Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, Stadtarchiv der Politischen Gemeinde St. Gallen
13 Tourismus mit unterschiedlichem Erfolg
Kathrin Moeschlin, Nadia Pettannice
14 Mein Buchtipp «delfin» von Ralf Bruggmann
Notizen aus dem Verlagshaus
15 Wer liest da? – Auflösung
Wahre Geschichten, gute Unterhaltung
«Lache isch di bescht Medizin», weiss Peter Eggenberger aus Erfahrung. 85 Jahre alt ist er und fit wie ein Turnschuh. Der Autor ist Experte für den Appenzeller Witz, hat ein gleichnamiges Sachbuch verfasst und den Witzwanderweg mitbegründet. Auch mit der jüngst erschienenen Kurzgeschichtensammlung stellt er seinen Sinn für Humor unter Beweis. Gestohlen hat er ihn nicht, denn die Appenzeller Bevölkerung gilt als besonders witzig. Zudem verfügt sie über einen reichen Schatz an Brauchtum, Kultur und Geschichte. Das bezeugen gleich drei weitere Publikationen unseres Frühlingsprogramms: Karin Antilli Fricks Pappbilderbuch zur «Appenzeller Alpfahrt», für das sie einen Sennenstreifen von Hand gemalt hat, Ruth Webers neuer Roman, der weibliche Rollenbilder zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufbricht, und ein Sachbuch zur Innerrhoder Tourismusgeschichte.
Dass Geschichten nicht an der Kantonsgrenze halt machen, versteht sich von selbst. Im Toggenburg zum Beispiel gibt es den Verein Windbläss, der sich um die Erhaltung regionaler Hausorgeln bemüht. Nun hat er zu diesem Thema ein ganz besonderes Bilderbuch herausgebracht: über einen Bläss, der Wind macht.
Cyrill Stieger wiederum streckt die Fühler in die ganze Schweiz aus und spürt wandernd jene Orte auf, die literarische Meisterwerke inspiriert haben. Wer weniger gern zu Fuss unterwegs ist, kann sich von Philipp Probst mitnehmen lassen; der schreibende Busfahrer erlebt bei der Arbeit Alltägliches und Absurdes und verpackt dies in witzige bis bissige Glossen. Man könnte meinen, er sei ein Appenzeller …
Viel Vergnügen wünscht Ihnen
Susanna
Schoch, Leiterin Buch
Bild: abu
Unsere Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr
Parkplätze vor dem Laden
WERLIEST DA ?
Ein Augenzwinkern aus Gais
Als ich obenstehendes Bild gemailt bekam, habe ich nur schnell einen Blick darauf geworfen, und dachte: Momoll, das wird heiter und leger diesmal. Dann versorgte ich das Foto rasch in einem neuen Ordner auf meinem digitalen Schreibtisch, und war froh, dass es nicht pressierte.
Aber bloss ein paar Tage später, beim Pausenkaffee, hatte jemand dieses Foto auf dem Handy, zeigte es mir und sagte auch gleich den dazugehörigen Namen. Oha, das war natürlich nicht vorgesehen. Der Witz dieser Rubrik – das Suchen, Rätseln, Kombinieren – war dahin. Schon ein wenig schade.
Wer liest da?
Bücher prägen den Menschen, Bücher im Regal können etwas über uns aussagen. In unserer Rubrik «Wer liest da?» schicken wir Autorin Gabriele Barbey, langjährige Leiterin der Bibliothek Herisau, kommentarlos ein Foto eines Bücherregals per Mail. Sie kann das Foto am Computer vergrössern, um Details besser zu sehen – mehr aber nicht. Sie analysiert, interpretiert und vermutet vom heimischen Schreibtisch aus, wem das Regal gehören könnte. Die Auflösungen finden Sie weiter hinten in diesem Heft.
Ich schreibe diese «Wer liest da?»Texte nun seit 2016, und zwar gerne. Nun ja, hie und da muss ich mich zuerst ein wenig überwinden, wenn sich wieder mal eine Bücherwand mit mehrbändigen Lexika aus den Siebzigerjahren vor mir aufbaut. Aber dann packt mich bald ein Detail, es zuckt mein detektivischer Nerv, und los geht’s. Gemessen am Aufwand, den ich für diese Rubrik betreibe, arbeite ich sehr kostengünstig, das muss hier mal gesagt sein. Selber schuld, ich Perfektionistin. Also, zum obigen Foto habe ich noch praktisch nichts gesagt. Aber ich kenne ja eben den Namen … Was ich auf jeden Fall selber gemerkt hätte: Das Ensemble mit dem tricky Büchergestell und der Fotoleuchte wirkt wie ein Bühnenbild, es ist extra arrangiert. Denn wer stellt schon im realen Leben eine Holztruhe direkt vor einen Radiator? (Siehe linker Bildrand.)
Alles andere ist dekorativ in Szene gesetzt. Fast wirkt es zufällig, mit einem Augenzwinkern auch. Hier sind, das ist selbst ohne Vergrösserung gut sichtbar, nicht unbedingt Bücher die Hauptsache, sondern der Mix aus Werken von Bänz Friedli, von Paul Steinmann, dem Theatermenschen, mehreren einschlägigen Gaiser Titeln, einer Reihe von Ordnern, ein paar
gut lesbar angeschrieben – alles zusammen mit nostalgischen Stofftieren (Erbstücken?) heiter inszeniert. Plus Engel, plus Buddha, plus originelle Buchstützen, eventuell selbst geschmiedet?
Liebe Lesende, kennen Sie Frau Grüün, diese aus dem Landleben gegriffene Kunstfigur aus Gais, einem Ausserrhoder Dorf, wo sich die Nebel hie und da etwas früher lichten als in den umliegenden Dörfern. Die Erfinderin dieser Frau Grüün ist die Gesuchte. Höchstwahrscheinlich. Wir werden ihr wohl hinten in dieser «Zeile» begegnen. Würde mich nicht überraschen, wenn sie sich hätte ablichten lassen inmitten ihrer Haustiere*, also nicht plüschigen oder hölzigen, sondern lebtigen, gell (circa OTon Frau Grüün) …
Gabriele Barbey
* PS: Einzelne Buchrücken sehen angeknabbert aus.
Auflösung aus Seite 15
Karin Antilli Frick
Die Appenzeller Zipfelchappe
40 Seiten, Fr. 28.–
ISBN 978-3-85882-883-5
Hanspeter Spörri
Steff Signer. Die musikalische Biografie
400 Seiten, Fr. 48.–
ISBN 978-3-85882-888-0
David Aragai, Ramona Rovati
Oberegg in der Belle Époque
240 Seiten, Fr. 34.–
ISBN 978-3-85882-887-3
David Aragai, Marcel Prohaska
Der Appenzeller Kalender
128 Seiten, Fr. 34.–
ISBN 978-3-85882-881-1
Karin Antilli Frick und Esther Ferrari
Wälti wird Geissbub
36 Seiten, Fr. 29.80
ISBN 978-3-85882-836-1
Karin Antilli Frick und Esther Ferrari
Wälti wird Silvesterchlaus
40 Seiten, Fr. 29.80
ISBN 978-3-85882-734-0
Projektkommission der Evang.ref. Landeskirche beider Appenzell
WortSchatz – Appenzeller
Kircheninschriften neu gelesen
152 Seiten, Fr. 28.–
ISBN 978-3-85882-899-6
Vinzenz Müller
En face: Hans Weder
128 Seiten, Fr. 29.–
ISBN 978-3-85882-900-9
Melina Bergamin
Janos gross(artig)e Ohren
32 Seiten, Fr. 29.80
ISBN 978-3-03895-066-0
Marco Frigg
Adidas und Zoccoli
216 Seiten, Fr. 34.–
ISBN 978-3-85830-324-0
Sara Burkhard
Mutanten malen
64 Seiten, Fr. 14.90
ISBN 978-3-03895-067-7
Rita Juon
Tod in Portein
308 Seiten, Fr. 26.–
ISBN 978-3-85830-322-6
Verblüffend vergnüglich
Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Das kann Peter Eggenberger bestätigen. Der Mitbegründer des Witzwanderwegs und Autor des Sachbuchs «Der Appenzeller Witz» erzählt aber nicht nur Witze.
Peter Eggenberger
Der Appenzeller Witz
184 Seiten, Fr. 29.–
ISBN 978-3-85882-878-1
Am liebsten schreibt Peter Eggenberger Kurzgeschichten. Eine ganze Reihe davon hat er bereits veröffentlicht: «D Hebamm vo Walzehuuse», «Vo Wiertschafte ond Wiertshüüsler», «Vo Tökter ond Luusbuebe», «Läse ond lache», «Druss ond drii». Mit «Lache isch di bescht Medizin» legt er einen weiteren Band vor, abermals illustriert vom Appenzeller Künstler Werner Meier. Die dreissig vergnüglichen Erzählungen handeln von verblüffenden, schier unglaublichen Tatsachen und Zwischenfällen: von einem Frauentausch im Kurhaus Walzenhausen beispielsweise oder einer Rossbollenschlacht oder dem Wirtschaftswunder von Weissbad. Inspiration muss der Autor nicht weit suchen, denn im Mittelpunkt stehen Menschen aus dem Appenzellerland, die mit eigenwilligem Verhalten und träfen Sprüchen bestes Material liefern.
So erstaunt nicht, dass der 85Jährige im Kurzenberger Dialekt des Appenzeller Vorderlands schreibt. Die oberhalb von Bodensee und Rheintal gelegenen Regionen Kurzenberg und Hirschberg mit den Gemeinden Heiden, Wolfhalden, LutzenbergWienacht, Walzenhausen, Reute und Oberegg waren kirchlich eng mit dem St. Galler Rheintal verbunden. Mit dem Bau eigener Gotteshäuser im 17. Jahrhun
Peter Eggenberger
Vo gschiide ond tomme Lüüt
128 Seiten, Fr. 24.–
ISBN 978-3-85882-761-6
Peter Eggenberger
Lache isch di bescht Medizin
Appezeller Gschichte
Appenzeller Verlag
112 Seiten, geb., ill., Fr. 24.90
ISBN 978-3-85882-902-3
dert kam es zur kirchlichen Trennung. Geblieben ist die rheintalisch gefärbte Sprache. Auffällige Merkmale des Kurzenund Hirschberger Dialekts sind das breite Aa (Laatere statt Läätere/Leiter), das kehlige K (Kuchi statt Chochi/Küche) und ein verschlucktes G (Musi statt Musig/Musik). Schwer zu lesen sind die Geschichten deshalb nicht, im Gegenteil: Die Mundart macht sie nur noch vergnüglicher.
Peter Eggenberger
D Hebamm vo Walzehuuse
128 Seiten, Fr. 22.–
ISBN 978-3-85882-834-7
Peter Eggenberger
Vo Wiertschafte ond Wiertshüüsler
128 Seiten, Fr. 24.–
ISBN 978-3-85882-688-6
Peter Eggenberger ist ein begnadeter Erzähler. Bild: abu
Alpfahrt für Kleine
Über die Alpfahrt hat Karin Antilli Frick bereits ein Mal- und Rätselbuch veröffentlicht. Damit auch kleinere Kinder zum Zug kommen, gibt es nun ein Pappbilderbuch. Als Basis diente ein Sennenstreifen.
Mehrere Monate hat Karin Antilli Frick am Sennenstreifen gemalt. Bild: abu
Jedes Jahr ziehen zahlreiche Appenzeller Bauernfamilien mit ihren Kühen und Geissen auf die Alp. Der Geissbub marschiert in seiner festlichen Tracht jeweils voran. Und wo ist der Vater? Wo trotten
die Schellenkühe? In ihrem neusten Kinderbuch zeigt Karin Antilli Frick eine der traditionellen Aufstellungen des Senntums auf: Dem Geissbub folgen Geissen, Geissmädchen, Vorsenn, drei Schellenkühe, vier weitere Sennen, die restlichen Kühe und Kälber, Bäuerin, Bauer, Bläss, Stierführer mit Stier, Lediführerin mit Ross und Ledi sowie Fuhrmann mit Sauwagen. Mit viel Liebe zum Detail und erklärenden Begriffen veranschaulicht die Autorin einen bedeutenden Appenzeller Brauch. Dank der robusten Seiten eignet sich das Pappbilderbuch besonders für Kleinkinder, doch auch ältere Kinder und Erwachsene werden ihre Freude daran haben. Denn die Originalbilder, die Andreas Butz für die Publikation in Buchform abfotografiert hat, stammen von einem sogenannten Sennenstreifen: Karin Antilli Frick hat den Alpaufzug in monatelanger minuziöser Arbeit von Hand auf ein lan
ges Holzbrett gemalt, das nun ihre Kreativwerkstatt in Urnäsch ziert. Dort lebt die 58jährige Primarschullehrerin und vierfache Mutter ihr Flair für Kunsthandwerk aller Art aus.
In «Windbläss» widmen sich Jost Kirchgraber und Werner Meier der Toggenburger Hausorgel. Das Pfeifeninstrument, das Musik durch Wind entstehen lässt, hat nicht nur ihrem Bilderbuch den Namen verliehen.
Bläss ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Toggenburger Hofhund. Doch was ihm eines Tages vor die Pfoten fällt, ist alles andere als gewöhnlich. Zumindest für einen Hund. Als aus dem Bauernhaus seltsame Laute dringen, macht er sich neugierig auf die Suche nach der Quelle. Dabei trifft er auf einen Schrank, der Wind und Töne von sich gibt. Fasziniert beginnt der Bläss sie nachzuahmen – und eignet sich damit eine besondere Fähigkeit an, die sogar Leben retten kann.
Das Bilderbuch von Autor Jost Kirchgraber und Illustrator Werner Meier basiert auf dem Sprechtheater «Dä Bläss macht Wind», das Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin Pamela Dürr verfasst und zusammen mit dem WindblässEnsemble inszeniert hat. Das Stück wurde erfolgreich und mehrfach aufgeführt und ist zu einer Art Markenzeichen des Vereins Windbläss geworden. Der Verein will die Toggenburger Hausorgel, die in der Region einst ein bedeuten
Autor
des Kulturgut darstellte, wieder ins öffentliche Bewusstsein bringen, das heisst: pflegen, spielen, aufarbeiten und erforschen.
Jost Kirchgraber, Werner Meier De Windbläss Toggenburger Verlag
46 Seiten, geb., ill., Fr. 29.80
ISBN 978-3-907399-10-1
Karin
Illustrator Werner Meier (links) und
Jost Kirchgraber vor einer Toggenbuger Hausorgel. Bild: abu
Literarische Streifzüge
Wandern und Literatur – eine verlockende Kombination. Cyrill Stieger lädt dazu ein, Schauplätze zu entdecken und durch Landschaften zu streifen, die in literarischen Werken eine wichtige Rolle spielen. Nicht umsonst.
Cyrill Stieger besuchte literarische Schauplätze und liefert viele Hintergrundinformationen dazu. Hier ist er auf dem Robert Walser-Pfad in Herisau.
Was gibt es Schöneres, als mit einem Roman, einer Erzählung oder einem Gedicht im Rucksack zu literarischen Schauplätzen zu wandern – Landschaften zu erkunden, die Dichter:innen zu Höhenflügen inspiriert haben? Schon lange verbindet Cyrill Stieger Buch und Bewegung, wenn er für die Schweizer Literaturzeitschrift orte Ausflüge unternimmt. «WanderOrte» versammelt achtzehn solcher Streifzüge auf den Spuren bekannter Schriftsteller:innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die aussergewöhnlichen, den Geist und die Fantasie beflügelnden Entdeckungsreisen führen in die Ostschweiz, ins Mittelland, in die Zentralschweiz, in die Kantone Bern und Tessin sowie ins
Jolanda Spengler Wanderparadies
Wallis und ins Waadtland – auch an abgelegene Orte. Warum etwa zog sich der Wiener Publizist und Schriftsteller Karl Kraus ausgerechnet nach Tierfehd zurück, in die hinterste Ecke des Glarnerlands? Und weshalb landeten zwei Romanfiguren des Schweizer Schriftstellers Otto F. Walter statt in Italien weit hinten im Urner Maderanertal? Gekonnt schlägt Cyrill Stieger eine Brücke zwischen der fiktiven Welt der Literatur und ihren geografischen Orten und lässt diese in einem neuen Licht erscheinen.
Der 74jährige Autor ist selbst viel umhergekommen. Nach einer vierjährigen Tätigkeit als Assistent am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universi
Cyrill Stieger WanderOrte
Literarische Werke und ihre Schauplätze orte Verlag 216 Seiten, geb., ill., Fr. 42.–ISBN 978-3-85830-338-7
tät Zürich arbeitete der Slawische Philologe an der Schweizer Botschaft in Moskau. Von 1986 bis 2015 war er zudem Auslandredaktor und Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung mit Schwerpunkt Osteuropa und Balkan. Inzwischen hat er sich in Zürich niedergelassen, wo er Bücher und Artikel schreibt – wenn er nicht gerade unterwegs ist.
Josef Schönauer
Pilgern erdet und himmelt
240 Seiten, Fr. 38.–ISBN 978-3-03895-026-4
Bild: abu
Autor voll in Fahrt
Die Glossen von Buschauffeur und Schriftsteller Philipp Probst haben Basel im Sturm erobert. Einer von vielen Gründen, sie dem Rest der Welt nicht vorzuenthalten.
Wenn Philipp Probst mit einem Bus der Basler VerkehrsBetriebe durch die Stadt fährt, sieht er, was die Leute bewegt. Die Fasnacht zum Beispiel. Oder die EMobilität. Oder Big Pharma. Der 59jährige Autor beobachtet das Leben in der Stadt
mit scharfem, kritischem Blick und schreibt nieder, was er zu sagen hat. Dies nicht nur, weil der Basler mit St. Galler Wurzeln um kein Wort verlegen ist. Philipp Probst ist neben seinem Alltag als Chauffeur ein versierter Schreiber. Mehr
Philipp Probst Fahrtenschreiber
88 Seiten, Fr. 28.–
ISBN 978-3-905724-73-8
als zwanzig Jahre lang arbeitete er bei Zeitungen und Zeitschriften als Reporter, Nachrichten und Politikjournalist. Heute ist er als freier Autor tätig und hat unter anderem die Romanreihe um Reporterin Selma verfasst, die in unterschiedlichsten Gegenden der Schweiz immer neuen Mysterien nachjagt.
Philipp Probsts Glossen erscheinen in der Basler Zeitung unter dem Titel «Fahrtenschreiber» und erfreuen sich so grosser Beliebtheit, dass 2022 ein erstes Buch herauskam, damals schon illustriert von Eddie Wilde. Den Zeichner, Meditationsleiter und ZenMönch kennt Philipp Probst von den Basler VerkehrsBetrieben, wo Eddie Wilde als Wagenführer arbeitete. Nun haben die Freunde erneut zusammengespannt. Der zweite Band versammelt eine weitere Auswahl an Glossen, mal erheiternd, mal nachdenklich, aber immer mit Biss. Eine Ode an das Leben. Und eine Abrechnung.
Philipp Probst Fahrtenschreiber 2 edition punktuell
Bewährtes Duo: Autor Philipp Probst (links) und Illustrator Eddie Wilde. Bild: abu
Ein Leben aus Bruchstücken
Nach dem Erfolg von «Das Korsett» hat Ruth Weber einen neuen Roman verfasst. Mit einer ebenso gewaltigen wie feinfühligen Sprache zeichnet sie das Bild einer Frau, von der nur Fragmente übrig sind.
Ruth Weber B. und der König orte Verlag 164 Seiten, geb., Fr. 32.–ISBN 978-3-85830-331-8
Bertas Leben scheint vorgezeichnet: Sie soll heiraten und sich um Kinder und Haushalt kümmern, so wie es sich für die Frauen ihrer Generation im Dorf gehört. In der jungen Appenzellerin regt sich Wi
derstand. Als Dienstmagd in der Stadt und mit dem Eintritt in ein Kloster versucht sie, nicht nur den gesellschaftlichen Restriktionen zu entfliehen. Auch unerwiderte Liebe und traumatische Erlebnisse will sie hinter sich lassen. Doch eine schwere psychische Krankheit droht sie der wenigen Freiheiten zu berauben, die sich eine Frau im ländlichen Appenzellerland zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkämpfen kann.
Ruth Webers Roman ist inspiriert von biografischen Daten einer J. Z. und einigen wenigen Erzählungen ihrer Verwandten: 1908 wird J. Z. als drittältestes von fünf Kindern geboren und wächst behütet
in einer Ostschweizer Arbeiterfamilie auf. 1933 legt J. Z. die Heilige Profess in einem Innerschweizer Kloster ab und wird fortan Schwester M. Davina genannt. 1954 zieht sie nach Basel, wo sie als Hausangestellte tätig ist; wann und weshalb sie aus dem Kloster austrat, bleibt unklar. 1974 stirbt J. Z. im Spital Basel nach einem längeren Aufenthalt in einer Heil und Pflegeanstalt. Aus diesen Bruchstücken hat Ruth Weber ein historisches Frauenschicksal rekonstruiert, das mitreisst und bewegt. Die 53jährige Autorin aus Walzenhausen wurde denn auch mehrfach ausgezeichnet und war 2021 Writer in Residence in Meran.
Mutzner und Peter Donatsch
Ruth Weber rekonstruiert in ihrem neuen Roman ein historisches Frauenschicksal. Bild: abu
Ostschweizer Baumwollwaren in den USA
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts reiste man auf Segelschiffen über den Atlantik. Die Fahrt in die USA dauerte lange und war gefährlich. Ostschweizer Kaufleute wagten sie dennoch. Ihr Mut wurde belohnt.
Nachdem in der Ostschweiz Jahrhunderte lang erfolgreich Leinentücher produziert und exportiert worden waren, geriet dieses Gewerbe im frühen 18. Jahrhundert in eine Krise. Die Umstellung auf Baumwolle um 1730 sollte der Textilproduktion zum Höhenflug verhelfen. Nach 1800 fabrizierten Maschinenspinnereien so viel Garn, dass immer mehr Heimarbeiter ihren kargen Lebensunterhalt mit Weben und Sticken verdienten. Um das wachsende Angebot zu verkaufen, erschlossen St. Galler Kaufleute neue Absatzmärkte in Übersee, allen voran in den USA. Ab 1819 gingen regelmässig Sendungen mit Ostschweizer Baumwollwaren über den Atlantik. New York war der Stapelplatz, von wo aus Nordamerika mit gesticktem Gewebe versorgt wurde. Im 165. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen gibt Ökonom Erich Deschwanden einen Einblick in die wenig erforschte Geschichte der ostschweizerischen Handelsbeziehungen mit den USA im 19. Jahrhundert.
Historischer Verein des Kantons St.Gallen
Stapelplatz New York
Der Export von Ostschweizer Baumwollwaren in die USA (1820 – 1860)
Fast alle St. Galler:innen kamen in Berührung mit Foto Gross. In über hundert Jahren entstanden Abertausende von Bildern, von denen nun eine Auswahl veröffentlicht wurde. Manche dürften sich darin wiedererkennen.
Foto Gross in St. Gallen hatte mehr als hundert Jahre Bestand. Während dieser Zeit fotografierten Mitarbeitende der Firma in der gesamten Nordostschweiz. Sie waren an unzähligen Veranstaltungen –an Kinderfesten, Wahlen oder Messen –präsent und begleiteten Menschen bei der Arbeit und in der Freizeit. Sie fertigten Industrie und Werbefotografien an, machten Klassenfotos und Porträts für Familien. So entstanden im Laufe der Jahrzehnte Hunderttausende von Fotografien. 2011 konnten die Stadtarchive der Ortsbürgergemeinde und der Politischen Gemeinde St. Gallen einen Grossteil sichern. Nun werden ausgewählte Bilder in einer Publikation präsentiert und mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft. Dazu ist eine Ausstellung im Kulturmuseum St. Gallen (22. März bis 10. August 2025) zu sehen.
Das Fachgeschäft Foto Gross an der Grossackerstrasse 1 in St. Gallen, 1951/52. Bild: Foto Gross
Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, Stadtarchiv der Politischen Gemeinde St. Gallen Fotografien aus einem Jahrhundert Die Sammlung Foto Gross der Stadtarchive St. Gallen
Erich Deschwanden hat die Ostschweizer Handelsbeziehungen mit den USA erforscht. Bild: abu
Tourismus mit unterschiedlichem Erfolg
Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen Tourismusdestination? Antworten liefert die wechselvolle Geschichte des Kur- und Verkehrsvereins Appenzell Innerrhoden.
Kathrin Moeschlin, Nadia Pettannice Badefreude, Wanderlust und Pistentraum Geschichte der Tourismusförderung in Appenzell Innerrhoden
Der Kur und Verkehrsverein Appenzell Innerrhoden spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Region zur modernen Tourismusdestination. Dabei galt es, verschiedene lokale und globale Herausforderungen zu meistern: von mutwillig zerstörten Ruhebänken über die Weltkriege bis hin zum Wandel im Bereich Kommunikation und Vermarktung. Der Verein setzte deshalb nicht nur auf heilende Bäder und ein gut ausgebautes Wanderge
biet, sondern versuchte auch, Appenzell als Wintersport und Kongressort zu etablieren – mit unterschiedlichem Erfolg.
Die «Geschichte der Tourismusförderung in Appenzell Innerrhoden» wird im Rahmen des 125JahrJubiläums des Vereins Appenzellerland Tourismus AI herausgegeben. Die Historikerinnen Kathrin Moeschlin und Nadia Pettannice haben erstmals umfassend das Vereinsarchiv ausgewertet und eine Vielzahl von
Archivdokumenten und Bildquellen aus dem Landesarchiv Appenzell Innerrhoden, dem Museum Appenzell sowie weiteren Kulturinstitutionen zusammengetragen und analysiert. Das Resultat ist eine facettenreiche, unterhaltsame Reise durch mehr als 125 Jahre Tourismusförderung in Appenzell Innerrhoden, die nicht nur ein wichtiges Stück Lokalgeschichte erzählt, sondern immer wieder den Bogen zur Schweizer und Weltgeschichte schlägt.
Die Historikerinnen Kathrin Moeschlin (links) und Nadia Pettannice haben etliche Quellen ausgewertet und die Geschichte des Innerrhoder Tourismus aufgearbeitet. Bild: abu
«delfin»
Ralf Bruggmann ist ein Sprachartist. Als er sein Manuskript einsandte, war ich nach den ersten paar Sätzen bereits überzeugt: Dieser Roman muss unter die Leute! Brisant sind seine Themen. Und zutiefst menschlich. Es geht um eine Küstenstadt, die vom Klimawandel bedroht ist, und während sich die Gesellschaft deswegen spaltet, kämpfen die einzelnen Menschen ihre ganz eigenen Kämpfe. Was nach schwerer Lektüre klingt, geht runter wie Butter, denn Ralf Bruggmanns Worte sind poetischleichtfüssig und seine Szenen voller Dialoge. Die Erzählung lebt von Gesprächen und Beziehungen. Und die Figuren haben mich so berührt, dass ich mir gewünscht hätte, das Buch ginge nie zu Ende. Aber Milly, Nina und Noah werden mich ohnehin noch eine Weile begleiten.
Susanna Schoch, Leiterin Buch
Ralf Bruggmann delfin orte Verlag
264 Seiten, Fr. 34.–ISBN 978-3-85830-323-3
Wir feiern unseren 10. Geburtstag
Am 1. Januar 2015 war für das Verlagshaus Schwellbrunn der offizielle Start. Seither ist einiges passiert. Wir haben etwa 500 Bücher, 180 Magazine und 60 Kalender gemacht. Zahlreiche Autor:innen und andere spannende Menschen aus der Region kennengelernt. Geschätzte Mitarbeitende verabschiedet und neue gewonnen. 2018 ist zu den bestehenden vier Verlagen in unserem Haus (dem Appenzeller, dem Toggenburger und dem orte Verlag sowie der edition punktuell) das FormatOst gestossen. Und 2022 haben Yvonne und Marcel Steiner die operative Geschäftsleitung an Christine König und Alexandro Isler, 2024 zusätzlich an Susanna Schoch übergeben. Nun blicken wir dankbar auf die vergangenen zehn Jahre zurück – und freuen uns auf die nächsten.
Geschäftsleitung erweitert
Die Geschäftsleitung des Verlagshauses Schwellbrunn hat sich neu formiert. Christine König (links), die das Unternehmen seit 2022 zusammen mit Alexandro Isler führt, hat den Bereich Buch an Susanna Schoch übergeben. Christine König bleibt zuständig für die Periodika: das Appenzeller Magazin, das Toggenburger Magazin, das EbnatKappler Mosaik und alle Kalender. Alexandro Isler behält die Verantwortung über Administration, Aboservice und Inserate.
Ausstellung mit angepasstem Konzept
Jeden Frühling und Herbst spannen das Verlagshaus Schwellbrunn und das Haus Sternen von Meisterflorist Walter Zellweger für eine gemeinsame Ausstellung zusammen. Zu sehen sind jeweils Bücher, Sträusse, Kalender, Dekorationsartikel, Karten und exklusive Einrichtungsgegenstände. Nun gibt es ein paar Änderungen: Neu übernimmt der «Ochsen» im Dorf das Gastronomieangebot. Auch dort werden Bücher und Floristik präsentiert. Zudem finden im Verlagshaus ausgewählte Veranstaltungen statt: am Sonntag, 4. Mai, um 11 Uhr mit Peter Eggenberger und seinem neuen Kurzgeschichtenband «Lache isch di bescht Medizin» und am Sonntag, 18. Mai, um 11 Uhr mit Guido Buob, Kathrin Moeschlin und Nadia Pettannice zur Innerrhoder Tourismusgeschichte. Blumen & Bücher 2025: Donnerstag bis Sonntag, 1. bis 4. Mai, 8. bis 11. Mai, 15. bis 18. Mai 2025, jeweils 10 bis 17 Uhr.
Bild: abu
Von Zufällen und anderen Fällen
Der Zufall wollte es, dass unsere Detektivin für einmal nicht viel detektieren musste. Dass es für sie trotzdem einiges zu entdecken gab, ist nicht nur ihrem Spürsinn geschuldet, sondern auch der Originalität des Bücherregals und seiner Besitzerin Anita Glunk.
Das Gestell besteht aus drei Brettern und zwei selbst gestrichenen Leitern. Als Buchstützen hat Anita Glunk alte Bügeleisen und Gewichtssteine ihres Grossvaters umfunktioniert. Von ihm stammt auch die Holztruhe, die vor dem – kalten – Radiator steht. Engel und Buddha wiederum sind Andenken an ihre Mutter, und mit den Stofftieren, manche davon aus der Kindheit, verbindet die 65jährige Gaiserin ebenfalls zahlreiche Erinnerungen. «Katze und Hase sind ungefähr so alt wie ich. Und die drei Kühe haben mich zu Beginn bei meinen Lesungen begleitet.»
Obwohl Anita Glunk inzwischen das Leben als Rentnerin geniesst, bleibt die ehemalige Kaufmännische Angestellte umtriebig: Bewegt sie nicht gerade Pferd oder Hunde – siehe die angeknabberten Buchrücken –, schreibt sie Kolumnen oder steht mit ihren Werken auf der Bühne. Zum Lesen kommt die Autorin kaum: «Schuld sind meine Ungeduld und mein Minderwertigkeitsgefühl, wenn ich die guten Texte anderer lese. Zudem hindert mich der dumme Eindruck, ich hätte keine Zeit zum Lesen. Aber ich arbeite da
ran.» Wenn sie liest, dann ausgewählte Artikel aus Zeitungen oder dem Internet, das «Gääser Blättli», lustige alte Kurzgeschichten, die sie meist schon mehr als einmal gelesen hat, Biografien «und meine Kolumnen vor der Abgabe. Zigmal und immer auf Fehlersuche.» Kurz und knackig soll es bei Anita Glunk sein. Komplizierte, ausschweifende Beschreibungen mag sie nicht, selbst wenn die Autorin jene bewundert, die diesen Stil beherrschen. Geprägt haben sie in jungen Jahren Konsalik, Simmel, Kirst, Bücher über den Zweiten Weltkrieg und allen voran «Der rote Seidenschal»: «Immer, wenn ich nicht wusste, welches Buch ich in der Schulbibliothek aussuchen sollte, habe ich dieses mitgenommen und in einem Zug durchgelesen.»
Anita Glunk besitzt nicht viele Bücher. Das Regal zeigt einen Querschnitt. Und Titel, die mit Erlebnissen zusammenhängen: Dank Bänz Friedli zum Beispiel durfte sie zweimal am Mundartfestival Arosa auftreten, und Paul Steinmann hat sie im Rahmen eines Stücks im Chössitheater Lichtensteig kennengelernt, bei dem er
Regie führte und sie die Proben mitverfolgen durfte. Bei dieser Affinität fürs Theater erstaunt nicht, dass ihr Bücherregal wie ein Bühnenbild anmutet. Zumal das hier abgebildete aus einer Notsituation entstanden ist, wie Anita Glunk verschmitzt gesteht: «Das eigentliche Bücherregal steht in meinem Puffzimmer. Das so der Öffentlichkeit zu zeigen, wäre ein Akt der Selbstzerstörung.» Trotz Chaos hat die Autorin ein Bedürfnis nach Ordnung. Daher die Ordner im Regal. Das Zufällige, das Gabriele Barbey aufgefallen ist, hat nicht nur damit zu tun, dass Anita Glunk für «Die Zeile» extra ein Bücherregal hergerichtet hat. Mehr noch hat sie währenddessen sogar Fenster geputzt, ist dabei gestürzt und hat sich den Zeh verstaucht. Da ging die Inszenierung dann etwas flöten. Aber das macht ihr nichts aus, denn: «Zu viel Sorgfalt verhindert Zufälligkeit. Und Zufälligkeit ist wichtig. Schliesslich sollen einem die guten Ideen, Wörter, Sätze, Situationen, Personen zufallen.»
Susanna Schoch
Anita Glunk, Autorin und Tierliebhaberin. Bild: abu
BLUMEN &BÜCHER
Donnerstag bis Sonntag, 1. bis 4. Mai, 8. bis 11. Mai und 15. bis 18. Mai 2025, 10 bis 17 Uhr
Wer Blumen liebt, liebt auch Bücher. Und umgekehrt. Das beweist die Frühlingsausstellung in Schwellbrunn, bei der das Verlagshaus Schwellbrunn und das Haus Sternen von Meisterflorist Walter Zellweger ihre Türen öffnen. Zu entdecken gibt es Bücher, Sträusse, Kalender, Dekorationsartikel, Karten und exklusive Einrichtungsgegenstände. Für die Gastronomie ist neu das Gasthaus Ochsen besorgt, wo ebenfalls Bücher und Floristik präsentiert werden. Und im Verlagshaus finden ausgewählte Veranstaltungen statt.
VERANSTALTUNGEN IM VERLAGSHAUS
Sonntag, 4. Mai, 11 Uhr
Peter Eggenberger: «Lache isch di bescht Medizin»
Sonntag, 18. Mai, 11 Uhr
«Badefreude, Wanderlust und Pistentraum»: Geschichte der Innerrhoder Tourismusförderung