Leerstandskonferenz 2015

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Diese Dokumentation wurde gedruckt mit Mitteln des Minsteriums fĂźr ein lebenswertes Ă–sterreich. Seite 2


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Programm

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Rückblick und Konzept

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Boden macht Schule

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Schule heute

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Preisgekrönt und nicht genügend!

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Den Wandel gestalten

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Exkursion: Bildungszentrum Donawitz

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Die Schule vernetzt sich

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Wenn die Schule nicht mehr Schule ist

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Impressionen

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ReferentInnen, Podiumsgäste und Kuratoren

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Ausblick

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Impressum Seite 3


m m a r Prognerstag 15 Don nner 20end! g 15. tJunäg: Nhircehtunggeennüutzten

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Moderation an beiden Tagen Wojciech Czaja Freischaffender Architekturjournalist, Wien 10.00 Begrüßung und Eröffnung Nora Mitterböck - Bundesministerium für ein lebenswertes Österreich Günter Koberg - Baukulturkoordinator Land Steiermark Maximilian Jäger - Erster Vizebürgermeister Stadtgemeinde Leoben Roland Gruber - nonconform 10.30 Einführungsvortrag: Preisgekrönt und nicht genügend Markus Schatzmann - Professor, Pädagogische Hochschule St. Gallen, Schweiz 11.00 Panel 1: Schule heute Ressource Bildung Ländliche Räume unter Druck Gerlind Weber - Professorin, BOKU Wien, Raumforscherin Demografische Betrachtung Bilal Barakat - Vienna Institute of Demography Plus-Minus im Schulbau Christian Kühn - Professor, Institut für Architektur und Entwerfen, TU Wien An der Podiumsdiskussion nimmt außerdem teil: Helmut Moser - Sektionschef, Bundesministerium für Bildung und Frauen 12.30 Mittagspause 13.30 Panel 2: Boden macht Schule Der optimierte Schulweg für Klima, Schüler und Eltern Petra Völkl - Ministerium für ein lebenswertes Österreich

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Kinder als Botschafter für den Boden Barbara Birli - Abteilung Boden und Flächenmanagement, Umweltbundesamt GmbH Gesundgeschrumpft oder: Holz macht Schule Ernst Roth - Architekturbüro Ernst Roth

An der Podiumsdiskussion nehmen außerdem teil: Cosima Pilz - Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark Nikolaus Juen - Abteilungsvorstand für Bodenpolitik und Dorferneuerung, Land Tirol 15.00 Kaffeepause 15.15

Panel 3: Den Wandel gestalten Lernqualität in alten und neuen Räumen: Schulzentrum Feldkirchen Hemma Fasch - fasch&fuchs.architekten, Wien Die »volle« Schule als halber Leerstand Ursula Spannberger - RAUM.WERTcc, Salzburg Aus 3 mach 1: Zusammenschluss von Schulen/Bildungseinrichtungen in einem Haus - Bildungszentrum Donawitz Heimo Berghold - Baudirektor Leoben An der Podiumsdiskussion nehmen außerdem teil: Franz Payrhuber - Abteilungsleister, Pädagogische Abteilung für allgemein bildende Pflichtschulen, Oberösterreich Franz Allerstorfer - Bürgermeister Feldkirchen, Oberösterreich

16.45 Kaffeepause 17.00 Projektbesichtigung Bildungszentrum Donawitz 19.30 Abendessen in der Kunsthalle Leoben


m m a r Progtag 5 1 i 0 e 2 r F er ügend! n n ä 16. tJung: Nhircehtunggeennutzten

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09.00 Empfang 09.30 Panel 4: Wenn die Schule nicht mehr Schule ist Schule wird Gasthaus Andreas Benkendorf - Inhaber Hotel und Restaurant Alte Schule, Bad Berleburg, Nordrhein-Westfalen Schule wird barrierefreies Wohnhaus Helmut Rainer-Marinello - Kollitsch Architektur & Technik GmbH, Klagenfurt Schule wird Wohngemeinschaft auf Zeit William Oltmanns - Hauswächter einer leerstehenden Schule, Berlin Schule wird Vereinsheim und Wohnhaus Georg Theurl - Vorstand, OSG Osttiroler gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft, Lienz Schule wird Kunstatelier Karsten Wittke - Alte Schule Baruth, Brandenburg An der Podiumsdiskussion nimmt außerdem teil: Claudius Weingrill - Abteilungsleiter Architektur & Bauvertragswesen, BIG Bundesimmobiliengesellschaft 11.00 Kaffeepause

11.15 Panel 5: Schule vernetzt sich Die Schule öffnet sich zur Stadt. Die Stadt öffnet sich zur Schule. Otto Seydel - Leiter des Instituts für Schulentwicklung, Überlingen, Baden- Württemberg Was Schule alles kann Gunter Schimpl - Bürgermeister Vorchdorf, Oberösterreich Hannelore Hollinetz - Offenes Technologielabor Vorchdorf, Oberösterreich Zwei Jahre Schule ohne Schule Michael Zinner - schulRAUMkultur, Kunstuniversität Linz An der Podiumsdiskussion nehmen außerdem teil: Brigitte Rechberger - Direktorin, Volksschule Feldkirchen, Oberösterreich Reinhold Pobaschnig - Fondsmanagement Kärntner Schulbaufonds 12.45 Kaffeepause 13.00 Elefantenrunde Podium mit ReferentInnen aus Panel 1 bis 5: Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Architektur und Schule 13:45 Mittagspause 14:30 Optional: Exkursion Abschluss im Gösseum (Neukonzeption Ars Electronica) 16:30 Ende der Konferenz

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Zum vierten Mal veranstaltete nonconform die Leerstandskonferenz - ein Think Tank für Fragen und Strategien im Umgang mit Leerstand. Die Veranstaltungsreihe findet seit 2011 (bis auf 2014) jährlich an anderen Orten statt: 2011 Ottensheim/OÖ »Neue Perspektiven für leerstehende Bauten im Ländlichen Raum« mit einem Fokus auf die Ortszentren 2012 Eisenerz/Stmk »Der Berg schrumpft - Leerstand im Alpenraum« veranstaltet in der am stärksten von Abwanderung betroffenen Region Österreichs 2013 Fresach/Kärnten »Neue Perspektiven auf Architekturen des Scheiterns« häufig wird mit Leerstand unweigerlich der Begriff des Scheiterns verknüpft 2015 Leoben/Stmk »Auslastung: Nicht genügend! - Schulen und ihre ungenutzten, räumlichen Potenziale« Wie bereits bei den vorangegangen Konferenzen werden nicht nur die Themen Architektur und Nachnutzung von Leerständen besprochen, sondern die ganzheitliche Darstellung und Diskussion einflussgebender Faktoren sowie der direkte Austausch der verschiedenen Perspektiven der TeilnehmerInnen und ReferentInnen sind Intention des veranstaltenden Büros. In insgesamt fünf Panels und der Exkursion zum zukünftigen Bildungszentrum Donawitz wurden unterschiedliche Aspekte des schulischen Leerstands aufgezeigt und diskutiert sowie Veränderungen von Schule im Kontext pädagogischer Erkenntnisse aufgezeigt.

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Veranstaltungsort der Leerstandskonferenz 2015 war die Kunsthalle Leoben, die von den Architekten Günther Domenig und Hermann Eisenköck geplant und für die Landesausstellung 1977 made in styria errichtet wurde. Die Kunsthalle befindet sich direkt zwischen Hauptplatz und Rathaus und zeigt seit 1998 kulturhistorische Ausstellungen. Mit dem MuseumsCenter Leoben bildet die Kunsthalle Leoben das KULTUR_QUARTIER mit insgesamt 1 200 m2 Ausstellungsfläche. Die Veranstaltungen in der Kunsthalle haben eine Bandbreite aus Musik, Bildende Kunst, Literatur und Wissenschaft.


ds st n Leer enz r e k nf 2015

Vorträge, Podiumsdiskussionen und Exkursion: Die Leerstandskonferenz bot ein abwechslungsreiches Programm und Möglichkeit zum informellen Austausch.

Was ist Schule heute? Welche Konsequenzen bringen demografische Entwicklungen und Bevölkerungsverschiebungen zwischen Stadt und Land mit sich? Kann heutiges Handeln Vorbild für die nächsten Generationen sein? Wie kann Architektur modernes Lernen und Lehren unterstützen? Welche pädagogischen Erkenntnisse sind zu berücksichtigen? Der Schulleerstand in ländlichen Regionen, ein totgeschwiegenes Tabuthema, nimmt kontinuierlich zu. Immer wichtiger wird die Frage, wie ungenutzte Flächenressourcen aktiviert werden können. Auch Raumpotenziale in bestehenden, sich im Betrieb befindlichen Schulgebäuden spielen eine wichtige Rolle: Gangflächen nehmen bis zu 50 Prozent Flächenanteil ein, die räumlichen Gegebenheiten eines Schulhauses lassen unterschiedlichste Mehrfachnutzungen nicht zu, eine Schule wird nur zu bestimmten Tageszeiten genutzt und steht die meiste Zeit leer. Neben Basisinformationen (Statistiken) werden Projekte und Konzepte der Zwischennutzung, Nachnutzung und Synergieeffekte von (teilweise) leerstehenden Schulimmobilien thematisiert, national und international. Politische und wirtschaftliche Perspektiven wurden mitdiskutiert. Die Stadtgemeinde Leoben bemüht sich seit vielen Jahren intensiv, neue Strategien im Umgang mit Leerstand umzusetzen: Ein ehemaliges Dominikanerkloster zeigt sich heute als innerstädtisches Einkaufszentrum, auf dem Areal des ausgedienten Hallenbades entstanden Wohnangebote für Studierende und Lehrlinge, ein altes Industriegelände wird zukünftiges Kreativzentrum. Besonderen Wert legen die Stadtverantwortlichen auf den zukunftsfähigen, flexiblen Umgang mit den Schulstandorten und erarbeiten derzeit ein inhaltliches und räumliches Schulstandortkonzept unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung sowie neuester bildungswissenschaftlicher Erkenntnisse. 120 KonferenzteilnehmerInnen haben sich an den Diskussionsrunden beteiligt und die Gespräche bereichert. Alle konnten etwas beitragen: Aus der Berufspraxis als ArchitektIn, PädagogIn, aus der Tätigkeit in Verwaltung oder Politik. Auch Erfahrungen der eigenen Schulzeit oder Überlegungen zur anstehenden Schulwahl für die Kinder wurden ausgetauscht. Roland Gruber & Anne Krämer, Projektteam Leerstandskonferenz Seite 7


le u h c S i, t h c ma Barbara Birl n e Bod rträgen vonnst Roth

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Die vereinigten Nationen haben 2015 zum internationalen Jahr des Bodens erklärt. Ziel von Aktivitäten und Veranstaltungen ist es Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Böden die Grundlage für unsere Ernährungssicherung und das Funktionieren der Ökosysteme sind. In Österreich werden jährlich zwanzig Hektar Fläche versiegelt, in der Europäischen Union geht durch die fortschreitende Urbanisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Bodenfläche im Ausmaß der Stadt Berlin verloren. Etwa die Hälfte dieser Fläche wird durch den Bau von Straßen, Gebäuden und Parkplätzen versiegelt, wodurch der Boden seine biologischen Funktionen verliert und die Landschaft zunehmend zerstückelt wird. Daten der Statistik Austria zeigen innerhalb der letzten 60 Jahre einen Anstieg der Siedlungsfläche in Österreich von 374m2 auf 537m2 je Einwohner. Parallel wird bereits vorhandene Infrastruktur ungenügend genutzt. Verfallende Gebäude, nur teilweise betriebene Betriebsgelände und leere Ortskerne nehmen fast im gleichen Ausmaß zu wie der Bodenverbrauch. Reaktionen auf bzw. gegen diese Entwicklung agieren auf den unterschiedlichsten Ebenen. Kinder als Botschafter für den Boden! Diese Idee verfolgt das Umweltbundesamt Österreich, das an vielen Projekten zur Bodenbewusstseinsbildung beteiligt ist, etwa dem Projekt Boden macht Schule*, Namensgeber für dieses Panel der Leerstandskonferenz. Es werden Workshops durchgeführt, die aus einem einführenden Wissensvermittlungsteil sowie einem längeren Workshopteil bestehen, bei dem SchülerInnen selbst an Boden forschen. Grundprinzip ist das »Selber Tun« durch die SchülerInnen beim Humuswühlen und Anschauen der Lebewesen in der Erde mit Lupe und Mikroskop. So erfolgt das Kennenlernen wichtiger Bodentiere, sowie Testen und Erfühlen verschiedener Bodeneigenschaften anhand von echten Böden. Ergänzt wird das Angebot durch kreatives Arbeiten mit geriebenem Boden. Im Zuge des Projektes Circuse wurden Schulungsunterlagen entwickelt mit dem Ziel, SchülerInnen für die Thematik der Flächeninanspruchnahme zu sensibilisieren. Inhalte sind die Wohnentscheidung, Änderungen der Wohnformen und Flächenansprüche sowie Mobilität. Die Materialien sind für den Einsatz an zwei Schultagen konzipiert, wobei zwischen diesen * weitere Informationen zu den Schulworkshopprogrammen des Umweltbundesamt unter: www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/boden/schule/seminare/ Seite 8

Workshops des Umweltbundesamts vermitteln Zusammenhänge zwischen Wohnmodellen und Bodeninanspruchnahme. Zuhause werden Eltern und Großeltern interviewt und SchülerInnen zu BotschafterInnen für den Boden. (Präsentationsfolien: Barbara Birli, Ministerium für ein lebenswertes Österreich)


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Tagen Zeit bleiben sollte, um Interviews in der Familie zu führen bzw. Daten zu erheben. Durch das Erfragen, wieviele Personen etwa früher im heutigen Zwei-Personen-Haushalt der Großeltern gelebt haben, erhalten die SchülerInnen einen persönlichen Zugang zu veränderten Wohnverhältnissen. Auch die Auswirkungen verschiedener Wohnformen auf Alltagswege werden berechnet. Denn auf die Inanspruchnahme von Boden durch Versiegelung hat auch die tägliche Wahl von Mobilitäts- sowie Transportmitteln einen wesentlichen Einfluss. Einige heutige Trends und Entwicklungen, wie die steigende Anzahl der Kreisverkehre, zeigen sich wieder autofokusiert. Bei einem Zusammenschluss von Schulen wird der Schulweg der betroffenen SchülerInnen und Lehrenden immer länger. Sowohl die Planenden als auch die NutzerInnen müssen zu diesen Zusammenhängen sensibilisiert werden um reagieren zu können. Die Klimaschutzinitiative klimaaktiv mobil des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich hat sich unter anderem mit dem Angebot des Mobilitätsmanagements für verschiedene Zielgruppen wie Gemeinden und Betriebe sowie für Kinder, Eltern und Schulen als wichtiges Instrument für mehr Klima- und Umweltschutz im Bereich Mobilität und Verkehr bewährt.

Petra Völkl präsentiert Ursachen von und Maßnahmen gegen »eingefahrene« Mobilitätsroutinen auf dem Schulweg. (Folie links: Petra Völkl, Ministerium für ein Lebenswertes Österreich)

Bei der Mobilitätsberatung von Bildungseinrichtungen* ist die Reduktion von CO2-Emissionen vor allem durch den Bring- und Holverkehr vorwiegendes Ziel. Eine kindergerechte Mobilität soll zudem einen Beitrag zum Kinder-Umwelt-Gesundheits-Aktionsplan für Europa (CEHAPE) leisten. Entgegen bestehender Vorurteile, dass der Schulweg zu Fuß oder mit dem Rad am gefährlichsten sei, verunglücken die meisten Kinder heute als Mitfahrende im Auto. Bei vielen Kindern sind motorische Fähigkeiten zunehmend eingeschränkt. Eine Entwicklung, der durch einen aktiven Schulweg mit dem Rad oder zu Fuß entgegengewirkt werden kann. Die viel diskutierte zusätzliche Turnstunde in österreichischen Schulen wäre eventuell nicht notwendig. Der gemeinsame, eigenverantwortlich gestaltete Schulweg stärkt zudem soziale Kontakte.

* weitere Informationen zum Mobilitätsmanagement für Bildungseinrichtungen unter: www.klimaaktiv.at/mobilitaet/mobilitaetsmanagem/bildung.html

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Die Umsetzung der Beratungsleistung erfolgt durch ein österreichweites Netz von etwa zwanzig ausgebildeten MobilitätsberaterInnen, in den einzelnen Bundesländern in enger Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark. Das Programm findet 2014/15 zum fünften Mal statt und es wurden insgesamt bereits mehr als 250 Bildungseinrichtungen (Schulen, Horte, Kindergärten sowie die Hochschule für Agrarpädagogik) beraten und begleitet. Zunächst wird ein Mobilitätsteam, auch mit Eltern gebildet, danach von SchülerInnen, Kindergartenkindern und PädagogInnen eine Umfeldanalyse rund um die Bildungseinrichtung sowie eine Erhebung des Mobilitätsverhaltens durchgeführt. Darauf aufbauend erfolgt - auch mit Unterstützung der Gemeinde - die Maßnahmenplanung und -umsetzung in Richtung klimafreundliche und gesunde Mobilität. Die umgesetzten Projekte sind vielfältig: Mobilitätsfeste zum Testen unterschiedlicher Räder oder eine gemeinsame Platzgestaltung der Treffpunkte sollen Lust auf einen aktiven Schulweg machen. Der Luftibus/Pedibus, bei dem die SchülerInnen gemeinsam ab einem Treffpunkt, zum Teil begleitet von Erwachsenen, in die Schule gehen, ist eine Maßnahme die bereits direkte positive Auswirkungen auf die Umwelt hat. Ein weiterer Aspekt des Bodenverbrauchs ist der Transportweg der Ressourcen, die wir im Alltag konsumieren, die in der Produktion eingesetzt oder beim Bau von Gebäuden verwendet werden. Lange Transportwege machen (Zwischen)Lager erforderlich, die bei der Nutzung regionaler Ressourcen nicht notwendig sind. Architekt Ernst Roth zeigt am Beispiel der Generalsanierung der Volksschule Gnesau, welche Vorteile die Nutzung regionaler Ressourcen noch haben kann. Die 1 100 Einwohner zählende Gemeinde Gnesau liegt im Gurktal in Kärnten. Die Region lebt von Landwirtschaft, Tourismus und Holzverarbeitung mit einigen Traditionsbetrieben, die auch die regionale Bautradition beeinflusst haben. Nach der Gemeindezusammenlegung wurde die Volksschule im Ortsteil Zedlitzdort stillgelegt und 1980 in Gnesau eine neue Schule errichtet um zwei kleine Schulen zusammenzulegen. Der Grundgedanke des Projektteams bei der Generalsanierung dieser Schule 2012/13 war eine Volksschule mit den vier »Holzklassen« Fichte, Lärche, Zirbe und Tanne, die die Kinder für unterschiedliche Geruch- und Lichtstimmungen empfänglich machen soll. In allen Bereichen wurde unbehandeltes Holz mit gebürsteter Oberfläche verwendet, so dass die haptischen und optischen Qualitäten optimal zur Wirkung kommen. Die Sanierung der Volksschule ist das erste öffentliche Projekt, das vorwiegend mit dem heimischen Nockholz umgesetzt wurde. Die Produktionskette wurde in der Region gehalten und kurze Wege haben einen geringeren Energieverbrauch ermöglicht. Die Schule zeigt als regelmäßiges Exkursionsziel für Interessierte an Baukulturprojekten mit regionalen Baustoffen das Ergebnis der Verknüpfung regionaler Kompetenzen von Waldwirtschaft bis Tischlerei mit gleichzeitiger Entwicklung neuer Produkte aus dem Werkstoff Holz. Die Herausforderung bei der Generalsanierung der Volksschule bestand für die Projektgemeinschaft der Architekten Ernst Roth und Jürgen Wirnsberger sowie Architektin Sonja Hohengasser ebenso in der Schaffung neuer räumlicher Qualitäten, nicht nur durch die Verbesserung der atmosphärischen Eigenschaften durch den Werkstoff Holz, sondern

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Bodentiefe Glaselemement ermöglichen Blickbeziehungen zwischen der Aula und den vier »Holzklassen«. (Foto: Roland Gruber)

auch hinsichtlich optimierter Lichtführungen und Blickbeziehungen. Bodentiefe Glaselemente verbinden die vier Klassenzimmer mit dem zentralen Aulabereich und schaffen Blickbeziehungen für eine offene Schule und transparenten Unterricht. Die Holzatmosphäre strahlt direkt in die Aula und wertet diese ohne größere Eingriffe auf. Im Außenbereich gliedert die neue Holzpergola den Zugangsbereich zur Volksschule und schafft somit einen klar definierten Außenraum mit differenzierten Aufenthaltsqualitäten. Eine Studie der Fachhochschule Feldkirchen zeigt, wie sich das soziale Verhalten und das Leistungsverhalten der SchülerInnen positiv verändert und sich mit dem Umbau das Raumgefühl verbesserte. Eine CO2-Ampel, die bei zu hohem CO2-Gehalt in den Räumen zum Lüften »auffordert«, sensibilisiert die SchülerInnen für ein gesundes Lüftungsverhalten. Auch die Lärmbelastung ist gesunken. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass Holz für höhere Aufmerksamkeit sorgt. Selbständiges Lernen, soziale Kontakte und die Konzentration profitieren von dieser Raumwahrnehmung. Ein weiterer Aspekt der Nutzung von Boden und auch der finanziellen Ressourcen der Städte und Gemeinden ist die Auslastung bestehender Standorte. Vielerorts werden, aufgrund des steigenden Bedarfs an Nachmittagsbetreuungsplätzen neue Gebäude gefordert, mit dem Resultat, dass am Nachmittag Schulgebäude und am Vormittag Hortgebäude leerstehen. Werden bestehende Standorte auch zeitlich ausgelastet, ist es für die Schulerhalter einfacher, zeitgemäße Raumkonzepte und räumliche Qualitäten zu gestalten und zu finanzieren.

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uteind Weber, e h le von Gerlian Kühn u h c n t S räge hris

ort d C rägen en V t un Zu d Baraka onsbeit l si Bila Diskus e i sow

Das Vorhandensein von Schule beeinflusst Orte und ihre Gemeinschaft. Unterscheidet sich das bei einzelnen Schultypen? Welche Einflussfaktoren sind ausschlaggeben für die (Ab)Wahl eines Schulstandortes? Wie bereitet die zeitgemäße Schule auf das Leben danach vor? Im Panel »Schule heute« werden die Bedeutung von Bildung, aktuelle Herausforderungen und erste Handlungsoptionen in den Bereichen Demografie und Pädagogik aufgezeigt. Unter dem Vortragstitel »Ressource Bildung - Ländliche Räume unter Druck« betont Gerlind Weber die zentrale Bedeutung der Schlüsselressource in der Gemeinde- und Regionalentwicklung aus dem Blickwinkel der Planer. Die ökonomische Dimension von Bildung als Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit ist wichtiger Standortfaktor der Zukunftsfähigkeit, wie auch Flexibilität und Innovationsfähigkeit. Doch »nicht jeder ist ein Innovator, aber er muss ein Adapter sein« so Gerlind Weber. Bildung ist besonders wichtig für die soziale Stabilität eines Gemeinwesens, sie ermöglicht die individuelle Teilhabe an der Wissensgesellschaft/-ökonomie. Bildung ist Treiber für die selektive Abwanderung junger, gut ausgebildeter Menschen heraus aus den strukturschwachen, vor allem aus den ländlichen Räumen mit der Folge einer Wissensdisparität zwischen Zentren und Peripherie. Am Beispiel des Demografiecheck* der strukturschwachen Nockregion in Oberkärnten werden die unterschiedlichen Bildungsstationen »durchdekliniert«. Die 16 Gemeinden mit 53 000 EinwohnerInnen, davon 16 000 im Hauptort Spittal an der Drau, haben zum Teil eine Erstreckung von über 30 Kilometer, was sich beim Schulweg bemerkbar macht. Die Wanderungs- und Geburtenbilanzen der Region sind negativ. Statistik Austria prognostiziert, dass etwa jeder elfte Bürger binnen zwanzig Jahren fehlen wird, was räumlich konzentriert den Verlust des viertgrößten Ortes in der Region bedeuten würde. Die höchsten Bildungsabschlüsse zeigen auch deutliche Abweichungen von dem Durchschnitt Österreichs: Nockregion - Österreich Pflichtschule 32% > 20% Lehre 42% > 37% Berufsbildende mittlere Schule 13% < 16% Matura 10% < 14% Universität / Fachhochschule 3% < 11% Die weiterhin sehr gute bis befriedigende Auslastung der Kindergärten ist vor allem auf gesellschaftliche Hintergründe, wie die wachsende Erwerbstätigkeit von Frauen, das verpflichtende Kindergartenjahr, steigende Scheidungsraten und Zahlen Alleinerziehender zurückzuführen. Durch Gemeindekooperationen können in der Kleinkindbetreuung, wie im Kindergarten der Gemeinden Gmünd und Malta in Kärnten, mehrere Tarifmodelle angeboten werden. Die Diversität bietet den Wettbewerbsvorteil in der Stadt, der durch Zusammenarbeit auch in strukturschwachen Gemeinden gelingen kann. Von politischen Entscheidungsträgern wird die Notwendigkeit der Kleinstkindbetreuung häufig unterschätzt, dabei finden über 60 Prozent der Abwanderungen aus dem ländlichen Raum in der Fertilitätsphase statt. Die Gemeinden der Nockregion haben (noch) 26 Volksschulen. Die Zahl der SchülerInnen wird deutlich abnehmen und weitere Schließungen sind zu erwarten. Mit dem Zusperren allein ist es nicht getan - es müssen Strukturverbesserungen einhergehen, denn die Volksschule ist * Der Demografiecheck mit einem Betrachtungszeitraum bis 2031 erfolgte im Auftrag der 16 Mitgliedsgemeinden der Leader-Region und wurde von Gerlind Weber und Tatjana Fischer der BOKU Wien durchgeführt. Seite 12


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Das Panel Schule heute gibt eine Einführung in einflussgebende Rahmenbedingungen auf heutige Schulen. (Grafik: nonconform). Rechts das gemeinsame Resümee zur Konferenz (Auszug) an Tag zwei.

Identitätsstifter, Frequenzbringer und »Integrationsmaschine« für die gesamte Gemeinde. Ein pädagogisches Auslaufmodell sind Hauptschulen. Die starke Konkurrenz zwischen den Schultypen, die zur Matura führen (Neue Mittelschule, Unterstufe Gymnasium) wächst, bei abnehmender Jahrgangsgröße. Durch die Lage des Hauptortes am Rande der Nockregion sind Pendelzeiten zur Oberstufe der Höheren Schulen enorm lang. Dieser Schultyp hat derzeit keine Auslastungsprobleme. Der Anteil der Lehranfänger sinkt stetig und es gibt einen Mangel an FacharbeiterInnen. Die mangelnde Diversität der Lehrangebote in Tourismus, Baugewerbe, Handel und der Sachgütererzeugung, gegenüber insgesamt 235 Lehrberufen in Österreich, treibt in der Nockregion junge Menschen zur Abwanderung. Der Trend zu den Bildungsabschlüssen in den tertiären Bildungseinrichtungen (Hochschulen) wird in den peripheren Räumen kaum wirksam. 26% aller Abwanderungsbewegungen (aus Kärnten) finden zwischen dem 20. und 24. Lebensjahr statt. Die Universitätsstädte (v.a. Wien und Graz) binden viele der StudienabsolventInnen durch einen attraktiven Arbeitsmarkt und urbane Lebensqualitäten langfristig an sich: »Von der Wiege bis zur Bahre« ist ein Auslaufmodell. Ein umgesetztes Modell zeitgemäßer Lernangebote im ländlichen Raum ist das erste niederösterreichische Talentehaus in Grafaneck im Waldviertel, das das Vorurteil durchkreuzen will, dass eine internationale Karriere in einer Stadt gestartet werden müsse. Schulbegleitend unterrichten die besten LehrerInnen in verschiedenen Schwerpunkten. Wichtig ist eine ausgeprägte Willkommenskultur mit einer proaktiven Kontaktpflege zwischen Gemeinden und (vorübergehend) Ausgewanderten, wie sie im Kommunalkonsulat in Wien gepflegt wird. Konkrete Angebote wie bezugsfertige Startwohnung und geeignete Arbeitsräume für »Start-ups« können das Rückkehren in die Heimatregion erleichtern. In der Nockregion wird die Gründung einer weiteren Fachhochschule im Zentrum der Region, zur Dezentralisierung tertiärer Ausbildung gewünscht. Diese sollte zur Regionalökonomie und ihren Entwicklungschancen passfähig sein, um nicht weitere Abwanderung zu verursachen.

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Der Bewohner einer schottischen Insel äußert seinen Unmut, dass die Volksschule geschlossen werden soll. Die Schule hat zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren keine SchülerInnen mehr. Eine Extremposition, begründet in der Angst, dass junge Familien nicht in einen Ort ohne Schule zurückkehren.(Folien: Bilal Barakat, Vienna Institute of Demography)

Bilal Barakat eröffnet die Darstellung des Zusammenhangs zwischen Demografie und Schulbedarf mit zwei Extrempositionen: Demografie ist 1. „alles« oder 2. »irrelevant«. Der Zusammenhang ist natürlich komplexer und von Werte- oder politische Entscheidungen beeinflusst. In Sachsen ist das Entscheidungskriterium für die Schließung einer Schule eine SchülerInnenzahl unter 15 in zwei Folgejahren. Solch kurzfristige Betrachtungshorizonte können Fehlentscheidungen zur Folge haben. Die Bundesländer Österreichs verzeichnen nach Jahren der mehr oder weniger starken Schrumpfung 2010 eine Stabilisierung der Fertilitätsdaten. Ausnahmen sind lediglich das Land Kärnten mit einer weiterhin prognostizierten deutlichen Schrumpfung und Wien mit einem seit den 1970er Jahren kontinuierlichen Wachstum. Je kleinräumlicher die Betrachtung, um so stärker ist das Nebeneinander von Wachstum und Schrumpfung - entsprechend ungewiss sind darauf aufbauende Prognosen. Die umgekehrt Frage - danach wie sich Schulstandorte auf die demografische Entwicklung auswirken - ist nicht belastbar zu belegen. In Studien wird die Abwanderung von Jungfamilien eher als Ursache denn als Wirkung einer Schulschließung identifiziert. In einer alternden Gesellschaft liegt die Annahme nahe, dass höhere Investitionen in Einrichtungen für Senioren als in Einrichtungen für die Jugend getätigt werden. Ebenso kann unter dem Stichwort »lebenslanges Lernen« ein erhöhter Bedarf beziehungsweise ein Nutzungspotenzial für Schulgebäude durch Lernangebote für Ältere argumentiert werden. Rein rechnerisch wirkt es sich wesentlich stärker auf die potenzielle SchülerInnenzahl und die räumliche Auslastung aus, ob die örtliche Volksschule vier, sechs oder acht Jahre besucht wird (plus 50%, plus 100%), als es demografische Entwicklungen tun. Die Zuständigkeit unterschiedlicher Schulerhalter erschwert übergreifende Entscheidungen. Die Schulleitung einer Hauptschule ist beispielsweise zerrissen in einem Netz der Zuständigkeiten: Für das Gebäude ist die Schulleitung im Kontakt mit der Gemeinde, angestellt vom Land, zu beachten sind Lehrpläne des Staates. Die Komplexität ist hinderlich für schnelle, richtige und günstige Entscheidungen. Ein Blick über die Grenze zeigt andere Strukturen: In der Schweiz wird die Schulleitung vom Ortsschulrat gewählt, was kürzere Wege und Entscheidungen auf unterster Ebene ermöglicht. Schon die Kindergartenausbildung ist verknüpft mit der LehrerInnenausbildung.

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Christian Kühn* beleuchtet in der Studie des OECD aus dem Jahr 2003 identifizierte »Schlüsselqualifikationen für ein erfolgreiches Leben und eine gut funktionierende Gesellschaft«, auf die sich das zeitgemäße Bildungssystem ausrichten soll. Auf der obersten Ebene werden dabei interessanterweise nur drei Begriffe genannt: • act autonomously - selbständig agieren und Entscheidungen treffen und verantworten • interact in heterogeneous groups - in heterogenen Gruppen zusammenarbeiten • use tools interactively - Informationstechnologie & Kommunikationstechnologie aktiv anwenden und kreativ nutzen Was hat das mit Architektur und mit Bauen zu tun? Die Schule des 21. Jahrhunderts ist charakterisiert durch Qualitäten oder Aspekte: Flexibilität bedeutet die Möglichkeit, unterschiedliche Lernarrangements in einer Schule schaffen zu können. Diese Idee gab es schon in den 1960er und 70er Jahren und ist gescheitert. Beispiele wie das Schulzentrum Feldkirchen zeigen, dass es funktioniert und die Bildung verändert. Der Aspekt der Inklusion ist die Forderung an die Schulorganisation, Kinder mit Behinderungen in den Regelschulbetrieb zu integrierten. Der dritte Punkt - core - ist ein architektonischer. Er betrifft das Herz, das Zentrum einer Schule. Schulen sind keine Bildungsmaschinen, sondern haben auch eine weit darüber hinausgehende Funktion in einer Gemeinde. Der architektonische Aspekt des Clusters kristallisiert sich langsam als eine neue Basistypologie im Vergleich zur Gang-Klassenzimmer Schule heraus: Die Idee der Bildungsräume, etwa gleich große Räume ähnlich Klassenzimmern, mit einem gemeinsam benutzbaren Bereich in der Mitte, in den Teile des Unterrichts, Teile des Lernens auslagert werden können. Die Vernetzung / Zusammenfassung von Institutionen zu einem Netzwerk von Bildungsorten beschreibt den Gedanken, dass die Schule nicht ein Gebäude ist, das mit einem Zaun abgegrenzt ist vom Rest der Welt oder der Gemeinde, sondern dass immer analysiert wird: Welche anderen Bildungsinstitutionen gibt es und wie können sie miteinander kooperieren? Auf dieser Ebene verschneiden sich Raumplanung und Architektur sehr eng miteinander.

* Die Transkription des Vortrages von Christian Kühn ist als Download verfügbar: www.leerstandskonferenz.at

»Ganz generell würde ich heute die Aufgabe »Schule« mit einem kurzen Satz definieren: »Die Schule ist ein Raum für Teams«. Wenn Sie mit dieser Formel in ein Schulprojekt einsteigen, haben Sie eine gute Ausgangsbasis.« so Christian Kühn

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nt gend! ö r k ge genü nn s i e r P nicht Schatzma undrtrag von Markus

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Gemeindehaus (links) und Schule (rechts) liegen an einer steilen Hangkante am Ortsrand. Das Schulgebäude ist in den Hang eingesetzt: Vom Ort aus gesehen eine hochformatige Turmgestalt, die sich gegenüber den Hotelbauten behaupten kann, von oben betrachtet ein zweigeschossiges, querformatiges Gebäude. (Foto: Roland Gruber)

Markus Schatzmann führte die TeilnehmerInnen an einen besonderen Ort seiner Biografie: Zur Schule Warth am Arlberg. Als Gründer und ehemaligen Direktor erzählte er die Geschichte der preisgekrönten Schule, die heute in Ermangelung an SchülerInnen leersteht. Die frühere Volksschule war im Gemeindehaus Warth und gleichzeitig einziger Versammlungsort der Gemeinde. Im Foyer führte eine Tür in das Klassenzimmer, die nächste in das Gemeindeamt, eine weitere in den Kindergarten. Mit zehn Jahren wurden die SchülerInnen unter der Woche ausquartiert, denn die nächste Hauptschule lag zwanzig unwegsame Kilometer entfernt. Das hatte eine frühzeitige Abwanderung aus der Gemeinde zur Folge, die sich häufig danach fortsetzte, denn die Berufsangebote in der kleinen Tourismusgemeinde sind sehr überschaubar. Zum Zeitpunkt der Abstimmung darüber, ob ein neues Schulhaus errichtet und eine Oberstufe eingeführt werden soll, hatten viele GemeindevertreterInnen Kinder im schulpflichtigen Alter. Gute Voraussetzungen ermöglichten es, dass Architekt Roland Gnaiger gemeinsam mit Markus Schatzmann Ende der 1980er Jahre ein neues, auf die kleine Gemeinde zugeschnittenes Schulmodell umsetzen konnten. Der Schuldirektor brachte seine Kenntnisse bereits in den Entwurf des neuen Gebäudes ein. Der öffentliche Zugang zu Veranstaltungs- und Turnsaal in den Unterschossen erfolgt straßenseitig von unten, SchülerInnen betreten das Gebäude über das obere Plateau. In seiner Reflexion zum »Leerstand« löst Markus Schatzmann sich von der planerisch-materiellen Perspektive hin zu einer psychologisch-geistigen, denn es sei nicht damit getan materielle Fülle erzeugen. Mit dem besonderen Schulkonzept der einklassigen Schulen (ca. 15 Kinder in vier Klassenstufen) konnte der gängige Lehrplan nicht umgesetzt werden. Die Beteiligten haben sich der Frage gestellt: »Was sind die wesentlichen Bereiche des menschlichen Lebens?« Daran wurde der Lehrplan ausgerichtet.

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rönt ügend! n sgek Prei icht ge n und

Wie das ohne die »Fülle des fertiggedachten, strukturierten Lehrplans« gelang, zeigen zwei Beispiele aus dem Unterrichtsalltag: Das Thema Wohnen erarbeiteten die Altersgruppen getrennt voneinander. Während die jüngeren Jahrgänge tierische Behausungen in der eigenen Umgebung untersuchten, waren die Älteren zur Exkursion in Lauterach. Dort hatte Architekt Sture Larsen schon damals Häuser mit energetischem Konzept errichtet. Die SchülerInnen machten sich schlau, wie »so ein Haus« funktioniert. Anschließend hatten beide Gruppen die Aufgabe den MitschülerInnen zu erklären, was sie gelernt haben. Andere Inhalte wurden im direkten Miteinander der Jahrgänge vermittelt. Im Turnsaal erhielten die SchülerInnen ein Lesestück mit der Aufgabe, die Rollen aufzuteilen, das ganze Stück in ein Rollenspiel zu verwandeln und die räumlichen Gegebenheiten und vorhandenen Utensilien zu nutzen, um das Stück lebendig werden zu lassen. Das Lernen in altersgemischten Gruppen, ohne Jahrgangsunterricht, schulte die Sozialkompetenz. Bis zu 50 SchülerInnen wurden in der jeweils einklassigen Volks- oder Hauptschule mit je einer Stammklasse und dazugehörigen Sonderräumen unterrichtet. »Strukturelle Offenheit und individuelle Sphären komplementär bereitzustellen, erlebbar zu machen, ist die pädagogische Qualität dieser Architektur - und eine konzeptionelle Stärke der in ihr praktizierenden Pädagogen«*.

Markus Schatzmann: »Es ist ein unermesslicher Schatz, den ich dort geschenkt bekommen habe. Es ist mir ein tiefes Anliegen, dass dort wieder etwas blüht.« (Grafik links: Markus Schatzmann)

Aktuell existieren in der Gemeinde Warth wieder ähnliche Bedingungen. Gemeindevertreter mit jungen Kindern sind an der Reaktivierung der Schule interessiert und motiviert. Damit aus Mangel Fülle entstehen kann, sind zwei Dinge notwendig: • Kommunikation - Die Personen beteiligen sich auf unterschiedliche Weise, darum ist es wichtig zu begreifen: Wer wirkt wie? • Gelassenheit - Markus Schatzmann vergleicht die Etappen mit einer Biografie, in der es immer wieder Erfahrungen und Phasen ohne Fülle gibt. Viele entscheidende Gedanken brauchen Leere, das Leersein, das Hohlsein: »Es scheint mir wichtig, dass man auf einer psychologisch-geistigen Ebene diesen Leerstand einfach mal geschehen lässt«. * Roland Gnaiger & Otto Kapfinger, Schule in Warth, 1993, S. 20

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Wie ist die Auslastung von Schulen? Gibt es signifikante Unterschiede? Wo liegen die Ursachen hierfür? Ist ein pädagogisch wertvoller Schulbau zwangsläufig teurer und aufwendiger? Architektin Ursula Spannberger lieferte mit ihrem Vortrag »Die »volle« Schule als halber Leerstand« eine Bestandsaufnahme zu diesen Fragen, indem sie räumliche und zeitliche Potenziale von ausgewählten Schulgebäuden in Österreich aufzeigte. Dienstag vormittag 10 Uhr, in einer beliebigen Woche während des Schuljahres, in einer beliebigen Schule in Österreich. Anzunehmen ist, dass die zur Verfügung stehenden Räume »voll«, das heißt in Benutzung sind. Doch bis zu 50% des Raumes (Gänge, Pausenflächen sowie Sonderunterrichtsräume) sind während der Unterrichtszeiten ungenützt, während der Pausenzeiten stehen die anderen 50% leer. Unterrichts- und Konferrenzräume werden zum Teil sogar nur zur Hälfte davon genutzt. Hinzu kommen Nachmittage, Wochenenden und Ferienzeiten sowie viele Schulstandorte, an denen für den Nachmittagsaufenthalt der Kinder immer noch eigene Gebäude für Horte errichtet werden. Diese sind nur an Nachmittagen in Benützung, allerdings auch nur an Schultagen. Die für Bildungsbauten zuständigen Personen in Gemeinden und Ländern sind in der Erarbeitung von Raumgrößen derzeit in vielen Bundesländern noch auf veraltete Standards und Richtlinien angewiesen. Durch die Veränderungen und die Rücknahme von verordneten Raumprogrammen stellt sich für sie die Frage nach den notwendigen und sinnvollen Flächen und deren räumlichen Qualitäten in einer gänzlich veränderten Form. 2010 schlug Ursula Spannberger der Salzburger Landesregierung vor, statt der strengen m2-Vorgaben der Schulbaurichtlinie aus 1984 für zukünftige Schulbauten eine m2-Empfehlung pro Kind einzuführen, um der Sorge entgegen zu treten, dass die NutzerInnen, ließe man ihnen freie Hand, überbordende räumliche Wünsche äußern. Die Annahme, dass herkömmliche Schulen im m2-Vergleich nicht weniger, sondern eher mehr an Raum benötigen als solche, die mit offeneren Lernmethoden arbeiten, hat sich inzwischen bestätigt. Daraus folgt der Versuch einer Empfehlungsgröße an m2-Bedarf pro Kind für die einzelnen Schultypen, anhand von Bildbeispielen von alten und neuen Schulgrundrissen.

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Architektin Ursula Spannberger zeigte eine Bestandsaufnahme der räumlichen und zeitlichen Potenziale unterschiedlicher Schulbauten. (Tabelle: Ursula Spannberger, RAUM.WERTcc)


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Fünf Schulbeispiele, bei denen die gesamte Fläche durch die Zahl der SchülerInnen dividiert wurde, zeigen sehr unterschiedliche m2/Kind-Werte (Tabelle linke Seite). Nie einberechnet ist der Turnsaal, der sehr unterschiedlich dimensioniert und gelegentlich mit der Gemeinde mehrfachgenutzt ist. In Vigaun werden in der Pause die Gänge, während des Unterrichts die Klassenräume genutzt. Problematisch ist diese Situation insbesondere, wenn die überdimensionierten Gänge keine Aufenthaltsqualität bieten. Brandschutzvorschriften erlauben es häufig nicht, Gänge zum Pausenraum umzunutzen. Kann durch eine höhere räumliche Effektivität auch eine höhere räumlich-pädagogische Qualität entstehen? Bei der Auftraggeberschaft stoßen neue, ungewohnte Vorschläge zunächst auf Bedenken bezüglich der entstehenden Kosten und dem Verlust von Sicherheitsstandards. Häufig steckt dahinter die generelle Angst vor Veränderung. Die Raumprogramme sollten mit den Akteuren erarbeitet werden, mit einer zugrundegelegten Gesamtquadratmeterzahl als Ergebnis einer m2-Empfehlung pro Kind sowie einem Gesamtbudget. Im Prozess sind dann Fragen zu beantworten: Welche räumlichen Synergien kann es geben? Was kann doppelt genutzt werden? In der Neuen Mittelschule Alberschwende wurde nach dem Umbau beispielsweise auf das Konferenzzimmer verzichtet. Konferenzen werden im Schulsaal oder anderen freien Räumen abgehalten. Vor dem Umbau standen lediglich 55% des Raumes für Unterricht und Lernen zur Verfügung, heute sind es 90%. Vor allem in den Metropolen gibt es international wie national zahlreiche Vorzeigeprojekte zeitgemäßer Schularchitektur. Seit September 2014 ist der Bildungscampus Sonnenwendviertel nahe des Wiener Hauptbahnhofs in Betrieb. Bis 2017 wird sich die Zahl der Kindern in Kindergarten, Volksschule und Neue Mittelschule auf insgesamt 1 100 verdoppeln. Mehrere Klassen sind zu einem Cluster mit gemeinsamen Marktplatz vereint. An den neu gestalteten sechseckigen Tischen können dank verstellbarer Sesselhöhe unterschiedlich große Kinder gemeinsam sitzen. Bei der Ganztagsschule kommt auch der Freizeitpädagogik eine wesentliche Rolle zu. Der großzügige Freiraum ermöglicht, dass Gemüse gepflanzt, Hasen gezüchtet und Vögel beobachtet werden können. Das Hamburger Bildungszentrum Tor zur Welt ist Standort für drei Schulen, eine KiTa, ein freies Kindertheater und verschiedene außerschulische Einrichtungen. Auch hier werden mehrere Klassen räumlich zu Lernfamilien zusammengefasst. Gemeinsame Räume ermöglichen flexiblere Unterrichtsformen und sorgen für Kommunikation untereinander. Mit mobilen Regalen können die Klassenräume in Bereiche aufgeteilt werden. Der Platz im Eingangsbereich des Bildungszentrums verbindet den Neubau mit dem Gymnasium auf der gegenüberliegenden Straßenseite und öffnet den Schulhof zum öffentlichen Raum. Die Schule Warth sowie die Volksschule Gnesau zeigen, dass zukunftsweisende pädagogische und architektonische Schulprojekte auch in ländliche Gemeinden realisierbar sind. Mit dem Schulzentrum Feldkirchen und dem zukünftigen Bildungszentrum Donawitz wurden auf der Leerstandskonferenz zwei weitere Best-Practice-Beispiele vorgestellt.

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Das Schulzentrum Feldkirchen betreten die SchülerInnen von Volks- und Neuer Mittelschule über den gleichen Eingang (Foto: nonconform)

Hemma Fasch präsentierte das architektonisch-pädagische Vorzeigeprojekt Schulzentrum Feldkirchen an der Donau, das im Oktober 2014 wiederbezogen wurde. Seit der Sanierung der Neuen Mittelschule und dem Neubau der Volksschule nutzen die SchülerInnen sehr viele Räume gemeinsam. Angefangen bei dem gemeinsamen neu gestalteten Schulplatz mit Sitzmöglichkeiten, Baumbestand, Neupflanzungen und Beleuchtung ist er gleichzeitig Aufenhaltsort. Ein Vordach über die gesamte Gebäudebreite im Erdgeschoss bietet Schutz vor Sonne und Regen. Die ebensolange Sitzbank setzt sich im Inneren des Gebäudes, als Fläche zum Auf- und Ausstellen von Werkstücken mit Sichtbeziehung zum Vorplatz fort. Mehrfachgenutzt ist auch die Eingangshalle, die als Brückenbildung zwischen Volksschule und Neuer Mittelschule auch die Geschosse miteinander verbindet. Sie ist Arena mit Lesetreppe, Aula, Aufenthaltsort, Windfang, Garderobe der Neuen Mittelschule, Essbereich und Bibliothek. Licht fällt von oben durch die verglaste Öffnung der Dachfläche in den offenen Aularaum bis in das Erdgeschoß. Sie ist geeignet für Feste und öffentliche Veranstaltungen am Abend. Möglich wurde dies, indem das Raumprogramm gemeinsam entwickelt wurde. Es stand eine Gesamtsumme an Quadratmetern zur Verfügung - generiert aus verschiedenen Faktoren wie der SchulerInnenzahl, der Schulform sowie dem Angebot von Nachmittagsbetreuung. Räume die nur kurzfristig genutzt werden, wie die Garderoben, die zweimal am Tag kurz aufgesucht werden, wurden auf ein Minimum reduziert. Der Ersatzneubau für die ehemalige Volkschule orientiert sich am Organisationsmodell des Clusters. Vier Klassen sind zu einem räumlichen Verbund zusammengefasst. Der geschaffene

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Die Eingangshalle ist viel mehr als nur der Zugang zum Schulzentrum Feldkirchen. (Foto rechts: nonconform)

Raum ermöglicht offene, klassenübergreifende Unterrichtsformen in transparenten Einheiten. Neben den Stammklassen gibt es Platz, sich frei zu bewegen und den Begabungen und Fähigkeiten entsprechend lernen zu können. Dadurch, dass sich die Klassen um einen Marktplatz sammeln, wurden die Gangflächen reduziert. Die mobilen Möbel am Marktplatz machen vieles möglich. Den Klassenräumen steht in Nordwestrichtung pro Geschoss ein Wintergarten für je zwei Klassen zur Verfügung. Allen südöstlich gelegenen neu errichteten Räumen sind Balkone vorgeschaltet, welche eine Erweiterung ins Freie ermöglichen und zur Abschattung der dahinterliegenden Räume dienen. Die Kinder können permanent zwischen Innen und Außen wechseln. Das Bestandsgebäude der Neuen Mittelschule, eine Hallenschule, war von vornherein sehr gut angelegt und bot eine wesentlich bessere Raumqualität. Seit der Generalsanierung erhöhen ein außenliegender Sonnenschutz und weitere Modernisierungsmaßnahmen die Qualität der Schulräume. Die gestalterische Verbindung zum Neubau gelingt unter anderem durch farblich abgestimmte Glasflächen als Öffnung zum Flur. Die Räume der Schule können auch von schulexternen Personen und Einrichtungen genutzt werden - für Wochenend-Yogakurse in der Turnhalle oder öffentliche Lesungen in der Aula.

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Der Austragungsort der Leerstandskonferenz wurde bewusst gewählt: Die steirische Mittelstadt Leoben ist der Prototyp einer österreichischen Stadt, die durch den Strukturwandel ganz massiv von Schrumpfung betroffen ist und mittlerweile erhebliche Leerstände in unterschiedlichen Dimensionen vorzuweisen hat. Leoben ist ein klassischer Industriestandort mit der VOEST Alpine in Donawitz und holzverarbeitenden Betrieben. Mit der Montanuniversität ist Leoben ein wichtiger Wissenschaftsstandort mit ca. 4 000 Studierenden - für eine Stadt dieser Größe (rund 25 000 EinwohnerInnen) ein sehr hoher Studierendenanteil. Der gesamte Bezirk Leoben war und ist von einem markanten Bevölkerungsrückgang betroffen. Die Geburtenzahlen in Leoben lagen in den 1960er Jahren bei rund 700 jährlich und bleiben seit einigen Jahren bei rund 180 Geburten pro Jahr relativ stabil - mit gelegentlichen Ausnahmen (2012: 165 Kinder). Die Bevölkerung hat in dieser Zeitspanne kontinuierlich abgenommen, 2015 war die Bilanz aus Geburten, Sterbefällen, Ab- und Zuwanderung zum ersten Mal positiv. Aufgrund dieser demografischen Entwicklung wurde in den letzten 15 bis 20 Jahren bereits eine entsprechende Anpassung vorgenommen. Die Anzahl der Volksschulen wurde von acht auf fünf reduziert, weitere Schließungen werden vermutlich erforderlich sein. »Die Stadt hat erkannt, dass sie hier Antworten finden muss, und entwickelt ein Schulstandortkonzept für die nächsten Jahrzehnte. Neben einer pädagogischen und demographischen Analyse werden auch baulich-räumliche Parameter abseits einer reinen Sanierungskostenfrage herangezogen, anhand derer dann überlegt werden kann, was mit Objekten passieren soll, die keine Schule mehr beherbergen werden. Das wird oft vernachlässigt, obwohl diese Frage sehr wesentlich ist«, so Caren Ohrhallinger. Exkursionsziel der Leerstandskonferenz war das Schulgebäude des zukünftigen Bildungszentrum Donawitz (Beteiligungsprozess, Masterplan und Architektur: Michael Zinner & Kunstuniversität Linz & nonconform). In das Gebäude der Pestalozzi-Hauptschule LeobenDonawitz (Europa Hauptschule) werden 2016 die drei Pflichtschulen Volksschule Donawitz, Neue Mittelschule Pestalozzi und Polytechnikum Göss einziehen. Ein verantwortungsvolles Projekt, denn einige SchülerInnen werden diese Schule über acht Jahre lang besuchen. Baudirektor Heimo Berghold beleuchtete den Prozess, der zur Seite 24

Nach der Einführung in die Projekthintergründe durch Baudirektor Heimo Berghold führten Caren Ohrhallinger und Michael Zinner die KonferenzteilnehmerInnen durch das zukünftige Bildungszentrum Donawitz.


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Entscheidung gegen die Aufrechterhaltung von drei Standorten und für ein Bildungszentrum führte. Die genaue Untersuchung der SchülerInnenzahlen der Schulen des zuküntigen Bildungszentrum Donawitz zeigt eine deutliche Schrumpfung: Die Verteilung der Altersgruppen in der Bevölkerung verändert sich stark, so auch die SchülerInnenzahlen: 1997 2015 • Hauptschule/NMS 330 125 SchülerInnen • Volksschule 185 125 SchülerInnen • Die SchülerInnenzahlen der PTS sind stetig schwankend - mit einem Minimum von 38 und einem Maximum von 68 SchülerInnen war die Zahl kein Gradmesser für die Entscheidung. Ökonomische Ziele der Zusammenlegung sind die Verringerung der Betriebskosten durch intensivere Nutzung der Flächen, Qualitätsverbesserung durch die Sanierung und bildungspolitische Überlegungen sowie die Aufwertung des Stadtteiles. Bereits 2007/08 startete die öffentliche Diskussion mit den NutzerInnen der Schulen inklusive der Eltern und der Ortsteilbevölkerung.

Führung durch das Bildungszentrum Donawitz: Gegenstand und Durchführungsort der dreitägigen vor ort ideenwerkstatt. (Foto & Grafik: nonconform)

Hintergrund dieser Entscheidung waren die genannte Bevölkerungsentwicklung, ökonomische Zwänge sowie Aspekte der Bildungspolitik. Die baulichen Veränderungen zu einem Bildungszentrum bieten Gelegenheit, pädagogische Ziele zu überarbeiten. Die spätgründerzeitliche Gangschule mit dunklem Eingangsbereich und toten Gangenden soll Bildungszentrum für alle Altersgruppen, Talentetypen und Kulturhintergründe werden und einen zeitgemäßen und modernen Unterricht der Jugend fördern.

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Das ArchitektInnenteam von nonconform, Kunstuniversität Linz und Michael Zinner bei der Arbeit vor Ort mit SchßlerInnen, LehrerInnen, Auftraggeberschaft und weiteren AkteuerInnen des Schulprojektes. (Fotos: nonconform)

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In den Entwicklungsprozess wurden im Rahmen einer vor ort ideenwerkstatt SchülerInnen, PädagogInnen, Eltern, Auftraggeberschaft und Hauspersonal einbezogen. Bei der intensiven Startphase arbeiteten die ArchitektInnen mehrere Tage im Schulgebäude mit allen AkteurInnen an dem gemeinsamen Projekt. Ergebnis des Prozesses ist »die gemeinsame Lösung«, welche auch die Finanzierbarkeit des Projektes mitdenkt. Erst nach dieser intensiven Orientierungsphase begann die konkrete Planung. Der Umbauprozess wird gestalterisch begleitet. In der Planungsphase fanden weiterführende regelmäßige NutzerInnengespräche statt. Vieles wird sich verändert haben, wenn 2016 im Bildungszentrum 20 Schulklassen einziehen. In der zukünftigen LehrerInnenwelt wird nicht mehr nach Schultypen unterschieden. »Das klassische LeherInnenzimmer, in dem sich jeder verbarrikadiert, gehört der Vergangenheit an. Alle LehrerInnen gehen in eine Schule und haben unabhängig davon in welchem Schultyp sie unterrichten, in einem Raum ihre Erholungsphase. Ich glaube, dass zukünftig vor allem die jungen KollegInnen sich das nicht mehr anders vorstellen können.« so Paul Neugebauer, Direktor der Polytechnischen Schule Leoben.

Modell und Visualisierung der zukünftigen Lernlandschaft. Die Klassen werden zu den Gängen geöffnet. Durch die Möblierung werden die großzügigen Gangflächen nutzbar. (Foto & Grafik: nonconform)

Die Klassenräume werden sich ebenfalls stark verändern. Die Möblierung ermöglicht unterschiedliche Lernsettings: Arbeitsgruppen um ein Theaterstück zu üben, gegenübersitzende Lernpaare im Sprachunterricht bis zum Frontalunterricht. Paul Neugebauer erwartet, dass sich mit dem Umbau des Gebäudes auch der schulische Alltag verändert: »Dass der Lehrer die Klasse zumacht und dann in der eigenen Welt ist, für die er verantwortlich ist, wird es so nicht mehr geben. Die Klassen öffnen sich zu den Gängen. Man wird hören, was in den Klassen passiert. Es werden auch SchülerInnen am Gang sein, die trotzdem am Unterricht teilnehmen. Das wird, wie wir hoffen, eine komplett neue Unterrichtsform und eine neue Art für die SchülerInnen, wie der Unterrichtsstoff gelehrt werden kann.«

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Schulgebäude eignen sich aufgrund ihrer zentralen Lage häufig zur Integration weiterer Angebote. »Die Schule öffnet sich zur Stadt - Die Stadt öffnet sich zur Schule«: Otto Seydel beschreibt in seinem Vortrag aus der Perspektive des Pädagogen vier abstrakte Modelle und an umgesetzten Beispielen, wie die Schnittstelle zwischen Ort und Schule aussehen kann. Das Expertenmodell hat ausschließlich pädagogische Hintergründe ohne räumliche Synergien. Die Beziehung zur Umwelt entsteht dadurch, dass Fachleute für temporäre Workshops in die Schule eingeladen werden: In einer Düsseldorfer Schule hat eine Künstlerin zusammen mit SchülerInnen den »Kummerort« Toilette zu einem Kunstprojekt umgestaltet. Häufig praktiziert wird auch, dass SchülerInnen Orte außerhalb der Schule beispielsweise für ein Praktikum aufsuchen. Im Rahmen des Projektes ZISCH (Zeitung in der Schule) werden zusammen mit einer Redaktion Zeitungsartikel erarbeitet. Durch diesen gemeinsamen, aktiven Prozess geht der Lerneffekt über den eines »passiven Lernkonsums« hinaus. Die Doppelbelegung, wie die Öffnung eines Spielplatzes, der am Nachmittag zum öffentlichen Raum wird, beabsichtigt dagegen zunächst eine effiziente räumliche Nutzung. In einer Bremer Schule entstand aus der ursprünglich räumlichen Nutzung ein pädagogisches Projekt. In die Aula mit hervorragender Akustik für Proben und Aufnahmen zog ein Weltklasse-Orchester ein. Das »Gastgeschenk« des Orchesters ist eine intensive musikalische Arbeit in der Schule. Im Kombinationsmodell ist eine dauerhafte »Fremdbelegung« durch schulexterne Einrichtungen vorgesehen. Naheliegend ist die Zusammenlegung der schulischen und öffentlichen Bibliothek in der SchulStadtBücherei in Arnsberg. In Innsbruck wurde mit dem Gedanken der Flächenersparnis ein Einkaufszentrum mit darüberliegendem Bundesgymnasium kombiniert. Ein tatsächliches Miteinander verfolgt das niederländische Model der Brede School. In den Gebäudekomplexen der inzwischen über 500 »Breiten Schulen« werden alle Einrichtungen der Gemeinde, die das Aufwachsen, Kindheit und Jugend begleiten, untergebracht. In einer Bildungslandschaft - häufig Community School genannt - werden Funktionen der Schule an Orte außerhalb ausgelagert. Ein Beispiel ist Verkauf der Ernte aus dem Garten der Volksschule auf dem Wochenmarkt, durch den die SchülerInnen Rechenunterricht in der Praxis und die KäuferInnen regionale Naturprodukte erhalten. Die SchülerInnen der oberen Klassen in Seite 28

Beispiele der unterschiedlichen Modelle von Schnittstellen zwischen Gemeinde und Schule. (Präsentationsfolien beide Seiten: Otto Seydel, Institut für Schulentwicklung, Überlingen)


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Salem am Bodensee sind Mitglieder des Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr, DLRG, dem Roten Kreuz oder anderen Einrichtungen. Entscheidend ist, dass die Handlungsfelder außerhalb des Ortes Schule liegen, eine hohe Relevanz für die Gemeinde haben und verändernd in sie hineinwirken. Diese Variante ist die aktivste Beziehung zwischen Schule und Gemeinde - sie ermöglicht eine dauerhafte räumliche Entlastung des Schulgebäudes. Damit aus dem Nebeneinander ein Miteinander wird, müssen Grenzgänger zwischen den Institutionen diese Strukturen aufrecht erhalten. Es ist besonders dienlich, wenn auch Lehrerende in den anderen Bereichen tätig sind. Gemeinsame Interessen sorgen für eine Win-Win Situation, dennoch ist eine Überlastung des Kooperationsanspruchs zu vermeiden. Die räumlichen Voraussetzungen müssen die Intimität schulischer Nutzungen ermöglichen und Sicherheit, wie auch pragmatische Rahmenbedingungen wie ein entsprechendes Parkplatzangebot und den architektonisch-ästhetischen Auftritt berücksichtigen. Wie sich die Verlagerung von Bildungsprozessen auf digitale Formate auf Schulgebäude auswirken wird, ist noch nicht absehbar. Eine gänzliche Abschaffung von Schulgebäuden befürchtet Pädagoge Otto Seydel nicht, jedoch wird sich ihre Gestalt verändern. Die Gemeinde Vorchdorf/Oberösterreich beabsichtigt mit der Entscheidung für den Umbau der Vorchdorfer Schulen zum Bildungscampus gleichzeitig eine weitere Öffnung der Schule Richtung Mehrfachnutzung und Kooperation mit schulexternen (Bildungs)Vereinen, Institutionen und den lokalen Betrieben. Gunter Schimpl, Bürgermeister der Gemeinde, betont die Bedeutung von Bildung als Nährboden insbesondere auch für ländliche Gemeinden. In den weiterführenden Schulen wird durch Miteinander die Identität des Ortes und die Bindung an den Ort gestärkt. Die Zusammenarbeit der Polytechnischen Schule mit der Industrie gehört bereits dem Schulalltag an. Die SchülerInnen werden an Geräten in den gut ausgestatteten Werkstätten beispielsweise von dem Automobilzulieferer MIBA unterrichtet. Der Verein Offenes Technologielabor (Otelo) Vorchdorf ist ein konkretes Beispiel für das Kombinationsmodell und leistet für den laufenden Prozess mit seinen Erfahrungen einen wertvollen Beitrag.

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SchülerInnen im oberösterreichischen Vorchdorf nehmen an Angeboten des Otelo, beispielsweise an Computerworkshops teil. Das Offene Technologielabor nutzt drei Klassenräume in der Schule. (Fotos: Bettina Hutterer)

Der Verein Otelo Vorchdorf hat als erster der heute zwölf Standorte 2012 in einer aktiven Schule seinen Platz gefunden, indem er dort drei Klassenzimmer nutzt. Vereinszweck ist es, der Bevölkerung offene Räume zugänglich zu machen, in denen die Verwirklichung eigener Potenziale und Interessen durch die Vernetzung mit Gleichgesinnten an der Schnittstelle von Technik, Kunst, Kultur und Regionalentwicklung einen Platz bekommt, und das unabhängig von finanziellen Abhängigkeiten, Ergebnis oder Leistungserwartungen in einer »Kultur des Vertrauens«. Voraussetzung ist die Kooperation mit der Gemeinde, die die Räume unentgeltlich inklusive Betriebskosten und Internet zur Verfügung gestellt. Der Rückfluss besteht im Teilen des Wissens der Community - gewährleistet durch ein niederschwelliges Workshopprogramm, Vernetzung mit anderen Otelos und vielfältigen Veranstaltungen, die auch neue Impulse für die Gemeinde bringen. Viele schulexterne, vor allem erwachsene Personen kommen (lernend) ins Otelo. Die Kooperation mit der Schule selbst wurde in Ansätzen erprobt (gemeinsame Nutzung von Schulräumen, projektbezogene Zusammenarbeit zum Thema 3D-Druck, usergeneriertes Fernsehen). Besonders in den Bereichen Naturwissenschaft, Technik oder bei der Verwirklichung von Projekten gibt es gute Ausgangsvoraussetzungen für weitere Kooperationen. Der Verein ist gut vernetzt und hat umfangreiche (auch pädagogische) Projekterfahrung, so dass kurzzeitig die Nachmittagsbetreuung von Otelo übernommen wurde. Das Otelo Vorchdorf ist gemeinsam mit den PädagogInnen auf dem Weg, vom Nebeneinander zum Miteinander zu kommen. Es bedarf der gemeinsamen Bearbeitung einiger Herausforderungen, beispielsweise wie Zusammenarbeit für beide Institutionen ideal organisiert werden kann. Durch die vor ort ideenwerkstatt wurden bereits wichtige Kommunikationsprozesse in Gang gesetzt. Erste schnelle und kurzfristige Zusammenarbeiten wie ein Workshop am Folgetag, aber auch langfristige Ergebnisse wie die gemeinsame Nutzung von Ausstattung und Räumen sind geplant. In Kürze wird eine Klasse mit 3D-Druckern ausgestattet und die LehrerInnen von Otelo MitarbeiterInnen eingeschult. Michael Zinner eröffnete in seiner Reflexion zu einer ungewollten zweijährigen »Durchmischung« von Schule und Ort während des Um- und Neubaus des Schulzentrums in Feldkirchen an der Donau (Panel »Den Wandel gestalten«) eine bislang unsichtbare Form der Nutzung von Leerstand: Die Klassen haben sich in allen möglichen und unmöglichen freien Flächen in der Gemeinde eingenistet. Diese Form der räumlichen Verzahnung aller Beteiligten (Schulpartner Seite 30


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Muster nach Christoph Alexander et.al.: Eine Muster-Sprache, herausgegeben von Hermann Czech, 1995 im Löcker Verlag, Wien. (Folien: Michael Zinner)

und Ortsgemeinde) ermöglicht nicht nur ein tieferes Verständnis (Image der Lehrkräfte) sondern zeigt auch ungeahnte Ökonomien auf. Ungeplant wurden zwei Muster der Dezentralisierung von Lernprozessen nach Architekt und Philosoph Christof Alexander umgesetzt: Während der Umbauphase hat sich nicht nur die räumliche Situation der SchülerInnen und PädagogInnen verändert. Die Schule hat sich in den Ort, in Ladenschulen (Muster 85) verteilt. Der Unterricht fand in dem schon fertigen Bauabschnitt der Landesmusikschule, in den Räumen eines in Konkurs gegangenen Elektrobetriebes, im Gemeindeamt und im Hort sowie im Pfarrhof statt. Mittagessen gab es in der Rettungsdienststelle des Samariterbundes. Die Schule wurde in diesen zwei Jahren transparent und ein Netzwerk des Lernens (Muster 18) entstand. Es gab ein alltägliches Miteinander mit Personen in den Ausweichquartieren. Die Pädagoginnen vereinbarten Regeln, wie etwa wöchentliche Besprechungstermine. Wichtig war, dass auch die Freiheiten bewusst sind. Nach einer Ideensammlung mit einem Verkehrsexperten wurden an einem »Basteltag« mit Vätern und SchülerInnen Buntstifte aus Holzpfählen im Straßenraum aufgestellt. »Die Autofahrer sollen sich so fühlen, als ob sie bei uns über den Schreibtisch fahren.« erklärte eine Schülerin die Idee.

Das Gemeindeamt: Links vor der Durchmischung, rechts als Klassenzimmer für den Übergang. Anfängliche Bedenken in den Ausweichquartieren sind gewichen. (Foto links: Michael Zinner; Foto rechts: Gemeinde Feldkirchen/Donau; Zitate: Gespräche Michael Zinner mit Gemeindebediensteten am 7. Jänner 2015)

»Wir waren ein bisschen skeptisch, muss ich ehrlich sagen, weil wir auch beim Arbeiten die ganze Unruhe gefürchtet haben.«

»Allein, die waren so lieb und fröhlich, es war wirklich eine Bereicherung.«

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Beispielhafte Alternativnutzungen für Schulgebäude zeigen den vorbildhaften Umgang mit leerstehender Bausubstanz. Die Projekte sind auf das Engagement von Gemeinden, Privatpersonen und Kooperationen mit öffentlichen oder freien Trägern zurückzuführen und sind nicht nur auf leerstehende Schulgebäude übertragbar. In einer Übergangsphase ungewisser Nachnutzung kann auch eine Zwischennutzung sinnvoll sein: William Oltmanns berichtete als jüngster Referent aus der Perspektive des »Hauswächters« einer ehemaligen Schule in Berlin über die Vorzüge, viel Raum für eine geringe Miete zu bewohnen. Auch der Eigentümer der Immobilie profitiert von diesem Modell: Durch die Anwesenheit von mehreren Hauswächtern wird das Schulgebäude vor Hausbesetzung, Vandalismus und Müllablagerungen geschützt. Die Wände sind warm, die Räume belüftet und Schäden werden rechtzeitig erkannt. »Bewachung durch Bewohnung« - unter diesem Motto leben die Hauswächter in leerstehenden Gebäuden. Hierzu ist Verantwortungsbewusstsein und Flexibilität nötig: Ein aufmerksames Auge für mögliche Missstände ist gefragt, gleichzeitig kann die Kündigung kurzfristig erfolgen, wenn wieder Nutzungsbedarf besteht. Neben den Wohnräumen können die Hauswächter großzügige Sportplätze und Terrassen nutzen. Auch mit Besuch, aber: Nur den Hauswächtern bekannte Gesichter dürfen des Gelände nutzen. William Oltmanns wurde durch CAMELOT leerstandsmanagement als Hauswächter vermittelt. Seit 1993 berät und begleitet CAMELOT Eigentümer verschiedenster Immobilien und Baustellen während des Umnutzungsprozesses und übernimmt die komplette Leerstandsverwaltung, unter anderem durch die Vermittlung von Hauswächtern mit rechtlich einwandfreien Verträgen. Zu den Immobilien in den sechs Ländern in denen CAMELOT tätig ist, zählen Schulen, Rehakliniken, Schlösser und in der Baustellenphase auch Container vor Baustellen. In Österreich ist CAMELOT nicht tätig und es gibt auch keine vergleichbare Agentur oder Institution.

William Oltmanns über das Leben als »Hauswächter« in einer leerstehenden Schule in Berlin. Er hat davor bereits eine Kinderklinik und ein Einfamilienhaus bewohnt und bewacht. Für die Hauswächter gibt es ein Starterset, unter anderem mit einen Feuerlöscher und zwei Bauhelmen.

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Aus der alten Schule wird…

Georg Theurl erläuterte, wie die Frage der Finanzierung des Projektes gelöst werden konnte. Die Alte Schule ist seit 2014 Wohnstandort im Zentrum Außervillgratens. (Präsentationsfolie rechts: Georg Theurl, OSG)

In zwei ehemaligen Schulen in Österreich konnten neue, bis dato in den Gemeinden nicht vorhandene Wohnformen geschaffen werden. In beiden wurde außerdem eine hybride Form der Nachnutzung umgesetzt, denn nicht nur die BewohnerInnen selbst beleben die ehemaligen Schulen. Die Gemeinde Außervillgraten in Tirol arbeitete eng mit der Osttiroler gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft OSG zusammen, um das 1895 errichtete alte Schulhaus wiederzubeleben. Die 1952 gegründete OSG hat bisher rund 1 600 Wohnungen in vielen Gemeinden Osttirols errichtet und verwaltet rund 2 300 Wohnungen. Das jährliche Bauvolumen beträgt durchschnittlich 15 Millionen Euro. Auch kleine Gemeinden unterstützt die OSG dabei den Wohnbedarf zu decken, so auch im Fall der ehemaligen Schule in Außervillgraten. Das imposante Wahrzeichen mit vier Klassenzimmern, Aufenthaltsraum als sogenannte Wärmestube und Ausspeisung wurde unterhalb der Kirche in extremer Hanglage errichtet. Insbesondere seit der Schulbetrieb 1964 aufgegeben wurde, kann das Gebäude, bezogen auf die Vielfältigkeit der Nutzung, als »Durchhaus« bezeichnet werden. Gebäudeanalysen und Bebauungsstudien zeigten, dass die steingemauerten Sockelgeschosse für Vereinsräumlichkeiten in Gemeindeeigentum verbleiben sollten. Die beiden gezimmerten Obergeschosse gingen in das Miteigentum der OSG über. Die Bausubstanz dieses Gebäudeteils machte einen Abbruch mit Wiederaufbau nötig - aus Kostengründen in Massivbauweise. Fünf zeitgemäße Wohnungen mit Nutzflächen zwischen 44 und 81 m² sind entstanden. Ein solcher Um-/Neubau ist nicht zu den gängigen Kosten eines geförderten Wohnbaus zu bewerkstelligen. Das Land Tirol gewährte eine erhöhte Wohnbauförderung und einen Zuschuss aus dem Topf Revitalisierung bestehender Bausubstanz in Dorfzentren, wodurch die Finanzierung ermöglicht wurde. Die Herausforderung ist es, in der zunehmend angebotenen bestehenden Bausubstanz einen vertretbaren Mietpreis anzubieten. Für einen Bauträger ist es eine schöne Aufgabe, alten Gebäuden mit Geschichte neues Leben einzuhauchen und die oft dorfbildgebenden Baulichkeiten für die nächsten Generationen zu erhalten. Nicht zuletzt stärken solche Projekte die Reputation des Bauträgers, insbesondere eines regional tätigen wie der OSG, die sich

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derzeit mit zwei weiteren leerstehenden Schulgebäuden befasst. In Friesach/Kärnten wurde durch die Zusammenführung von Haupt- und Volksschule das 1906 errichtete, noch von Kaiser Franz Josef eröffnete Volkschulgebäude leerstehend. Die Kollitsch & Reichstamm Projekte Gmbh (K&R) ist im Bereich gewerblicher Immobilienentwicklung/vermarktung tätig und 2013 mit der Stadt wegen eines anderen Projektes in Verbindung getreten. Im Zuge dieser Zusammenarbeit wurde der K&R die alte Volkschule zum Kauf angeboten. Eine Standortanalyse ergab, dass das Gebäude nur als betreubares Wohnen mit Förderungen bzw. Unterstützungen des Landes oder anderen Fördereinrichtungen oder alternativ durch einen öffentlichen Bauträger als vom Land geförderter Mietwohnbau zu revitalisieren ist. Ein Vorentwurf wurde erstellt und das Projekt öffentlichen Bauträgern und sozialen Institutionen präsentiert. Der Kärntner Caritasverband zeigte Interesse - u.a. da er bereits mehrere Einrichtungen in Friesach betreut, erwarb das Gebäude schließlich und beauftragte Kollitsch Architektur&Technik GmbH (A&T) mit dem Entwurf, unter der Vorrausetzung, dass die Übergabe des Objektes im September 2014 erfolgt. Die kurze Planungs- und Bauzeit von unter einem Jahr war eine echte Herausforderung. Da das gesamte Gebäude unter Denkmalschutz steht, war eine intensive Abstimmung mit Denkmalamt und Landesbrandschutz erforderlich. Das Schulgebäude wurde teilweise entkernt und für die Anforderungen des betreubaren Wohnens (Aufzug, behindertengerechte Zugänge, Wenderadien, anpassbarer Wohnbau etc.) für zwanzig neue Wohnungen adaptiert. Der Wohnungsmix entstand in Absprache mit der Stadt Friesach. Der bestehende Turnsaal wurde in eine Bibliothek umgebaut, so dass auch hier ein »Nutzungshybrid« aus Wohnungen und öffentlichen Nutzungen entstand.

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Ein Leerstand bietet die Gelegenheit neue Wohnformen umzusetzen. Einige der heutigen BewohnerInnen waren früher SchülerIn im Gebäude. (Foto links: Helmut Rainer-Marinello, Kollitsch GmbH)


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Das Schulgebäude als Impulsgeber für den Ort und die Region. Das kann auch noch nach der Aufgabe eines Schulstandortes möglich sein. (Fotos rechts: Karsten Wittke)

Die Stadt Baruth/Brandenburg verfolgte als Eigentümerin der Alten Schule von Beginn an das Konzept für eine vielfältige und kulturelle Nutzung. Der repräsentative Ziegelsteinbau, erbaut etwa 1890, ist in dieser Bausubstanz noch erhalten, wurde bis 1995 als Grundschule genutzt und stand dann durch den Neubau des Baruther Schulzentrums für andere Nutzungen zur Verfügung. Der Erbbaurechtvertrag zwischen der Stadt und der GBR Alte Schule wurde 1996 geschlossen. Mehrere Parteien der sogenannten Kreativen Szene leben und arbeiten hier. Mit dieser Strategie wurde ein Nukleus für aktives kulturelles Engagement in der Region ermöglicht. Welche Impulse wurden seither aus der Alten Schule für den Ort gegeben? 1999 wurde der Kunst und Kulturverein Alte Schule Baruth e.V. gegründet, der mit jährlichen Ausstellungen Positionen zeitgenössischer internationaler Kunst Raum und Forum zur Darstellung bietet. Die von den BewohnerInnen der Alten Schule ausgehenden Impulse sind komplex und wirken in vielfältiger Weise und in unterschiedlichen Bezugsrahmen vernetzend: Hochschulen, Kultur- und landespolitische Netzwerke, allgemeinbildende Schulen, Kooperationsprojekte zwischen Kunst, Kultur und Wirtschaft. Dazu gehört auch das von Karsten Wittke 2004 mitbegründete Institut zur Entwicklung des ländlichen KulturRaums e.V. in Baruth, u.a. mit den Projekten Weinberg Baruth, Baruther Gespräche und LANDSALON. Die Aktivierung einer leerstehenden Schule durch kulturelle Akteure kann einer Gemeinde Mehrwert bringen, wenn den NeubürgerInnen eine kooperative Verwaltung zur Seite steht, die bereit ist, auch ungewöhnliche Projektideen zu unterstützen. Zudem ist maßgeblich, dass die NeubürgerInnen und Impulsgebenden mit den Begebenheiten vor Ort konstruktive und kooperative Zusammenarbeit anstreben. Die Faktoren Zeit, Geduld und Vertrauen sind wichtig. Die gegebenen Impulse in Baruth erstecken sich über den Zeitraum von fast 20 Jahren.

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Lehrerzimmer

Wollten Sie schon immer einmal so richtig in Musik schlafen… ...und einige Stunden Politik verpennen…,

Im Hotel Alte Schule in Bad Berleburg/Nordrhein-Westfalen wird die Übernachtung eine Zeitreise für die Hotel- und Restaurantgäste. Im Winter 2007 entschieden die neuen Eigentümer, das alte Schul- und Jugendherbergsgebäude als Stadthotel zu betreiben. Das Gründerpaar gab 2008 nach zwanzig Jahren sichere Stellen in der Gastronomie auf und wagte den Sprung in die Selbständigkeit. Das Stadthotel mit zehn Gästezimmern, drei Appartements und einem Restaurant ist heute weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Die größte Herausforderung lag zu Beginn des Vorhabens darin, das passende Objekt für den gemeinsamen Lebenstraum zu finden. »Das alte Haus hat uns fasziniert, aber es war ohne Seele«, so die Inhaberin Silvia Köster. Die Bausubstanz war gut und die Lage bot beste Voraussetzungen. Die Stadt bot die zwischen den urigen alten Häusern der Altstadt und in unmittelbarer Nähe zum Schloss liegende Immobilie zum Kauf an. Im Frühjahr 2008 legte das Paar der Stadt ein Modernisierungs- und Umwandlungskonzept vor und erhielt wenig später den Zuschlag. Viereinhalb Monate dauerten die Bauarbeiten und bereits im August 2008 wurde die Eröffnung gefeiert. Die Industrie- und Handelskammer gab hilfreiche Tipps zur Finanzierung und Realisierung des Projektes mit auf den Weg. Diese haben Gespräche mit den Banken erheblich erleichtert. Auch die Stadt Bad Berleburg war wesentlicher Fürsprecher des Projektes. Den guten Kontakt zu Unterstützern hält das Paar aufrecht. Der Leitsatz des Ehepaars: »Der Tod eines jeden Unternehmens definiert sich mit sieben Worten: Das haben wir immer schon so gemacht!«. Heute können sie über die »Kunst der Vollbelegung« des damals vier Jahre leerstehenden Objektes berichten und wie es gelang, sukzessive weitere (drohende) Leerstände in unmittelbarer Umgebung in das Hotel- und Gastronomieprojekt zu integrieren. Das geschlossene Museum wurde zum Rezeptionshaus und durch die Übernahme des Hotels auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnte das Zimmerangebot erhöht werden. Das Stadthotel erstreckt sich über mehrere Gebäude. Andreas Benkendorf und Silvia Köster haben sich bewusst für Bad Berleburg entschieden. Die westfälische Kleinstadt befindet sich seit der Öffnung des Schloss Berleburg, der Residenz der Fürstlichen Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, in Aufbruchstimmung. Noch 2007 standen

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Den Unterricht verschlafen und Speisen im Lehrerzimmer: Schulatmosphäre in Restaurant und den Hotelzimmern. Wie noch zu Schulzeiten ist heute jedes Zimmer der Alten Schule in Bad Berleburg individuell gestaltet. Requisiten aus der vergangenen Schulzeit, viele davon gestiftet von Bad Berleburgern, verleihen ihm einen einzigartigen Charme. (Präsentationsfolie rechts: Andreas Benkendorf)


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rund um das Schloss viele Gebäude leer. Doch kurze Zeit später belebten die ersten Cafés und Restaurants sowie ein Friseur den Ort und auch einzelne Wohnhäuser wurden wieder bezogen. Im Bereich des schulischen Leerstands sind vor allem die Gemeinden und Städte gefordert, eine Nachnutzung oder Projektpartner zu finden. Im Immobilienbestand der Bundesimmobiliengesellschaft BIG befinden sich aktuell keine leerstehenden Schulgebäude, da der Zuständigkeitsbereich sich auf Bundesschulen beschränkt und diese entsprechend der demografischen Betrachtung aktuell noch gut ausgelastet sind. Für die BIG ist der Leerstand von Polizeiinspektionen oder Bezirksgerichten eine große Herausforderung. Um eine Nachnutzung der Gebäude unabhängig von der ursprünglichen Nutzung zu erleichtern, ist schon während der Errichtung bzw. vor anstehenden Umbauten ein langfristigeres Denken wünschenswert. Auch Förderinstrumentarien müssen »weiterdenken«, denn der direkte Vergleich von Kosten eines Ersatzneubaus gegenüber der Sanierung berücksichtigt nicht die emotionale und historische Bedeutung eines Gebäudes für eine Gemeinde und ihre BewohnerInnen. Mit einer durchdachten Konzeption und Projektkooperationen ist eine neue Nutzung leerstehender Gebäude häufig möglich. In der Schulabteilung der BIG wird die demografiebedingte (teilweise) Aufgabe von Schulstandorten und Nachnutzung der Gebäude(teile) inzwischen bereits während des Baus bzw. der Sanierung mitgedacht. Die hybride Nutzung, auch einer betriebenen Schule, sollte etwas sehr natürliches sein. Vielleicht sind sogar die aufgezeigten Alternativnutzungen parallel zum Schulbetrieb, auf dem selben Gelände möglich? Wohnungen auf dem Schulgelände könnten die in Städten häufig notwendige Sicherung des Schulhofes überflüssig werden lassen – die weiteren NutzerInnen sozusagen als dauerhafte Hauswächter.

Das Abschlussprogramm führte die KonferenzteilnehmerInnen zu einer Führung und einem selbstgezapften »besten Bier Österreichs« ins Gösseum: Im neu gestalteten und erweiterten Gösseum lässt sich der Charakter dieser geschichtsträchtigen Braustätte über eine stimmige Synergie von Exponaten vergangener Jahrzehnte und einer gelungenen Zusammenarbeit mit Technik- und KreativExperten des Linzer Ars Electronica erleben. Wissen aus den Bereichen SoftwareEntwicklung, Design und Grafik, Technik und Kulturvermittlung bereichern das Biererlebnis und beleben die Stiftsgebäude im Leobener Stadtteil Göss.

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Franz Allerstorfer Diplomsozialarbeiter, Akademie für Sozialarbeit seit 2003 Bürgermeister der Marktgemeinde Feldkirchen an der Donau Bilal Barakat Studium der Mathematik, University of Cambridge sowie University of Oxford, anschließende Promotion am dortigen Department of Education seit 2008 Forschungsstipendium, International Institute for Applied Systems Analysis seit 2011 Expertise für Bildungspolitik und -planung, Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital Forschungsschwerpunkte: Bildungspolitik, Bildungsplanung und Demografie (international) Heimo Berghold Studium der Architektur, TU Graz Baudirektor der Stadtgemeinde Leoben Barbara Birli Studium der Landschaftsplanung und -gestaltung, BOKU Wien seit 2004 am Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen, TU Wien seit 2010 am Umweltbundesamt, Abteilung Boden und Flächenmanagement. Wojciech Czaja Studium der Architektur, TU Wien bis 2005 Mitarbeit in diversen Architekturbüros freischaffender Architekturjournalist, u.a. für Der Standard, Architektur & Bauforum, Spiegel, Detail, Baumeister, ORIS und H.O.M.E. Zahlreiche Buchbeiträge und Bücher Hemma Fasch Studium der Architektur, TU Graz 1992-98 Assistentin bei Prof. Helmut Richter, TU Wien seit 1995 Bürogemeinschaft fasch&fuchs.architekten mit Jakob Fuchs in Wien Roland Gruber Studium der Architektur, Kunstuniversität Linz und ETH Zürich Masterstudium für Kultur & Management, Salzburg Management Business School/ICCM seit 1999 Partner von nonconform seit 1999 Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Vereins LandLuft 2004-2009 Vorstandsmitglied und Sprecher der österreichischen Plattform für Architekturpolitik und Baukultur (seit 2010 im erweiterten Vorstand) 2011 Mitinitiator der Plattform Zukunftsorte Hannelore Hollinetz Volksschulpädagogin Studium Instrumentalpädagogik am Brucknerkonservatorium Linz seit 2004 Projektentwicklerin, -managerin und Prozessbegleiterin im Bereich Regionalentwicklung mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendprojekte seit 2010 Mitbegründerin des Otelo Netzwerkes (Offenes Technologielabor) und der Otelo Genossenschaft (2014)

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Nikolaus Juen Architekturstudium, TU Innsbruck, Schwerpunkt Wohnbau anschließend freier Mitarbeiter in verschiedenen Architekturbüros 1988 Wechsel in den Landesdienst Leiter der Geschäftsstelle für Dorferneuerung seit 1998 Juror zum Wettbewerb für den Europäischen Dorferneuerungspreis seit 2004 Leiter der Abteilung Bodenordnung, Amt der Tiroler Landesregierung seit 2009 zuständig für die Leitstelle Lokale Agenda 21 Christian Kühn Professor, Institut für Architektur und Entwerfen, TU Wien seit 2000 Vorsitzender der Architekturstiftung Österreich seit 2008 Studiendekan für die Studienrichtungen Architektur und Building Science seit 2009 Mitglied des Beirats für Baukultur im Bundeskanzleramt 2014 Kommissär für den österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale Venedig Architekturkritiker für Zeitschriften und Tageszeitungen, u.a. für MERKUR, Architektur- und Bauforum, ARCH+, Die Presse Helmut Moser Studium der Rechtswissenschaften, Universität Wien 1982-1986 Mitarbeiter der Rechts- und Organisationsabteilung, Universität Wien 1986-1988 Referent in der Parlamentsdirektion Wien 1988-2003 im Bundesministerium für Wissenschaft und For­schung, Errichtung; Leitung des Facility-Managements, Universitätszentrum Althanstrasse seit 2004 Leiter der Budgetsektion des Bundesministeriums für Bildung und Frauen Franz Payrhuber Lehrer für Mathematik, Bewegung und Sport, IT und Religion Lehrer an Hauptschule, Polytechnischer Schule und Volksschule Schulleiter Bezirksschulinspektor in den Bezirken Steyr Land und Steyr Stadt Landesschulinspektor, Leiter der pädagogischen Abteilung für Pflichtschulen LSR OÖ Schulentwicklungsberater Netzwerkkoordinator der Leadership Academy des BMBF Cosima Pilz 1987 Lehramtsstudium für Hauptschulen, Pädagogische Akademie des Bundes in Steiermark 1989-2004 Angestellte des VCÖ-Steiermark und der Forschungsgesellschaft Mobilität seit 2004 Angestellte des Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark Zuständigkeit: Akquisition und Umsetzung von Projekten im Bereich »Mobilitätsmanagement, -bildung und -forschung« mit Schwerpunkt Schulen, Kinder und Jugend Reinhold Pobaschnig Studium, FH Kärnten in Spittal an der Drau 2000 Eintritt in den Kärntner Landesdienst - Abteilung 3 - Gemeinden seit 2009 Leiter der Unterabteilung Fondsmanagement Aufgabenfelder: Kärntner Schulbaufonds, Kärntner Regionalfonds, Kommunale Bauoffensive, Kreativwirtschaft, Kommunales Facility Management

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Helmut Rainer-Marinello Architekturstudium, TU Wien; Auslandsstudium in Michigan und New York Mitarbeit: Arch. Roth, Feldkirchen; Prof. Günther Domenig Lehrtätigkeit an der FH-Spittal, HTL Ferlach 1999-2010 spado architects seit 2010 Architekt und Prokurist bei Kollitsch Architektur&Technik GmbH, Klagenfurt Brigitte Rechberger 1974 Lehramtsprüfung für Volksschulen und für Religionspädagogik, Pädagogische Akademie des Bundes in Linz Zusatzausbildungen: Vorschulerziehung und Lebende Fremdsprache Englisch Lehrgang für Ganzheitliches Lernen, Herzensbildung und Mathematische Früherziehung seit 2008 Schulleiterin der Volksschule Feldkirchen 2011 Abschluss der Schulmanagementausbildung Ernst Roth Architekturstudium, TU Graz; Diplom bei Prof. Günther Domenig Bürostandort Feldkirchen/Kärnten; Zahlreiche seiner Projekte wurden mit dem Kärntner Landesbaupreis, dem Holzbaupreis sowie dem Bauherrenpreis ausgezeichnet. Markus Schatzmann Professor an der Pädagogischen Hochschule St. Gallen in der Schweiz. Gründer und ehem. Direktor der Schule in Warth in Vorarlberg. Gunter Schimpl seit 2008 Bürgermeister der Marktgemeinde Vorchdorf/Oberösterreich Initiator des Bildungscampus Vorchdorf Claudius Weingrill Abteilungsleiter Architektur & Bauvertragswesen, Bundesimmobiliengesellschaft BIG Otto Seydel Studium der Theologie und Pädagogik in Göttingen und Marburg 1976 bis 2001 Mitarbeiter an der Internatsschule Schule Schloss Salem Lehrer für Religion, Psychologie, Deutsch, Ethik, ITG 1993-1997 Leitung der Schule Burg Hohenfels (Unterstufe der Schule Schloss Salem) 1997-2001 Leitung des Salem International College seit 2002 Aufbau und Leitungs Instituts für Schulentwicklung Unterrichts-, Organisations- und Personalentwicklung Ursula Spannberger seit 1990 selbständige Architektin Zusatzausbildung als Mediatorin Lehrende an Universitäten und Fachhochschulen Mitglied in Gestaltungsbeiräten und Jurien Entwicklung der Methode der benutzerorientierten RAUM.WERTanalyse Gründungsmitglied der plattform schulUMbau.

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Georg Theurl Handelsschule in Lienz, danach Aufbaulehrgang HAK-Matura 1982 Eintritt in Osttiroler gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft heute Geschäftsführer (Vorstandssprecher) der OSG Petra Völkl Studium Raumplanung und Raumordnung, TU Wien Mitarbeit in diversen Architektur- und Planungsbüros in Wien sowie im Planungsamt Krems/D. und dem Verband für Dorf- und Stadterneuerung und Regionalentwicklung 1999-2002 Leitung des Projektbüros des Modellprojektes Verkehrsparen Langenlois seit 2004 Referentin, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Themenschwerpunkt: Mobilitätsmanagement für Kinder, Eltern und Schulen Gerlind Weber Studium der Soziologie, Raumplanung und Raumordnung sowie Rechtswissenschaften in Wien 1976-1991 Universitätsassistentin und später Assistenzprofessorin am Institut für Rechtswissenschaften, TU Wien 1991-2012 ordentliche Universitätsprofessorin für Raumforschung und Raumordnung an der Universität für Bodenkultur Wien, hatte Gastprofessuren an der ETH Zürich und der Kyoto University, Lehrtätigkeit auch an der TU Wien, war Vizepräsidentin des Umweltforums sowie Präsidentin des Ökosozialen Forums Wien Raumforscherin Karsten Wittke lebt als freischaffender Künstler mit seiner Familie in Baruth/Mark, Brandenburg Gründungsmitglied des Instituts zur Entwicklung des ländlichen Kulturraums und des Netzwerks Raumumordnung Seine künstlerische Arbeit bewegt sich in den vielfältigen Grenzbereichen von Farbe, Licht, Malerei und Architektur sowie angewandter Raumgestaltung. Als Konsequenz seines Lebensentwurfs und Alltags beschäftigt er sich in Theorie und Praxis mit der Situation und den Handlungsmöglichkeiten von Kunst und Kulturprojekten im ländlichen Raum. Seit Mai 2014 lokalpolitisches Engagement als Baruther Stadtverordneter in der SPD Fraktion Michael Zinner 1984-1995 Studium der Architektur, TU Wien 1998-2004 Gesellschafter-Architekt von »querkraft architekten« 1998-2015 Lehraufträge, Vorträge, Ausstellungen im In/Ausland (bis 2004 mit querkraft) 2004 »YAYA« London, Förderpreis Wien, 9. Architekturbiennale (mit querkraft) 2005-2014 AHS-Unterricht im Fach »Bildnerisches Gestalten-Architektur« am BRG Traun 2005-2009 Assistent an der Kunstuniversität Linz 2010-2016 Assistenzprofessor mit Forschungsschwerpunkt schulRAUMkultur 2011-2016 Partizipative Schulprojekte mit »vor ort ideenwerkstatt« (mit nonconform)

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Zunächst möchten wir allen Beteiligten, die zum Gelingen der Leerstandskonferenz 2015 in Leoben beigetragen haben, herzlich danken! Die Förderer und Partner haben in der Vorbereitung und Finanzierung der Veranstaltung entscheidende Unterstützung geleistet. Das durch die Konferenzen entstehende Netzwerk wird von nonconform gepflegt. Das Fortsetzen der Veranstaltungsreihe ist bereits geplant! Zukünftige Veranstaltungsthemen und -orte werden zum Teil bereits mit interessierten VertreterInnen einzelner Bundesländer diskutiert. Wenn Sie als Gemeinde, Institution oder Planungsbüro Interesse an Projekten in Zusammenhang mit Gemeindeentwicklung oder Stadt- und Dorfumbau haben bzw. wenn Sie gerne an der Austragung einer zukünftigen Leerstandskonferenz als Kooperationspartner beteiligt sein möchten oder Anregungen für thematische Schwerpunkte und zukünftige Veranstaltungen zur Thematik haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. Die von Roland Gruber und Anne Krämer kuratierte erste Leerstandskonferenz in Deutschland wird voraussichtlich im März 2016 in Luckenwalde in Brandenburg stattfinden - in Kooperation mit den Städten Luckenwalde, Baruth sowie der LAG Rund um die Flaeming-Skate e.V.. Karsten Wittke präsentierte als Referent auf der vierten Leerstandskonferenz in Leoben die Reaktivierung der Alten Schule in Baruth und berichtete wie die Aktivitäten in das Stadtleben hineinwirken. Das Konzept zur Leerstandskonferenz in Luckenwalde wird in Zusammenarbeit mit ihm erstellt und sein regionalspezifisches Know-how einbezogen. Neben dieser Dokumention ist ein Kurzdokumentationsfilm zur Leerstandskonferenz in Leoben entstanden und einige Vorträge sind in voller Länge als Präsentationsfilm verfügbar. Diese und weitere Informationen, auch zu den vergangen Leerstandskonferenzen in Ottensheim, Eisenerz und Fresach, finden Sie unter: www.leerstandskonferenz.at

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© nonconform Projektkonzeption: DI Wojciech Czaja Mag. arch. Roland Gruber, MBA, MAS Ass. Prof. DI Michael Zinner Projektleitung: DI Anne Krämer leerstandskonferenz@nonconform.at t +43 1 929 40-58 m +43 664 889 222 51 nonconform zt gmbh Büro Wien Lederergasse 23/8/EG A-1080 Wien Büro Kärnten Brandnerweg 6 A-9062 Moosburg/Wörthersee www.leerstandskonferenz.at Texte: Anne Krämer Lektorat: Caren Ohrhallinger, Anne Krämer Layoutkonzept: grafisches Büro - Günter Eder, Roman Breier, Marcel Neundörfer Grafische Umsetzung: Anne Krämer Fotos, wenn nicht anders angegeben: anune fotologie Wien 2015

Förderer und Kooperationspartner:

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