Wirkstoff 6/2025

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Wirkstoff

Lesestoff für den Fachhandel Selbstmedikation

Wie viel KI steckt unter dem Hut?

Gelungener Drogeriekongress

Der Anlass mit Workshops, Ausstellern und Networking-Gelegenheit ist auf Anklang gestossen

Werbung bei Arzneimitteln

Was ist bei Arzneimittelwerbung erlaubt und wie kontrolliert Swissmedic die Werbung?

Intimpflege bei Teenagern

Welche Tipps Drogistinnen und Drogisten zur Intimhygiene in der Pubertät geben können

Branche 4 Interview 8

Erfolgreicher erster Drogeriekongress

Am Drogeriekongress Ende April konnten die Teilnehmenden vielseitige und informative Workshops besuchen, angeregten Podiumsdiskussionen zuhören und sich untereinander und mit Firmen austauschen.

Arzneimittelwerbung im Fokus

Susanne Wegenast, Abteilungsleiterin der Marktkontrolle Arzneimittel bei Swissmedic, erzählt, was Werbung von Information unterscheidet, was bei Arzneimittelwerbung (nicht) erlaubt ist und wie Swissmedic Werbung kontrolliert.

Schwerpunkt

Impressum Wirkstoff

Herausgeber Schweizerischer Drogistenverband, Thomas-Wyttenbach-Strasse 2, 2502 Biel, Telefon 032 328 50 30, info@drogistenverband.ch

Verlag vitagate ag, Thomas-Wyttenbach-Strasse 2, 2502 Biel Geschäftsführung und Verlagsleitung: Tamara Gygax-Freiburghaus, t.gygax@vitagate.ch

Inserate: Tamara Gygax-Freiburghaus, Marlies Föhn, Janine Klaric, inserate@vitagate.ch Abonnemente und Vertrieb: Valérie Rufer, vertrieb@vitagate.ch

Redaktion

Publizistische Leitung: Heinrich Gasser, h.gasser@vitagate.ch

Leiterin Fachmedien, Chefredaktorin Wirkstoff: Céline Jenni, c.jenni@vitagate.ch Redaktionelle Mitarbeit in dieser Ausgabe: Adrian Ritter, Astrid Tomczak, Désirée Klarer, Jasmin Weiss

Wissenschaftliche Fachkontrolle: Dr. phil.-nat. Anita Finger Weber

Übersetzung: Daphné Grekos, Marie-Noëlle Hofmann

Titelbild: stock.adobe.com/Volodymyr Kyrylyuk

Produktion

Layout: Claudia Luginbühl

Druck: Courvoisier-Gassmann AG, Biel ISSN 2673-4974 (Print), ISSN 2673-4982 (Online); CHF 65.–/Jahr, inkl. MWST. Auflage von 5508 Ex. WEMF/KS-beglaubigt (9/2024)

6. Jahrgang. Erscheinung 10× jährlich

© 2025 – vitagate ag, Thomas-Wyttenbach-Strasse 2, 2502 Biel

Offizielles Magazin des Schweizerischen Drogistenverbandes und Medium von Angestellte Drogisten Suisse

Künstliche Intelligenz verändert die Bildung

KI lässt sich auch im Bildungsbereich nutzen – diese Entwicklung fordert Lehrpersonen und Bildungsverantwortliche im Unterrichtsalltag und bei Prüfungen. Sind die Schulen auf diesen Wandel vorbereitet?

Branchenkonferenz

An der Frühlingsbranchenkonferenz haben sich die Teilnehmenden zu Bildungsprojekten ausgetauscht.

Die Zukunft des Unterrichts Zukunftsforscher Joël Luc Cachelin erzählt im Interview, welche Entwicklungen künstliche Intelligenz im Bildungsbereich bietet.  7

Fachwissen

Wie der Zyklus das Essverhalten beeinflusst

Gewichtsschwankungen und Heisshunger in bestimmten Phasen des Menstruationszyklus kennen viele Frauen. Die Veränderungen lassen sich mit Konzentrationsschwankungen der Hormone erklären.

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Chronische Nierenkrankheit

Das Risiko, dass die Nieren chronisch krank werden, steigt weltweit – und meistens wird dies zu spät erkannt. Hoffnung geben neue Medikamente.

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Intimhygiene bei Teenagern Drogerien können Jugendliche beratend unterstützen, wie der Intimbereich in der Pubertät richtig gepflegt wird.

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Angestellte Drogisten Suisse Sommerzeit ist Ferienzeit –doch welche Regelungen gelten für Ferienansprüche?

Editorial

Bildung im KI-Wandel

Künstliche Intelligenz kann innerhalb von Sekunden detaillierte Gesundheitsratschläge liefern oder Wechselwirkungen zwischen Präparaten aufzeigen. Auch für den Unterricht liefert KI Antworten auf Prüfungsfragen oder verfasst gar ganze Aufsätze. Drogistinnen und Drogisten stehen deshalb vor der grundlegenden Frage: Was müssen Lernende überhaupt noch wissen, wenn überzeugende Antworten nur einen Knopfdruck entfernt sind? Die KI-Revolution verändert dabei nicht unbedingt, was gelernt wird, sondern vor allem wie gelernt wird. Mehr zu diesem Wandel lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 16.

Klar ist: Zeitlose Kompetenzen wie kritisches Hinterfragen, Empathie, ganzheitliches Denken und Kommunikation müssen wir dringend stärken – das kann kein Algorithmus übernehmen. Die wichtigste Bildungsaufgabe der Zukunft besteht vielleicht darin, zwischen verlässlichen und fragwürdigen Informationen zu unterscheiden. Damit kann auch in der Beratung mit Kundinnen und Kunden ein Mehrwert geschaffen werden: Diese werden zwar immer informierter, aber auch verunsicherter – die schiere Fülle von Gesundheitsinformationen überfordert viele Laien. KI schafft damit paradoxerweise eine Voraussetzung, dass vertiefte, personalisierte Beratungen ins Zentrum rücken. Während Maschinen Daten verarbeiten, bleibt die Kunst der individuellen Beratung, die Verbindung von Fachwissen und Einfühlungsvermögen, eine menschliche Domäne.

Céline Jenni, Chefredaktorin Wirkstoff, Leiterin Fachmedien, c.jenni@vitagate.ch

Drogeriekongress 2025: Beratung, Innovation und Begegnung im Fokus

Vielseitige Workshops, angeregte Podiumsdiskussionen, spannende Aussteller und Gelegenheit zum Networking: Das bot der Drogeriekongress, der vom 27. bis 29. April 2025 an der ESD in Neuenburg stattgefunden hat.

7 Désirée Klarer | Miriam Kolmann

Schon bei der Ankunft spürte man sie: Die Vorfreude auf den Kongress, aber auch darauf, jene wiederzusehen, die man schon lange nicht mehr gesehen hatte. 225 Teilnehmende aus der ganzen Schweiz – 80 am ersten und je über 100 an den folgenden Tagen – machten den Drogeriekongress, der erstmals an der ESD durchgeführt wurde, zu einem Erfolg. Teilnehmende aus der französischsprachigen Schweiz waren am Sonntag stark vertreten, während an den Folgetagen vor allem Besucherinnen und Besucher aus der Deutschschweiz dominierten.

Mit einer klaren Botschaft zum Wandel in der Branche eröffnete eine Keynote den Kongress am Sonntag: Noah Gabathuler, Kommunikationsspezialist und ChangeManager, präsentierte gemeinsam mit Frank Storrer die SDV-Strategien und

Transformationsprozesse für die Drogeriebranche. «Rüsten Sie sich für das Zeitalter der Geschwindigkeit und holen Sie sich bei uns die Kompetenz, um in einem hart umkämpften Markt die richtigen Wege zu gehen», lautete ihre Botschaft an die Zuhörerinnen und Zuhörer.

Während der Sonntag im Zeichen der strategischen Ausrichtung stand, rückte der Montag die Umsetzung in den Vordergrund. Bruno Zach behandelte in seiner Keynote zur therapeutischen Prozessführung ein Thema, das die Branche seit Jahren beschäftigt: kostenpflichtige Beratungen. «Ich verneige mich vor Ihnen: Die Kompetenz und das Wissen, das Sie mitbringen, ist Wahnsinn», eröffnete Zach seinen mit Spannung erwarteten Vortrag. Weiter attestierte er Drogistinnen und Drogisten eine starke Be-

ratungskompetenz. Nun gehe es nur noch darum, «die richtigen Worte, im richtigen Masse, im richtigen Raum» zu finden.

Beratungsqualität

sichtbar machen

Eine spontane Umfrage unter den Teilnehmenden zeigte deutlich: Zwei Drittel sind bereit dazu, kostenpflichtige Beratungen einzuführen. Dabei sehen die Anwesenden verschiedene Stolpersteine. «Die Frage ist zum Beispiel: Wie tiefgründig ist die Expertise wirklich, die ich für die Beratung brauche? Ich finde es schwierig, die entsprechende Fachkompetenz in allen Bereichen in der nötigen Tiefe aufzubauen», sagt Luca Fiechter, ESD-Student im zweiten Jahr. «Zudem gibt es Kundinnen und Kunden, die es schätzen, in die Drogerie kommen und nach einer kurzen Beratung gleich wieder gehen zu können», ergänzt seine Studienkollegin Sarina Keller. Auch praktische Hürden wie die räumlichen Voraussetzungen für separate Therapieräume und der Fachkräftemangel wurden angesprochen.

Vom Labor bis zur Kräuterwiese

Die Vielfalt der 45 Workshops beeindruckte: Von A wie Augengesundheit bis Z wie Zellregeneration reichte das Spektrum. Auch die fachspezifischen Workshops wie

das «Galenik-Labor», der «Fresh-up Pharmakologie», der Workshop zu «Humane Milch-Oligosaccharide» oder zu den Themen Gewichtsreduktion und Insulinresistenz fanden Anklang. Besonders gefragt waren praxisnahe Formate mit direktem Bezug zur Kundenberatung. Die Kräuterwanderung mit Emanuel Roggen beispielsweise zeigte auf, wie Heilpflanzen in der Kundenbindung eingesetzt werden können. «Wichtig ist, nicht zu viel in die Präsentation hineinzupacken», so Roggen. Man solle nur über das sprechen, was man wirklich wisse. «Das reicht in der Regel völlig aus. Zu sagen ‹ich weiss es nicht› fällt vielleicht nicht immer leicht, stärkt aber das Vertrauen der Zuhörenden», betonte der dipl. Drogist HF.

Burnout: Symptome frühzeitig erkennen

Neben fachspezifischen Themen stiessen auch Workshops zu aktuellen Herausforderungen im Berufsalltag auf grosses Interesse. Am Workshop von Barbara Bussmann, dipl. Drogistin HF und Fachreferentin bei A. Vogel AG, ging es zum Beispiel um das Thema «Von Leistungsdruck zu Stress und Burnout – Unterschiede verstehen und behandeln». Die Referentin gab den Teilnehmenden praktische Werkzeuge für die Praxis an die Hand, wie sich Warnzeichen erkennen lassen. Sara Schlosser, dipl. Drogistin HF, möchte das Gelernte gerne im Betrieb

umsetzen. «Man sollte sich für dieses Thema mehr Zeit nehmen. Einmal einen Teamworkshop zum Thema Stressbewältigung veranstalten oder Taktiken aufzeigen, die man im Alltag umsetzen kann», nennt sie als Beispiel.

Gespräche zwischen Ständen und Stellwänden

Während in den Workshops und Diskussionsformaten, den Bar Camps (geführte Gespräche in den Pausen) und der Podiumsdiskussion zum Thema «Wie sieht die Drogerie der Zukunft aus?» intensiv diskutiert und argumentiert wurde, bot die Ausstellung Raum für entspannten Austausch und persönliche Begegnung. Hier präsentierten 19 Firmen ihre Neuheiten. Monika Bernet, die den Stand von ebipharm AG mitbetreute und ansonsten für die Firma im Aussendienst tätig ist, sagt: «Die meisten Besucherinnen und Besucher kennen uns schon. Trotzdem ist es wichtig, als Firma am Drogeriekongress präsent zu sein, sich mit anderen auszutauschen und bestehende Beziehungen zu pflegen.» Auch viele Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, alte Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen. «Es ist schön, wieder einmal an der ESD zu sein und bekannte Gesichter zu sehen», war ein oft gehörter Satz. Für Raphael Gmünder, dipl. Drogist HF, war der Kongress ein besonderer Anlass. «Für mich ist es wie nach Hause zurückzukommen. Ich habe vor dreissig Jahren hier studiert.»

Ein Wochenende, das verbindet

Besonders im Zentrum stand der persönliche Austausch beim Social Event am Sonntagabend. Der von Neuchâtel vins & terroir organisierte Apéro und die Wein-

Dank an die Sponsoren

degustation war mit über 90 Teilnehmenden ein grosser Erfolg. «Wir bedanken uns nochmals bei unserem Presenting Sponsor Omnimedica Group AG, der uns den Social Event und die Wettbewerbspreise gesponsert hat», sagt Organisatorin Célia Croset. Die Mitarbeiterin Fort- und Weiterbildung beim SDV ist zufrieden mit den Besucherzahlen. Sie hatte die Organisation des Kongresses kurzfristig übernommen und in nur dreieinhalb Monaten ein Programm auf die Beine gestellt, das sich sehen lassen konnte. Kein leichtes Unterfangen. «Glücklicherweise waren ein Teil des Programms, die Sponsoren und die Referenten im Januar fast alle bekannt», sagt sie. Ihr persönliches Highlight war die Resonanz der Besuchenden. «Die Freude in ihren Gesichtern und das positive Feedback haben gezeigt, dass sich die Anstrengungen dreier intensiver Kongresstage gelohnt haben.»

Der Erfolg des Kongresses wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Sponsoren (siehe unten) nicht möglich gewesen. Am Dienstagabend liessen die Besuchenden den Kongress an der Bar ausklingen. Nach drei Tagen bleibt vor allem eines hängen: Die Bereitschaft der Branche, gemeinsam neue Wege zu gehen. 

Wie war Ihre Erfahrung mit dem Drogeriekongress?

Mit der folgenden Umfrage können Sie Ihr Feedback abgeben – egal, ob Sie am Drogeriekongress 2025 teilgenommen haben oder nicht.

Mehr Impressionen zum Drogeriekongress 2025 sehen Sie in der Bildergalerie.

A. Vogel AG, BIMBOSAN. HOCHDORF Swiss Nutrition AG, CURADEN Schweiz AG, Doetsch Grether AG, Dr. Niedermaier Pharma Switzerland AG, ebi-pharm AG, EGB EpigeneticBalance AG, Gebro Pharma AG, Heidak AG, kingnature AG, Luxe Diffusion Sàrl, move and win AG, Nutrexin AG, Omnimedica Group AG, Pharma Medica AG, Phytolis SA, Phytomed AG, ProPharma Systems AG, puralpina ag, Salus Schweiz AG, Schwabe Pharma AG, Spagyros AG, steinberg pharma ag, Ultrasun AG, WALA Schweiz AG und Weleda AG. Ebenso danken wir foodwaste.ch und Mahler & Co. für die kulinarische Versorgung.

Frühlings-Branchenkonferenz: Zukunftsgerichtete Bildung

An der ersten Branchenkonferenz 2025 drehte sich alles um anstehende Bildungsprojekte und die Totalrevision der Grundbildung.

7 Céline Jenni

Mitte April haben sich die Sektionspräsidentinnen und -präsidenten und die Vertreterinnen und Vertreter der Gruppierungen in Bern mit dem SDV an der Branchenkonferenz hauptsächlich zum Thema Bildung ausgetauscht. 2025 stehen mehrere Grossprojekte an, unter anderem der erste Drogeriekongress (mehr zum gelungenen Anlass von Ende April lesen Sie auf Seite 4) und die SwissSkills vom 17. bis 21. September. Für den Berufswettbewerb im Zusammenhang mit den SwissSkills haben sich 16 Talente gemeldet, wovon 12 am Berufswettbewerb teilnehmen können (in der Juli-Ausgabe von Wirkstoff werden die jungen Menschen vorgestellt). Die anderen vier Talente werden ebenfalls bei den SwissSkills eingebunden. «Die SwissSkills sind eine tolle Chance, dass sich interessierte Jugendliche für den Drogistenberuf begeistern», sagt Andrea Ullius, Geschäftsführer beim SDV und Leiter Politik & Branche. Damit auch die breite Öffentlichkeit die Drogeriebranche wahrnehme, sei ein umfassendes Kommunikationskonzept für die SwissSkills erstellt worden, so Ullius.

Zukünftige Kompetenzen für Drogistinnen und Drogisten EFZ

Die Totalrevision der Grundbildung ist momentan in vollem Gange. Grundlagen für die Revision bilden der Strategieprozess sowie die 5-JahresÜberprüfung. Adrian Würgler, im Zentralvorstand zuständig für die Grundbildung, hat dabei einige der Kompetenzen vorgestellt, die am Zukunftsworkshop vom 28. März 2025 mit rund 30 Teilnehmenden aus der Drogeriebranche diskutiert worden sind: «Drogistinnen und Drogisten EFZ sollten die individuellen Bedürfnisse der Kundschaft erfassen, Konzeptverkäufe durchführen und in der Komplementärmedizin fundiert beraten können.»

Auch die Herstellung von Hausspezialitäten und der Einsatz von digitalen Medien beziehungsweise künstlicher Intelligenz (KI) im Geschäftsalltag würden zu den Kompetenzen gehören, so Würgler. Der Einsatz von KI beispielsweise berge aber Diskussionspotenzial – denn noch sei unklar, welche Konsequenzen der Einsatz von KI im Arbeitsalltag mit sich bringen würde. Inwiefern KI das Bildungswesen bereits verändert hat, lesen Sie ab Seite 16. Die Einführung der überarbeiteten Grundbildung ist per 2028 geplant.

Die fünf strategischen Geschäftsfelder der Zukunft

Auch das Thema Fachkräftemangel hat die Teilnehmenden der Branchenkonferenz nach wie vor beschäftigt. Mittelfristig bräuchte es rund 70 ESDAbgängerinnen und -Abgänger pro Jahr. Deshalb haben die Vertreterinnen und Vertreter miteinander diskutiert, ob die ESD möglicherweise attraktiver werden würde, wenn die Ausbildung als berufsbegleitender Lehrgang angeboten würde. Beim Strategieprozess hat die Arbeitsgruppe zusammen mit zahlreichen Branchenvertreterinnen und -vertretern eine Mission und eine Vision erarbeitet. Zudem sind fünf strategische Geschäftsfelder definiert worden, in denen sich die Drogerien in Zukunft positionieren sollten: Selbstmedikation, Komplementärmedizin, Herstellung, Digitalisierung und Beratung/Prävention. Die einzelnen Geschäftsfelder werden nun vertieft bearbeitet und konkretisiert. An der Generalversammlung vom 14. November 2025 in Olten wird die Strategie präsentiert und dann soll gemeinsam entschieden werden, ob diese Strategie verfolgt wird und was sie konkret für die Branche und den SDV bedeuten würde. 

«Kein Präparat hat nur Vorteile»

Wie arbeitet Swissmedic und wie funktioniert das genau mit der Kontrolle von Arzneimitteln und Werbung? Im Interview steht

Dr. Susanne Wegenast, Abteilungsleiterin Marktkontrolle Arzneimittel bei Swissmedic, Red und Antwort.

7 Céline Jenni | Susanne Keller

Susanne Wegenast, Sie sind die Abteilungsleiterin der Marktkontrolle Arzneimittel bei Swissmedic. Was ist Ihre Aufgabe?

Susanne Wegenast: Meine Abteilung kümmert sich um Meldungen von Qualitätsmängeln bei Arzneimitteln und ordnet korrigierende Massnahmen an, wie zum Beispiel Rückrufe. Auch die Kontrolle von Arzneimittelwerbung ist in meiner Abteilung angesiedelt.

Warum braucht es überhaupt eine Kontrolle der Arzneimittelwerbung?

Arzneimittel bergen gewisse Risiken und sind keine Konsumgüter wie beispielsweise Lebensmittel. Arzneimittel sollten massvoll und zweckbestimmt angewendet werden. Das heisst in einer Dosis, die es braucht, und dann, wenn die Umstände ein Medikament erfordern. Dazu gehört auch die Beratung durch eine Fachperson. Werbung soll eine Person nicht dazu verleiten, ein Arzneimittel übermässig, missbräuchlich oder zweckentfremdet anzuwenden. Es ist also ein Schutz für die Patientinnen und Konsumenten.

Auch wir vom Wirkstoff haben bereits einmal eine Verwarnung von Ihnen bekommen. (lacht) Ja, das weiss ich. Online war Wirkstoff auch für das Publikum zugänglich,

obwohl im Heft Fachwerbung abgebildet ist. Die Begründung ist, dass Laien nicht einschätzen können, ob ein bestimmtes verschreibungspflichtiges Medikament die optimale Therapieoption ist. Deshalb darf Fachwerbung nicht öffentlich sein. Ein Passwortschutz ist zum Beispiel eine Möglichkeit.

Dr. Susanne Wegenast «Sobald die Informationen auf Emotionen abzielen, ist es Werbung.»

Wir decken die Werbung nun online ab. Doch wie haben Sie unseren unabsichtlichen Fehler überhaupt entdeckt? Wir machen Screenings, doch diese decken nie alles ab. Unser Fokus liegt dort, wo ein grosser Teil des Publikums erreicht wird –beispielsweise bei Kundenmagazinen aus Drogerien und Apotheken, bei der Fernsehwerbung oder im Radio.

Wie muss ich mir die Überwachung der Werbung vorstellen?

In unserer Einheit haben wir Personen, die aktiv Werbung kontrollieren. Das heisst, wir schauen Fernsehen, blättern Zeitschriften

Dr. Susanne Wegenast ist Pharmazeutin, hat an der Universität Bern studiert und dort ihren PhD in pharmazeutischer Technologie erworben. Sie war bei Vifor mehrere Jahre als Projektleiterin galenische Entwicklung, ab 2008 als Leiterin der Abteilung galenische und analytische Entwicklung tätig. Seit 1. Februar 2015 leitet sie die Abteilung Marktkontrolle Arzneimittel bei Swissmedic. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In ihrer Freizeit liest und strickt sie gerne und ist in den Ferien am liebsten im Meer am Tauchen.

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Onlineshop

Digitales Marketing Partnerschaftsanlässe

Telefonischer Support

Mitgliederbetreuung

Gerne beraten wir Sie: 044 380 42 02 | dromenta.ch

durch, sehen uns Plakate in der Öffentlichkeit an oder scrollen uns durch Social-Media-Posts. Wenn wir eine Unstimmigkeit feststellen, gehen wir dem nach. Und manchmal bekommen wir auch Anzeigen von Dritten, die eine Werbung als möglicherweise nicht konform mit den Werbebestimmungen wahrnehmen.

Im Onlinebereich ist das doch eine völlig unüberschaubare Menge?

Es ist schwierig, aber wir haben nicht den Anspruch, dass wir alles sehen. Im Onlinebereich wird auch viel von Dritten gemeldet.

Nutzen Sie künstliche Intelligenz, um unerlaubte Werbung zu entdecken?

Nein, bis jetzt nicht, denn Werbung liegt im Auge des Betrachtenden. Für eine KI ist es relativ schwierig zu erkennen, ob eine als informativ angedachte Kommunikation nicht doch einen werbenden Charakter hat. Es ist ein Zusammenspiel zwischen Wortwahl, grafischen Elementen und dem Layout, wie eine Botschaft schlussendlich wirkt.

Ist das nicht ein Graubereich, ob etwas als Werbung wahrgenommen wird?

Ja. Und es ist eine Herausforderung, dass wir alle Verstösse gleich behandeln. Deshalb haben wir regelmässige Meetings mit allen Personen, die Werbungen ansehen, um die Fälle zu diskutieren. Dadurch lässt sich besser bestimmen, welche Massnahmen angezeigt sind.

Was zählt überhaupt alles als Verstoss gegen die Arzneimittelwerbeverordnung?

Zuerst kommt das Heilmittelgesetz. Das Heilmittelgesetz steht über der Verordnung, und dort gibt es zwei Artikel. Bei einem geht es darum, dass Werbung für Arzneimittel grundsätzlich erlaubt ist. Es dürfen alle Arzneimittel gegenüber von Fachpersonen beworben werden, das heisst, verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige. Aber es dürfen nur nicht verschreibungspflichtige vor dem Publikum beworben werden. Der zweite Artikel sagt aus, was alles nicht erlaubt ist. So dürfen zum Beispiel nicht zugelassene Arzneimittel oder der Off-Label-Use nicht beworben werden.

Und die Arzneimittelwerbeverordnung präzisiert diese beiden Artikel?

Genau, es wird zum Beispiel bestimmt, was Information und was Werbung ist. Packelemente und Beipackzettel sind Information. Ebenso sind Informationen allgemeiner Art über Krankheiten und Gesundheit erlaubt, sofern diese sich nicht auf ein bestimmtes Arzneimittel direkt oder indirekt beziehen. Damit es eine Information bleibt, ist es wichtig, dass sie vollständig, ausgewogen und sachlich ist. Für eine Krankheit müssen also alle Therapieoptionen gleichwertig beleuchtet werden, auch nicht medikamentöse. Sachlich heisst auch, dass neben dem Nutzen auch die Risiken und Nebenwirkungen aufgeführt werden. Ausgewogen bedeutet, dass keine der erwähnten Therapieoptionen in ein besonderes Licht gestellt wird. Sobald die Informationen auf Emotionen abzielen, ist es Werbung.

Dann sind gewisse Schlagzeilen in den Medien also ziemlich problematisch? Ja, Wörter wie «Durchbruch» und «neue Hoffnung» sind schwierig, ebenso «Ärzte feiern diese Therapie» oder Patiententestimonials. Journalistisch gesehen sind Informationen über Arzneimittel einfach staubtrocken und langweilig. Es kommt wirklich auf die Wortwahl und darauf an, welches Bild über Medikamente vermittelt wird.

Was steht noch in der Arzneimittelwerbeverordnung drin?

Es wird präzisiert, was Fachwerbung und was Publikumswerbung ist, und was sie jeweils erfüllen muss, beziehungsweise was nicht erlaubt ist. In Artikel 22 gibt es eine lange Liste an Dingen, die bei Publikumswerbung unzulässig sind. Wirkversprechen, die Angabe, dass es keine Nebenwirkungen gibt oder dass Naturprodukte sicherer seien, sind beispielsweise verboten. Dann gibt es auch einen Abschnitt über die Kontrolle. Es gibt zum Beispiel nur eine Vorkontrolle der Publikumswerbungen für Arzneimittel, bei denen es ein Missbrauchs- oder Abhängigkeitspotenzial gibt wie bei Analgetika, Laxantia oder Schlafmitteln. Swissmedic macht sonst aber keine freiwillige Vorkontrolle.

Wie viele Meldungen zu Werbeverstössen bekommen Sie pro Jahr?

Es sind etwa 50 bis 80 Fälle im Jahr. Zum Teil gibt es ein Hinweisschreiben mit Empfangsbestätigung, dass die Werbung so nicht korrekt ist und sie das nächste Mal korrigiert werden muss. Und wenn etwas im gröberen Rahmen gegen die gesetzlichen Bestimmungen verstösst, dann können wir gewisse Werbeaussagen oder die ganze Werbung verbieten. Dieses Verfahren kostet dann, das heisst, wir verrechnen unseren Verwaltungsaufwand. Wenn der oder die Werbetreibende dieses Verbot dann nicht einhält oder denselben Verstoss wieder begeht, dann gibt es ein Strafverfahren und es erfolgt eine interne Strafanzeige von der Marktkontrolle an den Strafrechtsdienst.

Dr. Susanne Wegenast

«Sobald es nicht mehr eine Information, sondern Werbung ist, dann ist Swissmedic gesetzlich verpflichtet zu handeln.»

Was passiert danach?

Die werberechtlich verantwortliche Person einer Firma bekommt eine Busse. Das Verfahren wird zwar meistens gegen die Firma geführt, aber die Busse geht an eine Person. Da die werberechtlich verantwortliche Person die Werbung freigibt, haftet sie auch persönlich und bekommt unter Umständen sogar einen Eintrag ins Strafregister.

Kann also auch eine Privatperson gebüsst werden, beispielsweise eine Influencerin in den sozialen Medien, die von einem Arzneimittel schwärmt?

Ja, das Gesetz und die Verordnung gelten für alle, auch für die, die sie nicht kennen. Sobald es nicht mehr eine Information, sondern Werbung ist, dann ist Swissmedic gesetzlich verpflichtet zu handeln. Aber auch hier wird zuerst ein Verwaltungsverfahren geführt.

Via Mail kommen immer wieder Spamnachrichten an, die erstaunlich fragwürdige

Mehr über rechtliche Informationen zum Thema Arzneimittelwerbung finden Sie in der Broschüre «Werbung für Arzneimittel, Medizinprodukte, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika», welche die vitagate ag veröffentlicht hat.

Susanne Wegenast leitet seit 10 Jahren die Abteilung Marktkontrolle Arzneimittel bei Swissmedic und schätzt die spannenden, abwechslungsreichen Aufgaben in ihrer Tätigkeit.

Werbeversprechungen machen. Schaut sich das Swissmedic auch an?

Das kommt darauf an, woher die Mail herkommt. Wenn Personen, die solche Werbeaussagen machen, kein Schweizer Domizil haben, dann hat Swissmedic nicht die Hoheit, sie anzugehen. Wir können nur die entsprechenden Behörden informieren. Das gilt übrigens für den ganzen Onlinebereich inklusive den Influencern. In unserer globalen Welt können wir nicht allem nachgehen, da unsere Macht an der Schweizer Grenze aufhört – das ist manchmal frustrierend.

Gibt es in allen Ländern der Welt eine Werbekontrolle?

Ja, auch wenn die Regulationen nicht überall gleich strikt sind. Für globale Firmen kann das mühsam werden. Wenn das Mutterhaus eine Werbekampagne auf alle Länder ausrollen möchte, dann müssen die jeweiligen lokal verantwortlichen Personen die Werbung entsprechend anpassen.

Hat sich die Werbeverordnung in den letzten Jahren verändert?

Der Grundgedanke, dass die Konsumentinnen und Konsumenten vor missbräuchlichem, unzweckmässigem oder

übermässigem Einsatz von Arzneimitteln geschützt werden müssen, bleibt immer derselbe. Vor 20 Jahren war das Internet aber natürlich noch kein Thema. Diesbezüglich hat sich über die Jahre eine neue Praxis entwickelt, wie wir damit umgehen müssen. Wenn ein neues Phänomen auftaucht, dann reagieren wir und stellen zum Beispiel Merklisten auf unserer Website bereit, damit alle den gleichen Informationsstand haben.

Was waren die gröbsten Verstösse, die Sie in den letzten Jahren gesehen haben?

Konkret darf ich nichts sagen, aber ich sehe relativ häufig, dass Werbungen für rezeptpflichtige Arzneimittel fürs Publikum zugänglich sind. Dort schieben wir sehr konsequent einen Riegel vor – das geht Richtung Patientengefährdung. Ich sehe auch oft, dass Indikationen beworben werden, die zwar im Ausland zugelassen sind, aber nicht in der Schweiz. Das ist nicht erlaubt. Auf verharmlosende Aussagen treffe ich auch relativ häufig – aber kein Präparat hat nur Vorteile.

Glauben Sie, dass die meisten Verstösse vorsätzlich geschehen oder eher aus Unwissenheit?

Da bin ich vorsichtig. Pharmafirmen sollten natürlich Bescheid wissen, weil sie werberechtlich verantwortliche Personen haben. Schlussendlich spielt es aber keine Rolle. Wenn man Arzneimittelwerbung machen will, muss man sich informieren.

Sie haben erwähnt, dass Ihnen Verstösse oft auch von Dritten gemeldet werden. Sind das Arzneimittelhersteller, die sich gegenseitig auf die Finger schauen?

Es können auch Privatpersonen sein, Ärztinnen, Apotheker, Firmen, Juristenbüros, Redaktionen… Via market.surveillance@ swissmedic.ch kann jede Person eine verdächtige Werbung melden.

Welche Tipps haben Sie für die Websites, Social-Media-Kanäle oder Blogbeiträge von Drogistinnen und Drogisten, damit sie nicht unerlaubt Werbung machen?

Informationen sind sachlich, ausgewogen, vollständig und sozusagen etwas

langweilig. Je breiter die Palette ist mit allen möglichen Therapieoptionen, auch nicht medikamentösen, desto eher ist es Information. Es ist immer eine Gratwanderung, aber ich glaube, wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, weiss die schreibende Person, ob es jetzt rein informativ oder doch werberisch ist. Ich kann mich beispielsweise fragen, was ein Beitrag in mir auslöst. Wenn die Antwort ist, dass er Emotionen weckt und ich das Produkt ausprobieren möchte, dann ist das ein guter Indikator dafür, dass es Werbung ist.

Gibt es noch andere Fettnäpfchen?

Ja, Hausspezialitäten sind ein Minenfeld, denn online dürfen keine medizinischen Informationen dazu stehen. Höchstens der Name des Präparats, Menge, galenische Form und Preis dürfen erwähnt werden. Es gibt immer wieder Beanstan-

dungen, weil man auf Packshots und Bildern die Indikation lesen kann. Das geht nicht.

Können Sie als Privatperson überhaupt noch Werbung ansehen oder löscht Ihnen das sofort ab?

(lacht) Ich suche sie nicht aktiv, aber ja, ich nehme sie wahr. Und wenn mir etwas auffällt, dann fotografiere ich auch. Fürchten muss man sich aber nicht vor mir. Es ist der Auftrag von Swissmedic, das Gesetz umzusetzen. Manchmal muss ich auch Werbung beanstanden, bei der ich die Idee witzig und cool finde – nur: wenn sie nicht gesetzeskonform ist, ist es in meiner Rolle irrelevant, ob die Werbung mir persönlich gefällt oder nicht.

stock.adobe.com/Stock

So verändert KI die Bildung

Mündliche Prüfungen statt KI-generierte Aufsätze: Die Bildungslandschaft erfindet sich neu. Von den Berufsschulen über die ESD bis zur ETH rücken Institutionen kritisches Denken und den verantwortungsvollen KI-Einsatz ins Zentrum. Ein Blick auf die Praxis zeigt, wie Schulen und Lehrpersonen damit umgehen.

7 Désirée Klarer

Mathematik, Sprachen, Naturwissenschaften, Sport – und künstliche Intelligenz (KI). Was futuristisch klingt, ist in China bereits Realität: Seit 2025 ist der KI-Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler der Grund- und Sekundarstufe verpflichtend. Finnland stärkt die digitalen Kompetenzen mit dem kostenlosen Onlinekurs «Elements of AI» und setzt in der Grundschule und der Erwachsenenbildung auf humanoide Roboter wie «Elias». In Deutschland haben sich die Kulturministerien auf einen konstruktiv-kritischen Umgang mit KI im Unterricht geeinigt. Im Zentrum stehen nebst ethischen und rechtlichen Überlegungen auch solche zum Datenschutz. Und in der Schweiz? Auch hier wird an verschiedenen Fronten über den Umgang mit KI diskutiert. Einen Überblick über die rechtliche Situation bietet ein Bericht, den die Fachagentur Educa im August 2024 an der Universität Zürich in Auftrag gegeben hat. Educa – getragen von Bund und Kantonen – zeigt darin unter anderem auf, dass die Forschung daran arbeitet, KI erklärbarer und transparenter zu gestalten. Lehrpersonen sollen nachvollziehen können, wie KI-Systeme zu ihren Ergebnissen gelangen.

Verbindliche Regelungen zur Nutzung von KI im Bildungsbereich gibt es auf Bundesebene (Stand April 2025) noch nicht. Doch die Schweiz fördert die KI-Forschung und -Innovation aktiv –

Einblick in die Praxis – Umgang mit KI

etwa durch verschiedene Institutionen wie den Schweizerischen Nationalfonds, das Forschungsinstitut IDIAP und die ETH in Zürich und die EPFL in Lausanne, die über 150 KI-verbundene Professuren vereinen. In der obligatorischen Schule und Berufsbildung liegt die Verantwortung für die KI-Integration bei den Kantonen beziehungsweise den Trägerschaften. Im Februar gab der Bundesrat bekannt, dass er die Konvention des Europarats übernehmen und rechtlich bindend machen wolle. Mit möglichen sektorbezogenen Gesetzesanpassungen sollen Risiken für die Gesellschaft klein gehalten und das Potenzial für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz nutzbar gemacht werden.

Wie umgehen mit KI im Hochschulalltag?

Während nationale Vorgaben noch fehlen, haben die meisten Fachhochschulen und Universitäten bereits eigene Lösungsansätze entwickelt, wie eine Umfrage unter den Akteuren der Hochschullandschaft zeigt. Die Hochschule Luzern (HSLU) etwa fordert die Einhaltung «wissenschaftlicher Integrität» und die transparente Deklaration jeder KI-Nutzung. Vergleichbare Regelungen gelten

30 Lehrpersonen aus dem Umfeld der Berufsschulen und der ESD in Neuenburg haben an einer Stichproben-Umfrage von Wirkstoff teilgenommen. Die grosse Mehrheit hat bereits Erfahrungen mit KI sammeln können. Ob KI jedoch Fluch oder Segen für die Bildung ist, darüber sind sich die Lehrpersonen uneins.

Haben Sie bereits Erfahrungen mit KI-Tools in Ihrem Unterricht gesammelt?

Nutzen Sie aktuell KI-gestützte Tools für ihre Unterrichtsvorbereitung?

Gibt es an Ihrer Schule Richtlinien für den Einsatz von KI?

Lehrpersonen konnten im Unterricht mit verschiedenen KI-Tools Erfahrungen sammeln. Am meisten Erfahrung haben Lehrpersonen mit ChatGPT, Edubot und Perplexity sowie Microsoft Copilot. Weitere Tools, die genannt wurden, sind beispielsweise Claude.ai, Runaway, Notebook LM oder Mindmap AI.

Für die Unterrichtsvorbereitung und die Erstellung von Unterrichtsmaterialien werden am häufigsten ChatGPT und Microsoft Copilot verwendet.

auch an der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) sowie der Universität Bern. Viele Bildungsinstitutionen denken nicht nur über Regeln nach, sondern hinterfragen auch ihre Prüfungsformate. Die HSLU setzt etwa vermehrt auf handschriftliche Prüfungen oder mündliche Formate, um unlauteren KI-Einsatz zu erschweren. Die Fachhochschule Graubünden (FHGR) nennt unter anderem die verstärkte Gewichtung mündlicher Verteidigungen von Bachelorarbeiten als Reaktion auf die zunehmende KI-Nutzung. Die Universität Genf wiederum fördert Formate, bei denen KI wenig Nutzen hat. Dazu gehören nebst mündlichen Prüfungen auch Gruppenarbeiten oder praktische Aufgaben. Beim Verdacht auf Missbrauch suchen die meisten Fachhochschulen und Universitäten das Gespräch mit den Studierenden, bevor sie den Fall tiefer untersuchen. Studierende, die unerlaubterweise KI verwendet haben, den Missbrauch aber nicht zugeben, müssen je nach Fall beweisen, nicht mit KI gearbeitet zu haben. Gelingt ihnen das nicht, droht im schlimmsten Fall die Exmatrikulation.

Von der Tafel zum Tutor: Wie

KI das Rollenbild verändert

Ein klares Muster zeichnet sich auch bei der Rolle der Lehrpersonen ab: «Dozierende werden noch mehr zu Lernbegleitenden», fasst Simon Müller,

Sehen Sie KI eher als Chance oder als Risiko für Ihren Unterricht?

Lehrpersonen sehen KI überwiegend als Chance und hilfreiches Werkzeug im Unterricht, betonen aber gleichzeitig die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs damit und warnen vor Risiken. Dazu gehören etwa die kritiklose, nicht hinterfragte Übernahme von KI-Outputs und der Verlust des eigenständigen Denkens der Lernenden.

als Chance

als auch

Projektleiter Newsroom & Unternehmenskommunikation der Hochschule Luzern, den Wandel zusammen. Ähnlich klingt es an der FHGR. Die Leiterin Kommunikation, Flurina Simeon, sagt: «Die Lehrperson ist nicht mehr nur dazu da, um Wissen zu vermitteln, sondern um Wissen zu integrieren.» Gleichzeitig betonen viele Hochschulen die zentrale Bedeutung kritischen Denkens – eine Fähigkeit, die KI bislang kaum beherrscht. Susanne Schumacher, Vorsitzende des Digitalrats der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), bringt es auf den Punkt: «Es macht wenig Sinn, Berufsanfänger hervorzubringen, die genau das können, was KI auch kann.» Stattdessen gehe es darum, Kreativität, Empathie und kritisches Denken zu fördern. «Dies setzt auch ein extensives und fundiertes Allgemeinwissen voraus», so Schumacher. Neben konzeptionellen und didaktischen Anpassungen gibt es bereits erste konkrete technische Anwendungen: An der ZHdK experimentieren Studierende mit sogenannten Systemprompts, also virtuellen Dialogpartnern, die nach sokratischem Prinzip Denkprozesse anregen und zur Reflexion anleiten – ein neuer Zugang zu individueller Lernbegleitung. Die FHGR wiederum testet derzeit KI-Chatbots als Lerntutoren, die auf die jeweiligen Modulunterlagen der Studierenden abgestimmt sind. An der ETH Zürich entstehen gleichzeitig KI-Tutorensysteme für Fächer wie Mathematik und Sprachen, etwa in Form von personalisierten Lernassistenten oder Chatbots wie «Ethel». Der Chatbot gibt auf Wunsch jederzeit Feedback zu handschriftlichen Übungen.

Haben Sie beobachtet, dass Schülerinnen und Schüler oder Studierende KI-Tools für Hausaufgaben oder Projekte nutzen?

als Risiko

Keine Angaben

Wenn Lernende unerlaubterweise KI nutzen, wenden Lehrpersonen verschiedene Strategien an. Sie setzen beispielsweise strengere Bewertungskriterien an, fügen mündliche Prüfungsteile hinzu oder nutzen die Situation als Lernchance, um den kritischen und reflektierten Umgang mit KI zu vermitteln.

Hat die KI bereits etwas an Ihren Prüfungsmethoden verändert?

Jene Lehrpersonen, die ihre Prüfungsmethoden aufgrund von KI angepasst haben, setzen vermehrt auf mündliche Prüfungen, nutzen sichere Prüfungsumgebungen (Safe Exam Browser) und schärfere Hilfsmittelregelungen. Zudem stellen sie komplexere Fragen, die in kürzerer Zeit gelöst werden müssen und setzen verstärkt auf zufällige, unterschiedlich schwer zu lösende Fragen.

Angaben

Während Fachhochschulen und Universitäten bereits mit verschiedenen KI-Anwendungen experimentieren, zeigt sich auch an den Berufsfachschulen sowie der Höheren Fachschule ESD ein differenziertes Bild. «Wir halten uns an die vom Centre de formation professionelle neuchâtelois (CPNE) erarbeiteten Richtlinien», sagt Christian Hebeisen, Prorektor der Höheren Fachschule für Drogistinnen und Drogisten ESD. Der Einsatz von Microsoft Copilot sowie ChatGPT sei erlaubt, «sofern man diese klar als Quellen angibt», präzisiert Hebeisen. Schriftliche Arbeiten, wie beispielsweise Fachdossiers, würden auf Plagiate geprüft. «Dazu gehört auch die unerlaubte Nutzung von KI», so Hebeisen. Zusätzlich werde auch mündlich geprüft. Auch verschiedene Berufsschulen haben Richtlinien zum Umgang mit KI erarbeitet. Nur wissen nicht alle Lehrpersonen davon, wie die Stichprobenerhebung des Wirkstoff vom April 2025 zeigt (siehe Grafik auf Seite 18). Weiter zeigt die Erhebung der 30 Antworten von Lehrpersonen von verschiedenen Fächern des Drogistenberufs aus der Deutschschweiz und der Romandie, dass knapp die Hälfte der Befragten in der KI sowohl Chance als auch Risiko sieht (siehe Grafik auf Seite 19). Der Einsatz von KI im Unterricht wirft dabei nicht nur technische, sondern vor allem pädagogische Fragen auf. «KI ist ein super Instrument, aber man muss selber noch denken», betont eine Lehrperson. Eine andere beobachtet: «Ich sehe oft, dass Menschen mehr Vertrauen in die KI haben als in ihre eigenen Fähigkeiten.»

Besonders im Bereich der Berufskunde für Drogistinnen und Drogisten kommen KI-Tools schon vielfältig zum Einsatz – etwa bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien oder der Vereinfachung von Fachtexten. Lehrpersonen aus ver-

So stark haben die 30 Lehrpersonen bei der Stichproben-Umfrage folgenden Aussagen zugestimmt

1 = stimme überhaupt nicht zu 7 = stimme sehr fest zu 1 2 3 4 5 6 7

KI ist ganz allgemein eine Chance für die Bildung

Mit KI erhöht sich die Bildungsgerechtigkeit

KI macht Lernende denkfaul

KI-Tools erfordern eine Neugestaltung von Lehrplänen und Prüfungsformaten

Lehrpersonen benötigen spezifische Weiterbildungen, um KI sinnvoll im Unterricht einsetzen zu können

schiedenen Fachbereichen, wie zum Beispiel der Pharmakologie, Humanbiologie oder Chemie, erkennen darin Potenzial für komplexere Aufgabenstellungen und personalisierte Lernpfade. Gleichzeitig kritisieren viele die unreflektierte Verwendung: «Zuerst die KI fragen und dann nachdenken – das ist für viele die neue Reihenfolge», schreibt eine Lehrperson. Andere sprechen gar von einer «gewissen Verdummung», weil Inhalte ungeprüft übernommen werden.

Kompetenzen, die Lernende wirklich benötigen

Als Schlüsselkompetenz nennen die Befragten mehrfach dieselbe Fähigkeit: kritisches Denken. Lernende sollten in der Lage sein, KI-generierte Inhalte einzuordnen, zu überprüfen und zu hinterfragen. «Um solche Inhalte fachlich kompetent bewerten zu können, müssen Schülerinnen und Schüler fundiertes Grundwissen besitzen», betont eine Lehrperson. Genannt werden auch Kompetenzen wie die Fähigkeit, Quellen auf ihre Echtheit zu überprüfen oder eigenständig zu recherchieren. Wichtig sei auch der Umgang mit Prompts, also der Art und Weise, wie man einem KI-Tool wie ChatGPT Fragen stellt, um brauchbare Antworten zu erhalten.

Es scheint, dass zumindest ein Teil der Lernenden durchaus mit den KI-Tools umzugehen weiss. Einige Lehrpersonen haben ihre Prüfungsmethoden nämlich bereits angepasst. Sie setzen etwa auf komplexere Aufgaben, die in kürzerer Zeit gelöst werden müssen oder auf mündliche Prüfungsteile. «Wir bewerten jetzt auch die Fähigkeiten im Umgang mit KI, ähnlich wie wir seit langem die Fähigkeiten im Umgang mit dem Internet bewerten», erläutert eine Lehrperson.

Vom «Ob» zum «Wie»: Was der Unterricht jetzt wirklich braucht

Um die verschiedenen Aspekte rund um die KI-Nutzung sinnvoll im Unterricht zu verankern, wünschen sich viele der befragten Lehrpersonen praxisnahe Weiterbildungen. «Spezifisch auf unseren Bereich angepasste KI-Fortbildungen» werden ebenso gewünscht wie «regelmässiger Austausch» unter Kolleginnen und Kollegen. Neben technischen Aspek-

ten betonen einige auch überfachliche Kompetenzen: «Mentale Gesundheit fördern und verschiedene Varianten für Lernumgebungen entwickeln» nennt eine Lehrperson als wichtige Ressourcen. Die Rückmeldungen machen deutlich: Nicht nur an Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch an der ESD und an den Berufsschulen ist die Auseinandersetzung mit KI bereits in vollem Gange. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie: Wie gelingt ein verantwortungsvoller, didaktisch sinnvoller Umgang mit neuen Tools – und welche Kompetenzen braucht es wirklich?

Neuausrichtung auf Ebene Grundbildung

Die Frage, wie ein reflektierter, kompetenter und zukunftsweisender Umgang mit KI gelingen könnte, steht auch bei der Totalrevision der Grundbildung Drogistin/Drogist EFZ im Raum. Adrian Würgler, Zentralvorstandsmitglied SDV und Zuständiger des Ressorts Aus-, Fort- und Weiterbildung, sagt, man stehe noch am Anfang der Revision, habe KI jedoch schon thematisiert. «Im ersten Workshop wurde folgende Kompetenz formuliert: ‹digitale Medien/KI im Geschäftsalltag einsetzen›.» Umsetzungsdokumente und Lehrmittel oder die Schulung der Lehrpersonen würden erst zu einem späteren Zeitpunkt konkret. Seitens des Schweizerischen Drogistenverbandes SDV seien derzeit zudem keine Fort- und/oder Weiterbildungskurse im Bereich KI geplant. Für Würgler, der selbst auch dipl. Drogist HF ist und an einer Berufsfachschule unterrichtet, sind im beruflichen Kontext insbesondere die rechtlichen Aspekte des KI-Einsatzes wichtig. Zudem müsse der Einsatz ökologisch und sozioökonomisch diskutiert werden. «Wo ist der Output der KI sinnvoll einsetzbar? Was sind Problemstellungen im Hinblick auf die Rolle des Menschen?» Diese Fragen lassen sich nicht abschliessend beantworten. In welche Richtung es gehen könnte, zeigt jedoch das Interview mit Zukunftsforscher Joël Luc Cachelin auf der nächsten Seite. 

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Das vollständige Literatur verzeichnis finden Sie hier:

KI im Klassenzimmer: Zwischen digitaler

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und menschlicher Bildung

Ein Gespräch über die Zukunft des Unterrichts, veränderte Berufsbilder und die Notwendigkeit eines reflektierten Umgangs mit künstlicher Intelligenz im Bildungswesen mit jemandem, der es wissen muss: Zukunftsforscher Joël Luc Cachelin.

Joël Luc Cachelin, wir befinden uns in einer Zeit, in der ChatGPT Hausaufgaben schreibt und digitale Assistenten den Unterricht begleiten – muss die Bildung neu erfunden werden?

Joël Luc Cachelin: Ich denke, es ist wichtig, dass die Vor- und Nachteile von künstlicher Intelligenz im Unterricht diskutiert werden – für das Lernen, aber auch für den Berufsalltag. Dabei sehe ich drei Entwicklungen. Erstens: KI wird wie das Internet oder Smartphone nicht mehr verschwinden. Sie wird zu einem wichtigen Interface zwischen den Lernenden beziehungsweise den Lehrpersonen und dem Internet. Wir werden sie in unseren Alltag integrieren, so wie wir heute Suchmaschinen nutzen. Natürlich gibt sie nicht die volle Wahrheit wieder, aber sie bietet erste Spuren ins Thema.

Zweitens: KI verändert den Umgang mit Texten. Sie generiert Texte in erstaunlicher Qualität, sei es nun im Rahmen von Hausarbeiten oder bei der Formulierung von Prüfungsaufgaben. Sowohl Lernende als auch Lehrende werden davon profitieren.

Und drittens?

Drittens könnte ich mir vorstellen, dass KI vermehrt zu einer Art Lernbegleiterin werden könnte.

Wie könnte das in der Praxis aussehen?

Diese Aufgabe ist umfassend – künstliche Intelligenz könnte personalisierte Lehrbücher generie-

ren oder Prüfungsaufgaben simulieren, die sich am individuellen Lernniveau der Studierenden oder Schülerinnen und Schüler orientieren. Unterricht sollte vermehrt heissen, die Lernenden im Training und in der Nutzung ihrer Lernbots zu unterstützen.

Und was ist mit den rein menschlichen Qualitäten, wie beispielsweise unseren Emotionen?

Sie sprechen einen wichtigen Punkt an. KI hat keinen Körper und keine Emotionen, wie wir sie als Menschen kennen. Der Unterricht muss deshalb vermehrt das machen, was KI den Lernenden nicht bieten kann – zum Beispiel gemeinsam Visionen der Zukunft entwickeln, das Suchen von Konsens in einer Vielfalt von Meinungen oder Erfahrungen über persönliche Erlebnisse und Gefühle austauschen.

Welche Kompetenzen müssen Lehrpersonen und Bildungsinstitutionen entwickeln, um eine gute Balance in der Nutzung von KI zu finden?

Ich glaube, es ist wichtig, kritisch über KI nachzudenken. Wo liegen Chancen, wo liegen Gefahren, wie verändert sie unsere Rolle als Lehrperson? Es hilft sicherlich, wenn es Veranstaltungen oder auch digitale Plattformen gibt, auf denen sich Lehrpersonen über ihre Lieblingstools austauschen können. Das Gute am Wandel durch KI:

Joël Luc Cachelin (1981) ist ein Schweizer Futurist. 2009 gründete er die Wissensfabrik, um Unternehmen in Zukunftsfragen zu inspirieren, forschend zu begleiten und zu beraten. Der promovierte Betriebswirtschafter hat mehrere Sachbücher zur digitalen Transformation veröffentlicht. Im April 2025 hat er sein neuestes Werk «Update_25» publiziert. In diesem Buch geht es darum, wie künstliche Intelligenz den gesellschaftlichen Wandel anstösst.

Durch die digitale Transformation sind wir dieses Reflektieren schon lange gewohnt. KI wird somit auch nicht alles verändern und sie wird auch die Lehrpersonen nicht ersetzen.

An einigen Schulen wird darüber gesprochen, zu handschriftlichen Prüfungen zurückzukehren, um KI-generierte Antworten zu vermeiden. Ist das der richtige Weg?

Die Gestaltung der zukünftigen Lernerfolgsprüfungen ist ein zentraler Punkt. Ich würde es begrüssen, wenn es für beide «Extreme» Platz hat, das analoge und das digitale. Das handschriftliche Szenario finde ich nicht interessant, in diesem Modus sehe ich keine wesentlichen Vorteile. Aber ich halte einerseits Prüfungen für sinnvoll, bei denen den Lernenden wie im realen Leben sämtliche Mittel zur Verfügung stehen. Das Telefon, Wikipedia und Online-Bücher, Suchmaschinen bis hin zu KI-Tools. Anderseits sehe ich einen steigenden Bedarf für mündliche Prüfungen, bei denen es darum geht, ohne Hilfsmittel etwas wiedergeben, erklären, kombinieren und kritisch hinterfragen zu können.

Warum sehen Sie keine wesentlichen Vorteile bei handschriftlichen Prüfungen? Immerhin könnte dort Betrug ausgeschlossen werden. Das stimmt zwar, jedoch sehe ich die handschriftliche Prüfung als Zwischenform, die keiner realen Lebens- oder Arbeitssituation mehr entspricht. Niemand sperrt sich heute in einen Raum ein, ohne Zugriff auf digitale Hilfsmittel zu haben. Ausser natürlich, man will sich selbst spüren oder an einem Buch arbeiten. Insofern sehe ich auch nicht ein, warum man so prüfen sollte. Das Mündliche dagegen ist eine Kommunikation, die uns im Alltag in der Form des Diskutierens, Präsentierens und Argumentierens immer wieder begegnet.

Im Beruf ist aber nicht nur das wichtig, sondern auch die fachliche Expertise. Welche Entwicklungen sehen Sie in diesem Bereich? Mittelfristig erwarte ich eine Relativierung der heutigen Berufsgrenzen. KI wird es jedem von uns möglich machen, ganz schnell sehr viel Expertenwissen abzugreifen. Das stärkt die Bedeutung der überfachlichen Kompetenzen, wie der bereits erwähnten Kommunikation. Dazu gehören aber auch noch Dinge wie Recherchieren, kritisches Denken oder Kundenbetreuung. Diese Entwicklung schwächt die Bedeutung von Fachkompetenzen, weil ja alle Antworten nur eine Frage entfernt

sind und man «nur» wissen muss, wie und wo man diese richtig stellt beziehungsweise wie man die Antworten von KI kritisch prüft.

Sie sprechen von einer «Relativierung der heutigen Berufsgrenzen» – könnten Sie das konkretisieren?

Ich denke, es gibt heute zu viele Berufe. Wenn wir zum Beispiel den Bereich der Medizin nehmen: Künftig könnte es vielleicht eine Ausbildung geben, die mir später offenlässt, ob ich in einer Apotheke, einer Drogerie, einem Tierspital oder einer psychiatrischen Klinik tätig werde. Wichtiger als das Wissen selbst ist die Fähigkeit, sich neues Wissen mit Hilfe von Büchern, Gesprächen oder eben auch digitalen Hilfsmitteln zu erarbeiten.

Was es braucht, ist also ein reflektierter Umgang mit der Technologie?

Ganz genau. Dazu gehört aber auch, sich bewusst zu sein, dass die KI nicht allwissend ist, sondern ein Werkzeug, das, richtig genutzt, eine grosse Hilfe sein kann. Doch sie könnte in den nächsten Jahren auch schlechter werden, weil die Datenqualität abnimmt. Zur kritischen Nutzung von KI zähle ich auch die Ökologie, denn sie geht mit einem beträchtlichen ökologischen Fussabdruck einher.

Joël Luc Cachelin macht gedankliche Zeitreisen zwischen den Jahren 1850 und 2050, meistens mit dem Fokus auf Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit.
Maximilian
Lederer

stock.adobe.com/Pete (KI-generiert)

Neue Hoffnung für die Nieren

Weltweit nehmen Diabetes und Bluthochdruck zu. Damit steigt auch das Risiko einer chronischen Nierenkrankheit. Diese wird aber oft erst spät erkannt. Das ist umso gravierender, da neue Medikamente dagegen verfügbar wären.

Unsere Nieren leisten Schwerstarbeit: Ohne Pause filtern sie unser Blut und scheiden Giftstoffe über den Urin aus. Ist das Nierengewebe allerdings geschädigt, lässt die Filterleistung nach und wir laufen Gefahr, schleichend vergiftet zu werden. Vor einem kompletten Nierenversagen bewahren die Betroffenen in einem fortgeschrittenen Stadium bislang nur die regelmässige Dialyse oder eine Nierentransplantation. Jetzt aber herrscht Aufbruchstimmung in der Nierenheilkunde, wie an der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie kürzlich zu erfahren war. Nach Jahrzehnten des Stillstands bei der Behandlung der chronischen Nierenkrankheit (Chronic Kidney Disease – CKD) sind in den letzten

fünf Jahren gleich drei neue, wirksame Wir kstoffklassen hinzugekommen (siehe Zusatztext «Neue Medikamente gegen die chronische Nierenkrankheit» auf Seite 27). Das sind gute Nachrichten für die geschätzt 770 Millionen Menschen, die weltweit an CKD leiden.¹ Rund 10 Prozent der Bevölkerung sollen es sein, auch in der Schweiz und in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie geht sogar von einer zusätzlichen Dunkelziffer aus.² «Die chronische Nierenkrankheit ist deutlich unterdiagnostiziert und eine richtige Volkskrankheit. Nur wissen viele Betroffene nichts davon», sagt Julia Weinmann-Menke, Leiterin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation am Universitätsklinikum Mainz.

Risikofaktoren auf dem Vormarsch

Verlässliche Zahlen fehlen, aber Fachleute gehen davon aus, dass die Häufigkeit der chronischen Nierenkrankheit in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat. Dies, weil auch die beiden wichtigsten Risikofaktoren Diabetes und Bluthochdruck weltweit auf dem Vormarsch sind. Sowohl ein zu hoher Blutdruck wie auch ein erhöhter Blutzuckerspiegel schädi-

gen das Nierengewebe. Beides führt dazu, dass insbesondere die feinsten Blutgefässe in den Nieren beschädigt werden. Sie verhärten und verengen sich oder lagern Zucker an. Dadurch sind die Nieren unter anderem weniger gut durchblutet und ihre Filterfunktion nimmt ab. Je schlechter die Nieren aber unser Blut filtern, desto mehr sammeln sich Giftstoffe im Blut an – zudem wird der Wasser- und Elektrolythaushalt gestört.

Entsprechend wirkt sich CKD negativ auf den ganzen Körper aus. So ist für die Betroffenen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Knochenbrüche erhöht. Eine Dialysepatientin respektive ein Dialysepatient hat im Durchschnitt eine um mehr als 50 Prozent verkürzte Lebenserwartung im Vergleich zu einer respektive einem gleichaltrigen Nierengesunden.³

2016 lag die chronische Nierenkrankheit weltweit auf Rang 16 der häufigsten Todesursachen. Gemäss einer Studie wird sie bis 2040 auf Rang 5 vorrücken.⁴ Aber nicht nur die Lebensdauer, auch die Lebensqualität ist eingeschränkt, vor allem wenn mehrmals wöchentlich für vier Stunden eine Dialyse nötig ist. In der Schweiz betrifft das rund 5000 Personen.

Doch zurück zu den guten Nachrichten: Die neuen Medikamente sind ein grosser Schritt nach vorne. Die medikamentöse

Neue Medikamente gegen die chronische Nierenkrankheit

Gleich drei neue Substanzklassen sorgen derzeit bei der Behandlung der chronischen Nierenkrankheit (CKD) für Aufbruchstimmung:

• SGLT-2-Hemmer: Diese selektiven Hemmer des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 hemmen die Rückresorption von Blutzucker in den Nieren. Dies führt zur vermehrten Ausscheidung von Glukose mit dem Urin und senkt den Blutzuckerspiegel. SGLT-2-Hemmer wurden als orale Antidiabetika entwickelt. Studien zeigten, dass sie auch positive Wirkungen auf Herz und Nieren haben. Sie vermögen den Verlust der Nierenfunktion deutlich zu verlangsamen.

• Selektive Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA): Diese Wirkstoffe blockieren den Mineralokortikoid-Rezeptor und hemmen so die Wirkung des Hormons Aldosteron. Dieses wird in der Nebenniere produziert und reguliert den Salzund Wasserhaushalt. MRA sollen gemäss einer Studie die Bildung von entzündungsfördernden und profibrotischen Substanzen vermindern und dadurch das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit verlangsamen.

• GLP-1-Rezeptoragonisten («Abnehmspritze»): Diese Medikamente wurden ursprünglich zur Gewichtsreduktion und Diabetesbehandlung entwickelt, senken jedoch auch Bluthochdruck und andere Risikofaktoren, die die Nieren belasten. Semaglutid, einer der Wirkstoffe aus dieser Medikamentenklasse, steht kurz vor der Zulassung zur spezifischen Behandlung der chronischen Nierenkrankheit. Studien zeigen, dass Semaglutid bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus und CKD das Fortschreiten der Nierenkrankheit verlangsamt. Gleichzeitig hemmt Semaglutid Entzündungsprozesse in Nierenzellen und schützt damit auch die Nieren von Personen ohne Diabetes.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nephrologie/Medienkonferenz zur Jahrestagung 2024

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Standardtherapie der letzten 20 Jahre bestand aus sogenannten RAAS-Hemmern.5 Diese setzen beim Renin-Angiotensin-System (RAAS) an, das den Flüssigkeitshaushalt und den Blutdruck steuert. RAAS-Hemmer senken den Blutdruck und haben unabhängig davon einen Schutzeffekt auf die Nieren. Vielen Betroffenen haben diese Medikamente aber gemäss der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie 6 nicht ausreichend geholfen und die Prävention von Herz-KreislaufErkrankungen bei den Patientinnen und Patienten war begrenzt. Das ändert sich nun mit der neuen Generation von Medikamenten. Zudem sind weitere Wir kstoffe in Entwicklung, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen.

CKD – die oft verpasste Diagnose

Rückgängig machen lässt sich die Krankheit auch mit den neuen Medikamenten nicht, heutige Dialysepatientinnen und -patienten werden weiterhin eine Blutwäsche benötigen. Wer aber neu die Diagnose CKD erhält, darf darauf hoffen, später als bisher oder im besten Fall gar nie eine Dialyse oder Transplantation zu benötigen. Das gilt allerdings nur, wenn die Krankheit früh genug entdeckt und behandelt wird. Denn die neuen Medikamente sind umso hilfreicher, je früher sie eingesetzt werden. Und hier liegt das Problem: Betroffene merken oft erst etwas, wenn die Niere schon 70 Prozent oder mehr ihrer Funktion eingebüsst hat. Zudem können typische Symptome wie Übelkeit und Juckreiz auch auf andere Krankheiten hinweisen. Dabei existieren zwei Biomarker – das Eiweiss Albumin im Urin und die auf Blutwerten basierende «geschätzte glomeruläre Filtrationsrate» –, mit deren Hilfe die chronische Nierenkrankheit einfach und zuverlässig zu diagnostizieren ist. «Nur geschieht dies viel zu wenig, sogar bei Risikogruppen wie Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck», bemängelt Weinmann-Menke. Internationale Leitlinien sehen solche Tests für Risikogruppen zwar vor, die Realität sieht aber anders aus. Hier besteht Verbesserungsbedarf.

Mangel an Spendernieren

Die neue Zuversicht in der Nierenheilkunde betrifft nicht nur neue Medikamente. Auch für Dialysepatientinnen und -patienten sind Verbesse-

rungen in Sicht. Die technische Entwicklung geht dahin, die Geräte für die Blutwäsche billiger, kleiner und sogar tragbar zu konstruieren. Damit würde die Dialyse zu Hause und sogar beim Spaziergang möglich. Bis es so weit ist, dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern.

Für heutige Schwerkranke bleibt die Dialyse meist eine Behandlung bis ans Lebensende. Die perfekte Lösung ist das nicht. Denn die Dialyse ist für den Körper belastend und kann die Nierenfunktion nicht vollständig ersetzen. Die Transplantation bleibt trotzdem die Ausnahme. In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr 372 Nieren transplantiert. Die Wartelisten sind lang, die Spenderzahlen gering. So warten Betroffene im Durchschnitt drei Jahre auf eine neue Niere und müssen bis dahin weiter zur Dialyse.

Ob sich diese Situation in Zukunft verbessert, ist offen. In der Schweiz wurde 2022 in einer Volksabstimmung die Widerspruchslösung bei der Organspende angenommen. Demnach gilt in Zukunft als Organspender, wer sich zu Lebzeiten nicht explizit dagegen ausgesprochen hat. Die neue Regelung tritt frühestens 2026 in Kraft. Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie fordert auch für Deutschland die Widerspruchslösung und hofft dadurch auf mehr Spenderinnen und Spender.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie7 ergab allerdings, dass ein Wechsel zur Widerspruchslösung nicht automatisch zu mehr Organspenden führt. Im Gegenteil zeigte ein weiterer internationaler Vergleich,8 dass in Ländern mit Widerspruchslösung der Anteil der Lebendspenden sogar niedriger liegt. Das ist gerade bei Nieren relevant –in der Schweiz machen Lebendspenden 27 Prozent aller Transplantationen aus. Forscher suchen derweil nach Alternativen, wie etwa die Transplantation von Schweinenieren oder künstliche Nieren aus dem Labor.

Risikofaktor Klimawandel

Mit der demografischen Alterung wird die Zahl der CKD-Fälle wohl weiter steigen. Zudem nehmen gerade in ärmeren Ländern Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthoch-

druck und Übergewicht stark zu. Gleichzeitig zeigt sich, dass der Klimawandel insbesondere in den Ländern des globalen Südens zu einem Treiber der Krankheit wird – denn auch Hitze geht auf die Nieren.¹

Der Aufbruchstimmung dank neuen Therapieoptionen stehen also Entwicklungen gegenüber, die unsere Nierengesundheit bedrohen.

Wer seinen eigenen Nieren präventiv etwas Gutes tun will, achtet auf eine gesunde, salzarme Ernährung, genügend Bewegung, verzichtet aufs Rauchen und hält Mass bei Schmerzmitteln und anderen Medikamenten, welche die Nieren schädigen können. Zudem empfiehlt sich,9 Blutdruck und Blutzucker in gewissen Abständen kontrollieren zu lassen. Bei Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck ist ein jährlicher Blut- und Urintest sinnvoll. Denn auch für unsere pausenlos arbeitenden Filterorgane gilt: Vorsorge ist besser als Heilung.

Die Nierenfunktion unterstützen

Dazu können auch Drogerien beitragen, wie Lukas Abbühl, dipl. Drogist HF und Leiter der Drogerie innerhalb der Stedtli Apotheke Drogerie in Unterseen (BE), erklärt. Das beginne bei den Risikofaktoren Bluthochdruck und Diabetes und gehe bis zur gezielten Unterstützung der Nierenfunktion. «Nierenprobleme und -erkrankungen stehen oft in einem Zusammenhang mit einem metabolischen Syndrom», sagt Abbühl. Sind Blutdruck, Blutfettwerte oder Blutzucker erhöht, könne in der Drogerie eine Beratung zu Ernährungsfragen hilfreich sein – im Sinne der mediterranen Diät. Um die Blutfettwerte zu senken, hätten sich zudem Bitterstoffpflanzen bewährt. Diese fördern die Sekretion von Magen- und Gallensaft und senken dadurch das schädliche LDL-Cholesterin im Blut – eine Wirkung, nachgewiesen etwa bei einem Artischockenextrakt.10 Mineralstoffe wie Zink11 und Chrom12 tragen gemäss Abbühl zudem dazu bei, den Blutzucker zu senken und wirken einer Insulinresistenz entgegen.

«Gleichzeitig können wir seitens Drogerie helfen, die Nierenfunktion und damit die Entgiftung des Körpers zu unterstützen», sagt Abbühl. Er empfiehlt dazu Teemischungen oder Spagyrik. Phytotherapeutische Effekte mit Tees seien wissenschaftlich nachgewiesen, aber auch mit Spagyrik erhalte er gute Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden. Tees aus Birken- oder Brennnesselblättern fördern gemäss Abbühl die Ausscheidung von Giftstoffen aus den Nieren. Andere Pflanzen wie Wacholder erhöhten die Durchblutung der Nieren und hätten dadurch indirekt denselben Effekt. «Eine Heilung des Nierengewebes ist damit nicht möglich. Aber wenn wir nur schon den Funktionsverlust der Nieren aufhalten, ist dies wertvoll», sagt Abbühl. «Ist bereits eine chronische Nierenkrankheit diagnostiziert oder jemand gar an der Dialyse, ist es umso wichtiger, dass die

Stadien einer chronischen Nierenerkrankung

GFR* in ml/min

Stadium 1: > 89

Nierenerkrankung normale Nierenfunktion

Stadium 2: 60–89

milde Funktionseinschränkung

Stadium 3: 30–59

moderate Funktionseinschränkung

Symptome Keine Keine Keine. Vereinzelt:

• Schwellung der Hände und Füsse

• Ungewöhnlicher Harndrang

Kundinnen und Kunden bei unterstützenden Behandlungen aus Apotheke oder Drogerie Rücksprache nehmen mit ihrer behandelnden Ärztin oder ihrem behandelnden Arzt.» 

Das vollständige Literaturverzeichnis finden Sie hier:

Stadium 4: 15–29

Stadium 5: weniger als 15

schwere Funktionseinschränkung chronisches Nierenversagen

Unspezifische:

• Schwellung der Hände und Füsse

• Ungewöhnlicher Harndrang

• Juckreiz der Haut

• Appetitlosigkeit

• Veränderung des Geschmacksinns

• Übelkeit und Erbrechen

• Schwellungen

• Ungewöhlicher Harndrang

• Schwierigkeiten beim Atmen

* Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) ist das pro Zeiteinheit filtierte Volumen – also wie gut (in welcher Geschwindigkeit) die Gefässe in den Nierenkörperchen (Glomeruli) das Blut noch filtern können. Je mehr das Nierengewebe geschädigt ist, desto langsamer arbeiten die Nieren.

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Stellvertreterkurs Präsenz – Herbst 2025

Kursinhalt und Zweck des Kurses: Der Kurs vermittelt Drogistinnen und Drogisten EFZ ein vertieftes Wissen über Wirkstoffe und Indikationen der Selbstmedikation. Dabei werden Schwergewichte gebildet, wo dies aus pharmakologischer oder medizinischer Sicht notwendig und sinnvoll erscheint. Das mit dem erfolgreichen Abschluss des Kurses erhaltene Zertifikat kann den kantonalen Gesundheitsbehörden als Entscheidungsbasis für die Erteilung einer Stellver treterbewilligung dienen. Die kantonalen Bestimmungen über die Voraussetzungen einer Stellvertretung sind unbedingt zu beachten.

Zielpublikum: Drogistinnen und Drogisten EFZ mit mindestens 2 Jahren Berufserfahrung und einem Beschäftigungsgrad von 80 Stellenprozent und mehr, welche eine Stellvertreterfunktion ausführen oder übernehmen werden.

Unterrichtsform: 7 Kurstage, welche im Selbststudium vorbereitet werden müssen. Die Kursunterlagen stehen nach Ablauf der Anmeldefrist zur Verfügung. Die Unterlagen bestehen aus einer umfassender Basisdokumentation und werden ergänzt durch die Online-Lernplattform DrogoBrain. Die Abschlussprüfung findet an einem separaten Tag statt. Die Zulassungsbedingungen finden Sie im Reglement Stellvertreterkurs.

Austragungsort: Dr. Bähler Dropa AG, Binzstrasse 38, 8045 Zürich

Abschlussprüfung: Die Prüfung kann im Frühling 2026 absolviert werden.

Punkte: 56 Stern-Punkte

Teilnehmerzahl: Minimum 12 / Maximum 25

Kurskosten und Kursunterlagen: Die Kurskosten pro Teilnehmer betragen CHF 1800 inkl. MWST. Nichtmitglieder­Zuschlag: CHF 1000.

Die Kursunterlagen werden Ihnen elektronisch zur Verfügung stehen. Gedruckte Kursunterlagen sind beim SDV erhältlich (Aufpreis: CHF 350 exkl. MWST.)

Referenten: Christine Funke und Bernhard Kunz

Anmeldeschluss und Anmeldung: Anmeldung via Anmeldeformular auf der SDV-Webseite bis am 13.07.2025. Die Mindestteilnehmerzahl ist Voraussetzung für die Kursdurchführung.

Kontakt: Domenika Bitterli, 032 328 50 46, elearning@drogobrain.ch

Kursdaten

Kurstag 1: Dienstag, 12.08.2025 Christine Funke

Kurstag 2: Freitag, 29.08.2025 Bernhard Kunz

Kurstag 3: Freitag, 26.09.2025 Bernhard Kunz

Kurstag 4: Dienstag, 21.10.2025 Christine Funke

Kurstag 5: Dienstag, 18.11.2025 Christine Funke

Kurstag 6: Freitag, 09.01.2026 Bernhard Kunz

Kurstag 7: Freitag, 06.02.2026 Bernhard Kunz

Zeit: Präsenz 8.30 bis 17.30 Uhr

Miriam Kolmann

stock.adobe.com/fizkes

In der Pubertät müssen Jugendliche lernen, wie sie ihren Körper und den Intimbereich richtig und sanft pflegen und reinigen.

Intimpflege in der Pubertät

Veränderter Körper und neue Bedürfnisse: Die Pubertät bringt hormonelle und körperliche Veränderungen mit sich – und damit auch neue Fragen zur Körperpflege. Besonders bei der Intimhygiene sind Jugendliche – und ihre Eltern – dankbar für eine verständliche und einfühlsame Beratung. Drogistinnen und Drogisten können hier wertvolle Aufklärungsarbeit leisten.

7 Astrid Tomczak

Die Pubertät ist für viele Jugendliche eine herausfordernde Zeit. Hormonelle Veränderungen betreffen auch den Intimbereich. Bei Mädchen verändert sich mit dem Östrogenanstieg das Scheidenmilieu grundlegend: Die vaginale Schleimhaut wird dicker, die Zahl der Schleimhautzellen nimmt zu. Diese produzieren vermehrt Glykogen – ein idealer Nährboden für Milchsäurebakterien, die daraus Milchsäure bilden. Laktobazillen breiten sich aus, während andere Bakterienarten zurückgehen. Die Scheidenflora gelangt ins Gleichgewicht und wird widerstandsfähiger gegenüber Keimen. Ein weiteres Zeichen für den natürlichen Schutzmechanismus der inneren Geschlechtsorgane – also Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke – ist der sogenannte Weissfluss. Er transportiert potenzielle Keime aus der Scheide nach aussen. Die Flüssigkeit stammt teils aus Drüsen am Gebärmuttereingang, überwiegend jedoch aus dem Körperinneren. Weissfluss ist daher kein Grund zur Sorge – im Gegenteil. Auch bei Jungen verändert sich der Intimbereich. Die Talgdrüsen unter der Vorhaut

produzieren vermehrt Smegma, eine Mischung aus Talg, Hautzellen und Feuchtigkeit. Wird die Eichel nicht regelmässig gewaschen, kann es zu unangenehmem Geruch oder Entzündungen kommen. Mit der Entwicklung der Schambehaarung und aktivierter Duftdrüsen verstärkt sich zudem der Körpergeruch im Intimbereich.

Empfehlungen für die tägliche Reinigung

Angesichts dieser Veränderungen ist es nicht überraschend, dass viele Jugendliche bei der Intimpflege verunsichert sind. Hier können Drogistinnen und Drogisten durch fundierte Beratung unterstützen. Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr. Einmal täglich mit lauwarmem Wasser waschen ist zu empfehlen. Auf aggressive Reinigungsprodukte sollte verzichtet werden. Mädchen sollten nur die äusseren Geschlechtsorgane (Schamlippen), nicht aber die Vagina reinigen. Diese ist bei gesunder Scheidenflora sozusagen selbstreinigend. Intimsprays, Deos und Vaginalduschen sind daher unnötig. Sie können nämlich das Mikrobiom stören. Empfehlenswert ist hingegen ein pH-saurer (ca. pH 4–5), seifenfreier und unparfümierter Intimwaschschaum. Auch Jungen sollten auf aggressive Seifen verzichten und dafür Penis sowie Hoden täglich mit warmem Wasser reinigen und dabei – wenn möglich – die Vorhaut zur Reinigung der Eichel zurückziehen. Wer eine Waschlotion verwenden möchte, sollte ein mildes, unparfümiertes Produkt wählen.

Veränderungen durch Monatshygiene

Für Mädchen ist neben der täglichen Intimpflege auch die Menstruation ein zentrales Thema. Die Auswahl an Menstruationspro-

dukten ist gross – mit teils unterschiedlichen Auswirkungen auf das Scheidenmilieu.

• Tampons sind diskret und beim Sport praktisch, können aber die Schleimhaut austrocknen und den pH-Wert leicht erhöhen, was die Laktobazillen beeinträchtigen kann.

• Binden und Slipeinlagen sind einfach in der Anwendung, verursachen aber oft ein unangenehmes Tragegefühl und viel Abfall. Parfümierte Binden können Allergien und Reizungen auslösen.

• Menstruationstassen sind bei hygienischer Handhabung unproblematisch. Sie beeinflussen das Scheidenmilieu nicht und sind zudem durch die lange Tragedauer umweltfreundlich und kostengünstig.

• Auch Periodenunterwäsche ist in der Regel gut verträglich, sollte aber nicht zu lange getragen werden, da sonst Hautreizungen entstehen können.

Intimrasur – aber richtig

Ein Thema, das beide Geschlechter betrifft, ist die Körperbehaarung. Viele Jugendliche beginnen in der Pubertät mit der Intimrasur. Dabei gilt es, einige Regeln zu beachten: Vor der Rasur sollte die Haut aufgeweicht werden – etwa unter der Dusche. Längere Haare gegebenenfalls vorher stutzen. Wichtig ist die Verwendung eines sauberen, scharfen Rasierers. Niemals trocken rasieren.

Zur Technik: Immer in Haarwuchsrichtung rasieren, die Haut straffen und mit kurzen Zügen arbeiten. Die Nachbehandlung ist entscheidend: Die Haut kühlen, sanft abtupfen und eine milde, unparfümierte Pflegecreme ohne Alkohol auftragen. Enthaarungscremes oder Waxing sind für Jugendliche nur bedingt geeignet, da sie Hautreizungen verursachen können.

Das vollständige Literaturverzeichnis finden Sie hier:

Wie können Drogistinnen und Drogisten Jugendliche und Eltern unterstützen?

Die wichtigste Botschaft: Mit der Pubertät verändert sich der Pflegebedarf. Intimhygiene ist etwas ganz Normales. Ein offenes, sachliches Gespräch hilft, Scham abzubauen. Empathische Begleitung durch Eltern, Geschwister und Fachpersonen kann Jugendlichen helfen, ein positives Körpergefühl zu entwickeln, damit sie unbeschwert durch diese stürmischen Zeiten kommen.

So

beeinflusst der weibliche Zyklus den Appetit

Die meisten Frauen kennen die unbändige Lust auf Schokolade, die kurz vor der Menstruation plötzlich da ist, Gewichtsschwankungen innerhalb von kurzer Zeit und Leistungsveränderungen über den gesamten Zyklus. Diese Veränderungen im Essverhalten und im Energiebedarf lassen sich mit den schwankenden Konzentrationen von Östrogenen und Gestagenen erklären.

7 Jasmin Weiss stock.adobe.com/deagreez

Der gesamte Zyklus dauert durchschnittlich 28 Tage, eine Schwankung der Dauer von 24 bis 38 Tagen wird als normal betrachtet.¹ Lange Zyklen treten vor allem bei Beginn der Menstruation in der Pubertät und vor der Menopause auf.¹ Die Menstruationsphase dauert normalerweise 4,5 bis 8 Tage.¹ Der Zyklus besteht aus drei Hauptphasen: der Follikelphase (auch Proliferationsphase genannt), der Lutealphase (auch Sekretionsphase genannt) und der Menstruationsphase.² Je nach Literatur wird auch von vier Phasen gesprochen, dabei wird die Ovulation, welche zwischen Follikel- und Lutealphase stattfindet, als eigene Phase betrachtet.

Obwohl der weibliche Zyklus und die einzelnen Phasen individuell unterschiedlich lange dauern, geht man in der Literatur meistens vom durchschnittlichen 28-Tage-Zyklus aus. Der erste Menstruationstag wird als erster Zyklustag bezeichnet, die Menstruationsphase dauert von Tag 1 bis Tag 7 im Zyklus, danach startet die Follikelphase (siehe Grafik auf Seite 38).² Während dieser Zeit wächst die Schleimhaut im Uterus und es entwickeln sich Follikel im Ovar. 2 Diese Phase endet mit dem Eisprung, der Ovulation, an Tag 14 im Zyklus.² In der nächsten Zyklusphase, der Lutealphase, die von Tag 15 bis Tag 28 im Zyklus dauert, bildet sich der Gelbkörper, welcher vor allem Progesteron produziert.² Während dieser Phase kann die Eizelle befruchtet werden. Erfolgt keine Befruchtung, startet aufgrund des Abfalls von Östrogen und Progesteron am Ende der Lutealphase wieder die Menstruationsphase.² Durch den Hormonabfall ziehen sich die Uterusschleimhautgefässe zusammen und durch die dadurch verminderte Durchblutung geht die Schleimhaut zugrunde und wird abgestossen.²

Was machen die Hormone?

Die Wirkung der Geschlechtshormone ist noch nicht abschliessend geklärt.² Im

weiblichen Zyklus sind Östrogene und Gestagene relevant. Die Produktion der Geschlechtshormone beginnt schon im Gehirn, genauer im Hypothalamus.² Dieser steuert die Freisetzung von Follitropin (follikelstimulierendes Hormon FSH) und Lutropin (luteinisierendes Hormon LH) in der Hirnanhangsdrüse, dem Hypophysenvorderlappen.² FSH ist für die Follikelreifung in den Ovarien und für die Ausschüttung von Östrogenen wichtig, LH für die Bildung des Gelbkörpers.² FSH und LH stimulieren die Bildung von Östrogenen und Gestagenen in den Ovarien.² Östradiol, das wichtigste der Östrogene, ist für die Entwicklung der Uterusschleimhaut in der ersten Zyklushälfte verantwortlich.² Östrogene haben auf verschiedene Körperfunktionen einen Einfluss, unabhängig von den Geschlechtsorganen oder vom Zyklus.² Unter anderem halten sie Natrium und Wasser im Körper zurück, wodurch ein Gewichtsanstieg beobachtet werden kann.² Gestagene sind in der zweiten Zyklushälfte relevant, das wichtigste ist hier Progesteron, es ist dafür verantwortlich, die Uterusschleimhaut auf die Einnistung vorzubereiten.² Durch den Progesteronanstieg steigt die Basalkörpertemperatur (Temperatur in Ruhe, nach dem Aufwachen) ungefähr um 0,5 Grad Celsius.² Progesteron ist auch als Schwangerschaftshormon bekannt,

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Hormone der Hirnanhangsdrüse

Hormone der Eierstöcke

Abläufe im Eierstock

Veränderung der Körpertemperatur

Gebärmutterschleimhaut

während der Schwangerschaft sind die Progesteronwerte erhöht.² Dadurch bleibt die Schwangerschaft bestehen, ein Progesteronabfall führt zum Schwangerschaftsabbruch oder im Falle eines Zyklus ohne Befruchtung zur Einleitung der Menstruationsblutung.²

In der frühen Follikelphase liegen die Referenzwerte für Östrogen, genauer für das Östradiol, bei 75 bis 250 Pikomol pro Liter, in der späten Follikelphase zwischen 250 bis 1500 Pikomol pro Liter.³ Die Referenzwerte für Progesteron liegen in diesen beiden Phasen bei unter 2 Nanomol pro Liter.³ In der Lutealphase liegen die Referenzwerte für Östradiol bei 250 bis 750 Pikomol pro Liter.³ Das Progesteron steigt in dieser Phase, die Referenzwerte liegen bei 5 bis 90 Nanomol pro Liter. 3

Veränderungen durch hormonelle Kontrazeption

Bei der hormonellen Verhütung ist zum Beispiel bei Kombinationspräparaten der Östrogen- und Gestagenspiegel erhöht.²

Menstruation Follikelphase

Dadurch wird in der Hypophyse die Ausschüttung von FSH und LH gehemmt.² Deswegen erfolgt kein Östrogenanstieg in der ersten Zyklushälfte und wegen dem andauernd hohen Östrogenspiegel findet kein Eisprung statt.² Gestagene verdicken den Schleim im Gebärmutterhals, was es den Spermien erschwert, zur Gebärmutter zu gelangen.² Zu Beginn der hormonellen Verhütung kann das Körpergewicht leicht ansteigen, da Östrogen Wassereinlagerungen ins Gewebe fördert.²

Essverhalten und Energiebedarf während dem Zyklus

Während sich der Körper also jeden Monat auf eine potenzielle Schwangerschaft vorbereitet, können dabei ein veränderter Energieverbrauch, eine veränderte Energieaufnahme und Heisshunger in Abhängigkeit der Zyklusphasen beobachtet werden.3

Untersuchungen konnten zeigen, dass sich der Energieverbrauch des Körpers je nach Zyklusphase verändert. In der Lutealphase konnte ein Anstieg des Grundumsatzes,

Gelbkörperphase

Eisprung

Eisprung Gelbkörper Gelbkörper in Rückbildung unreifer Follikel

Anstieg um ca. 0,5 °C reifender Follikel

stock.adobe.com/Pormezz

des 24-Stunden-Energieverbrauchs und des Stoffwechsels während dem Schlaf beobachtet werden. 3 Die Werte schwanken jedoch je nach Studie stark, der zusätzliche Energieverbrauch während 24 Stunden variiert zwischen 89 bis 279 Kalorien. 3 Der Anstieg des Energieverbrauchs kann zum Teil auf den Progesteronanstieg zurückgeführt werden. 3 Progesteron hat eine hyperthermische Wirkung, wie am Körpertemperaturanstieg nach dem Eisprung zu beobachten ist. Progesteron könnte somit den Stoffwechsel anregen. 3

Erhöhte Energiezufuhr

In Studien wurde die Energiezufuhr (die verzehrte Nahrungsmenge) in den verschiedenen Phasen des Zyklus untersucht. Bei der Mehrheit der Frauen wurde eine

deutlich erhöhte Energieaufnahme in der Lutealphase beobachtet, im Vergleich zu der Follikelphase schwankt die zusätzliche Energieaufnahme zwischen 90 bis sogar 500 Kalorien pro Tag. 3 Nicht alle Studien konnten den Zusammenhang belegen und die Studien, welche die Energiezufuhr während dem Zyklus untersuchten, unterschieden sich zum Teil im Vorgehen und in der Unterscheidung der verschiedenen Zyklusphasen, was einen Vergleich und eine genaue Aussage generell erschwert.⁴ Viele Studien haben ausserdem nur kleine Probandinnengruppen untersucht. Einige Studien konnten den Zusammenhang zwischen Zyklusphase und erhöhter Energiezufuhr nur bei Frauen mit prämenstruellem Syndrom (PMS, siehe Zusatztext auf Seite 40) oder prämenstrueller dysphorischer Störung (PMDS) zeigen.⁴

Autorin

Jasmin Weiss ist BSc BFH Ernährungsberaterin SVDE

Die Hypothese dahinter ist, dass Östrogen eine appetithemmende Wirkung hat, in Kombination mit erhöhtem Progesteron jedoch eine appetitsteigernde Wirkung zeigt.⁴ In Tierstudien konnte der Zusammenhang zwischen den Hormonen und der Energiezufuhr beobachtet werden.³ Die Gabe von Progesteron hatte keinen beobachtbaren Effekt auf die Energiezufuhr, eine gezielte Senkung des Östrogenspiegels erhöhte jedoch die Energieaufnahme.³ Es wird vermutet, dass Progesteron durch die Interaktion mit Östrogen zu einer erhöhten Energiezufuhr (durch Nahrung) führt.³ Dieser bei Tieren beobachtetet Effekt könnte auch bei Menschen auftreten, denn während der Lutealphase, wo Östrogen und Progesteron erhöht sind, konnte die erhöhte Energiezufuhr bei Frauen beobachtet werden.³ Diese Hypothese muss jedoch noch weiter untersucht werden.³

Die Lust auf bestimmte Lebensmittel

Die Geschlechtshormone könnten einen Einfluss haben auf Hormone und Enzyme, welche an der Appetit- und Sättigungsregulation und am Stoffwechsel beteiligt sind.³ Bei Tieren konnte beobachtet werden, dass der erhöhte Progesteronspiegel in der Lutealphase die Fettspeicherung im Körper fördern kann und dadurch die Lust auf fettreiche Speisen ansteigen könnte.³ Untersuchungen bei Frauen zeigen eine erhöhte Makronährstoffzufuhr in der Lutealphase. 3,4 Welche Makronährstoffe vor allem

Prämenstruelles Syndrom (PMS)

mehr zugeführt werden, konnte noch nicht abschliessend geklärt werden. Solche Untersuchungen sind erschwert, weil Makronährstoffe oft vermischt in Lebensmitteln vorkommen, zum Beispiel Fette und Kohlenhydrate in süssem Gebäck.³ Es wird vermutet, dass der Appetit allgemein erhöht ist und weniger der Appetit nach bestimmten Makronährstoffen.³ Auch hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Untersuchungen zum «Food Craving», das intensive Verlangen nach einem bestimmten Lebensmittel oder einer Lebensmittelart, konnte aufzeigen, dass das Verlangen nach Schokolade bei Frauen häufiger ist im Vergleich zu Männern und dieses Verlangen bei Frauen am ausgeprägtesten in der Lutealphase auftritt.³ Dieses starke Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln wird möglicherweise durch das prämenstruelle Syndrom beeinflusst, bei betroffenen Frauen treten Essanfälle und Heisshunger in der Lutealphase häufiger auf.³ Frauen mit prämenstruellem Syndrom können unter Stimmungsschwankungen leiden und Essen kann die Stimmung beeinflussen.³ Bei Depressionen konnte ein Zusammenhang mit «Food Craving» gezeigt werden.³ 

& In der Juli-/August-Ausgabe von Wirkstoff wird das Thema «Zyklus und Leistung» vertieft behandelt.

Das vollständige Literaturverzeichnis finden Sie hier:

Das prämenstruelle Syndrom betrifft ungefähr 20 bis 50 Prozent der Frauen, es tritt in der Lutealphase auf, fünf Tage vor der Menstruation, und verschwindet mit dem Einsetzen derselben wieder.5 Die Ursachen sind nicht bekannt, es wird vermutet, dass die Genetik, endokrine Faktoren, Serotonin-, Magnesium- und Kalziummangel möglicherweise einen Einfluss auf die Entstehung haben. 5 Die Symptome variieren individuell, sie umfassen unter anderem Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Angst, Unruhe, Depression, gastrointestinale Beschwerden, Akne und Schlaflosigkeit sowie Schmerzen im Genital- und Beckenbereich, ebenso wie Rücken- oder Kopfschmerzen. 5 Es können Ödeme auftreten, wodurch das Gewicht ansteigen kann und die Brüste anschwellen und schmerzen. 5 Ungefähr fünf Prozent der Frauen leiden unter einer schweren Form, der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS), dabei sind vor allem die psychischen Symptome wie Depression, Angst und Stimmungsschwankungen schwerer ausgeprägt und der Allgemeinzustand ist vermindert. 5 Die Behandlung von PMS und PMDS kann Symptome lindern, sie ist jedoch nicht immer erfolgreich. 5 Unter anderem werden Lebensstilmassnahmen, Hormone, Mönchspfeffer oder Antidepressiva eingesetzt. 5

Schulung von der Praxis für die Praxis

Seit über 20 Jahren macht sich Schwabe Pharma Schweiz erfolgreich einen Namen im Bereich Bildung für Fachpersonen. Einblick in das differenzierte Schulungswesen der Abteilung «Academy».

Die Abteilung «Academy» von Schwabe Pharma Schweiz organisiert nationale und vielfältige Schulungen in drei Landessprachen. Mittlerweile sind es jährlich zwischen 120 bis 160. Der Fachwelt ein Begriff sind besonders die seit über 20 Jahren bestehenden Bildungsangebote für die Therapiesysteme Biochemie nach Dr. Schüssler und klassische Homöopathie, seit dem Jahr 2019 auch die OMIDA-Fachkongresse mit jeweils über 100 Teilnehmenden und Akteuren aus allen relevanten Verbänden.

Weiter-/Fortbildung folgt nach Ausbildung

«Unsere Ausbildungsangebote sind von allen gängigen Berufsverbänden anerkannt und mit Ausbildungspunkten akkreditiert», erklärt Markus Lachat, Leiter Academy. Im Sinne von lebenslangem Lernen eignen sich nicht nur gestandene Berufsleute übergreifendes Wissen oder Produktkenntnisse an – auch Lernende haben mit den Grundlagenkursen Zugang zum Bildungsprogramm von Schwabe Pharma.

Dank den engagierten ReferentInnen!

Die Attraktivität der Schulungen ist nicht zuletzt den langjährigen, engagierten Referentinnen und Referenten, darunter viele dipl. Drogistinnen und Drogisten HF, zu verdanken. Markus Lachat erzählt: «Nicht nur vermitteln sie ihr grosses Wissen, sie teilen auch ihre Begeisterung für ihr Fachgebiet.» Zu den bekanntesten Persönlichkeiten aus dem Referierenden-Pool gehört Walter Käch. Der eidg. dipl. Drogist und Naturheilmittelspezialist begleitet seit 20 Jahren unter anderem die OMIDA Dr. SchüsslerMaster-Kurse. Inzwischen haben fast 1400 Fachpersonen einen solchen abgeschlossen. Zu den geschätzten Referentinnen gehört auch Fabienne Gigandet, Drogistin und dipl. Homöopathin. Ebenfalls seit fast zwei Jahrzehnten begeistert sie Fachpersonen wie Drogistinnen und Drogisten für die facettenreichen Inhalte

der Homöopathie. Zu den meistbesuchten Veranstaltungen gehören bereits seit etlichen Jahren die Schüssler Salze- und Homöopathie Expert-Kurse.

Von der Praxis für die Praxis

Bekanntlich stellt sich Erfolg nicht von allein ein. «Wir über prüfen und fordern uns immer wieder in der Überarbeitung von Inhalten, stets mit dem Fokus ‹ von der Praxis für die Praxis ›», betont Markus Lachat. «So greifen wir stets auch aktuelle und relevante Gesundheitsthemen auf, welche die Branche beschäftigen, und bieten dazu adäquate Schulungen an.» Dabei belässt es die Schwabe Pharma Academy nicht. Sie ist daran, die Art der Fortbildungen zu erweitern: «Wir sind am Aufbau einer Phyto-Erlebniswelt, die weit über Webinare und klassische Veranstaltungsformate hinaus geht», präzisiert Lachat. Dieses neue, innovative Schulungs angebot soll in rund einem Jahr buchbar sein.

Sie finden unter folgenden Weblinks das Weiterbildungsangebot der Schwabe Pharma AG wwww.schwabepharma.ch/de/ausbildungen

und das OMIDA Weiter-/Fortbildungsprogramm www.omida.ch/ausbildung

Schwabe Pharma AG

Erlistrasse 2, 6403 Küssnacht am Rigi Kundendienst Telefon 041 854 18 68 Academy Email ausbildung@schwabepharma.ch

Ich bin dann mal weg …

Ferien dienen der Erholung – teilweise kann es aber im Vorfeld Unstimmigkeiten geben. Es folgt eine kleine Auslegeordnung zu den wichtigsten Regeln.

7 Regula Steinemann

Regula Steinemann, Rechtsanwältin und Geschäftsführerin Angestellte Drogisten Suisse. Dies ist eine Seite von Angestellte Drogisten Suisse. Die Meinung der Autorin muss sich nicht mit jener der Redaktion und/oder des Schweizerischen Drogistenverbandes decken.

www.drogisten.org

Sämtliche Angestellte, die dem Gesamtarbeitsvertrag für die Drogeriebranche unterstehen, haben einen Mindestferienanspruch von 22 Tagen pro Jahr. Darüber hinaus haben Arbeitnehmende ab Beginn des Kalenderjahres, in welchem sie das 50. Altersjahr vollenden, sowie solche mit vollendeten 10 Dienstjahren und Arbeitnehmende, die das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, Anspruch auf 25 Tage Ferien. Das Obligationenrecht (OR) sieht keine Erhöhung nach Alter- oder Dienstjahren vor und auch der generelle Ferienanspruch ist geringer (vgl. Art. 329a OR). Gemäss Art. 329c OR ist es der Arbeitgebende, der den Zeitpunkt der Ferien bestimmt, wobei auf die Bedürfnisse und Wünsche der Arbeitnehmenden Rücksicht zu nehmen ist, soweit dies mit den Betriebsinteressen vereinbar ist. Betriebsferien sind möglich. Besonders bei Angestellten mit schulpflichtigen Kindern sind die Schulferien zu beachten und daher auch gewisse Ausnahmen von den Betriebsferien nicht auszuschliessen. Die Arbeitnehmenden müssen Ferien möglichst früh (in der Regel mindestens drei Monate im Voraus) angekündigt erhalten, um planen zu können. Die Arbeitnehmenden haben Anspruch auf zwei Ferienwochen am Stück pro Jahr. Wenn die Angestellten es wünschen, kann man die gesamte Urlaubsmenge (alle 22 Tage oder wie viel Anspruch man auch hat) auf einmal am Stück beziehen. Oder man kann, nachdem man zwei Wochen Ferien am Stück bezogen hat (gesetzlich vorgesehen), den restlichen Ferienanspruch, also zum Beispiel 12 Tage bei 22 Ferientagen,

tage- oder halbtageweise übers Jahr verteilt beziehen.

Konfliktthemen

Es gibt vielfach Regelungen in den Arbeitsverträgen, wonach noch bestehende Ferienguthaben bis zum Beispiel im März des Folgejahres einzuziehen sind, ansonsten verfallen sie. Gemäss Bundesgericht verwirken Ferien nicht, wenn sie nicht im entsprechenden Kalender- oder Dienstjahr, in welchem sie entstanden sind, eingezogen werden. Sie verjähren erst nach 5 Jahren. Es muss im beidseitigen Interesse sein (Erholungszweck), die Ferien möglichst vollständig zu beziehen. Verunfallt oder erkrankt eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer in den Ferien, so ist es ratsam, ein Arztzeugnis vorzulegen, welches die «Ferienunfähigkeit» belegt. Nicht jede kleinere Verletzung oder kurzfristige Erkrankung steht dem Erholungszweck gegenüber. Ferner ist eine Kündigung auch dann zulässig, wenn die Arbeitnehmenden in den Ferien weilen. Zu berücksichtigen ist, dass diese unter Umständen erst nach ihrer Rückkehr von der Kündigung Kenntnis erhalten, was bei der Fristenwahrung relevant sein kann. Ohnehin ist einem persönlichen Kündigungsgespräch der Vorzug zu geben. 

Das geht ganz einfach und schnell

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