Appenzeller Magazin

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MONAT 2013 / APPENZELLER MAGAZIN / RUBRIK / 1

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JULI.2018/IN ALP- UND BERGHÜTTEN ZU HAUSE

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JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / EDITORIAL /

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Sticht Sie nicht auch manchmal der Gwunder, wenn Sie auf einer Wanderung im Alpstein an einer Hütte vorbeikommen? Ein Holzhag rundums Gebäude, vor der Tür ein Holztisch samt Bank, daneben ein Grillrost und auf den Fenstersimsen Blumenkistchen. Wer hier wohl wohnt? Und wie sieht es im Innern aus? Wir wollten es wissen und haben angeklopft – an kleinen Alphütten und an grösseren Berghütten. Auf Oberchellen, beim Fälensee, auf der Seealp, bei der Fähneren und oberhalb des Lehmen. Angetroffen haben wir Menschen, die dem Alpsteingebiet besonders zugetan sind. Die einen verbringen den Sommer mit ihrem Vieh auf der Alp, andere suchen mitten in der Bergwelt den Ausgleich zum Berufsalltag, und wiederum andere zieht es für Aktivferien an den Berg und an die Kletterfelsen. Allen gemeinsam ist die Liebe zur Natur, zu Land und zu Leuten. Den Luxus suchen sie hier nicht. Entsprechend spartanisch sind die Hütten eingerichtet. Das Wasser kommt aus einer Quelle, selbstverständlich kalt, und gefeuert wird mit Holz. Gerade diese Einfachheit wird geschätzt. «Alles andere haben wir zu Hause», sind sich die Hüttenbewohner auf Zeit einig. JOLANDA SPENGLER König, Christine Appenzeller Kalender 2019 mit den Behördenverzeichnissen der Kantone AI/AR/SG/TG 170 x 210 mm, brosch., 160 Seiten Fr. 13.30 ISBN: 978-3-85882-796-8

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HERAUSGEBER: Appenzeller Verlag AG, Schwellbrunn. VERLEGER: Marcel Steiner. REDAK TION: Jolanda Spengler, E-Mail: jolanda.spengler@appenzellerverlag.ch

(Leitung), Katja Nideröst, Yvonne Steiner.

FOTOGRAFIE: Carmen Wueest, Jolanda Spengler. ADRESSE: Appenzeller Magazin, Im Rank 83, 9103 Schwellbrunn,

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PREISE: Einzelnummer Fr. 8.–, Jahresabonnement Fr. 82.–, erscheint monatlich,

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JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / INHALT /

INHALT HEIMAT 4 KOMPAKT 6 NOTIERT 9 EIN DRESSING NACH DEM GESCHMACK DER KINDER 10

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EIN APPENZELLER NAMENS … 15 LEBEN, ARBEITEN UND ERHOLEN IN DER ALPHÜTTE 16 GALLUS PFEFFERT 28

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MIT DEM UNBÄNDIGEN WILLEN, DER BESTE ZU SEIN 30

36

HIESIGS … 33 NATÜRLICH HEILEN 35 WANDERN 36 MENSCH UND RAUM 42

42

HÖCKLE OND GNÜÜSSE 46 DIVERSICUM 47 CHEERAB 48

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/ KOMPAKT / APPENZELLER MAGAZIN / JULI 2018

rat beendet Ursula Rütsche-Fässler ihre Exekutivtätigkeit. Die Ressortchefin Volkswirtschaft hat das Pensionsalter bereits erreicht. In ihrer Amtszeit war ihr der Austausch mit Leuten und Organisationen sehr wichtig. Besonders viel Herzblut hat sie in das aus der Überarbeitung des Altersleitbildes entstandene Netzwerk Alter gesteckt, dem sie seit 2008 vorsteht. In anderen Bereichen ihres Ressorts war sie an der Regionalisierung einer anfangs kommunalen Aufgabe beteiligt, so etwa bei der Spitex, beim Tourismus oder der gerade erfolgten Umstrukturierung im Forstwesen. Erfahrungen über die Grenzen der Gemeinde hinweg hat sie als Vertreterin der Alpenstadt Herisau gemacht. Ihr Mandat im Kantonsrat wird Ursula Rütsche weiterführen.

Bild: zVg

HERISAU Nach zwölf Jahren im Gemeinde-

(WER) ist ein Naturpfad der Sinne seiner Bestimmung übergeben worden. In der neuen Einrichtung erhalten die Besucher an rund 50 Tafeln botanische, zoologische und morphologische Informationen. Der WER wird von der Bertolt-Suhner-Stiftung finanziert. walderlebnisraum.ch.

APPENZELLERLAND In der Ostschweiz sind mehr als 150 Bergretter in der Alpinen Rettung Ostschweiz AOR organisiert. Die Station Säntis hat seit diesem Jahr einen neuen Rettungschef: Heinz Beutler hat Hans Fitzi abgelöst. In der Station Appenzell hat Benjamin Huber die Leitung an Raphy Müller übergeben. HERISAU Nach 37 Jahren geht

Hanspeter Butz in die Pension. Er leitete in der Abteilung Tiefbau/ Umweltschutz der Gemeinde Herisau den Fachbereich Gewässerschutz und war Stellvertreter des Amtsleiters. Zu den Meilensteinen seiner Arbeit gehören die 2015 eröffnete Pulver-AktivkohleReinigungsstufe in der ARA

Bachwis und die Neuorganisation der Schlammentsorgung. HERISAU Nach 26 Jahren tritt Fredi Züst als Präsident der Wasserversorgung Herisau zurück. Neu übernimmt Fidel Cavelti den Vorsitz des Verwaltungsrats. Nach 42 Dienstjahren wird Thomas Wöllner als Brunnenmeister pensioniert. Sein Nachfolger ist Hans Bodenmann. Die Jahresrechnung schliesst mit einem Unternehmenserfolg von rund 686 000 Franken. WALDSTATT Die Kantonsstrasse Winkeln-Herisau-Waldstatt-Hundwil- Appenzell geht im Rahmen des Netzbeschlusses Nationalstrassen am 1. Januar 2020 ins Eigentum des Bundes über und wird zur Nationalstrasse N25. Damit kommt nebst Kanton, Gemeinde und Appenzeller Bahnen neu der Bund als betroffener Grundeigentümer auf der Scheidwegkreuzung dazu. Das kantonale Tiefbauamt wird jetzt auf Stufe Studie verschiedene Sanierungsvarianten ausarbeiten. Das Ziel ist, die Sicherheit und den Ver-

Bild: Werner Grüninger

GAIS Im Walderlebnisraum Gais

Bild: zVg

KOMPAKT

Bild: zVg

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kehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmenden zu verbessern. Darum wurde nun das ehemalige Restaurant abgebrochen.

Bild: TOPAZ GmbH

Bild: Peter Eggenberger

VORDERLAND Zu den wenigen

Appenzeller Weinbaugemeinden gehört Lutzenberg. Hier führen Beat und Barbara Barmettler-Gähler in dritter Generation das HotelRestaurant Hohe Lust, das sich seit genau 60 Jahren in Familienbesitz befindet. Rechtzeitig zum Jubiläum wurden die Weine vom benachbarten, 60 Aren grossen Rebberg auf den Namen «Hohe Lust» umgetauft.

APPENZELLERLAND Für Gäste im Appenzellerland gibt es neu Töffli, um die Gegend auf Panoramastrassen auf einer Rundtour von Teufen aus zu erkunden. Der Ausflug für 2 bis 20 Personen führt über Bühler, Trogen, St. Anton, Oberegg, Rehetobel, Speicherschwendi und Speicher. Die Emissionen der Zweitakter werden vom Organisator in einem Umweltprojekt kompensiert.

Bild: Marcel Steiner

Bild: Marcel Steiner

Bild: Bruno Eisenhut

WALDSTATT Die weltweit tätige

Farbenherstellerin Arcolor AG kompensiert ihren Ausstoss an CO2 mit der Unterstützung eines Projekts der Stiftung KMU Clima in Uruguay im Gebiet von Nueva Helvecia. Diese Stadt wurde 1862 auch von Auswanderern aus dem Appenzellerland gegründet. Dort werden Brachflächen aufgeforstet. Die Aufforstung erhöht die CO2Aufnahme durch die Pflanzen und die Abgabe von Sauerstoff in die Luft. Die Bürgermeisterin von Nueva Helvecia, Maria de Lima, traf sich mit VR-Präsident Hans Altherr und CEO Jörg Müller.

WILDKIRCHLI Im Eremitenhaus in der Wildkirchlihöhle beim Äscher unterhalb der Bergstation der Ebenalpbahn gibt es eine neue Dauerausstellung mit Schwerpunkt Archäologie. Jürg Waidelich vom Büros Sequenz zeichnet für die publikumswirksame Umsetzung der archäologischen Erkenntnisse verantwortlich. SÄNTIS Die Fahrt auf den Säntis

soll auch bei Wolken, Regen,

Schnee oder Gewitter attraktiv werden. Es wird darum ein Rundgang mit vier Themenschwerpunkten erstellt, der vom Wetter geschützt begangen werden kann: Wetter, 360-Grad-Panorama, Faszination Geologie und Geschichte der Erschliessung des Säntisgipfels. Baubeginn ist nach den Sommerferien. ALPSTEIN Die Ergebnisse der

Gewässeruntersuchungen zeigen, dass der Seealpsee und der Sämtisersee intakt sind. Beim Fälensee ist die Nährstoffbelastung erhöht sowie der Sauerstoffgehalt zu niedrig. Ausserdem dezimiert der eingewanderte Amerikanische Saibling die einheimischen Fischarten.

HERISAU Der Gemeinderat hat 150 000 Franken für den Ersatz des Sicherheitssystems im Sportzentrum-Hallenbad genehmigt. Das 2007 installierte System mit vier Unterwasserkameras wird durch ein duales System ersetzt, das nebst den vier Unterwasserkameras noch vier Beckenkameras umfasst. Diese lösen einen Alarm aus, wenn eine Person mehr als sieben Sekunden regungslos auf dem Beckenboden liegt. SCHWÄGALP Die Schweizer

Armee hat in den vergangenen zwei Jahren an die 10 Tonnen Munition aus Panzerhaubitzen und Minenwerfern von der Säntisalp in die Säntiswand geschossen. Der Schiessplatz Säntisalpen und Toggenburg ist einer der grössten in der Schweiz. Nun haben 20 Gebirgsspezialisten und 3 Kampfmittelbeseitiger den Munitionsschrott eingesammelt. 2016 wurden 9 Tonnen Abfall eingesammelt. Die nächste Aufräumaktion ist 2020 geplant.

BÜHLER Im Garten des Alters-

und Pflegeheims «Wohnen am Rotbach» ist der erste integrative Spiel- und Begegnungsplatz eröffnet worden. An diesem Ort sollen Generationen zusammenkommen. Das Dorf wird dadurch zum Vorreiter für integrative, gesundheitsfördernde Projekte im öffentlichen Raum.


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JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / NOTIERT /

Christian Johannes Käser alias Pumpernickel ist Schauspieler, Musiker, Philosoph. Er ist in Herisau aufgewachsen und wohnt in Zürich. christian@pfirsi.ch

DAS INNERE AUGE VON MOTOREN UND WIESEN CHRISTIAN JOHANNES KÄSER Text // CARMEN WUEEST Bild

Vor meinem inneren Auge erscheint der Seealpsee. Der Säntis strahlt, und die Sonne schärft die saftigen Wiesen der Meglisalp. Ich springe in den See und beschliesse, noch ein bisschen zu bleiben – in der Nase den Duft des Bergthymians. Auch meine Kinder werden sich sicher freuen, wenn sie am Bergseestrand schöne Steine finden und diese zu Schlössern türmen können. Nur sehen sie das nicht vor ihrem inneren Auge. Sie sehen vor allem einen Weg, der sich vor ihnen bedrohlich erhebt. Sie sind im Moment, das ist schön, aber im Moment ist es vor allem steil, und die Motivation, zu jenem Strand zu gelangen, wird kleiner. Da hilft dann nur Hochtragen oder das Versprechen von Glacé. Das eine führt zum Bandscheibenvorfall, das andere zu Karies. Wir nehmen die Karies, und so gibt es im Sommer eigentlich immer Glacé, obwohl ich mir als Zahnarztsohn vorgenommen habe, mit Süssigkeiten eher restriktiv zu sein. Aber es ist nun mal so, dass ein Pralinato die Beine bedeutend schneller macht, als ein Hinweis auf die ästhetische Schönheit eines Appenzeller Bergsees. Aber die Schoggiglacé hat den Nachteil, dass sie nicht um die nächste Ecke, sondern erst am Ziel zu erreichen ist. Und so kommen wir als Familie am Berg in eine Situation, die unsere Pädagogen seit Jahrhunderten beschäftigt: Wie kriegen wir es hin, dass Menschen nicht nur durch Belohnungen, sondern dank eines inneren Motors Freude an einer Tätigkeit bekommen? Wie bringen wir den Motor zum Laufen, und besser noch: Wie schaf-

fen wir es, dass dieser Motor, dieses anhaltende Interesse an Dingen am Laufen bleibt? Die Schule ist in einem Dilemma. Das Glacé – nämlich die Noten – ist immer noch sehr wichtig und ein zentrales Element der Schülermotivation. Auch der Lehrplan 21 hat dies trotz Ideen einer stärker auf Kompetenzen ausgerichteten Beurteilung nicht geändert. Doch mit einem starren «Plan» mit dem Blick zum «Ziel» besteht die Gefahr, dass der Raum für Entdeckungen, für Improvisationen am Wegesrand verloren geht. Wir Stadtmenschen werden beim Wandern mit Kindern sozusagen auf eine reine Pädagogik zurückgeworfen. «Antriebskrücken» wie Rutschbahnen, Bücher oder eine Fussball-WM fallen weg. Was passiert? Wir kommen ins Entdecken. Der Weg wird zum Spiel. Hinweise in Form von speziell angeordneten Steinen, Blättern oder Ästen müssen von den Nachfolgenden gefunden werden. Die Geschichten liegen in der Luft. Baumkronen werden zu Elfennestern und die Wurzeln am Wegesrand zu Zwergenwohnungen. Oder wir spielen mit Tannzapfen Bergfussball. Die Natur wird wieder zu dem, was sie eigentlich ist: eine Attraktion. Und natürlich gibt es oben angekommen ein Glacé. Aber es war eben nicht nur die süsse Belohnung, die geholfen hat auf dem Weg zum schönen See. Für die Schule wünsche ich mir mehr Entdeckerfreuden. Leider fokussieren wir immer noch stark auf die Belohnung, das Glacé, die Noten. Jetzt sind ja erstmal Ferien. Und da gibt es auch mal ein Glacé, ohne vorher etwas dafür geleistet zu haben.

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DISKUTIEREN GERN AM GEMEINSAMEN TISCH: Die «Salatsaucenfamilie» Urs Helfenstein, Benjamin Arnold, Aline Arnold, Bianca C. Helfenstein und Daniel Arnold (von links).


JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / FRIFRENCH /

Gibt es auf den Salat ein mild-süsses Dressing, dann essen ihn auch Kinder gern. Mit dieser These machten sich Benjamin und Daniel Arnold von der Firma frifrench in Stein an die Entwicklung einer Kindersalatsauce. KATJA NIDERÖST Text // CARMEN WUEEST Bilder

Das zweite weisse Häubchen kommt über den Bart. Hygiene ist oberste Pflicht. Das gilt auch für die beiden Brüder, sobald sie die Tür zu den Produktionsräumen aufstossen. Die jungen Männer tragen Trendfrisuren mit langem Bart. Sie geschäften im Rämsen in Stein in einem unauffälligen Gebäude neben der Hauptstrasse. Daniel ist unter anderem verantwortlich für die Entwicklung und Kreation neuer Produkte. Dort, wo die Rohstoffe dafür gemischt werden, gewährt er keinen Einblick. «Betriebsgeheimnis», bemerkt er mit einem Augenzwinkern. Oben im Büro sitzt der ältere Bruder Benjamin. Er hat die Figuren für die Kindersalatsauce erfunden und gezeichnet. Es fehlt nur noch der letzte Schliff für die neue Etikette. Erst vor ein paar Jahren kamen die Geschwister Arnold als Quereinsteiger zu frifrench. «Sie erledigten nur einfache Arbeiten», erklärt Firmenchef und Stiefvater Urs Helfenstein. Daniel begann als Reinigungskraft in der Produktion, Benjamin befüllte im Lager Kartonschachteln, vor allem mit jener französischen Salatsauce, die in der

Schweiz und in Europa langen Erfolg verzeichnet. DIE JUNGEN MÄNNER fühlten sich bereits als Hygieniker und Lagerist am richtigen Ort und starteten eine familieninterne Tellerwäscherkarriere durch alle Abteilungen. Urs Helfenstein stellte bald fest, dass seine Stiefsöhne nicht nur Fleiss und Interesse bewiesen, sondern auch strukturiert arbeiten konnten und mit Herzblut Zukunftspläne entwickelten. «Ich bin eher ein unangenehmer Chef. Aber wer beweist, dass er etwas kann, den lasse ich machen», sagt der Inhaber. Aufgrund gesundheitlicher Probleme beschloss der Unternehmer, Vernunft walten zu lassen und beruflich kürzerzutreten. Den Geschwistern Arnold – Schwester Aline ist für die Buchhaltung zuständig – ist es wichtig zu betonen, dass sie vom Stiefvater nichts geschenkt bekommen haben: «Er reagiert auf Neues grundsätzlich kritisch. Das war anfangs auch so gegenüber unserem Wunsch nach gesundheitsbewussten, biologi-

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/ FRIFRENCH / APPENZELLER MAGAZIN

«WENIG ZUCKER

in Verbindung mit frischem Gemüse finde ich vertretbar.» Bianca C. Helfenstein

schen und veganen Produkten. Inzwischen konnten wir ihn gemeinsam dafür begeistern.» DIE JÜNGSTE INNOVATION angeregt hat

indessen Mutter Bianca C. Helfenstein. Von ihr kam der Input, man könnte eine Kindersalatsauce entwickeln, mit der die mittlerweile sechs Enkelkinder gern freiwillig Salat essen. Daniel Arnold, der in der Familie als exakt, sensibel und hartnäckig gilt, machte sich auf eine sensorische Reise ins Kinderland. Herausgekommen ist ein veganes, biologisches, laktose- und glutenfreies Dressing. Auf die Frage, was den Kindergeschmack treffe, erwähnen die Macher vor allem die Milde der Sauce und die Beimischung von fünf Gramm biologisch veganem Rohrohrzucker auf 100 Milliliter Menge. Betreffend des Zuckers seien sie bereits harsch kritisiert worden, erzählt Bianca C. Helfenstein. Es gehe darum, mit dieser Sauce eine Brücke zu schlagen, damit die Kinder bereit seien, mehr Karotten, Gurken und Co. zu essen. Sie findet, dass eine Portion Salatsauce mit rund 1,5 Gramm Zucker in Verbindung mit frischem Gemüse vertretbar sei. Vor allem, wenn man es zum Beispiel mit einem Glas Süssgetränk vergleiche, welches ein Vielfaches an Zucker enthalte. Und auf einen alternativen Süssstoff auszuweichen sei mangels wissenschaftlicher Grundlagen nicht in Frage gekommen. DIE ENTWICKLUNG der Kindersalatsauce

hat zweieinhalb Jahre gedauert. Die Geschwister Arnold erzählen vom Hürdenlauf, bis ein Lebensmittel nach der Entwicklung in einem Verkaufsregal steht. Die Schilderung klingt, als

wäre der Produktionsprozess das Einfachste von allem. Die Herkunft der Rohstoffe, ihre Deklaration, um die Biozertifierung zu ermöglichen, sei mit viel Aufwand verbunden gewesen. Daniel Arnold erzählt vom Finden der passenden Rohstofflieferanten und von Vorgaben der Wiederverkäufer. Statt, wie zuerst geplant, zwei verschiedene — je eine für Buben und Mädchen — gibt es nur eine Flasche für beide Geschlechter. Tests mit Buben und Mädchen hätten Farbvorlieben gezeigt. Unter dem Motto «das Auge isst mit» entwickelten sie zuerst eine gelbe Saucenversion mit Kurkuma speziell für Buben und eine rosa Version mit Aroniabeeren für Mädchen. Doch bei den Grossverteilern wollte man aus Platzgründen nur eine Flasche ins Regal aufnehmen. Die Geschwister Arnold gewähren beim Betriebsrundgang Einblick in die Produktion, wo gerade dreitausend 60-Milliliter-Flaschen frifrench-Klassikersauce pro Stunde übers Förderband laufen. Das ursprüngliche Rezept für den frifrench-Bestseller, die klassische französische Salatsauce, entwickelte einst Paul Fries, Wirt im Restaurant Harmonie in Gais. Urs Helfenstein erinnert sich gut an den Tag vor etwa dreissig Jahren, als er in der «Harmonie» zu


DANIEL UND BENJAMIN ARNOLD mit der neuen Kindersalat-

sauce. Derweil laufen die klassischen frifrench-Saucen übers Band.


Besucherzentrum Kinderdorf Pestalozzi Trogen Dauerausstellung Bilder und Zeitdokumente zeigen die 70-jährige Geschichte des Kinderdorfes Pestalozzi und die Entwicklung zum internationalen Hilfswerk. Sonderausstellung «Tansania 360˚» Aktuell Jeweils am 1. So im Monat, 14 Uhr: Öffentliche Führung www.museen-im-appenzellerland.ch

Kinderdorfstrasse 20, 9043 Trogen, +41 (0)71 343 73 12, www.pestalozzi.ch/besucherzentrum, Mo–Fr 8–12/13–17 Uhr, So 10–16.30 Uhr, an Feiertagen geschlossen

Museum Herisau

Museum Heiden

Sonderausstellung «Fleissige Hausmütterchen und das

Dauerausstellung Kurortsgeschichte, Wohnkultur

Heinrichsbader Kochbuch» (bis 30. Dez.) Aktuell So 5. Aug., 14–16 Uhr: Zweigstelle Schwänberg offen

Platz, PF 1221, 9102 Herisau, www.museumherisau.ch +41 (0)79 377 34 43; Mi–So, 13–17 Uhr; für Gruppen jederzeit nach Vereinbarung

des gehobenen Bürgertums; bemalte Truhen, Schränke und Hausorgel; Karikaturist Carl Böckli, alias Bö Sonderausstellung «Klein aber fein». 10 Heidener Künstler und Künstlerinnen präsentieren ihre Werke (bis 28. Okt.) Aktuell So 8. Juli, 17 Uhr: Führung in der Alten Mühle Wolfhalden, mit Museumsleiter Andres Stehli Kirchplatz 5, 9410 Heiden, www.museum.heiden.ch, +41 (0)71 891 14 22, Mi–So 14–16 Uhr, Gruppen nach Vereinb.

Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch

Henry-Dunant-Museum Heiden

Dauerausstellung Silvesterchläus, Bauernmalerei,

Dauerausstellung «Henry Dunant»: Leben, Werk und

Sennenleben, Streichmusik, Sennenschmuck Sonderausstellung «Vo äägelige Lüüt – und anderen Dorfgeschichten» (bis 14. Jan. 2019) Dorfplatz, 9107 Urnäsch, +41 (0)71 364 23 22, www.museumurnaesch.ch, Mo–Sa 9–11.30/13.30–17 Uhr, So 13.30–17 Uhr

Wirken des Gründers des «Roten Kreuzes»

Sonderausstellungen «Starke Frauen um Henry Du-

nant»; «Visionen. Henry Dunant. Und wir?» (beide bis April 2019)

Asylstrasse 2, 9410 Heiden, +41 (0)71 891 44 04, www.dunant-museum.ch, Di–Sa 13.15–16.30 Uhr, So 10–12/13.15–16.30 Uhr, oder nach Vereinbarung

Appenzeller Volkskunde-Museum Stein

Museum Wolfhalden

Dauerausstellung Bauernmalerei, Sennen-Kultur und

Live-Aktivitäten Nachmittags: Vorführung Sticken oder

Dauerausstellung Im Kurzenberger Bauernhaus mit Wirtsstube aus dem 17. Jh. wird das einstige einfache Leben der Bauern und Weber sichtbar. Sonderausstellung «Walzenhausen 1638–2018» (bis 28. Okt.)

Dorf, 9063 Stein AR, +41 (0)71 368 50 56, www.appenzellermuseum.ch, Di–So 10–17 Uhr

Kronenstrasse 61, 9427 Wolfhalden, +41 (0)71 891 21 42, www.museumwolfhalden.ch, So 10–12 Uhr, für Gruppen nach Vereinbarung

Zeughaus Teufen

Kunstmuseum Appenzell

Dauerausstellungen Grubenmann-Museum und Bilder

Sonderausstellung «Tag für Tag. Carl Walter Liner –

textile Heimarbeit

Sonderausstellung «Schattengewächs Farn. Hans Krüsi

und die Natur» (bis 21. Okt.)

Weben; Mi/Sa, jeweils ab 13 Uhr: Käsen in der Alphütte

des Malers Hans Zeller Sonderausstellung «Walk the Line», Werke von Johann Ulrich Fitzi, Klaus Lutz sowie Anna Beck-Wörner, Karin Karinna Bühler, Christian Kathriner, Sandra Kühne, Reto Müller und Christian Ratti (bis 19. Aug.)

Gouachen und Aquarelle» (bis 5. Aug.)

Aktuell So 5. Aug., 14 Uhr: Öffentliche Führung Unterrainstrasse 5, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 18 00, www.kunstmuseumappenzell.ch, Di–Fr 10–12/14–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr

Zeughausplatz 1, 9053 Teufen, +41 (0)71 335 80 30, www.zeughausteufen.ch, Mi/Fr/Sa 14–17 Uhr, Do 14–19 Uhr, So 12–17 Uhr, oder nach Vereinbarung

Museum am Dorfplatz Gais

Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell

Dauerausstellung Gais in über 200 Ortsansichten

Sonderausstellung «Bauplatz Kreativität». Eine Ausstel-

aus der Zeit Ende 18. bis Anfang 20. Jh.; einzigartige Sammlung von Federzeichnungen von Johann Ulrich Fitzi (1798–1855) Dorfplatz 2, 9056 Gais, +41 (0)71 791 80 81, www.gais.ch, jeweils 10., 20. und 30. des Monats 18–20 Uhr, oder nach Vereinbarung

lung der Bildschulen Schweiz; «Carl Walter Liner & Erwin Rehmann» (beide bis 30. Sept.) Aktuell Fr 6. Juli, 20 Uhr: «Loyko». Teufelsgeiger; So 8. Juli, 14 Uhr: Öffentliche Führung mit der Kunstvermittlerin Anna Beck-Wörner; Fr 3. Aug., 20 Uhr: «Hanneli Musig» Ziegeleistrasse 14, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 18 60, www.kunsthalleziegelhuette.ch, Di–Fr 10–12/14–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr

Museum für Lebensgeschichten Speicher

Museum Appenzell

Sonderausstellung «Jakob Nef – ein bedeutender

Sonderausstellung «Johannes Hugentobler (1897–1955)»

politischer Zeichner» (bis 30. Sept.). Die Karikaturen des Herisauers Jakob Nef prägten den «Nebelspalter» ab 1923 und während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland entscheidend mit.

Hof Speicher, Zaun 5-7, 9042 Speicher, +41 (0)71 343 80 80, www.museumfuerlebensgeschichten.ch, täglich 9–17 Uhr

(bis 17. Feb.)

Aktuell Jeweils Do/Fr, 14–17 Uhr: «Kunsthandwerk im

Museum»; jeweils Fr, 14 Uhr: Gratisführung durch die Dauerausstellung

Hauptgasse 4, 9050 Appenzell, +41 (0)71 788 96 31, www.museum.ai.ch, museumappenzell; Mo–Fr 10–12/ 13.30–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr


JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / FRIFRENCH /

EIN APPENZELLER NAMENS … AUCH FÜR ERWACHSENE gibt es drei neue Dressings, biologisch und vegan.

Ein Appenzeller namens Schwaller las kürzlich, dass sich die St. Galler nun allen Ernstes überlegen,

DIE BRÜDER ARNOLD

fühlten sich bereits als Lagerist und Hygieniker wohl in der Firma und starteten eine familieninterne Tellerwäscherkarriere.

der hohen Defizite wegen, von sechs Spitälern vier zu schliessen, und zu des Vorderlands Verdriessen sei Heiden als Spital bedroht, weil dessen Rechnung dunkelrot. Das plagte unsern Schwaller nicht. Er sagte voll der Zuversicht: Gut huldigt man in Innerrhoden nicht diesen neuen Schliessungsmoden. Wenn sich das Angebot vermindert,

Gast war und die Salatsauce lobte. «Das war endlich eine französische Sauce, bei der es mir nicht das Hemd hineinzog. Darum schlug ich dem Wirt aus Spass immer wieder vor, er solle die Sauce produzieren und ich würde sie verkaufen.» Auf die Scherze folgte im August 1994 die Firmengründung. Frifrench setzt auf natürliche Zutaten und verzichtet auf Konservierungsmittel und Farbstoffe. Weil die Kundenwünsche so unterschiedlich und explizit seien, habe man in all den Jahren viel Zeit investiert, um das Sortiment zu erweitern und dabei bestehende Rezepturen neuen Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft angepasst. DIE GESCHWISTER ARNOLD freuen sich, bei der Entwicklung der Kindersalatsauce eine «Spielwiese» bekommen zu haben. Sie sind nach Degustationen und aktueller Markteinführung zuversichtlich, dass die Sauce bei den Kindern gut ankommt. Bald lässt Inhaber Urs Helfenstein die nächste Generation ans Ruder: «Wir haben die Übergabe eingeleitet.»

begebe ich mich ungehindert im Krankheitsfall nach Appenzell. Man baut ja dort zu unserm Gfell schon demnächst ein Akutspital. Das Defizit zahlt allemal, denn Innerrhoden ist nicht reich, der Finanzausgleich. Eugen Auer

Eine Auswahl der Glossen von Eugen Auer ist in Buchform erschienen. «Ein Appenzeller namens …» Band 2 bis Band 4 sowie eine CD sind im Buchhandel oder unter www.verlagshaus-schwellbrunn.ch erhältlich.

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AlpsteinHüttenidylle Weit über hundert Hütten gibt es im Alpstein. Genutzt werden sie von Sennen als Unterkunft während der Alpzeit und von Privaten für erholsame Aktivferien in den Bergen. Tradition haben auch die Clubhütten, sie stehen für Erlebnisse und Geselligkeit in der Gruppe. Fünf Beispiele zu den verschiedenen Nutzungsarten – von der Fähneren über Ahorn und Seealp bis zur Bollenwees. JOLANDA SPENGLER Text // CARMEN WUEEST Bilder


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Sommerliches Pendeln zwischen Alp und Hof Die Kühe sind gemolken und zurück auf der Alpweide. Der Stall ist geschort und die Milch auf den Hof im Tal gebracht. Sepp Inauen kann es an diesem Vormittag ruhig angehen. Mit seiner Frau Andrea und den Kindern Laura (6), Jana (4) und Sandro (2) geniesst er das Familienleben vor der Alphütte im Mittleren Sönderli an der Südflanke des Kronbergs östlich des Lehmens. Gestern noch hatte der Landwirt bei der Heuernte alle Hände voll zu tun. Seit der 36-Jährige mit 19 Kühen und einem Dutzend Jungvieh «z Alp gfahre» ist, hat er zwei Arbeitsplätze: Auf dem Hof ob der Loos in Weissbad bringt er Futter für den Winter ein, und auf der Alp kümmert er sich um das Vieh. Tägliches Pendeln mit der Alpmilch zum Talbetrieb, wo sie bis zur Hofabfuhr gekühlt wird, ist bis Mitte September die Regel. Die Nächte verbringt er immer auf der Alp. Und wenn es seine Frau einrichten kann, ist auch sie hier oben. Inauens lieben das Alpleben. SEIT FÜNFZIG JAHREN hat die Familie von Sepp Inauen das

auf 1104 Meter über Meer liegende Mittlere Sönderli in Pacht; das Bewirtschafterrecht vererbt sich von Generation zu Generation. Zuerst war es bei seinem Grossvater, dann folgte sein Vater, und seit acht Jahren ist er der Älpler. Die Alp ist im Besitz der Holzkorporation Gemeinmerk Schwende. Zum Alprecht Mittleres Sönderli gehören auch Aspedil und Gigen. Dass er neben dem Hof im Weissbad auch die Alpen übernehmen will, war für Sepp Inauen immer klar. Schon als Goof sei er gern hier oben gewesen, später war er während zehn Jahren Senn auf Alp Gross Leu, die auf der anderen Seite des Wissbachtobels liegt. Auch Andrea Inauen hat Erfahrung als Sennin: Nach ihrer Ausbildung in der Landi hat die 30-Jährige einen Sommer lang auf einer Alp im Davoser Sertigtal gewirkt. Dort habe es ihr gut gefallen. Aber hier, im Mittleren Sönderli, sei es noch schöner, sagt sie. «Die Kühe haben zwar weniger Auslauf, dafür sind die Weiden gepflegter. Die Blacken werden bekämpft und die Kuhfladen zusammengetragen.» Ihr Mann schmunzelt: Ja, auf dem Mittleren Sönderli gebe es immer etwas zu tun. Ordnung in der Hütte, im Stall und auf den Weiden ist ihm wichtig. DAS SÖMMERN DES VIEHS auf der Alp ist für Inauens nicht zuletzt ein wirtschaftlicher Faktor: Da bleibt im Talbetrieb mehr Heu und Emd für den Winter. Die Alp darauf reduzieren wollen sie trotzdem nicht. «Hier oben läuft vieles anders, ruhiger. Ich erlebe das Vieh bewusster, und als Familie nutzen wir die gemeinsame Zeit intensiver», sagt Sepp Inauen. Seine Frau pflich-

tet ihm bei und erzählt von Wanderungen hinauf zur Wartegg und vom Bräteln an der Grillstelle vor der Alphütte. Die Kinder geniessen den Freiraum. Der Verkehr ist weit weg, und die Weiden rundherum sind ein einziges Spielparadies. «Zu Hause lockt der Fernseher und hier die Natur. Sie suchen Blumen oder stauen das Bächlein hinter der Hütte», sagt Andrea Inauen. Derzeit hoch im Kurs sind bei Laura die Hüslischnecken. Sie hat ihnen ein Kartonhaus gebaut, füttert sie mit Apfelschnitzen und Gräsern und besprüht sie regelmässig mit Wasser. SEPP UND ANDREA INAUEN haben die Hütte nur während

der Alpzeit in Pacht. Von Oktober bis April wird sie von Bruno Inauen, dem Onkel des Älplers, genutzt. An den Winterwochenenden kommt Bruno Inauen oft hier hinauf, geniesst die Ruhe oder spaltet Holz für den Ofen. Davon profitiert auch sein Neffe, wenn er im Sommer im grossen Siedhafen das Wasser zum Waschen des Melchgeschirrs aufheizen muss. Strom gibt es im Mittleren Sönderli nur für den Kühlschrank und fürs Licht. Erzeugt wird er von einem Generator und von Solarzellen. Gekocht wird mit Gas. Das Einfache, Spartanische macht für Andrea Inauen den Reiz der Alphütte aus. Als ihr Mann und dessen Onkel Wände, Böden und Decken im Innern der Hütte ersetzt hatten, ernteten sie von ihr deshalb nur bedingt Applaus.


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DEN ALPSOMMER verbringen Andrea und Sepp Inauen mit ihren Kindern Jana,

Sandro und Laura auf der Alp Mittleres Sönderli an der Südflanke des Kronbergs.


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IN DER STIEFELEGG hoch über dem Fälensee liegt das Clubheim der SAC Sektion St. Gallen. Franz Granwehr

und die Hüttenwarte Walter und Armin Hollenstein sorgen dafür, dass die Hütte gut in Schwung ist.

In unmittelbarer Nähe zu den Kletterbergen Auf dem Vorplatz des Clubheims Fälensee liegen Holzträmel. Es ist Sturmholz aus dem angrenzenden Stiefelwald. Für den nächsten Tag haben die Hüttenwarte Walter und Armin Hollenstein, Vater und Sohn, zum Holz- und Putztag eingeladen. Das Ziel dieser Aktion: Bis am Abend soll das Haus blitzblank geputzt und die Trämel zu Scheitern gespalten und im Schopf neben der Hütte aufgebeigt sein. Vierzig Personen werden erwartet: allesamt Mitglieder der Sektion St. Gallen des Schweizerischen Alpenclubs (SAC). Sie ist die Eigentümerin dieser nicht öffentlich zugänglichen Berghütte. Auf so viele freiwillige Helferinnen und Helfer konnten Hollensteins schon lange nicht mehr zählen. Ob das daran liegt, dass die Tourenleiter für den Folgetag Kletterund Wandertouren in der Umgebung organisiert haben? Armin Hollenstein geht davon aus. Sei’s drum. Er ist froh um möglichst viele zupackende Hände. Denn neben dem Haus soll auch ein neuer Grillplatz gebaut werden. Die Säcke mit Kies, Gartenplatten und sonstigem Baumaterial hat der Helikopter bereits angeliefert. SEIT 1932 STEHT DAS CLUBHEIM FÄLENSEE am östlichen

Rand der Stiefelegg auf 1527 Metern Höhe. Gebaut wurde es aus

dem Wunsch heraus, für die Sektionsmitglieder im Sommer und Winter eine Unterkunft zur Verfügung zu haben. Für den Standort sprachen die schöne Lage mit Blick auf den Fälensee, die Nähe zu den Kletterbergen und die gute Erreichbarkeit von St. Gallen her. 1500 Franken kostete das Land (Verkäuferinnen waren die Holzkorporation Brülisau/Rhowald und die Alpgenossenschaft Bollenwees) und 40 000 Franken der Bau des Clubhauses. Das Berghaus liegt abseits der Wanderrouten eine Viertelstunde vom Berggasthaus Bollenwees entfernt. «Das ist gut so. Wir schätzen die Ruhe, hierher verirrt sich kaum jemand», sagt Armin Hollenstein. Die Hütte kennt der 31-Jährige wie seine Westentasche – und den Alpstein ebenso. Schon als Kind war er oft mit seinen Eltern auf der Stiefelegg, an den Wochenenden und in den Ferien. Es gibt kaum einen Wanderweg, den er noch nicht gegangen ist. Wie sein Vater ist auch er ein passionierter Kletterer und schätzt die schönen Kletterrouten, die der Alpstein bietet. Mindestens einmal im Monat schauen Hollensteins im Clubheim zum Rechten und sorgen dafür, dass nichts ausgeht. Und wenn es etwas zu reparieren gibt, legen sie selber Hand an. In der Regel kommen sie zu Fuss und wählen dafür den Weg von ihrem Wohnort Buchs über Stauberen oder Saxerlücke. Das Au-


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to nehmen sie nur, wenn es viel zu transportieren gibt. So wie heute. Der Kofferraum ist bis unters Dach mit Kisten voller Lebensmitteln gefüllt: Brot, Salat, Teigwaren, Gemüse, Obst … Den Helfern am Abend des Holz- und Putztages ein Menü aufzutischen, hat bei Hollensteins Tradition. Ansonsten ist die Hütte nicht bewartet ist, wer hier hochkommt, muss selber für Verpflegung besorgt sein. INZWISCHEN IST AUCH DER Eggersrieter Franz Granwehr

eingetroffen. Er ist Mitglied des Clubvorstands und für den Unterhalt der Hütte zuständig. Seine Meinung ist gefragt: Der alte Ofen in der Gaststube will nicht mehr so, wie er sollte. Der Ofenbauer aus Appenzell ist ebenfalls vor Ort und nimmt den «Patienten» unter die Lupe. Schnell wird klar: Kosmetik hilft da nichts mehr. Für Franz Granwehr kommt diese Botschaft nicht überraschend: Die Ausgaben für einen neuen Ofen sind bereits budgetiert. Die Hütte gut in Schuss zu halten, ist dem Vorstand wichtig. «Nur so bleibt sie für die Mitglieder attraktiv», sagt Franz Granwehr. Auch wenn das Heim mit den 38 Schlafplätzen nicht schlecht belegt ist, gehen die Belegungszahlen stetig zurück. «Das Freizeit-

und Ferienverhalten hat sich eben geändert. Zum Klettern wählt man bequemer zugängliche Gebiete, und in den Ferien sucht man die Wärme», gibt der 70-Jährige zu Bedenken. Umso mehr freut es ihn, dass die Hütte am Frondiensttag bis auf den letzten Platz gefüllt sein wird. Und auch das Wetter stimmt: Es sind zwei Tage mit sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein angesagt.


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DAS ALPHÜTTENLEBEN bietet Manuela und Wisi Signer den Ausgleich zum hektischen

Berufsalltag. Wenn immer möglich geniessen sie mit Hund Bobby die Ruhe auf der Seealp.


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häuschen, sieben sind mit einem Alprecht verbunden und werden von Bauern genutzt. Nachdem der bisherige Mieter der Alphütte vor vier Jahren verstarb, ging das Mietverhältnis zuerst auf die Erbengemeinschaft über. Später beschloss der Kanton als Eigentümer der Hütte, diese auf den 1. April 2017 öffentlich auszuschreiben. Damit fortan mehr Leute in den Genuss einer Alphütte kommen können, ist die Mietzeit neu auf zehn Jahre beschränkt. Signers waren interessiert an der Alphütte Seezapfen. So wie viele andere auch: Über zwanzig Bewerbungen gingen ein. Und weil mehrere davon die vom Kanton vorgegebenen Kriterien erfüllten (Bürgerrecht von Appenzell oder Oberegg, Wohnsitz im Kanton Appenzell Innerrhoden, schulpflichtige Kinder und öffentliches Engagement), musste das Los entscheiden. Das Ehepaar war in den Ferien, als es von seinem Glück erfuhr. «Unsere Kinder haben den Zeitungsausschnitt mit dem Entscheid fotografiert und per WhatsApp an uns weitergeleitet», sagt Manuela Signer lachend. MIT KLEINEN ANPASSUNGEN haben sie der Alphütte ihren

Entschleunigung in der Alphütte auf Zeit Den Weg von Wasserauen hinauf zur Seealp nehmen Manuela und Wisi Signer aus Schwende oft unter die Füsse. Wenn möglich einmal in der Woche, und in der Regel bleiben sie dann über Nacht am See. Denn als temporäre Besitzer der Alphütte Seezapfen haben sie das Privileg, die einmalige Landschaft und die nahezu absolute Stille zwischen Gloggeren, Schäfler und Ageteplatte auch beim Eindunkeln zu geniessen. Auf der Bank vor der Hütte bei einem Glas Wein gemeinsam den Sternenhimmel betrachten, für das Ehepaar aus Schwende ist das Lebensqualität. Auch wenn die Berge, wie an diesem Tag, nebelverhangen sind, tut dies ihrer Begeisterung keinen Abbruch. «Hier oben hat jede Stimmung ihren Reiz. Und regnet es Bindfäden, dann ist es in der Alphütte umso schöner», sagt der 49-jährige Wisi Signer. SEIT EINEM JAHR steht Manuela und Wisi Signer und ihren

vier Kindern die Hütte unweit des östlichen Zipfels des Seealpsees zur Verfügung. Sie ist eine von fünfzehn Alphütten, die dem Kanton Appenzell Innerrhoden gehören. Acht davon sind Ferien-

persönlichen Stempel aufgedrückt. Vor der Hütte steht ein massiver Holztisch mit zwei Bänken, und auch der Holzhag ums Grundstück ist neu. Den hat Wisi Signer eigenhändig montiert. Auch im Gebäude hat sich einiges getan. Um mehr Platz für Schlafplätze zu schaffen, wurde in der Alpstube eine Holzdecke eingezogen. So kamen zu den vier Matratzen im Schlafraum drei weitere hinzu. Mit roten Leintüchern und rot-weiss-karierten Kissen- und Duvetanzügen, Sitzkissen auf den Stühlen und Fellen auf der Eckbank ist die Alphüttenromantik perfekt. Für Licht in Stube und Schlafräumen sorgen Spotleuchten. Die Energie dafür bringt ein Solarstromspeicher. Das ist der 46-jährigen Manuela Signer lieber als das Hantieren mit Petrollampen. Und auch beim Aufkochen des Wassers für Kaffee, Tee und den Abwasch geht sie auf Nummer sicher und verwendet statt eines offenen Feuers eine Gasherdplatte. Trotz dieser praktischen Zugeständnisse, an der Einfachheit des Hüttenlebens wollen Signers nicht rütteln. «Wir sind auf der Alp, und da gehören Abstriche am gewohnten Komfort dazu. Alles andere haben wir zu Hause.» BERUFLICH SIND Manuela und Wisi Signer stark engagiert.

Beide tragen in der Geschäftsleitung Verantwortung für die Bäckerei und das Café Gschwend in St. Gallen und schätzen die Entschleunigung, die ihnen das Alphüttenleben bringt. «Sind wir auf der Seealp, dann schauen wir nicht auf die Uhr, sondern lassen uns einfach treiben. Das Programm ergibt sich von selbst. Je nach Lust und Laune gehen wir wandern, kühlen uns im See ab, grillieren vor der Hütte, kehren in der Bergwirtschaft ein, lesen oder lassen einfach die Seele baumeln», sagt Wisi Signer. Den Laptop lässt er zu Hause. Und das Handy schaltet er auf lautlos. Der «Seezapfen» sei Familienzeit, alles andere könne warten, fügt er an.


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Wo die Mulis vom Rotstein ihr Nachtlager hatten Die beiden Hütten auf Oberchellen stehen da, wo und wie sie schon seit jeher stehen: im Schutz eines Hügels über einem kleinen Bergsee, errichtet aus Baumaterialien, wie sie im vorletzten Jahrhundert verfügbar waren. Die Grundmauern sind aus Stein, der obere Teil ist aus massiven Holzbrettern und das Dach geschindelt. Aber von wegen alt! Nach dem Abbruch der baufälligen Alpgebäude wurden sie in den letzten fünf Jahren von Matthias und Roman Wyss im ursprünglichen Stil nachgebaut. So manches Wochenende haben die Brüder hier oben auf 1650 Metern über Meer verbracht und konnten bei den Arbeiten auf die Unterstützung des Holzfachmanns Hans-Ueli Fässler und vieler zupackender Hände aus Familie und Kollegenkreis zählen. In über tausend Arbeitsstunden wurden die Steine der alten Hütten neu aufgeschichtet, mit Steinen aus der Umgebung ergänzt, die Zwischenräume mit Kalkmörtel verputzt, Bretter und Balken von Hand gehobelt und zusammengeschichtet und das Dach mit hundert Quadratmetern Schindeln belegt. DEN WEG VON WASSERAUEN über die Meglisalp nach

Oberchellen sind Matthias und Roman Wyss zig-mal marschiert. Denn anders kommt man nicht hierher. Ausser man wählt die Route vom Säntis über den Lisengrat zum Rotsteinpass und steigt von dort abwärts. So oder so, berggängig muss man sein. Und ausdauernd. Das sind sie beide. Schliesslich sind sie im Alpstein aufgewachsen. Genauer auf dem Rotsteinpass, wo ihre Eltern gewirtet haben und heute der ältere Bruder das Berggasthaus führt. Die beiden Gebäude in Oberchellen, Alphütte und Schweinestall, stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Rotsteinpass. Seit 1967 sind sie im Besitz der Wirtefamilie, aktuell von Albert Wyss senior. Der 31-jährige Matthias Wyss zeigt nach oben, wo an der Krete über dem Schneefeld das Berggasthaus thront und erzählt, wie zu Zeiten seines Grossvaters und Vaters das Material auf den Berg und zurück gesäumt wurde: «Im Frühling, wenn der Zugang für die Mulis wegen Schnees nicht möglich war, wurde es auf einem Schlitten übers Schneefeld Richtung Oberchellen zu Tal gelassen und dort auf die Mulis verladen. Abends war es umgekehrt. War der Schlitten zum Transport nach oben bereit, gaben die Säumer mit einem Steckenschlag aufs gespannte Seil das Signal. Mit einer Seilwinde wurde er dann nach oben gezogen.» BIS 1977 DIENTE DIE HÜTTE den Mulis als Nachtunterkunft.

Dann drehte der Wirt vom Rotsteinpass den zeitlichen Ablauf des Materialtransports um: Die Säumer und ihre Mulis über-

nachteten in Wasserauen. Damit hatten die Hütten auf Oberchellen ausgedient und alterten ungenutzt vor sich hin. Die Idee, die Gebäude für private Zwecke herzurichten, kam den Brüdern Wyss 2009, als sie einmal mehr an den baufälligen Hütten vorbeikamen. «Ein Schandfleck waren sie», sagt Matthias Wyss unverblümt. Der Vater gab grünes Licht für den Abbruch mit Neubau, und für die Söhne folgte ein Projekt, das sie mehrere Jahre beschäftigte. Inzwischen sind die Hütten fertiggestellt und warten darauf, mit Leben gefüllt zu werden. Der Blick ins grössere der beiden Gebäude zeigt einen rudimentären Innenausbau. Auf dem sogenannten Feuertisch wird gekocht und im Schüttstein abgewaschen. Das Feuerholz wird vom Tal hinaufgetragen, das Wasser holt man im See vor der Hüttentür oder direkt von der Quelle in der Nähe. Mit Tisch, Eckbank, Stabellen, Schrank und Doppelbett ist der Raum spartanisch eingerichtet. Über eine Leiter gelangt man in den Schlafraum unter dem Dach. «Das reicht, mehr brauchen wir nicht», sagt Matthias Wyss, der sich darauf freut, diesen Sommer mit seiner Familie Ferientage mitten in der Bergwelt zu verbringen. Oberchellen sei für ihn ein Kraftort, ein Ort der Erholung. Und für den zweieinhalbjährigen Sohn Janick ein grosser Spielplatz mit einem Bächlein zum Stauen und dem See zum Baden. Matthias Wyss steht im Eingang und legt die Ellbogen auf den Fedlech, wie die Innerrhoder die halbe Tür an der Alphütte nennen. «Da fühlt man sich gleich wie ein Älpler», sagt er mit einem Augenzwinkern.


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AUF OBERCHELLEN hat Matthias Wyss mit seinem Bruder eine

Alphütte abgebrochen und im ursprünglichen Stil neu aufgebaut.


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ALS AUSGANGSPUNKT für Ski- und Bergtouren im Alpsteingebiet liegt das Clubheim Guggeier unterhalb des Fähnerenspitzes ideal. Willi Holliger und Kaspar Schmid kommen oft hierher.


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St. Galler Skisportpioniere an der Fähneren Eichhörnchen und Hase kreuzen den Wanderweg. Und am Waldrand zeigt sich ein Reh. Um zur Clubhütte des Alpinen SkiClubs St. Gallen (ASC) im Guggeier südwestlich des Fähnerenspitzes zu gelangen, muss ab Bachers ein halbstündiger Aufstieg über Wiesen und Alpweiden in Kauf genommen werden. Ab dem Dorf Brülisau ist man mehr als doppelt so lang unterwegs. Seit acht Jahren ist die Hütte zwar mit einer Fahrstrasse erschlossen, sie ist aber mit einem Fahrverbot belegt und wird von den Clubmitgliedern nur in Ausnahmefällen benutzt. GERADE DIESE ABGELEGENHEIT und das uneingeschränkte Naturerlebnis waren der Grund, weshalb sich einige gut betuchte Stadtsanktgaller 1908, ein Jahr nach der Gründung des ASC St. Gallen, entschlossen, in dieser wunderbaren Umgebung für den Winter eine Hütte zu mieten. In erster Linie lockten sie die steilen Schneehänge. Denn wer zu jener Zeit dem Alpinen Ski-Club beitrat, war vom Skisport begeistert. Und das Fähnerengebiet bot ideale Voraussetzungen dafür. Auf dem Hochstofel fand man eine geeignete Winterunterkunft: Nahezu sechzig Jahre war sie Dreh- und Angelpunkt der Skitouren im Gebiet Fähneren, Kamor und Hoher Kasten. Anfangs der 1960er Jahre bot sich die Gelegenheit, auf der Alpliegenschaft Guggeier ein Stück Land für eine eigene Clubhütte zu erwerben. Der Clubvorstand zögerte nicht und baute ein solides Haus mit Übernachtungsmöglichkeit für achtzehn Personen. Damit stand der Alpstein den Mitgliedern nicht nur im Winter zum Skifahren, sondern auch im Sommer zum Wandern offen. Noch heute bilden die Skitouren den Schwerpunkt der Clubtätigkeit. Längst setzt man sich allerdings höhere Ziele, als sie der Alpstein bietet, und sucht das Bergabenteuer im Bündnerland. An Attraktivität hat die Guggeier-Hütte trotzdem nicht eingebüsst. Eine Abfahrt im stiebenden Schnee von der Fähneren hinunter nach Brülisau bezeichnet Willi Holliger nach wie vor als Hochgenuss. «Nur, dass dies als Folge der milderen Winter nicht mehr oft möglich ist», sagt er. Er weiss, wovon er spricht: Seit gut zwanzig Jahren ist der 78-Jährige Clubmitglied und seit

2003 Hüttenchef. Mindestens einmal pro Woche ist er hier oben. «Als ich berufstätig war, kam ich, um aus der Hektik des Alltags auszubrechen, heute geniesse ich die Ruhe beim Lesen und Musikhören.» Oft ist seine Frau dabei, inzwischen auch die Enkelkinder. FÜR DAS GESPRÄCH über Vergangenheit und Gegenwart der Hütte hat Willi Holliger mit Kaspar Schmid aus Teufen «Verstärkung» mitgebracht. Schmid ist ebenfalls ein alter HüttenHase und seit 1973 Mitglied des ASC St. Gallen. In der guten Stube stehen Kaffee und Gipfeli bereit, und in der Küche köchelt die Tomatensauce für die Teigwaren vor sich hin. Es ist offensichtlich: Im Guggeier sind Gäste willkommen. Kaspar Schmid lacht und erzählt von den Bauern und Sennen der umliegenden Alpen und nennt sie alle mit Spitznamen. Sind sie in der Nähe, dann gibt es immer einen Schnaps. Der 92-Jährige öffnet sein persönliches Chäschtli in der Garderobe: Es ist gut gefüllt mit Hochprozentigem und den dazu passenden Gläsern. WILLI HOLLIGER BLÄTTERT in alten Hüttenbüchern. Der

Rückgang der Übernachtungszahlen stimmt ihn nachdenklich. Letztes Jahr haben von den gut 400 Besucherinnen und Besuchern lediglich 120 übernachtet. Den Grund sieht er in der Überalterung der Clubmitglieder. «Die Jungen haben ihre Priorität im Beruf und sind dort gefordert. Für die Freizeit lassen sie sich deshalb ungern festlegen, entscheiden lieber kurzfristig. Neue Mitglieder zu gewinnen ist schwierig.» Ob sich mit Schneeschuhtouren, die neu ins Programm aufgenommen werden, etwas daran ändern lässt? Willi Holliger hofft es. «Rund um die Fähneren gibt es wunderbare Schneeschuhrouten, das wollen wir uns zunutze machen», sagt er und nennt das Gesellige drumherum als Pluspunkt. Nach einem Tag Bewegung an der frischen Bergluft bei Speis und Trank gemütlich zusammenzusitzen, die Guggeier-Hütte mache das möglich. Und die grandiose Sicht auf die drei Alpsteinketten und über das Dorf Appenzell bis ins Fürstenland gebe es als Supplement.


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S U L L GA FFERT el b o t r e E t t i S , P24F 8 k 1 r 0 n e e w g .05.2 t n f ä a r G r h i k U e z r i 0 18.3 ichthe ner in d Kehr iges Din Feur ZEIT

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Die Fachstelle Entsorgung der Stadt St. Gallen hat ins Kehrrichtheizkraftwerk im Sittertobel zur Einweihung der neuen Anlage eingeladen. Ein besonderer Abend soll es werden. Einer, der dem Ort und dem Anlass gerecht wird. So lautet die Vorgabe der Gastgeber. Musik und Akrobatik stehen auf dem Programm. Und dazu ein Dinner in drei Gängen. Nicht irgendein Dinner, sondern eines, das thematisch zum Werkbetrieb passt. Was liegt da näher als das Element Feuer zu wählen – in Anlehnung an den Brennofen, der das Herzstück der Anlage bildet. Die Kochcrew der «Pfefferbeere» ist herausgefordert. Die Gäste überraschen, das Dinner als Gesamterlebnis gestalten – Gallus Knechtle ist in seinem Element. Ein Spektakel will er den 150 Gästen bieten, mit dem Menü und dem Drumherum. Von der Dekoration auf

den Tischen über den Auftritt beim Servieren bis hin zur Präsentation, alles muss passen. In der Box, wo die Entsorgungslastwagen gewaschen werden, steht eine provisorische Küche und eine Reihe Festtische. Die Vorspeise – rauchiges Randentatar mit gebeiztem Forellenfilet und feuriger Garnitur – erhält den letzten Schliff. Gallus Knechtle steht mittendrin, von Nervosität keine Spur. «Wir sind ein eingespieltes Team, jeder weiss, was zu tun ist.» Umhüllt von Rauch wird die Vorspeise auf Holzbrettern serviert. In der improvisierten Küche machen sich die Köche derweil ans Anrichten des Hauptgangs. Der Hohrücken vom Appenzeller Beef kommt aus dem Smoker, dazu gibt es Zungensalat mit getrocknetem Herz und Ravioli mit Leber- und Ochsenschwanzfüllung. Ist das nicht etwas gewagt? Gallus Knechtle schmun-


Gipfeli Bu n t e Ba g e l s

Auflauf mit Beeren und Eierguss

– als Croutons verwenden – zu Knödeln verarbeiten

Crepes/Omeletten fein schneiden und als Flädlisuppe zubereiten

Biber

– fein mahlen und anstatt Paniermehl verwenden: Pouletoberschenkel in Bibermantel – fein mahlen und in Glacémasse einrühren für ein Biberparfait – anstatt Nüsse auf den Kuchenboden für einen Fladen

Parisette

– Brot mit Wasser besprühen oder Schüssel mit Wasser in Backofen stellen, bei 180°C ca. 10–15 Minuten aufbacken – Brotchips dünn aufschneiden, mit Öl bepinseln und im Backofen 30 Minuten bei 150°C rösten

Probi er Riech ’s mal! Schm mal! eckt’ s?

zelt: Er vertraut auf die natürliche Neugier, die meist grösser ist als die Vorbehalte. Und in der Tat: Salat und Ravioli kommen gut an. Ebenso wie die grillierten Heuschrecken, die er zum Probieren in Schalen auf den Tisch stellt. Noseto-tail nennt sich die Bewegung, die die ganzheitliche Verwertung eines Tiers zum Ziel hat. «Herz, Leber, Zunge, Ochsenschwanz – es wäre schade, sie nicht zu verwerten. Kreativ verarbeitet, sorgen sie für überraschende Geschmackserlebnisse», sagt Knechtle. Ein Genuss fürs Auge und für den Gaumen ist auch das Dessert. Die «Pfefferbeeren»-Köche haben Pannacotta mit schwarzer Lebensmittelfarbe eingefärbt, tiefgefroren und in Stücke gebrochen. Angerichtet auf tiefrotem Beerengelee wirken sie wie Kohle in der Glut. Wenn das kein passender Abschluss ist!

Rund e in D r it te l Le b e a ll e r n s m it in d e te l w g a nz r Sch e rd e n e Por we iz ve r s c tio n p p ro d d ie H hwe n ro Ta uzie r ausha d et . g und te n lt Das e M it v m it 4 Mens is t e ie le n 5 P ro ch. D in e e ze n t in f a c a b k re a t e i den g hen T mach iv in u ip p s rö s s t en n s e re a r b e it kö n n e n Te m A ll e n wir il a u s en. tag v . R e s te e r h in dern je d o c oder h 1 . Vo r we ite dem r ve rE in k a e in e E u f in in k a u den K f ü s h ls c h li s te e wir a uch w rank r s te ll schau en. S ir kli c li e b e o kau h bra en un r noc fe n w u d chen h et w ir n u r de M . Und as es , wa s agen vo r d s e n z , 2 . Au u Spo em E d a m it f d ie in k a u nta n k n ic h t S in n e f ä ufe n der k Le b e ve r t r n u r re ve r le n s m it auen nit e t . t , e ln a wa s d h e is s n g e ht . ie H a t n ic h lt b a r k « M in d t, das mehr e it vo e s te n s das g u t is n s h a lt Le b e 3 . K le t. n s m it bar b in e re t is » e l M dana enge 4 . E in c h n ic n ko c en Re ht hen u s te n v nd se re n u e r we n d kr r r v t ie u n r en. e a tiv gstag d ie m Zu t a t p ro W an so e n m it oche nst v e in a n te t h ä e in f ie ll e ic der k t te . h t o m b in ü h 5 . We n ic h t zu s a m n n im ie re n , mer n men s o n ic och z ve r w ht a n u e rv ie l Fr e u n E ssen den G de un ü b r ig ä s te n d Fa m b le ib m it n il ie ve t – wie ach H rsche ause Fü r d n ke n g e ie kr b e n? oder e a tive doch Ve r w in f a s er tun t je d e möch g vo m Ha te ic h n B ro u s h a lt im B il t r e s te im m e d e in n , d ie r wie paar der a le c ke n f a ll e re Id e n, en ge ben.


Seine Herisauer Trainer haben es immer schon gewusst: Timo Meier wird es im Eishockey weit bringen. Spätestens seit der WM in Kopenhagen weiss es die ganze Schweiz. Für den 21-Jährigen, der beim NHL-Club San Jose Sharks unter Vertrag ist, ist der Silbermedaillengewinn aber nur eine Zwischenstation. Er will mehr. JOLANDA SPENGLER Text // CARMEN WUEEST Bilder Er ist nicht zu übersehen: 1,88 Meter gross, hundert Kilogramm schwer – ein Modellathlet. Timo Meier steht im Foyer des Sportzentrums Herisau, und es ist, als ob er immer noch irgendwie dazugehört. Man kennt ihn, man grüsst ihn, schüttelt ihm anerkennend die Hand und gratuliert ihm zu seinem Erfolg mit dem Schweizer Eishockey-Nationalteam. Die Silbermedaille hat er im Hosensack. Nicht weil er damit hausieren will, nein. Er hat sie auf Wunsch der Journalistin mitgebracht und holt sie nur hervor, wenn man danach fragt. Wir wollen sie selbstverständlich sehen. Mit der WM-Finalpartie gegen Schweden ist für Timo Meier am 20. Mai eine lange Saison zu Ende gegangen, und er hat sich eine Woche Ferien in Dubai gegönnt. Den Rest des Sommers wird der NHL-Crack in der Ostschweiz verbringen. In Rorschacherberg, wo seine Eltern wohnen, und in Herisau, wo er bis zu seinem Wegzug nach Kanada gelebt hat. Er freut sich darauf, alte Weggefährten zu treffen. Und er treibt Sport: Aktuell ist er joggend und Velo fahrend unterwegs. Spätestens Ende Juni startet er mit Kraftaufbau und mit dem Training auf Eis. Alles in Eigenregie, die Hausaufgaben hat er aus den Staaten mitgebracht. Timo Meier weiss, was zu tun ist. Wenn er Ende August nach Kalifornien zurückkehrt, wird er topfit sein.

DER 21-JÄHRIGE schätzt die familiäre Atmosphäre, die ihm

im Herisauer Sportzentrum entgegenschlägt. Auch wenn er der Eishockeyprovinz sportlich längst entwachsen ist und sich in den grossen Eishockeystadien von Amerika und Kanada bewegt, an den Ort seiner Hockeyanfänge kommt er immer wieder gern. Für das Gespräch wählt er Garderobe Nummer 3. Sie ist ihm aus seiner Juniorenzeit bestens vertraut. Hier erhielt er die theoretischen Grundlagen des Eishockeys vermittelt, erntete in den Spielpausen Lob und Tadel der Trainer, jubelte mit den Teamkollegen über Siege und fluchte über Niederlagen. Herisau sei seine Heimat, sagt er. Eine Heimat, die er mit Schule, Kinderfest und Fussballplatz verbindet. Und selbstverständlich mit der Eishalle. Diese stand bei ihm über allem. Schon damals sei er hockeyverliebt, ja fast schon hockeybesessen gewesen und habe jede freie Minute auf dem Eis verbracht, sagt er. Timo Meier hatte nur ein Ziel vor Augen: die National Hockey League (NHL) ennet des grossen Teichs. Der Traum wurde Wirklichkeit: Seit zwei Jahren stürmt der Herisauer für die San Jose Sharks. TIMO MEIER WAR 16 JAHRE ALT, als er das Appenzellerland

für seinen Traum Richtung Kanada verliess. In der höchsten Ju-


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TIMO MEIER am Ort, wo alles begann. In der Eishalle Herisau hat er die Grundlagen des Eishockeys vermittelt bekommen.


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niorenstufe des Landes verdient er sich bei den Halifax Mooseheads die ersten Sporen ab. Noch gut erinnert er sich an sein erstes Spiel in Kanada. «Vor elftausend Zuschauern einzulaufen, das ist schon ein spezielles Gefühl. Ich meinte zu träumen und musste mich erst einmal kneifen.» Klar seien die ersten Monate weit weg von Familie und Freunden hart gewesen. Mit der Gastfamilie habe er es aber gut getroffen. Sie half ihm, sich an den neuen, ungewohnten Lebensstil zu gewöhnen. «Im Vergleich zur Schweiz ist alles viel grösser: die Läden, die Städte, die Strassen, das Land.» Längst ist Timo Meier im grossen, weiten Land mit den unbeschränkten Möglichkeiten angekommen und hat sich dank Ehrgeiz, starkem Willen und unbändigem Einsatz die sportliche Karriereleiter hochgearbeitet. 2015 wurde er von den San Jose Sharks gedraftet, spielte in der Saison 2016/17 zuerst mit San Jose Barracuda in der American Hockey League (AHL), bevor er ein halbes Jahr später ins NHL-Team befördert wurde. «Einiges war Glück, vieles musste ich mir aber selber verdienen», schwankt er zwischen Bescheidenheit und Selbstbewusstsein. Für den Erfolg braucht es eben beides.

Stürmer zu unterstützen. Die WM als Trostpreis? Timo Meier verneint vehement und greift zur Silbermedaille. «Die Tage in Dänemark waren fantastisch. Zum ersten Mal konnte ich auch den Fans in der Schweiz zeigen, was ich draufhabe.» Ein zufriedenes Lachen huscht über sein Gesicht. Zeigt der abgebrühte und bärenstarke Hockeyaner doch noch Emotionen? Ja, als Schweizer sei er stolz auf die Silbermedaille. Und als Timo Meier? Er zögert kurz: «Gold wäre mir schon lieber gewesen. Ich verliere nicht gern.» Da schimmert er also doch wieder durch, der Ehrgeiz, den es braucht, um die ganz grossen Erfolge feiern zu können. Die Rede kommt aufs Penaltyschiessen, in dem die Schweiz den WM-Sieg vergeben hatte. Er sei parat gewesen und habe den Plan, wie er den schwedischen Goalie überwinden wollte, bereits im Kopf gehabt. Nati-Coach Patrick Fischer entschied sich aber für andere. «Als Spieler muss man das akzeptieren. So ist es eben im Mannschaftssport.» Und trotzdem, wenn man ihn so sprechen hört, dann spürt man, dass es ihn fuchst, nicht unter den Schützen gewesen zu sein. ALS SPORTLER SEI ER noch lange nicht dort, wo er sein

UND ERFOLG WILL Timo Meier haben. Mit halben Sachen

gibt er sich nicht zufrieden. Dass er sich mit den San Jose Sharks frühzeitig aus dem diesjährigen Kampf um den Stanley-Cup versabschieden musste, wurmt ihn deshalb immer noch. Auch wenn ihm das die Möglichkeit bot, die Schweizer Nationalmannschaft in der entscheidenden Phase der WM in Kopenhagen als

wolle. Gross und robust, wie er gebaut ist, sind die körperlichen Voraussetzungen zwar gegeben. Er weiss aber auch um seine Schwächen: An seiner Agilität müsse er noch arbeiten und schneller werden, gibt er sich selbstkritisch. Für den kompletten Hockeyspieler brauche es aber nicht nur herausragende physische und technische Fähigkeiten. Abgeklärt und belastbar müsse


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S G I S HIE APPENZELLER GINGER BEER

AUF SILBER an den Weltmeisterschaften in Kopenhagen ist

Timo Meier stolz. Am Ziel ist er damit aber noch lange nicht.

man ebenfalls sein. Und auch das Menschliche müsse stimmen, betont Timo Meier. So wie bei seinem Vorbild, dem kanadischen Stürmer Sidney Crosby. «Er ist der aktuell beste Spieler überhaupt, schnell, unberechenbar, nervenstark, wendig auf dem Eis. Und privat absolut bodenständig.» Ob er selber dieses Niveau erreichen kann, darüber will er nicht nachdenken. Er gebe aber alles dafür, sein persönliches Optimum auszuschöpfen. Die San Jose Sharks haben Timo Meier noch für ein weiteres Jahr verpflichtet. Der Herisauer will die Zeit nutzen, um weiter zu reifen. «Was dann kommen wird? Mal sehen. Die NHL hat aber auf jeden Fall Priorität», sagt er. Gern würde er in San José bleiben. In der kalifornischen Stadt gefällt es ihm nicht nur des Sports, sondern auch des Wetters wegen. Einmal den StanleyCup in die Höhe zu stemmen, das ist sein nächster grosser Traum. Und dann wäre da auch noch WM-Gold mit der Nati. Am liebsten wäre ihm der Titelgewinn in zwei Jahren, wenn die Weltmeisterschaften in der Schweiz stattfinden. FÜR DIE FOTOS zu diesem Bericht setzt sich Timo Meier zwischen Spielerbank und Eisfeld auf die Bande. Und zieht dabei die Blicke der trainierenden Eislauf-Ballerinas auf sich. Ist er es? Die Mädchen tuscheln, kommen auf ihn zu und sprechen ihn an. Der Sharks-Stürmer lässt sich gern in ein Gespräch verwickeln. Und dann drehen die jungen Eisläuferinnen noch einige Extra-Pirouetten für den NHL-Star.

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Walzenhausen. Foto: Carmen Wueest

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STEINBRECH STÄRKT KNOCHEN UND GELENKE ROLAND VONTOBEL ist diplomierter Drogist und kantonal approbierter Naturarzt. In Teufen führt er seit 1998 die Praxis Tannenhof.

ROLAND VONTOBEL Text // WERNER MEIER Illustration

Osteoporose und Arthrose sind heutzutage alltägliche Krankheitsbilder und bei Patienten meiner Naturarztpraxis oft der Konsultationsgrund. Die beiden Krankheiten verursachen starke Schmerzen und schränken die Lebensqualität stark ein. Es ist erwiesen, dass bei Gelenksarthrosekrankheiten die Muskulatur in der Regel verkrampft und verkürzt ist. Tägliche Dehnungsübungen verlängern und lockern die Muskeln, was den Gelenkspalt und den Druck auf die Gelenkknorpel schnell entlastet. Danach verschwinden die Schmerzen, die abgenützten Knorpel werden nicht weiter geschädigt oder können sich teilweise wieder erholen. Bei der Osteoporose wird die Knochendichte immer geringer, so dass bei einer starken Belastung oder einem Sturz der Knochen brechen kann. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Der Arzt verschreibt vorbeugend Calciumtabletten mit Vitamin D3. So haben die knochenbildenden Zellen genügend Calcium für den Einbau zur Verfügung. Neueste Forschungen zeigen, dass auch Magnesium (300 Milligramm pro Tag) helfen kann.

Durch viel Bewegung kann der Knochen ebenfalls zum Wachstum angeregt werden. Wichtig ist auch eine natürliche Ernährung mit viel Calcium und mineralstoffreicher Kost wie beispielsweise Milchprodukte, Gemüse (Kohlgewächse), Wildgemüse, Sesam, Hirse, Buchweizen, Vollkornprodukte und Eier. Mindestens zwei Liter Wasser oder Tee pro Tag begünstigen eine gute Aufnahme der Mineralien. Auch das Pflanzenreich hält eine wirksame Heilpflanze für gesunde Knochen und Gelenke bereit: den Trauben-Steinbrech. Er wächst auf Felsen und kann mit den Wurzeln sogar Calcium aus dem Stein lösen und über die Blätter ausscheiden. Diese Betrachtungen führten zu Versuchen und bestätigten, dass der Steinbrech bei Osteoporose und Arthrose eine wirksame Heilpflanze ist. Den Trauben-Steinbrech kann man in Drogerien und Naturarztpraxen als Trifloris Steinbrechtropfen kaufen. Als Dosierung empfehle ich dreimal täglich 5 Tropfen – und dies über mehrere Monate. Des Weiteren wirkt der Trauben-Steinbrech auch Steinbildungen in Nieren und Blasen entgegen.


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/ WANDERN / APPENZELLER MAGAZIN / MONAT 2018

RUNDUM OBEREGG


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BÜELEN: Die Bauernhäuser und Höfe liegen über die sanften Hügel verstreut.

Es ist eine liebliche Gegend mit sanften Hügeln. Was aber nicht heisst, dass es auf der Wanderung von Oberegg hinauf auf den St. Anton und zurück keine happigen Auf- und Abstiege gibt. Denn auch auf dem Boden der Innerrhoder Exklave im Appenzeller Vorderland bestimmen Tobel und Höger die Landschaft – wenn sie auch nicht ganz so tief liegen und hoch hinaus gehen wie im Inneren Landesteil. Abwechlsungsreich ist die Route allemal. Und sie bietet Weitsicht auf Berge, Fluss und See. JOLANDA SPENGLER Text & Bilder


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GONZEREN: Sicht auf das Rheintal und den Alpstein vom Hohen Kasten bis zum Säntis.

Das Panorama lockt an schönen Tagen viele Ausflügler auf den St. Anton. Neben der Strasse, die von Oberegg über den Hügelzug zum Ruppenpass führt, gibt es eine Vielzahl von Wanderwegen hinauf zum 1107 Meter über Meer liegenden Aussichtspunkt. Dabei lässt sich die Natur mit allen Sinnen erleben. Jetzt, im Sommer, schmeicheln die würzigen Düfte von Wald und Blütenhecken der Nase und die Farbenpracht der Blumen dem Auge, derweil das Vogelgezwitscher, das Glockengebimmel von Kühen, Ziegen und Schafen und das Plätschern des Bachs für die Musik sorgen.


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DER FALLBACH bahnt sich südlich des Dorfs Oberegg seinen Weg durch die Schlucht.


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IN DER RÜTEGG lockt ein Zwischenhalt auf den Bänken vor der gleichnamigen Wirtschaft.


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AUSGANGSPUNKT UND ZIEL: Oberegg, Post WANDERZEIT: 2 Stunden 20 Minuten WEGLÄNGE: 8,0 Kilometer AUF- UND ABSTIEGE: 334 Meter ÖFFENTLICHER VERKEHR: Mit dem Postauto nach Oberegg PARKPLÄTZE: Im Dorfzentrum GASTSTÄTTEN: Restaurants im Dorfzentrum, Wirtschaft Rütegg (Di, Mi und Do geschlossen), Kafi St. Anton, Restaurant St. Anton (Di ab 16 Uhr und Mi geschlossen) WANDERKARTE: Wanderkarte Appenzellerland 1:25 000

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1. OBEREGG, BEZIRKSGEBÄUDE. Der Haupt-

wegweiser befindet sich beim Bezirksgebäude Oberegg, Richtung Heiden wandern. Die Route führt durch ein dicht bebautes Wohnquartier. 2. RUTLEN. Auf der befestigten Strasse geht es geradeaus zum Riethof. 3. RIETHOF. Die Hautpstrasse überqueren und der Strasse aufwärts nach Ebenau / St. Anton folgen. 4. HINTERLADEREN. Rechts abbiegen nach Rütegg / St. Anton. Der Weg führt dem Waldrand entlang und über Wiesen zur Ebenau. Von hier aus auf der Kiesstrasse durch den Holzerswald hinauf zur Rütegg wandern. 5. RISI OST. Nach links abbiegen zur Rütegg. Der Aufstieg auf das Hochplateau zeigt beim Blick zurück im Noden das Dorf Heiden und dahinter den Bodensee. 6. RÜTEGG. Das erste Etappenziel ist erreicht: Auf den Bänken vor der Wirtschaft Rütegg lohnt sich eine Rast mit Zwischenverpflegung. Hinter dem Haus zeigt der Wegweiser entlang der befestigten Strasse Richtung Büelen / St. Anton.

Alpsteinstrasse 83 · 9100 Herisau Bahnhofstrasse 18 · 8355 Aadorf

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7. BENSEL SÜD. Weiter der Asphaltstrasse auf den St. Anton folgen. 8. ST. ANTON. Auf dem St. Anton herrscht reger Betrieb: Ausflügler, Velofahrer, Töfffahrer und Wanderer treffen aufeinander. Es gibt eine Kapelle, ein kleines Feuerwehrmuseum, ein Kulturlokal, zwei Gasthäuser und viel Weitsicht – auf das Rheintal und ins Vorarlbergische. Im Westen zeigen sich Hoher Kasten und Säntis. Ein Zwischenhalt lohnt sich im Kafi Anton oder 300 Meter weiter Richtung Oberegg im Restaurant St. Anton. 9. GONZEREN. Von der Strasse auf den Kiesweg rechts einbiegen und nach Oberegg wandern. Bei der Scheune befindet sich ein Startplatz für Hängegleiter. Nach 200 Metern dem Weg links folgen. 10. HINTERHOLZEREN. Zurück nach Oberegg geht es stetig abwärts, zuerst dem Waldrand entlang, dann über einen steilen Waldpfad und später über die Wiese hinunter zur Schiessanlage Eugst. Am tiefsten Punkt der Wanderung wird der Fallbach überquert, bevor man nach einem kurzen Aufstieg im Dorfzentrum von Oberegg zurück ist.

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SPUREN DER VERGANGENHEIT SICHTBAR LASSEN Das Haus 34 im Rehetobler Weiler Robach erzählt viele Geschichten. Einst lernten hier Kinder in der Schulstube das Einmaleins, dann ratterten im Sticklokal Stickmaschinen, und heute beleben Touristen die Ferienwohnung. Das Haus ist aber auch Wohnhaus. Kürzlich wurde es aussen und innen respektvoll saniert. JOLANDA SPENGLER Text // CARMEN WUEEST Bilder

Sie fühlen sich hier ausgesprochen wohl. «Das Haus ist gut, der Ort ebenso und die Aussicht fantastisch.» Silvia Steinmann und Bettina Zarpellon brauchten nicht lange zu überlegen, als ihnen der Vorbesitzer das dreigeschossige Haus mit der Schindelfassade vor vier Jahren zum Kauf anbot. Seit drei Jahren wohnten sie hier bereits zur Miete und haben die Grosszügigkeit des Hauses und die Ruhe der Umgebung schätzen gelernt. Beide sind sie keine gebürtigen Ostschweizerinnen: Die Schulleiterin Silvia Steinmann ist im Luzernischen aufgewachsen, und die Polygrafin Bettina Zarpellon lebte zuerst in Zug und später mitten in der Stadt Zürich. Im ländlichen Rehetobel Wurzeln zu schlagen, damit hatten sie keine Mühe – auch wenn die Gegend bei vielen Freunden aus der alten Heimat als «weit weg vom Schuss» belächelt wurde. Die Lage ist für das Paar ideal. «Wir sind schnell in der Stadt St. Gallen und am Bodensee, und auch zum Wandern im Alpstein ist es nicht weit.» DIE ÜBERLEGUNG, das Haus zu sanieren, hatten Silvia Stein-

mann und Bettina Zarpellon bereits beim Hauskauf im Hinterkopf. Um nicht die Katze im Sack zu erwerben, liessen sie das Gebäude von einem befreundeten Architekten auf Herz und Nieren prüfen. Der Befund war gut: Die Bausubstanz stimmte.

Für die beiden Frauen begann nun ein Abwägen, wie umfassend der Umbau sein sollte. «Von einer sanften Renovation bis zum kompletten Umbau, wir haben alles durchdiskutiert», sagt Bettina Zarpellon. Letztlich entschieden sie sich für den Mittelweg und griffen nur dort, wo nötig, im grossen Stil ein. Bei der Fassade zum Beispiel, die in schlechtem Zustand war. Und Küche und Bad sollten ebenfalls grundlegend erneuert werden. Ansonsten sollten die Räume so aufgefrischt werden, dass der Charme des Alten erhalten blieb. «Das Haus erzählt viele Geschichten, und die Spuren dieser Geschichten sollen sichtbar bleiben», betont Silvia Steinmann. ZUR GESCHICHTE DES HAUSES ist den neuen Besitzerinnen einiges mündlich zugetragen worden. So sollen hier im Erdgeschoss einst Kinder unterrichtet worden sein. Ein Blick ins Buch zur Geschichte der Gemeinde Rehetobel bestätigt diese Aussage. Schon Ende des 18. Jahrhunderts soll es im «Freischulgut in Robach» eine Schulstube gegeben haben. Schulhäuser gab es zu jener Zeit noch keine, für den Unterricht der Mädchen und Knaben musste ein grosser Raum im Erdgeschoss eines Wohnhauses reichen. Die Aussenschule in Robach gab es bis Mitte des letzten Jahrhunderts. In den Folgejahren wurde die Schulstube


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GROSSZÜGIG UND HELL sind die Räume. Bettina Zarpellon und Silvia Steinmann freuen sich über die gelungene Sanierung.


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SCHLAFEN DIREKT unter dem Dach mit Blick auf den Sternenhimmel.

zum Sticklokal umfunktioniert. Hier stickte das Ehepaar Sturzenegger bis Ende der 1970er-Jahre Aufnäher. Silvia Steinmann hat einige Exemplare von Sturzeneggers Tochter geschenkt bekommen. Sie werben für St. Moritz, die Schweiz und Fischen im Allgäu. Heute ist im Erdgeschoss eine charmante Airbnb-Gästewohnung eingerichtet. Für Betrieb im Haus ist damit auch in Zukunft gesorgt. DAS PRIVATE REICH von Silvia Steinmann und Bettina Zarpellon erstreckt sich über die beiden oberen Stockwerke bis zur Kammer unter dem Giebeldach. Die traditionelle Aufteilung mit Stube und Nebenstube im ersten Wohngeschoss und den Schlafzimmern darüber blieb mit dem Umbau unverändert. Das Treppenhaus hingegen wurde an die Nordfassade verlegt. Mit der Konsequenz, dass die Zugänge zu den Zimmern neu geregelt werden mussten. Dass dadurch für die Küche im Obergeschoss doppelt so viel Platz zur Verfügung stand wie vorher, freut das Duo besonders. So erstreckt sich die Küche über Dreiviertel der Nordwestfassade, und beim Kochen lässt sich bis nach St. Gallen blicken. Die schwarzen Fronten des Korpus schaffen die Verbindung zum ebenfalls schwarzen, alten Kochherd aus Gusseisen. Wie die Befeuerung des Ofens mit den zartblauen Kacheln in der angrenzenden Stube ist auch er funktionstüchtig. Im Winter ist der Ofen die Hauptwärmequelle und sorgt in den Räumen rundherum für Behaglichkeit. Aber auch in den übrigen Zimmern brauchen die Bewohnerinnen dank punktuell angebrachten Infrarotheizungen nicht zu frieren. IM ALTEN GLANZ ERSTRAHLEN die Strickwände im Treppenhaus, der Fischgratparkettboden in der Stube und die massiven Dielenböden in Nebenstube und Schlafzimmern. Viele Stunden hat das Duo ins Schleifen und Bürsten investiert. Und auch das Entfernen der Farbschichten an Wänden und Decken war aufwendig: In der Nebenstube waren die getäferten Wände hellgrün und die Decke dunkelblau gestrichen. Jetzt sind sie weiss und lassen die Räume luftig und hell wirken. Alles in allem seien so rund 500 Stunden Eigenleistung zusammengekommen, sagt Bettina Zarpellon.

Dort, wo die Holzwände und -decken morsch waren, wurden sie durch gebürstete Weisstanne ersetzt. Auf Empfehlung des Architekten Christian Feldkircher (firm, Speicher) fiel die Wahl auf eine astfreie Qualität, die den charakterstarken alten Böden optisch den Vortritt lässt. Vom Resultat ist das Paar begeistert. Überhaupt seien sie von Christian Feldkircher stets gut und kreativ beraten worden, betonen die Bauherrinnen. Die Stufen der massiven Eichenholztreppe links und rechts mit einer schmalen schwarzen Holzleiste abzusetzen und bei den Fenstern und Türen zwischen Zargen und Wand einen dünnen Spalt zu lassen, sind zwei Beispiele von vielen. MÖBEL UND ACCESSOIRES in kräftigen Gelb- und Blautö-

nen bringen Farbe in die eher schlicht ausstaffierten Zimmer. Vorhänge sucht man vergebens. «Sie würden nur die wunderbare Aussicht verdecken», sagt Bettina Zarpellon, die für das Einrichten zuständig ist. Sie habe ein gutes Gespür für Formen und Farben, darauf könne sie sich verlassen, sagt ihre Partnerin. Zurückhaltend ist auch die Beleuchtung. Zur Hauptsache wurden


ALT UND NEU nebeneinander in der grosszügigen Wohnküche.

die Leuchtkörper direkt in die Decke eingebaut und nur in der Küche, im Wohnzimmer und im Treppenhaus mit formschönen Leuchten Akzente gesetzt. Ein halbes Jahr haben die Sanierungsarbeiten im und am Haus gedauert. Dass die neuen Fenster sowohl aussen wie innen aufgesetzte Sprossen haben sollen, war den beiden Frauen wichtig. «Das war schon immer so, und so soll es auch in Zukunft sein.» Und dass die Fassade wieder geschindelt werden sollte, war ebenfalls klar. «Auch das sind wir dem Haus und seiner Geschichte schuldig.» Auf Aufzugläden, wie sie vorher vorhanden waren, mussten sie hingegen verzichten. Zusammen mit der neuen Isolationsschicht wäre die Gebäudehülle sonst zu dick geworden. Mitte März sind Silvia Steinmann und Bettina Zarpellon in ihr neues altes Zuhause eingezogen. Und bereits wenige Wochen später haben sie die Vermietung des Airbnb wieder aufgenommen. Neben dem Hauseingang stehen seither zwei Gartenstühle. Bereit für die Bewohnerinnen und Gäste, um die Seele mit Weitblick auf den Alpstein baumeln zu lassen.


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DAS WIRTEPAAR Hanni und Bruno Bürki in der heimeligen Gaststube. TERRASSE MIT AUSSICHT // REGELMÄSSIGE STOBETE // GEEIGNET FÜR FESTE WIRTSCHAFT ZUM WILDEN MANN Haggenstrasse 10, 9413 Oberegg Telefon 071 891 18 43 Mittwoch und Donnerstag Ruhetag

VESPERPLÄTTLI, STOBETE UND AUSSICHT Einfach so landet man nicht im «Wilden Mann» im Oberegger Weiler Haggen: Die Wirtschaft liegt etwas abgelegen. Dafür aber umso idyllischer auf einem Plateau mit prachtvoller Aussicht über das Rheintal ins Vorarlbergische. Die Gäste kommen aus allen Himmelsrichtungen. Vor allem, wenn sich das Wetter von seiner besten Seite zeigt und zum Wandern lockt. Aber nicht nur dann lässt es sich auf der Terrasse oder in der heimeligen Gaststube mit dem grünen Kachelofen gemütlich bei Speis und Trank verweilen. Die Speisekarte ist eher klein und beschränkt sich auf Klassiker wie Schnitzel mit Pommes frites, Salate mit und ohne Fleisch und Vesperplättli. Wer es süss mag, wählt ein Chrömli aus dem Korb oder einen Coupe von der Glacekarte. Ein täglich wechselndes Mittagsmenü gibt es nicht. Ausser man meldet sich an. Dann ist die Wirtin flexibel und serviert Suppe, Salat und Hauptgang. Seit über dreissig Jahren tragen Hanni und Bruno Bürki-Widmer die Verantwortung für den «Wilden Mann». Sie führen die Wirtschaft in vierter Generation im Nebenerwerb. Während ihr Mann auswärts arbeitet, laufen bei Hanni Bürki sämtliche Fäden in Küche und Gaststube zusammen. Stehen grössere Anlässe an,

wie beispielsweise die traditionelle Metzgete Mitte Oktober oder Gesellschaften im Saal, kann sie auf die Unterstützung von Nachbarn zählen. Und lädt das Wirtepaar jeden zweiten Dienstag im Monat zur Stobete ein, sind auch die Kinder mit dabei. Denn bei Bürkis ist Musik hoch im Kurs: die Handorgel, das Hackbrett, die Bassgeige und das Klavier. Die Söhne Christian und Dominik und Tochter Kathrin wissen mit diesen Instrumenten umzugehen und geben an der Stobete abwechselnd den Ton an. Allein sind sie dabei allerdings nie: Oft ist das Lokal proppenvoll mit Musikanten und Zuhörenden, und es wird bis weit in die Nacht hinein musiziert, gesungen und getanzt. Wen wundert’s, dass hier auch TV-Mann Nicolas Senn mit seiner «Potzmusig Beizetour» Station gemacht hat. Und auch die Frage, weshalb Bauernmaler Albert Fischli die Täferwände bei der Renovation der Gaststube im Jahr 1980 unter anderem mit einem Geigenspieler, einem Hackbrettler und einem Bassspieler verschönert hat, ist damit wohl beantwortet. JOLANDA SPENGLER Text // CARMEN WUEEST Bilder


JULI 2018 / APPENZELLER MAGAZIN / DIVERSICUM /  47

RECHBERGFEST 13. BIS 15. JULI, WIRTSCHAFT ZUM RECHBERG, HERISAU

Immer im Sommer, wenn die Wiesen grün sind und die Sonne strahlt, findet das inzwischen traditionelle Rechbergfest statt. Von Freitag bis Sonntag erwartet die Gäste ein buntes Feuerwerk mit einem grossen Unterhaltungsprogramm. Mit dabei sind das Trio Wolkenbruch, die Spassakrobaten Schwellbrunn (Bild), DJ Greenhorn, die Kapelle Tüüfnergruess und das Alpstäächörli. www.rechberg-herisau.ch

BOLLE-STOBETE 30. UND 31. JULI, BOLLENWEES, BRÜLISAU

Jedes Jahr findet am letzten Wochenende im Juli die «BollenweesStobete» statt. Vor einer unvergleichlichen Alpenkulisse treffen sich Jung und Alt, Einheimische und Gäste zu einem fröhlichen Fest. Während zwei Tagen wird gejodelt, getanzt und musiziert. Zur Tradition geworden ist auch das «Bollewöffe» am Stobete-Meentig um 13 Uhr. Beim Plauschwettkampf nach alter Sennentradition gibt es neben Ruhm und Ehre attraktive Preise zu gewinnen. www.bollenwees.ch

HÜPFBURGEN-FUNPARK

Bild: zVg, eastdesign

7. BIS 27. JULI, SPORTPLATZ UND SPORTHALLE, BÜHLER

Während andere verreisen, trumpft das Vergnügen in Bühler gross auf: Im Juli steht dort der Hüpfburgen-Funpark allen Fans von Bewegung offen – auch bei schlechtem Wetter. 20 Hüpfburgen samt Wasserrutsche lassen auf dem Sportplatz Göbsimühle und in der angrenzenden Sporthalle die Herzen der grossen und kleinen Hüpfer höherschlagen.

KOCHEN WIE IM SPÄTEN 19. JAHRHUNDERT BIS 30. DEZEMBER, MUSEUM HERISAU

1896 erscheint das Heinrichsbader Kochbuch von Luise Büchi als Quintessenz ihrer Koch- und Haushaltungskurse im Kurhaus Heinrichsbad. Herisau bildete zu jener Zeit einen «Hotspot» für neue Ideen zur hauswirtschaftlichen Ausbildung. Dazu gehört auch der Klassiker «Das fleissige Hausmütterchen» von Susanna Müller. Ausgehend von diesen Werken wirft die Ausstellung auch einen Blick auf die hauswirtschaftliche Ausbildung. www.museumherisau.ch


48 / CHEERAB / APPENZELLER MAGAZIN / JULI 2018

GWONDRIG Der Organisation «Cheira – Swiss Humanitarian Surgery» und deren Initiantin Astrid Bergundthal aus Teufen wurde der diesjährige Swiss Re Milizpreis verliehen. CARMEN WUEEST Bild

WO AUSSERHALB DES APPENZELLERLANDES WÜRDEN SIE GERNE LEBEN?

In der Natur mit Weite – nicht zu kalt, und wenn möglich mit ein paar Delphinen vor dem Haus.

WAS IST FÜR SIE TYPISCH APPENZELLISCH?

Schlau, witzig, ein grosses Herz und Bescheidenheit.

SIE BEKOMMEN 100 FRANKEN GESCHENKT. WAS GÖNNEN SIE SICH?

Einen lieben Freund, eine Freundin und mich mit Siedwurst, Alpenbitter und Zeit verwöhnen.

WAS IST FÜR SIE LEBENSQUALITÄT?

Meine Ideen zu verwirklichen – und ein Tauchgang in einem Korallengarten.

WELCHES BUCH HABEN SIE ZULETZT GELESEN?

«Die Katze des Dalai Lama» von David Michie.

WAS BRINGT SIE AUF DIE PALME?

Kritiker, die kritisieren, um selber nichts machen zu müssen …

WELCHEN TRAUM HABEN SIE SICH NOCH NICHT ERFÜLLT?

Einen fairen Handel mit Diamanten für die Bevölkerung in Sierra Leone aufzubauen.

HANS HÜRLEMANN ÜBER ... Versteckte Gemeinheiten Neid, Missgunst und Schadenfreude kommen selbstverständlich auch im Appenzellerland vor, recht oft in kurios verdrehten Sprachbildern. Statt einem verhassten Widersacher «fadegraad» den Tod zu wünschen, kann man das auch verklausuliert tun: «De Tood wöösch em nüüd, aber de Liichgang gsääch i enaard no gern.» Was bedeutet, dass man ihm den Tod zwar nicht anwünscht, aber die Beerdigung sähe man eigentlich gern. Auf dieselbe Art kann man jemandem unterstellen, er sei ein Gauner: «I säg nüd, du seiischt en Schelm – aber, wenn s en sueg, woor em s sofort globe.» Die altertümliche Verbform kennt man nicht mehr. Übersetzt heisst die zweite Hälfte: «… wenn es einer sagen würde, würde ich es ihm sofort glauben.» Eine ganz besonders perfide Art, die Schadenfreude hinter vorgetäuschtem Mitleid zu verbergen, zeigt eine raffiniert formulierte Bemerkung, die von einem alten Hundwiler überliefert wird. Ein Nachbar, den er offenbar überhaupt nicht mochte, berichtete ihm, dass er unglaublich Pech im Stall und in der Familie hatte. Der besagte Kollege schaute den Pechvogel an und sagte: «Ooleiig» … und nach einer Kunstpause fuhr er weiter: … «för dee, wo s tröfft.» «Ooleiig» kann man ungefähr mit «unangenehm» übersetzen. Der zweite Teil der Bemerkung zeigt, dass es dem Angesprochenen völlig wurscht war, wie es dem Nachbar zumute war, Hauptsache, er war selber nicht betroffen. h.huerlemann@bluewin.ch


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Was gibt es schöneres als vor, während oder nach einem kleineren oder grösseren Marsch einzukehren! In ungezwungener Atmosphäre lässt sich auf der Fernsicht-Terrasse entspannt durchatmen und der Ausblick auf den Bodensee geniessen. Kosten Sie unsere vielseitige Küche, die mit saisonalen Produkten und regionalen Produzenten arbeitet. Das Gipfeli zum Z’morge, die Spätzli zum Z’mittag oder dann ein Stück von unseren hausgemachten Kuchen, bei uns finden Sie zu jeder Tageszeit die passende Stärkung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


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