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KREATIVE MASKEN- UND KOSTÜMKÜNSTLER

Angefangen hat alles in den späten 1960er Jahren. Als Jungspund fand Piero Galbusera bei den Saunafägern sein fasnächtliches Zuhause. Bei dieser – mittlerweile etwas weniger wilden Guuggemusig – konnte er seine Ideen von Beginn weg verwirklichen und seine Kreativität ausleben. Nicht zuletzt seinetwegen gelten die Saunafäger heute als etwas vom Kreativsten, was die Lozärner Fasnacht zu bieten hat. «Diese Lorbeeren kann ich so nicht annehmen», insistiert Galbusera. «Die Saunafäger wären auch ohne mich ein extrem kreativer Haufen. Die Musig vereint so viele verschiedene Charaktere und Persönlichkeiten, von denen jede/r einzelne für sich seine/ihre Figur im Rahmen des jeweiligen Sujets alleine umsetzt. Dass ich derjenige sein darf, der für diese Figuren die Grende macht, ist eine Ehre für mich, das bereitet mir Freude. Denn die Saunafäger sind eine wirklich inspirierende Truppe.» Eine Zäsur im Leben Galbuseras – ein Glücksfall für die Lozärner Fasnacht

Über 27 Jahre arbeitete Piero Galbusera im Grafikatelier des Modehauses Schild. Im Jahr 2000 kam dann die Hiobsbotschaft: Die Umstrukturierung des Unternehmens machte seine Stelle überflüssig. Natürlich hat Galbusera anfänglich mit dieser Situation gehadert. «Vielleicht hat das Schicksal da mit dem Zaunpfahl gewunken», erinnert er sich. Tatsächlich hat just zum Eintritt in ein neues Jahrtausend sein Leben eine neue Wende genommen. Galbusera hat aus der Not eine Tugend gemacht und sich fortan seinen Leidenschaften verschrieben: Der Fasnacht. Und der Kunst. Er machte sich als Maskenkünstler selbständig und

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Text_ Dany Bucher Bilder_ Heinz Steimann bot seine kreativen Dienste auch anderen Guuggemusigen an. Zwar hat er das auch vorher schon getan, aber eben nicht in diesem Ausmass. Mittlerweile sind Galbusera-Grende fast schon zu einem Markenzeichen der Lozärner Fasnacht geworden. Für viele Gruppierungen hat er bereits entworfen,

Im Herzen die Fasnacht, in der Seele die Kunst

Piero Galbusera ist ein stiller Schaffer. Im Mittelpunkt zu stehen ist seine Sache nicht. Bei seinen Fasnachtsgrenden allerdings sieht die Sache anders aus: Die ziehen an den närrischen Tagen jeweils alle Blicke auf sich. Doch Galbusera hat nicht nur Fasnacht im Kopf. Sein künstlerisches Schaffen ist vielfältig. Ob Fasnachtsgrend, grossformatige Acrylbilder oder filigrane Gips- oder Keramikskulpturen: Galbusera vermag seinen Werken Charakter zu verleihen. Von rüüdig schön bis schaurig-grusig deckt sein Schaffen so ziemlich alles ab.

modelliert, ausgelegt und gemalt: Chottlebotzer, Nölli Grötze, Chatzemusig, Schöttschteifäger, Altstadt-Kanone, Zunft zu Safran, Wey-Zunft, Maskenliebhaber u. a. wissen das Können des Künstlers zu schätzen. 2014 hat er für die Vereinigte auch die die neue Fahne gestaltet.

Und dann … die Kunst

Galbusera zeichnet. Galbusera malt. Galbusera macht Kunstmalbücher. Galbusera fertigt Skulpturen an. Doch während er mit seinen Fasnachtsgrende dafür sorgt, dass Menschen sich maskieren können, verfolgt er in seiner Kunst das pure Gegenteil. Bei seiner Kunst kehrt er das Innerste des menschlichen Wesens nach aussen, demaskiert Charaktere, verblüfft da mit opulent Körperhaftem und dort mit filigranen Details. Manche Motive bestechen durch ihren vordergründigen Humor, offenbaren bei genauerem Hinsehen indes verwirrende Untiefen. Genau diese Widersprüchlichkeit im Wortsinn, diese Doppeldeutigkeit von Begriffen und Begreifen verleiht den Werken Galbuseras ihre Anziehungskraft. Sie regen zum Denken an, fordern die Betrachter heraus, tanzen auf der scharfen Schneide von Verzweiflung und Verzückung – und finden ihre Balance genau im Reiz dieses Widerspruchs.

Zur Person

Piero Galbusera ist in Luzern geboren und aufgewachsen. Nach der Primar- und der Sekundarschule absolvierte er eine Lehre als Dekorateur und arbeitete 27 Jahre lang in der DekoAbteilung und im Grafikatelier des ehemaligen Luzerner Traditionsunternehmens Schild AG. Seit 2000 ist er selbständiger Maskenbauer und Künstler. Derzeit sind Werke von Piero Galbusera in zsuzsa's galerie in Adligenswil zu sehen. Die Ausstellung «Die nackte Wahrheit» dauert vom 23. Januar bis 27. Februar 2021.

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Ein neues, fasnächtlich kreatives Zeitalter

Text_ Peti Federer Bild_ Heinz Steimann Zwei Persönlichkeiten, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier Marco Thomann – eine Fasnachtslegende. Gründete in jungen Jahren die Sonnechöbler, war während Jahren bei den Rüssguslern aktiv. Er reaktivierte die Alti Garde Lozärn, ist OKPräsident von «Gisela & Ruedi» und wirkt seit acht Jahren bei den Nostradamus mit. Ach ja: Bekannt ist der SRF3-Radiomacher natürlich auch seit zwanzig Jahren als SRF-Umzugsmoderator.

Und dort Jan Widmer. Ein junger Wilder – mit der Kleinformation Äxgüsi seiner Eltern gross geworden, entdeckte er schon früh die Freude am kreativen Wagenbau. Mit 14 gründete er mit seinem Bruder die Wagenbaugruppe Conversio, die schon in den ersten Jahren mit grossartigen Kreationen beim Lozärner Fasnachtsumzug beeindruckte. Seine kreativen Fähigkeiten verfeinerte er mit einem Studium an der renommierten Maskenbildnerschule IMC in Waldshut.

Eher zufällig haben sie sich an der Fasnacht 2017 kennengelernt und festgestellt, dass man etwas Gemeinsames aufbauen könnte. Mit Sascha Rossier war anfangs noch ein absoluter TechnikFreak an Bord, der sich mit 3D-Technologien bestens auskannte.

Grende aus dem 3D-Drucker?

Was sich im ersten Moment komisch anhört, ist Teil der Maskenmanufaktur-Philosophie. Zusammen mit ihren Kunden erstellen sie einen Entwurf und kreieren diesen mittels Computeranimation. Das Resultat kann digital, aber auch physisch mittels 3DDrucker betrachtet und später beliebig weiterverarbeitet werden. Vom Entwurf zur Erstellung eines Prototyps über die Fertigung von Plaketten und Sujetzubehör wie Helme, Hörner oder Rüstungen sind mit dieser Technologie keine Grenzen gesetzt.

Wer nun Angst hat, dass künftig Guuggemusigen stereotyp mit digital gedruckten Sujets daherkommen, kann beruhigt werden, nur schon wegen der Fertigungszeit von 50 bis 250 Stunden in einem 3D-Drucker. Wohl aber wird ein Prototyp oder ein Tambourmajoren-Grend so gedruckt; für die Vervielfältigung für eine ganze Guuggemusig ist nach wie vor viel handwerkliches Geschick erforderlich. Je nach Kundenwunsch stellen Jan und Marco vom Prototyp über die Gipsformen, die Weiterverarbeitung mit Latex bis hin zur Finalisierung mit Airbrush alles mit viel Handarbeit her.

Der Stil der Maskenmanufaktur: «Wir übernehmen den Stil der Guuggemusig»

Die Dynamik der beiden Herzblut-Fasnächtler ist beeindruckend. Schon im ersten Fertigungsjahr durften sie mehrere Guuggemusigen mit Grende, Plaketten und Zubehör ausstatten. Diese Technologien erlauben es, eine Sujetidee von A bis Z durchzuziehen, um so die authentische Umsetzung bis ins Detail auszuleben. Mit einem 3D-Scanner können verschiedene Utensilien, gar alte, historische Grende, eingescannt und so erhalten bzw. reproduziert werden.

Beim ersten Blick in die Maskenmanufaktur scheint alles so wie bei anderen Fasnachtskünstlern auch. Mit ihren Kreationen haben Jan Widmer und Marco Thomann Neuland betreten – mit faszinierendem Potenzial für die Zukunft.

OBEN Jan Widmer (links) und Marco Thomann sind die Köpfe der Maskenmanufaktur.

Website maskenmanufaktur.ch

instagram maskenmanufakturluzern

Besucht man das Kreativatelier von Gisela Rast, wird sehr schnell klar: Die bekannte Designerin von Fasnachtskleidern hat mit einer Schnurpftante gar nichts gemeinsam! Höchstens die Leidenschaft fürs Schnurpfen ...

Mit dem Fasnachtsvirus wurde Gisela Rast schon als Kind infiziert. Aufgewachsen in Littau/Reussbühl, ging’s mit Kratte und Kopftuch als «Tessinerli» an die Lozärner Fasnacht. Erste guuggemusikalische Berührungspunkte hatte sie mit den Gaguggern, dann spielte sie 14 Jahre bei den Rotseemöven Trompete. Viele Bekanntschaften aus dieser Zeit begleiten Gisela noch heute – vor allem entwickelte sie da mit einigen Gspänli die Affinität für besondere Fasnachtskleider. So entwarf und nähte sie für sich und die Familie ihre Sujets.

Die Handarbeit zählte während ihrer Schulzeit nicht wirklich zu Gisela Rasts Lieblingsfächern, und gleichwohl wuchs diese Affinität zu besonderen Fasnachtsgewändern. Die Leidenschaft zum Beruf machte sie vor rund zwanzig Jahren mit der Eröffnung eines Näh- und Kreativateliers (zusammen mit Yvonne Lanz) und nun seit zehn Jahren im eigenen Atelier FasnachtsART in Littau-Luzern. Unverkennbare Kleider-Handschrift

Ihre Inspiration bei Sujets holt sich Gisela Rast aus Filmen und Büchern. Sie mag es, sich detailliert mit einem Thema auseinanderzusetzen – was man in ihren Kreationen und Entwürfen dann auch sieht. Sie kombiniert verschiedenste Materialien und Stoffe, mit Vorliebe arbeitet sie mit echtem

Leder und Fellen und kombiniert dies mit passenden Accessoires oder auch Latexteilen. So wird dann halt auch mal nicht mehr genäht, sondern genietet. Sicherlich ein Markenzeichen in Gisela Rasts Kleiderkreationen sind die Silhouetten, die beispielsweise mit raffinierten Bustiers betont werden. Ihre Kunden sind Guuggemusigen wie auch Privatpersonen, die mit mehr oder weniger konText_ Peti Federer Bilder_ Heinz Steimann kreten Ideen ins Atelier kommen. Von der Idee zum Entwurf, von der Auswahl der Materialien bis hin zur Stoffauswahl und -berechnung, oder auch beim Erstellen von Prototypen und Schnittmustern: Sie begleitet die Vereine bis hin zur Realisierung der Sujets und und berät sie auch gern in der Umsetzung der Details. ... und dann an der Fasnacht! Das Grösste ist auch für Gisela Rast, die Fasnacht in ihren Facetten zu erleben und zu geniessen. Ob in den früheren Jahren in der Guuggemusig, aus dem Fokus einer Zunft oder seit 2012 als kreative Sujetgruppe mit RARA AVIS: Sie zelebriert diese besondere Woche und freut sich, wenn sie ihre Kreationen am Umzug und in den Gassen entdeckt. Dies ist jeweils der grösste Dank und Energielieferant für die nächsten Fasnachtsjahre.

... es esch eifach Liideschaft!

Atelier FasnachtsART Gisela Rast Luzernerstrasse 131, 6014 Luzern

gisela.rast@ fasnachtsart.ch, www.fasnachtsart.ch

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