeigen. Das fiel den meisten sehr schwer, doch wir wurden nach und nach immer lockerer. Wir machten uns Komplimente und schätzen jeden in seiner Individualität. Das ganze Zusammenarbeiten brachte uns als Klasse auf eine neue Ebene. Und ich finde es toll, dass ein paar motiviert sind, weiterhin Musik zu machen. Das ist auf jeden Fall eine Bestätigung für das Projekt, aber auch für alle, die uns dabei geholfen und motiviert haben. Vielen Dank. ¶

42 _ MoMent Sommer 2022
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Simon Shi ist Schüler der 11. Klasse Matilda Trattner ist Schülerin der 11. Klasse von Simon Shi und Matilda Trattner Karl Hruza, Seweryn Habdank-Wojewódzki und Lothar Trierenberg

Weitere Fotos auf: www.waldorf-mauer.at/eindrücke

MoMent Sommer 2022 _ 43

Auszeichnung für die 11. Klasse

Anlässlich der Auszeichnung des Projektes „Grenzen und Freiheit“ hier ein Ausschnitt aus der Einreichung zum Projekt Europa.

Das Wunder wartet

Wir warten auf Wunder

Sprechen uns frei von Schuld

Sprechen die anderen schuldig

Wir lassen uns treiben vom Wind

Er lässt uns fallen

Das Wunder wartet auf uns Rose Ausländer

Grenzen und Freiheit

In Darstellender Kunst/Eurythmie, Ethik und Deutsch hat sich die 11. Klasse der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Ursula Kaufmann (Deutsch), Welmoed Kollewijn (Darstellende Kunst/Eurythmie) und Julia Lingl (Ethik), fächerübergreifend mit Grenzen und Freiheit, Menschenrechten, Gleichberechtigung, gesellschaftlichem Druck, der Stille und dem Chaos befasst.

Gedichte und kürzere Texte zu den genannten Themen, welche die Schülerinnen und Schüler selbst wählten, waren ein Ausgangspunkt. In Reaktion auf diese Texte entstanden vier Choreografien. Ein Sprachchor ermöglichte fließende Übergänge zwischen den einzelnen Stücken, die sich mosaikartig ineinander fügten.

Menschenrechte

Wir haben uns in unserem Projekt für das Thema Menschenrechte entschieden. Dieses Thema gewann auf Grund der

aktuellen Situation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine noch mehr Aktualität und Präsenz. Wir wollten daran erinnern, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist. Wir haben das Seil als Symbol für Grenzen und Gefesseltsein gewählt.

In unserer Choreografie haben wir unsere Interpretation zu den Artikeln 3, 6 und 9 der allgemeinen Menschenrechte versucht, künstlerisch darzustellen.

Artikel 3 / Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit (der Person).

Artikel 6 / Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden.

Artikel 9 / Niemand darf willkürlich festgenommen, in Haft gehalten oder des Landes verwiesen werden.

Das Seil symbolisiert alles, was Menschen einschränkt, und durch Zug, gegenläufige Bewegungen und das Einschlingen in das Seil sollten die Bemühungen um die persönliche Freiheit dargestellt werden. Nach der Erarbeitung der Choreografie haben wir passend zum Stück Musik (Kanye West - No child left behind, instrumental) ausgewählt und den Text eingesprochen. Ein Mitschüler legte in einem Tonstudio die Audioaufnahme und die Musikspur übereinander.

Wir haben das Tempo der Choreografie an die Audiogeschwindigkeit angepasst und letzte Feinheiten an dem Stück vorgenommen, dann waren wir bereit, es aufzuführen.

Theo Berke, Niklas Gromes, Emilio Schallmayr, Marcel Tombe

44 _ MoMent Sommer 2022

Sprachchor 1

Freiheit ist nichts, was Du besitzt. Freiheit ist etwas, was Du tust.

Sprachchor 2

Eine Frau trifft eigene Entscheidungen für ihr Leben.

Eine Frau bekommt Kinder.

Eine Frau macht Karriere.

Eine Frau kümmert sich um die Kinder.

Eine Frau achtet auf ihr Aussehen.

Ein Mann bringt Geld nach Hause.

Ein Mann kann kochen.

Ein Mann kümmert sich um die Kinder.

Ein Mann zeigt Gefühle.

Ein Mann weint nicht.

Sprachchor 3

Man muss, man soll!

Das gehört sich so!

Man muss, man soll!

Das gehört sich so!

Stopp! Warum?

Sprachchor

Es war schon immer so!

Ich will es anders machen!

Nein, das gehört sich nicht!

Du musst, du sollst!

Das gehört sich so!

Du musst, du sollst!

Das gehört sich so!

Es war schon immer so!

Ich will es anders machen!

Nein, das gehört sich nicht!

Ihr müsst, ihr sollt!

Das gehört sich so!

Ihr müsst, ihr sollt!

Das gehört sich so!

Stop! Warum?

Wir haben uns in der Ethikstunde mit dem Thema "Freiheit, Grenzen und Chaos" beschäftigt und dazu Texte verfasst. Anschließend haben wir die prägnantesten und aussagekräftigsten Sätze ausgewählt, aus denen Frau Kollewijn dann Textcollagen gemacht hat. Mit diesen haben wir in Deutsch weitergearbeitet. Wir SchülerInnen waren jedoch sehr unzufrieden mit dem Material und wollten das Ganze neu aufgreifen. Daraufhin haben wir im ersten Schritt vier Themen, die sich aus den Texten herauskristallisiert haben, gewählt.

1. „Grenzen und Freiheit“

2. „Gleichberechtigung“

3. „Gesellschaftlicher Druck“

4. „Chaos“

Diese Themen nun sprachlich zu verdichten, sodass sie chortauglich sind, war der nächste große Arbeitsschritt. Wir haben in Gruppen daran gearbeitet und unsere Ideen der restlichen Klasse vorgeführt und zusammen überlegt, wie wir diese bühnentauglich machen können. Anschließend haben wir unsere Sprachchöre mehrmals geübt, die Übergänge optimiert, bis unser Stück aufführungsreif war.

Gesamte 11. Klasse

MoMent Sommer 2022 _ 45

Lysistrate

Theaterabschluss der 12. Klasse

Den dringenden Wunsch nach einer Komödie, erfüllte sich die 12. Klasse mit diesem antiken Stück von Aristophanes. Als ZuseherIn beeindruckten die akrobatischen Einlagen, das Zusammenspiel aller Beteiligten und die Kraft und Freude, mit denen dieses Stück auf die erweiterte Bühne gebracht wurde – und insgeheim wünschte so mancher sich sicher: „Wäre es doch so ‚einfach‘, Krieg zu vermeiden, wie in diesem Stück dargestellt!“

Nadja Berke

Musikwoche in Obersiebenbrunn

Dieses Jahr findet die Musikwoche in Obersiebenbrunn statt. Die Musikwoche beginnt am Samstag, den 9. Juli und endet am 16. Juli.

Es gibt das kleine und das große Orchester sowie Kammermusik. Der bunte Abend ist am Freitag. Am letzten Tag spielt man alles, was man gelernt hat, den Eltern vor.

Es sind je vier Kinder in einem Zimmer. Wir freuen uns schon darauf, mit unseren Freundinnen zu musizieren, schwimmen zu gehen und eine schöne Zeit miteinander zu verbringen.

Dieses Jahr findet die Musikwoche in Obersiebenbrunn statt. Die Musikwoche beginnt am Samstag, den 9.7 und dauert eine Woche lang. Es gibt das kleine und das große Orchester. Außerdem gibt es die Kammermusik, wo nur vier Kinder Musik spielen. Vier Kinder werden in einem Zimmer schlafen. Die Zimmer haben entweder Hochbetten oder Betten die neben einander sind. Es gibt auch einen so genannten Putztag. Da putzen wir unsere Zimmer. Man kann den 1. Platz , den 2. Platz oder den 3. Platz gewinnen. Wenn jemand Geburtstag hat, machen wir etwas Lustiges. Man wird uns um 7 Uhr aufwecken mit verschiedenen Instrumenten. Dann machen wir uns fertig. Gehen Frühstücken. Da gibt es Brötchen oder Müsli. Am Abend werden wir dann 1 Stunde singen. Um 20 Uhr machen wir uns fertig und ab 22 Uhr ist Schlafenszeit. Wer nicht schlafen will, kann ruhig noch etwas lesen. Ich freu mich auf die MUSIKWOCHE.

Aurora und Martha, 4. Klasse Deya, 4. Klasse
48 Waldi e im So mm e r 202 2
Ilvy, 7. Klasse

Unsere 6.-Klasswoche

Wir wurden von Renate und Martin am Bahnhof in DEUTSCH-KALTENBRUNN herzlich empfangen. Martin hat uns zu Fuß zum Hof begleitet, wo Renate schon mit einem Mittagessen auf uns gewartet hat. Nach dem Essen haben wir dann unsere Zelte aufgebaut, und am Nachmittag durften wir machen, was wir wollten. Am Abend haben wir immer ein Lagerfeuer gemacht.

Die erste Nacht war die kälteste Nacht der Woche. Um 21.30 Uhr mussten wir in den Zelten sein, und um 22 Uhr war Nachtruhe.

Wir haben jeden Tag am Abend ein Lagerfeuer gemacht, und am Mittwoch haben wir eine NACHTWANDERUNG unternommen. Eine Tagwanderung durfte natürlich auch nicht fehlen, die wir dann am DIENSTAG mit den Eseln unternommen haben. An den heißesten Tagen haben wir eine WASSERRUTSCHE aufgebaut und sehr viel Zeit mit Rutschen verbracht und natürlich auch sehr viel gelacht. Am Abreisetag sind wir wieder zwei Stunden zum Bahnhof gegangen. Unser Gepäck wurde von zwei Elternautos nach WIEN-MEIDLING gebracht. Danke für die schöne Zeit und auch danke an FRAU RUMETSHOFER und auch an HERRN SAURER.

Auf unserer 6. Klass-Projektwoche in der "Lernmanufaktur" in Deutsch Kaltenbrunn hatten wir viele aufregende sportliche Aktivitäten, z.B. VolleyballSpielen, ein Tischfußball-Turnier, eine ausgiebige Wanderung oder Rutschen auf einer langen Plane. Neben dem Sport konnten wir Esel reiten, Traktor fahren und am Lagerfeuer Steckerlbrot grillen und viele lustige Geschichten erzählen. Besonders viel Spaß hatten wir, unserem Turnlehrer Herr Saurer Zöpfe zu flechten – vielen Dank für seine Geduld.

Rosa, 6. Klasse
Rosa Träxler
Waldi e im So mm e r 202 2 _ 49
Rosa Schmid
50 Waldi e im So mm e r 202 2
Julius, 4. Klasse

Länderquiz

China

von Philomena und Magdalena, 5. Klasse

Österreich

Wie viele Bundesländer hat Österreich?

a. 10

b. 9

c. 12

England

Wie alt ist die Queen?

a. 92

b. 96

c. 94

Afrika

Wie groß ist Afrika?

a. 30,2 Millionen km2

b. 20,5 Millionen km2

c. 40,8 Millionen km2

Griechenland

Wie viele Ringe hat

das olympische Zeichen?

a. 8

b. 6

c. 5

Welches Tier ist in China bekannt?

a. Stumpfnasenaffen

b. Wolf

c. Kuh Frankreich

Wofür steht der Eiffelturm?

a. für den Frieden

b. für die Liebe

c. für das Glück

Indien

Warum haben Inder einen roten Punkt auf der Stirn?

a. weil sie es schön finden

b. als Friedenszeichen

c. Zeichen dafür, dass man verheiratet ist

Australien

Welches Tier ist in Australien bekannt?

a. Leopard

b. Frettchen

c. Känguru

Italien

Welches Essen ist in Italien bekannt?

a. Schnitzel

b. Pizza

c. Pommes

? Waldi e im So mm e r 202 2 51
52 Waldi e im So mm e r 202 2

Wie schädlich ist Reisen für die Um w elt?

Wir alle verreisen gerne. Auf Urlaub, Freunde- und Familienbesuche oder auf eine Geschäftsreise. Doch wie schädlich ist Reisen eigentlich für die Umwelt?

Wenn man verreist, kommt es natürlich drauf an, wie wir verreisen!

Am klimaschädlichsten ist das Flugzeug. Durch den kommerziellen Flugverkehr wurden allein im vergangenen Jahr 918 Millionen Tonnen CO2 erzeugt!

Das ist viel zu viel und verstärkt den Klimawandel. Das Kreuzfahrtschiff ist auch nicht gerade gut für die Umwelt. Es stößt pro Tag so viel CO2 aus wie 84.000 Autos! Das Auto ist ebenfalls ein Klimasünder und schädlich für das Klima. Bei einem Auto ist es so: Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2. Jetzt überlegt einmal, wie viele Autos pro Tag fahren … Tja – eine schöne Verschmutzung!

Wenn du dich umweltschützend verhalten willst, bist du nur auf den Schienen richtig. Der Zug stößt auf langer Strecke pro Person und Kilometer nur

32 Gramm Treibhausgase aus. Im Auto sind es 147 Gramm, das ist fünfmal so viel. Bei einem Inlandflug siebenmal so viel!

Man sollte in jedem Fall versuchen, nur einmal im Jahr zu fliegen – sprich Hin- und Rückflug. Weniger Fernreisen und mehr Reiseziele, die sich mit der Bahn erreichen lassen, schützen unser Klima. Für einen schönen Urlaub muss man nicht weit wegfliegen!

Die Corona-Zeit hatte für die Umwelt auch einen Vorteil: die Umweltverschmutzung ist gesunken, denn man durfte eine Weile nicht fliegen oder mit dem Auto verreisen. Die Menschen waren kaum draußen und warfen ihren Müll nicht auf die Straße. Doch leider ist es nun wieder schlimmer! Bitte versucht, wenig und wenn, klimafreundlich zu verreisen.

Geschrieben von Lilly aus der 6. Klasse

Das Fahrrad, der Roller und deine Füße sind natürlich am besten für die Umwelt. Aber ich habe noch nie davon gehört, dass man zu Fuß nach Australien kann.

Doch auch wenn das nicht möglich ist, gibt es viele praktische Wege, wie du CO2 sparen kannst. Will man zum Beispiel nach Venedig reisen, braucht man dafür nicht ins Flugzeug zu steigen, der Nachtzug tut es auch. Wer seine Großeltern in Tirol besuchen will, braucht dafür nur in den Zug zu steigen. Außerdem sind lange Autofahrten für uns Kinder langweilig.

Mika, 7. Klasse
Waldi e im So mm e r 202 2 53

Manche Dinge kommen trotz langer Vorbereitung am Ende sehr plötzlich, fast unerwartet, und scheinen dann sogar etwas überstürzt ¬– so ergeht es uns nun auch mit unserem Neubau, dessen Planung im Jahr 2013 begann. Natürlich wussten wir, wann welche Schritte möglich wären und kommen würden, obwohl manche Unsicherheiten die Vorfreude und die Kommunikation darüber auf Sparflamme hielten.

Doch jetzt ist es endlich soweit, im September starten die Bauarbeiten!

Seit dem Planungsbeginn 2013 verging genug Zeit, und auch der Zeitpunkt eines harmonischen und zeitgerechten Baubeginns liegt nun schon vier Jahre zurück. Im Oktober 2017 hatten wir einen positiven Baubescheid und die Unterstützung der Stadt Wien, des Bezirkes und aller erforderlichen Behörden und Ausschüsse. Die Schulgemeinschaft war in den Monaten davor in den Entstehungsprozess eingebunden, viele Entscheidungen wurden gemeinsam erarbeitet oder in Befragungen abgestimmt, das Projekt war im Fluss, und alle fanden es großartig – bis auf einige Nachbarn … Durch den Einspruch einiger Anrainer wurde der Fluss träger, und nach mehreren rechtlichen Instanzen kam er letztendlich durch das Oberste Verwaltungsgericht komplett zum Erliegen: Der Baubescheid wurde aufgehoben. Der Grund: Wir mussten die Baufluchtlinie in Richtung des Schulgartens überschreiten, um die Turnhalle in der erforderlichen Normgröße bauen zu können. Die Ausnahmegenehmigung dafür, die von den Baubehörden gutgeheißen worden war, hielt nicht. Das war im Jahr 2020, zweieinhalb Jahre nach der ursprünglichen Genehmigung.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir die freudige Erwartung des baldigen Baubeginns aufrechterhalten können. Nach

dem negativen Urteil war der Spannungsbogen jedoch gebrochen – ganz abgesehen davon, dass zu dieser Zeit alle mit Homeschooling, Testen etc. beschäftigt waren.

Im Hintergrund ging es aber weiter. Das Kernteam der BauVerantwortlichen war überzeugt, dass es einen Weg geben müsse, dieses Projekt zu realisieren. Einerseits wurde dafür die Planung hinterfragt: Gäbe es Möglichkeiten, den Bedarf anders umzusetzen; wäre es sinnvoll alles zu verkleinern?

Hier fanden wir mit den Architekten keine geeignete Lösung. Der zweite Weg: Ein Antrag auf einen neuen Flächenwidmungsplan, der uns den geplanten Bau ohne Überschreitung und Ausnahmen ermöglichen würde. Grundsätzlich ein sehr langwieriges Verfahren, aber hier hatten wir Glück, und es ging gleich positiv voran, da die Stadt Wien zu diesem Zeitpunkt in der Gegend eine Neuordnung plante und „113“ in diese Umwidmung einbezog. Das ging zwar schnell, aber bis so ein neuer Plan durch alle Gremien der Stadt bis hin zum Gemeinderat abgearbeitet und genehmigt war, vergingen trotzdem Jahre.

Im Februar dieses Jahres kam dann die letzte Bestätigung durch den Gemeinderat – ein Meilenstein!!

Nun ging die Arbeit plötzlich wieder los – vor allem bei unseren Architekten. Das Büro Dietrich/Untertrifaller konnte rasch starten, um die erforderlichen Auflagen einzuarbeiten und auch unsere geänderten Wünsche umzusetzen (siehe dazu den Artikel im MoMent Frühling 2022).

Nach vielen Durchgängen zwischen Schule, Architekten, Baumeister/Zimmermann und Behörden ist es uns gelungen, die neue Einreichung im Juli einzubringen. Der große Vorteil daran: Wir haben durch die neue Flächenwidmung ein vereinfachtes Bauverfahren erreichen können. Das bedeutet, es braucht keinen langen Prozess mit Bauverhandlung und

54 _ MoMent Sommer 2022
Mit Vorfreude auf unsere Baustelle, Lothar Trierenberg und Engelbert Sperl für den Vorstand

neuerlicher Genehmigung. Jetzt wird unser neues Schulhaus zu hundert Prozent im Rahmen der erlaubten Möglichkeiten entstehen.

Es ist also soweit: Im September kann endlich mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Vorbereitungen dafür wurden in den letzten Schultagen getroffen. Jetzt in den Ferien werden Klassen übersiedelt, Räume für den Übergang adaptiert, der Stundenplan auf die geänderte – etwas knappe – Raumsituation angepasst und vieles mehr. Im September wird es noch einen großen „Räumungsverkauf“ geben, damit auch nichts, was noch für jemanden brauchbar sein könnte, aus dem alten Haus verloren geht. Dann startet der Abbruch –voraussichtlich Mitte September.

Wir haben großes Glück, dass unsere Baufirma Handler Bau mit den Gewerken Baumeister, Holzbau und Dachdecker, die wir schon 2017 als Generalunternehmer ausgewählt hatten, jetzt Zeit und Kapazitäten hat, so rasch zu starten.

Aktuell werden gemeinsam mit den Architekten Dietrich/ Untertrifaller und Andi Breuss die Ausführungspläne optimiert, um die in der Zwischenzeit gestiegenen Baukosten etwas abzufedern und die Bauzeit möglichst kurz zu halten –ein spannender Prozess, bei dem wir als interessierte Zaungäste teilhaben dürfen und dabei sehr dankbar für die umsichtige Arbeit der Profis sind.

Geplant ist die Fertigstellung für Ende 2023. Wir müssen uns also auf etwas mehr als ein Schuljahr auf engerem Raum einstellen, der das Zusammenwachsen der Schulgemeinschaft in Anbetracht des entstehenden Neuen stärken wird.

Zugleich bemühen wir uns, die Schulgemeinschaft auf dem Laufenden zu halten, Fragen zu beantworten und Anregungen in die Arbeit bestmöglich einzubinden. ¶

Wann kommt der 5. Maurer Waldorf-Lauf?

Laufen oder gehen, das war hier die Frage – aber dieses Jahr machen wir die Antwort leicht: einfach stehenbleiben und weitersuchen … Nein, nicht stehenbleiben – es muss weitergehen!! Und bitte bewegt Euch und bleibt trotzdem fit und motiviert: Der nächste Waldorflauf kommt bestimmt – nur leider nicht wie geplant am 11. September 2022!

Holger und Monika Kossdorff haben nach vielen Jahren der Vorbereitung und Durchführung dieser schönen Schulveranstaltung ihr Amt nun endgültig abgegeben – nur leider hat sich bis jetzt niemand gefunden, die oder der diese schöne Aufgabe übernehmen will.Daher: verschoben, aber nicht aufgehoben – wir sind überzeugt, im Laufe des Herbstes Menschen aus der Schulgemeinschaft zu finden, die aktiv an einem Neustart arbeiten möchten.

So ist das hier auch gleich ein weiterer Aufruf: Gesucht werden ein oder zwei Menschen, die Freude und Ausdauer haben, den Gedanken an den Lauf wach zu halten und in der Vorbereitungszeit (Frühling/Sommer) mit etwas mehr Zeit die Organisation zu koordinieren, die Behördenwege zu erledigen, Genehmigungen einzuholen und vor allem die Sponsoren zu motivieren ... Die Grundstruktur der gesamten Organisation kann natürlich von den Kossdorffs übernommen werden, und die Schulgemeinschaft hat viele Ressourcen für den Tag des Laufes schon bereit. Es kann also auf auf Vieles zurückgegriffen und aufgebaut werden –aber WER baut hier gerne weiter?

Bitte mit Tatkraft oder guten Ideen jederzeit bei Engelbert Sperl melden!! ¶

MoMent Sommer 2022 _ 55
von Lothar Trierenberg

Margarete Apel, geb. Pönninger

* 6. Mai 1934; † 17. April 2022

Ein Nachruf von Marlen Pater und Elfriede Graf

Gretes erster Schultag als Turnlehrerin war am 1. September 1977. Im Alter von 42 Jahren verwitwet, ein halbes Jahr nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Johannes, dem Vater ihrer beiden Söhne, fing in Mauer ihr „zweites“ Leben an. Man kannte sie durch ihn, da er im Vorstand der Schule tätig gewesen war. Empfangen wurde sie dort von Dr. Elisabeth Gergely folgendermaßen: „Wir hatten bis jetzt keinen Turnunterricht, müssen aber dieses Fach unterrichten, jedoch gibt es noch keinen Turnsaal an der Schule. Sollten Sie dennoch diese Herausforderung annehmen wollen, sind Sie hier richtig.“ Und Frau Apel stürzte nicht ab, sondern sie stürzte sich mit Hingabe in die Entwicklungsförderung aller ihr dann anvertrauten SchülerInnen. Aufbauend auf ihre pädagogische Begabung, gab Grete sich für ihre persönliche Weiterbildung dem künstlerisch-handwerklichen Unterricht bei Christian Hitsch mit Leib und Seele hin. Auch dem berufsbegleitenden Waldorf-Lehrerseminar in der Studienstätte folgte sie begeistert.

Und woher kam sie, was war ihr Berufsweg? Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Grete mit Eltern und zwei Schwestern in Beuthen (Schlesien, damals Deutschland, heute Polen). Ihr Vater, ein Pionier der Siedlungswasserwirtschaft/Seenreinhaltung und seiner Zeit weit voraus, wurde im Zweiten Weltkrieg eingezogen, und seine Familie übersiedelte zurück nach Wien. Dies sollte nicht die letzte Übersiedlung bleiben. Durch den Krieg und seine Folgen musste die Familie mehrmals den Wohnort wechseln und somit auch die Kinder ihre Schule (Wien, Purbach am Neusiedler See, Ludesch in Vorarlberg und Graz). Ihre verschiedenen Schulwechsel bespielte Grete mit der ihr angeborenen Fantasie für situationsgebundene Tätigkeiten, an welche sich Kinder in ihrem Umkreis liebend gerne anschlossen. Dieses Grundelement stellte auch in ihrer späteren Lehrerinnentätigkeit einen nie versiegenden pädagogischen Quellpunkt dar. Gretes Ausbildung erfolgte dann in der Modeschule Hetzendorf, welche sie erfolgreich als Schneidergesellin abschloss. Aufgrund ihrer auffallenden körperlichen Beweglichkeit sowie Geschicklichkeit und ihrem Interesse an gemeinschaftlichem Tun absolvierte sie auch die Ausbildung zur Turnlehrerin.

Akrobatische Kunststücke wurden von den drei PönningerSchwestern schon von klein auf am generationsübergreifend-belebten Seegrundstück am Neufelder See auf im Wasser schwimmenden Flößen einstudiert und aufgeführt.

Die immer gewollte Eurythmie-Ausbildung erwies sich wegen eines komplizierten Knöchelbruches (Skiunfall in Obertauern mit 18) als nicht durchführbar. Der linke Knöchel musste später ver-

steift werden. Doch gab Grete nie auf, für sie Machbares zu verwirklichen. So nahm sie trotz Gehbehinderung auch in ihrer Pension jahrelang mit Enthusiasmus an einem Montagabend-Eurythmiekurs in der Tilgnerstraße teil. Mit gleicher Begeisterung malte Grete wöchentlich mit Freundinnen und Schwester Traudl in der elterlichen Wohnung (vis-àvis vom Belvedere), deren „Vorzimmer“ den Töchtern zum Erlernen des Radfahrens gedient hatte!

Wo war ihre Lebensbegegnung?

Der Alpenverein vereinte Grete mit ihrem über alles geliebten späteren Ehemann Johannes Apel, welcher bereits den Kindergarten bei Tante Bronja (Zahlingen) besucht hatte. Er, ein Waldorfkind der ersten Klasse in der ersten österreichischen Waldorfschule, bevor diese im Zweiten Weltkrieg verboten und geschlossen wurde. Mit ihm erkundete Grete die Natur bei Wildwasserfahrten mit dem eigenen Faltboot, beim Skifahren und diversen sportlichen Unter-

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nehmungen. Auch kam sie durch ihren Ehemann erstmalig mit der Anthroposophie in Berührung. Nach der von beiden herbeigesehnten Eheschließung im Jahr 1958 verlebte die Familie ihre Zeit in der Hinterbrühl, wo auch beide Söhne ihre Kindheit verbrachten.

Wie weiter?

Der frühe und schockierende Tod von Johannes mit 47 Jahren im März 1977 veränderte das gewohnte

Ausstellung ihrer Aquarelle und Zeichnungen gab es 2011 in Mauer. Auch erinnern sich in der Adventzeit viele Menschen in Mauer an die hell erleuchteten Fenster des kleinen Festsaals, geschmückt mit farbigen Bildern aus der Weihnachtsgeschichte; diese hatten Olga Merth und Grete Apel entworfen und hergestellt sowie alljährlich wieder adaptiert und angebracht.

Die verantwortungsvolle Aufgabe einer Klassenlehrerschaft übernahm sie 1984 und führte diese Klasse bis zur 8. Schulstufe durch. Inklusive der unterschiedlichen Mentorenschaften arbeitete Grete mit Überzeugung und aus vollem Herzen rund 33 Jahre an der Maurer Waldorfschule.

Und was außerdem?

„In die Berg’ bin i gern.” Diese Leidenschaft für Naturerlebnisse teilte Grete mit ihren Freundinnen Eff Trierenberg und Gertraud Alscher-Bassenheim. Auch ihre Liedkenntnisse zelebrierten sie beim gemütlichen Beisammensein. Und öffneten dann die drei ihre Schatztruhe, legten sie los und tauchten freudigst in ihre Jugendzeitjahre ab.

Ein Herzensanliegen bedeutete Grete auch der in Osttirol bei wunderbaren Adoptiveltern aufwachsende Enkelsohn Gregor, den sie durch 25 Jahre hindurch getreulich und mit großmütterlicher Sorge besuchte.

Was stand ihr noch bevor?

Im August 2020 wurde Grete von einer Straßenbahn erfasst und schwerst verletzt. Mit bewundernswertem Lebenswillen und ihrer Ausdauer im Üben erlernte sie über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren das Gehen wieder und erlangte ihre Selbstständigkeit erneut.

Familienleben drastisch. In dieser Lebensphase gab ihr besonders die Schulgemeinschaft Halt; bald wurde Grete eine der verlässlichsten Stützen des Kollegiums. Neben dem Aufbau des Turn- und Volkstanzunterrichts wurde Grete eine erwünschte und beliebte Vertretungslehrerin für Malen und Zeichnen in allen Klassen. Unzählige Tafelbilder für die Unter- und Mittelstufe entstammten über viele Jahre hindurch ihren „bunten Kreiden“. Außerdem zeichnete Grete viele Stammbucheintragungen für SchülerInnen. Eine umfassende

Besonders hilfreich durch lange Jahre hindurch waren ihre geliebten und geschätzten „Ziehtöchter“ Lilli Croitoru und Marlen Pater. Diese beiden „erledigten“ unermüdlich, vertrauensvoll und verlässlichst alles für sie. Zu jeder Frühmorgen- und Spätabendstunde!! Am Höhepunkt ihrer Wiederherstellung, zu welcher ihr ein großer Kreis von FreundInnen verholfen hatte, wollte Grete mit ihrer Schwester die von ihr längst erträumte Gebirgsreise antreten. Dafür hatte sie auch umsichtigst bereits Schuhe, Mantel und Rucksack erworben ...

Von diesem von ihr so ersehnten Vorhaben wurde Grete im Alter von 87 Jahren von ihrem irdischen Dasein am Ostersonntagmorgen plötzlich abberufen. ¶

Marlen Pater und Elfriede Graf

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Einfach raus aus der Stadt ...

Im Norden Italiens – in der Nähe von Padua – gibt es eine kleine, feine Einrichtung: San Patrizio. Hier gibt es eine Landwirtschaft, eine Bio-Gärtnerei, Hühner und Schafe –und Valentin Winter, einen ehemaligen Schüler unserer Schule mit seiner Frau Sole und seinen zwei kleinen Kindern Emma und Elias.

Valentin und Sole haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufzubauen, wo diese sinnvollen Tätigkeiten nachgehen können, wie z. B. in der Gärtnerei, in der Pflege der Tiere oder der Herstellung italienischer Köstlichkeiten. Dieses Projekt gibt es seit 2017 und ist noch im Aufbau. Derzeit wird es fast ausschließlich von Valentin und Sole betreut, und diese können gut Hilfe gebrauchen. Aus diesem Grund machten sich nach Ostern die Jugendgruppe der Christengemeinschaft und eine Familie mit zwei kleinen Kindern auf den Weg nach Italien, um ihre Unterstützung anzubieten.

Unsere Reise führte uns von mehreren Orten an den Hof: Der Großteil reiste aus Wien mit dem Bus der Firma Winter an, zwei Teilnehmer kamen mit dem Zug aus Südtirol.

Wir, die kleine Familie, lebten in einem Mobilheim, in dem es nachts ganz schön kalt wurde. Am Morgen saßen wir alle um den kleinen Tisch und frühstückten – ein Erlebnis der besonderen Art, war es doch kuschelig eng, und alle mussten gut aufeinander Rücksicht nehmen. Tagsüber waren wir viel auf dem Hof unterwegs, die Kinder durften Gemüse ernten, Hühner füttern, Schafe einfangen, mit dem hofeigenen Golfkart spielen … ein Paradies für Kinder.

Für mich war es ein tolles Erlebnis, die jungen Menschen erleben zu dürfen. Die Gruppe war sehr nett und angenehm, die Jugendlichen hilfsbereit und zuvorkommend. Wir führten nette Gespräche, spielten abends Karten, machten einen Ausflug, kochten zusammen. Besonders berührend für mich

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Jakob Butschle

war es am Ende, als die jungen Menschen meinten: „Wir wollen unbedingt noch die Projekte fertig machen!“ So viel Einsatz hätte ich nicht erwartet!

Am Ende der Woche fuhren wir alle gemeinsam wieder mit dem Winter-Bus nach Wien, mit dem festen Vorsatz, dass das nicht die letzte Reise nach San Patrizio gewesen sein soll!

Eindrücke der jungen Menschen

Wir waren für eine Woche auf einem Hof in Italien, um dort ein wenig Arbeit abzunehmen.

Wir waren eine etwas kleinere Gruppe und haben geholfen, die Tiere zu versorgen, Holz zu häckseln und kleine Häuschen fertig zu stellen. Ich fand, es waren sehr schöne fünf Tage, da ich die Menschen sehr mochte, man sehr schnell herzlich

aufgenommen wurde und außerdem auch bei etwas helfen konnte. In Zukunft soll der Hof als Einrichtung für Menschen mit Behinderung dienen. Ich finde es sehr gut, dass wir die Chance hatten, mitzuhelfen und zugleich eine schöne Zeit genießen durften. Sei es ein Nachmittagsausflug nach Venedig oder das gemeinsame Kochen oder Kartenspielen, wir hatten Spaß. Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken und ich freue mich schon auf zukünftige Projekte.

In dem Bauernhof in Italien war es sehr schön, ich hab’ mich schon gefreut, die anderen wiederzusehen und war gespannt, was mich erwartet. Ich hatte mir den Hof größer vorgestellt und dachte, wir müssen richtige Feldarbeit leisten, was dann aber nicht so war. Mir haben besonders die Häuser und Gärten in dem kleinen Ort gefallen, und mich hat überrascht, dass es am Tag so heiß war, aber in der Nacht dann richtig kalt – ich hab’ jede Nacht mit Mütze geschlafen ...

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... und eine Woche den Alltag vergessen
Jena Kames

Meine Aufgaben waren unter anderem das Füttern der Tiere, Holzhäckseln und Hüttenbemalen; wir haben uns meisten am Grund aufgehalten. Einmal waren wir sogar in Venedig, was sehr stressig war, aber auch amüsant. Die Stimmung mit den Leuten dort hat sehr gut gepasst, und mit den Tieren war es auch immer wild.

Der kleine biologische Bauernhof, auf dem wir tatkräftig mitgearbeitet haben, wird von einer netten jungen Familie betrieben, die ich während des Italienaufenthalts kennenlernen durfte.

Besonders gefallen haben mir die gemeinsamen Arbeiten und Unternehmungen bzw. die Abende, an denen wir gemeinsam zusammengesessen sind. Ich konnte viele Erfahrungen und neue Eindrücke sammeln, an Spaß hat es jedoch auch nicht gemangelt.

Der Grund, weshalb ich an der Reise teilgenommen habe, ist, dass ich gern mit den Leuten, die ich mag, Zeit verbringe und sie dadurch besser kennenlerne. Zusätzlich interessiert es mich sehr, neue Erfahrungen und Wissen in der Landwirtschaft zu sammeln, um meinen Wissensbereich zu erweitern.

Wieso bin ich mit nach San Patrizio gefahren? Ich habe durch Erzählungen von meiner Mutter darüber erfahren. Als ich gehört habe, dass ich mitfahren kann, runter nach Italien, habe ich mir gedacht, dass ich mir das mal anschauen möchte. Einfach raus aus der Stadt und eine Woche den Alltag vergessen – und mit tollen Leuten auf Reise gehen!

Wir haben dort selbst gekocht, auch mit selbst gemachten Produkten vom Hof. Es gab immer gutes Essen. Langes Schlafen gab es nicht, denn in der Früh bin ich fast jeden Tag zum Bäcker gegangen, der zu Fuß ca. 15 min vom Hof entfernt ist. Dort wurde mein Italienisch auf die Probe gestellt – es wurde von Tag zu Tag besser. Am besten hat mir gefallen, dass wir selbst etwas erschaffen/machen durften. Es war wie kein anderer Urlaub, den ich bisher unternommen hatte. Außerdem hatten wir für die Woche die Aufgabe, am Morgen die Hühner zu füttern. Abschied nehmen war nicht leicht, aber ich hoffe auf eine baldige Rückkehr dorthin.

Julian Moosbrugger (20)

Nähere Informationen zu San Patrizio gibt es unter https://de.san-patrizio.it/

Sie erleben ein faszinierendes, abwechslungsreiches Klassik-Konzert und haben dabei viel zu lachen!

Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Endresstraße 100, 1230 Wien

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Die Waldorfsommerakademie

Eine Bildungsreise in die Steiermark traten viele PädagogInnen in der zweiten Ferienwoche an. Es ging nach Passail, wo heuer die Schuljahresvorbereitung für KlassenlehrerInnen und HortnerInnen mit dem Oberstufenforum zur ersten Waldorfsommerakademie verbunden wurden. „Eine Zusammenkunft der österreichischen Waldorfbewegung zum Abschluss eines herausfordernden Schuljahres – im Zeichen des nächsten und auch zukünftiger (Weiter-) Entwicklung unserer Schulen“, so beschreibt es ein Text auf der Website des Zentrums für Kultur und Pädagogik, das diese Sommerakademie veranstaltete.

Als Elternteil dabei zu sein, war mir eine große Freude. Viele bekannte Gesichter waren mit dabei, fast alle KlassenlehrerInnen und viele unserer Fach- sowie OberstufenlehrerInnen, viele unbekannte ebenfalls und auch aus Italien und Deutschland konnten PädagogInnen und Vortragende begrüßt werden.

Es gab ein breites Angebot an Kursen und Arbeitsgruppen, Vorträgen und Workshops. Viel Zeit zum Austausch zwischen den Veranstaltungen blieb kaum – so reichhaltig war das Angebot! Es surrte zwischen den Veranstaltungen wie in einem Bienenstock. Von da klang der Sprachchor aus einem Fenster, von dort die Musik zur Eurythmie, hier erklang ein Lachen, drüben hörte man eine ernsthafte Stimme.

Mit Angelika Lütkenhorst gemeinsam durfte ich die Arbeitsgruppe „Gelebte Erziehungspartnerschaft“ leiten. Ein spannendes und aktuelles Thema, bei dem die eingeplante Zeit fast knapp wurde, obwohl „nur“ LehrerInnen daran teilnahmen (Eltern – der andere Teil der Partnerschaft – hatten sich leider keine angemeldet).

Damit Schule selbstverwaltet in freier Tragerschaft gelingen kann, tragen MitarbeiterInnen und Eltern gemeinsam die Gesamtverantwortung. In beiden Gruppen muss diese Tatsache wieder mehr ins Bewusstsein rücken. Gerade jetzt und in den letzten beiden Jahren ist und war die Zusammenarbeit von Kollegien und Eltern eine stark geforderte, mancherorts sogar eine „Zerreiß“‐Probe. Anhand der genaueren Betrachtung des fünften Gestaltungsfeldes des Qualitätsmanagment-Verfahrens „Wege zur Qualität“ – Vertrauen – sowie der auszugsweisen, gemeinsamen Lektüre und Besprechung von Valentin Wembers „Wille zur Verantwortung“, versuchten wir in dieser Arbeitsgruppe gemeinsam mögliche Wege aufzuspüren, wie diese Partnerschaft zwischen PädagogInnen und Eltern fur unsere Kinder und SchülerInnen als eine freudvolle und tatkräftige erhalten werden und weiterhin wachsen kann. ¶

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Nadja Berke ist Schülermutter in der 12. Klasse.

ORTHO-BIONOMY®

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1-Tages-Kurse für Kinder

Workshops für Musiker*innen

Ausbildung zum Ortho-Bionomy® Practitioner

Infoabend Di. 6. Sept. 2022 18:30

Der Klimawandel ist wirklich zum Heulen ...

Weitere Info und Anmeldung unter www.christina-schwab.at

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Verlagspostamt: 1230 Wien, Zulassungsnr: 13Z039641 M

Impressum Seite 2

Bücher empfohlen von der Buchhandlung in Mauer, Gesslgasse 8a

Maria Kapeller

Lovely Planet, Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren

Kremayr Verlag 2022, € 23,-

Die Autorin untersucht unseren Reisetrieb und ruft dazu auf, in die eigene Verantwortung hineinzureisen. So kann es gelingen, uns selbst eine neue, verträglichere und wohltuendere Reise-Realität zu schaffen, von der wir alle profitieren.

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In 22 Kapiteln wird das ganze Spektrum der Waldorfpädagogik thematisiert –von den menschenkundlichen Grundlagen über Beispiele aus dem Lehrplan bis hin zu Fragen der Finanzierung und Organisation. Diese Vielfalt schafft ein Gesamtbild, das die Tragweite der Waldorfpädagogik veranschaulicht und erklärt.

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Dieser opulente Bildband nimmt Sie mit in aufregende Zeiten, als Reisen bedeutete, auf stilvolle und manchmal abenteuerliche Weise die Welt zu entdecken.

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