Die Zeile Nr. 2/2025

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Die Zeile

Das Magazin des Verlagshauses Schwellbrunn

Esther Ferrari dichtet Fingerverse in Appenzeller Mundart

Das Verlagshaus zieht von Schwellbrunn nach Herisau

Eine Hommage auf Autor und Chronist

Appenzeller Verlag

Toggenburger Verlag edition punktuell

Nr. 2/2025

Peter Eggenberger

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Inhalt

5 Wir ziehen von Schwellbrunn nach Herisau

In eigener Sache

7 Wer liest da?

8 Das Geheimnis der verrückten Villa Myriam Zdini

9 De Tuume macht, wa n er will –und Esther Ferrari macht’s vor Esther Ferrari

10 Der Chronist des Ostschweizer Alltags ist verstummt

Peter Eggenberger

12 Kulturelles Toggenburg Herausgebergruppe

Toggenburger Jahrbuch

13 Drei Jahrzehnte für den Toggenburger Bildkalender Ruedi Flotron

14 Mein Buchtipp «Lauralei» von Karin Künzle

Notizen aus dem Verlagshaus

15 Wer liest da? – Auflösung

Abschiede und Neuanfänge

Mit grosser Betroffenheit haben wir vom Tod unseres Autors Peter Eggenberger erfahren. Ihn, der bekannt für seine humorvollen Kurzgeschichten im Kurzenberger Dialekt und sein Engagement für den Appenzeller Witzweg ist, haben wir auch als Menschen kennen und schätzen gelernt. Er war fleissig, loyal und kreativ. Davon zeugen auch seine zahlreichen Bücher. Und sie werden noch viele Leserinnen und Leser erfreuen.

Der zweite Abschied, den das Verlagshaus zu betrauern hat, ist zum Glück nur ein professioneller. Ruedi Flotron, der 30 Jahre für unseren Toggenburger Bildkalender fotografiert hat, möchte mit 72 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Er legt das Zepter in die fähigen Hände von Katja Nideröst, Fotografin und Redaktorin des Toggenburger Magazins. Für sein ausdauerndes und unermüdliches Engagement danken wir Ruedi Flotron herzlich.

Auch dem Verlagshaus selbst stehen einige Änderungen bevor. Zu viel will ich an dieser Stelle nicht verraten; Details finden Sie auf der Seite 14. Eins vorab: Ende 2025 werden wir umziehen. Der Abschied von Schwellbrunn fällt uns nicht leicht, aber der neue Ort wird uns neue Möglichkeiten bieten, und wir freuen uns sehr, Sie in dem historischen Haus begrüssen zu dürfen.

Neben allen Umwälzungen läuft das Tagesgeschäft weiter. Und mit ihm das Buchprogramm. Zwei Titel unseres Herbstprogramms möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen: «De Tuume macht, wa n er will», ein weiterer Band voller Fingerverse in Appenzeller Mundart von Esther Ferrari, und «Alba und die Legende von Schaaf» von Myriam Zdini, unsere erste Abenteuergeschichte für Kinder ab neun Jahren.

Viel Vergnügen wünscht Ihnen

Susanna Schoch, Leiterin Buch

Bild: abu

Andreas Butz

Panorama Appenzellerland 2026

700 × 500 mm, Fr. 83.–

ISBN 978-3-85882-903-0

Christine König (Herausgeberin)

Appenzeller Kalender 2026

160 Seiten, 170 × 210 mm, Fr. 15.20

ISBN 978-3-85882-910-8

Andreas Butz

Appenzeller Bildkalender 2026

400 × 310 mm, Fr. 28.90

ISBN 978-3-85882-904-7

Ruedi Flotron

Toggenburger Bildkalender 2026

400 × 310 mm, Fr. 28.90

ISBN 978-3-907399-09-5

Christine König (Herausgeberin)

Saat- und Pflanzkalender 2025

64 Seiten, 135 × 195 mm, Fr. 19.90

ISBN 978-3-85882-909-2

Jolanda Fäh und Susanne Mathies (Herausgeberinnen)

Poesie Agenda 2026

256 Seiten, 105 × 148 mm, Fr. 19.90

ISBN 978-3-85830-344-8

Wir ziehen von Schwellbrunn nach Herisau

Die Appenzeller Verlag AG zieht um. Voraussichtlich ab November 2025 finden Sie unser Verlagshaus neu in der Windegg 5, mitten im Herzen von Herisau.

Das neue Verlagshaus wurde Ende des 17. Jahrhunderts erbaut. Aussen wie innen verfügt es über prächtige Malereien, die im Zuge der Renovation restauriert wurden.

Bilder: abu

Die Appenzeller Verlag AG zieht um. Voraussichtlich ab November 2025 finden Sie uns neu in der Windegg 5, mitten im Herzen von Herisau. Unser neues Domizil ist ein ganz besonderes: das ehemalige Wohnhaus des Herisauer Kunstmalers Luigi Grigoletti (1887 – 1939). Das historische Gebäude direkt beim Rosengarten wird derzeit sorgfältig renoviert und bietet künftig Raum für unsere Büros, einen Verlagsladen und für ausgewählte Veranstaltungen.

Mit dem Umzug schreiben wir unsere Geschichte weiter. Vor etwas mehr als zehn Jahren sind wir mit einem kleinen Team von Herisau nach Schwellbrunn gezogen, wo wir uns als unabhängiges Verlagshaus mit regionalem Fokus etablieren konnten. Seither sind in unseren fünf Verlagen (Appenzeller Verlag, Toggenburger Verlag, FormatOst, orte Verlag und edition punktuell) weit über 200 Bücher und Kalender erschienen sowie zahlreiche Ausgaben des Appenzeller Magazins, des

Toggenburger Magazins und der Literaturzeitschrift orte.

Mit dem bevorstehenden Umzug gehen auch Veränderungen in den Besitzverhältnissen einher. Marcel und Yvonne Steiner, die die Appenzeller Verlag AG im Jahr 2014 gründeten, haben ihre restlichen Aktien der Steinegg AG veräussert, die zur Herisauer Steinegg Stiftung gehört. 30 Prozent der Aktien verbleiben wie bisher bei der Appenzeller Druckerei AG in Herisau, mit welcher das Verlagshaus administrative Synergien nutzt. Im März

Weitere Bilder finden Sie im Blog auf unserer Webseite verlagshaus-schwellbrunn.ch/ wissen/blog/

2025 übergab Marcel Steiner zudem altershalber das Präsidium des Verwaltungsrats an Paul Zähner von der Steinegg AG. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung blicken der Zukunft mit Freude entgegen und setzen sich auch am neuen Standort dafür ein, die Appenzeller Verlag AG als bedeutendes Verlagshaus der Ostschweiz weiterzuentwickeln. Und wir freuen uns sehr, Sie bald in Herisau begrüssen zu dürfen – sei es im Verlagsladen, bei einer Veranstaltung oder einfach bei einem Besuch in unseren Büros.

Cyrill Stieger

WanderOrte

Literarische Werke und ihre Schauplätze

2025, 216 Seiten, Fr. 42.–

ISBN 978-3-85830-338-7

6.Auflage

2.Auflage

3.Auflage

Stadtarchive St. Gallen

Fotografien aus einem Jahrhundert

Die Sammlung Foto Gross der Stadtarchive St. Gallen

2025, 224 Seiten, Fr. 45.–ISBN 978-3-03895-073-8

5.Auflage

Lara Abderhalden Felsenfest.

Das Berggasthaus Tierwis 2024, 96 Seiten, Fr. 28.–

ISBN 978-3-85882-893-4

Yvon Mutzner und Peter Donatsch

Emma

2023, 228 Seiten, Fr. 34.–

ISBN 978-3-85882-891-0

Hans Büchler (Herausgeber) Der Alpstein Natur und Kultur im Säntisgebiet 2014, 364 Seiten, Fr. 89.–ISBN 978-3-85882-700-5

Kathrin Moeschlin, Nadia Pettannice

Badefreude, Wanderlust und Pistentraum

Geschichte der Tourismusförderung in Appenzell Innerrhoden 2025, 176 Seiten, Fr. 38.–ISBN 978-3-85882-908-5

Standardwerk über das Silvesterchlausen in aktualisierter

Auflage

Bräuche werden gelebt und verändern sich laufend. Beim Silvesterchlausen ist in jüngster Zeit einiges passiert, sodass es Zeit wurde für eine aktualisierte Auflage des Sachbuchs. Autor Johannes Schläpfer hat die neusten Erkenntnisse aufgearbeitet.

Philipp Probst Fahrtenschreiber 2

Glossen von Philipp Probst, mit Illustrationen von Eddie Wilde 2025, 124 Seiten, Fr. 30.–

ISBN 978-3-905724-83-7

Hans Hürlemann

Helewie

So schwätzed d Appezeller 2025, 112 Seiten, Fr. 24.–

ISBN 978-3-85882-918-4

Johannes Schläpfer

Silvesterchlausen

2.Auflage

Geächtet, geduldet, gefördert 2025, 160 Seiten, Fr. 49.–

ISBN 978-3-85882-915-3

Ruth Weber B. und der König 2025, 164 Seiten, Fr. 32.–ISBN 978-3-85830-331-8

Marco Frigg

Adidas und Zoccoli

2024, 216 Seiten, Fr. 34.–

ISBN 978-3-85830-324-0

WERLIEST DA ?

Bücherschrank. Hausaltar. Kunstort

Ein Bücherschrank voller Kultur­ und Kunstprofi­Literatur. Erneut sieht es nach Appenzell aus; der Innerrhoder Hauptort ist nun mal ein kultureller Hotspot in der Region.

Das Augenfälligste ist diese Marienfigur, zu der die Türen offenstehen. Die Schubladen bleiben geschlossen, worüber ich froh bin, es gibt schon so genug zu sehen. Offenbar ist der Bücherschrank in eine ehemalige Türöffnung in einem getäferten Raum eingebaut worden. Täusche ich mich, oder sind die Innenseiten der beiden Türflügel in verschiedenen Farbnuancen gestrichen? Links ein Cappucci­

Wer liest da?

Bücher prägen den Menschen, Bücher im Regal können etwas über uns aussagen. In unserer Rubrik «Wer liest da?» schicken wir Autorin Gabriele Barbey, langjährige Leiterin der Bibliothek Herisau, kommentarlos ein Foto eines Bücherregals per Mail. Sie kann das Foto am Computer vergrössern, um Details besser zu sehen – mehr aber nicht. Sie analysiert, interpretiert und vermutet vom heimischen Schreibtisch aus, wem das Regal gehören könnte. Die Auflösungen finden Sie weiter hinten in diesem Heft.

no­Braun, rechts ein Caramel­Ocker. Ein stimmiger Hintergrund für eine schwarze Madonna aus Bronze oder bemaltem Holz, mit Krone, auf ihren Armen das Jesuskind, das mit beiden Händen eine Weltkugel hält. (Auf die kunsthistorische Auflösung bin ich gespannt.)

In den Büchern hingegen geht es vorwiegend um (amerikanische) Kunst von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute. Und genauso bedeutend ist die europäische Philosophie, vertreten mit den damaligen Stars Foucault, Deleuze, Habermas, dem heutigen Slavoj Žižek.

Beim Vergrössern des Bildes sehe ich, dass die hölzerne Rückwand im «Altarteil» einen bronzenen Glanz hat. Und schimmert das Tablar zuunterst rechts golden? Das hätte etwas lustvoll Barockisierendes; mir kommen die leuchtenden Farben der Vera Marke (Herisau/Hundwil) in den Sinn. Auch Belletristik steht da und, thematisch aus der Reihe tanzend, ein neues Sachbuch aus dem Appenzeller Verlag: «Badefreude, Wanderlust und Pistentraum, die Geschichte der Tourismusförderung in Appenzell Innerrhoden».

Jetzt zu den drei Büchern, die uns –vielleicht – näher an die gesuchte Person bringen.

Erstens: «Komödie des Daseins. Kunst und Humor von der Antike bis heute». Zweitens: John Baldessari: «Pure beauty». Drittens: «Centre Pasquart 1990, 2000, 2010». Fleissiges Recherchieren zeigt mir: Mit allen drei Werken ist ganz konkret eine Persönlichkeit verbunden, die seit Herbst 2022 in Appenzell wirkt als Direktorin des Kunstmuseums und der Kunsthalle.

Werfen wir noch einen Blick auf die untere rechte Bildecke: Was da so schwarzrötlich schimmert, könnte ein UrushiLack­Tischchen von Salome Lippuner (Trogen) sein.

Es wäre ein weiteres Zeichen dafür, wie vernetzt der Kunstkosmos Appenzellerland funktioniert.

Gabriele Barbey

* PS: Ah, es gäbe noch vieles zu ergründen: «Hersche» zum Beispiel, einen knallroten Fotoband, schön und unhandlich, aus dem St. Galler Verlag Jungle Books. Oder diese Gebetskette, die da links von der Decke hängt …

Auflösung auf Seite 15

Das Geheimnis der verrückten Villa

«Alba und die Legende von Schaaf» ist eine mitreissende Abenteuergeschichte für Kinder ab neun Jahren.

Autorin Myriam Zdini weiss als Lehrerin, Hörspielregisseurin und Mutter genau, was Kinder in diesem Alter bewegt.

Die zehnjährige Alba fühlt sich allein. Ihre beste Freundin Julie ist weggezogen und lässt nichts mehr von sich hören. Bald zieht Kai mit seiner Familie in Julies Haus. Alba kann ihn von Anfang an nicht leiden. Ausserdem hat er ein Geheimnis, da ist sie sich sicher. Was treibt er bloss im Keller der verrückten Villa, in der vor genau fünfzig Jahren jemand verschwunden sein soll? Alba geht der Sache auf den Grund – und findet dabei viel mehr als nur die Antwort auf ihre Frage.

«Alba und die Legende von Schaaf» ist eine Abenteuergeschichte für Kinder ab neun Jahren. Es geht um ein Dorfjubiläum und die geheimnisvolle Vergangenheit ei­

ner Fabrikantenfamilie, es geht um Tradition und Moderne, um Freundschaft und Zusammenhalt. Handlung und Figuren erinnern an Klassiker wie «Fünf Freunde», «TKKG» und «Die drei Fragezeichen», aber mit Lokalkolorit: Das Dorf Schaaf ist an die Ausserrhoder Gemeinde Gais angelehnt, die Wohngemeinde der Autorin Myriam Zdini. Die Illustrationen von Katja Nideröst, Redaktorin und Fotografin des Toggenburger Magazins, hauchen Alba und ihren Freunden auch visuelles Leben ein.

Myriam Zdini vereint in ihrem ersten Kinderbuch all ihre Kompetenzen und Leidenschaften: Sie hat Theaterstücke,

Hörspiele und Audioprojekte konzipiert, geschrieben und umgesetzt, Theaterinszenierungen dramaturgisch begleitet, redaktionell gearbeitet und bei diversen Kulturprojekten mitgewirkt. Seit 2014 arbeitet sie freischaffend für Radio SRF, ausserdem ist sie in einem Teilzeitpensum als Lehrerin tätig. Nicht zuletzt ist sie Mutter. Und man darf sich freuen: Zwei weitere Bände hat Myriam Zdini bereits in Planung.

978-3-03895-067-7

3.Auflage

Myriam Zdini

Alba und die Legende von Schaaf Appenzeller Verlag 120 Seiten, geb., ill., Fr. 26.90 ISBN 978-3-85882-911-5

Die Gaiser Autorin Myriam Zdini plant mindestens eine Trilogie von «Alba».
Bild: abu
Melina Bergamin Janos gross(artig)e Ohren 2024, 32 Seiten, Fr. 29.80
Martina Krauer, Melina Bergamin Mailo im Land der Gefühle 2023, 50 Seiten, Fr. 29.80
Yven

De Tuume macht, wa n er will –und Esther Ferrari macht‘s vor

«De Tuume macht, wa n er will» ist das neue Buch voller Sprüche und Reime im Appenzeller Hinterländer Dialekt von Esther Ferrari. Die Schaffenskraft der 85-jährigen Autorin aus Urnäsch scheint unerschöpflich.

«Da isch de Tuume, de sterchscht ond de bescht», reimt Esther Ferrari in ihrem Buch voller Fingerverse in Appenzeller Mundart – charmant, witzig und vertraut. Fingerverse haben in vielen Familien eine lange Tradition. In ihrer seien es inzwischen ihre Urgrosskinder, die sie inspirieren und denen sie ihre «Spröchli» und Geschichten erzähle, sagt die Urnäscherin. Ihr ist es ein Anliegen, dass Kinder mit den Fingerversen ihre Hände und Finger, den ganzen Körper bewegen. Ihre Sprüche und Reime sorgen für Heiterkeit und Spiel, schaffen auch Nähe und Verbindung zwischen Erwachsenen und Kindern. «Selbst wenn es mehr und mehr neue technische Möglichkeiten gibt, Geschichten zu erzählen, hat es doch noch immer eine besondere Magie, wenn man einem Kind ein ‹Spröchli› vorsagt, während es einem auf dem Schoss sitzt. Solche Augenblicke berühren und bleiben in Erinnerung», sagt die 85­Jährige.

«De Tuume macht, wa n er will» ist ein Gemeinschaftswerk und teilweise ein Familienprojekt. Die Verse stammen von Esther Ferrari. Mit ins Boot geholt hat sie ihre Enkelin und ihren Sohn. Enkelin Stefanie Rutz, Sängerin und Musical­Regisseurin von Beruf, hat zu einigen Sprüchen Musik komponiert und Lieder aufgenommen. Sohn Hampi Schoop fungiert als Sprecher und Sänger. Die Illustrationen stammen von Monika Schmid, freischaffende Lokaljournalistin und Fotografin aus Appenzell Steinegg.

Familienprojekt: Autorin Esther

flankiert von ihrer

ihrem

3.Auflage

Esther Ferrari

Daa isch de Tuume (mit CD) 2015, 64 Seiten, Fr. 38.ISBN 978-3-85882-729-6

Das Buch ist multimedial nutzbar. QRCodes führen zu den gesprochenen Versen und Liedern. Zudem zeigt Autorin Esther Ferrari in Filmsequenzen, wie man die Finger zu den Sprüchen bewegen kann.

Esther Ferrari De Tuume macht, wa n er will No mee Spröchli zom verzelle, singe und spile Appenzeller Verlag 64 Seiten, geb., ill., Fr. 38.–ISBN 978-3-85882-912-2

5.Auflage

Lilly Langenegger Mini-Lilly

2019, 24 Seiten, Fr. 19.–

ISBN 978-3-85882-824-8

Karin Antilli Frick Appenzeller Alpfahrt 2025, 18 Seiten, Fr. 19.90

ISBN 978-3-85882-906-1

Jost Kirchgraber, Werner Meier De Windbläss

2025, 46 Seiten, Fr. 29.80

ISBN 978-3-907399-10-1

Ferrari (Mitte),
Enkelin Stefanie Rutz und
Sohn Hampi Schoop. Bild: abu

Der Chronist des Ostschweizer

Alltags ist verstummt

Zum Tod von Peter Eggenberger

Im Alter von 86 Jahren ist Peter Eggenberger am 2. Juli an seinem Wohnort in Au SG gestorben. Der lange Jahre in Wolfhalden lebende Peter Eggenberger machte sich einen Namen als Autor zahlreicher Bücher und unzähliger Medienberichte. Mit seinem profunden Wissen über das Land und seiner Liebe zu den Leuten war er Botschafter einer ganzen Region.

Peter Eggenberger wurde 1939 in Walzenhausen geboren. In der Radiosendung Menschen und Horizonte aus dem Jahr 2011 bezeichnete er seine Jugend in Walzenhausen als nicht eben glücklich. Seine Eltern gehörten den Zeugen Jehovas an. Der Alltag des Sohnes war geprägt von religiösen Zwängen und von der sozialen Kontrolle in der Enge des Dorfes.

Ausbruch aus der Enge

An der Schwelle zum Erwachsenwerden realisierte Peter Eggenberger, wie fremdbestimmt sein Leben bislang verlaufen war. Und er wollte nur noch eines: weg von zu Hause, weg von Walzenhausen. So entschied er sich für eine Lehre als Drogist. Denn diese konnte er nicht in der Nähe machen, sondern musste dazu erst nach St. Gallen, später gar nach Sissach im Baselbiet. Von Sissach aus war es ein Katzensprung ins Elsass und bei den Besuchen ennet der Grenze sog der junge

Mann das französische Laisser­faire auf wie ein Schwamm.

Abenteuer Fremdenlegion

Nach Abschluss der Lehre und eben gerade 20 Jahre alt geworden, wollte Peter Eggenberger wieder nur eines: weg. Diesmal aber richtig weit weg. Die Enge des Appenzellerlands trieb ihn in die Fremdenlegion. Per Autostopp reiste er 1959 nach Marseille, wo er für fünf Jahre unterschrieb.

Nach den fünf Jahren war für ihn klar: Ich fahre nach Hause. Und er schaffte, was manch einem seiner Kameraden nicht gelang – die Rückkehr in ein bürgerliches Leben. Er wurde Lehrer und Logopäde, gründete eine Familie und wurde Vater eines Sohnes. Mit Freude arbeitete er mit sprachbehinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen an der Sprachheilschule St. Gallen. Gemeinsam mit seiner im Jahre 2006 verstorbenen Ehefrau engagierte er sich viele Jahre im Sport für behinderte Menschen.

Vom Journalisten zum Chronisten

Zweierlei faszinierte Peter Eggenberger: die Sprache und die Menschen. Mitte der 1960er­Jahre begann er für verschiedene Zeitungen zu arbeiten, und ab 1982 wurde der Journalismus zur freiberuflich ausge­

Gedenkveranstaltung für Peter Eggenberger

Am Freitag, 26. September 2025, um 18 Uhr findet im Saal des Hotels Krone Wolfhalden eine Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Autor Peter Eggenberger statt. Der Anlass wird organisiert vom Appenzeller Verlag, der Gemeinde Wolfhalden und dem Medizinischen Ambulatorium in Heiden.

Der in Walzenhausen aufgewachsene und lange in Wolfhalden lebende Schriftsteller verstarb am 2. Juli im Alter von 86 Jahren. Mit seinen zahlreichen

Büchern und Medienberichten wurde er zum Botschafter der Region Appenzell Ausserrhoden.

Das Programm umfasst eine Lesung aus Eggenbergers Werken durch Hanspeter Nef sowie musikalische Beiträge von Hans Sturzenegger am Hackbrett. Wolfhaldens Gemeindepräsident Gino Pauletti wird ein Grusswort sprechen, die Moderation übernimmt Marcel Steiner. Im Anschluss findet ein Apéro statt. Der Eintritt ist frei.

übten Haupttätigkeit. Die Zahl der von Peter Eggenberger erschienenen Beiträge dürfte in die Tausende gehen, und die Liste der bedienten Zeitungen und Zeitschriften ist lang. Über die Jahre ist Peter Eggenberger so zum Chronisten der Ostschweiz geworden. Dies insbesondere auch als Fotograf. Sein Fotoarchiv hat zeitgeschichtliche Bedeutung.

Die Zeit in der Fremdenlegion hat das Auge Peter Eggenbergers für die Eigenheiten seiner Heimat geschärft. Zwischen 1986 und 1988 verfasste er zusammen mit den Brüdern Walter und Ernst Züst die Chronik der Gemeinde Walzenhausen. Bei dieser Arbeit setzte er sich mit der neueren Vergangenheit auseinander, der Zeit ab 1875 bis zur Gegenwart. Dabei kam er mit vielen Zeitzeugen ins Gespräch, die ihm unzählige Geschichten erzählten.

Spezialist für Kurzenberger Dialekt Peter Eggenberger konnte diese nicht alle für die Chronik verwenden. Er begann, das ihm Zugetragene in Mundart aufzuschreiben, und so entstand 1989 mit dem «Gwönderbüechli» der erste Band mit humorvollen Geschichten im Kurzenberger Dialekt. Seither sind weitere elf Büechli – wie Peter Eggenberger seine Werke liebevoll zu bezeichnen pflegte –erschienen. Zusammen erreichen sie eine Auflage von weit über 60 000 Exemplaren. Peter Eggenberger war bis kurz vor seinem Tod viel unterwegs, reiste in der ganzen Ostschweiz umher und sorgte bei Vereinen, Firmen, Hotels und Seniorenanlässen für heitere Stimmung. Dabei war ihm seine Lebenspartnerin stets eine hilfreiche Begleiterin. Er war nicht nur Chronist einer Region, sondern ebenso deren Botschafter.

Nach einer über 20 Jahre dauernden totalen Legionsabstinenz näherte sich Peter Eggenberger mit Frankreichbesuchen und entsprechender Lektüre erneut dem Thema Fremdenlegion. Er begann Vorträge zu halten. Von Reaktionen aus dem Publikum ermuntert, packte er seine Erleb­

nisse als Fremdenlegionär, sein historisches Wissen sowie seine Freude am Geschichtenerzählen in einen Kriminalroman: Das Buch «Mord in der Fremdenlegion» erschien seit dem Jahr 2000 in mehreren Auflagen.

Als Krimiautor auf den Geschmack gekommen, verarbeitete Peter Eggenberger seine Recherchen zur freien Heiltätigkeit im Appenzellerland ein paar Jahre später zum Krimi «Tod eines Wunderheilers».

Mitgründer des Witzwegs

Peter Eggenberger bezeichnete sich selbst als Frohnatur. Als solche rief er 1993 zusammen mit Peter Baer, dem damaligen Wirt der Krone Wolfhalden, den Witzweg zwischen Heiden und Walzenhausen ins Leben. Dieser erfreut seither Tausende von Wandersleuten. Mit dem Klischee des besonders witzigen Appenzellers setzte sich Peter Eggenberger im Standardwerk «Der Appenzeller Witz» auf

ebenso fachkundige wie vergnügliche Art auseinander.

Die Intensität, die Hartnäckigkeit und die Ausdauer, mit der Peter Eggenberger am Werk war, ist beeindruckend. Für seine Verdienste wurde er 2019 von der Gemeinde Wolfhalden mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts geehrt. Nun ist der Chronist des Ostschweizer Alltags verstummt. Marcel Steiner

Peter Eggenberger (1939 – 2025) an seinem Arbeitsplatz.
Bild: Andreas Butz (11.11.2023)

Kulturelles Toggenburg

Das Toggenburg zeichnet sich durch ein reges Kulturschaffen aus. Darauf verweisen gleich mehrere Artikel des Toggenburger Jahrbuchs 2026.

In der neuesten Ausgabe des Toggenburger Jahrbuchs wird das künstlerische Werk des Hembergers Johann Rudolf Bühlmann und des Niederuzwilers Georg Rimensberger gewürdigt. Von vielfältigem kulturellem Schaffen zeugen auch die Holzskulpturen, die heute auf dem Winzenberg zu entdecken sind, und das Gemeindehaus Uzwil, das lokalen Persönlichkeiten wie Ferdinand Gehr oder Pia Roshardt­Meinherz einen eigenen Raum widmet. Weitere Beiträge beschäftigen sich mit der Wattwiler Buntweberei, der Grütlianer­Bewegung in der Region, den Bränden und Konkursen im Hotelgewerbe, der Deponie im Burgauerfeld bei Fla­

Jolanda Spengler

Wanderparadies Toggenburg 2022, 224 Seiten, Fr. 42.–

ISBN 978-3-908166-99-3

wil oder dem Lebensraum der Kreuzkröten in Kirchberg.

Das Toggenburger Jahrbuch gibt es in der vorliegenden Form seit dem Jahr 2000. Jedes Jahrbuch birgt eine Fülle von Themen, welche nach einer vertieften Betrachtung rufen. Es wird von einer Gruppe in wechselnder Besetzung geschrieben, redigiert und herausgegeben und kann als Baustein zur kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen regionalen Themen betrachtet werden. Historisches, Vergessenes oder noch Unerforschtes wird in die Gegenwart geholt, Zeitgeschehen in einen kausalen Zusammenhang gebracht und Menschen werden ins Licht gesetzt.

Marcel Steiner

Wanderparadies Appenzellerland 1 2021, 336 Seiten, Fr. 38.–

Herausgebergruppe

Toggenburger Jahrbuch

Toggenburger Jahrbuch 2026

Toggenburger Verlag

264 Seiten, brosch., ill., Fr. 38.–

ISBN 978-3-907399-11-8

Marcel Steiner/Jolanda Spengler

Wanderparadies Appenzellerland 2 2018, 304 Seiten, Fr. 38.–

ISBN 978-3-85882-851-4 5.Auflage

ISBN 978-3-85882-850-7

ISBN 978-3-85882-808-8

Marcel Steiner Wanderparadies Appenzellerland 3 2022, 216 Seiten, Fr. 38.–

Menschen und ihre Räume: Einblicke ins Uzwiler Gemeindehaus. Bild: Bildform Henau, Peter Dotzauer

Drei Jahrzehnte für den Toggenburger Bildkalender

Im Jahr 1996 wurde der Toggenburger Bildkalender als Pendant zum Appenzeller Bildkalender ins Leben gerufen – und genauso lange hat ihn Ruedi Flotron fotografiert. Dieses Jahr das letzte Mal.

«Dieses Bild entstand in der Nähe der Tierwis.» Ruedi Flotron hält seinen letzten Toggenburger Bildkalender für das Jahr 2026 in den Händen. Er deutet auf einen Berg im Hintergrund des Titelbildes. «Die Silberplatten», erklärt er. Der 72­Jährige sitzt in einem Sessel in seinem Zuhause in Bächli im Toggenburg. Hier wohnt er mit seiner Frau im ehemaligen Schulhaus. Nur mühselig kann er sich im Moment bewegen. Sein künstliches Hüftgelenk macht ihm zu schaffen. Er musste sich im Spital behandeln lassen und darf nun das rechte Bein nur minim belasten. Eine schwierige Situation für den aktiven Pensionär. Ruhig sitzen fällt ihm schwer. Er und seine Frau sind in den Bergen gerne unterwegs, erwandern das Toggenburg oder wagen sich an verrücktere Bergtouren. So bestiegen sie auch etliche Schweizer 4000er. In Mexiko, das die beiden regelmässig besuchen, erklommen sie einige noch höhere Berge.

Die erste Kamera aus dem Pensionsgeld

Die Liebe zur Landschaftsfotografie erwachte bei Ruedi Flotron im Alter von rund 20 Jahren. «Als mein Vater in Rente ging, erhielt er Pensionsgeld. Daraus kaufte er sich selbst ein Töffli, meiner Mutter eine Waschmaschine und mir eine Kamera», erinnert sich der gebürtige Solothurner. «Eine Miranda Sensorex war das. Sucher und Objektive liessen sich auswechseln.» Mit der Kamera hielt er die Schönheiten seiner Heimatregion, dem Jura, fest. 1981 verliessen Ruedi Flotron und seine damalige Frau das Mittelland und schlugen im Toggenburg Wurzeln. Sie hatten ein Stellenangebot im Jugendheim Hemberg angenommen. Während zwölf Jahren arbeitete der gelernte Elektroniker und ausgebildete Pflegefachmann im Heim, zuletzt als dessen Leiter. Dann wechselte er zur Spitex Neckertal, die er 25 Jahre lang führte. Die Arbeit für den Toggenburger Bildkalender begann 1996 und war stets eine Nebenbeschäftigung. Zu jener Zeit besass Ruedi Flotron bereits ein umfangreiches Bildarchiv mit Landschaftsdias, fein säuberlich archiviert. Durch die Ar­

Ruedi Flotron legt die Arbeit für den Toggenburger Bildkalender nieder – nicht aber das Fotografieren an sich. Bild: Eva Hehli

beit im Heim war er oft mit einer Jugendgruppe in den Toggenburger Hügeln und Bergen unterwegs und hielt die Wanderungen mit der Kamera fest. Er hielt Diavorträge für Vereine oder Seniorennachmittage. Dabei wurde er von einer Redaktorin des ehemaligen «Toggenburgers» angesprochen, die die Idee eines Bildkalenders hatte. So kam es zum Kontakt mit Marcel Steiner, dem damaligen Verlagsleiter des Toggenburger Verlags. Während Marcel Steiner unter anderem Fotos für den Appenzeller Bildkalender machte, war Ruedi Flotron für die Toggenburger Variante verantwortlich, die 1997 – ein Jahr nach Beginn der Arbeiten – das erste Mal erschien.

Nun blättert er in seinem aktuellen Werk, dem Kalender 2026, zeigt ein Foto der verschneiten Churfirsten an einem sonnigen Herbsttag mit braun verfärbten Laubbäumen. «Das ist ein Bild, bei dem ich dachte und hoffte, das es für den Ka­

lender ausgewählt wird.» Ruedi Flotron mag Herbststimmungen. Er musste für jeden Monat jeweils 10 bis 15 Bilder liefern. Die Verleger suchten daraus das Sujet aus, das ihnen am besten gefiel. «Marcel Steiner hat irgendwann ein Raster festgelegt. So musste meine Auswahl beispielsweise ein Foto aus dem Obertoggenburg, Untertoggenburg, ein Wasserbild, eines der Churfirsten, eine Dorfansicht oder ein sennisches enthalten.»

Immer wieder neue Blickwinkel und Stimmungen

30 Jahre lang immer neue Sujets zu finden, war für Ruedi Flotron kein Problem. Nur schon den gleichen Ort zu verschiedenen Tages­ und Jahreszeiten zu besuchen, sorge für verschiedene Stimmungen. Wege zu gehen, die nicht mehr unterhalten werden, oder sich Blicke mit anderen Perspektiven auf Berge oder Landschaften zu suchen, verändere das Foto. Während er früher zu jeder Tageszeit unterwegs war, habe die Bereitschaft abgenommen, früh aufzustehen. «Ältere Menschen schlafen gerne aus», sagt er schmunzelnd. Deshalb hat er sich in den letzten Jahren mehr Zeit für Bilder genommen, beispielsweise auf dem Brisi übernachtet und so Abend­ und Morgenstimmung abgelichtet. «Die Berge sind in all den Jahren immer höher und steiler geworden.» Dies sei einer der Gründe, weshalb er sich nun zurückzieht. «Man sollte aufhören, bevor alle froh sind, dass man aufhört.»

In Zukunft liefert die Redaktorin des Toggenburger Magazins, Katja Nideröst, die Bilder für den Toggenburger Bildkalender. «Sie hat bestimmt einen anderen Stil und Blickwinkel auf die Schönheiten des Toggenburgs», sagt Ruedi Flotron. Seine Kamera wird aber genauso wenig ruhen wie er selbst. Er hat viel vor. So möchte er beispielsweise noch alle Neckertaler Gewässer vor die Linse bekommen. «In Zukunft kann ich ohne Druck fotografieren, und unsere Wanderungen müssen sich nicht mehr nur auf das Toggenburg beschränken», sagt er mit einem Augenzwinkern. abl

NOTIZEN AUS DEM VERLAGSHAUS … MEINBUCHTIPP!

«Lauralei»

Das literarische Debüt von Karin Künzle ist ein einnehmender und vielschichtiger Roman. Die Figuren sind stark, die Themen relevant und aktuell. Karin Künzle erzählt darin von der Prägung durch die eigene Biografie, von zwischenmenschlichen Beziehungen, von der Auseinandersetzung mit den eigenen Abgründen und Hoffnungen. Sie behandelt aber auch die Stellung der Frau in der Gesellschaft, insbesondere das Kinderkriegen zu einer Zeit, als ledige Mütter stigmatisiert wurden. Der 37­jährigen Autorin aus Teufen ist eine an jeder Stelle bewegende Erzählung über zwei Frauen gelungen, die diesseits und jenseits des Säntis leben. Nach einem dramatischen Ereignis treffen sie aufeinander – und erkennen dabei, dass sie mehr gemeinsam haben, als ihnen lieb ist.

«Di goldig Bechue» geht an Margrit Frischknecht

Das Appenzeller Magazin aus dem Verlagshaus Schwellbrunn vergibt jährlich «Di goldig Bechue». Der Kulturpreis für besonderes Engagement im Appenzellerland ging dieses Jahr an Samariterin Margrit Frischknecht aus Meistersrüte.

Margrit Frischknecht ist Präsidentin von zwei Samaritervereinen, Samariterlehrerin und Kursleiterin. Seit 48 Jahren setzt sich die 78­Jährige aus Meistersrüte für den Samariterverein ein. Für ihre unermüdliche und vielseitige Freiwilligentätigkeit erhielt sie die mit 5000 Franken dotierte «goldig Bechue». Die fünfte Ausgabe des Kulturpreises, der von der Frieda und Ulrich Steingruber­Stiftung getragen und vom Appenzeller Magazin organisiert wird, stand im Zeichen der Gesundheit. In diesem Bereich engagieren sich ebenfalls die vier weiteren Nominierten, Roland Böhler, Margrit Geel, Cony Künzler und Vinzenz Müller. Mit der silbrigen Bechue erhielten auch sie einen Preis, der ihre soziale Leistung anerkennt und würdigt. So standen die fünf Preisträger:innen, die sonst eher still im Hintergrund schaffen, für einmal im Rampenlicht. Die Verleihung fand Ende Mai im Beisein ihrer Angehörigen und zahlreicher geladener Gäste statt, darunter die jüngst zur ersten Frau stillstehender Landamman gewählte Angela Koller.

Durch den Abend im Krombachsaal des Psychiatrischen Zentrums AR in Herisau führten Angela Müller, Redaktorin des Appenzeller Magazins, und Fotograf Andreas Butz. Stimmungsvoll musikalisch umrahmt wurde der Anlass von Sängerin und Pianistin Agnieszka Gorgon.

Unten

aus dem Verlagshaus.

Oben: Die Nominierten und die Preisträgerin: (von links) Vinzenz Müller, Margrit Geel, «Bechue»-Gewinnerin Margrit Frischknecht, Cony Künzler und Roland Böhler.
Unten links: Blick ins Publikum.
rechts: Andreas Butz und Angela Müller, das Moderationsduo

Hausaltar? Mafiaschrank!

Als Hausaltar und Kunstort beschreibt Autorin Gabriele Barbey den Bücherschrank auf Seite 5. Mit der zweiten Bezeichnung trifft sie ins Schwarze. Erstere würde Besitzerin Stefanie Gschwend, Direktorin von Kunstmuseum und Kunsthalle Appenzell, abstreiten. Denn viele der Ausstellungsstücke in diesem Bücherschrank sind – kaum verwunderlich angesichts der Besitzerin – Kunstwerke.

Was Gabriele Barbey als «Altarteil» bezeichnet, nennt Stefanie Gschwend mit einem Augenzwinkern «Mafiaschrank». Denn zu Füssen der Marienfigur, auf dem Bild nur teilweise ersichtlich, liegen zwei Pistolen – aus Keramik. Es handelt sich um eine Werkserie des Künstlers Felix Stöckle. «Dabei geht es um das Spannungsverhältnis der Fragilität des Materials, der Macht des Symbols und des Effekts, den Waffen auf Menschen haben, wenn sie sie sich aneignen», erklärt die Besitzerin des Bücherschranks. Stefanie Gschwend ist seit drei Jahren Direktorin von Kunstmuseum und Kunsthalle Appenzell. Die drei Bücher, die Gabriele Barbey letztlich auf die richtige Spur gebracht haben, hängen mit vergangenen Projekten der 41­jährigen Baslerin zusammen. Ihr Bücherschrank befindet sich in ihrem Wohnzimmer, das hinter dem Rat­

haus Appenzell liegt. Nach mündlicher Information von einem der Verwalter des Hauses hatte der Raum früher eine politische oder gesellschaftliche Funktion. Ob der Schrank ein Durchgang war, wisse sie nicht.

Selbstverständlich kann die Kunsthistorikerin einiges zur «augenfälligen Marienfigur», wie Gabriele Barbey schreibt, ausführen: Sie stamme nach einer Einschätzung einer Expertin aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, vermutlich aus dem spanischen Raum. Es ist keine schwarze Madonna. Sie war bunt bemalt, wurde jedoch später, wohl im 19. Jahrhundert, mit Feuer behandelt, weil Steinfiguren damals modischer waren. Zuweilen sei sie froh, stehe die Marienfigur im Schrank, sagt Stefanie Gschwend, die gleichzeitig mit dem Beginn ihrer neuen Aufgabe als Museumsdirektorin von der Westschweiz

nach Appenzell Innerrhoden gezügelt ist. «Es war mir an diesem für mich spürbar katholischen Ort wichtig, dass ich die Maria nicht immer im Blick habe. Ich öffne die Türe eigentlich nur, wenn ich etwas aus dem Schrank brauche.»

Nach dieser Aussage verwundert es auch nicht, dass das, was Gabriele Barbey in ihrem Text als Gebetskette bezeichnet, nichts mit Religion zu tun hat. Es handelt sich um ein Werk der libanesischen Künstlerin Stéphanie Saadé und heisst «Building a Home with Time». Die Anzahl der Holzperlen entspricht der Anzahl Tage, die zwischen ihrer Geburt und dem Ende des Bürgerkrieges in Libanon liegen. ckö

Stefanie Gschwend öffnet ihren Bücherschrank nur, wenn sie etwas daraus braucht.
Bild: abu

FEIERN &LESEN

Donnerstag bis Sonntag, 30. Oktober bis 2. November, 6. bis 9. November und 13. bis 16. November 2025, 10 bis 17 Uhr

«Feiern & Lesen» ist die Herbstausstellung des Verlagshauses Schwellbrunn und von Meisterflorist Walter Zellweger. Im Zentrum stehen Kränze, floristische Gestaltungen, Kerzen, spezieller Weihnachtsschmuck sowie Bücher, Karten und Kalender. Für die Gastronomie ist das Gasthaus Ochsen besorgt, wo ebenfalls Bücher und Floristik präsentiert werden. Und im Verlagshaus finden ausgewählte Veranstaltungen statt.

VERANSTALTUNGEN IM VERLAGSHAUS

Sonntag, 2. November, 11 Uhr

«De Tuume macht, wa n er will»

Matinee für Kinder mit Autorin Esther Ferrari und Sängerin Stefanie Rutz

Sonntag, 16. November, 11 Uhr

«Gastarbeiter»

Matinee mit Autor Vic´a Mitrovic´ und Übersetzer Cyrill Stieger

DIE AUSSTELLUNG IN SCHWELLBRUNN

Verlagshaus Schwellbrunn verlagshaus­schwellbrunn.ch

Walter Zellweger walter­zellweger.ch

Gasthaus Ochsen restaurant­schwellbrunn.ch

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