Säntismord – Die Bluttaten vom 21.Februar 1922

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Etwas nach 14 Uhr wurden die Leichen zum Abtransport nach Appenzell freigegeben. Während ein Grossteil der Hilfskolonne den Rückweg antrat, verblieben die Herren Prof. Dr. de Quervain, Dr. Eggenberger, Land­ jäger Koch und der Unterzeichnete mit Träger Rusch sen. und Wildhüter Weishaupt, sowie drei weiteren Mann der Hilfskolonne zwecks weiteren Feststellungen am Tatort zurück. Da nach den Tatumständen ein Doppelmord vorliegen musste, erstreckte sich unsere Tätigkeit auf die Feststellung der Täterschaft, das Absuchen nach event. Spuren und Beweismitteln, wie auch auf die Nachforschung nach event. abhanden gekommenen Schmuck- und Wertsachen usw. Wie Träger Rusch deponierte, so war bei ihrer Ankunft am Nachmittag des 25. Februar die Haus- und Gangtüre eingeklinkt, jedoch nicht abgeschlossen. Ebenso sollten die übrigen Türen eingeklinkt gewesen sein. Dagegen habe sich die Falltüre in den Windmesserturm offen befunden, sowie das auf das Gipfelplateau führende Türfenster. Weiter teilte Träger Rusch mit, Frau Haas habe seiner Frau am Sonntagabend telephonisch mitgeteilt, Kreuzpointner befinde sich bei ihnen, es dürfe dies aber niemand wissen. Bei der durch Landjäger Koch im Bureau und den übrigen Wohnräumlichkeiten vorgenommenen Nachschau wurde das Fehlen des Fremdenbuches, eines Heftes mit den Tagesaufzeichnungen, der Uhr des Ermordeten und jeglichen Bargeldes konstatiert. Ebenso konnte der im Pult ordentlicherweise aufbewahrte Feldstecher, ein Zeiss, nicht aufgefunden werden, desgleichen nicht der Trachtenschmuck der Ehefrau Haas. Der Unterzeichnete unterzog sämtliche Räumlichkeiten einem besonderen Augenschein, wobei folgendes festgestellt werden konnte: In dem im I. Stock auf der Südseite gelegenen Schlafzimmer der Ehefrau Haas war das Bett, in welchem nach den beiden Kissen und Eindrücken in denselben zwei Personen geschlafen haben mussten, noch ungemacht, die Waschschüssel und das Nachtgeschirr ungeleert. Die Fensterflügel standen offen. Das nebenanliegende Schlafzimmer, westwärts, für den Ehemann Haas bestimmt, befand sich in Ordnung. – Im sog. Fremdenzimmer des 2. Stockwerkes neben dem südöstl. gelegenen Apparatenraum war das Bett ebenfalls ungemacht und die Waschschüssel ungeleert. In dieser befanden sich einige Haare einer männlichen Leiche, welche zwischen zwei Flexoidfolien gesichert dem Berichte beigegeben sind. Das Absuchen des Wassergeschirres, des Trinkglases und der Waschschüssel nach Fingerabdrücken zeitigte einige nicht verwendbare Abdrücke. Weitere Feststellungen konnten keine gemacht werden, da der Witterungsumschlag am Morgen des 27. ds. zu einem raschen Abstieg drängte. So

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