Survial Kit – Zucht auf Nutzungsdauer und Lebensleistung Im Jahr 2012 wurde an der ÖSPA eine Zuchtwertschätzung für Nutzungsdauer etabliert mit dem Ziel, den frühzeitigen Abgang von Sauen in der Ferkelproduktion – soweit züchterisch möglich - zu verringern und damit die Nutzungsdauer und Lebensleistung der Sauen zu verbessern.
DI Christian Draxl GF ÖSPA-Streitdorf
Eine direkte Zucht auf Nutzungsdauer wäre schwierig und sehr langwierig, da man die Nutzungsdauer eines Tieres erst kennt, wenn es abgegangen ist. Deshalb wählte man den umgekehrten Weg und fasste die Sauen ins Auge, die frühzeitig abgehen. Bei einem Zuchttier (Eber oder Sau), dessen weibliche Verwandte überproportional oft bereits nach wenigen Würfen abgehen, geht man davon aus, dass es eine hohe Ausfallsrisiko und damit eine schlechte Nutzungsdauer vererbt. Vereinfacht gesagt erhält ein Eber, von dessen Töchtern in der Ferkelproduktion 10 % nach dem ersten Wurf abgehen, einen schlechteren Zuchtwert für Nutzungsdauer als ein Eber, bei dem nur 6 % der Töchter nach dem ersten Wurf ausscheiden. Als nächste Information kommt dann der Anteil der nach dem 2. Wurf abgegangenen Töchter dazu, und so weiter. Diese Abgangsdaten fallen wesentlich früher an als die tatsächliche Nutzungsdauer, und machen eine raschere Selektion möglich.
Die Zuchtwerte für Abgangsrisiko werden mit dem sogenannten Survival-Kit geschätzt, wie bei einem BLUP-Tiermodell (BLUP = best linear unbiased prediction) werden dabei alle Verwandtenleistungen berücksichtigt und nicht genetisch bedingte Effekte wie Betriebseinfluss, Saison etc. rechnerisch ausgeschaltet. Als Hauptdatenquelle dienen die, von der Zuchtstufe an die Produktion gelieferten, F1Sauen, deren Abstammungen bekannt sind und deren Wurfleistungen von den Ferkelproduzenten im Internet-Sauenplaner erfasst werden. In der Produktionsstufe werden die Sauen eher bis zum Erreichen ihrer potentiellen Nutzungsdauer gehalten als in der Zuchtstufe, wo sie auf Grund der notwendigen Selektionsarbeit oft vorzeitig ausgeschieden werden. Die ÖSPA erhält die Daten aus der Produktionsstufe über den Schweinedatenverbund und verwendet sie für die Zuchtwertschätzung Fruchtbarkeit (Ferkel je Wurf), Nutzungsdauer und Erbfehler. Während bei der Wurfleistung (Ferkel je Wurf) seit etwa zwei Jahren mit genomisch optimierten Zuchtwerten gearbeitet
Tabelle 1: Gewichtung der Merkmale im Zuchtwert für Grafik 1: Der Anteil der F1-Sauen, die in den ersten 3 Würfen abgehen, konnte Mutterrassen. durch die züchterische Bearbeitung stabilisiert bzw. verringert werden. Quelle: Draxl
26 | Zucht | 4 2018
Quelle: Draxl