Oberegg in der Belle Époque

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Oberegg in der Belle Époque

Oberegg in der Belle Époque

Ansichtskarten,

Druckgrafik und frühe Fotografie um 1900

Quellfassung 2

Schriftenreihe zur Geschichte und Kultur in Oberegg AI

Herausgegeben von David Aragai und Ramona Rovati

Die Herausgabe dieses Buches wurde grosszügig unterstützt durch:

Raymund Breu, Zürich

Hans und Monika Sonderegger-Eugster-Stiftung, Oberegg

Steinegg Stiftung Herisau

Stiftung Pro Innerrhoden

Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (AGG)

Bisher in der Schriftenreihe Quellfassung erschienen:

Band 1 (2022)

Robert Oberholzer (1866 –1936): Geschichte der Pfarrei und Schule Oberegg

© 2024 by Appenzeller Verlag, CH-9103 Schwellbrunn

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Radio und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

Gestaltung Umschlag und Inhalt: Brigitte Knöpfel Gesetzt in Source Sans und Source Serif Herstellung: Verlagshaus Schwellbrunn

ISBN 978-3-85882-887-3 www.appenzellerverlag.ch

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Inhalt

7 Vorwort

9 Einführung

9 Bildproduktion und Ansichtskartenflut

11 Der Oberegger Fremdenverkehr in der Belle Époque

13 Editorisches und Dank

17 Luftkurort Oberegg AI

39 Das Dorf

73 Hotel und Gasthaus Bären

95 Brauerei Krone Locher

105 Wirtschaften und Gewerbe im Dorfkreis

117 St. Anton und die Obere Rhod

137 Hotel und Gasthaus Rössli

157 Hotel Alpenhof

175 Die Obere Rhod

183 Büriswilen und der Untere Gang

189 Die Oberegger Kleinwüchsigen

217 Kloster St. Ottilia Grimmenstein

227 Anhang

228 Abbildungsverzeichnis

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Vorwort

Die Reihe «Quellfassung» hat sich zum Ziel gesetzt, bisher wenig bearbeitete oder sogar unbekannte Quellen zur Geschichte und Kultur in Oberegg einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wie eine der zahlreichen Wasserquellfassungen in Oberegg möchte sie Material sammeln, kanalisieren und in konsumierbarer Form herausgeben. Mit dem ersten Band der Reihe, der kommentierten und illustrierten Edition von Robert Oberholzers «Geschichte der Pfarrei und Schule Oberegg», ist dies auf eine zufriedenstellende Art und Weise gelungen: Die Vernissage im März 2022 war gut besucht, und wir durften seither viele positive Rückmeldungen entgegennehmen. An diese erfreuliche Resonanz soll die nächste Tiefenbohrung in ein geschichtlich-kulturelles Thema anknüpfen, indem auch in diesem Band weniger bekannte historische Quellen versammelt und durch ergänzende Erklärungen in ihrem historischen Kontext verortet werden.

Die vorliegende Fortsetzung der Reihe stellt aber auch etwas Neues im Vergleich zum Vorgänger dar: Im zweiten Band stehen keine Text-, sondern Bildquellen im Fokus, nämlich Ansichtskarten, Druckgrafiken und Fotografien aus der Zeit um 1900. Durch die katalogartige Präsentation rücken die Bilder nicht nur als ästhetische Zeugnisse, sondern auch als historische Quellen in den Vordergrund und bieten einen so noch nicht dagewesenen Einblick in das Oberegg der Belle Époque. Damit bietet der Band einen bildreichen Zugang zum damaligen Luftkurort, in dem vor allem der Tourismus und die damit verbundene (Selbst-)Darstellung eine wichtige Rolle spielten. Viele der gezeigten Ansichten sind seltene und teilweise vielleicht sogar einzigartige Stücke aus privaten Sammlungen und öffentlichen Archiven und Bibliotheken. Bei genauem Hinschauen offenbaren die Bilder viele kleine Details, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind. Viel Spass beim Entdecken!

Die Herausgeberschaft im Januar 2024 Quellfassung

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im Gebiet Bäumen.
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Einführung

Dieses Buch ist ein Rundgang in Bildern durch den Bezirk Oberegg um 1900. Der Streifzug, der sich über zwölf Kapitel und über 300 einzelne Ansichten erstreckt, beginnt im Dorf, wendet sich dann der Oberen Rhod und dem Unteren Gang zu und endet schliesslich im Kloster St. Ottilia Grimmenstein. Gezeigt wird vor allem der touristische Blick auf den Luftkurort Oberegg, der zwischen den 1890er-Jahren und 1914 seinen Höhepunkt erlebte. Diese Zeit wurde in Anlehnung an die damals herrschende gesellschaftliche und technische Aufbruchsstimmung sowie relative politische Stabilität im Nachhinein auch als Belle Époque bezeichnet. Dieser Epochenbegriff ist Namensgeber dieses Bandes, gerade auch weil die abgedruckten Ansichten nicht einfach die damalige Realität wiedergeben, sondern eine idyllische und romantisierte Version von Oberegg. Der harte Arbeitsalltag und das vielfach entbehrungsreiche Leben vieler Bewohnerinnen und Bewohner von Oberegg stellen sie nicht dar.

Die in diesem Band versammelten Druckgrafiken, Ansichtskarten und Fotografien bilden einen wichtigen Teil des Bildgedächtnisses von Oberegg. Es ist das erste Mal, dass eine derart grosse Anzahl von Oberegger Ansichten bis circa 1920 versammelt wird. Da die Abbildungen nirgends zentral gesammelt sind, hat dieses Buch eine wichtige Bewahrungsfunktion dieses Bilderschatzes. Erstaunlich ist, wie viele verschiedene Ansichtskartenmotive es damals von Oberegg gab. Als Resultat ergibt sich ein schillernder Bilderbogen, eine kolorierte Idealvorstellung des äusseren Landesteils.1

Bildproduktion und Ansichtskartenflut

Vor dem Aufkommen der Ansichtskarte gab es von Oberegg nur einige wenige Ansichten, beginnend mit zwei Zeichnungen von Johann Ulrich Fitzi (1798–1855) aus den 1820er-Jahren; sie sind in diesem Band in einer nachträglich kolorierten beziehungsweise als Ansichtskarte vervielfältigten Version abgebildet. Dann jedoch explodierte mit der Massenware Ansichtskarte das Bildinventar des Bezirks geradezu. Das hat vor allem damit zu tun, dass ab den 1890er-Jahren von allen Orten und vor allem von den touristisch relevanten eine Unzahl Karten produziert wurden. Die Ansichtskarte war damals recht preiswert und ein wichtiges Kommunikationsmittel, nicht nur für Feriengrüsse. Im Bereich der Kurznachrichten war die Postkarte unschlagbar, gab es doch damals erst wenige Telefonanschlüsse, das Briefeschreiben war aufwendiger und das Verschicken eines Telegramms teurer.2

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Verlag J. Eugster Oberegg

Gebhard Hongler zum Bazar (Oberer Konsum) Oberegg

Adolf Locher zum «Bären» Oberegg

Emil Locher zur Post Oberegg

Verlag Lochers Volksmagazin Oberegg

Familie Ferdinand Schmid zur Handlung Oberegg

Druckerei und Papeterie Robert Zoller-Lang Oberegg

Verlag Photo Ernst Gottfried Hausamann Heiden

Druckerei Robert Weber Heiden

Verlag Frau F. Heinzelmann Walzenhausen

Verlag A. Künzler-Weilemann Grand-Bazar Walzenhausen

Verlag Coiffeur G. Werner Walzenhausen

Verlag Walter Marty Herisau und St. Gallen

Verlag H. Dinkelacker Altstätten

Kunstverlag Jacob Brüllmann Andwil

Verlag J. Thurnheer Berneck

Eduard Baldinger Rorschach

Verlag Fotograf Andreas Hane Rorschach

Verlag Wieber Söhne Rorschach

Verlag Gebrüder Amstein St. Gallen

Verlag Jacob Jttensohn St. Margrethen

Verlag H. Schneider St. Margrethen

Verlag A. Beerli-Fieger Arbon

Phototyp-Verlag Romanshorn

Heinrich Alter Zürich

Verlag L. Ascher Zürich

Verlag Orell Füssli Zürich

Atelier Heinrich Guggenheim & Co. Zürich

Verlag Carl Künzli (auch Künzli-Tobler) Zürich

Verlag Max Roon Zürich

Verlag Globetrotter A.G. Luzern

Verlag A. Trüb & Cie. Aarau

Verlag Theodor Zingg Baden

Verlag Gebrüder Metz Basel

Verlag Atelier Heim Dornbirn

Fotograf L. Macher Ulm

Kunstanstalt Lautz & Isenbeck Darmstadt

Die Unternehmen, die Oberegger Ansichtskarten und Prospekte produzierten und herausgaben (nach Herkunft).

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Die nebenstehende Tabelle listet die Unternehmen auf, welche die in diesem Band abgedruckten Ansichtskarten und Prospekte produzierten. Es handelt sich um eine beeindruckende Vielfalt: Grosse Verlagshäuser in Basel und Zürich und vereinzelte Hersteller im Ausland gehören ebenso dazu wie regionale Herausgeberschaften und Fotografen in St. Margrethen, Altstätten oder Heiden und nicht zuletzt lokale Betriebe in Oberegg selbst. Generell wurden die aufwendigen, älteren Lithografien eher von grossen, auswärtigen Verlagen hergestellt und die neueren Lichtdrucke und Fotokarten eher von regionalen Produzenten und Fotografen.

Auch die erste Druckerei und Buchbinderei in Oberegg, die 1902 von Robert Zoller-Lang (1880 –1951) gegründet wurde, gab zahlreiche Ansichtskarten heraus und verkaufte sie in der hauseigenen Papeterie an der heutigen Dorfstrasse 20. Aus dem Hause Zoller stammen die zahlenmässig meisten Ansichtskarten in diesem Band. Zoller stammte ursprünglich aus Berneck, wo sein Vater ebenfalls eine Buchbinderei betrieb. Er machte sich in Oberegg verdient als Gründungspräsident der Stromkorporation Elektra, als Gründungsmitglied des Dramatischen Vereins, als Gründer des Sparvereins sowie als Bezirksrat.3

Bei den in diesem Band versammelten Ansichtskarten kommen drei Herstellungsmethoden zum Einsatz: die Lithografie, der Lichtdruck und die Fotografie (die jeweilige Herstellungstechnik der einzelnen Bilder ist im Abbildungsverzeichnis angegeben). Bei der Lithografie handelt es sich um ein Flachdruckverfahren, wobei ein Bild mit Fettfarbe auf einen speziell präparierten Kalkstein gezeichnet wird, der danach als Druckvorlage dient. Später wurde es möglich, Fotografien und andere Vorlagen auf Lithosteine zu übertragen, dieser Vorgang wird Lichtdruck genannt. Bei den Echtfotopostkarten handelt es sich um eine entwickelte Fotografie und nicht um einen Druck. Sie konnten mithilfe eines Negativs, das zum Beispiel auf eine Glasplatte gebannt war, vervielfältigt werden. Die Rückseite bestand aus einem Papier oder einem Karton und enthielt die Adresszeilen. Die Echtfotopostkartenproduktion nahm in Oberegg in den 1920er-Jahren stark zu. In diesem Band machen sie einen kleineren Teil der abgedruckten Karten aus, weil der zeitliche Fokus früher liegt.4

Der Oberegger Fremdenverkehr in der Belle Époque

Der Aufstieg von Oberegg zum Fremdenverkehrsort ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Nachbarorts Heiden, der ab den späten 1840er-Jahren zum Kurort von europäischer Bedeutung wurde. So wie auch andere Gemeinden im Appenzeller Vorderland schaffte es Oberegg, mit einer zeitlichen Verzögerung von rund 40 Jahren, an diesen Erfolg anzuknüpfen. Diese lange Verzögerung hatte auch damit zu tun, dass sich der öffentliche Verkehr, unter anderem mit der Eröffnung der Rorschach-Heiden-Bergbahn im Jahr 1875, verbesserte und so die Zahl der

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Touristen gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Region markant anschwoll. Immer mehr handelte es sich dabei auch um Erholungssuchende und nicht nur um Kurgäste, die sich von spezifischen Leiden oder Operationen erholten. Oberegg konnte so selbst ohne einen berühmten Kurarzt ins Geschäft mit den auswärtigen Touristen einsteigen.5

Der Ausbau des «Bären» im Dorf (1894 sowie 1901/02) und des «Rössli» auf St. Anton (1891 bis 1905) zu Belle Époque-Hotels sowie der Neubau des «Alpenhofs» ebenda (1898/99) bedeuteten den Startschuss für den Fremdenverkehr im grossen Stil in Oberegg. Auf die Geschichte der drei Häuser wird in den jeweiligen Kapiteln eingegangen. Während auf dem St. Anton mit der Aussicht, der Ruhe und der gesunden Natur geworben wurde (Kurgäste aus Heiden waren bereits seit Längerem auf Tagesausflügen hierhergekommen), vermarktete sich der neuausgebaute «Bären» explizit als Kurhotel im «Molken-, Milch- und klimatischen Luftkurort» Oberegg. Während den Kurgästen in den Kurhotels in Weissbad und Gais schon lange täglich gleich literweise Molke als gesundheitsfördernd – weil abführend – verabreicht wurde und Heiden diesem Trend später folgte, entschied sich auch der «Bären» auf diesen Zug aufzuspringen. Das wichtigste Argument für einen Aufenthalt im Hotel Bären laut eigenem Prospekt war aber: «Diese niedrigen Preise dürften in solcher Billigkeit und in Anbetracht des Gebotenen kaum irgendwo erreicht werden.»6

Während der Blüte des Tourismus von circa 1890 bis 1914 vermarktete sich Oberegg vor allem als Luftkurort. Die als «ozonreich, staubfrei und appetitanregend» gepriesene Bergluft zog damals Gäste aus vornehmlich städtischen Gebieten an, vor allem aus Deutschland und aus der Schweiz. Diese suchten hier Linderung ihrer Zivilisationskrankheiten, die von Atemwegsbeschwerden über Mattheit bis hin zu Stresszuständen und Überreiztheit reichen konnten. In der schon damals als schnelllebig wahrgenommenen Zeit – das Automobil, elektrisches Licht und das Telefon waren neue Errungenschaften – suchten geplagte Menschen Entspannung und Heilung in der vorgeblich heilen Natur. Bei den Gästen handelte es sich jedoch vielfach auch um sogenannte Sommerfrischler, die in Oberegg eine angenehme Zeit und gemässigte Temperaturen während der Sommermonate erleben wollten. Ab 1910 versuchte sich Oberegg ausserdem als Wintersportdestination zu positionieren, nachdem in Heiden 1908 der erste Skiclub der Region gegründet worden war. Noch lange vor dem Bau des Skilifts 1965 tummelten sich Tourenskigänger und Schlittenfahrer rund um den St. Anton.7

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 bedeutete eine Zäsur für den Fremdenverkehr in der Schweiz. Die ausländischen Gäste blieben auf einen Schlag weg. Die Touristen im «Bären» wurden durch kriegsversehrte militärische Internierte aus dem Deutschen Reich ersetzt, die hier entwaffnet auf das Ende des Krieges warteten. Von den aus Oberegg versandten Ansichtskarten (Karten wurden

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weiterhin fleissig produziert) wurden nun viele mit der Feldpost befördert. Trotz des Krieges verschwand der Fremdenverkehr nicht aus Oberegg. Die Hoteliers und der Verkehrsverein richteten sich nun längerfristig auf das einheimische Publikum aus. Immer beliebter wurden im Appenzellerland ausserdem Ferienkolonien für Kinder aus der Deutschschweiz, die hier ihre Sommerferien verbrachten. In Oberegg gab es Ferienkolonien im Hotel Bären und bei der Landmark sowie im nahen Schachen bei Reute. Im Luftkurort Oberegg berief man sich aber noch lange auf die Belle Époque: So produzierte der neue Besitzer des «Bären», Albert FalleggerWerder (1899 –1965), noch um 1927 einen reichhaltigen Prospekt, der ganz aus der alten Zeit zu stammen scheint. Er ist im Kapitel «Hotel und Gasthaus Bären» vollständig abgedruckt.8

Editorisches und Dank

Diese Publikation möchte möglichst alle Druckgrafiken und Ansichtskarten von Oberegg bis ungefähr 1920 in einem Band versammeln. Damit soll ein wichtiger Teil des Oberegger Bildgedächtnisses gesichert und zugänglich gemacht werden. Dieses Vorhaben ist von Vornherein auch zum Scheitern verurteilt: Es werden bestimmt weitere Ansichtskarten und Grafiken zum Vorschein kommen, die in diesem Band nicht berücksichtigt wurden. Die Produkte aus Klein- und Kleinstauflagen sind heute teilweise in nur noch sehr wenigen Exemplaren überliefert. Die grosse Menge der im Folgenden aufgeführten Abbildungen ist aber sicherlich repräsentativ für die damalige Oberegger Bildproduktion. Für die Zeit nach 1920, vor allem für das Oeuvre des Fotografen Adolf Sonderegger (1896 –1957), wird es hoffentlich in Zukunft eine weitere «Quellfassung» mit Fotografien geben.

In diesem Band aufgenommen wurden nur vervielfältigte Ansichten, also beispielsweise keine Gemälde. Ausserdem wurden Klassenaufnahmen aus der Schule, Vereinsfotografien, Fotografien, die Ereignisse zeigen, Schnappschüsse sind oder eindeutig privaten Charakter haben (wie zum Beispiel Porträtaufnahmen) weggelassen. Sie hätten den Rahmen dieses Buches gesprengt. Damit sind hier diejenigen Ansichten versammelt, die einen öffentlichen Charakter haben und meistens in Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr stehen. Ebenfalls abgedruckt werden illustrierte Prospekte und ein Plakat aus der Belle Époque. Die Kombination von Text und Bild vermittelt im Originalton das Selbstbild von Oberegg als Fremdenverkehrsort. Der allergrösste Teil des Bildmaterials besteht aus Ansichtskarten seit den 1890er-Jahren. Davor gab es nur eine Handvoll Grafiken von Oberegg.

Viele der gezeigten Ansichtskarten erlebten mehrere Auflagen und wurden dabei leicht verändert: mit anderen Beschriftungen und Schriftarten, in einer ande-

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ren Koloratur etc. Häufig wurden auch dieselben Fotografien für Collagen in einem neuen Kontext wiederverwendet. Man kann sich leicht in den kleinen Unterschieden verlieren und versuchen, alle möglichen «Abarten» zu sammeln. Für diesen Band wurde eine pragmatische Herangehensweise gewählt: Zeigt eine Postkarte dieselbe Ansicht und unterscheidet sich nur durch Kleinigkeiten, wird die älteste bekannte Variante abgedruckt. Falls eine Version in Schwarz-Weiss und eine in Farbe vorliegt, wird die kolorierte Version abgedruckt. Wenn in einer Collage Fotografien neu angeordnet sind, werden beide Versionen abgebildet, da damit ein neuer Sinnzusammenhang entstanden ist. Bei den Passepartouts und Leporelli werden alle bekannten Versionen gezeigt, auch wenn die verwendeten Fotografien dieselben sind. Die Entscheidung, ob die Unterschiede gross genug für einen Abdruck von zwei Versionen sind, war in manchen Fällen nicht einfach zu treffen.

Das Abbildungsverzeichnis listet bei den Ansichtskarten die Drucktechnik, den Verlag, das Poststempeldatum (falls vorhanden) und die heutigen Besitzerinnen und Besitzer auf. Obwohl es bestimmt Ausreisser gibt, bietet das Poststempeldatum einen recht zuverlässigen Anhaltspunkt zum Alter der Karten. Auf ein Namens-, Sach- und Ortsregister wurde für diesen Band verzichtet, da das Konzept des Dorfrundgangs die Ansichten geografisch verortet und damit leicht auffindbar macht.

Für die Zurverfügungstellung ihrer Ansichtskarten- und Fotosammlungen seien herzlich verdankt: Ivo Bischofberger, Oberegg; Gino-Enrico Kaufmann, Berneck; Paul und Lea Bischofberger, Gasthaus und Metzgerei Ochsen Oberegg; Margrith Bischofberger, Sönderli Oberegg; Hans Sonderegger, Oberegg; Andrea BüsserLocher, St. Gallen, sowie Daniel Tobler, Thal. Die Ansichtskartensammlung im Bezirksarchiv Oberegg ist mittlerweile auch deshalb so reichhaltig, weil die Nachlässe von Kurt Locher sel. und Hans Bruderer sel. dort verwahrt werden; die Verdankung an sie erfolgt leider zu spät. Ebenso seien verdankt das Museum Appenzell, das Klosterarchiv St. Ottilia Grimmenstein, das Landesarchiv Appenzell Innerrhoden und die Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden in Trogen für das Beisteuern von Motiven aus ihren Sammlungen.

Ganz herzlich verdankt seien auch die Stiftungen, Institutionen und Privatpersonen, ohne deren grosszügige Beiträge dieser Band nicht möglich gewesen wäre. Die Auflistung der Geldgeber findet sich im Impressum.

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Anmerkungen

1 Blum, Iris, Inauen, Roland und Weishaupt, Matthias (Hg.): Frühe Photographie im Appenzellerland 1860–1950 (Das Land Appenzell, Band 32), Herisau 2003; Rusch-Hälg, Carl: Appenzell Innerrhoden auf Ansichtskarten und in Zeitschriften während der Jahre 1890–1950: ein ikonographischdokumentarisches Nachschlagewerk, Appenzell 1995; Rusch, Gerold: Appenzell Innerrhoden: Ortsansichten und Landschaft in handwerklichen Drucken des 16. bis 19. Jahrhunderts: Dokumentation der zeitgenössischen Holzschnitte, Stiche, Radierungen, Ätzungen und Lithographien: Annexe mit ortskundlich bedeutenden Vorzeichnungen sowie Autographien, Appenzell 1993.

2 Aragai, David: Dorfgeschichte im Bild – Bildgeschichte aus dem Dorf: Zur Entwicklung des Mediums Postkarte im Bezirk Oberegg, in: Innerrhoder Geschichtsfreund 56 (2015), S. 52–79.

3 Nekrolog Robert Zoller-Lang, in: Oberegger Anzeiger vom 05.12.1951, S. 2.

4 Békési, Sándor: Die topografische Ansichtskarte: Zur Geschichte und Theorie eines Massenmediums, in: Relation Neue Folge 1 (2004), S. 403–426.

5 Fuchs, Thomas: Klimatischer und Molken-Kurort Heiden, in: Engler, Martin (Hg.): Heiden: Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert, Schwellbrunn 2022, S. 99–119.

6 Werbeprospekt «Molken-, Milch- und klimatischer Luftkurort OBEREGG», circa 1900.

7 Fuchs, Thomas: Tourismus in Oberegg, in: Aragai, David: Oberegger Geschichte: Der äussere Landesteil von Appenzell Innerrhoden (Innerrhoder Schriften, Band 18), Appenzell 2018, S. 184–201.

8 Witschi, Peter (Hg.): Ab in die Ferienkolonie: Blickpunkt Appenzellerland, Baden 2012, S. 71.

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Luftkurort Oberegg AI

In diesem Übersichtskapitel sind Ansichtskarten und ein Prospekt des Verkehrsvereins (gegründet 1900) abgedruckt, die den Kurort Oberegg mit dem Aussichtspunkt St. Anton als Gesamtes zeigen. Es handelt sich um Lithografien und Lichtdrucke, welche die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, zumeist in Form von Collagen, zusammenfassen. Immer wieder tauchen dabei das Hotel Bären, die Brauerei Locher, die St. Antonskapelle und die allgemeine Dorfansicht auf; diese Landmarken werden in den folgenden Kapiteln noch eingehend betrachtet. Auf fünf Abbildungen werden sennische Motive verwendet. Oberegg lehnte sich damit ikonografisch an die Tourismusentwicklung im inneren Landesteil an. Es erscheinen auch unscheinbare Motive wie der Fallbach, der Weiler Hinterladeren, die Post oder das Knabenschulhaus. Die touristische Topografie Obereggs in dieser Zeit wird auf kleinem Raum verdichtet und zeigt das Bild eines idyllischen und gleichzeitig infrastrukturreichen Ortes.

Die Abbildungen 3 und 4 unterscheiden sich nur durch die rechte obere Ecke; auf den ersten Blick scheinen sie identisch. Auch Karte 2 verwendet dieselbe Dorfansicht und denselben Schriftzug. Von den Karten 3, 7 und 10 sind Varianten vorhanden, die einen Neujahrsgruss auf der leeren Schreibfläche vorgedruckt haben. Von den Nummern 8 und 16 gibt es ausserdem schwarz­weisse Varianten, die hier nicht abgedruckt sind.

Eine besondere Ansichtskartenkategorie bildet das sogenannte Leporello, bei dem viele kleine Fotografien wie eine Handorgel zusammengefaltet sind. Darstellungen einer Damenhandtasche oder eines Soldatenrucksacks dienen als Decklasche. Solche Leporelli mit den gleichen Deckmotiven gibt es von vielen Destinationen der Schweiz, angepasst wurden jeweils nur der Ortsname und die Fotografien. Bei den vier abgebildeten Leporelli ist der Inhalt stets gleich: zehn kleine Fotografien mit sechs Bildern aus Oberegg und vier aus dem Appenzeller Umkreis. Es dürfte davon noch weitere Versionen mit dem Schriftzug «Oberegg» geben.9

Der Prospekt des Verkehrsvereins Oberegg am Ende dieses Kapitels stammt aus den 1920er­Jahren und ist vollständig abgebildet. Wie dieses Buch auch bietet er einen virtuellen Dorfrundgang und macht Halt an den touristisch wichtigen Stationen. Zusätzlich erhalten Drucker Robert Zoller­Lang (1880 –1951) und die Drogerie Horsch eine Seite für Werbung.

9 Fendl, Elisabeth: «Ausflüge werden nur dorthin gemacht, wo illustrierte Postkarten vorhanden sind.» Von der Correspondenz- zur Ansichtskarte, in: Internationaler Arbeitskreis BodenseeAusstellungen (Hg.): Sommerfrische: Die touristische Entdeckung der Bodenseelandschaft, Rorschach 1991, S. 69–72.

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Ausklappbare LeporelloKarten mit Bilderbogen (links).
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