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Initiative Tierwohl In Deutschland setzt sich ein branchenübergreifender Zusammenschluss aus Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel gemeinsam für mehr Tierwohl in der Schweineproduktion ein. Mit dem Programm „Initiative Tierwohl“ wollen die Beteiligten die Standards in der Schweinehaltung erhöhen und so zu mehr Nachhaltigkeit und Verantwortung in der Tierhaltung beitragen. Wir sprechen mit Dr. Antonia Riecken vom Deutschen Bauernverband (DBV) über die Ausgestaltung und Organisation des Vorhabens sowie ihre Erwartungen an die „Initiative Tierwohl“.

Wie kam es zum Start der Initiative?

Dr. Antonia M. Riecken Referentin für Tiergesundheit, Eier & Geflügel Deutscher Bauernverband

Ausgelöst durch die öffentliche Tierhaltungsdebatte wurde im Sommer 2012 die Idee einer stufenübergreifenden „Initiative Tierwohl“ vom Lebensmitteleinzelhandel an den Deutschen Bauernverband herangetragen. Damit bot sich erstmals ein Lösungsansatz für das Dilemma zwischen der in Deutschland immer stärker geforderten Vorreiterrolle beim Tierwohl und der bei den Bauern vorhandenen Bereitschaft, mehr Tierwohl für ihre Tiere einzurichten auf der einen Seite, sowie den ökonomischen Zwängen, denen sich die Tierhalter im Wettbewerb mit anderen Staaten konfrontiert sehen, auf der anderen Seite. Im Spätherbst 2012 wurde eine übergeordnete Projektgruppe, die sich mit strategischen Überlegungen der Umsetzung, insbesondere mit dem Organisations- und Finanzierungskonzept beschäftigte und eine nachgelagerte Kriteriengruppe, die sich um die Erarbeitung der in Frage kommenden Tierwohlkriterien kümmerte, gegründet. Beide Gruppen wurden mit jeweils vier Vertretern aus Lebensmittelwirtschaft, Schlachtwirtschaft und Landwirtschaft besetzt. Beratend eingebunden wurden auch der Deutsche Tierschutzbund und der Tierschutzverein ProVieh, ebenso zwei landwirtschaftliche Fachberater sowie ein wissenschaftlicher Vertreter. Beide Gruppen haben bis Mitte August 2013 ein diskussionsfähiges und vorzeigbares Konzept erarbeitet, das Basis für die am 05.09.13 von allen Initiatoren unterschriebene Vereinbarung zur konkreten Umsetzung der Initiative ist.

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Welche Organisationen und Vertretungen waren an der Ausgestaltung des Programms beteiligt? Zum einen waren Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels und die Schlachthöfe Tönnies, VION und Westfleisch sowie der Verband der Fleischwirtschaft beteiligt. Außerdem haben der Deutsche Raiffeisenverband, die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion sowie der Zentralverband der Deutschen Geflügelhalter und der Deutsche Bauernverband mitgewirkt.

Wie hoch sind die finanziellen Anreize für die Tierhalter in Hinblick auf die notwendigen zu tätigenden Investitionen? Ziel der Initiative Tierwohl ist es, dass die Tierhalter die Kosten, die durch über dem gesetzlichen Standard liegenden Tierwohlmaßnahmen entstehen, ausgeglichen bekommen. Deshalb wurde der Mehraufwand der Tierhalter im Rahmen der Initiative Tierwohl für jedes einzelne Tierwohlkriterium durch unabhängige Ökonomen bewertet. So bekommt der Schweinemäster beispielsweise 2,80 Euro pro Mastschwein, wenn er den Tieren 10 Prozent mehr Platz anbietet. Nur für die Basiskriterien, die sozusagen die Eintrittskarte für die Initiative Tierwohl darstellen, erhält der Tierhalter einen fixen Betrag von 500 Euro pro Betrieb. Zudem gibt es noch ein Sonderpaket „Ringelschwanz“. Hier erhalten der Sauenhalter, Ferkelaufzüchter und Mäster, die eine Einheit bilden und fachlich begleitet werden bei einer Erfüllungsquote von 70 Prozent 6 Euro pro Tier, wenn sie die Schwänze der Schweine nicht kürzen.


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