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Der Pikettdienst

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Im Welschland

Im Welschland

St-Gingolph, zu den Zeiten als ich den «Grenzübertritt» wagte

wirklich kein Gendarm, kein Mensch, zu sehen war, stieg ich über die Böschung hinunter, durchquerte den kleinen Bach und stieg auf der anderen Seite hinauf. Ich war in Frankreich, im Land der Légion étrangère. Wie lange ich dort verweilte, weiss ich heute nicht mehr. Lange Zeit kann es nicht gewesen sein, schliesslich wollte ich nicht als Held in der Légion zugrundegehen.

Ein anderes Erlebnis, an das ich mich auch gerne erinnere: Am Ende des ersten Sommers, am Abreisetag gab’s Zahltag. 80 Franken – viel Geld für einen 12-jährigen Bub. Natürlich war ich stolz auf meinen selbstverdienten Lohn. Ich erinnerte mich an ein Buch, das ich vor dem Welschlandbesuch gelesen hatte. Ein Buch, geschrieben von Erich Kästner mit dem Titel «Emil und die Detektive». Da war die Rede von Dieben und anderem Gaunerpack. Es wäre einem Weltuntergang gleich gekommen, wenn mir mein ganzer Sommerlohn auf diese Weise abhandengekommen wäre. Also bat ich Madame Mouron um eine grosse Sicherheitsnadel. Die Banknoten schob ich in die Westentasche meines Sonntagskittels. Auf der Innenseite stach ich mit der Sicherheitsnadel durch die Westentasche und die Banknoten hindurch und befestigte so das Geld. Von Vevey bis Thusis war ich allein im Zug. Ich weiss noch genau, wie ich trotz der Sommerhitze auf der ganzen Reise den Tschopen anbehielt. Zu Hause angekommen, gab ich den Lohn auf den Franken genau meiner Mutter ab. Heute weiss ich nicht mehr, ob mich die

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