2 minute read

Ticino, mio bell’ Ticino

Next Article
Die Pellegrinis

Die Pellegrinis

Meine Vorfahren

Ticino, mio bell’ Ticino!

Es mag so gegen Ende der Siebzigerjahre gewesen sein. Die Neugier über meine Vorfahren, über die Pellegrinis und Pertusinis, packte mich. Mein Ziel war es, das spärliche Wissen über meine Vorfahren zu erweitern. Stabio, ein Dorf im Mendrisiotto, Bürgerort der Pellegrinis, hier sollte es möglich sein etwas über meine Ahnen zu erfahren.

An einem Werktag im Sommer stiegen wir ins Auto und fuhren los Richtung Mendrisiotto. Spontan und unangemeldet klopfte ich beim Zivilstandsamt Stabio an, während Annali mit unseren Mädchen im Auto wartete. Stolz erklärte ich dem Zivilstandsbeamten – auf Italienisch natürlich – dass ich ein Pellegrini sei, ein Bürger von Stabio notabene. Treuherzig Stabio TI bat ich ihn, er möge mir Einsicht in die Bürgerbücher gewähren, weil mich das ungemein interessiere.

In einem freundlichen Ton erläuterte mir der Beamte, dass nicht jeder dahergelaufene Mensch in diese Bücher Einsicht nehmen könne. Es sei denn, ganz wichtige Gründe lägen vor. Solche hatte ich nicht. Weil ich aber von so weit hergereist sei und weil ich ein Pellegrini sei, würde er mir gerne die Bürgerstube zeigen. Ich solle doch meine Frau und die Kinder heraufholen.

Sprach’s und kurze Zeit später bestaunten wir die Bürgerstube mit den Wappen der Bürger an den Wänden. Natürlich konnte ich meine Begeisterung für den bel canton Ticino, für meine Heimatgemeinde Stabio und überhaupt für die Italianità nicht zurückhalten. Das Gespräch mit dem Zivilstandsbeamten wurde lockerer, wenn nicht sogar freundschaftlich. Schliesslich verschwand er und kehrte zurück mit Gläsern und einer Flasche Merlot – und mit einem grossen, dicken Zivilstandsbuch.

Darin konnte ich nun nach Lust und Laune blättern, lesen und staunen. Da stand schwarz auf weiss: Pellegrini Jacques Paul, data del matrimonio (Heirat) 29. agosto 1925, und weiter: Pellegrini Jakob Anton, figlio di Pellegrini Jacques Paul e di Maria Emerita, nata Eugster, data della nascita 29. novembre 1925.

Mit einem Augenzwinkern erlaubte ich mir den Hinweis auf die augenscheinlich kurze, dreimonatige Schwangerschaft des ersten Sohnes meines Vaters. Worauf mir der Zivilstandsbeamte in Italienisch entgegnete: «Guardi, signor Pellegrini, warum die Zivilstandsbücher nicht für alle Leute zugänglich sind. Solche Einträge, wie zum Beispiel dieser da, gewähren Einsicht in intime Familienverhältnisse und sind daher vertraulich zu behandeln.» Indessen blätterte ich weiter und geriet beim Foglio No. 2379 auf meine Seite. Pellegrini Silvio, stand da geschrieben, data del matrimonio: 13. settembre 1968, und weiter, Pellegrini Corina, figlia di Pellegrini Silvio e di Anna, nata Tanno, data della nascita 3. gennaio 1969. «Guardi, signor Segretario», sagte ich zum Zivilstandsbeamten, «die Tradition der Pellegrinis der kurzen Schwangerschaften wird fortgesetzt.» Wir lachten gemeinsam über unsere Entdeckungen in seinen wohlgehüteten Büchern. Mit einem feinen Merlot stiessen wir auf die Patriziati di Stabio an, und die Begegnung endete in einer spontanen Freundlichkeit.

Wir verliessen Stabio, nächtigten in einem Hotel und fuhren am nächsten Morgen los Richtung Lago di Como nach Nesso. Hinweise auf Nesso hatte ich nicht nur am Vortag im grossen, dicken Zivilstandsbuch unter dem Namen meines Urnenis Pertusini bemerkt. Der Dorfname Nesso war mir zudem bekannt aus

Nesso (Lago di Como)

This article is from: