Perfusion 2025-02

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2 2025

Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen in Klinik und Praxis

Jahrgang 38, Heft 2

Juni 2025

VERL AG PERFUSION

Offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung

Current Contents/ Clinical Medicine

ÜBERSICHTSARBEIT

Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt

FOREN

Forum cardiologicum:

• Fünf Jahre Vertrauen: Dapagliflozin von der Zulassung zur festen Therapiesäule bei HF

• Therapieresistente Herzinsuffizienz: Signifikant weniger Hospitalisierungen nach Barorezeptor-Aktivierungstherapie

Forum Lipidsenker: Neue Real-World-Daten belegen den klinischen Nutzen von Alirocumab

Forum Lungenhochdruck: Pulmonal arterielle Hypertonie: Überzeugende Evidenz für den klinischen Nutzen von Sotatercept

Forum seltene Erkrankungen:

Primäre Hyperoxalurie Typ 1: Real-World-Daten unterstreichen den Nutzen von Lumasiran bei Kindern

Forum neurologicum: Eplontersen – eine neue Option zur Behandlung der hereditären Transthyretin-Amyloidose mit Polyneuropathie

REDAKTIONELLER TEIL

Mitteilungen, Kongressberichte

Innovative PAH-Therapie on top:

Der erste Aktivin-Signalweg-Inhibitor (ASI)1–12

WINREVAIR® JA ZU MEHR

WINREVAIR® ist, in Kombination mit anderen Therapien gegen pulmonale arterielle Hypertonie (PAH), für die Behandlung von PAH bei erwachsenen Patienten mit der WHO-Funktionsklasse (FK) II bis III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit angezeigt.

Referenzen: 1. Hoeper MM et al. STELLAR Trial Investigators. Phase 3 trial of sotatercept for treatment of pulmonary arterial hypertension. N Engl J Med. 2023; 388(16): 1478 – 1490 | 2. Fachinformation WINREVAIR®, Stand August 2024 | 3. Fachinformation Tresuvi, Stand März 2024 | 4. Fachinformation Adempas®, Stand Mai 2023 | 5. Fachinformation Ventavis®, Stand Dezember 2020 | 6. European Medicines Agency (EMA), Adcirca® EPAR-Product Information; www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/adcirca-epar-productinformation_en.pdf (eingesehen am 06.06.2024) | 7. Fachinformation Volibris®, Stand März 2024 | 8. Fachinformation Opsumit®, Stand Dezember 2022 | 9. Fachinformation Tracleer®, Stand Mai 2024 | 10. Fachinformation Uptravi®, Stand März 2024 | 11. Flolan® Summary of Product Characteristics, labelling and package leaflet. EMA; 2012; www.ema.europa.eu/en/documents/referral/flolan-article-30annex-iii_en.pdf (eingesehen am 06.06.2024) | 12. Fachinformation Revatio®, Stand Juli 2022

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Die USA werden zusehends zu einem Land der Unvernunft

Dank Donald Trump und seiner Regierung versinkt die Wissenschaft in den USA im Chaos. Bundeszuschüsse werden eingefroren, Wissenschaftler werden entlassen und verlassen die USA in Scharen, das Budget des National Institute of Health (NIH) wird gekürzt, wichtige Treffen werden abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben und Wissenschaftsfeindlichkeit dominiert zunehmend die Agenda des Weißen Hauses. US-Universitäten sind gezwungen, die Zulassungsmöglichkeiten für Doktoranden zu kürzen. Viele haben die Einstellung von Mitarbeitern gestoppt, da die Trump-Administration droht, Bundesgelder zu streichen, wenn sie sich mit einer Vielzahl von Themen befassen. Trump hat den Hochschulen im Land den Kampf angesagt. Währenddessen lässt JD Vance kaum eine Gelegenheit aus, die Europäer zu beleidigen und uns über die Redefreiheit zu belehren. Das ganze Szenario ist so bizarr, dass es aus einem drittklassigen Science-Fiction-Film stammen könnte. Bereits im Juli 2024, hatte JD Vance seinen Angriff auf die Universitäten gestartet, indem er verkündete, die Professoren seien der Feind. Damals wies ich darauf

hin, dass faschistische Bewegungen oft anti-intellektuell und antiwissenschaftlich sind. Adolf Hitler sagte, er bedaure, dass sein Regime immer noch einen gewissen Bedarf an seinen „intellektuellen Klassen“ habe, sonst „könnten wir sie eines Tages, ich weiß nicht, ausrotten oder so.“ Und das Bonmot „wenn ich das Wort Kultur höre, greife ich nach meiner Waffe“, wird sogar mehreren führenden Nazis des Dritten Reiches zugeschrieben. Mein Vergleich der USA mit faschistischen Regimen erschien manch einem übertrieben. Heute ist jedoch kaum mehr daran zu zweifeln, dass er angebracht war. Auch jenseits der Wissenschaftspolitik der USA hören wir fast täglich von Maßnahmen der Trump Regierung, die einen faschistoiden Anflug haben. Diejenigen, die keine Angst davor haben, was Trump und seine Speichellecker der Wissenschaft antun, hören einfach nicht zu! Als Reaktion auf die vielfältigen Bedrohungen für die Wissenschaft organisierte „Stand Up for Science“ Demonstrationen von wissenschaftlichen Gemeinschaften in den gesamten USA. Die zentrale Veranstaltung fand am 7. März 2025 in Washington, D.C., statt,

wo etwa 2.000 Teilnehmer anwesend waren. Parallele Demonstrationen fanden in mehr als 30 weiteren Städten der USA statt, und aus mehreren Ländern wurden internationale Solidaritätsveranstaltungen gemeldet, darunter mehr als 30 in Frankreich.

Mehrere Universitäten weltweit haben ebenfalls reagiert; sie sind dabei, Programme zur Aufnahme von Wissenschaftlern, die aus den USA fliehen, einzurichten. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kündigte an, 500 Millionen Euro an Forschungsgeldern bereitzustellen, um Wissenschaftler nach Europa zu locken. Eine Folge wird unweigerlich eine erhebliche Abwanderung von Wissenschaftlern und Intellektuellen aus den USA in andere Länder sein. Eine weitere Folge wird aber auch sein, dass sich der Fortschritt auf allen Gebieten verlangsamt. Man kann nur hoffen, dass das selbsternannte „stabile Genie“ Donald Trump möglichst bald einsieht, wie nachhaltig seine diversen Maßnahmen den USA und dem Rest der Welt Schaden zufügen.

Edzard Ernst, Emeritus Professor, University of Exeter

Prof. Dr. med. E. Ernst, Exeter, U.K.

Offizielles Organ der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung Current Contents/Clinical Medicine

INHALT

EDITORIAL

33 Die USA werden zusehends zu einem Land der Unvernunft E. Ernst

ÜBERSICHTSARBEIT

36 Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt B. Söllner

CONTENTS

EDITORIAL

33 The USA are increasingly becoming a country of unreason E. Ernst

REVIEW

36 When loneliness throws the heart out of rhythm B. Söllner

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1. Gerinnungspräparate. Deutsche Hämophiliegesellschaft. https://www.dhg.de/behandlung/gerinnungspraeparate.html, zuletzt aufgerufen im Januar 2025. 2. Alhemo® Fachinformation. 3. Matsushita T et al. N Engl J Med 2023; 389:783–794. 4. Arendt-Nielsen L et al. Pain following controlled cutaneous insertion of needles with different diameters. Somatosens Mot Res 2006; 23:37–43. 5. Aronson R. The role of comfort and discomfort in insulin therapy. Diabetes Technol Ther 2012; 14:741–747. Alhemo® 60 mg/1,5 ml; 150 mg/1,5 ml; 300 mg/3 ml Injektionslösung im Fertigpen. Wirkstoff: Concizumab Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Concizumab. Sonstige Bestandteile: L-Argininhydrochlorid, L-Histidin, Natriumchlorid, Saccharose, Polysorbat 80, Phenol, Salzsäure (zur Einstellung des pH-Werts), Natriumhydroxid (zur Einstellung des pH-Werts), Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Routineprophylaxe von Blutungen bei Patienten mit 1) Hämophilie A (angeborener FaktorVIII-Mangel) mit FVIII-Hemmkörpern ab einem Alter von 12 Jahren, 2) Hämophilie B (angeborener Faktor-IX-Mangel) mit FIX-Hemmkörpern ab einem Alter von 12 Jahren. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Warnhinweise: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nebenwirkungen: Schwere allergische Reaktion, Symptome von Blutgerinnseln, Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung, Blutung, Juckreiz, Nesselsucht, Schwellung, Schmerzen, Taubheitsgefühl. Verschreibungspflichtig. Novo Nordisk A/S, 2880 Bagsvaerd, Dänemark. Stand: Dezember 2024

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PERFUSION 2025; 38: 36 – 39

Funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden mit Palpitationen, Engegefühl, Atemnot oder Schmerzen im Brustbereich (thorakal oder retrosternal) sind weit verbreitet, ihre Prävalenz liegt je nach Studie zwischen 10 und 25 % [1]. In vielen Fällen lassen sich diese Symptome nicht durch strukturelle oder organische Befunde erklären – der Leidensdruck der Patienten ist dennoch real und oft erheblich. Eine differenzierte Betrachtung psychosozialer Stressoren wie Einsamkeit als zunehmend anerkannter Risikofaktor kann helfen, funktionelle Beschwerden besser einzuordnen und den Betroffenen gezielte Unterstützung anzubieten. Die Herausforderung für die behandelnden Ärzte dabei ist, dass eine kausale Therapie im engeren Sinne häufig nicht zur Verfügung steht. Hier schließt Cardiodoron® eine therapeutische Lücke. Das pflanzliche rezeptpflichtige Arzneimittel kann als stabilisierende Therapie insbesondere bei vegetativen Herz-Kreislauf-Beschwerden die selbstregulatorischen Fähigkeiten des kardiovaskulären Systems verbessern.

B. Söllner: Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt

ÜBERSICHTSARBEIT

Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt

Zusammenfassung

Einsamkeit ist ein unterschätzter Risikofaktor für die körperliche und psychische Gesundheit. Besonders im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigt sich ein direkter Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Diese Übersichtsarbeit beschreibt, wie Einsamkeit, aber auch andere psychosoziale Stressoren wie Frustration, Wut, Angst und Depression das Herz-KreislaufSystem belasten können, welche Rolle die Herzratenvariabilität (HRV) als Parameter für die Beurteilung des Gesundheitszustandes des Herzens spielt und wie das pflanzliche rezeptpflichtige Arzneimittel Cardiodoron® bei vegetativen Herz-Kreislauf-Beschwerden die selbstregulatorischen Fähigkeiten des kardiovaskulären Systems verbessern kann.

Schlüsselwörter: Einsamkeit als Risikofaktor, funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, vegetative Dysregulation, pflanzliche Arzneimittel, Cardiodoron®

Summary

Loneliness is an underestimated risk factor for physical and mental health. It has a direct influence on the autonomic nervous system, particularly in the context of cardiovascular diseases. This review describes how loneliness, as well as other psychosocial stressors such as frustration, anger, anxiety and depression, can burden the cardiovascular system, what role heart rate variability (HRV) plays as a parameter for assessing cardiac health and how the herbal prescription medicine Cardiodoron® can improve the self-regulatory abilities of the cardiovascular system in the treatment of autonomic cardiovascular disorders.

Keywords: loneliness as a risk factor, functional cardiovascular disorders, autonomic dysregulation, herbal medicines, Cardiodoron®

B. Söllner: Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt

Psychosozialer Risikofaktor Einsamkeit

Einsamkeit ist ein unterschätzter Risikofaktor [2], der das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhersagen kann, wie eine aktuelle Übersichtsarbeit belegt [3]. Darüber hinaus kann Einsamkeit die Entstehung einer Depression oder sozialen Phobie begünstigen und soll mit einem schnelleren kognitiven Abbau im höheren Lebensalter in Verbindung stehen. In einem jüngst erschienenen Fachinterview wird darauf hingewiesen, dass Einsamkeit hinsichtlich ihres Einflusses auf die Sterblichkeit mit klassischen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholmissbrauch oder Übergewicht vergleichbar ist [4]. Eine weitere systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass sich bei Personen mit schwachen sozialen Beziehungen das Risiko für koronare Herzkrankheit um 29 % und das für Schlaganfälle um 32 % erhöht [5]. Auch das Mortalitätsrisiko von Patienten mit bestehenden Herzerkrankungen kann durch Einsamkeit signifikant ansteigen: In einer dänischen Kohortenstudie war sie ein starker Prädiktor für die Sterblichkeit innerhalb eines Jahres, sowohl bei Frauen (HR: 2,92; 95%-KI: 1,55 – 5,49) als auch bei Männern (HR: 2,14; 95%-KI: 1,43 – 3,22) [6].

Vegetative Dysregulation als gemeinsame Grundlage

Neben Einsamkeit zählen auch andere psychosoziale Stressoren wie Wut, Frustration, Angst oder Depression zu den Faktoren, die über das vegetative Nervensystem

und die Aktivierung neuroendokriner Regelkreise – insbesondere der Hypothalamus-HypophysenNebennierenrinden-Achse – das Herz-Kreislauf-System beeinflussen können [7]. Eine anhaltende Aktivierung dieser Achsen kann zu einer Fehlsteuerung des sympathoadrenalen Systems führen und mit funktionellen Beschwerden wie Herzklopfen, Engegefühl oder Schwindel einhergehen – selbst bei unauffälliger kardiologischer Befundlage. Diese Zusammenhänge unterstreicht auch Dr. Petra LangeBraun, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie aus Berlin. Im Rahmen eines digitalen Fachpressegesprächs von Weleda* erklärte sie: „Bei funktionellen HerzKreislauf-Beschwerden liegt in der Regel eine Dysregulation im vegetativen Nervensystem zugrunde. Ohne ausreichende Anerkennung des Leidensdrucks und ohne Unterstützung bei der Bewältigung (im Sinne einer Heilung) wird die Symptomatik zur Erkrankung und damit ab einem gewissen Punkt zum Selbstläufer.“ Im Zusammenhang mit Einsamkeit wird angenommen, dass verstärkte autonome Stressreaktionen und eine Hyperaktivität des sympathischen Nervensystems mit einer Zunahme des totalen peripheren Widerstands (TPR) und einer Verringerung der Herzratenvariabilität (HRV) einhergehen [3]. Diese Prozesse können zu einer erhöhten kardiovaskulären Vulnerabilität beitragen und das Risiko für Hypertonie, ischämische Herzerkrankungen und verminderte Herzleistung erhöhen [3].

* Digitaler Weleda Fachpresseclub „Einsamkeit als unterschätzter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ am 14.04.2025

Psychosoziale Stressoren sind schwer objektiv messbar

Psychosoziale Belastungsfaktoren sind kein klar abgrenzbarer klinischer Parameter, sondern spiegeln vielmehr das subjektive Erleben wider. Sie lassen sich weder eindeutig messen noch auf einen einheitlichen Verlauf reduzieren. Gerade weil sie so schwer greifbar sind, stellen sie in der haus- und fachärztlichen Praxis eine besondere Herausforderung dar: Sie können funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Herzklopfen oder Engegefühle auslösen oder verstärken, und das, obwohl keine strukturellen Befunde vorliegen. In solchen Fällen geht es weniger um eine klassisch-diagnostische Zuordnung als um eine sensible Einschätzung der gesamten Lebenssituation. Dr. LangeBraun wies darauf hin, dass hier das subjektive Empfinden zählt –gerade wenn die Technik keinen klaren Befund zeigt: „Viele Betroffene hören: ‚Sie haben nichts‘ – und fühlen sich unverstanden. Dabei ist das Erleben real. Es geht darum, das ernst zu nehmen und verständlich einzuordnen.“ Gleichzeitig ist es wichtig, Patienten auf psychosoziale Belastungen wie Einsamkeit oder Ängste aufmerksam zu machen und sie zu ermutigen, sich mit ihren Stressoren auseinanderzusetzen.

Herzratenvariabilität als Brücke zur Objektivierung

Die Herzratenvariabilität (HRV) beschreibt die Fähigkeit des autonomen Nervensystems, auf innere und äußere Reize flexibel zu re-

Abbildung 1: Cardiodoron® enthält Extrakte der drei Heilpflanzen Schlüsselblume (Primula veris), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) und Eselsdistel (Onopordum acanthium).

agieren. Sie reflektiert die Balance zwischen sympathischem und parasympathischem Nervensystem und kann helfen, vegetative Dysregulation sichtbar zu machen, insbesondere bei funktionellen Beschwerden ohne organische Ursache.

Eine niedrige HRV ist mit einem um 32 – 45 % erhöhten Risiko für ein erstes kardiovaskuläres Ereignis bei Personen ohne bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankung assoziiert [8].

Darüber hinaus wird die Messung der HRV als potenzielles Instrument zur Erkennung von affektiven Störungen wie Angst, Depression und Schlafproblemen bei älteren Patienten mit kognitiven Einschränkungen beschrieben [9].

Für Dr. Lange-Braun kann die HRV eine sinnvolle Unterstützung sein: „Die Herzratenvariabilität – also die Fähigkeit des Körpers, flexibel auf innere und äußere Reize zu reagieren – kann bei funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden ein diagnostisches und edukatives Instrument sein. Für die Patienten ist es wichtig zu wissen, dass es sich um nichts Gefährliches handelt, aber dass man etwas sehen kann und sie sich ihre Symptome nicht einbilden.“

Synergistische Effekte dreier Heilpflanzenextrakte

Gerade bei funktionellen HerzKreislauf-Beschwerden ohne strukturell fassbare Ursache, aber mit hohem subjektivem Leidensdruck, sind therapeutische Ansätze gefragt, die das autonome Nervensystem regulierend beeinflussen und die Selbstregulation fördern. Eine solche Möglichkeit bietet das pflanzliche Arzneimittel Cardiodoron®. Es enthält drei aufeinander abgestimmte Heilpflanzenextrakte mit differenzierter Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System: Schlüsselblume (Primula veris) stimuliert über die Atmung die systolischen Prozesse, Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) wirkt psychovegetativ entspannend und unterstützt die diastolische Regulation, während Eselsdistel (Onopordum acanthium) stabilisierend auf den rhythmischen Gesamtzusammenhang wirkt (Abb. 1). Die Komposition zielt auf eine Harmonisierung funktioneller Herz-Kreislauf-Prozesse und kann damit eine sinnvolle Begleittherapie bei vegetativen Herz-KreislaufBeschwerden mit psychosozialem Hintergrund darstellen – insbesondere dort, wo schulmedizinisch keine organische Pathologie vorliegt,

aber dennoch Handlungsbedarf besteht.

Bei unterschiedlichen Herz-Kreislauf-Beschwerden konnten Studien und Fallberichte die Wirksamkeit von Cardiodoron® belegen. Bemerkenswert sind seine Effekte auf das Herz-Kreislauf-System wie die Steigerung der Herzratenvariabilität [10], die Linderung der Symptomatik bei funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden [11, 12, 13], Erfolge bei der regulativen Behandlung von Hypertoniepatienten [14, 15] oder der komplementären Erweiterung einer Herzinsuffizienztherapie [16].

Literatur

1 Skowasch D et al. Funktionelle Herzbeschwerden. DoctorConsult – The Journal. Wissen für Klinik und Praxis 2010; 1:e57-e60

2 Prondzinsky R et al. Herz und Einsamkeit – ein unterschätzter Zusammenhang. PiD 2022;23:42-46

3 Buecker S et al. Einsamkeit als Gesundheitsrisiko: eine narrative Übersichtsarbeit. Bundesgesundheitsblatt –Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2024;67:1095-1102

4 Um einsam zu sein, braucht es Andere um einen herum – Interview mit Prof. Dr. Mazda Adli. Medical Tribune 2025 3:55

5 Valtorta NK et al. Loneliness and social isolation as risk factors for coronary heart disease and stroke: systematic review and meta-analysis of longitudinal

B. Söllner: Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt

B. Söllner: Wenn Einsamkeit das Herz aus dem Rhythmus bringt / Mitteilungen

observational studies. Heart 2016; 102:1009-1016

6 Christensen AV et al. Significantly increased risk of all-cause mortality among cardiac patients feeling lonely. Heart 2020;106:140-146

7 Lederbogen F et al. Stress, psychische Erkrankungen und koronare Herzkrankheit. Der Nervenarzt 2012;83:14481457

8 Hillebrand S et al. Heart rate variability and first cardiovascular event in populations without known cardiovascular disease: meta-analysis and dose–response meta-regression. Europace 2013; 15:742-749

9 Liu W et al. Heart rate variability, a potential assessment tool for identifying anxiety, depression, and sleep disorders in elderly individuals. Front Psychiatry 2025;16:1485183

10 Cysarz D et al. Evaluation of modulations in heart rate variability caused by a composition of herbal extracts. Arzneimittelforsch 2000;50:420-424

11 Rother C. Anwendung von Cardiodoron® bei Patienten mit funktionellen Herz-Kreislauf-Beschwerden und/oder Schlafstörungen – Ergebnisse einer prospektiven, nichtinterventionellen Beobachtungsstudie. Forsch Komplementmed 2013;20:334-344

12 Weyers G. Unregelmäßigkeiten von Herzrhythmus und Blutdruck. Eine häufige Beratungsursache mit anthroposophischer Therapieoption. Der Allgemeinarzt 2011;13:62

13 Grünewald-Fritsch A. Herz und Kreislauf stärken – Kasuistik: Stressbedingte labile Hypertonie. Der Hausarzt 2012; 13:12

14 Grünewald-Fritsch A. Hypertoniebe handlung: Naturheilmittel verbessert den Therapieerfolg. Naturamed 2011;4: 48-49

15 Rother C et al. Cardiodoron onellen Herz-Kreislauf-Beschwerden und Blutdruckauffälligkeiten: Eine Se kundäranalyse einer prospektiven Be obachtungsstudie. Complement Med Res 2020;28:196-205

16 Gruber J. Grundlagen für die integrati ve Therapie der Herzinsuffizienz. Ärzt liches Journal Reise und Medizin 2013; 8:32-34

MITTEILUNGEN

SAPIEN M3 – das weltweit erste transfemoral implantierbare TranskatheterMitralklappenersatzsystem

Im April 2025 hat das SAPIEN M3 Mitralklappen-Ersatzsystem von Edwards Life Science die CEKennzeichnung für die Transkatheter-Behandlung von Patienten mit symptomatischer (mittelgradiger oder schwerer) Mitralklappeninsuffizienz erhalten, die für einen chirurgischen Eingriff oder eine Therapie mit einem TranskatheterReparatursystem (TEER) nicht geeignet sind.

Basierend auf der bewährten SAPIEN-Plattform, die bereits bei über 8.000 Eingriffen in der Mitralposition zum Einsatz kam, ist das SAPIEN M3 System die weltweit erste zugelassene TranskatheterKlappenersatztherapie, die über einen transfemoralen Zugang zur

suffizienz mit Ersatz- als auch Rekonstruktionslösungen eingesetzt wird.

Das Verfahren mit dem SAPIEN M3 System erfolgt in 2 Schritten: Zuerst wird ein Ankersystem (Dock) platziert, anschließend die Klappe implantiert. Dieses Ankersystem umfasst die nativen Mitralsegel und zieht diese sowie die Chordae tendineae zusammen, wodurch auch die Papillarmuskeln angenähert werden. Dies schafft eine stabile Ankerzone für die Platzierung der SAPIEN M3 Klappe. Sowohl das Ankersystem als auch die Klappe werden über eine perkutane, steuerbare 29FSchleuse über die Vena femoralis eingesetzt.

Studiendaten zeigen, dass das SAPIEN M3 System die Mitralklappeninsuffizienz signifikant reduziert und die Lebensqualität der Patienten verbessert. Die Veröffentlichung der Ergebnisse der zulassungsrelevanten ENCIRCLE-Studie wird für Ende 2025 erwartet.

Anschrift der Verfasserin:

Brigitte Söllner Medizinjournalistin und Wissenschaftliche Lektorin Lärchenweg 10 91058 Erlangen brigitte.soellner@online.de

Abbildung 1: Das SAPIEN M3 Transkatheter-Mitralklappen-Ersatzsystem eröffnet mit seinem neuartigen Docking-Mechanismus und dem transseptalen Zugang einen neuen Behandlungspfad und bietet eine wichtige neue Behandlungsoption für Patienten, für die eine Operation oder TEER nicht infrage kommt (© Edwards Life Sciences).

MITTEILUNGEN

Neue Erkenntnisse zur intravenösen Eisengabe bei Herzinsuffizienz

Eisenmangel ist bei Herzinsuffizienz weit verbreitet und betrifft etwa die Hälfte der Patienten. Ein unzureichender Eisenhaushalt kann die körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität erheblich einschränken und ist mit einer ungünstigeren Prognose verbunden. Vor diesem Hintergrund sollte die internationale Studie FAIR-HF2-Studie klären, ob eine intravenöse Eisengabe in Form von Eisencarboxymaltose das Risiko für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzschwäche oder für kardiovaskulären Tod bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Eisenmangel senken kann.

Durchgeführt wurde die multizentrische, randomisierte klinische Studie unter Leitung von Prof. Dr. Stefan D. Anker vom Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) und Prof. Dr. Mahir Karakas vom Universitätsklinikum HamburgEppendorf (UKE) [1]. Finanziert wurde sie vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und kofinanziert vom Arzneimittelunternehmen CSL Vifor. An der Studie nahmen 1.105 Patienten mit stabiler Herzinsuffizienz und Eisenmangel aus 6 europäischen Ländern teil. Um den Eisenmangel festzustellen, wurden 2 Laborwerte herangezogen: der Ferritinwert, der die Eisenspeicher im Körper anzeigt, und die Transferrinsättigung, die zeigt, wie viel Eisen im Blut tatsächlich für wichtige Prozesse wie die Blutbildung

oder den Energiestoffwechsel zur Verfügung steht. Als Eisenmangel galt entweder ein niedriger Ferritinwert (<100 ng/ml) oder – wenn die Transferrinsättigung unter 20 % lag – ein Ferritinwert zwischen 100 und 299 ng/ml. Die Patienten wurden im Durchschnitt über einen Zeitraum von etwa 17 Monaten medizinisch begleitet [1].

Relevante Hinweise auf Nutzen bei guter Verträglichkeit

Die i.v. Gabe von Eisencarboxymaltose senkte die Zahl der kardiovaskulären Todesfälle oder der ersten Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz im Vergleich zur Placebo-Gruppe um 21 %. Das Ergebnis verfehlte jedoch knapp die statistische Signifikanz. Auch bei der Subgruppe mit besonders niedrigem Eisenstatus (Transferrinsättigung <20 %) zeigte sich ein – wenn auch nicht klarer – Nutzen. Die Therapie wurde insgesamt gut vertragen, schwere Nebenwirkungen waren nicht häufiger als in der Placebogruppe [1].

Zusätzliche Analyse zeigt signifikante Wirkung auf Klinikaufenthalte und Sterblichkeit

Eine gleichzeitig in Nature Medicine veröffentlichte internationale Metaanalyse unterstreicht die klinische Relevanz der Ergebnisse [2]. Die Analyse fasst Daten aus 6 randomisierten Studien mit insgesamt über 7.000 Patienten zusammen (FAIR-HF, CONFIRMHF, AFFIRM-AHF, IRONMAN, HEART-FID und FAIR-HF2). Die

Auswertung zeigt, dass die intravenöse Eisengabe das Risiko für wiederholte Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinsuffizienz sowie für kardiovaskulären Tod signifikant reduziert – insbesondere im ersten Jahr nach Beginn der Behandlung. Damit liefert FAIRHF2 einen Beitrag zur aktuellen Evidenzlage und zur Beantwortung bisher offener Fragen, etwa zum optimalen Zeitpunkt und zur Dosierung der Therapie.

Fazit

„Mit FAIR-HF2 und der neuen Metaanalyse bestätigen wir die bestehenden Klasse-I-Leitlinienempfehlungen für die Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz und Eisenmangel mit Eisencarboxymaltose“, kommentierte Erstautor Anker. „Ziel ist es, Symptome und Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Zahl der Klinikeinweisungen zu senken. Auch wenn FAIRHF2 den primären Endpunkt knapp verfehlt hat, liefert die Studie wichtige Erkenntnisse zur Definition von Eisenmangel und zur gezielten Eisengabe bei Herzinsuffizienz.“

Quellen

1 Anker SD et al. Intravenous ferric carboxymaltose in heart failure with iron deficiency – The FAIR-HF2 DZHK05 Randomized Clinical Trial. JAMA; published online March 30, 2025. https://doi.org/10.1001/jama.2025.3833

2 Anker SD et al. Systematic review and meta-analysis of intravenous iron therapy for patients with heart failure and iron deficiency. Nat Med 2025. https:// doi.org/10.1038/s41591-025-03671-1

HEUTE FÜR MORGEN

Signifikante Senkung der Mortalität bei chronischer Herzinsuffizienz

1,2,a

NEU: Praxisbesonderheit für HFmrEF und HFpEF3

CV = kardiovaskulär. HFmrEF = Herzinsuffizienz mit mäßig reduzierter Ejektionsfraktion. HFpEF = Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion. a Das relative Risiko war in den präspezifizierten Endpunkten CV-Tod und Gesamtmortalität in der gepoolten Meta-Analyse der Primärdaten von DAPA-HF4 und DELIVER5 signifikant reduziert ohne Hinweis auf Effektmodifikation der einzelnen Ejektionsfraktionen. 1 Vgl. Jhund PS et al. Nat Med 2022; 28(9):1956–1964.a 2 Vgl. European Medicines Agency Assessment report of Dapagliflozin (EMA/954956/2022). 3 Vgl. Erstattungsbetragsverhandlungen nach §130b SGB V: https://www.gkv-spitzenverband.de/krankenversicherung/arzneimittel/verhandlungen_ nach_amnog/ebv_130b/wirkstoff_120643.jsp. 4 Vgl. McMurray JJV et al. N Engl J Med 2019; 381(21):1995–2008 (inklusive Supplement). 5 Vgl. Solomon SD et al. N Engl J Med. 2022; 387(12):1089–1098 (inklusive Supplement). Forxiga® 5 mg Filmtabletten, Forxiga® 10 mg Filmtabletten. Wirkstoff: Dapagliflozin. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 Filmtablette Forxiga® 5 mg enthält Dapagliflozin-(2S)-Propan-1,2-diol (1:1) (1 H2O), entsprechend 5 mg Dapagliflozin. 1 Filmtablette Forxiga® 10 mg enthält Dapagliflozin-(2S)-Propan-1,2-diol (1:1) (1 H2O), entsprechend 10 mg Dapagliflozin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Lactose, Crospovidon, Siliciumdioxid, Magnesiumstearat. Filmüberzug: Poly(vinylalkohol), Titandioxid, Macrogol 3350, Talkum, Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O. Anwendungsgebiete: Indiziert bei Erwachsenen und Kindern im Alter von 10 Jahren und älter zur Behandlung von unzureichend kontrolliertem Typ-2-Diabetes mellitus in Ergänzung zu einer Diät und Bewegung als Monotherapie, wenn Metformin aufgrund einer Unverträglichkeit als ungeeignet erachtet wird; zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Zu Studienergebnissen im Hinblick auf Kombinationen von Behandlungen, die Wirkung auf die Blutzuckerkontrolle, kardiovaskuläre und renale Ereignisse sowie die untersuchten Populationen, siehe Abschnitte 4.4, 4.5 und 5.1 der Fachinformation. Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung: Es wird eine Anfangsdosis von 5 mg empfohlen. Wenn diese gut vertragen wird, kann die Dosis auf 10 mg erhöht werden. Herzinsuffizienz: Indiziert bei erwachsenen Patienten zur Behandlung der symptomatischen, chronischen Herzinsuffizienz. Chronische Niereninsuffizienz: Indiziert bei erwachsenen Patienten zur Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Hypoglykämie (bei Anwendung mit einem Sulfonylharnstoff oder Insulin). Häufig: Vulvovaginitis, Balanitis und verwandte Infektionen des Genitalbereichs, Harnwegsinfektionen, Schwindel, Hautausschlag, Rückenschmerzen, Dysurie, Polyurie, erhöhter Hämatokrit, verminderte renale Kreatinin-Clearance zu Behandlungsbeginn, Dyslipidämie. Gelegentlich: Pilzinfektionen, Volumenmangel, Durst, Verstopfung, Mundtrockenheit, Nykturie, vulvovaginaler Pruritus, Pruritus genitalis, erhöhtes Kreatinin im Blut zu Behandlungsbeginn, erhöhter Harnstoff im Blut, Gewichtsreduktion. Selten: diabetische Ketoazidose (bei Typ-2-Diabetes). Sehr selten: nekrotisierende Fasziitis des Perineums (Fournier-Gangrän), Angioödem, tubulointerstitielle Nephritis. Weitere Hinweise: siehe Fachinformationen. Pharmazeutischer Unternehmer: AstraZeneca GmbH, Friesenweg 26, 22763 Hamburg, E-Mail: azinfo@astrazeneca.com, www.astrazeneca.de, Servicehotline für Produktanfragen: 0800 22 88 660. Stand: August 2024.

Die Herzinsuffizienz (HF) ist in Deutschland die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit im Krankenhaus [1]. Das Mortalitätsrisiko der an HF leidenden Patienten und Patientinnen ist sehr hoch: Binnen 5 Jahren versterben etwa 50 % der Betroffenen [2]. Dabei steht mit dem Natrium-GlukoseCotransporter-2-Inhibitor (SGLT2Inhibitor) Dapagliflozin (Forxiga®) seit 5 Jahren ein Medikament zur Behandlung der HF mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) zur Verfügung, das das Risiko für indikationsbedingte Hospitalisierungen und Tod reduzieren kann [3, 4].

Von der Zulassung in die Leitlinien

2012 zunächst zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 zugelassen, folgte 2020 die Indikationserweiterung für Betroffene mit HFrEF. Bereits seit 2021 sind mit Studien hinterlegte SGLT2-Inhibitoren wie Dapagliflozin Bestandteil der von der European Society of Cardiology (ESC) empfohlenen 4-SäulenTherapie. Für sie gilt bei HFrEF eine Klasse-1A-Empfehlung [2]. Mit dem Leitlinien-Update 2023 folgten die HF mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) und die HF mit mäßig reduzierter Pumpfunkti-

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Fünf Jahre Vertrauen:

Dapagliflozin von der Zulassung zur festen Größe in der

HF-Therapie

on (HFmrEF). Auch diese erhielten aufgrund der Risikoreduktion von HF-bedingten Hospitalisierungen oder dem kardiovaskulären Tod jeweils eine IA-Empfehlung [5].

Überzeugende Evidenz

Die Evidenzbasis zur Wirksamkeit von Dapagliflozin bei HFrEF ist

besonders robust. So führte in der DAPA-HF-Studie die Behandlung mit dem SGLT2-Inhibitor zu einer signifikanten Risikoreduktion beim primären Kompositendpunkt aus Verschlechterung der HF (Hospitalisierung oder dringender Krankenhausbesuch) und kardiovaskulärer Mortalität um relativ 26 % gegenüber Placebo (HR: 0,74; 95%-KI: 0,65 – 0,85; p < 0,001), wobei alle

Abbildung 1: Ergebnis der DAPA-HF-Studie: Unter der Dapagliflozin-Therapie sank die kardiovaskuläre Mortalität im Vergleich zur Placebo-Behandlung signifikant um relativ 18 % [4, 6].

Komponenten des primären Endpunkts einzeln zum Behandlungseffekt beitrugen [6]. Für Betroffene mit HFrEF sank unter der Dapagliflozin-Therapie das Risiko für kardiovaskuläre Mortalität signifikant um relativ 18 % (HR: 0,82; 95%KI: 0,69 – 0,98; p = 0,0294; Abb. 1) und die Gesamtmortalität um relativ 17 % (HR: 0,83; 95%-KI: 0,71 – 0,97; p = 0,217) [4, 6].

Ein weiterer Meilenstein war 2023 die Zulassungserweiterung von Dapagliflozin zur Behandlung der symptomatischen chronischen Herzinsuffizienz unabhängig von der Ejektionsfraktion [4]. Grundlage war die DELIVER-Studie, die eine signifikante Reduktion des kombinierten Endpunkts aus kardiovaskulärem Tod oder HF-Verschlechterung um 18 % (16,4 vs. 19,5 %; p < 0,001) zeigte [7]. Die gepoolte Analyse von DAPA-HF und DELIVER belegte für Dapagliflozin zudem eine signifikante Reduktion der kardiovaskulären und Gesamtmortalität bei HF und damit ein Alleinstellungsmerkmal unter den HF-Therapien [8, 9].

Nicht immer leitliniengerecht

Trotz der Leitlininenempfehlung und der Evidenzlage werden aller-

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dings auch heute noch viele HFBetroffene medikamentös unzureichend eingestellt und erhalten keinen SGLT-2-Inhibitor, obwohl sie von dieser Therapie signifikant profitieren könnten [10]. Ein Grund hierfür ist möglicherweise die fälschliche Annahme einer „stabilen HF“, obwohl sie auch bei vermeintlich klinischer Stabilität immer progredient und damit auch behandlungsbedürftig ist [10, 11].

Fazit

Anlässlich des Jubiläums von Dapagliflozin lohnt ein Blick auf die Evidenzlage bei HF mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF): Klinische Daten belegen eine signifikante Reduktion der Mortalität [4, 6, 12]. Die frühzeitige und breite Einleitung einer leitliniengerechten Therapie ist entscheidend, um das volle therapeutische Potenzial auszuschöpfen [2, 5]. Zwar kommen evidenzbasierte Behandlungen bereits breit zum Einsatz, doch eine noch konsequentere Umsetzung der Leitlinienempfehlungen auch durch den Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren wie Dapagliflozin kann dazu beitragen, dass Betroffene mit HFrEF bestmöglich profitieren. Günstig ist dabei, dass Dapagli-

flozin über das gesamte Spektrum der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) hinweg eingesetzt werden kann und zusätzlich zur Behandlung häufiger Komorbiditäten wie chronischer Nierenkrankheit und Typ-2-Diabetes mellitus zugelassen ist [4].

Elisabeth Wilhelmi, München

Literatur

1 Dörr M et al. ESC Heart Fail 2021; 8:2546-2555

2 McDonagh TA et al. Eur Heart J 2021; 42:3599-3726

3 Rauch-Kröhnert U et al. Internist 2021; 62:786-795

4 Fachinformation Forxiga®, aktueller Stand

5 McDonagh, TA et al. Eur Heart J 2023; 44:3627-3639

6 McMurray JJV et al. N Engl J Med 2019;381:1995-2008

7 Solomon SD et al. N Engl J Med 2022; 387:10891098

8 Jhund PS et al. Nat Med 2022;28:19561964

9 Desai N et al. Heart Fail Rev 2024; 29:631-662

10 Malgie J et al. Eur J Heart Fail 2024; 26:1549-1560

11 Pascual-Figal D Eur J Heart Fail 2018; 20:1375-1378

12 Blair HA. Am J Cardiovasc Drugs 2021;21:701-710

Finanziert und beauftragt von AstraZeneca Pflichttext siehe Seite 41.

Die Barorezeptor-Aktivierungstherapie (BAT) mit Barostim™ (Abb. 1) wird bei Patienten mit chronischer therapieresistenter Herzinsuffizienz (HI) eingesetzt, die bereits eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie erhalten und dennoch HI-Symptome aufweisen. In Studien wurde bereits gezeigt, dass die BAT bei diesen Patienten sowohl die Lebensqualität als auch die körperliche Belastbarkeit (gemessen am 6-Minuten-Gehtest), die NYHA-Klasse und Herzbelastungsparameter – auch langfristig –verbessern kann [1, 2]. Nun wurde in einer aktuellen Publikation nachgewiesen, dass die BAT auch die Rate an Hospitalisierungen signifikant reduziert [3, 4].

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Therapieresistente Herzinsuffizienz: Signifikant weniger Hospitalisierungen nach

Barorezeptor-Aktivierungstherapie

Neue Real-World-Evidenz zeigt signifikanten relevanten Effekt

Im Rahmen einer retrospektiven Analyse wurden die in einer großen Versichertendatenbank in den USA hinterlegten Daten von 306 Patienten ausgewertet, die sich wegen einer therapieresistenten Herzinsuffizienz (im Speziellen HFrEF = Heart Failure with reduced Ejection Fraction) einer BarorezeptorAktivierungstherapie (BAT) mittels Barostim™ unterzogen hatten. Die häufigsten Komorbiditäten waren koronare Herzkrankheit, ein früherer Myokardinfarkt und Typ-2-Diabetes. 52,9 % der ausgewerteten Patienten hatten einen ICD/CRT-D (implantierbarer Kardioverter/kardiale Resynchronisationstherapie-Defibrillator), und 18,3 % einen CRT-P (kardiale ResynchronisationstherapieSchrittmacher). Im Vergleich zum 12-Monats-Zeitraum vor der Implantation des BAT-Device kam es im Zeitraum von durchschnittlich 1,92 (±1,87) Jahren danach zu einer signifikanten relativen Reduktion der Hospitalisierungsraten (inkl. Inanspruchnahme der Notaufnahme) [3, 4]:

• 84 % relative Reduzierung der kardiovaskulär bedingten Hospitalisierung (p < 0,0001)

• 85 % relative Reduzierung der HI-bedingten Hospitalisierung (p < 0,0001)

Auch die durchschnittliche Länge des jeweiligen Krankenhausaufenthaltes sank nach BAT [3, 4]:

• von 7,2 auf 0,3 Tage/Patient mit Hospitalisierung jeglicher Ursache (p < 0,0001)

• von 3 auf 0,8 Tage/Patient mit kardiovaskulär bedingter Hospitalisierung (p < 0,0001)

• von 0,6 auf 0,3 Tage/Patient mit HI-bedingter Hospitalisierung (p < 0,05)

Abbildung 1: BarostimNEO2™ mit konnektierter Stimulationselektrode (© CVRx).

NEO2™ (rechts) jeweils mit konnektierter Stimulationselektrode

• 86 % relative Reduzierung der Hospitalisierung jeglicher Ursache (p < 0,0001)

Herzinsuffizienz geeignet, die folgende Kriterien erfüllen:

HI (durch einen in HI erfahrenen Arzt)

Behandlung wird die Lebensqualität durch Symptome wie

Diese Real-World-Ergebnisse decken sich mit denen früherer Untersuchungen [5, 6] und sind unter anderem deshalb besonders relevant, weil in zahlreichen Studien bereits gezeigt wurde, dass eine Hospitalisierung wegen einer dekompensierten HI die Mortalität erhöht [7]. Deshalb empfiehlt die Leitlinie der European Society of Cardiology (ESC) als eines von drei wesentlichen Therapiezielen bei HFrEF die Vermeidung von wiederholten Hospitalisierungen wegen einer verschlechterten HI [7]. Das klinische Ereignis der Hospitalisierung

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Wirkung von Barostim™

Die initiale Schädigung des Herzens führt zu einer Reduktion der Kontraktilität des Myokards. Das hat zur Folge, dass der Blutdruck und damit die Wandspannung und folgend die Erregung der Barorezeptoren in der Karotis abnehmen. Das Gehirn interpretiert diese Abnahme als akute Hämorrhagie oder Dehydrierung, was zu einem erhöhten Sympathikustonus und vermindertem Parasympathikus führt – Das RAAS wird aktiviert. Die neurohormonale Aktivierung gilt als einer der wichtigsten Mechanismen bei der Progression der HI. Dieser neurohormonale Reflex ist im Falle einer akuten Schädigung oder Verletzung des Organismus sinnvoll und lebensrettend. Der chronische Überschuss an Neurohormonen allerdings führt zu negativen hämodynamischen Effekten und zur Organtoxizität, die wiederum die Herzinsuffizienz verstärken kann – es kommt zu einem Teufelskreis, an dessen Ende das Herz seine Kontraktilität und Pumpleistung mehr und mehr einbüßt (sympatho-vagale Dysbalance) [10].

Eine neurohormonale Inhibition führt zur Blockade der Rezeptoren auf Organebene und „schirmt“ Organe von den unerwünschten Effekten der chronischen neurohormonalen Überlastung ab (z.B. durch Epinephrin, Norepinephrin, Angiotensin II und Aldosteron). Eine medikamentöse Blockade des RAAS inhibiert zwar die Rezeptoren an den Organen – auf die Konzentration der Neurohormone im Blut hat sie allerdings keinen Einfluss.

Im Rahmen der Barorezeptor-Aktivierungstherapie (BAT) werden die Barorezeptoren in der Karotis durch ein Herzschrittmacher-ähnliches Device stimuliert. Dabei liegt die Stimulationssonde nicht im Blutgefäß, sondern wird an der Adventitia der Arteria carotis fixiert. Durch die Stimulation der Barorezeptoren wird dem Gehirn das Signal vermittelt, dass die akute Gefahr einer Verblutung oder Dehydrierung gebannt ist. Somit wirkt die BAT direkt am Anfang der teufelskreisartigen RAAS-Kaskade bei Herzinsuffizienz – im Gegensatz zur medikamentösen Therapie – und Sympathikus und Parasympathikus gelangen wieder ins Gleichgewicht.

Die BAT mit Barostim™ von CVRx ist in der EU seit 2014 für Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA III mit einer EF ≤35 % trotz leitliniengerechter medikamentöser HI-Therapie) und seit 2013 für Patienten mit einer therapierefraktären Hypertonie (systolischer Blutdruck ≥140 mmHg unter einer maximalen tolerierten medikamentösen Therapie mit einem Diuretikum und mindestens zwei anderen Antihypertensiva) zugelassen.

gilt daher laut Nationaler Versorgungsleitlinie „Chronische Herzinsuffizienz“ als Prognosefaktor bei chronischer HI [8]. Da HI-bedingte Hospitalisierungen in Deutschland laut Update des Deutschen Herzberichts 2024 zwischen 2020 und 2022 zugenommen haben [9], werden zukünftig immer mehr Patienten eine entsprechende Behandlung benötigen.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Zile MR et al. J Am Coll Cardiol 2020; 76:1-13

2 Zile MR et al. Eur J Heart Fail 2024; 26:1051-1061

3 Abraham J. Baroreflex activation therapy reduces healthcare utilization in patients with heart failure. Presentation at THT 2025

4 Abraham J et al. J Card Fail 2025; S1071-9164(25)00055-7

5 Abraham WT et al. JACC Heart Fail 2015;3:487-496

6 Pham V et al. Effects of BAT with maximally-Tolerated GDMT on hospitalization rates in patients with HFrEF. Presentation at ACC 2024; Abstract 1244-123

7 McDonagh TA et al. Eur Heart J 2021; 42:3599-3726

8 NVL Chronische Herzinsuffizienz, Langfassung, Version 4.0

9 Deutsche Herzstiftung: Deutscher Herzbericht – Update 2024; herzstiftung.de/service-undaktuelles/publikationen-und-medien/herzbericht

10 Hartupee J et al. Nat Rev Cardiol 2017; 14:30-39

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Bekanntlich erhöht eine anhaltend hohe LDL-C-Exposition das kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen [1]. Diesem Wissen zum Trotz bleibt die LDL-C-Senkung in den jeweiligen Zielbereich oft unzureichend – und das insbesondere in Deutschland: Hierzulande erreichten im Jahr 2022 nur 6 % der Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom (ACS) 16 Wochen nach dem Ereignis den empfohlenen LDL-C-Zielwert von <55 mg/dl (<1,4 mmol/l) [2].

Lassen sich die LDL-C-Zielwerte mit oralen lipidsenkenden Behandlungsoptionen nicht erreichen, können PCSK9-Inhibitoren (PCSK9i) wie Alirocumab (Praluent®) zum Einsatz kommen. Mit dem vollständig humanen, monoklonalen Antikörper können die ambitionierten Zielwerte der Leitlinie zur Behandlung von Dyslipidämien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) erreicht werden [3, 4]. Dies bestätigen auch die Ergebnisse der im Januar 2025 publizierten Real-World-Studie MARS [5].

MARS-Studie: Einsatz von 300 mg Alirocumab alle 4 Wochen im Praxisalltag

Die offene, prospektive, nicht interventionelle Kohortenstudie MARS untersuchte die Wirksamkeit, Therapiezufriedenheit und Sicherheit der monatlichen Gabe von Alirocumab 300 mg im 2-ml-Autoinjektor unter klinischen Alltagsbedingungen in 50 Studienzentren in Deutschland [5]. Einbezogen wur-

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Neue Real-World-Daten belegen den klinischen Nutzen von Alirocumab

den 165 Patienten mit primärer Hypercholesterinämie oder gemischter Dyslipidämie und nachgewiesener kardiovaskulärer Erkrankung sowie weiteren Risikofaktoren und/oder Patienten mit nachgewiesener heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie. Alle Studienteilnehmer (110 PCKS9i-therapienaive und 36 PCSK9i-vorbehandelt) erhielten über einen Beobachtungszeitraum von 12 Wochen 1 monatlich Alirocumab 300 mg im 2-ml-Autoinjektor.

75,3 % der PCSK9i-therapienaiven und 54,5 % der PCSK9i-vorbehandelten Teilnehmer hatten vorher andere lipidsenkende Therapien erhalten. 78,5 % litten an einer koronaren Herzkrankheit (KHK), 25,6 % an einem akuten Koronarsyndrom (ACS) und 25,2 % an einer KHK und einem ACS. Weitere Diagnosen waren periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Hypertonie, Herzinsuffizienz und Typ-2-Diabetes [5].

Primäre Endpunkte waren die Wirksamkeit der Therapie, gemessen am LDL-C-senkenden Effekt von Alirocumab, sowie die Therapiezufriedenheit, -adhärenz und -persistenz der Patienten. Sekundäre Endpunkte waren die Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie, gemessen mittels Injection Treat-

ment Acceptance Questionnaire (ITAQ) [5].

Halbierung des LDL-CBaseline-Wertes bei den PCSK9i-therapienaiven Studienteilnehmern

Nach 12 Wochen war der mediane LDL-C-Wert bei den PCSK9itherapienaiven Studienteilnehmern von 116,0 mg/dl (3,0 mmol/l) zu Baseline um 52,0 % auf 63 mg/dl (1,6 mmol/l) gesunken (Abb. 1). Unter den PCSK9i-Vorbehandelten blieb der LDL-C-Ausgangswert von 76,5 mg/dl (2,0 mmol/l) bei einer medianen Veränderung von 1,6 % nahezu konstant [4].

Hohe Sicherheit und Patientenzufriedenheit

Bei 92 % der 163 Patienten traten keinerlei unerwünschte Ereignisse (UE) auf. Das häufigste Wirkstoffassoziierte UE war eine Reizung an der Injektionsstelle.

141 von 146 Patienten beantworteten mindestens eine Frage im Injection Treatment Acceptance Questionnaire (ITAQ). Die Auswertung der Fragebogen zeigte, dass die Therapie mit Alirocumab 300 mg

FORUM LIPIDSENKER

Abbildung 1: Verteilung der LDL-C-Werte zu Studienbeginn und nach 12 Wochen Behandlung mit Alirocumab (Praluent®) bei den PCSK9i-therapienaiven Studienteilnehmern. * mediane, relative LDL-C-Senkung [5].

Antworten der Patienten

Die Therapie ist wirksam oder sehr wirksam

75,7 (106)

Die Handhabung des Autoinjektors ist einfach oder sehr einfach 95,0 (131)

Die Therapie ist sicher oder sehr sicher 91,6 (120)

Ich bin mit der Therapie zufrieden oder sehr zufrieden 97,2 (137)

Ich werde die Selbstinjektion wahrscheinlich oder sicher fortsetzen 97,1 (136)

Tabelle 1: Therapiezufriedenheit gemäß ITAQ, Prozentzahlen bezogen auf die Anzahl der Patienten, die die Frage jeweils beantwortet haben [5].

im 2-ml-Autoinjektor von den PCSK9i-naiven und -vorbehandelten Patienten ähnlich als wirksam, sicher und benutzerfreundlich bewertet wurde. Über 97 % der Stu-

dienteilnehmer waren zufrieden oder sehr zufrieden und würden die Selbstinjektion mit dem 2-mlAutoinjektor wahrscheinlich oder sicher fortsetzen (Tab. 1) [5].

Fazit für die Praxis

Die Ergebnisse der MARS-Studie bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit von Alirocumab 300 mg im 2-ml-Autoinjektor in der klinischen Routine in Deutschland. Die Gabe alle 4 Wochen hat sich als genauso wirksam erwiesen wie die zweiwöchentliche Applikation von Alirocumab. Die Studie zeigte auch, dass die Umstellung von der zweiauf die vierwöchentliche Dosierung ohne eine wesentliche Änderung des LDL-C-Spiegels möglich war. Die Behandlung wurde gut vertragen, bei über 90 % der Patienten traten keine Nebenwirkungen auf und es wurden keine neuen Sicherheitssignale festgestellt. Außerdem waren die Patienten mit dem 2-mlAutoinjektor sehr zufrieden und bewerteten ihn als wirksam, sicher und benutzerfreundlich [5].

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Nordestgaard BG et al. Eur Heart J 2013;34:3478-3490a

2 Reuser A et al. Dtsch Med Wochenschr 2024;149:e84-e91

3 Mach F et al. Eur Heart J 2020;41:11188

4 Landmesser U et al. Eur J Prev Cardiol 2022;29:1842-1851

5 Parhofer KG et al. Drugs Real World Outcomes 2025;12:63-74

Die pulmonal arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene, fortschreitende und lebensbedrohliche Gefäßerkrankung, die durch die Verengung kleiner Lungenarterien und einen erhöhten Blutdruck im Lungenkreislauf gekennzeichnet ist. Die dadurch bedingte Belastung des Herzens schränkt die körperliche Aktivität der Patienten erheblich ein. Bei vielen Betroffenen schreitet die Krankheit rasch voran und führt letztlich zum Herzversagen. Die 5-Jahres-Mortalitätsrate der PAH-Patienten beträgt laut den Daten des REVEAL-Registers etwa 43 %. Sotatercept (Winrevair®) ist der erste Aktivin-Signalweg-Inhibitor (ASI), der in den USA und in Europa für geeignete Erwachsene zur Behandlung der PAH zugelassen ist. Maßgeblich für die Zulassung waren die Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten der Phase-IIIStudie STELLAR, die Sotatercept (n = 163) mit Placebo (n = 160), jeweils in Kombination mit einer stabilen PAH-Hintergrundtherapie, bei erwachsenen Patienten mit PAH (WHO-Gruppe 1, FK II oder III), verglich [1]. Sotatercept (Zieldosis 0,7 mg/kg) wurde alle 3 Wochen subkutan verabreicht. Primärer Endpunkt der Studie war die körperliche Leistungsfähigkeit, gemessen als Veränderung der 6-MinutenGehstrecke (6MWD) in Woche 24 gegenüber dem Ausgangswert. Die Therapie mit Sotatercept führte zu einer statistisch signifikanten und klinisch relevanten Verbesserung der 6MWD um 40,8 Meter (95%-KI: 27,5 – 54,1; p < 0,001; Placebo-bereinigt). Außerdem

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Pulmonal arterielle Hypertonie: Überzeugende Evidenz für den klinischen Nutzen von Sotatercept

verbesserte Sotatercept signifikant mehrere wichtige sekundäre Endpunkte, einschließlich einer Verringerung des Risikos für Tod oder eine klinische Verschlechterung um 84 % (HR: 0,16; 95%-KI: 0,08 – 0,35; p < 0,001).

Überzeugende Ergebnisse der ZENITH-Studie

Die in der Zulassungsstudie STELLAR erzielten Verbesserungen wurden mittlerweile durch weitere Studien untermauert. Am 31. März 2025 wurden im Rahmen einer Late-Breaking-Session auf dem amerikanischen Kardiologenkongress ACC die Ergebnisse der ZENITHStudie präsentiert und gleichzeitig im New England Journal of Medicine publiziert [2]. Diese Phase-IIIStudie untersuchte Sotatercept im Vergleich zu Placebo bei Erwachsenen mit PAH der WHO-Funktionsklasse III oder IV mit hohem Mortalitätsrisiko. Die 172 Teilnehmer wurden im Verhältnis 1:1 auf Sotatercept oder Placebo jeweils in Kombination mit einer maximal verträglichen PAH-Hintergrundtherapie randomisiert.

Primärer kombinierter Endpunkt war die Zeit bis zu einem ersten

bestätigten Morbiditäts- oder Mortalitätsereignis, definiert als Tod jeglicher Ursache, Lungentransplantation oder eine PAH-Verschlechterung, die einen Krankenhausaufenthalt von ≥24 Stunden bedingte.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 10,6 Monaten (Range 0,3 – 26,1) verringerte Sotatercept das relative Risiko für schwerwiegende Morbiditäts- und Mortalitätsereignisse um 76 % (HR: 0,24; 95%-KI: 0,13 – 0,43; p < 0,0001 [1-seitig]) im Vergleich zu Placebo. Dabei traten bei 17,4 % der Patienten, die mit Sotatercept behandelt wurden (n = 15/86), ein oder mehrere schwerwiegende Morbiditäts- oder Mortalitätsereignisse auf, verglichen mit 54,7 % (n = 47/86) der Patienten im Placebo-Arm. Das Sicherheitsprofil von Sotatercept in der ZENITH-Studie entsprach im Allgemeinen den Ergebnissen früherer Studien. Hervorzuheben ist, dass die ZENITH-Studie die erste klinische Studie zur PAH ist, deren primärer Endpunkt sich vollständig aus schwerwiegenden Einzelkomponenten zusammensetzt (Tod jeglicher Ursache, Lungentransplantation und Krankenhausaufenthalt aufgrund von PAH), außerdem ist

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Sotatercept

Sotatercept (Winrevair®) ist der erste und einzige zugelassene Aktivin-Signalweg-Inhibitor (ASI) zur Behandlung der pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH). Der Wirkstoff bindet mit hoher Selektivität Aktivin A, ein dimeres Glykoprotein, das zur Liganden-Superfamilie des transformierenden Wachstumsfaktors β (TGF-β) gehört und an den Aktivin-Rezeptor Typ IIA (ActRIIA) bindet, der Schlüsselsignale bei Inflammation, Zellproliferation, Apoptose und Gewebehomöostase reguliert. Die Bindung von Aktivin an ActRIIA fördert die proliferative Signalübertragung, während die Signalübertragung des antiproliferativen BMPRII-Rezeptors (bone morphogenetic protein receptor type II, BMPRII) abnimmt.

Bei PAH-Patienten sind die Aktivin-A-Spiegel erhöht und es besteht ein Ungleichgewicht der ActRIIA-BMPRII-Signalübertragung. Dies führt zur Hyperproliferation von vaskulären Zellen und damit zur pathologischen Umgestaltung der Pulmonalarterienwand sowie zur Verengung des Arterienlumens. Dadurch steigen der pulmonale Gefäßwiderstand sowie der Lungenarteriendruck und die rechtsventrikuläre Dysfunktion nimmt zu.

Der Aktivin-Signalweg-Inhibitor Sotatercept moduliert die Gefäßproliferation, indem er das Gleichgewicht zwischen proproliferativer und antiproliferativer Signalübertragung verbessert. In präklinischen Ratten-Modellen induzierte Sotatercept zelluläre Veränderungen, die mit dünneren Gefäßwänden, einer teilweisen Umkehrung des rechtsventrikulären Remodeling und einer verbesserten Hämodynamik assoziiert waren. Sotatercept ist, in Kombination mit anderen PAH-Therapien, für die Behandlung von PAH bei erwachsenen Patienten mit der WHO-Funktionsklasse II – III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit angezeigt. Es wird einmal alle 3 Wochen als subkutane Einzelinjektion in Abhängigkeit vom Körpergewicht des Patienten verabreicht [3].

sie die erste PAH-Studie, die aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit vorzeitig beendet wurde.

Auch HYPERION-Studie aufgrund positiver Interimsergebnisse vorzeitig beendet

Im Februar 2025 gab MSD bekannt, dass HYPERION, die nächste Phase-III-Studie, die die Gabe von Sotatercept in Kombination mit einer

stabilen PAH-Hintergrundtherapie bei 300 erwachsenen Patienten mit kürzlich diagnostizierter PAH mit WHO-Funktionsklasse II bis III und intermediärem oder hohem Risiko für eine Krankheitsprogression im Vergleich zu Placebo untersuchte, vorzeitig beendet wurde und unmittelbar zur Endanalyse übergeht. Die Ergebnisse der HYPERION-Studie werden im Laufe dieses Jahres vorliegen und dann auf einem medizinischen Kongress vorgestellt.

Die Entscheidung, die HYPERIONStudie vor dem geplanten Abschluss zu beenden, basiert auf den positiven Ergebnissen der Interimsanalyse der ZENITH-Studie sowie einer Überprüfung aller vorliegenden Daten aus dem klinischen Studienprogramm von Sotatercept. Dadurch wird allen Studienteilnehmern der Zugang zu Sotatercept im Rahmen der offenen Phase-III-Verlängerungsstudie SOTERIA ermöglicht. Primäres Ziel von SOTERIA ist die Evaluierung der langfristigen Sicherheit und Verträglichkeit von Sotatercept. Die sekundäre Zielsetzung ist die Bewertung der anhaltenden Wirksamkeit von Sotatercept, gemessen an 6MWD, NT-proBNP, WHO-Funktionsklasse, pulmonalem Gefäßwiderstand, Gesamtüberleben und vereinfachtem French Risk Score.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Hoeper MM et al. Phase 3 trial of sotatercept for treatment of pulmonary arterial hypertension. N Engl J Med 2023; 388:1478-1490. DOI: 10.1056/NEJMoa2213558

2 Humbert M et al. for the ZENITH Trial Investigators. Sotatercept in patients with pulmonary arterial hypertension at high risk for death. N Engl J Med 2025 Mar 31. DOI: 10.1056/NEJMoa 2415160. Online ahead of print

3 Fachinformation Winrevair®; Stand: August 2024

FORUM SELTENE ERKRANKUNGEN

Primäre Hyperoxalurie Typ 1: Real-World-Daten unterstreichen den Nutzen von Lumasiran bei

Kindern

Die primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1) ist der häufigste Subtyp der primären Hyperoxalurie, einer Gruppe von autosomal-rezessiv vererbten Störungen des hepatischen Glyoxylat-Stoffwechsels. Bei der extrem seltenen Krankheit kommt es in der Leber zu einer übermäßigen Oxalat-Produktion, die zur Ablagerung von Kalziumoxalat-Kristallen in den Nieren und Harnwegen führen kann, da die renale Ausscheidung der einzige Weg ist, Oxalat aus dem Organismus zu eliminieren [1]. Die daraus resultierenden Symptome reichen von einer rezidivierenden Nephrolithiasis und Nephrokalzinose über einen sukzessiven Nierenfunktionsverlust bis hin zum terminalen Nierenversagen und zur systemischen Oxalose, die infolge der Ansammlung und Kristallisierung in Knochen, Augen, Haut und Herz zum Tod führen kann.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit begrenzt und umfassen bei erhaltener Diurese die Gabe von basischem Zitrat zur Urin-Alkalisierung sowie eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr, um die Oxalat-Löslichkeit zu erhöhen. Bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz ist eine Nierenersatztherapie erforderlich, oft kombiniert als Hämo-

und Peritonealdialyse. Wenn die Krankheit ein bestimmtes Stadium erreicht, kann langfristig entweder kombiniert oder sequenziell eine Leber- und Nierentransplantation erforderlich werden – ein Verfahren mit hoher Morbiditätsrate, das zudem durch eine begrenzte Organverfügbarkeit gekennzeichnet ist [2].

Neue Therapieformen geben Hoffnung

Seit der Zulassung der small interfering RNA (siRNA) Lumasiran (Oxlumo®) im Jahr 2020 gibt es eine wichtige zusätzliche therapeutische Option [3], die einen Wandel in der Therapie der PH1 eingeleitet hat [4]. Ursache der seltenen Erkrankung ist ein Defekt des Enzyms Alanin-Glyoxylat-Aminotransferase (AGT), das die Umwandlung von Glyoxylat zu Glycin in der Leber katalysiert. Fehlt dieses Enzym oder ist es nur eingeschränkt funktionsfähig, liegt vermehrt Glyoxylat vor, das in schwer lösliches Oxalat umgewandelt und über die Niere mit dem Urin ausgeschieden wird [4]. Bereits im frühen Krankheitsverlauf kann es dazu kommen, dass sich Oxalat ansammelt und in Form

RNAi

Als RNA-Interferenz (RNAi) wird ein natürlicher Mechanismus in den Zellen bezeichnet, der der zielgerichteten Abschaltung von Genen dient und in Form von RNAi-Therapeutika zur Behandlung von genetisch bedingten Erkrankungen genutzt wird.

Bei der RNAi verbindet sich small interfering RNA (siRNA) mit Ribonukleinsäure-(RNA)-Molekülen in der Zelle und unterbindet deren normale Funktion. Durch diese „Stummschaltung“ der Messenger-RNA (mRNA) wird die „Bauanleitung“ für die krankheitsverursachenden Proteine unbrauchbar, sodass diese nicht mehr synthetisiert werden können.

unlöslicher Kalziumoxalat-Kristalle in der Niere ablagert.

Mit Lumasiran kann die GlyoxylatAkkumulation in der Leber verringert werden [3]. Die Wirksamkeit dieses Behandlungsansatzes wurde durch eine effektive Reduktion der Oxalatausscheidung im Urin belegt und hat der Therapie der PH1 damit neue Hoffnung gegeben.

Die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Lumasiran wurden

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durch die Phase-III-Studien ILLUMINATE-A und ILLUMINATE-B belegt: In ILLUMINATE-A senkte Lumasiran den Oxalat-Wert bei Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen mit PH1 im 24-Stunden-Urin innerhalb von 6 Monaten signifikant stärker als Placebo (p < 0,001) [5] und in ILLUMINATE-B bestätigten sich die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit auch bei Kindern mit PH1 in einem Alter von <6 Jahren [6]. Diese Ergebnisse wurden für alle Altersgruppen durch die Daten der einarmigen, offenen ILLUMINATE-C-Studie ergänzt und untermauert [7].

Sind die Studienergebnisse auf die infantile Form übertragbar?

Allerdings bleiben auch nach diesen Studienergebnissen zwei wichtige Fragen offen: Sind die Daten auf die am schwersten Betroffenen, nämlich auf diejenigen mit infantiler Oxalose übertragbar? Und: Eröffnet die Therapie mit Lumasiran den Weg für eine isolierte Nierentransplantation?

Zur Beantwortung dieser Fragen tragen die Zulassungsstudien nur eingeschränkt bei. Ermutigende Real-World-Daten, die die Anwendung von Lumasiran bei einem relevanten Anteil an Kindern und auch bei infantilen Formen der PH1 näher beleuchten, geben wertvolle Hinweise zur Beantwortung der Fragen [8, 9]. So hat eine internationale Real-World-Studie mit 33 Patienten, davon 10 mit infantiler PH1, gezeigt, dass die Oxalat-Ausscheidung unter Luma-

siran in vergleichbarem Ausmaß reduziert werden konnte wie in den ILLUMINATE-Zulassungsstudien – zumindest bei den Patienten mit erhaltener Nierenfunktion. Bei 9 dialysepflichtigen Patienten, die bis zu 18 Monate lang nachbeobachtet werden konnten, stieg die OxalatAusscheidung im Urin wieder partiell an [10].

Auch französische Real-Life-Daten zum Einsatz von Lumasiran über die Dauer von 2 Jahren bestätigen den Therapieeffekt aus den Zulassungsstudien in der Kohorte der nicht niereninsuffizienten Patienten [11].

2-Jahres-Daten gibt es inzwischen auch zu 5 französischen Patienten, die nach isolierter Nierentransplantation kontinuierlich weiter mit Lumasiran behandelt wurden. Alle weisen ein gutes Transplantatüberleben auf, keiner der Patienten zeigt Anzeichen einer Nephrokalzinose und die Oxalat-Ausscheidung im Urin hat sich bei 4 von 5 Patienten nach 21 Monaten normalisiert. Auch die Hyperhydrierung konnte ausgeschlichen werden [12].

Positive Wirkung auf Wachstum, Gedeihen und kognitive Entwicklung

Insgesamt bestätigen die Daten aus der Praxisanwendung die Wirksamkeit und Sicherheit von Lumasiran. Einzelfälle deuten außerdem darauf hin, dass die siRNA-Therapie sich sehr positiv auf Wachstum, Gedeihen und kognitive Entwicklung der Patienten mit infantiler PH1 auswirkt. Anzumerken ist

aber, dass trotz der siRNA-Therapie ein maximales Dialyseregime bei infantiler PH1 unverzichtbar bleibt und eine Lumasiran-Monotherapie bei anurischem Nierenversagen nicht ausreicht, um eine systemische Oxalat-Ablagerung effektiv zu verhindern. Ob die siRNA-Therapie eine isolierte Nierentransplantation unter Verzicht auf eine Lebertransplantation erlaubt oder nicht, muss im Einzelfall entschieden werden. Elisabeth Wilhelmi, München

Literatur

1 Cochat P et al. N Engl J Med 2013; 369:649-658

2 Jalanko H et al. Pediatr Nephrol 2014; 29:805-814

3 Fachinformation Oxlumo®; Stand: November 2024

4 Groothoff JW et al. Nat Rev Nephrol 2023;19:194–211

5 Garrelfs SF et al. N Engl J Med 2021;384:1216-1226

6 Hayes W et al., Pediatr Nephrol 2023; 38:1075-1086

7 Michael M et al. Am J Kidney Dis 2023;81:145-155

8 Gupta A et al. Clin Kidney J 2022; 15(Suppl 1):i9-i13

9 Jankowska I et al. Pediatr Transplant 2024;28:e14825

10 Martin-Higueras C et al. Kindey Int Rep 2023;9:114-133

11 Sellier-Leclerc AL et al. Kidney Int Rep 2025;10:1020-1036

12 Bacchetta J et al. N Engl J Med 2024; 390:1052-1054

Die hereditäre TransthyretinAmyloidose mit Polyneuropathie (ATTR-PN) ist eine seltene systemische, rasch progrediente neurologische Erkrankung, bei der durch verschiedene Mutationen im Transthyretin (TTR)-Gen abnorm gefaltete TTR-Varianten gebildet werden. Diese unlöslichen Proteinfibrillen lagern sich u.a. im peripheren Nervensystem ab und führen zu einer progressiven Polyneuropathie mit motorischen Einschränkungen. Unbehandelt versterben die Betroffenen innerhalb von 5 – 15 Jahren nach Auftreten der ersten Symptome [1, 2].

Die ATTR-PN ist nicht heilbar, es gibt jedoch Medikamente, die das Fortschreiten der Erkrankung hinauszögern und die Lebensqualität der Patienten verbessern können. Mit dem seit März 2025 in der EU zugelassenen Wirkstoff Eplontersen (Wainzua®) steht erstmalig ein Präparat zur Verfügung, das als „RNA-Silencer“an die mRNA für TTR in den Leberzellen bindet und damit die Biosynthese des Transthyretin-Proteins stört, sodass signifikant weniger TTR in den Blutkreislauf gelangt. Eplontersen ist indiziert zur Behandlung der hereditären Transthyretin-Amyloidose bei erwachsenen Patienten

FORUM NEUROLOGICUM

Eplontersen – eine neue Option zur Behandlung der hereditären Transthyretin-Amyloidose mit Polyneuropathie

mit Polyneuropathie der Stadien 1 oder 2. Der Wirkstoff wird einmal pro Monat über einen Autoinjektor verabreicht [3].

Signifikante Reduktion der TTR-Serumkonzentration und erhebliche Verbesserung der Lebensqualität

Die Zulassung von Eplontersen basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie NEURO-TTRansform, die 144 erwachsene Patienten mit ATTR-PN einschloss [4]. Diese erhielten bis Woche 66 Wochen alle 4 Wochen eine subkutane Injektion von 45 mg Eplontersen. Als externe Placebokontrolle diente eine Placebokohorte von Patienten aus der pivotalen Inotersen-Studie NEURO-TTR, einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie bei erwachsenen Patienten mit ATTR-PN. Diese Kohorte erhielt einmal wöchentlich eine subkutane Placebo-Injektion. Primäre Wirksamkeitsendpunkte waren die Veränderung der SerumTTR-Konzentration gegenüber dem Ausgangswert in Woche 65 sowie die Veränderung des modifizierten Neuropathy Impairment Score +7 (mNIS+7)-Gesamtscores und

des Norfolk Quality of Life Questionnaire–Diabetic Neuropathy (Norfolk QoL-DN)-Gesamtscores, beide in Woche 66. Wichtigster sekundärer Endpunkt war die Veränderung des Polyneuropathy Disability (PND)-Scores [4].

Unter Eplontersen verringerte sich nach 65 Wochen die mittlere TTRSerumkonzentration um 81,7 % gegenüber dem Ausgangswert, im Placebo-Arm sank sie um 11,2 % (Differenz: –70,4 % [95%-KI:–75,2 bis –65,7]; p < 0,001) [4].

Auch die anderen co-primären Endpunkte wurden erreicht: Die Verschlechterung der neurologischen Funktion (was einem Anstiegs des mNIS+7-Scores entspricht) fiel unter Eplontersen in Woche 66 deutlich geringer aus als bei den Patienten im Placebo-Arm. So betrug die mittlere Zunahme des Least Squares (LS)-Mittelwertes in der Verum-Kohorte 0,3 Punkte gegenüber dem Ausgangswert, in der externen Placebo-Gruppe dagegen 25,1 Punkte (Differenz LSMittelwert: −24,8, 95%-KI: −31,0 bis −18,6; p < 0,001). Die Behandlung mit Eplontersen hatte auch signifikante positive Effekte auf die Lebensqualität: In Woche 66 betrug die mittlere Veränderung des Norfolk QoL-DN-Gesamtscore –5,5 in

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der Eplontersen-Gruppe, was einer Verbesserung entspricht, und +14,2 in der Placebo-Gruppe, was einer Verschlechterung entspricht (Differenz: −19,7 [95%-KI: −25,6 bis −13,8]; p < 0,001) [4].

Eplontersen zeigte während der gesamten NEURO-TTRansformStudie ein günstiges Sicherheitsund Verträglichkeitsprofil. Unerwünschte Ereignisse, die zum Absetzen des Studienmedikaments führten, traten bei 6 Patienten (4 %) in der Eplontersen-Gruppe gegenüber 2 (3 %) in der Placebo-Gruppe auf [4].

Fazit

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit Eplontersen (Wainzua®) die Progression der Polyneuropathie verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessern kann. Dazu trägt auch bei, dass sich die Patienten den Wirkstoff mit einem Fertigpen einmal monatlich selbst applizieren können, sodass keine regelmäßigen Praxisbesuche zur Medikamenteneinnahme erforderlich sind.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Benson MD et al. Ther Clin Risk Manag 2020;16:749-758

2 Nativi-Nicolau JN et al. Heart Fail Rev 2022;27:785-793

3 IONIS Pressemeldung [Internet]. WAINZUA (eplontersen) approved in the EU for the treatment of hereditary transthyretin-mediated amyloidosis in adults with stage 1 or stage 2 polyneuropathy; 10.03.2025

4 Coelho T et al. JAMA 2023;330:14481458

MITTEILUNGEN

Mini-Schlaganfall –doch nicht so „mini“?

Eine aktuelle Studie deutet darauf hin, dass ein „Mini-Schlaganfall“ (transitorische ischämische Attacke, TIA) mehr ist als „nur“ ein möglicher Vorbote eines ischämischen Schlaganfalls. Womöglich stößt auch eine TIA – ähnlich wie ihr „große Bruder“ Hirninfarkt – eine Schädigungskaskade im Gehirn an, die in eine Demenz münden kann. Eine TIA ist also nicht „nichts“ und es sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden, um mögliche Folgen zu minimieren – auch wenn die Symptome nach kurzer Zeit von allein wieder verschwinden.

Abnahme der Kognition nach TIA im Verlauf ebenso rasant wie nach Schlaganfall

Eine in JAMA publizierte Studie [1] sorgte vor Kurzem für Aufsehen. Die Längsschnitt-Kohortenstudie verglich über einen Zeitraum von im Median 14 Jahren die kognitiven Verläufe von 356 Patienten nach einer TIA und 965 Patienten nach einem Schlaganfall mit 14.882 gesunden Kontrollpersonen. In der Gesamtkohorte wurden mehrfach kognitive Tests durchgeführt –bei den von einer TIA oder einem Schlaganfall Betroffenen lagen also Testergebnisse vor und nach dem Ereignis vor.

Wie sich im Ergebnis zeigte, hatten diejenigen, die im Verlauf ei-

nen Schlaganfall erlitten, einen niedrigeren Ausgangswert (–-0,25; 95%-KI: –0,32 bis –0,17) als jene mit TIA (–0,05; 95%-KI: –0,17 bis 0,07; p = 0,005) sowie jene, die im Studienverlauf ereignisfrei blieben (0; 95%-KI: –0,03 bis 0,03; p < 0,001). Nach dem Schlaganfall sank der kognitive Gesamtwert deutlicher ab (–0,14; 95%-CI: –0,21 bis –0,07) als in der Gruppe mit TIA (0,01; 95%-KI: –0,10 bis 0,12; p = 0,02) und in der Kontrollgruppe (–0,03; 95%-KI, –0,05 bis –0,01; p = 0,003). Der Schlaganfall ging also unmittelbar mit einer signifikanten Abnahme der Kognition einher, die TIA nicht.

Was aber überraschte, war die Entwicklung im Verlauf: Der jährliche Rückgang der Kognition war in der TIA-Gruppe ebenso rasant wie in der Schlaganfallgruppe (–0,05; 95%-KI: –0,06 bis –0,01 vs. –0,04; 95%-KI: –0,05 bis –0,03) und damit signifikant schneller als in der Kontrollgruppe. Die Sekundäranalyse zeigte, dass Kovariablen wie LDL-Wert, Adipositas sowie der Einsatz von Statinen oder Antikoagulanzien kaum einen Einfluss auf diese Entwicklung hatten. Diskutiert wird, dass bei einer TIA trotz des schnellen Rückgangs der Symptome ein pathologischer Prozess in Gang gesetzt wird, der zu langfristigen Veränderungen der Kognition führt.

Diese Ergebnisse stehen in Einklang mit denen eines systematischen Reviews [2], das eine um 29 – 68 % höhere Rate einer milden kognitiven Einschränkung („mild cognitive impairment“, MCI) und eine 8 – 22 % höhere Demenzrate

nach TIA fand. Bei Schlaganfall sind kognitive Beeinträchtigungen ein seit langer Zeit bekanntes Phänomen, etwa 20 % aller Schlaganfall-Betroffenen entwickeln im ersten Jahr nach der Erkrankung eine Demenz [3]. Die Folgen einer TIA auf die Kognition sind hingegen noch wenig erforscht.

Schlussfolgerungen und nötige Konsequenzen

„Die vorliegende Studie hat verschiedene Limitationen“, erklärt Professor Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). „Es wurden keine Bildgebungsdaten ausgewertet, was bedeutet, dass Menschen mit einer beginnenden Demenzerkrankung nicht sicher ausgeschlossen werden konnten. Auch handelt es sich um eine Kohorten-Beobachtungsstudie mit nur begrenztem Aussagewert. Dennoch müssen wir diese Ergebnisse, auch weil sie konsistent mit denen anderer Studien sind, ernst nehmen. Bisher haben wir eine TIA vornehmlich als Vorbote eines Schlaganfalls gesehen und entsprechend abgeklärt und behandelt. Wie diese Studiendaten zeigen, müssen wir in Zukunft konsequent auch strukturierte Nachsorge- und Präventionsangebote im Hinblick auf die Kognition umsetzen.“

Zudem hält es der Experte nicht für ausgeschlossen, dass TIA durchaus einen relevanten Anteil an der dynamischen Entwicklung von Demenzerkrankungen haben. Schlaganfälle sind mit 270.000 Fällen pro Jahr in Deutschland eine häufige Krankheit, bei einem Drittel aller Fälle ist eine TIA vorausgegangen.

Bei einer geschätzten TIA-Inzidenz von 1,19 pro 1.000 Personen pro Jahr [4] muss man in Deutschland jährlich von 95.000 TIA-Fällen ausgehen. „Wenn, wie die Studien zeigen, bis zu einem Fünftel der Betroffenen in der Folge eine Demenzerkrankung entwickeln, sind TIAs genauso wie Schlaganfälle ein relevanter Treiber der steigenden Demenzzahlen.“ Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Schlaganfallraten – und damit wohl auch die TIA-Raten –zwar bei älteren Personen verringern, bei Menschen unter 55 Jahren aber nicht rückläufig sind [5]. „Bei jüngeren Menschen kommen Langzeitfolgen der TIA natürlich mehr zum Tragen als in einer hochbetagten Population.“

Nach Ansicht von Berlit ist daher eine verbesserte Information der Bevölkerung über TIA und ihre möglichen Folgen notwendig. Im Hinblick auf mögliche kognitive Einschränkungen sollten TIA-Patienten außerdem eine Nachsorge erhalten, die neuropsychologische Tests und, bei Bedarf, frühzeitige gezielte Interventionen miteinschließe. „Ganz wichtig ist es zudem, die Prävention von TIA zu stärken. Die Menschen müssen wissen, dass eine TIA nicht ‚nichts‘ ist“, so Berlit.

Quellen

1 Del Bene VA et al. JAMA Neurol 2025:e245082

2 van Rooij FG et al. Cerebrovasc Dis 2016;42:1-9

3 Pendlebury ST et al. Lancet Neurol 2009;8:1006-1018

4 Lioutas VA et al. JAMA 2021;325:373381

5 Scott CA et al. JAMA Neurol 2022; 79:1036-1048

Mitteilungen

Neue Bruchkerbe bei Hygroton® 25 mg erleichtert Anwendung

Chlortalidon (Hygroton®) ist ein bewährtes Mittel in der Mono- und Kombinationstherapie bei Hypertonie. Ab dem Frühjahr 2025 wird die Medikation noch anwenderfreundlicher: Die 25 mg-Tabletten im neuen SnapTab-Format ermöglichen eine vereinfachte Teilbarkeit bei gleichbleibender Produktzusammensetzung. Dadurch kann die Tablette leichter und präziser in zwei dosisgleiche Hälften geteilt werden. Bei einer Einnahme von 12,5 mg Hygroton® täglich, deckt ein Rezept den Bedarf für 200 Tage.

Leitlinienkonforme Erstlinientherapie

Die Mehrzahl der Hypertonie-Patienten benötigt eine Arzneimitteltherapie. Sowohl die Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) als auch die ESC-Leitlinie empfehlen Diuretika wie Chlortalidon als ein Mittel der ersten Wahl in der Mono- und Kombinationstherapie bei Hypertonie. Laut NVL gilt Chlortalidon (CTN) sogar als überlegene Alternative zu Hydrochlorothiazid (HCT). CTN erzielt eine 2 – 3-fach stärkere Blutdrucksenkung im Vergleich zu HCT, sodass 12,5 mg CTN dem Effekt von 25 – 37,5 mg HCT entsprechen. Zudem weist CTN eine signifikant längere Halbwertszeit von 50 Stunden auf, im Vergleich zu 6 – 8 Stunden bei HCT. Anders als bei HCT gibt es keine Hinweise auf ein erhöhtes Hautkrebsrisiko in Zusammenhang mit CTN.

S. M.

DGN

Wie wird man 100 Jahre alt? Und was hat eine Sommer-Auszeit am Goldenen Energieberg in Lech damit zu tun? Ein Wort: Longevity.

Mountain Longevity am Goldenen Energieberg

Der Sommer ist eine ganz besondere Zeit am Arlberg.

Besonders belebend. Besonders natürlich. Besonders kraftvoll.

Die grüne Bergwelt lockt, sich in ihr zu verlieren. Stundenlang in der Natur zu baden. Sich ganz dem guten, bewussten Leben hinzugeben.

Dass das dem Körper und der Seele etwas gibt, was von enormer Bedeutung ist, weiß Daniela Pfefferkorn schon lang. Longevity – dem Begriff, der das gesunde Leben und Altern beschreibt – schenkt sie in ihrem Hotel Goldener Berg in Oberlech deshalb nun jenen Platz, der ihm gebührt.

„Wir in der westlichen Welt Lebenden müssen einiges dafür tun, dass wir gesund ins hohe Alter kommen“. Neben dem Körper braucht hierzu auch die Seele Zuneigung, und schließlich kommt es auch auf gesunde Gedanken an. Der Sommerurlaub auf ihrem feinen Energieberg bringt dafür die allerbesten Voraussetzungen mit.(Long) mountain living at its best!

Ganzheitliche Methoden & Wellness der Superlative Frische Luft, gesundes Essen, wohltuender Schlaf – sie sind für Daniela Pfefferkorn die absoluten Basics einer ganzheitlichen Auszeit. Mountain Selfcare im Goldenen Berg geht deshalb noch weit darüber hinaus – ganz im Sinne des LongevityGedankens:

 Achtsame Energiemediziner und Coaches nehmen sich der Seele an, kümmern sich um den Geist und die (guten) Gedanken.

 Großartige Therapeuten verhelfen zu achtsamer Bewegung in der unfassbar schönen Bergwelt des Arlbergs.

 Umfassende Detox­Angebote helfen dabei, sich von Stress und schädlichen Toxinen freizumachen.

 Letztlich – und damit kann sich jeder einfach selbst etwas Gutes tun – schenkt der großzügige Wellness und Holistic Selfcare Bereich mit Infinitypool, Panorama­Sauna, Yogaund Meditationsräumen viel Platz zum Entfalten.

„Um zum Glück und dem ausgeglichenen Dasein zu finden, muss die Energie frei fließen können. Müssen Körper, Geist und Seele im Einklang sein. Muss man auch einfach einmal loslassen können.“ Ein Leichtes während des Sommers im Goldenen Berg.

Kontakt:

Hotel Goldener Berg

Oberlech 117

A-6764 Lech am Arlberg

Tel. +43 (0) 5583/22050 happy@goldenerberg.at www.goldenerberg.at

KONGRESSE

Concizumab – die erste subkutane Prophylaxe bei Hämophilie A und B mit Hemmkörpern

Die Behandlung der Hämophilie A und B mit Hemmkörpern stellte bislang eine große Herausforderung dar, denn die Therapiemöglichkeiten waren begrenzt. Mit Concizumab (Alhemo®) steht seit Kurzem eine neue Option zur einmal täglichen subkutanen Blutungsprophylaxe für Menschen mit Hämophilie A oder B mit Hemmkörpern ab 12 Jahren zur Verfügung. Auf der Launch-Pressekonferenz von Novo Nordisk stellten Experten den neuartigen Wirkmechanismus des monoklonalen Anti-TFPI (Tissue Factor Pathway Inhibitor)-Antikörpers vor, der die Bildung von stabilen Wundverschlüssen ermöglicht, selbst wenn Hemmkörper vorliegen. Auf Basis seiner großen Erfahrung bei der Pen-Herstellung konnte Novo Nordisk für Alhemo® einen vorgefüllten Multidosis-Fertigpen mit ultradünner Nadel entwickeln, der die mit den i.v. Infusionen einer Standard-Faktorersatztherapie verbundene Belastung reduzieren kann. Damit hat Alhemo® das Potenzial, die Lebensqualität von Menschen mit Hemmkörper-Hämophilie zu verbessern.

Problem Hemmkörperbildung

Bei der Therapie mit Gerinnungsfaktorkonzentraten werden dem Körper fremde Proteine zugeführt, gegen die das Immunsystem bei ei-

nem Teil der behandelten Patienten Antikörper bildet. Die verabreichten Gerinnungsfaktoren werden dadurch rasch in ihrer Wirkung blockiert, sodass sie nicht mehr oder nur noch eingeschränkt wirken können. „Bei der HämophilieBehandlung stellt die Entwicklung von Hemmkörpern eine der schwierigsten Komplikationen dar“, betonte Univ.-Professor Hermann Eichler, Homburg/Saar. Zu einer Hemmkörperbildung gegen die zugeführten Faktorpräparate kommt es bei etwa 30 % der Patienten mit Hämophilie A und bei 1 – 5 % der zuvor unbehandelten Patienten mit Hämophilie B.

„Hemmkörper neutralisieren die Wirkung der Faktorpräparate und machen damit schlagartig die Therapie unwirksam“, erläuterte Eichler und ergänzte: „Zwar kann mit einer Immuntoleranztherapie (ITT) eine Eradikation der Hemmkörper versucht werden, jedoch nicht immer mit Erfolg. Daher benötigen wir neuartige Ansätze zur Behandlung der Hemmkörper-Hämophilie, z.B. Wirkstoffe mit anderen Wirkmechanismen, wie die neuen AntiTFPI-Antikörper.“

Rebalancing-Therapien bieten neue Chancen für Patienten mit Hemmkörper-Hämophilie

„Gerinnungsfaktoren und Gerinnungsinhibitoren halten normalerweise die Balance zwischen Blutungs- und Thromboseneigung“, erklärte Professor Florian Langer, Hamburg. Bei einer Hämophilie fehlen Gerinnungsfaktoren, wodurch ein gefährliches Ungleichgewicht Richtung Blutungsneigung entsteht. Um die Balance wieder-

herzustellen – das Rebalancing – können laut Langer zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt werden: entweder klassisch mit Ersatz der fehlenden Faktoren oder neuartig mit Hemmung der körpereigenen Gerinnungsinhibitoren wie z.B. des Tissue Factor Pathway Inhibitors (TFPI). Die Wirkstoffe des neuen Ansatzes greifen dabei an anderer Stelle in die Gerinnungskaskade ein wie herkömmliche Therapeutika.

Concizumab – der monoklonale Anti-TFPI-Antikörper geht neue Wege

„Concizumab ist ein Wirkstoff, der diesen neuen Ansatz verfolgt“, sagte Langer und erläuterte dessen Angriffspunkt in der Gerinnungskaskade: Für die Blutgerinnung ist Thrombin essenziell. Es entsteht während der Initiations- und Propagationsphase der Gerinnungskaskade und fördert die Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin, das eine Gefäßverletzung verschließt und so eine Blutung stoppt. Thrombin wird nach dem Wundverschluss nicht mehr in dieser Menge benötigt und bereits gebildetes Thrombin wird dann durch Antithrombin gehemmt. Damit aber nicht noch mehr neues Thrombin produziert wird, gibt es physiologische Antikoagulanzien, wie z.B. das Protein TFPI, die als Gerinnungsinhibitoren das Thrombinlevel wieder reduzieren können. Bei Menschen mit Hämophilie wird von Vorneherein nicht genügend Thrombin gebildet, die Gerinnungsinhibitoren bleiben aber aktiv und regulieren die Thrombinbildung unverändert herunter. „Und hier kommt Concizumab

ins Spiel“, erläuterte Langer. Die Zielstruktur von Concizumab ist TFPI, das in der Initiationsphase der Blutgerinnung eingreift. Durch die Blockierung dieses natürlichen Antikoagulations-Proteins verstärkt und verlängert Concizumab die Initiationsphase. Die FaktorXa-Bildung wird erhöht, selbst wenn Hemmkörper gegen Faktor VIII oder IX vorhanden sind, und es wird eine für die Gerinnung ausreichende Menge Thrombin gebildet – unabhängig vom intrinsischen Gerinnungsweg. „Gefäßverletzungen werden stabil geschlossen und Blutungen gestoppt“, fasste Langer zusammen.

Überzeugende Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Concizumab

Die Zulassung von Alhemo® basiert auf den Daten der Phase-III-Studie Explorer7. Die Studie untersuchte die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil einer Blutungsprophylaxe mit Concizumab im Vergleich zu keiner Prophylaxe (On-demand-Behandlung mit Bypassing-Präparaten) bei Hemmkörper-Hämophilie. Eichler erläuterte das Studiendesign: 133 männliche Patienten ≥12 Jahre mit Hämophilie A oder B mit Hemmkörpern wurden eingeschlossen und erhielten 1:2 randomisiert für ≥24 Wochen entweder keine Prophylaxe (Arm 1, Bedarfsbehandlung) oder eine Prophylaxe mit Concizumab für ≥32 Wochen (Arm 2, Concizumab-Erhaltungsdosis) oder wurden nicht randomisiert einer Concizumab-Prophylaxe für ≥24 Wochen zugewiesen (Arm 3 und 4). Primärer Endpunkt war die Anzahl der behandelten spontanen und traumatischen

Blutungsepisoden, gemessen als annualisierte Gesamtblutungsrate (ABR). Die Ergebnisse der Primäranalyse zeigten unter der Concizumab-Prophylaxe eine signifikante Reduktion bei den behandelten spontanen und traumatischen Blutungen mit einer geschätzten mittleren ABR von 1,7 im Vergleich zu 11,8 ohne Prophylaxe (p < 0,001). Die mediane Gesamt-ABR unter Concizumab lag bei 0,0 im Vergleich zu 9,8 ohne Prophylaxe. „64 % der Patienten hatten unter der Concizumab-Prophylaxe innerhalb der ersten 24 Wochen keine Blutungsereignisse“, betonte Eichler und ergänzte: „Insgesamt zeigte die Prophylaxe mit Concizumab in dieser Studie ein günstiges Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil. Zudem kam es zu keinen thromboembolischen Ereignissen nach der Wiederaufnahme der Studie und der Implementierung der Maßnahmen zur Risikominimierung.“

Klinisch relevante Vorteile gegenüber der üblichen Bedarfsbehandlung

Eine weitere Erkenntnis aus Explorer7 ist, dass sich unter der Concizumab-Prophylaxe die gesundheitsbezogene Lebensqualität im Vergleich zur Bedarfsbehandlung verbessert hat. Dies betraf insbesondere die Bereich „Gefühl“, „Behandlung“, „Selbstbild“ sowie „Sport und Freizeit“. Außerdem belastete die Concizumab-Prophylaxe die Patienten deutlich weniger als die Vergleichstherapie. „Neben dem eigentlichen Wirkstoff ist für den Patienten die neue Applikationsform – der vorgefüllte Multidosis-

Fertigpen – besonders vorteilhaft“, erläuterte Eichler. „Die ultra-dünne Nadel ermöglicht eine quasi schmerzfreie Injektion. Der Patient nimmt den Pen aus dem Kühlschrank, wo er vor der ersten Anwendung bei 2 – 8 °C gelagert werden sollte, und hat dann für einen vorgesehenen Zeitraum ausreichend Dosierungen. Nach der ersten Anwendung muss der Pen dann nicht mehr in den Kühlschrank zurückgelegt werden. Denn dank der Stabilität von Concizumab bis zu 30°C ist keine Kühlung für einen Zeitraum von bis zu 28 Tagen erforderlich. Daher kann der Patient den Pen problemlos überallhin mitnehmen, auch auf Reisen.“ Und Langer fügte hinzu: „Die tägliche Applikation mit dem Pen geht sehr schnell und stellt für viele Patienten eine deutliche Erleichterung gegenüber der Faktorgabe dar.“ Die hohe Patientenpräferenz wurde bereits in einer Studie nachgewiesen. Ein zusätzlicher Vorteil ist laut Eichler, dass nur einmalig 4 Wochen nach Behandlungsbeginn eine Messung der ConcizumabPlasmakonzentration erfolgen muss und danach falls erforderlich die individuelle Erhaltungsdosis angepasst werden kann. Eine weitere Messung ist dann nicht mehr zwingend notwendig. „Ein Vorteil, den wir Behandler noch gar nicht gewöhnt sind.“ Langer wies daher abschließend darauf hin, dass die neue Therapie ein Umdenken bei Ärzten und Patienten erfordert: „Wir müssen die Patienten gut darüber aufklären, dass ihr Gerinnungspotenzial unter Concizumab ausbalanciert, also (fast) normal ist, auch wenn sie kaum Faktoraktivität aufweisen.“

Fabian Sandner, Nürnberg

KONGRESSE

Leitlinien empfehlen tragbare Defibrillatorweste zum SCDSchutz auch nach herzchirurgischen Eingriffen

Das Risiko eines plötzlichen Herztodes (Sudden Cardiac Death/SCD) wird noch immer unterschätzt, obwohl er eine häufige Todesursache in Deutschland ist. „Mindestens 30 – 40 % der kardiovaskulären Todesfälle entfallen auf den plötzlichen Herztod. Das sind 100.000 Tote durch SCD im Jahr“, verdeutlichte PD Dr. Carsten Israel, Bielefeld, auf einem von Zoll veranstalteten Symposiums anlässlich der 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG). „Deutschland ist eines der Hochinzidenzländer in Europa“, bestätigte auch Professor Christian Kühn, Hannover. Daher sollte vor allem bei Herzinsuffizienz oder nach einem Myokardinfarkt ein Augenmerk auf das SCD-Risiko gelegt werden. Als temporärer Schutz vor einem SCD kann dem Patienten eine tragbare Defibrillatorweste (Wearable Cardioverter Defibrillator/WCD) eingesetzt werden. Was insbesondere bei herzchirurgischen Patienten dafür spricht, diskutierten die beiden Referenten anhand von Fallbeispielen aus der Praxis.

Schutz in der vulnerablen Phase nach Herzinfarkt und bei Herzinsuffizienz

Das Risiko, an einem SCD zu versterben, ist unmittelbar nach einem

LifeVest®

Die LifeVest®-Defibrillatorweste überwacht das Herz des Patienten kontinuierlich. Wird ein lebensgefährlicher Herzrhythmus erkannt, gibt das Gerät einen elektrischen Behandlungsschock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. Die LifeVest® verschafft dem Arzt Zeit, die medizinische Therapie zu optimieren und das Langzeitrisiko des Patienten für einen plötzlichen Herztod zu bestimmen.

Die Patienten können mithilfe der LifeVest® ihr alltägliches Leben wie gewohnt weiterführen und haben gleichzeitig die Gewissheit, vor dem plötzlichen Herztod geschützt zu sein.

Seit 2015 ist die LifeVest® in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) sowie der European Society of Cardiology (ESC) abgebildet. In den den ESCHF-Guidelines hat sie eine IIbEmpfehlung mit Evidenzgrad B4 und in den aktueellen VT/ VF-Guidelines für Post-Myokardinfarkt-Patienten ist sie mit einer IIb-Empfehlung mit Evidenzgrad B3 abgebildet.

Auch die Leitlinie der American Heart Association (AHA)/ American College of Cardiology (ACC)/Heart Rhythm Society (HRS) zur Behandlung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen und zur Prävention des plötzlichen Herztods aus dem Jahr 2017 beinhaltet eine Empfehlung zur Anwendung des tragbaren Kardioverter-Defibrillators für ein breites Spektrum von Patienten mit einem Risiko für plötzlichen Herztod, einschließlich Patienten nach Myokardinfarkt, PCI und bei nicht ischämischer Kardiomyopathie.

Myokardinfarkt und bei Patienten mit der Erstdiagnose einer Herzinsuffizienz bei gleichzeitig reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (LVEF) ≤35 % signifikant erhöht. Die ESC-Leitlinie empfiehlt in diesen Fällen eine Wartezeit von 3 Monaten, bevor eine Entscheidung für einen implantierbaren Cardioverter-Defibrillator (ICD) getroffen wird. Denn die Auftitrierung der Medikamente auf

die optimale medikamentöse Therapie kann mehrere Monate dauern. Durch die Wartezeit soll der medikamentösen Therapie mit den sog. „Fantastic Four“ (Betablockern, Angiotensin-Rezeptor-NeprilysinInhibitoren [ARNI], Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten [MRA] und SGLT2-Inhibitoren) Zeit gegeben werden, ihre volle Wirkung am Herz zu entfalten. Die LVEF kann sich deutlich verbessern, so-

dass das SCD-Risiko gesenkt wird. „Wenn alle 4 Medikamente, die für die Indikation Herzinsuffizienz zugelassen sind, gegeben und maximal auftitriert werden, kann die Gesamtsterblichkeit um 61 % reduziert werden“, berichtete Israel und ergänzte: „In dieser Zeit sind die Patienten aufgrund der eingeschränkten Herzfunktion einem erhöhten Risiko für Arrhythmien ausgesetzt. Ein WCD kann die Betroffenen in dieser vulnerablen Phase vor dem SCD schützen.“

Auch das postoperative SCDRisiko durch einen WCD verringern

Das Risiko eines plötzlichen Herztodes ist auch nach herzchirurgischen Eingriffen relevant. „Postchirurgische Patienten mit einer LVEF ≤35 % haben ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Arrhythmien innerhalb der ersten 90 Tage“, erläuterte Kühn. Dazu stellte er den Fall eines 60-jährigen Patienten vor, der aufgrund einer kardialen Dekompensation mit Belastungsdyspnoe sowie Schwindel und Bewusstlosigkeit in der Klinik vorstellig wurde. Die Untersuchung ergab zunächst eine hochgradig eingeschränkte Pumpfunktion von 25 %. Diagnostiziert wurde eine schwere 3-Gefäß-KHK mit Empfehlung zur chirurgischen Intervention. Nach einer perkutanen Koronarintervention und Bypass-OP war das Risiko des Patienten für einen SCD sehr hoch.

Im Konsensuspapier der AG Herzrhythmusstörungen der DGTHG zum temporären SCD-Schutz wird empfohlen, den Patienten eine an-

gemessene Zeit zur Restitution der kardialen Grunderkrankung unter leitliniengerechter Therapie zu gewähren. Das gilt u.a. nach herzchirurgischen Eingriffen wie einer koronaren Revaskularisation oder Eingriffen an den Herzklappen, insbesondere bei Patienten mit einer perioperativen LVEF ≤35 %. Daher wurde auch im vorgestellten Fall postoperativ zunächst medikamentös behandelt. In dieser Zeit wurde beobachtet, inwieweit sich der Herzmuskel durch die medikamentöse Therapie erholt und ob sich die Pumpfunktion verbessert. Um den Patienten vor dem SCD zu schützen, wurde er mit einem WCD versorgt.

Studiendaten belegen den postoperativen Schutz durch den WCD

Die Ergebnisse einer retrospektiven Studie mit chirurgischen Patienten zeigen, dass nach CABG oder einer ICD-Explantation die Wahrscheinlichkeit einer malignen Arrhythmie am höchsten ist. In der Studie betrug die mediane Tragedauer des WCD 23,4 Stunden/Tag (IQR 21,7 – 23,8). Bei insgesamt 106 Patienten (9,1 %) traten ventrikuläre Tachykardien auf. 18 Patienten (1,5 %) erhielten 26 adäquate Schocks. Die Rate der inadäquaten Schocks war gering (8 Patienten, 0,7 %). Die LVEF verbesserte sich von einem Medianwert von 28 % (IQR 22 – 32 %) vor der WCD-Verordnung auf 35 % (IQR 28 – 42 %) während der Nachbeobachtung.

„Die Patienten wurden in den risikoreichen ersten 3 Monaten nach dem chirurgischen Eingriff durch Kongresse

einen WCD geschützt. Aufgrund der deutlichen Verbesserung der LVEF war bei der Mehrzahl der Patienten nach der WCD-Anwendung keine ICD-Implantation erforderlich“, berichtete Kühn. Diese Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit, Sicherheit und Compliance des WCD. Auch im Fall des 60-jährigen Patienten konnte nach 46 Tagen Tragezeit eine Verbesserung der LVEF auf 55 % festgestellt werden, sodass keine ICD-Indikation mehr bestand.

Fazit

„Der WCD bietet Patienten Schutz, während die medikamentöse Therapie auftitriert wird und sich die Pumpfunktion verbessern kann“, erläuterte Burger. Als „Bridge to Decision“ wird der Einsatz des WCD von den Referenten empfohlen – nach dem herzchirurgischen Eingriff und der Entlassung aus der Klinik und bis zur Entscheidung für oder gegen einen ICD. „Wir müssen für solche Patienten einen festen Behandlungspfad etablieren, in dem auch der WCD enthalten ist. Dann geht auch kein Patient verloren“, sagte Börgermann. Um die Datenlage zu verbessern, wird zurzeit ein retrospektives CABGRegister initiiert. Erstmals werden fast 50 Herzzentren in Deutschland, eines in Österreich und zwei in der Schweiz gemeinsam an einer Studie beteiligt sein. Ziel ist es, Patienten in der Hochrisikophase zu schützen, die in einer Anschlussheilbehandlung sonst keinen Schutz vor einem SCD hätten.

Elisabeth Wilhelmi, München

Nahrung.

Blue trägt seinen vierjährigen Bruder Sunday sieben Kilometer dorthin, wo er die einzige Mahlzeit des Tages erhält – in die Schule. Blue ist unterernährt. Sunday ist bereits lebensbedrohlich unterernährt und ihm fehlt jegliche Kraft zum Laufen. Beide leiden sehr unter der aktuellen Hungerkrise.

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Deshalb geben wir als größter Partner des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen so viel wie möglich: Alle 60 Sekunden erhält ein hungriges Kind eine Mahlzeit.

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KONGRESSE

Typ-2-Diabetes: Wocheninsulin Awiqli® bewährt sich in der Praxis

Seit September 2024 steht das Wocheninsulin Awiqli® (Insulin icodec) zur Behandlung von Erwachsenen mit Diabetes mellitus in Deutschland zur Verfügung. Mit der nur einmal wöchentlichen Gabe eröffnet Insulin icodec neue Perspektiven in der Insulintherapie: Die gegenüber herkömmlichen Insulinen vereinfachte Anwendung ohne tägliches Neuinjizieren kann das Therapiemanagement erleichtern und zu einer besseren Adhärenz beitragen.

Bei einem von Novo Nordisk veranstalteten Webinar teilten die Referenten erste Praxiserfahrungen und diskutierten die Vorteile einer Wochentherapie, die Wirksamkeit und Sicherheit sowie praktische Aspekte von Insulin icodec in der Versorgung von Patienten mit Typ2-Diabetes.

Vereinfachter Therapieeinstieg –insulinnaive Menschen mit Typ2-Diabetes

Eine frühzeitige, effektive Behandlung des Typ-2-Diabetes kann das Risiko für schwerwiegende diabetesassoziierte Folgeerkrankungen senken. Dennoch zögern viele Patienten eine Insulintherapie aus Angst vor täglichen Injektionen oder Einschränkungen im Alltag hinaus. So auch in einem Fall, den Dr. Marcel Kaiser, Frankfurt a.M., vorstellte. Ein 68-jähriger Patient mit seit

2015 bekanntem Typ-2-Diabetes, arteriellem Hypertonus, koronarer Herzkrankheit und chronischer Niereninsuffizienz lehnte eine Insulintherapie jahrelang ab. Erst die Möglichkeit einer nur wöchentlichen Gabe mit Insulin icodec nahm ihm seine Bedenken und erleichterte die Entscheidung für Insulin. Eine ausführliche Aufklärung über Anwendung, Wirksamkeit, Dosierung und Sicherheit spielte dabei eine entscheidende Rolle. „Viele Patienten empfinden tägliche Insulininjektionen als belastend. Eine alltagstaugliche Option wie Insulin icodec kann den Behandlungsbeginn deutlich erleichtern und für bessere Therapieakzeptanz sorgen“, so Kaiser. Schon nach wenigen Wochen zeigte der Patient stabile Blutzuckerwerte.

Das klinische Studienprogramm ONWARDS bestätigte die effektive Blutzuckerkontrolle und das überzeugende Sicherheitsprofil von Insulin icodec bei Patienten mit Typ-2-Diabetes. So erreichten in der Studie ONWARDS 1 vormals insulinnaive Patienten mit Insulin icodec eine Senkung des HbA1c von durchschnittlich –1,55 % vs. –1,35 % mit Insulin glargin 100 E/ ml (Ausgangswert: 8,50 % für Insulin icodec und 8,44 % für Insulin glargin 100 E/ml) nach 52 Wochen. Die Rate an klinisch relevanten oder schweren Hypoglykämien war mit 0,30 Ereignissen pro Patientenjahr gering.

Überwinden von Therapiehürden –Umstellung auf Insulin icodec

Dr. Martina Lange, Rheinbach, schilderte den Fall eines 39-jähri-

gen Patienten mit Typ-2-Diabetes, Hyperlipidämie, Hypertonie und Polyneuropathie. Trotz Therapie mit oralen Antidiabetika und einem GLP-1-Rezeptoragonisten kam es zu stark schwankenden Blutzuckerwerten und einem kontinuierlichen Anstieg des HbA1c-Wertes. Aufgrund seines stressigen Berufs und häufiger Reisen erachtete der Patient eine tägliche Insulininjektion als schwer umsetzbar. Daher wurde er auf das Wocheninsulin eingestellt, was zu einer raschen und nachhaltigen Verbesserung der Blutzuckerwerte führte. „Ein tägliches Basalinsulin wird schneller ausgelassen oder gar vergessen –sei es aus Sorge bei zuvor gemessenen niedrigen Werten oder weil es gerade nicht in den Alltag passt. Bei einer wöchentlichen Gabe ist dies bisher noch nicht vorgekommen“, erklärte Lange. Die verabreichte Dosis musste über den bisherigen Therapieverlauf nicht erhöht werden. Die Einstellung auf Insulin icodec anstelle eines herkömmlichen Basalinsulins kann sich laut Lange positiv auf die Adhärenz und den Therapieerfolg auswirken. Die wöchentliche Gabe kann auch Therapiefehler reduzieren und so das Vertrauen in die Sicherheit der Insulintherapie stärken.

Stabilisierung nach hyperglykämischer Entgleisung –Insulin icodec in der Klinik

Bei Patienten mit komplexen Stoffwechsellagen kann Insulin icodec ebenfalls eine wertvolle Behandlungsoption sein. Professorin Monika Kellerer, Stuttgart, berichtete über einen 63-jährigen Patienten mit Typ-2-Diabetes, der sich in der

klinischen Ambulanz mit deutlich erhöhten Blutzuckerwerten vorstellte. Eine tägliche Insulintherapie war bei ihm mit einer nur geringen Adhärenz verbunden, was in erheblichen Schwankungen des Blutzuckers resultierte. Durch die Umstellung der Therapie auf Insulin icodec, einleitend mit einer Wochendosis von 140 Einheiten und einer einmaligen zusätzlichen Aufsättigungsdosis bei der ersten Injektion konnte rasch eine Stabilisierung erreicht und der Insulinbedarf nachfolgend reduziert werden. „Wir sehen immer wieder Patienten, für die eine tägliche Insulininjektion eine sehr große Herausforderung darstellt. Leider sind die Folgen oft schwerwiegend. Das einfachere Therapieschema von Insulin icodec mit einer einzigen Gabe pro Woche kann helfen, Therapieabbrüche zu vermeiden“, so Kellerer.

In der Studie ONWARDS 2 erreichten insulinvorbehandelte Patienten mit Typ-2-Diabetes unter Insulin icodec eine Senkung des HbA1c von durchschnittlich –0,93 % vs. –0,71 % unter Insulin degludec (Ausgangswert: 8,17 % für Insulin icodec und 8,10 % für Insulin degludec) nach 26 Wochen. Dabei gaben 93,7 % der Befragten im Studienarm mit Insulin icodec an, dass sie Insulin icodec gegenüber den vorher verwendeten herkömmlichen Basalinsulinen bevorzugen.

Fazit

Ein halbes Jahr nach der Zulassung unterstützen erste Fallbeispiele aus der Praxis die Annahme, dass die wöchentliche Gabe von Insulin icodec den Einstieg in die Insulintherapie erleichtern und die

Adhärenz verbessern kann. Die in den klinischen Studien gezeigte effektive Blutzuckerkontrolle bei überzeugendem Sicherheitsprofil spiegelte sich auch in den Fallbeispielen wider. Insulin icodec kann im Rahmen der partizipativen Entscheidungsfindung eine gute Behandlungslösung für Arzt und Patient sein, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

Elisabeth Wilhelmi, München

aTTP: Signifikanter Überlebensvorteil durch Caplacizumab

Die erworbene thrombotischthrombozytopenische Purpura (aTTP) ist eine Erkrankung aus dem Spektrum der thrombotischen Mikroangiopathien (TMA). Ihre Diagnose ist eine Herausforderung in der Notaufnahme, weil sie selten ist, sich sehr variabel präsentieren kann und einen akuten Notfall darstellt. Wie man bei TMA und speziell der aTTP bei Diagnose und Therapie am besten vorgeht, diskutierten mehr als 20 Experten mit über 560 Teilnehmern auf dem 5. Kölner TMA-Symposium.

Variable Symptome erschweren die Diagnose

„Eine TMA ist charakterisiert durch eine Obliteration der Mikrostrombahn durch einen thrombotischen Verschluss mit der Folge einer Organdysfunktion“, erinnerte PD Dr. Sebastian Potthoff, Düsseldorf. Das bedeutet: Je nachdem, wo im Körper dieser Prozess stattfindet, kön-

nen die Betroffenen beispielsweise neurologische, nephrologische, kardiale, pulmonale oder gastrointestinale Symptome aufweisen. Zeigen sich gleichzeitig eine hämolytische Anämie und eine Thrombopenie –was auch in der Notaufnahme nach den Worten des Notfallmediziners einfach zu erkennen ist – besteht ein starker Verdacht auf eine TMA. Lassen sich außerdem Hämolysezeichen bei negativem CoombsTest nachweisen, liegt eine TMA vor. Potthoff empfahl, spätestens zu diesem Zeitpunkt die Expertise der Fachdisziplinen hinzuzuziehen: Weil es sich bei einer TMA um die gemeinsame Endstrecke zahlreicher Erkrankungen handelt, muss die Ursache identifiziert werden, um die Therapie danach ausrichten zu können.

Wegweisend ist der Nachweis der ADAMTS13-Aktivität

Bei der aTTP ist die Aktivität der Protease ADAMTS13 durch Autoantikörper erniedrigt. Daher kann dieses Protein seine physiologische Aufgabe, die Prozessierung der von-Willebrand-Faktoren, nicht mehr erfüllen, sodass in Arteriolen und Kapillaren ultralange vWF-Multimere entstehen. An diese binden Thrombozyten, die sich außerdem vernetzen, wie Professor Bernhard Lämmle, Mainz, erläuterte. Die Folgen sind: Bildung eines Thrombus, Hämolyse mit Fragmentozyten aufgrund der Scherkräfte an der verengten Stelle, Anämie, Thrombozytopenie und Organischämie.

Die Diagnose der aTTP erfolgt entsprechend dem Pathomechanismus durch den Nachweis einer

ADAMTS13-Aktivität <10 % des Normwerts. Zwar ist diese Spezialdiagnostik an spezialisierten TTPKompetenzzentren, Kliniken und Laboren mittlerweile innerhalb von 24 Stunden verfügbar, doch so lange kann man nach Professor Ivo Quack, Konstanz, bei einer akuten Episode nicht mit dem Therapiebeginn warten. Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines ADAMTS13Mangels sollte daher zunächst anhand des PLASMIC-Scores (setzt sich aus 7 universell verfügbaren klinischen und Laborparametern zusammen) abgeschätzt werden. „Bei einer hohen Wahrscheinlichkeit gemäß PLASMIC-Score lautet die Arbeitsdiagnose TTP und es ist unverzüglich eine Therapie einzuleiten,“ betonte Quack.

Die aTTP-Therapie kombiniert drei Ansätze

Unbehandelt versterben ca. 90 % der Patienten an der aTTP. Mit der bisherigen Therapie (Plasmapherese in Kombination mit Immunsuppression) sind es immer noch bis zu 20 %. Dank der seit 2018 zugelassenen Antikörpertherapie mit Caplacizumab (Cablivi®), einem humanisierten, bivalenten Nanobody®, konnte die Sterblichkeit bei rechtzeitiger Therapie deutlich weiter gesenkt werden. Die Behandlung der aTTP ruht mehr auf 3 Säulen:

• Mittels Plasmaaustausch wird funktionelle ADAMTS13-Protease zugeführt.

• Steroide und Rituximab hemmen die Bildung neuer Autoantikörper.

• Der Nanobody Caplacizumab (Cablivi®) blockiert die Bin-

Caplacizumab

Caplacizumab (Cablivi®) ist ein humanisierter, bivalenter Nanobody, der aus zwei identischen humanisierten Bausteinen (PMP12A2hum1) besteht, die gentechnisch durch einen 3-Alanin-Linker verbunden sind. Es zielt auf die A1-Domäne des von-Willebrand-Faktors (vWF) ab und hemmt die Wechselwirkung zwischen dem vWF und den Thrombozyten. Somit verhindert Caplacizumab die durch den ultralangen vWF vermittelte Thrombozytenadhäsion, die für eine erworbene TTP charakteristisch ist. Es beeinflusst auch die Verfügbarkeit des vWF, was zu einer vorübergehenden Reduktion der Antigen-Gesamtspiegel des vWF und zur gleichzeitigen Reduktion der FaktorVIII:C-Spiegel während der Behandlung führt.

dungsstelle für die Thrombozyten auf den vWF-Multimeren und verhindert so die Thrombozytenadhäsion und die Bildung von Mikrothromben.

Signifikante Reduktion der Letalität bei schnellem klinischem Ansprechen

Wie Lämmle darlegte, wurde die Verbesserung des Therapieerfolgs durch die Hinzunahme von Caplacizumab seit den Zulassungsstudien in mehreren Real-World-Kohorten bestätigt.

Eine aktuelle retrospektive Analyse untersuchte, wie stark sich die Letalität der Patienten unter der Therapie mit Caplacizumab verbessert. Verglichen wurde als primärer Endpunkt daher die Überlebensrate 3 Monate nach Therapiebeginn bei Patienten, die zwischen 2018 und 2023 mit der Dreifach-Therapie behandelt wurden, mit der von Erkrankten, die zwischen 2015 und 2018 die bis dahin übliche Zweifach-Therapie aus Plasmaaustausch und Immunsuppression erhalten hatten. Insgesamt flossen in die retrospektive Analyse die Daten von 1015 (Dreifach-Therapie) bzw. 510

(Zweifach-Therapie) Patienten aus 12 Ländern ein.

Wie sich zeigte, betrug die Überlebensrate unter Hinzunahme von Caplacizumab 98,5 % im Vergleich zu 94 % ohne den Nanobody – somit lag die Letalität in der Kontrollgruppe um den Faktor 4,2 höher, so Lämmle. Die Number needed to treat, um einen Todesfall zu verhindern, betrug 22. Weiterhin zeigten sich unter der Dreifach-Therapie ein schnelleres klinisches Ansprechen, weniger Exazerbationen und weniger refraktäre Verläufe. Blutungen waren nach wie vor die häufigste unerwünschte Nebenwirkung und in der Regel beherrschbar; schwere Blutungen traten häufiger bei den älteren Studienteilnehmern mit Komorbidität und möglicherweise Polypharmazie auf. Neue unerwünschte Ereignisse wurden nicht beobachtet.

„Diese retrospektive, akademischinitiierte multizentrische Studie ergänzt die Belege dafür, dass Caplacizumab das Überleben und andere Ergebnisse verbessern sowie den Pflegeaufwand bei aTTP verringern kann“, resümierte Lämmle.

Fabian Sandner, Nürnberg

MITTEILUNGEN

Vareniclin zur Raucherentwöhnung wieder in Deutschland verfügbar

Seit dem 1. April 2025 kann das rezeptpflichtige Medikament Vareniclin (Champix®) von Pfizer zur Raucherentwöhnung bei Erwachsenen in Deutschland wieder verordnet werden. Vareniclin erhielt 2006 in der EU die Zulassung als Medikament zur Raucherentwöhnung und wurde ab März 2007 von Pfizer in Deutschland vermarktet. Nach einer Vertriebspause ab Sommer 2021 ist Vareniclin nun auch hierzulande wieder verfügbar und kann Raucherinnen und Raucher bei der Rauchentwöhnung wirksam unterstützen.

IQWiG bestätigt höheren Nutzen gegenüber Vergleichspräparaten

Eine Nutzenbewertung des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) im Dezember 2023 verglich den Nutzen der vier zur Raucherentwöhnung bei schwerer Tabakabhängigkeit zugelassenen Wirkstoffe Bupropion, Cytisin, Nicotin und Vareniclin gegenüber keiner medikamentösen Therapie. Im Zuge des Bewertungsverfahrens wurde im Hinblick auf patientenrelevante Endpunkte nur für Vareniclin und Nicotin ein Beleg für einen höheren Nutzen gegenüber der Vergleichsintervention festgestellt. Entsprechende Nachweise für Bupropion und Cytisin sowie zur Kombination von Wirkstoffen fehlen. Außerdem liegt für Vareniclin als einzige medikamentöse Therapie sowohl nach 6 als auch nach 12 Mo-

Vareniclin

Vareniclin (Champix®) ist zur Raucherentwöhnung bei Erwachsenen angezeigt und wird zweimal täglich oral in einer empfohlenen Dosierung von 1 mg eingenommen, sobald eine einwöchige Titrationsphase abgeschlossen wurde. Vareniclin blockiert Nikotin, um die positiven Verstärkungseffekte des Rauchens zu verringern. Außerdem reduziert es die belohnenden und verstärkenden Effekte des Rauchens, indem es die Bindung von Nikotin an die α4β2 neuronalen nikotinergen Acetylcholinrezeptoren verhindert (antagonistische Wirkung). Bei einer Anwendung von Vareniclin wird weiterhin Dopamin freigesetzt, allerdings in geringerem Maße als bei Nikotin. Diese partielle Agonistenaktivität am α4β2-Nikotinrezeptor kann dazu beitragen, die Symptome des Verlangens und des Entzuges zu lindern. Die Starterpackung (0,5/1 mg) sowie die Folgepackung (1 mg) sind mit jeweils 14 und 28 Tagesdosen verfügbar. Darüber hinaus kann auch eine wirkstoffreduzierte Folgepackung (0,5 mg) mit 28 Tagesdosen verordnet werden.

naten ein Beleg für einen höheren Nutzen gegenüber der Vergleichsintervention vor.

Keine Zunahme neuropsychiatrischer Ereignisse

Die klinische Evidenz von Vareniclin bei der Tabakentwöhnung von Erwachsenen wurde zuletzt unter anderem durch eine Meta-Analyse von 34 randomisierten Studien mit insgesamt mehr als 26.000 Raucherinnen und Rauchern bestätigt. Diese machte deutlich, dass die Einnahme von Vareniclin im Vergleich zu Bupropion, Nikotinersatztherapie, Beratung oder Placebo die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören bzw. dauerhaft rauchfrei zu sein, erhöhte. In Bezug auf den Aspekt der neuropsychiatrischen Sicherheit zeigte die randomisierte, doppelblinde, Dreifach-Dummy, placebo- und aktiv kontrollierte EAGLE-Studie mit insgesamt über 8.000 Teilnehmern keine signifikante Zunahme neuropsychiatrischer unerwünschter Ereignisse unter Vareniclin oder

Bupropion im Vergleich zu Nikotinpflaster oder Placebo. Außerdem bestätigt sie das Ergebnis vorheriger Studien, dass Vareniclin bei der Raucherentwöhnung wirksamer ist als Placebo, Nikotinpflaster und Bupropion.

Raucherentwöhnung

Ziele einer medikamentösen Behandlung entwöhnungswilliger Raucher und Raucherinnen sind die Überwindung der Entzugssymptomatik nach Beendigung des Tabakkonsums sowie die Stabilisierung der Abstinenz. Derzeit sind folgende Produkte zur medikamentösen Raucherentwöhnung zugelassenen: Nicotin, Bupropion, Vareniclin und Cytisin. Diese Präparate werden vom G-BA aktuell als Lifestyle-Arzneimittel eingestuft, bei deren Anwendung eine Erhöhung der Lebensqualität im Vordergrund steht, (§ 34 Absatz 1 Satz 7 SGB V) und die Kosten müssen demzufolge von den Versicherten selbst getragen werden.

ROTE LISTE® 2025

Die ROTE LISTE® – das sind über Jahrzehnte verlässliche, profunde Informationen rund um Arzneimittel sowie ausgewählte Medizinprodukte in Deutschland.

Das Arzneimittelverzeichnis beinhaltet Informationen zu über 20.000 Medikamenten. Diese sind zusammengefasst in ca. 6.000 Präparateeinträgen mit 7.500 Darreichungsformen und enthalten alle wichtigen Preisangaben von mehr als 400 pharmazeutischen Unternehmen. Die Fertigarzneimittel sind nach 88 Indikations- und Wirkstoffgruppen (Hauptgruppen) geordnet. Diese sind zur besseren Vergleichbarkeit der Präparate nach pharmakologisch-therapeutischen Aspekten in weitere Untergruppen funktionsähnlicher Arzneimittel unterteilt. Angaben von Festbeträgen zusätzlich zum Apothekenverkaufspreis ermöglichen einen Preisvergleich. Die Einträge erfolgen durch die pharmazeutischen Unternehmen auf freiwilliger Basis. Daher ist der Umfang umfassend, aber nicht vollständig. Die Buchausgabe umfasst 1856 Seiten. Sie kann unter www.roteliste.de/kontakt bestellt werden; der Preis beträgt 109,00 Euro.

IMPRESSUM

OFFIZIELLES ORGAN DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR ARTERIOSKLEROSEFORSCHUNG

Herausgeber:

Univ.-Prof. Dr. Dr. Edzard Ernst, Emeritus Professor of Complementary Medicine, University of Exeter, Peninsula Medical School,Salmon Pool Lane, Exeter EX2 4SG, UK

Prof. Dr. med. Wolfgang Koenig Deutsches Herzzentrum München Technische Universität München Lazarettstraße 36 80636 München

Wissenschaftlicher Beirat:

Prof. Dr. med. T. von Arnim (Kardiologie), München

Prof. Dr. med. G. V. R. Born (Arterioskleroseforschung), London

Prof. Dr. med. C. Diehm (Angiologie), Karlsbad

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. phil. C. Drosde (Kardiologie), Freiburg

Dr. med. J. Dyerberg MD, Ph. D. (Klin. Chemie), Aalborg Sygehus, Dänemark

Univ.-Prof. Dr. med. H. W. Eichstädt, (Kardiologie), Berlin

Doz. Dr. rer. nat. F.-D. Ernst (Hämorheologie), Dresden

Dr. med. J. Gehring (Kardiologie, Rehabilitation), München

Prof. Dr. med. J. D. Gruß (Gefäßchirurgie), Kassel

Prof. Dr. J. Harenberg (Hämostaseologie), Mannheim

Prof. Dr. med. L. Heilmann (Gynäkologie), Rüsselsheim

Prof. Dr. med. H. M. Hoffmeister (Kardiologie), Solingen

Prof. Dr. med. H. U. Janka (Diabetologie), München

Dr. med. J. Janzen MPhil (Pathologie), Bern, Schweiz

Prof. Dr. med. L. Kollár M.D., PhD (Gefäßchirurgie), Universität Pécs, Ungarn

Prof. Dr. med. M. Marshall (Phlebologie), Rottach Egern

Prof Dr. med. J. Matsubara (Chirurgie), Ishikawa, Japan

Prof. Dr. med. G. Mchedlishvilli (Mikrozirkulation), Tbilisi, Georgien

Prof. Dr. med. V. Mitrovic (Kardiologie, Klinische Pharmakologie), Bad Nauheim

Prof. Dr. med. H. Mörl (Angiologie), Mannheim

Prof. Dr. med. F. J. Neumann (Kardiologie), Bad Krozingen

Prof. Dr. med. K. L. Resch (Medizin-Statistik), Bad Elster

Prof. Dr. med. G. Rettig (Kardiologie), Homburg

PD Dr. med. Rainer Röttgen (Radiologie), Berlin

Prof. Dr. med. G. Schmid-Schönbein (Biomechanik), La Jolla, USA

Prof. Dr. med. H. Schmid-Schönbein (Physiologie), Aachen

Prof. Dr. med. A. Schrey (Pharmakologie), Düsseldorf

Prof. Dr. med. H. Sinzinger (Nuklearmedizin), Wien, Österreich

Prof. Dr. med. T. Störk (Kardiologie, Angiologie), Göppingen

Prof. Dr. med. I. Szirmai M.D. (Neurologie), Universität Budapest, Ungarn

Prof. Dr. med. G. Trübestein (Angiologie), Bonn

Prof. Dr. med. B. Tsinamdzvrishvili (Kardiologie, Hypertonie), Tbilisi, Georgien

Prof. Dr. med. W. Vanscheidt (Dermatologie), Freiburg

Prof. Dr. med. H. Weidemann (Kardiologie, Sozialmedizin), Bad Krozingen PERFUSION

Schriftleitung:

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na klar!

* Die Wertschöpfung der „Next Gen' PRALUENT®-Pens“ erfolgt in deutscher Fertigung; ‡ Es wurde auch eine nur nominal statistisch signifikante Reduktion der Gesamtmortalität bei hierarchischer Testung beobachtet (HR 0,85; 95 %-KI: 0,73–0,98)1; ♥ Subkutane Injektion 300 mg alle vier Wochen (monatlich)1; ¥ Der Fertigpen von PRALUENT® wurde im Vergleich zu früheren Pens in Bezug auf taktile Eigenschaften und bei einzelnen Darreichungsformen bzgl. der Anwendungsschritte optimiert. U. a. können jetzt alle PRALUENT®-Dosierungen mit Pens vergleichbarer Bauart injiziert werden – dem PRALUENT®-Pen der nächsten Generation („Next Gen' PRALUENT®-Pen“).

HR = Hazard Ratio; KI = Konfidenzintervall; LDL-C = Lipoprotein-Cholesterin niederer Dichte; N EXT GEN ' = Next Generation. 1 Fachinformation Praluent®, Stand 11/2024. Praluent ® 75 mg Injektionslösung im Fertigpen • Praluent ® 150 mg Injektionslösung im Fertigpen • Praluent ® 75 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze • Praluent ® 150 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze • Praluent ® 300 mg Injektionslösung im Fertigpen Wirksto ff : Alirocumab. Zusammens.: Arzneil. wirks. Bestandt.: Fertigpen/-spritze mit 75/150 mg Alirocumab in 1 ml Lösung; Fertigpen mit 300 mg Alirocumab in 2 ml Lösung. Sonst. Bestandt.: Histidin, Saccharose, Polysorbat 20, H2O f. Injektionszw. Anw.-geb.: Primäre Hypercholesterinämie u. gemischte Dyslipidämie: Begleitend zu einer Diät b. Erw. mit primärer Hypercholesterinämie o. gemischter Dyslipidämie u. b. Kindern u. Jugendl. im Alter von 8 J. u. älter mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie in Komb. m. Statin od. Statin u. ander. lipidsenk. Therapien b. Pat., die m. Statinther. LDL-C-Zielwerte nicht erreich. od. als Monotherap. od. in Komb. m. lipidsenk. Therapien b. Pat mit Statin-Unverträgl. od. bei Statin-Kontraindik. Bestehende atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankung: Bei Erw. mit bestehender atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrank. zur Reduktion des kardiovaskulären Risikos durch Verringerung der LDL-C-Werte zusätzlich zur Korrektur anderer Risikofakt.: in Komb. m. einer max. verträgl. Statin-Therapie mit od. ohne ander. lipidsenk. Therapieprinzipien od. als Monotherap. od. in Komb. mit ander. lipidsenk. Therapieprinzipien bei Pat. mit einer Statin-Unverträgl. od. wenn Statine kontraindiziert sind. Gegenanz.: Überempf. geg. Wirkstoff od. sonst. Bestandt. Nebenw.: Immunsyst.: Selten: Überempf. Hypersensibilitätsvaskulitis. Atemw./Brust/Mediast.: Häufig: klin. Zeichen u. Sympt. i. Bereich d. oberen Atemwege. Haut/Unterhautgew.: Häufig: Pruritus; selten: Urtikaria, nummul. Ekzem; nicht bek.: Angioödem. Allgem./ Beschw. a. Verabreichungsort: Häufig: Reakt. a. d. Injektionsstelle; nicht bek.: grippeartige Erkr. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Sanofi Winthrop Industrie, 82 avenue Raspail, 94250 Gentilly, Frankreich. Örtlicher Vertreter d. Zulassungsinhabers: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, -65926 Frankfurt am Main.

Stand: November 2024

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH , Lützowstr. 107, 10785 Berlin

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