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FORUM ANTITHROMBOTICUM
Tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sind schwerwiegende Krankheitsbilder, die unter dem Begriff venöse Thromboembolien (VTE) zusammengefasst werden. Beide sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert [1]. Aufgrund einer Vielzahl angeborener, erworbener und klinischer Risikofaktoren können sehr unterschiedliche Patientenkollektive betroffen sein: Nicht nur ältere oder adipöse Menschen können mit höherer Wahrscheinlichkeit eine VTE entwickeln, sondern auch immobilisierte Patienten oder Patienten mit einer Tumorerkrankung [2, 3]. Dass Patienten einer breiten Alterspanne betroffen sein können, zeigt sich zum Beispiel in der europäischen Registerstudie PREFER, in der die Patienten ein mittleres Alter von 61 ± 17 Jahren aufwiesen [4]. Auch in der für Apixaban (Eliquis®) zulassungsrelevanten Studie AMPLIFY war die Altersspanne mit 57 ± 16 Jahre ähnlich [5]. Zudem waren etwa 2 Drittel der Patienten jünger als 65 Jahre, 13 % hatten einen Body-Mass-Index (BMI) >35 kg/m2 und 2,6 % litten an einer aktiven Tumorerkrankung. Apixaban: Weniger schwere Blutungen als unter Standardtherapie Die randomisierte, doppelblinde, multizentrische Phase-III-Studie AMPLIFY [5] war die Basis für die Zulassung des nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulans (NOAK) Apixaban in der Behandlung von VTE bei Erwachsenen*. Untersucht wurden die Wirksamkeit und Verträglichkeit des direkten Faktor-Xa-Hemmers (10 mg 2 × täglich bis Tag 7, gefolgt von 5 mg 2 × täglich bis Ende Monat 6) im Vergleich zu einer konventionellen Antikoagulation bestehend aus Enoxaparin über mindestens 5 Tage, überlappend * Detaillierte Informationen zu den Indikationen und Dosierungen entnehmen Sie bitte der Fachinformation. Perfusion 2/2019
32. Jahrgang
Wirksame Behandlung und Rezidivprophylaxe von VTE mit Apixaban:
VTE sind nicht nur bei älteren Menschen ein Thema
gefolgt von Warfarin über 6 Monate bei Patienten mit akuter symptomatischer TVT und/oder LE (n = 5.395). Das Ergebnis: Das Risiko für symptomatische VTE-Rezidive oder VTE-bedingten Tod (primärer Wirksamkeitsendpunkt) war unter beiden Behandlungen vergleichbar (relatives Risiko [RR]: 0,84; 95 %-KI: 0,60 – 1,18; p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit). Die Rate schwerer Blutungen (primärer Sicherheitsendpunkt) war unter Apixaban verglichen mit der konventionellen Therapie um relativ 69 % geringer (RR: 0,31; 95 %-KI: 0,17 – 0,55; p < 0,001). Subgruppenanalysen zufolge waren diese Ergebnisse über verschiedene Patientenpopulationen konsistent, unabhängig von z.B. Alter, BMI oder Nierenfunktion** [5]. Antikoagulation mit NOAKs bei Krebspatienten? Eine Herausforderung im Praxisalltag könnte die Antikoagulation bei VTEPatienten mit aktiver Tumorerkrankung darstellen, wie folgenden Daten verdeutlichen: Tumorerkrankungen erhöhen das Risiko für VTE, daher treten etwa 20 % aller VTE bei Krebspatienten auf [6, 7]. Bei bis zu 10 % aller Patienten mit idiopathischer VTE wird ein Tumor diagnostiziert [8, 9]. Das Auftreten von VTE geht mit einer schlechteren Prognose der Tumorpati** P atienten mit einem SerumkreatininSpiegel >2,5 mg/dl oder berechneter Kreatinin-Clearance <25 ml/min waren aus der AMPLIFY-Studie ausgeschlossen.
enten einher und stellt eine der führenden Todesursachen bei Krebspatienten dar [10, 11]. Anders als bei Nicht-Tumorpatienten empfehlen die aktuellen Leitlinien bei tumorassoziierter VTE aufgrund ihres verglichen mit VKA vorteilhaften Sicherheits- und Wirksamkeitsprofils derzeit niedermolekulares Heparin (NMH) als Therapiestandard für die komplette erste Behandlungsphase (die ersten 3 – 6 Monate) [12, 13]. Andere Behandlungsoptionen sind derzeit angesichts noch limitierter Daten zu krebsassoziierten VTE beschränkt [14]. Solche Daten werden unter anderem für Apixaban erhoben: In der zur Veröffentlichung eingereichten PhaseIV-Studie ADAM-VTE# [15] sowie der noch laufenden Phase-III-Studie CARAVAGGIO [16] werden aktuell die Verträglichkeit und Wirksamkeit des NOAKs für den Einsatz bei Krebspatienten im Vergleich zu Dalteparin untersucht. ADAM-VTE: Apixaban versus Dalteparin bei Tumorpatienten In der ADAM VTE-Studie [15] sollte die Verträglichkeit von Apixaban versus Dalteparin bei Erwachsenen in der akuten Behandlung krebsassoziierter VTE über einen Zeitraum von 6 Monaten untersucht werden##. In diese Investigator-initiierten, multizentrischen, randomisierten, offenen Überlegenheitsstudie der Phase IV #
Apixaban and Dalteparin in Active Malignancy associated Venous ThromboEmbolism © Verlag PERFUSION GmbH