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DIE KULT-UR-FASNACHT

Vom «Manifest zur Rettung der Fasnacht» zur einzigartigen Fasnachtskreativität

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Was erwartet einen Schreiberling, wenn er mit dem Präsidenten dieser einzigartigen Lozärner Fasnachtskultur der Kult-Ur-Fasnächtler verabredet ist? Treffpunkt in einem dunklen Kellerverlies, umgeben von furchteinflössenden Figuren? Nichts dergleichen: Otti Joho, Präsident der KUF, erscheint fröhlich gelaunt, mit modischer Sonnenbrille. Seine Fasnachtskarriere begann mit 16 bei den Rotseemöven, erst als Wagenbauer, dann haute er auf die Pauke. Später wechselte er zu den legendären Lozä-Guugger und schwang in den letzten fünf Jahren ihres Bestehens den Taktstock als Tambourmajor. 1997 gründete er mit Kollegen die Kleinformation X-tra. Seit den Vikingern (sie waren bei der KUF-Gründung 1993 mit dabei) ist X-tra die einzige spielende Gruppe der Kult-Ur-Fasnächtler.

Warum KUF – und nicht «vereinigt»? Für die zwölf X-tra-Mitglieder war klar, dass sie nicht nur Wert aufs Musikalische legen, sondern auch auf die detailgetreue Umsetzung ihrer Sujets. So passen sie perfekt ins Konzept der Kult-UrFasnächtler und geniessen die Fasnacht auf dem Weinmarkt, wo alljährlich grossartige Kreationen der KUF-Wagen zu bestaunen sind. Das im KUF-Manifest stipulierte «Rettung der Fasnacht» entlockt Otti Joho heute ein Lächeln, auch wenn die Gründer dieser anderen, heute nicht mehr wegzudenkenden Art der kreativen Fasnacht ein nachhaltiText_ Peti Federer Bilder_ Hans Oetterli ges Ausrufezeichen setzten. Die «Zögli» – so nennt sich die feierliche Prozession der KUF an den Fasnachtstagen, wenn sie in einem mystischen Umzug durch die Altstadt ihre Plätze auf dem Weinmarkt beziehen – sind denn auch ein echter Hingucker, gar ein «must seen» für jeden Fasnächtler. Besonderer Zusammenhalt der KUF-Kreativen Die 1993 gegründete KUF zählt heute als jüngste der drei grossen Fasnachtsorganisationen 15 Mitgliedergruppen, die sich mitunter der fasnächtlichen Individualität und Kreativität verschrieben haben. Auch wenn die KUF-Gruppen sehr häufig mystische Themen wählen, können sie auch anderes: Das 20-Jahr-Jubiläum beispielsweise zelebrierten die Kult-Ur-Fasnächtler zum gemeinsamen Thema «Indianer» in einer noch selten gesehenen Vielfalt, Kreativität und Detailliebe.

Als Retter des Kulturgutes «Lozärner Fasnacht» sehen sich die Kult-Ur-Fasnächtler heute wohl nicht mehr. Sie haben aber mit dieser neuen und anderen Art der Fasnacht Akzente gesetzt und erfreuen mit ihren mystischen, archaischen bis hin zu düsteren Sujets.

www.kult-ur-fasnacht.ch

mehr wirtschaft. für mich.

Ob in der Wirtschaft mit Freunden oder Zuhause für sich. Der Kaufmännische Verband wünscht eine rüüdig schöne Fasnachtszeit.

Nach 22 Jahren Guuggemusig, zuletzt bei den Rotsee-Husaren, hat sich Geni Flury gesagt: «Genug geguugget, jetzt gründe ich eine Wagenbaugruppe.» Schon lange haben ihn die wunderschönen Wagen an der Fasnacht erfreut. Das war 2004, im Gründungsjahr von Infinitus. Gestartet wurde mit 20 Mitgliedern, derzeit sind es 13/14 Personen. Verstärkt werden sie seit kurzem durch drei Frauen, welche immer wieder gute Ideen einbringen, wahre Künstlerinnen im Nähen sind und so einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der «Schüsches» beitragen.

Die Motivation des Teams besteht darin, die alte Fasnachtskultur, die ihnen sehr am Herzen liegt, den Leuten näherzubringen. Die Freude am alljährlichen Wagenbau, die Kameradschaft und jedes Jahr etwas Neues präsentieren zu können – das reizt sie und ist gleichzeitig ihr Ansporn.

Ein Glücksfall war der Wechsel ihres Bastellokals von Rothenburg nach Kriens, musste doch beim alten Lokal der Wagen wegen zu geringer Torhöhe vor dem Verlassen immer abgebaut und dann

wieder aufgebaut werden. Im heimeligen Stübli in Kriens, welches selber umgebaut wurde, lässt es sich gut aushalten. Der Wagen, die Grende und die Kostüme, alles wird selber gemacht. «An der Fasnacht sind wir Selbstversorger», meint Geni, «wir haben alles dabei. Je nach Lust und Laune gibt’s ein Fondue oder auch mal ein Schnitzelbrot im Wagen.» Selbstverständlich darf das Flüssige dazu nicht fehlen. Am SchmuDo und am Fasnachtsmäntig 2021 sind sie in der Stadt anzutreffen, ein Sujet wird gebastelt, einfach dieses Jahr ohne Wagen. Infinitus freut sich auf eine etwas andere Fasnacht 2021 Text_ Dani Bühler Bilder_ Infinitus und darauf, dass sie dieses Jahr an Weihnachten etwas mehr Zeit für die Familie haben. Dass die grossen Umzüge nicht stattfinden können und durch das LFK abgesagt wurden, hat sie nicht negativ überrascht. «Wir sind mit dem LFK zufrieden. Uns bereitet jedoch Sorgen, dass wir dieses Jahr keine Umzugseinnahmen erhalten und auch die Schlagerparty, bei der wir eine Bar betreiben, nicht stattfinden konnte. Wir sind umso mehr auf unsere Gönner angewiesen und hoffen, dass diese uns die Stange halten», meint Geni nachdenklich.

INFINITUS

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