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EIN EINIG VOLK VON GUUGGERN
Nein, so ein Treueschwur wurde anlässlich der Gründungsgespräche zur Vereinigte – damals Vereinigte Guuggemusigen Lozärn VGML – nicht abgehalten. Dies weiss Lorenz Fischer sehr genau, schliesslich war er seinerzeit bei der Gründung der Vereinigte mit dabei.
Gruppenbild mit Dame: die Metallharmonie Chnobliwil Lorenz Fischer, von Freunden nur «Lori» genannt, ist ein Urgestein der Lozärner Fasnacht. Das Fasnachtsgen bekam er wohl von seiner aus dem Freiamt stammenden Mutter. Aufgewachsen zuerst im Obergrundquartier, durchstreifte Klein-Lori als Indianer verkleidet und mit ChäpsliPistole bewaffnet die Prärie der Lozärner Fasnacht. Später holte man beim alten Schlachthof beim Kasernenplatz Kuhhörner, welche die Mutter auskochte – mit «besonderen» Geruchsemissionen, ganz zur Freude der Nachbarn.
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Text_ Peti Federer Bilder_ Lorenz Fischer

Luzern, Café Moc, 17. 01. 64:
Kollegen aus dem Maihof gründeten 1959 die Lozärner Dörflimusig. Dörfli, so nannte man früher das Maihofquartier. Die Guuggemusig entwickelte sich rasch. So spielten sie während Jahren immer beim traditionellen LFK-Empfang auf. 1972 benannte sich die Dörflimusig neu in «Lozärner Häxe» um (auch wenn drei Versammlungen vonnöten waren ...) und setzten beim Fritschiumzug sogleich ein Zeichen: Mit einem eigenen HäxeFritschiwagen, geschmückt mit ebenfalls gelbroten Rosen, verstauten sie während des Umzuges die Instrumente, spielten dafür intrigierend mit dem Publikum und schenkten Häxe-Tee aus.
Als die Guuggerszene noch klein und überschaubar war
Die eingangs zitierten Gespräche, bei starkem Espresso im rauchgeschwängerten Café Moc, führten unter den Guuggern dazu, sich in einer Art Dachverband zusammenzuschliessen. «Vereinigt guuggt’s sich besser» war der Tenor und so wurde die Vereinigte 1964 aus der Taufe gehoben. Die formale Gründung erfolgte in der altehrwürdigen Metzgern am Weinmarkt. Der erste Vorstand liest sich wie ein Who-is-who von Guuggerlegenden: Obmann Sepp Ebinger (Lozärner Guuggemusig), Kanzler Max Baumann (Chatzemusig), Kassuar Josef Lauber (Chatzemusig), die Beisitzer Hugo Bachmann (Grümpelmusig), Leopold Haefliger (Bohème-Musig), Mark Zeugin (Rätzpläuschler, als Vertreter der Pfeifer und Trommler) und eben Lori Fischer (Dörflimusig). Der Zusammenhalt innerhalb der Vereinigte-Vorstandsehemaligen wird übrigens noch heute gepflegt, sie treffen sich als Alt-Guugger zweimal im Jahr zu einer GV und einem Ausflug.
Nach Jahren bei der Dörflimusig bzw. den Lozärner Häxe wechselte Lori Fischer 1986 zur Kleinformation Metallharmonie Chnobliwil. Eine spielstarke, stimmungsvolle Truppe, die an der Fasnacht mit kreativen Sujets und Grende auf-
wartete. Nach deren Auflösung genoss Lori einige Jahre mit dem Intrigieren in den Beizen. Von einem befreundeten Coiffeur liess er sich einmal in stundenlanger Arbeit eine neue Nase modellieren. Die zwar simple, aber in der Ausführung doch aufwendige «Verkleidung» war derart raffiniert, dass ihn an der Fasnacht beim gemeinsamen Tanz seine eigene Mutter nicht erkannte.
«Wir wollen sein ein einig Volk von Fasnächtlern und Guuggern ...»

Loris Trompete rastet (und rostet) nicht
Das fasnächtliche Musizieren aber vermisste Lori Fischer, und so trat er 2002 der BohèmeMusig bei. Seit zwei Jahren ist er zwar nicht mehr aktiv bei der Bohème, aber noch immer spielt Lori regelmässig Trompete. Die mittlerweile 85 Lenze sieht man ihm nicht an, und so frönt er noch immer vielen Freizeitaktivitäten. Wohl kommen ihm seine früheren sportlichen Aktivitäten zugute: Ob als Alpinist (gar mit zwei Erstbesteigungen im Langtang Himal) oder beim Bürgerturnverein

BTV (mit Schweizer Junioren-Rekord über 1000 Meter) – Lori verbringt gerne viel Zeit in der Natur. Als Höhepunkt beschreibt er seine MatterhornBesteigung vor rund zwanzig Jahren, aber auch im Corona-Sommer 2020 ist er auf unseren Hausberg Pilatus via Bandweg gekraxelt. Sonst pflegt der frühere Redaktor und Fotograf beim «Vaterland» ein umfassendes Archiv aus seiner redaktionellen Zeit.
Und die Fasnacht 2021? Die Hoffnung, dass sich die Situation ein wenig entspannt, stirbt zuletzt, um doch einige gemütliche Fasnachtstage im Kreise von Kollegen geniessen zu können.
LINKS Raffinierte Verkleidung: Lori als Clochard.
RECHTS Lori als Trompeter bei der legendären Bohème-Musig.