Malereien und Texte

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Maria Palatini MALEREIEN UND TEXTE SKURRIL – SCHRÄG – SCHWARZ – SATIRISCH

7 Einleitung 8 Werdegang 12 Streifzug durch Marias Leben 17 Frech und gewagt 35 Frivolitäten 59 Schadenfreude 71 Glücksmomente und Madame im Glück 95 Liebeserklärung 109 Tiere sind auch nur Menschen – und umgekehrt 139 Leidenschaft und Ehrgeiz 159 Kulinarisches 185 Kulturelle Höhepunkte 199 Stift statt Pinsel 218 Dank INHALT

Viel Vergnügen!

Als ich das Bild fertig hatte, meinte der Kunde, es gehöre sich, dass er das Bild per Flugzeug abhole. Ich weilte gerade in mei nem Haus im Burgund. Der Flughafen im Mâcon war nicht weit entfernt, und wir trafen uns auf dem Flugfeld. Ich fand das sen sationell, noch nie war ein Bild von mir mit dem Flugzeug ab geholt worden. Schmunzelnd beobachtete ich, wie mein Werk auf dem Rücksitz angeschnallt wurde – und dann in den Wolken Ichverschwand!findees interessant, was die Bilderauswahl über einen Kunden oder eine Kundin verrät. Sicher ist es nie Zufall, wel ches Bild ausgewählt wird, es muss dem Betrachter oder der Betrachterin ins Auge springen und einen Bezug zu den eige nen Vorlieben und Schwächen herstellen können. Im Laufe der Zeit habe ich meinen unverwechselbaren Stil ge funden. Alle meine Bilder sind eng mit dem Titel verbunden –sie bilden ein Ensemble. Die Bilder leben von den Details, die mehr als hübsche Beilage sind – bei genauerem Betrachten entdeckt man in ihnen so manch Hinterlistiges. Tauchen Sie ein in die «bösartigen Liebenswürdigkeiten» meiner Bilder.

Ich kam als Maria Palatini im Jahr 1952 zur Welt. Nicht nur der Name wird einem in die Wiege gelegt, sondern auch die Bega bungen. Die Kreativität und das Talent fürs Malen habe ich meiner Grossmutter zu verdanken. Ich lebe malend. Ich habe meinen Weg und meinen Stil über all die Jahre – manchmal über Umwege – gefunden. Ich sehe es als meine Aufgabe, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, in dem man sich – mit einem Schmunzeln im Gesicht – wieder erkennen Menschlichekann.Schwächen,

Leidenschaften und Unarten sowie die Themen Einsamkeit, Zweisamkeit oder Boshaftigkeit sind der Nährboden meines Schaffens. Kurz gesagt: Ich porträtiere das tägliche Getue des Normalbürgers. Manchmal war zuerst ein Erlebnis und dann entstand ein Bild, manchmal war es umgekehrt. In jedem Fall hängt meine Male rei eng mit dem menschlichen Alltag zusammen. Erzählen möchte ich folgende Geschichte: Ein Kunde aus Spanien bestellte ein Bild zum Thema Flugzeug. Er war passionierter Pilot eines Kleinflugzeugs. Ich versprach ihm, mir etwas einfallen zu lassen. So entstand die «Flug schau», das den Titel dieses Buchs ziert.

Maria Palatini

EINLEITUNG

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Die Labormaus am Kantonsspital

8 Als Kind war ich glücklich und zufrieden, wenn ich zeichnen und malen konnte. Farbstifte waren meine ständigen Beglei ter. Im Kindergarten hatte ich freie Hand und malte mit meiner kindlichen Fantasie drauflos, doch im schulischen Zeichenun terricht verlor ich die Freude daran. Vogelbeeren und Sonnen blumen zu malen wurde eher eine Qual. So ergriff ich einen Beruf, der mit Kreativität und Fantasie nichts zu tun hat. Ich wurde medizinisch-technische Laborantin, stand im weissen Kittel vor dem Bunsenbrenner und beschäftigte mich im Labor des Kantonsspitals St. Gallen mit Körperflüssigkeiten. Nach Abschluss des SRK-Diploms 1975 verbrachte ich weitere zwei Jahre am mikrobiologischen Institut in meiner Heimatstadt. Dann war sie wieder da! Die alte Liebe. Ich fing wieder an zu malen. Erst zögerlich und dann wild entschlossen, alles aufs Pferd Malerei zu setzen. Manchmal muss man Träume haben und mutig sein. So wurde aus einer Labormaus eine Malerin. Es entstanden immer wieder «nette Bildchen» Da ich nie eine Kunstschule besucht und keinen Mentor an meiner Seite hatte, war ich auf mich allein gestellt. Im Rück blick war es genau das Richtige. So entstand eine echte, unver fälschte Maria Palatini. Mein Weg war sehr sandig, jedoch nie 1977steinig.packte ich meinen Koffer – selbstverständlich waren auch Pinsel und Farbtuben dabei – und machte mich auf nach San Francisco.Ich mietete ein möbliertes Zimmer, das auch mein Atelier wurde. Mit meinen «Kunstwerken» unterm Arm suchte ich eine Galerie auf. Im Hafenviertel Fisherman’s Wharf fand ich Madame Cory, eine ältere und mütterliche Galeristin. Ich weiss bis heute nicht, ob sie meine Bilder aus Mitleid aufge hängt hat oder weil sie tatsächlich Gefallen daran fand. Erwäh nenswert ist auf jeden Fall, dass meine Bilder neben jenen von Salvador Dali hingen! WERDEGANG

2010 und 2015 Ingrid Kaufmann’s Glashaus, Nebikon, Schweiz

2006 Galerie Kornhaus, Rheinau, Schweiz

Glashaus Nebikon Meine Ausstellungen

1993 Galerie Frankengasse, Zürich, Schweiz

Zurück aus Amerika Zurück aus Amerika hatte ich grosses Glück. In der Altstadt von St. Gallen konnte ich 1979 einen kleinen Laden mieten. 37 Jahre lang diente mir meine Galerie zum Strauss gleichzeitig auch als Atelier. Dank der Galerie war ich unabhängig, und sie si cherte mir meine Existenz. Ich freute mich immer, wenn ich ein Angebot erhielt, und auch ausserhalb meiner Heimatstadt eine Ausstellung machen durfte. So kamen etwa dreissig Ausstellungen im In- und Aus land zustande.

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2002 und 2008 Hyposwiss-Bank, Zürich, Schweiz

2016 Galerie Leuebrüggli, Langenthal, Schweiz

1977 Galerie Susi Brunner, Zürich, Schweiz

2012 bis 2017 Hotel Rigi Kulm, Schweiz

1994 Portals LTD, Chicago, USA 1994 Sailor’s Valentine Gallery, Nantucket, USA 1995 und 2000 Teufelhof, Basel, Schweiz

1999 R & P. Moschin Arosa, Schweiz

1992 Galerie Laubgasse, Frauenfeld, Schweiz

1997 Galerie Oberhuus, Greppen, Schweiz 1997 Globus Zürich, Schweiz 1998 und 2001 Galerie l’Enclume, Bôle, Schweiz 1999 und 2008 Freulerpalast, Näfels, Schweiz

1977 Cory Gallery, San Fancisco, USA 1991 und 1996 Galerie Marlène, Ottenbach, Schweiz

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Arbeitsplatz zu Hause und im Freiluft-Atelier

Arbeitsplätze Ich hatte drei Arbeitsplätze – einen zu Hause, einen in der Gale rie und den dritten im Burgund. 1993 kauften wir ein schönes, altes Haus in Frankreich, wo ich meine Sommer auf dem Lan de, zwischen Charolais-Kühen und Rebstöcken verbrachte. Nebst Unkraut jäten, zusammengefallene Trockenmäuerchen wieder aufrichten, Dachziegel fixieren und sonstiger Garten pflege fand ich genügend Zeit, meine Ideen auf die Leinwand zu Beibringen.schönem Wetter malte ich in meinem Freiluft-Atelier auf der Terrasse, mit freiem Blick in die Hügellandschaft. Viele geschätzte Besucher brachten eine willkommene Ab wechslung in meinen ruhigen Alltag mit guten Gesprächen unter dem klaren Sternenhimmel. In Frankreich gab es keine Ablenkung durch Fernseher, Internet oder Computer – wun derbar! Das Leben beschränkte sich auf elementare Dinge wie Essen,Trinken oder die Wetterlage. Am Ende der «Auszeiten» fuhr ich mit meinen neusten Werken heim und hängte sie in meiner Galerie an die Wand.

11 Galerie zum Strauss

Maria hat ihrer Berufung zur Kunstmalerin ihre ganze Leiden schaft geschenkt. Es gefällt ihr ganz besonders, wenn die Be trachterinnen und Betrachter ihre gemalten Geschichten ver schieden interpretieren und diese nicht allzu ernst nehmen. Das motiviert Maria zu weiteren Schandtaten. Bezüglich Humor kommt mir eine lustige Geschichte in den Sinn. Während der Ausbildungszeit in der Pathologie und Ge richtsmedizin zählte auch Maria für einige Wochen zu meinen Schützlingen. Ich wollte schon damals Marias Humor und ihre Abenteuerlust ausreizen. Also schloss ich Maria in den Kühl raum. Sie machte den Spass mit und setzte mit ihrer spektaku lären Flucht aus dem Fenster noch eins drauf.

Eine weitere Episode spielte sich ab, als ich Maria beauftragte, eine Kotprobe in der Pathologie für eine Analyse abzuholen. Maria kam mir sofort auf die Schliche und überlegte sich, dass dieser Auftrag weder «Hand noch Fuss» haben könne – Tote legen kein Ei. Jetzt war sie an der Reihe mich reinzulegen. Sie ging schnur stracks zur medizinischen Abteilung und besorgte sich einen blickdichten Kotbecher. Danach kaufte sie beim naheliegen den Kiosk einige Schoggikäfer, legte sie in den Becher und überbrachte ihn mir mit unschuldiger Miene. Den Rest dürfen Sie sich gern ausmalen. Auch während unserer Diplomreise in Salzburg waren wir zu Spässen aufgelegt. Beim Spaziergang gelangten wir zu einem etwa 150 Meter hohen Kletterberg mit Höhleneingängen auf verschiedenen Ebenen. Da kam uns die Idee, ein Theater auf dem Felsen zu spielen. Jeder bekam eine Rolle und ein Lied zugeteilt. Ich wurde zu Marilyn Monroe. Solche Szenen könnten Maria zum späteren Malen eines Bildes inspiriert haben, wie zum Beispiel für die Bilder «Aufgetackelt» aus Kapitel eins, «Copacabana» aus Kapitel fünf oder «Alle meine Entchen» aus Kapitel sechs. Ein unvergesslicher Tag! Maria findet ihre Ideen auf der Strasse, im täglichen Leben und in ihrer unmittelbaren Umgebung. Es ist spannend, wie sie aus einem Wort oder Ausdruck ein Bild voller Ironie gestaltet. So entstand auch «Geaktet», diesen Ausdruck hörten wir im Burgtheater in Wien während eines gemeinsamen Städtetrips. Maria hat dieses unscheinbare und seltene Wort hervorragend bildlich umgesetzt. Sie lässt Bilder sprechen.

Maria kenne ich seit 1972, als wir beide unseren ersten Beruf als medizinisch-technische Laborantin erlernt haben – beide sind wir danach unseren anderen Berufungen gefolgt. In all den Jahren unserer Freundschaft hatten wir viel Spass und teilten viele wertvolle Erlebnisse. Ich habe Maria in vielen Be langen schätzen gelernt. Sie ist eine wunderbare Freundin, eine loyale Kollegin und sie besitzt einen feinen Humor, den sie in ihren Bildern auf verschiedene Weise hervorragend ausdrü cken kann – von skurril, schräg, schwarz, satirisch bis zu abso lut köstlich. Ihre Bilder sind voller gesunder Satire und Spott, sei es Übertreibung oder Untertreibung einer objektiven Iro nie. Die Ansichtsweise solcher künstlerischen Ausdrucksfor men liegt immer bei der Betrachterin und dem Betrachter. Sie entscheiden, wie sie diese mit dem verbundenen Spott über vermeintliche Werte empfinden und bewerten – oder die Bilder einfach amüsiert betrachten.

STREIFZUG DURCH MARIAS LEBEN

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14 «Geaktet»

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Viel später, als Maria bereits die Galerie zum Strauss eröffnet hatte, trafen sich acht Kolleginnen aus Marias engstem Freun deskreis – Marleen, Bettina, Vesä, Gabi, Karin, Yvonne, Maria und ich – zu unserem jährlichen Advents-Weiberkränzchen, zum Plaudern mit Marroni, Salami und St. Galler Bürli. Dazu ei nen schönen Rotwein aus dem Burgund, den Maria aus ihrem zweiten Domizil mitgebracht hatte. Diese jährlichen Zusam menkünfte bleiben unvergessen. Viele Passanten blieben vor dem Schaufenster der Galerie zum Strauss stehen und grins ten und kommentierten die ausgestellten Bilder – und wir in terpretierten dies anhand der Grimassen und Gestik. Maria ist auch immer hilfsbereit und die Ideen gehen ihr nicht aus. Einmal hat sie mir eine Wand meiner Terrasse bemalt. Golf und Golfbälle sind für Maria ein rotes Tuch. Trotzdem ist sie auf meinen Wunsch eingegangen und die Idee an und für sich hat sie inspiriert. Sie schenkte mir eine ganze Woche ihrer Zeit, um ein ebenso skurriles wie auch total unrealistisches Golfbild an die Wand zu malen. Ich finde es top! Meine Besucher finden es top! Danke Maria! So sind die Jahre vergangen, und ich könnte noch viele lustige Episoden erzählen. Esther Schmid

17 1 FRECH UND GEWAGT

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Vor- und Hintergründe schaffen Atmosphäre Meine Bilder bestehen nicht nur aus den Figuren und den Situationen, in denen sie sich befinden. Diese wirken wie eine Art Kulisse, die eine Atmosphäre schafft und als Dekoration dient. Kleider, Hüte, Fassaden, verschnörkelte Kronleuchter oder Tapeten aus der «guten, alten Zeit» sind ein fester Bestandteil meiner Bilder. Eine wunderbare Inspira tion diesbezüglich ist die Stadt Wien. Ihr maroder und morbider Charme fasziniert und inspiriert mich. Vor einigen Jahren bin ich mit meiner lieben Freundin Esther nach Wien gereist. Während Esther ge schäftlich unterwegs war, durchstreifte ich die Stadt. Jugendstil und Art déco wohin man schaute. Skurrile Typen, pomadisierte und schmuddelige Kellner in den Wiener Kaffees und aufdringlich ge schminkte ältere Damen, die auf uralten, durchge sessenen Sofas sitzend über die Gäste im Kaffee lästerten. Das ist meine Welt!

19 «Kaffeeklatsch»

20 «Friedenstaube»

21 «Safari»

22 «Aufgetakelt»

23 «hängende Gärten»

24 «Spanische Hofreitschule»

25 «Bergziege»

26 «Veilchenpflücker»

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Malereien und Texte by Verlagshaus Schwellbrunn - Issuu