Ein Leben mit Ferrari

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Appenzeller Verlag Leseprobe

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Esther Ferrari

Ein Leben mit Ferrari

Fritz und Rita Leirer. Eine Familienund Firmengeschichte.

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Inhalt
Einleitung
Stein AR
Kindheit und Jugend von Fritz Leirer
Rita trif ft den Schmiedgass Schlingel
Rita und Fritz, das perfekte Team
Mit Ferrari auf den Rennstrecken Europas 95 Politik, Feuer und Wasser 107 Blicke zurück und in die Zukunft
Die Geschichte der Firma Leirer im Überblick 123 Nachwort der Autorin 126 Bildnachweis 127 Autorin
Perle
Alpsteins
Stein.
9 Die Ferrari-Garage in
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Stein, die
des
Das vergessene Bild des Malers Hans Grundlehner holte Fritz Leirer aus dem Gemeindearchiv

«Schreib ein Buch über dein Leben, schreib endlich ein Buch!» Wie oft hat Fritz Leirer diese Worte gehört von Freunden, von Kunden, von Menschen, die mit ihm in irgendeiner Art zu tun hatten. Wohl erzählt er gerne Episoden aus seiner Kindheit, seiner Jugend mit Rita, vom Aufbau des Geschäfts und den damit verbundenen Geldnöten, von den Autorennstrecken, auf denen er als Mechaniker die Sportautos reparierte, oder aus seinen vielen Tätigkeiten als Politiker, bei der Feuerwehr und in Vereinen.

Doch selbst zu schreiben hatte der Achtzigjährige keine Lust und auch keine Zeit. Dass er andere Leute schreiben lassen solle, hat ihm schon vor über dreissig Jahren Enzo Ferrari im Ferrari-Werk in Modena gesagt. Nun schaut Leirer auf sein Leben zurück: auf seinen Werdegang, sein Geschäft, seine Familie, die Familien seiner drei Kinder und seiner Enkel, und bereits melden sich Urgrosskinder an.

Ein Buch über ihn, Fritz Leirer? Er ist viel zu bescheiden, um sich und seine Erfolge zu rühmen. Und doch blitzt Stolz aus seinen Augen, huscht ein schalkhaftes Lachen über sein Gesicht, wenn er in seiner Erinnerungskiste kramt und sagt: «I ha enard scho en huere Hufe voll gschaffed.» Ihm zur Seite stand immer seine Frau Rita. Die beiden haben im Mai 2022 festlich ihre 80. Geburtstage gefeiert. Am 27. April 2023 steht

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Einleitung
Als Zahlung von Serviceaufträgen oder Autoreparaturen nahmen Fritz und Rita Leirer in den Anfängen nicht selten eine Kuh entgegen.

von links

Fritz Leirer blickt dankbar auf sein Leben zurück.

Rita Leirer war die Stütze des Betriebs und der Familie.

die Diamantene Hochzeit bevor. Mit diesem Buch wollen Fritz und Rita Leirer auch allen Familienmitgliedern danken für die sorgsame Weiterführung ihrer Lebenswerke. Solange sie gesund sind und das gewünscht wird, wollen sie weiterhin ihre Beiträge leisten und helfen, wo sie können. Sie sind sich bewusst, dass es ihnen nur dank guter Zusammenarbeit und gegenseitigem Vertrauen von ganz vielen Menschen in Gewerbe, Vereinen, Feuerwehr und Politik möglich war, so viele Projekte durchzuführen.

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Die FerrariGarage Leirer in Stein

Wer hat sich nicht schon gefragt, weshalb sich im appenzellischen Dorf Stein mit kaum 1500 Einwohnern eine Ferrari-Garage befindet, deren Name weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt ist. Ferrari-Fahrer kennen die Adresse ebenso wie viele Fahrer von Maserati oder von anderen wertvollen Oldtimern. Fritz Leirer pflegte während Jahrzehnten Beziehungen zu Autowerken und Garagen in der ganzen Schweiz, Italien, Frankreich, Südamerika und den USA. Seine Kunden sind ihm und seiner Firma seit Jahren treu. Diejenigen mit älteren Fahrzeugen bedient Fritz Leirer immer noch selbst. Die moderne Elektronik überlässt er seinem Sohn Roland und dessen Team. Seine Frau Rita gibt schon lange nicht mehr selbst am Telefon Auskunft oder steht, wie früher beim Aufbau der Firma, an der Tanksäule. Auch Tochter Conny nicht, die sich während ihrer Schulzeit mit Benzinverkaufen und für den Vater von Hand Rechnungenschreiben ihr Taschengeld verdiente. Ihr Mann Beni ist im Betrieb und selbstverständlich ihr Bruder Roland, der das Geschäft führt. Daniela, die Jüngste, arbeitete einige Jahre für die Garage Leirer. Auch die dritte Leirer-Generation ist bereits im Geschäft aktiv.

Fritz und Rita Leirer sind seit Jahren nicht mehr auf den Rennplätzen anzutreffen. Doch das Interesse an Rennautos und speziellen Autos ist geblieben. «Das sind meine beiden Lieblinge», sagt Rita mit einem Blick auf den roten Haflinger in der Leirer-Ausstellungshalle in Stein. Mit ihm

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verbindet sie viele Erinnerungen. Gerne stiegen ihre Enkel und Enkelinnen in dieses spezielle Gefährt, um mit Grossi auszufahren oder einkaufen zu gehen. Sinnend, mit einem liebevollen Blick betrachtet sie darauf den blaugrünen Ferrari 330 GT 2 + 2, Jahrgang 1966, ein Ferrari-Vierplätzer. Auch zu ihm hat sie eine spezielle Beziehung: Enzo Ferrari war der ehemalige Besitzer und hat ihn selbst gefahren.

Als Fritz Leirer 1988 einen rostigen Ferrari zusammensetzte, der in Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt in seine Garage gebracht wurde, half Rita mit, diesen GTO Jahrgang 1962 wieder fahrtüchtig zu machen.

Während Jahren waren Fritz und Rita Leirer auf den Autorennplätzen in Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, Holland, Tschechien, England, in Monza, Hockenheim, Brünn oder Mugello daheim. Fritz arbeitete als Mechaniker, seine Frau als Handlangerin und Managerin. «Ohne Rita gäbe es unsere Garage nicht», sagt Fritz Leirer. Rita war die Geschäftsfrau. Sie kannte die Zahlen, arbeitete im Büro, war daneben Mutter und Hausfrau. Mit ihrem Beruf als Damenschneiderin hielt sie vor allem in den Anfängen den Familienbetrieb über Wasser. Sie unterstützte ihren Mann, hielt ihm während Jahrzehnten den Rücken frei, als er, der eigentlich nichts von Politik wissen wollte, sich zuerst als Schulpräsident, dann als Gemeinderat und Kantonsrat wählen liess, und darauf das Amt des Gemeindehauptmanns, heute Gemeindepräsidenten, übernahm.

Im Jahr 2000 gründete Rita Leirer die KMU-Frauen beider Appenzell (Netzwerk der mitarbeitenden Partnerinnen und selbstständigen Unternehmerinnen in Schweizer Klein- und Mittleren Unternehmen). Fritz Leirer war Mitbegründer des Appenzeller Volkskundemuseums Stein, war Feuerwehrkommandant und Vizepräsident der Assekuranz, der kantonalen Gebäudeversicherung. Er kämpfte mit Herzblut für den Schutz und die Nutzung des Wassers. Auf die Verlässlichkeit seiner Frau und seinen inneren Antrieb konnte Fritz Leirer stets vertrauen. Seine Faszination ist die Mechanik. Seine Interessen gelten dem Allgemeinwohl. In alles, was er anpackte und immer noch anpackt, legt er den Funken seines inneren Feuers. Das begann schon damals, als er als Schulbub Rossbollen sammelte und Zeitungen vertrug. Eisen ist sein Beruf, Feuer sein Helferwille, Wasser seine Vision.

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Ausstellungsraum im Haus Schachen 48, Stein.

Rita Leirer liebt den roten Haflinger mit Jahrgang 1968. Mit ihm ging sie einkaufen und fuhr ihre Enkelkinder aus.

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Der kleine Fritz, ein aufgeweckter Bub, 1948.

Kindheit und Jugend von Fritz Leirer

Fritz Leirer hat seine Eltern nie gekannt. Er kam als aussereheliches Kind von Marie Leirer am 13. April 1942 im Spital Herisau zur Welt. Zur damaligen Zeit als Nichtverheiratete schwanger zu sein und ein Kind zu bekommen, galt bei vielen sogenannt ehrbaren Leuten als Schande. Marie Leirer war bereits dreissig Jahre alt, als sie ihr Kind bekam. Sie arbeitete als Kinderschwester im Spital Herisau, gekleidet in die für damalige Pflegefachfrauen übliche Tracht mit einem weissen Häubchen. Sie hatte eine gute Ausbildung genossen, hatte nach einem Welschlandaufenthalt die Krankenschwesternschule absolviert. Dass sie in diesem Beruf beim Erreichen des Diploms zugleich den Grad einer Gefreiten beim FHD (Frauenhilfsdienst) bekam, war damals normal. Es war während der Zeit des Zweiten Weltkriegs, und Marie wurde mit ihren Berufskolleginnen in die Armee eingezogen. Die beiden Bilder mit der Frau in der Schwesterntracht und in der Uniform sind etwas vom Wenigen, was Fritz von seiner Mutter besitzt, zusammen mit einigen anderen Fotos und einem Kinderbild von ihr im weissen Röcklein mit einer Freundin, aufgenommen an einem Herisauer Kinderfest.

Marie Leirer durfte Fritz nur kurz in den Armen halten und liebkosen, ehe sie sechs Wochen nach seiner Geburt im Alter von 31 Jahren an einer Embolie starb. Während ihrer Schwangerschaft und der kurzen Zeit nach der Geburt wohnte sie in ihrem Elternhaus an der Schmiedgasse 27 in

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von links im Uhrzeigersinn

Aus dem Leben von Marie Leirer: Marie im Welschland.

Marie (sitzend) mit einer Freundin am Kinderfest. Marie mit ihrer kleinen Schwester Grittli.

Marie als junge Krankenschwester mit Vater, Mutter und Grittli, der späteren Gotte von Fritz, mit welcher er stets eine innige Beziehung pflegte.

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von oben

Marie Leirer auf dem Weg zur Rekrutierung, 1939.

Marie Leirer mit ihren Kolleginnen im Frauenhilfsdienst, 1939.

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An der Schmiedgasse in Herisau, im zweiten Haus rechts, im zweiten Stock ist Fritz Leirer aufgewachsen. Er kletterte das Fallrohr der Dachrinne hinauf, wenn am Abend die Haustüre abgeschlossen war.

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Marie Leirer an ihrer Konfirmation, 1927.

Herisau. Die Beziehung zum Vater ihres Kindes zu pflegen, war kein Thema. Grossvater Fritz Leirer hatte ihm nach dem Tod seiner Tochter Marie 500 Franken in die Hand gedrückt und ihm damit das Sorgerecht für seinen Enkel regelrecht abgekauft. Mit aller Selbstverständlichkeit kümmerten sich die Grosseltern um den kleinen Fritz.

Sie erzogen ihn im Glauben, sie seien seine Eltern und ihre zweite Tochter, Grittli, zehn Jahre jünger als Marie, welche die Patenschaft für Fritz übernommen hatte, sei seine ältere Schwester. Sobald der kleine Fritz reden konnte, nannte er die Schwester seiner Mutter Gotte Grittli. Die Grosseltern sprach er mit Vater und Mutter an. Die Frau auf dem Bild, das in der Stube auf der Kommode stand, betrachtete er stets ebenfalls als seine ältere Schwester. Wohl hörte er in Gesprächen der Erwachsenen über die früh verstorbene Marie Leirer reden. Es kam ihm aber nie in den Sinn, es könnte sich dabei um seine leibliche Mutter handeln. Auch fiel ihm nie auf, dass seine vermeintlichen Eltern um Jahre älter waren als diejenigen seiner Schulkameraden.

Als Fritz sieben Jahre alt war, starb Grossmutter Marie Leirer-Brändli. Das war ein harter Schlag für ihn. Er rannte weg, nachdem er fast mit Gewalt ins Zimmer gebracht worden war, wo die tote Frau aufgebahrt war. Er wurde gezwungen, sie anzuschauen. Erst am Abend kam Fritz verstört wieder heim. Nun war er ohne Mutter, allein mit seinem Grossvater, dem vermeintlichen Vater, der wenig redete und verschlossen war. Zum Glück gab es seine Gotte Grittli. Sie wohnte nicht mehr in Herisau, sondern in Stein, doch sie war ein fester Punkt in seinem Leben.

Todesanzeige

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von Marie, der Mutter des kleinen Fritz Leirer.

Jahre später erzählt Fritz Leirer: «Der Verlust meiner Grossmutter hat mich tief getroffen. Es war der erste und auch der grösste Schock meines Lebens. Mir schien, als ob mir alles genommen wurde. Als ich sie tot auf dem Bett liegen sah, brach für mich die Welt zusammen. Ich wollte selbst sterben, rannte davon, wollte nie mehr nach Hause. Als es dann dunkel wurde, kehrte ich doch heim. Ohne etwas zu essen, kroch ich ins Bett.»

Das Leben mit dem Grossvater war für Fritz alles andere als einfach. Der 66-Jährige arbeitete weitere vier Jahre beim Kanton Appenzell Ausserrhoden und teilweise als Strassenwischer bei der Gemeinde Herisau, danach jeden Morgen bis zwölf Uhr mittags in der Molkerei Nef an der Schmiedgasse 27 als Molker. Sein Enkel musste neben ihm in Grossmutters Bett schlafen. Das Kinderbett war für den Buben zu klein geworden. Nachts gut behütet zu sein, war das eine. Tagsüber aber war der Bub auf sich selbst gestellt.

Fritz fühlte sich überall eingeengt, überflüssig und nirgends willkommen. Seit seine vermeintliche Mutter nicht mehr lebte, hatte er keinen Zufluchtsort mehr, wo er Fragen stellen, jemanden umarmen und Verständnis erwarten konnte. Einige Verwandte aus der Familie seiner Grossmutter, die in der Nähe wohnten, kümmerten sich aus Mitleid um ihn. Er hätte gerne auf diese Einmischung in seine Erziehung verzichtet. Doch sie meinten es, wie auch sein Grossvater, im Grund gut mit ihm. Da war zum Beispiel Tante Anna, die ihm, als er bereits zur Schule ging, jeweils mit einem Kamm und einer Haarbürste auflauerte. Wenn es ihm nicht gelang, hinter ihrem Haus beim Kolonialwarenladen Hofegg an der Poststrasse durchzuschleichen, hielt sie ihn fest und kämmte seine Haare: «So richtig gsträälet.» Sie tat es aus Liebe, doch für den Buben war es eine Qual.

Für Grossvater Leirer war die ganze Situation nicht leicht. Wohl hatte er das Sorgerecht für seinen Enkel. Doch er war überfordert mit der Aufgabe, ein Kind allein zu erziehen. Manchmal schlug er den Buben, gab ihm Ohrfeigen, nannte ihn einen unnützen Kerl, einen Schmarotzer, der nur Geld koste. Solches kam vor allem vor, wenn er mit seinen Kollegen lange am Wirthaustisch gesessen hatte und wankend nach Hause kam. Die alten Männer kehrten gern im «Bierkeller» oder im «Rössli» ein. Der Grossvater schwärmte heimlich für eine der Wirtsfrauen.

Manchmal war der Grossvater auch rührselig, gab dem Buben achtzig Rappen, damit er ein Micky-Maus-Heftli kaufen konnte. Diese Heftli hat Fritz so bald wie möglich mit seinem selbst verdienten Taschengeld gekauft. Er wollte auf keinen Fall von jemandem abhängig sein. Er musste

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und wollte auf sich selbst vertrauen. Das stärkte seinen Willen und seine Durchsetzungskraft.

Für einige Zeit, Fritz Leirer erinnert sich nicht, ob es zwei Jahre oder mehr waren – er glaubt, er sei in der dritten und vierten Klasse gewesen –stellte Grossvater eine Haushälterin ein. Für Fritz bedeutete dies der Verlust seiner Freiheit. Die Frau war streng und unnachgiebig. Zuerst musste er stricken lernen. Ausgerechnet stricken. Als ob «lisme» das Wichtigste im Leben sei. So sass er jeden Tag eine Stunde in der Stube und klapperte mit den Nadeln. Viel lieber hätte er einen Schraubenschlüssel in der Hand gehabt. Völlig unverständlicherweise musste er Geschirr- und Waschlappen stricken. Unnötiges Zeug aus seiner Sicht. Socken waren wenigstens zu etwas nütze. Er konnte sie immerhin anziehen.

Wenn die Sonne schien, waren seine Schulkameraden beim «Tschutten» auf dem Ebnet, und er musste stricken. Sechzig Minuten lang, jeden Tag ausser Sonntag. Fritz griff zu einer List. Das erste Mal mit Herzklopfen, stellte er die Uhr, die an der Wand tickte, ein Stück vor, um die «Pflichtlismete-Zeit» zu verkürzen. Nachdem die Frau – er nannte sie heimlich den Hausdrachen – es nicht bemerkte, wiederholte er dieses

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Grossvaters Stubenuhr, deren Zeiger Fritz während des Strickens vor und nachstellte.

Spiel täglich mit Erfolg. Später irgendwann stellte er unbemerkt die Uhr wieder zurück. Auch das klappte bestens!

Grossvater Fritz Leirer wurde am 23. Mai 1882 in Steisslingen bei Singen geboren, wo er nahe an der Schweizer Grenze aufwuchs. Er lernte Käser und arbeitete eine Zeitlang in Tschechien auf dem Beruf. Später zog er in die Schweiz und arbeitete einige Jahre am Bau des Gotthardtunnels mit. Darauf liess er sich in der Käserei in der Zürchersmühle zwischen Hundwil und Urnäsch als Käser anstellen. Hier lernte er seine Frau, Marie Brändli, kennen. Sie kam vom Spitz, auch Spitz-Böhl genannt, einem Haus auf einem kleinen Hügel, ein paar hundert Meter neben der Käserei.

Noch vor der Hochzeit liess sich Grossvater Fritz Leirer in der Gemeinde Hundwil einbürgern. Während Jahren arbeitete er beim kantonalen Bauamt Appenzell Ausserrhoden, überall bekannt als Strassenwischer Leirer. Er rauchte Hediger-Stumpen. In einer dieser Stumpenschachteln bewahrte er die Familienfotos auf. Er selbst hatte kaum Verwandte und wenn, pflegte er keinen Kontakt zu ihnen.

Mit seiner Gotte Grittli, der Schwester seiner Mutter Marie, stand Fritz Leirer immer in Beziehung. Er schrieb ihr Karten auf der Schulreise, er verbrachte fast alle Ferien und viele Wochenenden bei ihr. Gotte Grittli kümmerte sich um ihn, so gut es ihr als Bäckersfrau, Wirtin und selbst Mutter von drei Buben möglich war. Sie hatte Fritz Meier von der Bäckerei Sägehüsli am Weg von Stein nach Haslen geheiratet. Am Anfang noch mit Grossvater zu Fuss, später allein mit einem alten Militärvelo, gelangte Fritz Leirer von Herisau über Hundwil nach Stein. Er half bei Grittli, wo er konnte. Gotte Grittlis ältester Bub Hansueli war nur fünf Jahre jünger als Fritz. Christian, der mittlere, übernahm später den elterlichen Betrieb. Für Paul, den jüngsten, spielte Fritz den Babysitter, nahm ihn, festgemacht in einem Sitzli auf dem Handwagen mit, wenn er nach Gmünden in die Strafanstalt musste, um Brot zu bringen. Der Wagen wurde vom Haushund gezogen, einer Mischung zwischen Bläss und Schäferhund. Fritz hielt dem Hund jeweils, kreativ wie er seit je war, eine Servela, festgemacht an einer langen Rute, vor die Nase, damit er zügig lief.

Brotvertragen mit der Chränze auf dem Rücken gehörte für Fritz Leirer zu den täglichen Aufgaben während der Ferien. Wenn er von irgendjemanden nach seiner Herkunft gefragt wurde, hatte er laut Grossvater zu antworten: «I bi Fraue-Schwöschters Bueb.» «Ja, Fraue Schwöschters Bueb!», schrieb Fritz später in sein Tagebuch. «Wie oft hatte ich die Worte gedankenlos vor mich hingeplappert, wenn ich von Kunden nach dem

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von links

In der Käserei Zürchersmühle arbeitete Grossvater Leirer, um 1900. Grossmutter Leirer ist im Spitz, Zürchersmühle, aufgewachsen, um 1900.

‹Wer bist du?› gefragt wurde. Fraue Schwöschters Bueb.» Fritz war froh, wenn die Leute nicht weiter in ihn drangen.

Einmal wurde er auf seiner Brottour hinauf zum Buchberg unter der Hundwilerhöhi auf einer Wiese von einer Kuh angegriffen. Er war allein. Zum Glück hatte sie ihn nicht verletzt, doch er fiel mit der Chränze zu Boden. Der ganze Inhalt purzelte heraus. Erschrocken schaute Fritz auf die Brote. Sie waren verschmutzt, einige sogar mit Kuhdreck. Fritz überlegte nicht lange. Gewohnt sich selbst zu helfen, wusch und putzte er die Brotlaibe am Bach. Dann legte er sie zum Trocknen an die Sonne. Niemand hatte etwas bemerkt!

Zu den drei Buben vom Sägehüsli hatte Fritz Leirer auch später ein gutes Verhältnis. Paul lernte Automechaniker und arbeitete ein paar Jahre bei der Firma Leirer in Stein. Hansueli wurde Mechaniker. Christian übernahm als gelernter Bäcker-Konditor das Sägehüsli, welches

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Grossvater Fritz Leirer und Grossmutter

Marie Brändli heiraten. Zwei ihrer Geschwister sind Trauzeugen, um 1903.

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von oben im Uhrzeigersinn

Die grosse Familie Brändli vom Spitz, Zürchersmühle, um 1920.

Fritz Leirer beim Holzen.

Ausweis von Grossvater Leirer.

Grossvater Fritz Leirer-Brändli (rechts im Bild) bei der Schneeräumung mit dem Eiskratzer.

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von oben Fritz Leirer als Jugendlicher, 1958.

Bei Gotte Grittli im Sägehüsli in Stein war die Hilfe von Fritz während den Schulferien willkommen, 1960.

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sein Vater Fritz und Mutter Grittli während 16 Jahren zusammen geführt hatten.

«Aus dir wird nichts! Wirklich nichts!» Wie oft sind Fritz Leirer diese Worte ins Gesicht geschleudert worden, nicht nur von seinem Grossvater. «Du kannst nichts, du bist nichts!» Eigentlich steht Friedrich als Name in seiner Geburtsurkunde. Er wurde von allen aber immer Fritz gerufen.

Ein Geburtsfehler, er konnte den kleinen Finger an der rechten Hand nie strecken, hat ihm ausser im Militär keine Schwierigkeiten bereitet. Anders war es mit der angeborenen Farbenblindheit grün/braun, die in der ersten Klasse, die er im Schulhaus Emdwiese in Herisau besuchte, festgestellt wurde. Jeden Tag musste er eine Zeitlang eine Stunde lesen und dazu abwechslungsweise ein Auge abdecken. Doch die Farbenblindheit blieb. Er fühlte sich aber deswegen nie benachteiligt. Das Ferrari-Rot habe er immer erkannt, und was Farben betraf, stützte er sich auf die Zahlen und Nummern der Carosseriefarben.

Während der Primarschule bei Lehrer Ernst Frischknecht in der Säge übernahm Fritz die Zeitungstour Poststrasse/Oberdorfstrasse, sozusagen als kleiner Unternehmer. Die Abrechnungen musste er monatlich, viertel- oder halbjährlich selbstständig mit der Appenzeller Zeitung tätigen. Auch trug er für die Metzgerei Kühne Fleisch an verschiedene Kunden im Dorf aus. Er tat alles mit dem Ziel, von niemandem abhängig zu sein. Er sammelte Altpapier. Er las Rossmist mit Schaufel und Besen von den Strassen und brachte ihn zum Gärtner Bernet im Ebnet. Er trug Leuten Böscheli die Treppen hinauf. Das waren gute Einnahmenquellen. Sie erlaubten ihm als Primarschüler nach zwei Jahren Sparen, das alte Militärvelo, das daheim im Keller stand, gegen ein neues 3-Gang-Velo einzutauschen.

Trotz seinen vielen Tätigkeiten neben der Schule bestand er die Aufnahmeprüfung in die Sekundarschule. Nach zwölf Wochen wurde er jedoch wegen mangelnder Französischkenntnisse zurückgestuft. Das 7. Schuljahr in der Abschlussklasse besuchte er im alten Schulhaus an der Poststrasse. Einer seiner Mitschüler, Jonny aus dem Waisenhaus, übernahm freudig als neuer Chef die Zeitungstour, damit sich Fritz vermehrt den Schulaufgaben widmen konnte. Ein Jahr später schaffte er es wieder in die Sekundarschule. Zusammen mit Georg, einem Mitschüler, dessen Eltern das Restaurant Kibitz an der alten Bahnhofstrasse führten, durfte er auf die Hilfe der Serviertochter und Georgs Mutter bei den Französischaufgaben zählen. Das war für beide Buben hilfreich.

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Der junge Fritz Leirer als Kunstradfahrer an der Abendunterhaltung des Radfahrervereins Herisau, 1970.

Weshalb wurde Fritz Leirer aber «Schmiedgass-Schlingel» oder gar «Schmiedgass-Schreck» genannt? War es, weil er in der dritten Klasse im Estrich des Hauses, wo er mit seinem Grossvater wohnte, mit seinem Schulfreund Werner Büchler eine Geisterbahn baute? Eine Geisterbahn für einen Teufel! Dafür brauchte es ein richtiges Feuer. In ihrem Eifer gingen die Buben etwas zu leichtsinnig mit den Zündhölzchen um. Plötzlich brannte es. Zum Glück kam im richtigen Moment Leirers Haushälterin dazu. Sie konnte nicht nur Fritz stricken lehren, sie konnte auch ein Feuer löschen. Trotzdem musste Onkel Werner Brändli, der Feuerschauer von Herisau, der damals noch im Feuerwehrhaus wohnte, den Schaden kontrollieren und eine Strafanzeige einreichen. Fritz bekam vom Hausmeister, der im Parterre des Hauses einen Lebensmittelladen und eine Molkerei führte, eine so kräftige Ohrfeige, dass es ihn buchstäblich überschlug. Bei diesem Hausmeister arbeitete der Grossvater gelegentlich auf seinem Beruf als Käser. Er «buderte» (stellte Butter im Butterfass her). Frische Butter auf dem Tisch war für Fritz jedes Mal ein Fest. Diesmal aber gab es keine Butter. Fritz musste zur Strafe ein paar Wochen lang Gemüse-Holzharasse ausnageln. Das Feuer, der Brand und die Geisterbahn mit dem Teufel haben ihn noch lange beschäftigt. Die Feuerwehr wurde später zu einem zentralen Thema in seinem Leben und gehörte zum Alltag der ganzen Familie Leirer. Ein Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Stein wurde sogar nach ihm benannt: Fritz.

«Ich weiss nicht, warum sie mich überall Schmiedgass-Schlingel nannten. Unter diesem Namen war ich in ganz Herisau bekannt. Auch wenn ich nach Stein kam, zur Gotte Grittli ins Sägehüsli, hiess es: De Schmiedgass-Schlingel isch wider da!»

Fritz war wohl als vernachlässigter Bub, der keine Regeln kannte, aufgefallen. Auch war er völlig unbekümmert, was er anzog, was er sagte oder tat. Während der Schulzeit wurde er gelegentlich für Streiche bestraft, die er nicht begangen hatte. Er hatte nie jemanden verpetzt. Das brachte ihm die Achtung seiner Schulkollegen ein, manchmal auch eine Strafe des Lehrers. Letzteres war bald wieder vergessen. Fritz schätzte den Kontakt zu den Mitschülern. Einer seiner Klassenkameraden war der spätere Bundesrat Hans-Rudolf Merz. Als Buben machten sie zusammen beim «Gidio Hosestoss», dem Herisauer Fasnachtsbrauch, mit. Sie hatten gemeinsam eine Ritterausrüstung aus Karton gebastelt, staffierten einen Wagen aus und zogen ihn beim Umzug. Während Jahren verloren sich die beiden aus den Augen, bis sie unverhofft wieder zusammentrafen und bereit waren, wieder am gleichen Strick einen Karren

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zu ziehen. «Für den Schmiedgass-Schlingel», sagte alt Bundesrat HansRudolf Merz über seinen Jugendkameraden Fritz Leirer, «gab es das Wort aufgeben nicht.»

Um seinen Kameraden zu imponieren, machte Fritz als Jugendlicher für eine Flasche Bier auf der Turmspitze der reformierten Kirche in Herisau «s Fähnli», eine turnerische Höchstleistung und Mutprobe. Fritz war Kunstturner, spielte Eishockey und übte sich im Schiessen. An der Schweizermeisterschaft im Kunstradfahren holte er in Thun 1959 mit der Gruppe Steuerrohr den Sieg.

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Rita trifft

den SchmiedgassSchlingel

Einen grossen Einfluss auf das spätere Leben von Fritz Leirer hatte die Begegnung am Dienstag, 8. Oktober 1957, mit einem Mädchen an der Chilbi auf dem Ebnet in Herisau. Rita Hartmann! Fünfzehnjährig wie er. Fritz war damals bei den Kunstradfahrern dabei. Die Herisauer waren in jenem Jahr Schweizermeister geworden. An zwei Abenden pro Woche wurde geübt. An jenem Dienstag war wegen der Chilbi früher Schluss, bereits um 21 Uhr. Die jungen Burschen gingen an den Jahrmarkt, auch Fritz war unter ihnen. An jenem Abend entzündete sich ein kleines Feuer in ihm, das er nicht einordnen konnte. Eines aber war ihm klar: Löschen wollte er es nie mehr.

Rita war in der dritten Sekundarklasse, Fritz im ersten Lehrjahr. Ihr zuliebe stieg er in eine Jahrmarktbahn, auf der es ihm furchtbar schlecht wurde, und von der er bleich hinunterstieg. Ihr zuliebe wäre er später rund um die Welt gelaufen.

Rita Leirer erzählt: «Ich kannte den Schmiedgass-Schlingel bis dahin nur vom Hörensagen. Und dann gingen wir zusammen auf die Achterbahn. Wir haben beide dieses Datum nie vergessen.» Rita war erstaunt, wie schüchtern Fritz war. Er sprach kaum, senkte seinen Blick, wenn sie etwas sagte. Er erschrak, als sie ihn an der Hand berührte. Nachdem sie ihn später einmal unverhofft traf, forderte sie ihn auf, sie einmal anzurufen. Er war schon rot geworden, als sie ihn ansprach. Mit klopfendem

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Herzen suchte er ein paar Tage später eine Telefonkabine auf. Von da an trafen sich die beiden öfter. Ritas Eltern erlaubten Fritz, in ihr Haus an der Kasernenstrasse zu kommen. Es ging nicht lange, und Mutter Hartmann kümmerte sich fürsorglich um Fritz. Sie fühlte, was ihm mangelte. Sie kochte Kartoffelstock mit Hackbraten für ihn. Das, und auch geschmorter Braten wurden seine Lieblingsessen.

Sein Grossvater kochte nur einmal in der Woche, am Samstag, entweder Nudeln oder Hörnli, einmal nach links, das andere Mal nach rechts gebogen. Dazu gekochte Apfelschnitze. Die ganze Woche wurden die Resten in der Bratpfanne aufgewärmt.

Mutter Hartmann wusch und flickte bald auch die Kleider von Fritz. Das war aus ihrer Sicht eine Notwendigkeit. Bald wurde sie zur Ersatzmutter für den Schmiedgass-Schlingel. Er vertraute ihr Dinge an, von denen Rita erst viel später erfuhr. In Ritas Vater fand Fritz einen zuverlässigen Berater in Berufs- und Lebensfragen, ohne dass er sich dem Jungen aufdrängte.

«Mein Vater hat den leiblichen Vater von Fritz gekannt», erzählt Rita Leirer. «Er hiess Willy Mettler, wohnte in Herisau und ist später weggezogen.» Willy Mettlers Eltern hatten vergeblich versucht, mit dem aus-

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Fritz Leirer und Rita.

serehelichen Kind ihres Sohnes in Kontakt zu kommen. Grossvater Leirer wollte davon nichts wissen. Da er nie über den Vater von Fritz sprach, hatte Fritz keinerlei Beziehungen zu ihm, nicht einmal in Gedanken. Später, als er die Hintergründe erfuhr, hasste er seinen leiblichen Vater über längere Zeit. Ebenfalls hasste Fritz seinen Vormund, der ihn von Amtes wegen gelegentlich kontrollierte, nachdem Grossvater Leirer altershalber die Vormundschaft für seinen Enkel abgeben musste. Der Grossvater war so wütend, dass er dem Vormund, der sich ihm vorstellen wollte, drohte, ihn die Treppe hinunterzuwerfen.

Zehn Tage nach seinem 15. Geburtstag, am 23. April 1957, ein Jahr vor der Konfirmation, ein halbes Jahr, bevor er die Familie Hartmann kennenlernte, kam Fritz Leirer in die Lehre als Bauschlosser bei der Firma Ernst Scheer AG in Herisau. Das Erste, was er während Wochen lernen musste, war feilen. Tagelang musste er Würfel von 40 auf 37 Millimeter feilen. Das Feilen von Hand gehörte zur Grundlage dieses Berufes. Darauf lernte er alle Arten zu schweissen, Masten bohren, Laschen anschweissen, Konstruktionen anfertigen. Das tat Fritz fast mit Verbissenheit. Er wollte zeigen, was er konnte. Bald beauftragte ihn sein Lehrmeister, die Konstruktionen selbstständig bei den Kunden zu montieren. Fritz war begeistert. Er durfte den Eingangsvorbau beim Hotel Landhaus in Herisau mit Jansen-Stahlprofilen und Verglasung anfertigen und montieren. Dieser Vorbau besteht noch heute nach 65 Jahren. Ebenfalls durfte der fleissige Lehrling einen Veloständer für die Firma Hero in Rorschach allein anfertigen und montieren.

Wenn der Ausläufer der Firma Scheer freie Tage oder Ferien hatte, musste der junge Leirer die Lieferungen im Auftrag des Lehrmeisters mit dem Traktor der Scheer AG auf die Bahn bringen. Die für die Produktion der Werkbänke nötigen Holzplatten holte er bei der Firma Zuberbühler in der oberen Säge ab, auch dann, wenn er nachts im Akkord arbeitete. Überstunden und Nachtarbeit waren damals für Lehrlinge eine Selbstverständlichkeit.

Am Anfang des dritten Lehrjahres machte Fritz Leirer die Vorprüfung für seine zweite Lehre als Automechaniker. Dies ermöglichte ihm Ritas Vater, Emil Hartmann. Er pflegte viele Beziehungen zu den Leuten im Dorf und kannte sich im Lehrlingswesen aus.

Automechaniker zu werden, war von Anfang an der Wunsch von Fritz gewesen. Da für diese Ausbildung damals Lehrgeld bezahlt werden musste, suchte er zuerst eine Lehrstelle, die nichts kostete und immerhin 18 Franken Lohn im Monat brachte. Er wollte seinen alten Vater

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von oben

An der Konfirmation von Fritz Leirer: Grossvater Fritz

Leirer, Gotte Grittli, Rita

Hartmann, Fritz, Ritas Mutter Rösli Hartmann-Gähwiler (von links), Palmsonntag

1958.

Der Konfirmandenspruch von Fritz Leirer.

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finanziell nicht belasten. Dass der Vater eigentlich sein Grossvater war, hat er erst kurz vor der Konfirmation von Gotte Grittli erfahren. Sie klärte ihn über die Familienverhältnisse auf und erklärte ihm auch, dass sie nicht, wie er immer angenommen hatte, seine ältere Schwester sei, sondern die Schwester seiner verstorbenen Mutter Marie, die den gleichen Vornamen wie seine Grossmutter hatte. Grossvater hatte darüber immer geschwiegen. Er hatte dem Enkel auch den Namen seines leiblichen Vaters verschwiegen.

«Du liebst Feuer und Eisen», hatte der Grossvater vor dem Lehreintritt zu Fritz gesagt. «Der Beruf Bauschlosser hat immerhin mit Eisen zu tun.»

Fritz Leirer wurde am Palmsonntag 1958 in der reformierten Kirche Herisau von Pfarrer Jenny konfirmiert. Eingeladen waren Gotte Grittli Meier, Götti Ernst Brändli, ein Bruder der Grossmutter, und seine Frau, Tante Lina. Selbstverständlich war Rita mit ihren Eltern und Grossvater Leirer mit dabei. Stolz schaute Fritz auf seine erste Armbanduhr Marke Tissot, die er selbst hatte auslesen dürfen. Grossvater, der alle zum Mittagessen ins «Öchsli» einlud, hatte sie ihm zur Konfirmation geschenkt. Der Konfirmandenspruch «Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen» hängt immer noch schön gerahmt im Schlafzimmer von Fritz und Rita Leirer.

Am 2. November 1960 trat Fritz bei der VW-Vertretung der Garage Alfred Schefer in Lustmühle, Niederteufen, seine zweite Lehre an. Vermittelt hatte ihm die Lehrstelle Ritas Onkel, Hermann Roggwiller vom Café Roggwiller in St. Gallen. Er fuhr einen Jaguar und war ein guter Kunde bei Schefer.

In der Garage waren zwei Mechaniker, ein Servicemann und ein Lehrling im zweiten Lehrjahr beschäftigt. Einer der Mechaniker, Manfred Hänsel, war Deutscher und ein absoluter VW-Spezialist. Durch ihn lernte Fritz VW-Motoren kennen und revidieren. Die Ventile im Zylinderkopf mussten genau im Winkel sein: Auslass dreissig Grad, Einlass zwanzig Grad, präzise Massarbeit. Fritz passierte am Anfang ein Fehler. Er hatte beide Ventilsitze im 30-Grad-Winkel hergestellt. So passten die Ventile nicht. «Fritze», meinte Hänsel trocken, «du würdest besser Bäcker lernen, dann könntest du gleich auffressen, was du vermurkst hast!» Dieser Spruch ist Fritz Leirer im Gedächtnis geblieben.

Alfred Schefer, der Chef, verlangte von den Lehrlingen jede Woche einen Bericht über ihre Arbeiten während der Woche. Auch stellte er ihnen Aufgaben. Fritz war meistens an den Sonntagnachmittagen damit beschäftigt, die Berichte zu schreiben.

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Rita musste sich viel und lange gedulden, bis sie miteinander in den Ausgang gehen konnten. Ihre Eltern waren sonntags meist mit dem Auto unterwegs. Ihr jüngerer Bruder Rolf wurde von den Eltern zum Aufpasser bestimmt, so dass Rita und Fritz nie allein zu Hause waren. Falls Fritz einmal im Haus der Hartmanns schlief, so immer neben dem Schlafzimmer von Ritas Mutter. Sie liess die ganze Nacht die Türe offen, damit er nicht in Versuchung kam, ins Zimmer ihrer Tochter zu schleichen. Die jungen Leute wussten aber, wie sie sich heimlich ungesehen treffen konnten.

Der grösste Wunsch Fritz Leirers war, ein eigenes Auto zu besitzen. Doch dafür reichte sein von klein auf gespartes Taschengeld nicht. Lehrmeister Alfred Schefer kam ihm zu Hilfe. Er wusste, dass sein Lehrling während seiner ersten Ausbildung als Bauschlosser auch schmieden gelernt hatte. So ermöglichte er Fritz, in seiner Werkstatt zu schmieden. Al-

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Fritz fährt einen rechtsgesteuerten Car, 1961. Die erste Ausfahrt mit Rita im eigenen VW, 1961.

lerdings gab es keine Esse. Das Eisen musste mit dem Gasbrenner glühend gemacht werden. Kurzerhand bestellte Fritz bei der Firma Debrunner AG in St. Gallen Eisenstangen. Alfred Schefer machte grosse Augen. Wer das Eisen bestellt habe und wofür, fragte er seine Mitarbeiter. Mit seinem letzten Geld bezahlte Fritz das Material und begann zu schmieden. Nach eigenen Vorlagen stellte er Kerzenständer und Garderobeneinrichtungen her. Um Kundschaft zu gewinnen, ging er am Mittag und am Abend ins Restaurant Lustmühle zum Essen und zeigte nebenbei den Stammgästen seine selbst geschmiedeten Gegenstände. Die Arbeiten wurden bestaunt und bewundert, die Mund-zu-Mund-Propaganda kam ins Laufen. Fritz Leirer konnte seine Gegenstände verkaufen. Bestellungen für Weihnachtsgeschenke häuften sich. Nachdem er für Eisen, Gas und Sauerstoff bezahlt hatte, konnte er im Dezember 1960 Nettoeinnahmen von 458 Franken verbuchen. Schon im Januar brauchte er Materialnachschub. Dieser Arbeit widmete er seine ganze Freizeit. Bereits Mitte Februar kaufte Fritz von seinem Chef einen Occasions-VW. Von da an brauchte Fritz jede freie Stunde für die Bereitstellung seines Autos. Der Motor musste getrimmt, Ein- und Auslasskänale poliert, Ventilsitze abgeändert, Federn unterlegt und das Schwungrad abgeschliffen werden. Weiter galt es, das Fahrzeug für die kantonale Motorfahrzeugkontrolle herzurichten. Blecharbeiten und Neulackierungen gehörten ebenfalls dazu.

Noch vor der Lehrabschlussprüfung war der Wunschtraum von Fritz Leirer in Erfüllung gegangen. Er besass ein eigenes, selbst bezahltes Auto. Das war nur möglich dank des Verständnisses seines Chefs und seines grossen Einsatzes. Die erste Fahrt ging mit Rita zusammen mit vielen Zwischenhalten rund um Herisau über die Steblen. «Sie hat immer viel Geduld für mich aufgebracht», meint Fritz Leirer heute. Er war glücklich, nicht nur wegen des Autos. Langsam bekam er ein richtiges Zuhause. Die Eltern von Rita erlaubten ihm, fest im Hause Hartmann zu wohnen. Fritz brauchte auch den ungeliebten Vormund nicht mehr. Er war gut aufgehoben in der Familie Hartmann. Im ersten Jahr kam jemand von der Vormundschaftsbehörde zur Kontrolle vorbei. Sie wollten wohl sehen, ob das Waisenkind genug zu essen bekomme, bemerkte Mutter Hartmann spitz.

Den Namen Pipap bekam Ritas Vater, Emil Hartmann, später durch seine Grosskinder. Roland, Fritz und Ritas zweites Kind, konnte das Wort Grosspapa nicht richtig aussprechen. Von da an wurde Vater Hartmann von allen Pipap gerufen. Der Name blieb ihm für den Rest seines

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Lebens. Auch in der Rückblende wurde immer von Pipap geredet, als sei dies sein richtiger Name gewesen. Pipap Hartmann wurde 1910 in Herisau geboren, er wohnte an der Oberdorfstrasse und zuvor in der unteren Fabrik. Er heiratete am 27. April 1940 Rösli Gähwiler, geboren 1914, die Mutter von Rita. Rösli war im kleinen Bahnwärterhäuschen im Heinrichsbad an der Strecke Herisau-Bruggen-St.Gallen unmittelbar neben den Bahngleisen der Bodensee Toggenburgbahn (BT) aufgewachsen. Ihr Vater, Bahnwärter Johann Gähwiler, ging täglich die Bahnstrecke zu Fuss ab, um die Schwellen und Gleisanschlüsse zu prüfen und, wenn nötig, zu reparieren oder die Schrauben anzuziehen. Röslis Mutter, Babette Keller-Bischofberger, war in zweiter Ehe mit Johann Gähwiler verheiratet. Ihr erster Mann, Jakob Keller, starb jung und liess seine Frau mit sieben, zum Teil unmündigen Kindern zurück. Die Witwe hatte sich und ihre Kinder mit Waschen und Putzen für andere Leute sowie mit Sticken über Wasser gehalten, bis sie Johann Gähwiler kennenlernte.

Von Bahnwärter Johann Gähwiler bekam Babette zwei weitere Kinder, Rösli, die Mutter von Rita, und danach Anni, die später den BäckerKonditor-Confiseur Hermann Roggwiller aus St. Gallen heiratete. Zu

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Die kleine Rita Hartmann, 1946. Die Familie Hartmann am Herisauer Kinderfest mit Rita und Bruder Rolf im Kinderwagen, 1946.

von links im Uhrzeigersinn

Ritas Vater Emil Hartmann, später von allen genannt Pipap.

Die Haute-couture Schneiderin Rita Hartmann und ihre Mutter Rösli, die leidenschaftlichen Näherinnen, 1959.

Vorne links Ritas Bruder Rolf, hinter ihm sein Vater mit einer Cousine, rechts Rita und Fritz.

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den Halbgeschwistern Keller hatte Rösli und später auch ihre Tochter Rita ein inniges Verhältnis. Rösli nähte viel und gern. Pipap, ihr Mann, arbeitete als Kartonagezuschneider bei der Lithag in Herisau. Die ersten sieben Jahre bekam das Paar keine Kinder. Rösli hätte sehr gern Kinder gehabt, sie war eine richtige Kindernärrin. Nachdem ein Arbeitskollege von Pipap von seiner Frau, einer Pariserin, verlassen wurde, weil es ihr in Herisau nicht gefiel, kam Rösli unerwartet zu einem Kind. Der Kollege des Vaters brachte die kleine Alvine, sein mutterloses Töchterchen, zu Hartmanns in Obhut. Ein Glücksfall für alle. Rösli freute sich, ein Kind zu haben. Ihr Mutterherz blühte auf. Wenige Jahre darauf wurde sie schwanger. Leider wurde Alvine siebenjährig von einem Auto angefahren. Sie starb im Spital Herisau, einige Monate bevor am 30. Juni 1942 Rita zur Welt kam. Nach weiteren vier Jahren wurde Rolf, Ritas Bruder, geboren.

Die Familie Hartmann wohnte am Kreuzweg in Herisau. Sie zog später an die vordere Kasernenstrasse, wo Grossmutter Babette Gähwiler ihr Alter in Ruhe genoss. Mutter Rösli liebte alle Kinder und umsorgte nicht nur ihre eigenen oder die ihres Halbbruders Otto Keller, die oft bei den Hartmanns in den Ferien waren. Otto Keller lebte mit seiner Familie auf einem Bauernhof in Montaschin bei Grabs. Er hatte 13 Kinder. Seine Frau war früh gestorben, und die ältesten Geschwister mussten Mutterpflichten übernehmen. Ständig nähte Mutter Rösli für die Montaschin- oder andere Kinder Kleider, die sie nach den Ferien in Herisau mit nach Hause nehmen durften. Rita erinnert sich gern an diese Cousins und Cousinen und wie sie sich jeweils über die neue Ausstattung freuten. Zu Ueli Keller, dem Montaschin-Bub, pflegt sie immer noch engen Kontakt.

Es ist nicht verwunderlich, dass Mutter Rösli Hartmann den verwahrlosten Schmiedgass-Schlingel gleich ins Herz schloss. Er vergalt es ihr, indem er sie zu seiner Vertrauten machte, ihr gehorchte und ihre Güte nie ausnutzte.

Die Lehrabschlussprüfung von Fritz Leirer war im Frühling 1962. Seine gesamte Lehrzeit als Bauschlosser/Automechaniker dauerte mehr als fünf Jahre. Viele Stunden hatte er für Prüfungsvorbereitungen, zu Hause und im Betrieb aufgewendet. Feilen bildete einen Schwerpunkt. Auch hat er sich intensiv mit elektrischen Schaltungen, Scheinwerfern, Stopplichtern und Zündanschlüssen beschäftigt. Die Prüfungen wurden damals in einem anderen Garagenbetrieb durchgeführt, im Fall von Fritz in der Garage Tobler in Heiden. Der Name eines der Experten ist ihm im Gedächtnis geblieben: Kurt Erny aus Herisau. «Ich war vor lauter Ner-

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vosität nicht in der Lage, Parallel- und Serienschaltung zu unterscheiden. Sein Lachen habe ich nie vergessen. Er hat mir trotzdem keine schlechte Note gegeben», erzählt Fritz Leirer. Alle weiteren Aufgaben absolvierte er während den vier Prüfungstagen nach Wunsch. Das Feilund Schweissstück gelang besonders gut. Für die genauen Masse und Feilenstriche lobte der Besitzer der Garage Tobler Fritz ausdrücklich. Für den Eintrag ins goldene Buch reichte es aber nicht. Dazu brauchte es damals die Note 1 bis 1,2. Fritz Leirer schloss mit der Note 1,3 ab. Dafür gewann er an der Freizeit-Ausstellung in Walzenhausen mit seiner Schmiedearbeit den ersten Preis. Die Urkunde ist heute noch im Betrieb Leirer in Stein vorhanden.

Bereits ein Jahr vor der Rekrutenschule mussten damals diejenigen eine Prüfung abgelegen, die sich für die Mechaniker-Rekrutenschule interessierten. Fritz Leirer hatte Glück. Er bestand die Prüfung und konnte als Motormechaniker in die Sommer-RS in Thun einrücken. Dort lernte er viele neue Kollegen kennen und traf auch einige Kameraden, die er aus seiner Lehrzeit kannte.

Wenn sie Urlaub hatten, fuhren sie zu fünft mit dem VW-Käfer von Fritz von Thun nach St. Gallen und wieder zurück. Immer über den Schallenberg. Für die Fahrt von Thun über das Entlebuch nach Cham, Zug und St. Gallen brauchten sie drei Stunden. Wohlverstanden nicht auf der Autobahn, eine solche gab es damals noch nicht. Es gab auch keine Geschwindigkeitsbegrenzungen weder über Land noch durch die Dörfer. Die jungen Männer liebten das Steigen des Zeigers auf dem Tachometer.

Leirer war einer der wenigen Rekruten, die ein eigenes Auto besassen. Einmal mussten seine Kollegen für die Heimfahrt auf ihn und sein Auto warten. Grund: Er musste nachexerzieren! Und zwar wegen des Handanlegens bei der Begrüssung. Dem Major war aufgefallen, dass Rekrut Leirer seine rechte Hand nie richtig streckte. Fritz konnte die Hand nicht richtig strecken, weil sein rechter kleiner Finger von Geburt an krumm war. Er suchte nach einer Lösung für dieses Problem. Und er fand sie: Wenn er vor dem Grüssen den rechten kleinen Finger mit der linken Hand streckte, blieb er gerade, jedoch nur solange er die Hand hochhielt. Senkte er die Hand, musste er den kleinen Finger vor dem Grüssen erneut gerade ziehen. Nach einer Stunde Nachexerzieren war der Major zufrieden. Fritz durfte abtreten.

In der Mitte der RS mussten diejenigen Rekruten vor den Major antreten, die fürs Weitermachen vorgesehen waren. Fritz Leirer wollte nicht

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Fritz Leirer (rechts) und Hansueli Baumgartner in der Rekrutenschule, Sommer 1962.

weitermachen. Er wollte arbeiten und Geld verdienen. Der Major sah es anders. Er könne ihn zwingen, meinte er mit strenger Miene. Da griff Fritz Leirer nach einem kleinen Panzermodell, das auf dem Pult des Majors lag, und drohte, dieses aus dem Fenster zu werfen, falls der Major ihn zum Weitermachen zwingen wolle. Das war dem Vorgesetzten zu viel. Fritz musste augenblicklich das Büro verlassen und sich beim Feldweibel melden. Der teilte ihn eine Woche lang für die WC-Reinigungstour ein. Leirer aber genoss seinen Erfolg. Er musste nicht weitermachen. Und WC putzen schien ihm nicht das Schlimmste zu sein, was einem im Leben zustossen konnte.

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von oben Das unzertrennliche Liebespaar Fritz Leirer und Rita Hartmann, 1959.

Grossvater Leirer freut sich über die Verlobung.

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Rita und Fritz, das perfekte Team

«Am 27. April 1963, beide 21-jährig, haben Rita und ich während meines Abverdienens für das Motormechanikerabzeichen von sieben Wochen in Bülach und Kloten, in St. Gallen geheiratet, auf den Tag genau 23 Jahre, nachdem sich Ritas Eltern hatten trauen lassen. Unsere Trauzeugen waren unserer Freunde Helen Keller und Guido Schuler. Schon auf dem Weg zum Zivilstandsamt im Stadthaus bemerkte ich, dass mit dem Buik der Firma Huber, den wir für unser Hochzeitsfest gemietet hatten, etwas nicht stimmte. Laufend musste unser Kollege Hansueli Baumgartner, der uns chauffierte, Gas geben. Der Motor hatte einen Defekt, und wir hatten Angst, dass er unverhofft abstellen könnte, noch ehe wir das Zivilstandsamt erreichten. Was dann?», notierte Fritz Leirer in seinem Tagebuch.

Als das Hochzeitspaar und die Trauzeugen vor dem Zivilstandsbeamten standen, war Fritz Leirer aufgeregt und nervös. Nicht wegen der Trauung oder wegen des Ja-Wortes. Sondern er sah durchs Fenster oberhalb des Platzes, wo der Buik stand, einen blauen Rauch aufsteigen. Seine Gedanken waren bei diesem Motor. Die Worte des Beamten nahm er kaum wahr, den blauen Rauch schon. Was, wenn das Auto auf der Weiterfahrt stehen bleibt? In der Kirche Sankt Maria in Neudorf, St. Gallen, warteten der Pfarrer und die Gäste. Fritz atmete erleichtert auf, als sie das Standesamt verliessen und ins Auto stiegen. Fast wie ein Wunder lief

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von links im Uhrzeigersinn

27. April 1963, Fritz und Rita Leirer sind ein Hochzeitspaar.

Das Hochzeitspaar mit Ritas Eltern, Rösli und Emil Hartmann.

Ritas Arbeitskolleginnen gratulieren.

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Die Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche St. Maria in St. Gallen Neudorf.
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von links im Uhrzeigersinn

Rechtzeitig bei der Kirche angekommen. Erfolgreicher Pneuwechsel mit Hilfe eines Habeggers. Ende gut – alles gut, dank guten Helfern.

der Motor. Doch nur weil Hansueli Baumgartner ständig Gas gegeben hatte, was den blauen Rauch erzeugte. Die Hochzeitsleute kamen rechtzeitig bei der Kirche an. Während der Pfarrer das junge Paar traute, wurde vor der Kirche der Motor geflickt und das Auto wieder richtig zum Laufen gebracht.

Das Mittagessen genoss die ganze Gesellschaft im Restaurant Gübsen. Anschliessend wurde die neue Wohnung von Fritz und Rita in Winkeln besichtigt. Auf der Fahrt nach Appenzell beim Restaurant Rank gab es doch noch einen Zwischenfall mit dem Hochzeitsauto: «En Platte!» Ein Rad musste gewechselt werden. Zur grossen Überraschung aller gab es weder einen Wagenheber noch einen Radschlüssel im Fahrzeug. Glücklicherweise halfen die Gesellen vom Schreinerbetrieb nebenan mit einem Habegger, das Auto hochzuheben. Niemand führte Überkleider mit sich.

Fritz Leirer meinte schmunzelnd: «Und das muss ausgerechnet mir passieren, einem, dessen Sinn ganz auf Autos und Motoren gerichtet ist!»

Das Hochzeitsnachtessen feierte das frisch vermählte Paar im Restaurant Sternen in Teufen. Ein Verwandter von Rita, Ernst Rohner, entführte

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