Journal 3:2025

Page 1


JAHRGANG 34

HEFT 3

Juli 2025

FÜR PHARMAKOLOGIE UND THERAPIE

JOURNAL OF PHARMACOLOGY AND THERAPY

C3-Glomerulopathie – eine seltene, chronisch-progrediente Nierenkrankheit

Vulvovaginalkandidose: Canesten® Gyn Once – das stärkere Clotrimazol mit Booster

Sichelzellkrankheit und transfusionsabhängige Beta-Thalassämie:

Follow-up-Daten belegen den anhaltenden Nutzen von Exa-cel

Neue und etablierte Behandlungsregime in der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms

Stammzellbasierte Parkinson-Therapie liefert vielversprechende Ergebnisse

Seladelpar erweitert Therapieoptionen bei primär biliärer Cholangitis

Nivolumab jetzt in neuer subkutaner Formulierung für die Behandlung solider Tumoren verfügbar

Alyftrek® – ein neuer CFTR-Modulator zur Behandlung der zystischen

Fibrose

Apremilast – die einzige orale First-Line-Systemtherapie für Kinder mit Psoriasis

WIRKT SCHNELL & AUF DAUER

bei eosinophiler Ösophagitis 1,2

Akut 2 x 1 mg

Erhaltung 2 x 0,5 mga

AKUT

ERHALTUNG

Jorveza® – zur Akut 1 - und Erhaltungstherapie 2,3

Die innovative b Schmelztablette mit Brauseeigenschaften wirkt gezielt im Ösophagus: 4

› Klinische und histologische Remission bei 85 % der Patient*innen bereits nach 12 Wochen 1

› Klinische Remission bei 84 % und tiefe histologische Remission c bei 79 % der Patient*innen nach bis zu 3 Jahren 3

a) Die ebenfalls zugelassene Erhaltungsdosis von 2x1 mg Jorveza® täglich wird für Patient*innen mit langjähriger Krankengeschichte und/oder großer Ausdehnung der ösophagealen Entzündung während des akuten Krankheitszustands empfohlen. b) patentgeschützt c) Tiefe histologische Remission definiert als 0 eos/mm2 hpf

Weiterführende Informationen auf www.eoe.de

1 Lucendo AJ, Miehlke S, Schlag C, et al. Gastroenterology. 2019;157(1):74–86. 2 Straumann A, Lucendo AJ, Miehlke S, et al. Gastroenterology. 2020;159(5):1672–1685.e5. 3 Biedermann L, Schlag C, Straumann A, et al. Clinical Gastroenterology and Hepatology. 2024; in press. 4 Fachinformation Jorveza® 0,5 mg/1 mg Schmelztabletten; Stand: November 2022. Jorveza® 0,5 mg/1 mg Schmelztabletten Wirkstoff: Budesonid. Zusammensetzung: Eine Schmelztablette Jorveza® enthält:Arzneil. wirks. Bestandt.: 0,5 mg/1 mg Budesonid. Sonstige Bestandteile: Jede Schmelztablette Jorveza® 0,5 mg und Jorveza® 1 mg enthält jeweils 26 mg Natrium, Dinatriumhydrogencitrat 1,5 H2O, Docusat-Natrium, Macrogol (6000), Magnesiumstearat, Mannitol (E 421), Natriumdihydrogencitrat, Povidon (K25), Natriumhydrogencarbonat, Sucralose. Anwendungsgebiete: Eosinophile Ösophagitis bei Erwachsenen (über 18 Jahre). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Ösophageale Candidose, orale Candidose und/oder Candidose des Oropharynx. Nasopharyngitis, Pharyngitis | Angioödem | Schlafstörung. Angst, Agitation | Kopfschmerzen, Dysgeusie. Schwindelgefühl | Trockene Augen | Bluthochdruck | Husten, Halstrockenheit, Schmerzen im Oropharynx | Gastroösophageale Refluxkrankheit, Übelkeit, orale Parästhesie, Dyspepsie, Schmerzen im Oberbauch, Mundtrockenheit, Glossodynie, Erkrankungen der Zunge, oraler Herpes. Abdominalschmerz, Spannungsgefühl im Bauch („Blähbauch“), Dysphagie, erosive Gastritis, Magengeschwür, Lippenödem, Zahnfleischschmerzen | Ausschlag, Urtikaria | Müdigkeit. Fremdkörpergefühl | Cortisol im Blut erniedrigt. Osteokalzin erniedrigt, Gewicht erhöht | Erhöhung des Infektionsrisikos | Cushing-Syndrom, Nebennierensuppression, Wachstumsverzögerung bei Kindern | Hypokaliämie, Hyperglykämie | Depression, Gereiztheit, Euphorie, psychomotorische Hyperaktivität, Aggression | Pseudotumor cerebri einschl. Papillenödem b. Jugendl. | Glaukom, Katarakt (einschl. subkapsulärer Katarakt), verschwommenes Sehen, zentrale seröse Chorioretinopathie | Erhöhung des Thromboserisikos, Vaskulitis (Entzugssyndrom n. Langzeittherapie) | Zwölffingerdarmgeschwüre, Pankreatitis, Obstipation | Allergisches Exanthem, Petechien, verzögerte Wundheilung, Kontaktdermatitis, Ekchymosen | Muskel- und Gelenkschmerzen, Muskelschwäche u. -zuckungen, Osteoporose, Osteonekrose | Unwohlsein. Warnhinweise: Infektionen, Windpocken, Gürtelrose u. Masern. Lebendimpfstoffe. Tuberkulose, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Osteoporose, peptischer Ulkus, Glaukom, Katarakt sowie bei Diabetes od. Glaukom i. d. Familienanamnese. Pat. mit Leberfunktionsstörungen. Angioödem. Sehstörungen. Enthält Natrium. Schwangerschaft und Stillzeit: sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung. Weitere Warnhinweise, Wechselwirkungen und Dosierung: Siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Stand: 11/2022

Nach aktuellen, vor wenigen Monaten von der Europäischen Kommission veröffentlichten Zahlen ist das Prostatakarzinom mit 12,1 % aller neu diagnostizierten Neoplasien die dritthäufigste Krebserkrankung in Europa, unmittelbar nach Brustkrebs und Kolonkarzinom. Bei jedem 8. Mann wird, meist in höherem Alter, die Diagnose Prostatakarzinom gestellt, etwa 3 % der Männer sterben daran. In der Vergangenheit wurden Empfehlungen zur Früherkennung kontrovers diskutiert. Ein häufig vorgebrachtes Argument war, dass die Malignität typischerweise nicht besonders hoch sei und ein Gutteil der Männer mit Prostatakrebs den tödlichen Ausgang dieser malignen Erkrankung gar nicht mehr erlebte, sondern schon vorher an anderen Erkrankungen verstürbe. So fasst der Direktor des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Jürgen Windeler, mit warnendem Zeigefinger das Ergebnis eines Prüfauftrags des Gemeinsamen Bundesausschusses an sein Institut zusammen: „Screening-Maßnahmen können erhebliche Schäden nach sich ziehen durch Überdiagnosen und Übertherapien“, konstatiert er und polemisiert dabei vor allem gegen den sog. PSA-Test, einen Labortest auf prostataspezifisches Antigen [1]. „Männern ohne Verdacht auf Prostatakrebs“, so Windeler, „sollte deshalb gegenwärtig innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung kein organisiertes Prostatakarzinom-Screening mittels PSA-Test angeboten werden.“

Das bedeutet, so Katharina Beyer von der Abteilung für Urologie am Erasmus MC Cancer Institute in Rotterdam, dass gebildete Männer, denen der PSA-Test bekannt ist, mit größerer Wahrscheinlichkeit getestet werden und ggf. eine frühe Diagnose bekommen, während Männer mit weniger spezifischem Fachwissen im Nachteil sind [2].

In Deutschland bleibt den sog. Kassenpatienten, also etwa 90 % aller

Prostatakrebs-Früherkennung: Finger weg!

männlichen Bürger, somit bis auf Weiteres nur die Früherkennung mittels digitaler rektaler Untersuchung (DRU).

Die Analyse des IQWiG ist ein Beispiel für die zunehmende Abgehobenheit wissenschaftlicher Technokraten, die „die Studienlage“ bewerten und dabei recht willkürlich entscheiden, was sie an Studien überhaupt in ihre Analysen einbeziehen. Das ist mir klar geworden bei einem soeben von der Britischen Gesellschaft urologischer Chirurgen (BAUS) veröffentlichten Statement zur DRU [3].

Zur Begründung, warum „Männer für eine Untersuchung auf Prostatakrebs keinen ‚Finger im Po‘ brauchen“, werden nicht Ergebnisse eines systematischen Reviews zur Fragestellung angeführt, sondern Argumente, die genau diese Strategie implizit infrage stellen. Es wird z.B. auf eine Befragung von 2000 Männern verwiesen, bei der 60 % der Befragten Unbehagen gegenüber einer DRE empfinden und mehr als jeder Dritte davon aus Furcht vor einer solchen Untersuchung ihren Arzt dazu nicht ansprechen. Überträgt man das auf die vom IQWiG analysierten Studien, dann ist die Sensitivität insgesamt dramatisch geringer. Dazu kommt, auch das wird thematisiert, dass bei der DRU nur Veränderungen auf der Rückseite der Prostata ertastet werden können. Ich gehe noch einen Schritt weiter und melde grundsätzliche Bedenken an gegen diese Strategie der Evidenzanalyse. Auch diese sind implizit im Statement der BAUS zu finden. Dort heißt es: „2024 kam eine Gruppe von Experten aus allen Bereichen der Problematik Prosta-

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch

takrebs – Forscher, Kliniker, Patienten und die Vertreter von Prostate Cancer UK – zu der richtungsweisenden Schlussfolgerung, dass die DRU kein nützlicher Test zur Früherkennung von Prostatakrebs ist.“ Erst eine solche Bewertung, die anzunehmenderweise den aktuellen Erkenntnisstand reflektiert, kann zu einer Veränderung der ScreeningStrategie führen. Und dann gehen viele Jahre ins Land, bis ein systematischer Review von einzelnen Untersuchungen ggf. eine klinisch relevante Verbesserung nachweisen kann.

Es ist zu befürchten, dass der Hype um künstliche Intelligenz, die exakt die gleiche Methodik verwendet wie das IQWiG, nämlich Schlüsse ausschließlich auf der Basis vorliegender Studien zu ziehen, zu ähnlichen massiven zeitlichen Verzögerungen bei allen möglichen Fragestellungen führen wird, nicht zuletzt weil das Goldene Kalb KI wohl noch weniger hinterfragt wird.

Jetzt zur zentralen Empfehlung der BAUS, dem Test auf prostataspezifisches Antigen (PSA-Test), ggf. gefolgt von einer MRI-Untersuchung. Dadurch sollen sich für Männer eben die vom IQWiG (s.o.) bis heute als Kernargument angeführten Schäden um fast 80 % reduzieren lassen.

Falls jemand jetzt noch nicht von der Notwendigkeit eines sofortigen Strategiewechsels für das Prostatakrebs-Screening überzeugt sein sollte, dann empfehle ich einen Blick in die vor wenigen Tagen vorgestellte „S3-Leitlinie Prostatakarzinom“ [4] mit der „wesentlichen Neuerung, dass zur Früherkennung von Prostatakarzinomen keine digital rektale Untersuchung erfolgen soll“, sondern der PSA-Test und eine MRI-Untersuchung. Ich bin gespannt, wie lange das IQWiG und der Gemeinsame Bundesausschuss brauchen, um dies als neuen Standard für die Mitglieder der Gesetzlichen Krankenkassen auszurufen. So lange sollten Sie als Mann in eigener Sache und als Sachwalter der Interessen Ihrer männlichen Patienten aber bitte nicht warten.

Karl-Ludwig Resch, Nürnberg

ÜBERSICHTSARBEIT

C3-Glomerulopathie – eine seltene, chronisch-progrediente Nierenkrankheit 68 Brigitte Söllner

AKTUELLE THERAPIEKONZEPTE FÜR DIE PRAXIS

Vulvovaginalkandidose: Canesten® Gyn Once –das stärkere Clotrimazol mit Booster

Sichelzellkrankheit und transfusionsabhängige Beta-Thalassämie: Follow-up-Daten belegen den anhaltenden Nutzen von Exa-cel

Neue und etablierte Behandlungsregime in der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms

Stammzellbasierte Parkinson-Therapie liefert vielversprechende Ergebnisse

NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL

Seladelpar erweitert Therapieoptionen bei primär biliärer Cholangitis 82

Quellen

1 Pressemitteilung vom 6.1.2020: Prostatakarzinomscreening mittels PSATest: Nutzen wiegt den Schaden nicht auf. www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_9991.html

2 https://healthcare-in-europe.com/ en/news/prostate-cancer-screening5-year-interval.html

3 BAUS. www.baus.org.uk/professionals/baus_business/news/289/rectal_ exam_a_poor_test_for_prostate_cancer_surgeons_and_charity_agree/

4 S3-Leitlinie Prostatakarzinom Version 8.0 – Juli 2025. register.awmf.org/de/ leitlinien/detail/043-022OL

Nivolumab jetzt in neuer subkutaner Formulierung für die Behandlung solider Tumoren verfügbar 85

Alyftrek® – ein neuer CFTR-Modulator zur Behandlung der zystischen Fibrose 86

Apremilast – die einzige orale First-Line-Systemtherapie für Kinder mit Psoriasis 88

RUBRIKEN

Wissenswertes 73, 74, 87 Kongresse 89

Vertex entwickelt innovative Therapien, um Menschen mit schweren Erkrankungen ein erfülltes Leben zu ermöglichen.

Wir investieren in wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, die auf die Ursache schwerer Erkrankungen zielt. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen unaufhörlich neue Wege, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Die C3-Glomerulopathie (C3G) ist eine Unterform der membranoproliferativen Glomerulonephritis (MPGN) und gehört zu den seltenen chronischen Nierenerkrankungen – ihre jährliche Inzidenz wird weltweit auf 1 – 2 Fälle pro Million Menschen geschätzt [1]. Sie kann in jedem Alter auftreten, trifft jedoch insbesondere Menschen im jungen Erwachsenenalter. Das mediane Alter bei Erstdiagnose liegt bei 21 Jahren [2, 3]. Kennzeichnend für die Erkrankung sind anhaltende Schäden an den Glomeruli. Abfallstoffe und überschüssige Flüssigkeit werden nicht mehr ausreichend aus dem Blut gefiltert, das Nierengewebe wird dauerhaft geschädigt. In der Folge kommt es zu einem fortschreitenden Nierenversagen, das eine Dialysepflicht oder Transplantation erforderlich macht [3, 4, 5, 6].

Die Rolle des Komplementsystems in der Pathophysiologie der C3G

Die Bezeichnung C3-Glomerulopathie ist auf auf das Komplementprotein C3 zurückzuführen, das durch eine durch Mutationen und/oder Autoantikörper* bedingte Fehlregulierung der Immunabwehr und die dadurch verursachte dauerhafte Aktivierung des Komplementsystems übermäßig gebildet und in kleinere Bestandteile zerlegt wird. Diese lagern sich in den Glomeruli ab, was dort zu Entzündungen und Schäden führt (Einzelheiten zum Mechanismus

* Mutationen werden bei etwa 20 – 25 % der C3G-Fälle nachgewiesen. Sie können unter anderem Komplementregulatoren wie Faktor H und Faktor I oder auch einzelne Komplementfaktoren wie C3 betreffen. Autoantikörper sind bei ca. 50 – 80 % der C3GPatienten nachweisbar und richten sich beispielsweise gegen FB, Faktor H oder die C3-Konvertase [7].

C3-Glomerulopathie –eine seltene, chronischprogrediente Nierenkrankheit

der C3-Amplifikation im Insert auf Seite 69) [7].

Klinische Zeichen, Symptome und Verlauf der C3G

Die Erkrankung verläuft meist individuell und die Symptome können sehr heterogen sein. Sie reichen von einer asymptomatischen Hämaturie und Proteinurie bis hin zu akuten Verläufen mit klassischen GlomerulonephritisSymptomen [3]. Mögliche C3GAnzeichen wie Ödeme, Hypertonie, erhöhte Infektanfälligkeit und Fatigue beeinträchtigen den Alltag der Patienten und die Lebensqualität [7, 10]. Der vorrangig auffälligste Laborparameter ist eine Proteinurie, die in mehr als 50 % der Fälle in ein nephrotisches Syndrom mündet [7]. Die durch C3-Ablagerungen ausgelöste Entzündung führt zu einer fortschreitenden Vernarbung des Nierengewebes [11]. Bei 30 – 50 % der Erwachsenen und ca. 70 % der Kinder kommt es innerhalb von 10 Jahren nach der C3G-Diagnose zum Nierenversagen. Schon mit im Median 36 Jahren leben 50 % der Betroffenen mit einer Spenderniere [2, 3]. Jedoch ist der Erfolg einer Organersatztherapie ungewiss: Nach der

Transplantation tritt die C3G häufig erneut auf, was je nach Subtyp bei etwa der Hälfte bzw. 3 Viertel der Patienten in einem Transplantatverlust resultiert [12].

Diagnostik der C3G

Die Patienten suchen meist wegen eher unspezifischen Symptomen wie Ödemen, Fatigue, Hämaturie und Hypertonie einen Arzt auf. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung wird die C3G aber nur schwer erkannt [13]. Besteht nach Blutdruck-, Proteinurie-, Hämaturie- und eGFR-Analysen der Verdacht auf eine C3G, muss der Patient sofort an ein nephrologisches Zentrum überwiesen werden. Denn aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu anderen Nierenkrankheiten kann eine C3G nur über eine Nierenbiopsie mittels verschiedener Verfahren (wie Licht-, Fluoreszenz- und Elektronenmikroskopie) sicher festgestellt werden. Die Unterteilung in Dense Deposit Disease (DDD) und C3-Glomerulonephritis (C3GN) ist anhand der Lokalisation der Ablagerungen möglich [3, 4, 5].

Neuere Daten einer Analyse von Niepolski et al. zeigen bei Kindern einen signifikanten (p = 0,008) Zusammenhang zwischen dem Ge-

Überaktivierung des Komplementsystems als Treiber der der Glomerulopathie

inhibitorischen Proteinen kontrolliert bzw. reguliert wird.7 Auf niedrigem Niveau kommt es in der Flüssigphase permanent zu einer spontanen Hydrolyse von C3, welche auch als „Tick-Over“ bezeichnet wird. Das entstehende C3(H2O) bindet Faktor B (FB), welcher durch Faktor D (FD) gespalten wird. Eine sogenannte Flüssigphasen-C3-Konvertase (C3(H2O)Bb) entsteht, welche C3 in C3a und C3b spaltet. C3b kann wiederum ebenfalls FB binden und nach Spaltung durch FD die zweite, zentrale C3-Konvertase des AP (C3bBb) bilden.7,8 Zur Stabilisierung der C3-Konvertasen lagert sich Properdin an, welches durch seine effiziente Bindung an C3-Konvertasen sowohl deren Stabilität als auch die Aktivität des AP erhöht.9 Der AP endet proximal in der Entstehung der C3-Konvertasen. Diese können weiteres C3 spalten, wodurch es zu einer Amplifikation kommt.7,8

Wie man heute weiß, ist die zentrale Voraussetzung für die Entwicklung einer C3G die Dysregulation des alternativen Weges (AP) des Komplementsystems, wodurch dieser übermäßig stark aktiviert wird [7]. Der AP befindet sich normalerweise im ständigen „Leerlauf“ und übt eine immunologische Überwachungs- und Kontrollfunktion aus, die ihrerseits über eine Reihe von inhibitorischen Proteinen kontrolliert bzw. reguliert wird [7]. Auf niedrigem Niveau kommt es in der Flüssigphase permanent zu einer spontanen Hydrolyse von C3, die auch als „Tick-Over“ bezeichnet wird (siehe Abbildung).

Klassischer Weg Immunkomplexe

Lektin-Weg Kohlenhydratmotive

Alternativer Weg konstitutiv aktiv (niedriges Level)

Aktivierung

Amplifikation

Ohne Auslöser inaktiv

C5-Konvertasen C3-Konvertasen

Tick-Over

Physiologische E ekte

Opsonierung (Markierung für die Phagozyte)

Entzündung

Zelllyse

= Konvertase

Das dabei entstehende C3(H2O) bindet Faktor B (FB), der durch Faktor D (FD) gespalten wird. Es entsteht eine sog. Flüssigphasen-C3-Konvertase (C3(H2O)Bb), die C3 in C3a und C3b spaltet. C3b kann wiederum ebenfalls FB binden und nach Spaltung durch FD die zweite, zentrale C3-Konvertase des AP (C3bBb) bilden [7, 8]. Zur Stabilisierung der C3-Konvertasen lagert sich Properdin an, welches durch seine effiziente Bindung an C3-Konvertasen sowohl deren Stabilität als auch die Aktivität des AP erhöht [9]. Der AP endet proximal in der Entstehung der C3-Konvertasen. Diese können weiteres C3 spalten, wodurch es zu einer Amplifikation kommt [7, 8].

C3 und C3-Fragmente lagern sich in den Glomeruli ein, was letztlich zum Funktionsverlust der Nieren sowie zur Zelllyse führt. Der Zelluntergang tritt durch Opsonierung und Porenbildung aufgrund des terminal gebildeten Membranangriffkomplexes (MAC) ein [10, 11].

Iptacopan

Iptacopan (Fabhalta®) ist ein oraler Faktor-B-Inhibitor des alternativen Komplementwegs (AP). Der Wirkstoff bindet reversibel und selektiv an das aktive Zentrum von FB und seinem Fragment Bb (als proteolytisch aktiver Teil der C3- und C5-Konvertasen des AP). Dadurch werden die Spaltung des Komplementproteins C3 und damit die glomerulären C3-Ablagerungen verringert. Iptacopan ist unter dem Handelsnamen Fabhalta® seit Mai 2024 in der Europäischen Union für die Behandlung von Erwachsenen mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH), die eine hämolytische Anämie aufweisen, zugelassen. Im Dezember 2018 hat Iptacopan von der EMA den Orphan-Drug-Status bei C3G erhalten. Seit dem 31. März 2025 ist Iptacopan in der EU zugelassen zur Behandlung erwachsener C3G-Patienten in Kombination mit einem Renin-Angiotensin-System (RAS)-Inhibitor sowie bei Patienten, die intolerant gegen RAS-Inhibitoren sind oder bei denen ein RAS-Inhibitor kontraindiziert ist [14].

Die empfohlene Dosis beträgt 200 mg, die zweimal täglich oral eingenommen wird [14].

schlecht und der Inflammationsart. So betrug der Anteil männlicher C3GN-Betroffener 71 %, während es bei DDD nur 38 % waren. Bei Erwachsenen wurde dieser signifikante Zusammenhang nicht beobachtet (p = 0,414) [3].

C3-Ablagerungen können häufig auch bei postinfektiöser Glomerulonephritis (PIGN) festgestellt werden. Auf Basis histologischer Eigenschaften allein sind die Erkrankungen daher schwer zu unterscheiden. Jedoch ermöglichen der klinische Verlauf und die Laborergebnisse die Differenzierung: Die Nierenfunktion von PIGNPatienten normalisiert sich meist und Hämaturie sowie Proteinurie verschwinden ein paar Wochen nach der therapeutischen Intervention [3]. Die endgültige Diagnosestellung der C3G ist daher oft nicht allein über eine pathologische Begutachtung, sondern nur durch die Zusammenschau mit einer Komplementanalytik und einer humangenetischen Diagnostik möglich [7].

Bisherige Leitlinienempfehlung für die Therapie der G3G

Die aktuellen Leitlinien aus dem Jahr 2021 empfehlen bei mittelschwer bis schwer ausgeprägter Erkrankung gängige supportive Maßnahmen und eine Immunsuppression. In späteren Krankheitsstadien kann eine Nierenersatztherapie in Form von Dialyse oder Nierentransplantation notwendig werden [4, 5].

Iptacopan – die erste zugelassene zielgerichtete C3G-Therapie

Seit April 2025 ist mit Iptacopan (Fabhalta®) der erste Komplementinhibitor für die Behandlung von Erwachsenen mit C3G zugelassen [14]. Der innovative Wirkstoff zielt auf die zugrundeliegende Ursache der C3G ab: Der FaktorB-Inhibitor blockiert selektiv die Überaktivierung des alternativen Komplementwegs (AP), indem es die mit dem AP verbundene

C3-Konvertase-Aktivität hemmt. Dies führt zu einer verminderten Spaltung von C3 und zu einer geringeren C3-Ablagerung in der Niere [14]. Wie die Ergebnisse der Zulassungsstudie APPEAR-C3G, der ersten randomisierten, placebokontrollierten Phase-III-Studie bei C3G, zeigen, wird dadurch die Proteinurie reduziert und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate verbessert – das Fortschreiten des Nierenversagens wird verzögert [14 – 18].

Signifikante Reduktion der glomerulären C3-Ablagerungen

Die Zulassung von Iptacopan für die Therapie der C3G stützt sich vor allem auf die Daten der Studie APPEAR-C3G, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Iptacopan im Vergleich zu Placebo (jeweils zusätzlich zur Standardtherapie) untersuchte. Eingeschlossen wurden 74 erwachsene Patienten im Alter zwischen 12 und 60 Jahren mit durch Biopsie bestätigter C3G, einem Protein-Kreatinin-Quotienten (UPCR) ≥1 g/g und einer eGFR ≥ 30 ml/min/1,73 m2.

Die Studienteilnehmer wurden 1:1 randomisiert und erhielten 6 Monate lang entweder 200 mg Iptacopan oral zweimal täglich (n = 38) oder Placebo (n = 36), gefolgt von einem 6-monatigen open-label Behandlungszeitraum, in dem die Patienten 200 mg Iptacopan oral zweimal täglich erhielten. Zusätzlich bekamen alle Patienten 90 Tage vor der Randomisierung und während der gesamten Studie eine stabile, maximal verträgliche Dosis eines RASInhibitors. Alle 74 Patienten beendeten die Doppelblindphase und 73 Patienten beendeten die open-label Behandlungsphase mit Iptacopan [17, 18].

Abnahme der P roteinuri e gegenüber dem Ausgangswert in Prozent ,

Abbildung 1: Ergebnisse der APPEAR-C3G-Studie für den primären Wirksamkeitsendpunkt: Unter der Therapie mit Iptacoban kam es im Vergleich zu Placebo zu einer signifikanten Abnahme der Proteinurie [14].

Primärer Wirksamkeitsendpunkt war die Reduktion der Proteinurie in Monat 6 der doppelblinden Periode gegenüber dem Ausgangswert, bestimmt mittels UPCR im 24-Stunden-Sammelurin. Wichtige sekundäre Endpunkte waren die Veränderung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) sowie die Veränderung des C3-Deposit-Score in einer Nierenbiopsie gegenüber Baseline.

Nach 6 Monaten hatte sich bei den mit Iptacopan behandelten Patienten die Proteinurie gemessen am Kreatinin-Quotienten (UPCR) im 24-Stunden-Sammelurin um

30,2 % gegenüber Baseline verringert, während sie in der Placebogruppe um 7,6 % zugenommen hatte. Der Unterschied war mit 35,1 % statistisch signifikant (95%-KI: 13,8 – 51,1; einseitiger p = 0,0014) (Abb. 1). Der Effekt von Iptacopan auf die 24-Stunden-UPCR hielt 12 Monate lang an [14].

Auch hinsichtlich der eGFR war Iptacopan Placebo überlegen: Sie hatte sich nach 6 Monaten um 2,2 ml/min/1,73 m² im Vergleich zu Placebo gegenüber Baseline verbessert (p = 0,1945). Die eGFR blieb während der 12-monatigen Studiendauer im Iptacopan-Arm

Iptacopan reduzierte den glomerulären C3-Deposit-Score (nominell signifikant) in Monat 6 im Vergleich zu Placebo Die Änderung des C3-Deposit-Scores gegenüber

stabil (+0,4 ml/min/1,73 m² im Vergleich zum Ausgangswert) [15, 16]. Die 6-monatige Behandlung mit Iptacopan führte außerdem zu einer signifikanten Reduktion der glomerulären C3-Ablagerungen (Abb. 2) [14].

Iptacopan zeigte ein günstiges Sicherheitsprofil, es wurden keine therapiebezogenen Abbrüche während der Studie gemeldet [14].

Literatur

1 Schena FP et al. A narrative review on C3 glomerulopathy: a rare renal disease. Int J Mol Sci 2020;21:525

2 Smith RJH et al. C3 glomerulopathy –understanding a rare complement-driven renal disease. Nat Rev Nephrol 2019;15: 129-143

3 Niepolski L et al. Diagnostic problems in C3 glomerulopathy. Biomedicines 2023; 11:1101

4 Goodship TH et al. Atypical hemolytic uremic syndrome and C3 glomerulopathy: conclusions from a “Kidney Disease: Improving Global Outcomes” (KDIGO) Controversies Conference. Kidney Int 2017;91:539-551

5 KDIGO. KDIGO 2021 Clinical Practice Guideline for the Management of Glomerular Diseases. Kidney Int 2021;100:1-276

6 National Organization for Rare Disorders (NORD). C3 glomerulopathy: dense deposit disease and C3 glomerulonephritis. https://rarediseases

7 Hohenstein B et al. „State-of-the-art“: C3-Glomerulopathie und membranoproliferative Glomerulonephritis – Ein Konsensus. Nephrologe 2015;10:327-340

Abbildung 2: Iptacopan reduzierte den glomerulären C3-Deposit-Score (nominell signifikant) in Monat 6 im Vergleich zu Placebo [14].

Iptacopan vs. Placebo

8 Merle NS et al. Complement system part I – molecular mechanisms of activation and regulation. Front Immunol 2015;6: 262

9 Alcorlo M et al. Structural basis for the stabilization of the complement alternative pathway C3 convertase by properdin. PNAS 2013;110:13504-13509

10 Pouw RB et al. Tipping the balance: intricate roles of the complement system in disease and therapy. Semin Immunopathol 2021;43:757-771

11 Caravaca-Fontán F et al. Update on C3 glomerulopathy: a complement-mediated disease. Nephron 2020;144:272-280

12 Medjeral-Thomas NR et al. C3 glomerulopathy: clinicopathologic features and predictors of outcome. Clin J Am Soc Nephrol 2014;9:46-53

13 Tyagi N et al. Value in Health 2019;22: 919

14 Fachinformation Fabhalta®; Stand: März 2025

15 Kavanagh D et al. Efficacy and safety of Iptacopan in patients with C3 glomerulopathy: results from the phase 3 APPEAR-C3G trial. Präsentiert beim Kongress der European Renal Association (ERA) am 25. Mai 2024 in Stockholm, Schweden

16 Smith RJ et al. efficacy and safety of iptacopan in patients with C3 glomerulopathy: 12-month results from the phase 3 APPEAR-C3G study. Präsentiert bei der American Society of Nephrology (ASN) Kidney Week 2024; 23.-27.10.2024 in San Diego, USA

17 Bomback AS et al. Alternative complement pathway inhibition with iptacopan for the treatment of C3 glomerulopathy –study design of the APPEAR-C3G trial. Kidney Int Rep 2022;7:2150–2159

18 ClinicalTrials.gov. NCT04817618. A multicenter, randomized, double-blind, parallel group, Placebo-Controlled Study to Evaluate the Efficacy and Safety of Iptacopan (LNP023) in complement 3 glomerulopathy (APPEAR-C3G). https:// clinicaltrials.gov/study/NCT04817618

Nelia – ein digitaler Begleiter für Patienten mit seltenen Nierenerkrankungen

Die kostenfreie, einfach intuitiv zu bedienende Nelia-App* hilft Patienten dabei, ihre seltene Nierenerkrankung besser zu verstehen und souverän zu managen. Sie bietet folgende Funktionen:

Symptome und Lebensqualität nachverfolgen: Symptome und wie sie das tägliche Leben beeinflussen können mit Nelia erfasst und gespeichert werden. Die App hilft dabei, Veränderungen der Symptome zu verstehen.

Unterstützung des emotionalen und mentalen Wohlbefindens: Nelia bietet Achtsamkeits- und Atemübungen an, die von Psychologen entwickelt wurden, um das emotionale Wohlbefinden zu fördern und bei der Entwicklung von Bewältigungsstrategien zu helfen.

Personalisierte Lerninhalte:

Umfangreiche krankheitsbezogene Informationen, z.B. zum Umgang mit der Erkrankung, Tipps zu Ernährung und Bewegung sowie Ratschläge zur Bewältigung, werden individuell auf die Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten.

Sammlung aller wichtigen Daten: Mit Nelia lassen sich alle relevanten Gesundheitsdaten, z.B. Laborwerte, einfach erfassen und abrufen.

Verwaltung der Arzttermine:

Nelia unterstützt bei der Vorbereitung und Verwaltung von Terminen und bietet die Möglichkeit, Fragen und Anliegen zu notieren.

Unterstützung bei der Medikation:

Nelia speichert die Medikamentenpläne und erinnert pünktlich an die Medikamenteneinnahme.

Zum kostenlosen Download scannen: Apple App Store Google Play

Anschrift der Verfasserin:

Brigitte Söllner Medizinjournalistin und Wissenschaftliche Lektorin Lärchenweg 10 91058 Erlangen brigitte.soellner@online.de

* Entwickelt von Dawn Health mit Unterstützung von Novartis Pharma AG).

RSV-Impfung: Erstattung für ältere Erwachsene im Rahmen der STIKO-Empfehlung ab sofort bundesweit möglich

Mit Wirkung zum 1. Juli 2025 liegen für alle 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Impfvereinbarungen vor, die um die Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ergänzt sind. Damit sind Verordnungsweg, Abrechnung und Vergütung der RSVImpfung für gesetzlich Versicherte vertraglich geregelt. Eine Abrechnung über die Versichertenkarte ist somit für alle gesetzlich versicherten Personen, für die es eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) gibt, im ganzen Bundesgebiet möglich. Bereits im September 2024 wurde die RSV-Schutzimpfung auf Basis der Impfempfehlung der STIKO in die SchutzimpfungsRichtlinie aufgenommen und damit zur Pflichtleistung gesetzlicher Krankenkassen. Dank der nun flächendeckend verfügbaren Abrechnung via Versichertenkarte können Praxisteams die RSV-Impfung als einfach planbaren und festen Bestandteil in ihre Praxisroutine integrieren und den Leistungskatalog gegen impfpräventable Erkrankungen erweitern.

Der adjuvantierte RSV-Impfstoff Arexvy® von GSK, der nach Einzeldosis bei Menschen ab 60 Jahren eine kumulative Wirksamkeit von 62,9 % über 3 RSV-Saisons gegen RSV-bedingte Erkrankungen der unteren Atemwege (LRTD) aufweist, ermöglicht dabei hohe Flexibilität bei der Wahl des Impfzeitpunkts [1]. Dank der langen Wirkdauer ist die Impfung

Arexvy®

Der RSV-Impfstoff von GSK enthält ein rekombinantes RSV-Fusionsprotein-Antigen (RSVPreF3) in Kombination mit dem Adjuvans AS01E von GSK. Die Europäische Kommission hat den Impfstoff für die aktive Immunisierung von Erwachsenen im Alter von 60 Jahren und älter sowie für 50- bis 59-Jährige mit erhöhtem Risiko für eine RSV-Erkrankung zur Prävention von RSV-Erkrankungen der unteren Atemwege zugelassen [2]. Seit September 2024 haben alle gesetzlich Versicherten ab einem Alter von 75 Jahren sowie 60 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren Anspruch auf eine einmalige RSVImpfung.

auch saisonunabhängig möglich und kann bei nächstbester Gelegenheit, etwa im Rahmen routinemäßiger Kontrolluntersuchungen, administriert werden.

Vulnerable Personengruppen auf Präventionsmöglichkeit hinweisen

Insbesondere Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe gemäß der STIKO-Empfehlung sollten proaktiv von ärztlichem Personal auf die Möglichkeit eines RSV-Impfschutzes aufmerksam gemacht werden, um schweren Verläufen oder den Folgen einer RSV-Infektion vorzubeugen. Dies betrifft zunächst alle Menschen ab 75 Jahren (Abrechnungsziffer 89137, Standardimpfung). Für diese Patientengruppe besteht ein besonders hohes Risiko für eine RSVbedingte Hospitalisierung [2]. Außerdem gilt dies für Menschen im Alter von 60 – 74 Jahren, die an einer schweren Grunderkrankung leiden oder in einer Pflegeeinrichtung leben (Abrechnungsziffer 89138, Indikationsimpfung). Zu den Grunderkrankungen gehören u.a. schwere Formen chronischer Erkrankungen der Atmungsorgane, der Nieren oder des HerzKreislauf-Systems sowie Diabetes

mellitus [3]. Bei grunderkrankten Personen dient eine RSV-Impfung nicht nur dem Schutz vor schweren Verläufen, sondern auch der Vermeidung von Exazerbationen einer Grunderkrankung. So steigt neuen Kassendaten zufolge das Exazerbationsrisiko bei Menschen ab 60 Jahren mit Asthma bzw. COPD aufgrund einer RSV-Infektion um das 6- bzw. das 3,8-Fache [3].

Zulassungserweiterung zum Schutz weiterer Personengruppen nutzen

Die erweiterte Zulassung von RSV-Impfstoffen wie beispielsweise dem adjuvantierten Impfstoff erlaubt es, auch Patienten ab 50 Jahren mit Grunderkrankungen und einem erhöhten Risiko für einen schweren RSV-Verlauf eine RSV-Immunisierung anbieten zu können [1]. Für diese Patientengruppe kann die Impfung nach wie vor über ein Privatrezept verordnet und die Impfleistung gemäß GOÄ abgerechnet werden. Eine Erstattung der Kosten ist in Absprache mit der jeweiligen Krankenkasse möglich.

Quellen

1 Fachinformation Arexvy®, aktueller Stand

2 RKI – Epidemiologisches Bulletin 32/2024

3 Marijic P et al. Pharmacoecon Open 2025; 9:445-459

Sativex® zur Ad-on-Therapie der MS-Spastik

Etwa 80 % der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) sind von Spastik und verschiedenen damit assoziierten Symptomen betroffen [1]. Mit dem cannabinoidbasierten Fertigarzneimittel Sativex® (Nabiximols) steht eine wirksame Addon-Therapie zur Verfügung, die nicht nur einzelne Beschwerden, sondern den gesamten mit der MSSpastik verbundenen SymptomKomplex adressiert [2, 3, 4]. Der Endocannabinoid-Modulator besteht aus den beiden Wirkstoffen THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) und ist indiziert, wenn durch die bisherigen Therapieoptionen keine Besserung der Symptomatik erzielt werden kann [6]. Alle praxisrelevanten Informationen zur erfolgreichen Anwendung von Sativex® sowie kompaktes Wissen rund um Spastik bei MS finden Behandler unter almirallmed.de.

Von „A“ wie Anwendung bis „V“ wie Verordnung

Eine erfolgreiche Therapie setzt immer eine korrekte Anwendung und Dosierung des jeweiligen Präparates durch die Patienten voraus. Mindestens ebenso wichtig ist deren langfristige aktive Mitarbeit. Auf seinem Serviceportal bietet Almirall eine Fülle von Materialien zum Download bzw. deren Bestellung sowie die kompakten Videos aus der Reihe „5 Minuten mit…“, in der renommierte Experten aus den Bereichen Neurologie und Schmerztherapie auf Fragen rund um das Thema MS eingehen. Der

Anwendungs-HUB mit der Neurologin Dr. Michaela Krause aus Wolfratshausen liefert einen guten Überblick zu den Bereichen „Diagnose Spastik-assoziierter Symptome“, „gelungener Therapiestart mit Sativex®“ sowie „erfolgreiche Begleitung der betroffenen Patienten“ und hält viele Tipps und Tricks für den Praxisalltag bereit.

Sativex® adressiert den gesamten Spastik-Plus-Komplex

Sativex® ist das einzige in Deutschland zugelassene Fertigarzneimittel auf Cannabisbasis zur Add-onBehandlung der mittelschweren bis schweren Spastik bei MS und damit assoziierter Symptome [5] und wird in der S2k-Leitlinie der DGN zur Diagnostik und Therapie der MS explizit zur Add-on-Therapie der Spastik bei MS genannt [6]. Mit dem THC:CBD-Spray gelingt es nicht nur, Spastik und MS-Schmerzen sowie Muskelkrämpfe zu lindern, sondern auch Verbesserungen hinsichtlich Mobilität (Gehfähigkeit/Gangqualität), Schlafstörungen oder Blasenproblemen zu erzielen [2, 3, 4].

Daten aus der offenen, nicht-interventionellen Studie GAIMS (Goal Attainment In MS Spasticity) aus dem Jahr 2024 belegen, dass Sativex® die Patienten dabei unterstützen kann, wichtige Therapieziele zu erreichen [7]. So wurden von den 51 Studienteilnehmern am häufigsten Schmerzlinderung (68,6 %) sowie Verbesserungen der Gehfähigkeit (52,9 %) und des Schlafes (49 %) als individuelle Ziele genannt. In Woche 12 wurden 62 % der ausgewählten Ziele „wie erwartet“ oder „besser als erwartet“ erreicht [7]. Außerdem hatten die anhand der numerischen Ratingskala gemessenen Werte für

Spastik und Schmerzen um 52,7 % bzw. 53,1 % abgenommen [7].

Einfache Verordnung seit Wegfall der BtM-Pflicht

Seit Inkrafttreten des Gesetzes zum kontrollierten Umgang mit Cannabis und zur Änderung weiterer Vorschriften im vergangenen Jahr ist das THC:CBD-Spray das einzige in Deutschland zugelassene THC:CBD-Fertigarzneimittel zur Add-on-Behandlung der mittelschweren bis schweren Spastik bei MS und damit assoziierter Symptome, das nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) fällt [8]. Die Verordnung hat sich dadurch deutlich vereinfacht, denn es entfallen BtM-Rezepte sowie die aufwendige Dokumentation der Verschreibung und die persönliche Übergabe von Rezepten. Nach wie vor gilt jedoch: Aufgrund des Zulassungsstatus sind cannabishaltige Fertigarzneimittel wie Sativex® laut geänderter Arzneimittel-Richtlinie getrockneten Blüten oder Extrakten vorzuziehen [9].

Quellen

1 Rizzo MA et al. Mult Scler 2004;10:589595

2 Markovà J et al. Int J Neuroscience 2019;129:119-128

3 Coghe G et al. J Neurol 2015;262:24722477

4 Vermersch P et al. Eur Neurol 2016; 76:216-226

5 Fachinformation Sativex®; Stand: Mai 2024

6 Hemmer B et al. S2k-Leitlinie der DGN, https://lmy.de/XNmYq

7 Haupts MR et al. Neurodegener Dis Manag 2024;14:11-20

8 www.recht.bund.de/bgbl/1/2024/109/ VO.html?nn=55638

9 www.g-ba.de/beschluesse/5915/

Drei von vier Frauen sind mindestens einmal in ihrem Leben von einer Vulvovaginalkandidose mit dem hauptsächlichen Erreger Candida albicans betroffen [1]. Begünstigt wird eine vaginale Pilzinfektion oft durch die Einnahme von Antibiotika, Immunsuppressiva, Grunderkrankungen wie Diabetes oder übertriebene Intimhygiene [1]. Die mit einer Vulvovaginalkandidose einhergehenden Symptome wie Juckreiz, vaginale Rötung und Brennen rufen bei den betroffenen Frauen einen hohen Leidensdruck hervor. Fundament der Therapie ist die lokale Anwendung von Antimykotika.

In-vitro-Studie zeigt Überlegenheit von Clotrimazol gegenüber Nystatin

Der derzeitige Goldstandard ist die leitliniengerechte Therapie einer Vulovovaginalkandidose mit topischem Clotrimazol [1]. Aber auch Nystatin kommt häufig zum Einsatz. Nun wurde erstmalig die Wirksamkeit der beiden Substanzen in einer In-vitro-Studie verglichen [2].

In dem quantitativen Vergleich wurden Vaginaltabletten mit 500 mg bzw. 200 mg Clotrimazol und Milchsäure-Zusatz (Canesten® Gyn Once und Canesten® Gyn 3-Tage-Therapie) sowie Vaginaltabletten mit 100.000 IE. Nystatin in 3 Untersuchungsmodellen gegen Candida albicans getestet: Direktauflage, Agar-Diffusionstest und Röhrchen-Dilutionstest.

In allen 3 Modellen zeigte sich eine deutliche Überlegenheit der Clotrimazol-haltigen Vaginaltabletten. Unter anderem ergab die Auszählung der koloniebildenden Einheiten auf dem Nährmedium

Vulvovaginalkandidose: Canesten® Gyn Once –das stärkere Clotrimazol mit Booster

im Dilutionstest, dass die Vaginaltabletten von Canesten® Gyn Once und Canesten® Gyn 3-TageTherapie um das 17-Fache bzw. 5-Fache wirksamer waren als die Nystatin-Vaginaltabletten [2].

Canesten® Gyn enthält Milchsäure als Booster

Für die höhere Wirksamkeit von Clotrimazol in Canesten® Gyn gegenüber anderen Vaginaltabletten sorgt der Zusatz von Milchsäure. So waren in einem In-vitro-Vergleich von Clotrimazol-Vaginaltabletten mit und ohne Milchsäurezusatz die Formulierungen mit Milchsäure deutlich fungizider als jene ohne: Bei den 200 mg-Clotrimazol-Vaginaltabletten um den Faktor 4 und bei den 500 mg-Vaginaltabletten sogar um den Faktor 7 [3].

Höhere Clotrimazol-Dosierung beschleunigt Wirkeintritt

Die Dosierung von Clotrimazol hat aber nicht nur einen Effekt auf die Fungizität, sondern auch auf die Schnelligkeit des Wirkeintritts. In einer offenen, multizentrischen und in Deutschland durchgeführten nicht interventionellen Studie

mit 978 Patientinnen führte die 1-Tages-Therapie mit der Canesten® Gyn-Once-Vaginaltablette (500 mg Clotrimazol) zu einem schnelleren Rückgang der Symptome Rötung, Juckreiz und Brennen als die 3-Tage-Therapie (200 mg Clotrimazol pro Vaginaltablette) [4].

Fazit

Aus den Studienergebnissen lässt sich schließen, dass milchsäurehaltige Vaginaltabletten mit 500 mg Clotrimazol das effektivste und am schnellsten wirksame lokale Antimykotikum in der Therapie der Vulvovaginalkandidose sind. Elisabeth Wilhelmi, München

Literatur

1 S2k-Leitlinie Vulvovaginalkandidose, Stand Sept. 2020; AWMF-Registernr. 015/072

2 Tietz HJ Gyn 2025;30:158-166

3 Tietz HJ, Yesilkaya T. Gyne 2022;4:12-16

4 Tietz HJ, Becker NH. Gyne 2011;11:1215

Die Sichelzellkrankheit (Sickle Cell Disease, SCD) ist eine autosomal-rezessiv vererbte, progrediente und lebensverkürzende Erkrankung der roten Blutkörperchen. Ursache ist eine Punktmutation auf dem Gen, das für die Hämoglobin-Beta-Kette (HBB) codiert. Folge ist eine veränderte Struktur des Hämoglobins, die zu einer Veränderung der Erythrozyten-Form führt: Die roten Blutkörperchen sind nicht mehr rund und elastisch, sondern sichelförmig und starr. Diese Sichelzellen schädigen das Endothel und können kleine Blutgefäße verstopfen. Die daraus resultierenden Gefäßverschlüsse (vasookklusiven Krisen, VOC) führen zu einer verminderten Durchblutung von Geweben und Organen und letztlich zum Organversagen. Da die Sichelzellen sehr schnell abgebaut werden, kann sich zusätzlich eine hämolytische Anämie entwickeln [1].

Auch die transfusionsabhängige Beta-Thalassämie (TDT) ist eine Erbkrankheit, die durch eine Mutation im HBB-Gen ausgelöst wird. Sie führt zu einer zu geringen oder fehlenden Produktion von Betaglobin, einem wichtigen Baustein des Hämoglobins. Ein erheblicher Teil der Betroffenen ist wegen der schweren Anämie alle 2 Wochen auf Bluttransfusionen angewiesen und benötigt eine lebenslange symptomatische Eisenchelat-Therapie zur Vorbeugung einer Schwermetallvergiftung [2].

Für Patienten mit SCD oder TDT sind die Therapiemöglichkeiten bisher sehr begrenzt – die einzige kurative Behandlung besteht in einer Stammzelltransplantation, die jedoch nur für wenige Betroffene infrage kommt und mit immunologisch bedingten Komplikationen wie Transplantat-Abstoßung und Spender-gegen-Empfänger-

Sichelzellkrankheit und transfusionsabhängige Beta-Thalassämie: Follow-up-Daten belegen den anhaltenden Nutzen von Exa-cel

Erkrankung einhergehen kann. In den meisten Fällen konzentriert sich die Therapie auf die Schmerzlinderung und die Begrenzung von Organschäden, was oft eine lebenslange Gabe von Medikamenten und regelmäßige Bluttransfusionen erfordert. Die Lebenserwartung der von SCD oder TDT Betroffenen ist mit rund 55 Jahren stark reduziert [3, 4].

Vor diesem Hintergrund ist die von Vertex Pharmaceuticals entwickelte Gentherapie Exagamglogene autotemcel (kurz: Exa-cel, Handelsname Casgevy®) ein bemerkenswerter vielversprechender Ansatz, um die Krankheitsursache – den Gendefekt – zu beheben.

Maßgeschneiderte kausale Therapie mit CRISPR/Cas9

Exa-cel ist eine auf der CRISPR/ Cas9-Geneditierung basierende Ex-vivo-Therapie, bei der autologe hämatopoetische Stammzellen aus dem Blut der Patienten gewonnen und mithilfe der CRISPR/Cas9Technologie genetisch so modifiziert werden, dass diese wieder fetales Hämoglobin bilden, das die bei SCD und TDT mutierte BetaVariante des Hämoglobins ersetzt [5, 6]. Damit bietet Exa-cel den

von TDT und SCD betroffenen Patienten die Möglichkeit einer dauerhaften funktionellen Heilung. Casgevy® ist zugelassen für die Behandlung geeigneter Patienten ab 12 Jahren mit schwerer SCD mit rezidivierenden vasookklusiven Krisen oder transfusionsabhängiger TDT, die für eine Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen (HSZ) geeignet sind und für die kein humaner Leukozyten-Antigen (HLA)-kompatibler, verwandter HSZ-Spender zur Verfügung steht [7].

CLIMB-Studien belegen dauerhafte transformative Wirkung

Die Zulassung von Casgevy® durch die Europäische Kommission basiert auf den Daten der Studien CLIMB-111, -121 und -131*,

* Die offenen Phase-I/II/III-Studien CLIMB-111 und CLIMB-121 sind für die Rekrutierung geschlossen. Patienten mit SCD oder TDT werden gebeten, an der laufenden, offenen Langzeitstudie CLIMB-131 teilzunehmen. CLIMB-131 ist darauf ausgelegt, die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit von Casgevy® bei Patienten zu untersuchen, Casgevy® erhalten haben, einschließlich derjenigen, die an anderen CLIMB-Studien teilgenommen haben. Die Studie ist so angelegt, dass die Patienten bis zu 15 Jahre nach der Casgevy®-Infusion beobachtet werden.

die die Wirksamkeit einer Einzeldosis von Casgevy® bei Patienten im Alter von 12 – 35 Jahren mit TDT oder SCD und wiederkehrenden VOC untersuchten [8, 9].

Der in diesen Studien beobachtete klinisch relevante Nutzen der Gentherapie wurde nun durch aktuelle Follow-up-Daten bestätigt, die auf dem diesjährigen Kongress der European Hematology Association (EHA) vorgestellt wurden. Demnach beträgt die längste Nachbeobachtungszeit bei SCD-Betroffenen nun mehr als 5,5 Jahre und bei TDT-Betroffenen mehr als 6 Jahre, mit einem Mittelwert von 39,4 bzw. 43,5 Monaten.

Die Langzeitergebnisse von CLIMB-121 und CLIMB-131 sprechen dafür, dass Exa-cel Patienten mit schwerer SCD oder transfusionsabhängiger TDT einen bedeutenden und dauerhaften klinischen Nutzen bieten kann:

Bei SCD waren 43/45 (95,6 %) der Patienten mit auswertbaren Daten (mindestens 16 Monate Nachbeobachtungszeit) für mindestens 12 aufeinanderfolgende Monate (VF12) frei von vasookklusiven Krisen (95%KI: 84,9 – 99,5). Die durchschnittliche Dauer der VOCFreiheit betrug 35 Monate (Spanne 14,4 – 66,2 Monate).

Alle Patienten mit auswertbaren Daten (45/45 = 100 %) waren für mindestens 12 aufeinander folgende Monate frei von stationären Krankenhausaufenthalten wegen schwerer VOC (HF12) (95%- KI: 92,1 – 100), wobei die durchschnittliche Dauer ohne Krankenhausaufenthalt 36,1 Monate betrug (Spanne 14,5 – 66,2 Monate).

Bei TDT erreichten 54/55 (98,2 %) der Patienten mit auswertbaren Daten (mit ei-

ner Nachbeobachtungszeit von mindestens 16 Monaten) eine Transfusionsunabhängigkeit von mindestens 12 aufeinanderfolgenden Monaten mit einem gewichteten durchschnittlichen Hämoglobin (Hb) von mindestens 9 g/dl (TI12) (95%KI: 90,3 – 100). Die mittlere Dauer der Transfusionsunabhängigkeit betrug 40,5 Monate (Spanne 13,6 – 70,8 Monate).

Ein Studienteilnehmer, der TI12 noch nicht erreicht, aber auswertbare Daten hat, ist seit 14,8 Monaten transfusionsfrei.

Bei 39/56 (69,6 %) der behandelten Patienten konnte die Eisenchelat-Therapie nach der Infusion mit Casgevy® für mehr als 6 Monate gestoppt werden, wobei sich der Ferritin- und Lebereisengehalt nachhaltig verbesserten, was darauf schließen lässt, dass Casgevy® das Potenzial hat, eine ineffektive Erythropoese zu korrigieren. Die Patienten zeigen weiterhin stabile Werte für das fetale Hämoglobin (HbF) und die AllelEditierung.

Das Sicherheitsprofil von Exacel ist weiterhin im Allgemeinen konsistent mit der myeloablativen Konditionierung mit Busulfan und der autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation.

Vereinbarungen zur Kostenerstattung erhöhen die Verfügbarkeit für Patienten auf der ganzen Welt

Durch entsprechende Erstattungsvereinbarungen konnte Vertex den Zugang zu Exa-cel für geeignete Patienten mit SCD oder TDT in

zahlreichen Ländern sichern, darunter Österreich, England, Wales, Nordirland, Schottland, die Vereinigten Staaten, das Königreich Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain. Vertex arbeitet weiterhin mit Regierungs- und Erstattungsbehörden auf der ganzen Welt zusammen, um den nachhaltigen Zugang für weitere geeignete Patienten zu sichern.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. AWMF-Leitlinie 025/016 „Sichelzellkrankheit“, Version 2.0 vom 2. Juli 2020

2 https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/beta-thalassaemie/@@guideline/html/index.html

3 MedlinePlus. Sichelzellkrankheit. https:// medlineplus.gov/genetics/condition/sickle-cell-disease/

4 Ladis V et al. Survival in a large cohort of Greek patients with transfusion-dependent beta thalassaemia and mortality ratios compared to the general population. Eur J Haematol 2011;86:332-338

5 Jinek M et al. A programmable dualRNA-guided DNA endonuclease in adaptive bacterial immunity. Science 2012;337:816821

6 Doudna J et al. The new frontier of genome engineering with CRISPR/Cas9. Science 2014;346:1258096

7 Fachinformation Casgevy®; Stand: März 2024

8 Locatelli F et al. Exagamglogene autotemcel for transfusion-dependent β-thalassemia. N Engl J Med 2024;390:16631676

9 Frangoul H et al. Exagamglogene autotemcel for severe sickle cell disease. N Engl J Med 2024;390:1649-1662

Der Anti-CD38-Antikörper Daratumumab (Darzalex® SC, abgekürzt D) von Johnson & Johnson ist jetzt in Kombination mit Bortezomib (Velcade®), Lenalidomid (Revlimid®) und Dexamethason (VRd-Regime) auch für nicht transplantationsgeeignete Patienten mit neu diagnostiziertem Multiplen Myelom (NDMM) zugelassen.

Grundlage für die Indikationserweiterung waren die Ergebnisse der Phase-III-Studie CEPHEUS. Darin zeigte die Vierfachkombination DVRd gegenüber der Dreifachkombination VRd eine signifikant höhere Gesamt-MRDNegativitäts-Rate und ein deutlich verbessertes progressionsfreies Überleben (PFS) [1]. Die Daten unterstreichen die hohe Wirksamkeit durch Hinzunahme von Daratumumab in Kombinationstherapien. Das CEPHEUS-Regime gilt als Erweiterung der Daratumumab-basierten Erstlinientherapien, in der für nicht transplantationsgeeignete

Neue und etablierte Behandlungsregime in der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms

Patienten DRd (MAIA-Studie) und bei ASZT-Eignung DVRd gefolgt von Daratumumab-Lenalidomid (DR)-Erhaltung (PERSEUS-Studie) als Standardtherapien etabliert sind.

DVRd versus VRd bei nicht transplantationsgeeigneten Patienten

Der primäre Endpunkt, die Gesamt-MRD-Negativitäts-Rate (minimale Resterkrankung, Sensitivität 10–5), war nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 58,7 Monaten unter DVRd signifikant höher als unter VRd allein (60,9 % vs. 39,4 %; p < 0,0001). Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) war zu diesem Zeitpunkt im DVRd-Arm nicht erreicht, unter VRd lag es bei 52,6 Monaten (Kaplan-Meier-Schätzung; HR: 0,57; 95%-KI: 0,41 – 0,79; p = 0,0005). Die geschätzte PFS-Rate nach 4,5 Jahren (54 Monaten) betrug unter DVRd 68,1 % [1].

Das Sicherheitsprofil der Vierfachkombination war konsistent zu den bekannten Nebenwirkungen der jeweiligen Einzelsubstanzen.

In die internationale, offene, randomisierte Phase-III-Studie CEPHEUS wurden Patienten mit NDMM eingeschlossen, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation (ASZT) als Ersttherapie geeignet waren oder bei denen eine ASZT aufgrund des Studieneinschlusses nicht vorgesehen war. Das mediane Alter des Patientenkollektivs lag bei 70 Jahren, Patienten über 80 Jahre mit einem ECOG (Eastern Cooperative Oncology-Group)-PerformanceStatus >2 sowie solche mit einem Fragilitäts-Score >1 wurden nicht eingeschlossen. 197 Patienten erhielten eine DVRd-Therapie, 198 eine VRd-Therapie. 27 % der DVRd-Patienten waren grundsätzlich transplantationsfähig, jedoch nicht für eine Transplantation vorgesehen [1].

Abkürzungen der Therapieregime

d: Dexamethason

D: Daratumumab (Darzalex® SC)

DR: Daratumumab (Darzalex® SC) + Lenalidomid (Revlimid®)

DRd: Daratumumab (Darzalex® SC) + Lenalidomid (Revlimid®) + Dexamethason

DVRd: Daratumumab (Darzalex® SC) + Bortezomib (Velcade®) + Lenalidomid (Revlimid®) + Dexamethason

R: Lenalidomid (Revlimid®)

V: Bortezomib (Velcade®)

VRd: Bortezomib (Velcade®) + Lenalidomid (Revlimid®) + Dexamethason

Unerwünschte hämatologische Ereignisse (UE) waren unter DVRd häufiger als unter VRd (82,7 % vs. 64,6 %). Nicht hämatologische UEs waren vergleichbar häufig und umfassten periphere sensorische Neuropathien, die bei 55,8 % (DVRd) bzw. 61,0 % (VRd) der Patienten auftraten [1].

DRd als Standard in der Erstlinientherapie bei nicht transplantationsgeeigneten Patienten

Die Dreifachkombination aus Daratumumab, Lenalidomid und Dexamethason (DRd) wurde in der internationalen, offenen Phase-IIIStudie MAIA bei nicht transplantationsgeeigneten NDMM-Patienten, mit einem medianen Alter von 73 Jahren, mit ECOG-Status 1 und ≥2 (65,5 %) und Fragilität (46,7 %) im Vergleich zu Rd geprüft [2, 3]. 368 Patienten erhielten DRd, 369 erhielten nur Rd.

Das mediane Gesamtüberleben betrug 90,3 Monate unter DRd vs. 64,1 Monate unter Rd (HR: 0,67; 95%-KI: 0,55 – 0,82; pnominal < 0,0001) [2]. Das mediane PFS lag unter DRd bei 61,9 Monaten vs. 34,4 Monaten unter Rd, wobei es bei jüngeren Patienten (≤70 Jahre) nach einem mittleren Followup von 64,5 Monaten noch nicht erreicht war [2, 4].

Aufgrund der Wirksamkeitsdaten in einem breiten Patientenkollektiv gilt DRd weiterhin als Standard in der Erstlinientherapie bei nicht transplantationsgeeigneten Patienten. Mit dem handhabbaren Sicherheitsprofil und der praktikablen Anwendung von Daratumumab als subkutane Injektion alle 4 Wochen (ab Zyklus 7) ist die Therapie für die Patienten gut in den Alltag integrierbar.

DVRd + DR-Erhaltung als Standard in der Erstlinientherapie bei transplantationsgeeigneten Patienten

Bei Transplantationseignung ist seit 2024 die Vierfachkombination DVRd + Daratumumab-RErhaltung zugelassen. In der Zulassungsstudie PERSEUS lag die PFS-Rate mit dieser Kombination (n = 355) nach median 47,5 Monaten bei 84 % vs. 68 % im VRd-Vergleichsarm (n = 354) (Kaplan-Meier-Schätzung; HR: 0,42; 95%-KI: 0,30 – 0,59; p < 0,0001) [5]. Auf Basis des aktuellen Trends wurde ein medianes PFS von 17,1 Jahren für DVRd + DR prognostiziert versus 7,3 Jahre unter VRd [6]. Diese Daten unterstreichen den Stellenwert von DVRd + DRErhaltung bei transplantationsgeeigneten Patienten. Sofern keine medizinischen Gründe oder per-

sönlichen Präferenzen der Patienten dagegen sprechen, ist das die geeignete Therapie mit Blick auf Langzeitüberleben und Remissionsfreiheit.

Fazit

Während DRd bei nicht transplantationsfähigen Patienten und DVRd + DR bei ASZT-Eignung als Standard gelten, ergänzt das CEPHEUS-Regime als weitere Daratumumab-basierte Erstlinientherapie die Optionen für NDMMPatienten.

Das hat den Vorteil, dass den Patienten jetzt verschiedene, an ihre individuelle Situation angepasste Therapieregime angeboten werden können und der Arzt flexibler auf den Therapieverlauf reagieren kann.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Usmani SZ et al. Nat Med 2025; doi: 10.1038/s41591-024-03485

2 Facon T et al. Poster P968 presented at EHA; 13–16 June 2024; Madrid, Spain

3 Facon T et al. Leukemia 2022;36:10661077

4 Facon T et al. Poster 4553 presented at ASH; 10–13 December 2022; New Orleans, USA

5 Sonneveld P et al. N Engl J Med 2024; 390:301-313

6 Sonneveld P et al. Oral presentation at EMN; 10–12 April 2025, Athens, Greece

Aus Stammzellen gewonnene neuronale Vorläuferzellen können aktuellen Studien zufolge, wenn sie in bestimmte Hirnbereiche implantiert werden, zu einer klinischen Verbesserung bei Morbus Parkinson führen. Die Therapieinnovation ist insbesondere für Patienten interessant, bei denen die Wirksamkeit von L-Dopa zunehmend nachlässt. Die Frage ist nur, ob die implantierten Zellen auch in einer pathologisch veränderten Umgebung dauerhaft gesund bleiben. In den Studien war das über 18 bzw. 24 Monate der Fall.

Limitationen der Therapie mit L-Dopa

Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung kommt es zum fortschreitenden Untergang von Dopaminproduzierenden Zellen in der Substantia nigra im Mittelhirn, sodass im Striatum und im Großhirn Dopamin als Botenstoff fehlt. Daraus entwickeln sich die für die Krankheit typischen motorischen Symptome wie Tremor, Rigor und Akinese.

Eine wichtige Säule der Parkinson-Therapie stellt daher die Gabe von Levodopa (L-Dopa) dar, einer Dopaminvorstufe, die im Körper zu Dopamin umgewandelt wird. Zunächst können die motorischen Symptome damit gut abgefangen werden, viele Betroffene erleben nach dem Therapiebeginn mit LDopa eine merkliche Verbesserung. Allerdings hat die Therapie Limitationen: Zum einen kann es zu Nebenwirkungen wie gastrointestinalen Problemen oder psychischen Beeinträchtigungen kommen. Das größere Problem ist aber das sich im Verlauf der Erkrankung „schließende Therapiefenster“– es treten vermehrt „On-Off-

Stammzellbasierte Parkinson-Therapie liefert vielversprechende Ergebnisse

Fluktuationen“ auf. Das bedeutet, dass der Zeitraum, in dem das Medikament optimal wirkt, sich zunehmend verkürzt und sich Phasen der Unter- und Überbeweglichkeit (OFF- und ON-Zeiten) abwechseln. Relativ neu sind L-DopaPumpen, die eine kontinuierliche Gabe des Medikaments ermöglichen und so die Fluktuationen eine Zeitlang abfedern. Dennoch nimmt die Wirkung von L-Dopa im Lauf der Zeit ab, auch weil immer mehr Neurone absterben, die L-Dopa zum eigentlichen Botenstoff Dopamin umwandeln können, sodass die Krankheit trotz Medikation voranschreitet.

Stammzellimplantation als dauerhafte Lösung?

Ein neuer Therapieansatz adressiert genau dieses Problem und könnte eine dauerhafte Lösung darstellen: Statt den Botenstoff Dopamin durch den Vorläufer LDopa zu supplementieren, werden aus Stammzellen gewonnene Zellen in einen für die Motorik zuständigen Bereich der Basalganglien, das Striatum, implantiert, wo sie sich zu dopaminergen Neuronen entwickeln, selbst Dopamin ausschütten und dieses zur Signalübertragung verwenden. „Dieser Ansatz könnte die ParkinsonTherapie revolutionieren, da damit

in den Pathomechanismus der Erkrankung eingegriffen wird. Wenn es gelingt, untergegangene Nervenzellen nachhaltig zu ersetzen, könnte das darüber hinaus eine Relevanz ungeahnten Ausmaßes für andere neurodegenerative Erkrankungen haben“, erklärte Professor Lars Timmermann, Past-Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Studienergebnisse lassen hoffen

Aktuell wurden zwei Studien publiziert, eine Phase-I-Studie aus den USA [1] und eine Phase I/II-Studie aus Japan [2], die diesen innovativen Therapieansatz untersucht haben – beide mit ermutigenden Ergebnissen.

In der amerikanischen Studie [1] wurden humane embryonale Stammzellen in vitro zu dopaminergen neuronalen Vorläuferzellen differenziert, welche beidseitig in das Putamen (ein Teil des Striatums) transplantiert wurden. Die 12 Patienten wurden in 2 Gruppen unterteilt, die eine (n = 5) erhielt das Zellprodukt in niedriger Dosierung (0,9 Millionen Zellen), die zweite (n = 7) in hoher Dosierung (2,7 Millionen). Allen Studienteilnehmern wurden darüber hinaus über ein Jahr lang Immunsuppressiva verabreicht, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.

Im Ergebnis erwies sich die Therapie als sicher (primärer Endpunkt der Studie) und effektiv (sekundärer Endpunkt): Nach 18 Monaten stieg die Aufnahme von 18F-DOPA im Putamen in der PositronenEmissions-Tomographie (PET). Es waren also mehr dopaminerge Neurone vorhanden, die DopaminVorstufen aufnehmen können, was auf ein Überleben der transplantierten Zellen hindeutet. Auch die klinischen Endpunkte verbesserten sich: Das Ergebnis in der Hochdosis-Kohorte verbesserte sich im motorischen Teil der „Movement Disorder Society – Unified Parkinson’s Disease Rating Scale“ (MDS-UPDRS) um beachtliche 23 Punkte und es traten unter der Therapie keine Dyskinesien auf [1]. In der japanischen Studie [2] wurden dopaminerge neuronale Vorläuferzellen für die Transplantation ins Striatum verwendet, die zuvor in vitro aus induzierten pluripotenten Stammzellen gewonnen worden waren. Auch in dieser Studie kam es nicht zu schweren Nebenwirkungen und es zeigte sich, dass die Vorläuferzellen nach Transplantation überlebten und sich die 18F-DOPA-Aufnahme im Putamen durchschnittlich um circa 45 % erhöhte. Auch klinisch profitierten 5 der 6 Patienten, was sich anhand besserer MDS-UPDRSWerte nach 24 Monaten zeigte.

Fazit und Ausblick

„Nach vielen Enttäuschungen bei Stammzell-Therapien demonstrieren diese neuen Studien deren Machbarkeit bei der ParkinsonKrankheit. Nun müssen größere Studien untersuchen, ob die Ergebnisse nachhaltig sind und es einen dauerhaften Therapieeffekt gibt“, kommentierte Timmermann. „Als Ursache für den Untergang der Nervenzellen im Verlauf der Parkinson-Krankheit wird die Bildung von Alpha-Synnuclein und Einschlusskörperchen angenommen. Und dieses Schicksal könnte möglicherweise auch die transplantierten Vorläuferzellen treffen, wenn sie der erkrankten Zellumgebung ausgesetzt werden. In einer Studie, in der Menschen mit ParkinsonKrankheit eine Transplantation von fetalem Mittelhirngewebe erhalten hatten, waren bei manchen von ihnen solche Einschlusskörperchen auch in den transplantierten Zellen nachweisbar, allerdings erst nach mehr als 10 Jahren [3]. Unsere Forschung an der Universität Marburg in Zusammenarbeit mit US-Forscherinnen und -Forschern [4] weist ebenfalls darauf hin, dass dopaminerge Neurone durch den Kontakt mit Bestandteilen der Einschlusskörperchen ‚angesteckt‘ werden können. Die kleinen Fragmente stoßen die Bildung

der Einschlusskörperchen an und stören den Stoffwechsel der Zelle, was letztlich zu einer Degeneration führt. Es bleibt daher abzuwarten, ob die neuronalen Vorgängerzellen auch im Milieu der erkrankten Zellumgebung, wo solche Einschlusskörperchen-Fragmente vorhanden sind, gesund bleiben. Dass das in den vorliegenden Studien über 18 und 24 Monate der Fall war, ist ein ermutigendes Ergebnis.“

Pressemeldung der DGN

Literatur

1 Tabar V et al. Phase I trial of hES cell-derived dopaminergic neurons for Parkinson’s disease. Nature 2025;641: 978-983. doi: 10.1038/s41586-025-088 45-y. Epub 2025 Apr 16

2 Takahashi R et al. Allogenic transplantation therapy of iPS cell-derived dopamine progenitors for Parkinson’s disease –Current status of the Kyoto Trial and future perspectives. Parkinsonism Relat Disord 2025:107833. doi: 10.1016/j.parkreldis.2025.107833. Epub ahead of print

3 Li JY et al. Lewy bodies in grafted neurons in subjects with Parkinson’s disease suggest host-to-graft disease propagation. Nat Med 2008;14:501-503. doi: 10.1038/ nm1746. Epub 2008 Apr 6. PMID: 18391963.

4 https://www.uni-marburg.de/de/aktuelles/ news/2024/energiestoerung-in-nervenzellen

Die primär biliäre Cholangitis (PBC), früher auch als primär biliäre Zirrhose bezeichnet, ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung der Leber, die zu einer fortschreitenden Schädigung der intrahepatischen Gallengänge führt. Dadurch staut sich die Galle in der Leber und es kommt zu Entzündungen sowie langfristig zu einer irreversiblen Schädigung des Lebergewebes [1]. Die genaue Ursache der PBC ist bislang nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es Hinweise auf eine multifaktorielle Ätiologie, die eine genetische Veranlagung und Umweltfaktoren umfasst [1, 2].

Hohe Symptomlast durch Pruritus und Fatigue

PCB betrifft vor allem Frauen über 40 Jahre und kann die Lebensqualität erheblich einschränken [1, 3, 4, 5, 6]. In einer Studie gaben 81 % der Patienten an, unter Pruritus zu leiden [7] und in einer weiteren Studie zu PBC berichteten bis zu 80 % über Fatigue, unabhängig vom Schweregrad ihrer Erkrankung [5, 8]. Die Patienten fühlen sich erschöpft und energielos. Zusätzlich belastet sie der anhaltende, quälende Juckreiz, der ihren Schlaf stört und ihr Wohlbefinden beeinträchtigt. Etwa 40 % der unbehandelten Patienten in einem frühen Krankheitsstadium und bis

Seladelpar erweitert Therapieoptionen bei primär biliärer Cholangitis

zu 68 % der Betroffenen mit fortgeschrittener Erkrankung entwickeln innerhalb von 4 Jahren eine Zirrhose [9], die schwerwiegende Komplikationen wie portale Hypertension sowie Aszites mit sich bringt und schließlich zum Leberversagen führt [1, 2].

Aufgrund der oft unspezifischen Symptome wird PBC häufig zu spät erkannt. Dabei können eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der PBC das Risiko einer biliären Zirrhose senken und die Lebenserwartung erhöhen [10].

Die Erstlinientherapie ist oft unzureichend

Mit Seladelpar wurde im Februar 2025 in der EU ein neues Arzneimittel für die Therapie der PBC zugelassen [13], das diese Behandlungslücke schließen kann, wie die Ergebnisse der Zulassungsstudie RESPONSE eindrücklich belegen [14].

Neue Therapieoption Seladelpar überzeugt in Zulassungsstudie

Ziel der placebokontrollierten, randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie RESPONSE war die Bewertung der Wirksamkeit

PBC ist bisher nicht heilbar. Das Ziel einer lebenslangen Therapie ist es daher, die Krankheitsprogression zu verlangsamen, krankheitsbedingte Symptome zu lindern und Komplikationen zu verhindern [1]. Bislang waren die Therapiemöglichkeiten eingeschränkt. Aktuelle Leitlinien empfehlen Ursodeoxycholsäure (UDCA) als Erstlinientherapie, die bei vielen Patienten das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann [1, 4]. Doch rund 40 % der Patienten unter UDCA sprechen nur unzureichend auf die Therapie an [11] und bei 5 % tritt eine Unverträglichkeit auf [12].

Seladelpar

Seladelpar (Lyvdelzi®) ist ein selektiver Agonist des Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptors delta (PPARδ), der in der Leber und in anderen Geweben exprimiert wird. Die Aktivierung von PPARδ verringert die Gallensäuresynthese in der Leber und damit die Konzentrationen der zirkulierenden Gallensäure.

Seladelpar ist indiziert für die Behandlung der primär biliären Cholangitis in Kombination mit UDCA bei Erwachsenen, die nicht ausreichend auf UDCA alleine ansprechen, oder als Monotherapie bei Patienten, die UDCA nicht vertragen. Die empfohlene Dosis Seladelpar beträgt 10 mg einmal täglich [13].

und Sicherheit von Seladelpar bei PBC-Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf UDCA oder mit UDCA-Unverträglichkeit [14]. Einschlusskriterien waren u.a. ein Spiegel der Alkalischen Phosphatase (ALP) ≥1,67  obere Grenze des Referenzbereiches (upper limit of normal; ULN) und ein Gesamtbilirubin-Wert ≤2  ULN. Im Rahmen einer 14-tägigen Anlaufphase vor der Randomisierung wurde die Juckreizintensität anhand täglich berichteter Scores (Pruritus Numerical Rating Scale, Pruritus-NRS) über 24 Stunden (0 = kein Juckreiz bis 10 = schlimmster vorstellbarer Juckreiz) ermittelt.

Die 193 Studienteilnehmer wurden 2:1 randomisiert und erhielten 12 Monate lang entweder Seladelpar (n = 128) 10 mg einmal täglich oder Placebo (n = 65). 181 Patienten (94 %) bekamen Seladelpar oder Placebo in Kombination mit UDCA, 12 Patienten (6 %) mit einer Unverträglichkeit gegenüber UDCA erhielten Seladelpar oder Placebo als Monotherapie. Primärer Endpunkt war ein kombiniertes biochemisches Ansprechen nach 12 Monaten, definiert anhand von 3 Kriterien: – ALP <1,67 ULN, – ALP-Reduktion um ≥15 % und – Gesamt-Bilirubin ≤1 ULN.

Die ULN für ALP war bei Frauen und Männern definiert als 116 U/l, die ULN für Gesamtbilirubin als 1,1 mg/dl. Eine ALP-Normalisierung war definiert als das Erreichen eines ALP-Werts ≤1,0  ULN. Die Verbesserung des Pruritus wurde anhand des wöchentlich gemittelten Pruritus-NRS-Scores in Monat 6 im Vergleich zum Studienbeginn bei Patienten mit einem NRS-Score ≥4 zu Studienbeginn bewertet [13, 14].

(95%-KI: 27,7 bis 53,4), siehe Abb. 2

NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL

• ALP-Normalisierung: Eine signifikante Normalisierung des ALP-Wertes wurde bei 25,0 % der Seladelpar behandelten Patient:innen beobachtet, gegenüber 0 % der Placebogruppe, p < 0,001 18,3 bis 33,2), siehe Abb. 2

Abbildung 1: Ergebnisse der RESPONSE-Studie: prozentualer Anteil der Patienten mit kombiniertem biochemischem Ansprechen (links) und ALP-Normalisierung (rechts) [14].

Abbildung Prozentualer Anteil der Patient:innen mit kombiniertem biochemischen Ansprechen ALP-Normalisierung (rechts).

• Verbesserung des Pruritus: zu einer stärkeren Reduktion bei Patient:innen mit moderatem bis schwerem Pruritus (NRS* ≥ 4) von Baseline bis Monat 6 im Seladelpar zu Baseline sowie in der bis Monat 12 (außer im Bereich Verlauf/Veränderung) bei Patient:innen Patient:innen, die Placebo 40‡-Fragebogens

Abbildung 2: Änderung des Pruritus-NRS-Scores im Zeitverlauf bei Patienten mit einem Pruritus-NRS-Ausgangswert ≥4) [14].

Abbildung 3: Änderung im Pruritus-NRS-Score im Zeitverlauf (Patient:innen mit Pruritus-NRSAusgangswert ≥ 4).

Sicherheit:

Verbesserung der ALP-Werte, ALP-Normalisierung und Verbesserung des Pruritus

• Seladelpar zeigt eine gute Verträglichkeit

25,0 % gegenüber 0,0 % (95%-KI: 18,3 – 33,2; p < 0,001) (Abb. 1) [14].

* NRS: Numerische Bewertungsskala. Betroffene bewerten die Intensität ihres Juckreizes anhand einer („kein Juckreiz“) bis 10 („schlimmster vorstellbarer Juckreiz“).

† 5-D Itch Scale: ein von Patient:innen berichtetes Bewertungssystem für Dauer, Grad, Verlauf/Veränderungen Beeinträchtigung und Lokalisation des Juckreizes.

• Bei insgesamt 166 von 193 Patient:innen traten unerwünschte Ereignisse auf, wobei Häufigkeit in beiden Gruppen ähnlich war.

‡ PBC-40: ein von Patient:innen entwickeltes und für PBC validiertes Bewertungssystem, das 6 Bereiche Fatigue, Pruritus, kognitive, emotionale, soziale und andere Symptome

• Unerwünschte Ereignisse, die zu einem Behandlungsabbruch führten, traten in beiden Studienarmen selten auf (Seladelpar 3,1 %, Placebo 4,6 %).

In Monat 12 wurde ein signifikantes kombiniertes biochemisches Ansprechen bei 61,7 % der mit Seladelpar-behandelten Patienten gegenüber 20,0 % in der der Placebogruppe erreicht (95%KI: 27,7 – 53,4; p < 0,001). Zu einer Normalisierung des ALPSpiegels in Monat 12 kam es bei

Seladelpar führte nach 6 Monaten außerdem zu einer signifikanten Reduktion des Juckreizes bei Patienten mit moderatem bis schwerem Pruritus (NRS ≥4) im Vergleich zu Placebo (–3,2 vs. –1,7; 95%-KI: –2,5 bis –0,5; p = 0,005; Abb. 2).

• Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die in klinischen Studien bei mit Seladelpar behandelten Patient:innen berichtet wurden:3

In der Gesamtpopulation wurde der Pruritus von Baseline bis Monat 6 im Seladelpar-Arm um 1,3

Systemorganklasse Sehr häufig Häufig Erkrankungen des Nervensystems Kopfschmerzen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Abdominalschmerz§ Übelkeit Aufgeblähter Bauch

Seit 15. Mai ist Lyvdelzi® als Nachfolgeartikel von Seladelpar Gilead verfügbar

Im Februar 2025 wurde Seladelpar zunächst unter der Bezeichnung „Seladelpar Gilead“ zur Behandlung der primär biliären Cholangitis (PBC) zugelassen. Seit 15. Mai ist das Medikament unter dem neuen Handelsnamen Lyvdelzi® verfügbar. Seladelpar Gilead wurde zum 15. Mai „außer Vertrieb“ (AV) gemeldet, ist aber weiterhin abgabefähig. Da Vorgänger- und Nachfolgeartikel der Aut-idem-Regelung entsprechen, sind diese uneingeschränkt austauschbar.

Punkte und im Placebo-Arm um 0,4 Punkte reduziert [14].

Gute Verträglichkeit

Bei 166 der 193 Studienteilnehmer traten unerwünschte Ereignisse auf, wobei die Häufigkeit in beiden Gruppen ähnlich war: 86,7 % der Patienten unter Seladelpar versus 84,6 % der Patienten unter Placebo. Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren (bei ≥10 % in beiden Gruppen) eine Coronavirus-Erkrankung und Pruritus. Nur 3,1 % der Patienten im SeladelparArm und 4,6 % im Placebo-Arm brachen die Behandlung wegen unerwünschter Ereignisse ab [14].

Fazit

Bei PBC-Patienten mit unzureichendem Ansprechen oder Unverträglichkeit gegenüber UDCA überzeugte der selektive PPARδAgonist Seladelpar in der RESPONSE-Studie durch eine gute Wirksamkeit: 6 von 10 Patienten unter Seladelpar erreichten in Monat 12 ein kombiniertes biochemisches Ansprechen und bei 1 von 4 Patienten unter Seladelpar normalisierte sich der ALP-Wert. Gleichzeitig reduzierte sich der Juckreiz bei Patienten mit moderatem bis schwerwiegendem Pruritus unter

der Behandlung mit Seladelpar gegenüber Placebo signifikant. Für die Patienten, für die es bislang nur unzureichende Behandlungsmöglichkeiten gab, bedeutet das eine enorme Erleichterung und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Brigitte Söllner, Erlangen

ILiteratur

1 European Association for the Study of the Liver (EASL). J Hepatol 2017;67:145172

2 American Liver Foundation. Primary biliary cholangitis (PBC). https://liverfoundation.org/liverdiseases/autoimmune-liverdiseases/primary-biliary-cholangitis-pbc

3 Lv T et al. J Gastroenterol Hepatol 2021; 36:1423-1434

4 Lindor KD et al. Hepatology 2019;69: 394-419

5 Onofrio FQ et al. Hepatology & Gastroenterology 2019;15:145-154

6 Trivella J et al. Hepatol Commun 2023; 7:e0179

7 Mayo MJ et al. Dig Dis Sci 2023;68:9951005

8 Jopson L et al. Dig Dis 2015;33(Suppl 2):109-114

9 Laschtowitz A et al. UEG Journal 2020; 8:667-674

10 Younossi ZM et al. Am J Gastroenterol 2019;114:48-63

11 Assis DN N Engl J Med 2024;390:853854

12 Invernizzi P et al. Dig Liver Dis 2017; 49:841-846

13 Fachinformation Lyvdelzi®; Stand: Mai 2025

14 Hirschfield GM et al. N Engl J Med 2024;390:783-794

m Juni 2025 erhielt Bristol Myers Squibb von der Europäischen Kommission die Zulassung für eine neue Formulierung des monoklonalen Antikörpers Nivolumab (Opdivo®). Diese ist mit einem neuen Verabreichungsweg (3- bis 5-minütige subkutane Injektion), einer neuen Darreichungsform (Injektionslösung) und einer neuen Dosierstärke (600 mg/Durchstechflasche) verbunden [1]. Subkutanes Nivolumab bzw. Nivolumab zur subkutanen Anwendung in Kombination mit rekombinanter humaner Hyaluronidase (rHuPH20), die Hyaluron reversibel um die subkutane Injektionsstelle depolymerisiert und damit die Aufnahme von Nivolumab in den Körper verbessert, ist indiziert als Monotherapie zur Behandlung erwachsener Patienten mit verschiedenen soliden Tumoren, als Erhaltungstherapie nach Abschluss einer initialen Kombinationstherapie aus intravenös verabreichtem Nivolumab plus Ipilimumab (Yervoy®) und als Kombinationstherapie mit Chemotherapie oder Cabozantinib [1].

Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie CheckMate-67T sowie auf weiteren Daten, die vergleichbare Profile für die Pharmakokinetik und Sicherheit von subkutanem Nivolumab und intravenös verabreichtem Nivolumab zeigten [2].

Studie bestätigt NichtUnterlegenheit gegenüber der intravenösen Formulierung

Die subkutane Gabe von Nivolumab mit rekombinanter humaner Hyaluronidase-nvhy wurde in der Studie CheckMate-67T mit intravenös verabreichtem Nivolumab hinsichtlich Wirksamkeit und Sicherheit verglichen. In die

Nivolumab jetzt in neuer subkutaner Formulierung für die Behandlung solider Tumoren verfügbar

randomisierte, offene Nicht-Unterlegenheitsstudie der Phase III wurden 495 erwachsene Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem klarzelligem Nierenzellkarzinom eingeschlossen, die zuvor nicht mehr als 2 Linien einer systemischen Therapie, aber keine immunonkologische Therapie erhalten hatten. Sie erhielten nach der 1:1-Randomisierung entweder Nivolumab alle 4 Wochen subkutan (n = 248) oder Nivolumab 3 mg/kg alle 2 Wochen intravenös (n = 247). Co-primäre Endpunkte waren die zeitlich gemittelte Serumkonzentration über die ersten 28 Tage (Cavgd28) und die minimale Serumkonzentration im Steady-

Nivolumab

State (Cminss). Der wichtigste gepowerte sekundäre Endpunkt war die objektive Ansprechrate (ORR) gemäß verblindeter, unabhängiger, zentraler Prüfung [2, 3].

Die Therapie mit subkutanem Nivolumab zeigte eine vergleichbare Wirksamkeit wie die Behandlung mit intravenös verabreichtem Nivolumab. Das Verhältnis der geometrischen Mittelwerte (geometric mean ratio; GMR) für Cavgd28 betrug 2,10 (90 -KI: 2,00 – 2,20) und das GMR für Cminss belief sich auf 1,77 (90%-KI: 1,63 – 1,93). Nach 8 Monaten Mindestnachbeobachtung betrug die ORR bei Therapie mit subkutanem Nivolumab 24,2 % (95%-KI: 19,0 – 30,0) gegenüber

Nivolumab (Opdivo®) ist ein humaner Immunoglobulin-G4-(IgG4) monoklonaler Antikörper (HuMAb), der an den „Programmed Death“-1-(PD-1)-Rezeptor bindet und die Interaktion des Rezeptors mit den Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert. Der PD-1-Rezeptor ist ein negativer Regulator der T-Zellaktivität, der erwiesenermaßen an der Kontrolle der T-Zell-Immunantwortreaktionen beteiligt ist. Die Bindung von PD-1 an die Liganden PD-L1 und PD-L2, die von Antigen-präsentierenden Zellen exprimiert werden und von Tumoren oder anderen Zellen aus dem Mikromilieu des Tumors exprimiert werden können, führt zur Hemmung der T-Zellproliferation und Zytokinausschüttung. Nivolumab potenziert die T-Zellreaktionen einschließlich der Tumorabwehrreaktion durch Blockade der Bindung von PD-1 an die PD-L1- und PD-L2-Liganden. In genidentischen Mausmodellen führte eine Blockade der PD-1-Aktivität zu einer Verringerung des Tumorwachstums [1].

18,2 % bei Therapie mit intravenös verabreichtem Nivolumab (95%KI: 13,6 – 23,6). Koprimäre Endpunkte und ORR erreichten die Nichtunterlegenheitsschwellen. Alle übrigen Wirksamkeits- und Sicherheitsparameter waren vergleichbar.

Das Sicherheitsprofil von subkutanem Nivolumab entsprach dem der intravenösen Formulierung, es wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet [2].

Fazit

Intravenös verabreichtes Nivolumab hat vor mehr als einem Jahrzehnt die Therapielandschaft bei Krebs verändert und nun leitet die Zulassung von subkutanem Nivolumab eine neue Ära der Krebsversorgung ein: Mit dem subkutan über 3 – 5 Minuten injizierbaren Nivolumab, das eine konsistente Wirksamkeit und vergleichbare Sicherheit wie der intravenös verabreichbare Wirkstoff besitzt, lässt sich die Behandlung flexibel dort durchführen, wo es für den Behandler und den Patienten am besten ist. Der Zeitaufwand für die Vorbereitung und Verabreichung der Therapie ist geringer, es ist kein venöser Zugang oder ein permanenter Port erforderlich, was auch die Ressourcennutzung im Gesundheitswesen verbessern kann.

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Fachinformation Opdivo®, aktueller Stand

2 Albiges L et al. Ann Oncol 2025;36:99107

3 ClinicalTrials. Identifier: NCT04810078

Am 1. Juli 2025 hat die Europäische Kommission die Zulassung für Alyftrek® (Deutivacaftor/Tezacaftor/Vanzacaftor) zur Behandlung von Menschen mit zystischer Fibrose im Alter von 6 Jahren und älter erteilt, die mindestens eine Nicht-Klasse-I-Mutation im Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator (CFTR)Gen aufweisen [1].

In zwei direkten klinischen Vergleichsstudien mit Kaftrio® (Ivacaftor/Tezacaftor/Elexacaftor) in Kombination mit Kalydeco® (Ivacaftor) war Alyftrek® (Deutivacaftor/Tezacaftor/Vanzacaftor) hinsichtlich der Lungenfunktion (ppFEV1) nicht unterlegen und führte zu einer überlegenen Senkung des Schweißchlorids, was auf eine stärkere Wiederherstellung der CFTR-Funktion hinweist [2, 3]. Etwa 31.000 Menschen mit CF in Europa kommen nun für diese neue, hocheffektive Modulatortherapie infrage.

Ursache ist ein Gendefekt

Die zystische Fibrose (CF, Mukoviszidose) ist eine progressive Multiorganerkrankung, die Lunge, Leber, Bauchspeicheldrüse, Verdauungstrakt, Nebenhöhlen, Schweißdrüsen und Reproduktionsorgane betreffen kann. Ursache der CF ist ein defektes oder fehlendes CFTR-Protein als Folge bestimmter Mutationen im CFTRGen [4]. Um an CF zu erkranken,

Alyftrek® – ein neuer CFTRModulator zur Behandlung der zystischen Fibrose

muss ein Kind 2 defekte CFTRGene – jeweils eines von beiden Elternteilen – geerbt haben. Diese Mutationen lassen sich durch einen Gentest bestimmen. Auch wenn es viele verschiedene Arten von CFTR-Mutationen gibt, die die Krankheit verursachen können, weist die große Mehrheit aller Menschen mit CF mindestens eine F508del-Mutation auf [5]. CFTRMutationen führen zur Bildung eines dysfunktionalen CFTR-Proteins oder zu einem Mangel oder Fehlen des CFTR-Proteins an der Zelloberfläche. Dadurch kommt es zu einem unzureichenden Fluss von Salz und Wasser in und aus den Zellen in zahlreichen Organen. In den Atemwegen kann dies eine Ansammlung eines dickflüssigen, zähen Schleims, chronische Lungeninfektionen und eine fortschreitende Schädigung der Lunge verursachen, die schließlich zum Tod führen kann [6].

CFTR-Modulatoren als Therapie der Wahl

Die Einführung hochwirksamer CFTR-Modulatoren hat die Behandlung der CF nachhaltig verändert. Heute werden mit den CF-Medikamenten von Vertex (Kaftrio® = Ivacaftor / Tezacaftor / Elexacaftor in Kombination mit Kalydeco® = Ivacaftor) über 75.000 Menschen mit CF in mehr als 60 Ländern behandelt. Dies entspricht etwa zwei Dritteln der diagnostizierten Men-

schen mit CF, die für eine Therapie mit CFTR-Modulatoren infrage kommen.

Mit Alyftrek® (Deutivacaftor/Tezacaftor/Vanzacaftor) steht nun ein neuer CFTR-Modulator zur Verfügung, um diese multisystemische Erkrankung noch besser zu behandeln. Vanzacaftor und Tezacaftor wurden entwickelt, um die Menge des CFTR-Proteins an der Zelloberfläche zu erhöhen, indem sie die Verarbeitung und den Transport des CFTR-Proteins erleichtern. Deutivacaftor ist ein Potentiator, der die Kanalöffnungswahrscheinlichkeit des an der Zelloberfläche vorhandenen CFTR-Proteins erhöhen soll, um den Fluss von Salz und Wasser durch die Zellmembran zu verbessern.

Die Kombination aus Deutivacaftor/Tezacaftor/Vanzacaftor führte in den Vergleichsstudien mit der bisherigen Standardbehandlung mit Kaftrio® und Kalydeco® zu einer eine stärkeren Verringerung der Schweißchloridkonzentration [2, 3]. Schweißchlorid (SwCl) ist ein Surrogatparameter zur Messung der CFTR-Funktion. Bei gesunden Menschen liegt der SwCl-Wert unter 30 mmol/L. Die diagnostische Schwelle für CF ist ein SwCl-Wert von ≥60 mmol/L [7]. Fast alle an der Vergleichsstudie teilnehmenden Kinder im Alter von 6–11 Jahren hatten nach der im Median 168 Tage dauernden Behandlung mit Deutivacaftor/ Tezacaftor/Vanzacaftor einen SwCL-Spiegel <60 mmol/l und

mehr als die Hälfte hatte normale Werte (<30 mmol/l) [2]. SwClWerte unter 60 mmol/L werden mit besseren klinischen Ergebnissen in Verbindung gebracht, wie z.B. einer besseren und stabileren Lungenfunktion, weniger Lungenexazerbationen, einer besseren Lebensqualität und einem längeren Überleben [8].

Brigitte Söllner, Erlangen

Spinale

Muskelatrophie: Risdiplam jetzt auch als Filmtablette verfügbar

Die Europäische Kommission hat den SMN2-Spleißmodifikator Risdiplam (Evrysdi®) jetzt auch als erste und einzige Filmtablette zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA) bei Patienten ab einem Alter von 2 Jahren und ab 20 kg Körpergewicht zugelassen. Die neue Verabreichungsform als 5 mg-Filmtablette für die tägliche Behandlung bietet eine Alternative zur oralen Lösung von Risdiplam mit vergleichbar hoher und konstanter Wirksamkeit und Sicherheit, die durch ihre einfachere Anwendung den SMA-Patienten ein noch unabhängigeres Leben ermöglicht. So entfällt nicht nur die Notwendigkeit der Rekonstitution durch die Apotheke, die Filmtablette lässt sich auch stabil bei Raumtemperatur lagern und als einzige nichtinvasive orale SMA-Therapie überall einnehmen. Gleichzeitig wird die bewährte orale Lösung weiterhin verfügbar bleiben.

BABE-Studie belegt Bioäquivalenz

Spinale Muskelatrophie

SMA ist eine schwere, progressive neuromuskuläre Erkrankung, die tödlich verlaufen kann. Sie betrifft etwa eines von 10.000 Babys und ist die führende genetische Ursache der Kindersterblichkeit. SMA wird durch eine Mutation des Gens des Überlebensmotorneurons 1 (SMN1) verursacht, die zu einem Mangel an SMNProtein führt. Dieses Protein kommt im ganzen Körper vor und ist für die Funktion der Nerven, die Muskeln und Bewegung steuern, von wesentlicher Bedeutung. Ohne dieses Protein können Nervenzellen nicht richtig funktionieren, was mit der Zeit zu Muskelschwäche führt. Je nach Art der SMA kann die körperliche Kraft einer Person und ihre Fähigkeit, zu gehen, zu essen oder zu atmen, deutlich vermindert sein oder verloren gehen.

Literatur

1 Keating C et al. Lancet Respir Med 2024;S2213-2600(24)00411-9

2 Hoppe JE et al. Lancet Respir Med 2024;S2213-2600(24)00407-7

3 Nährlich L et al. Deutsches Mukoviszidose-Register, Berichtsband 2023

4 Cystic Fibrosis Foundation. Basics of The CFTR Protein

5 Cystic Fibrosis Foundation. Types of CFTR Mutations

6 Accurso FJ et al. J Cyst Fibros 2014; 13:139-147

7 Farrell PM et al. J Pediatr 2017;181S:S4S15

8 Zemanick ET et al. J Cyst Fibros 2025; 24: 246-254

Grundlage für die Zulassung als Filmtablette bildet die Bioäquivalenzstudie BABE. Sie bestätigte, dass die Tablettenformulierung eine Wirkstoffexposition gewährleistet, die der der oralen Lösung entspricht: Das Verhältnis der Wirkstoffaufnahme der geschluckten Tablette zur oralen Lösung betrug im nüchternen Zustand AUC0-tlast = 104,22 % (90%-KI: 100,7 – 108,43) und nach Nahrungsaufnahme AUC0-tlast = 105,54 % (90%-KI: 102,49 – 108,68).

Der hochselektive SMN2-Spleißmodifikator Risdiplam ist als orale Lösung bereits seit 5 Jahren für Kinder ab Geburt zur Behandlung der klinisch diagnostizierten SMA Typ 1, 2 oder 3 oder mit 1 – 4 Kopien des SMN2-Gens zugelassen. Im bisher breitesten klinischen Studienprogramm bei SMA zeigt Risdiplam über mittlerweile 5 Jahre eine anhaltend hohe und konstante Wirksamkeit bei einer großen Bandbreite von Patienten aller Altersgruppen. Die ebenfalls in den klinischen Studien beobachteten Sicherheitsdaten belegen darüber hinaus seine gute Verträglichkeit. Weltweit wurden bis heute über 18.000 Patienten mit Risdiplam behandelt. S. M.

Rund jeder dritte Fall von Plaque-Psoriasis tritt schon in der Kindheit auf und kann die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigen [1]. Die Plaque-Psoriasis (PsO) ist mit etwa 70 % die häufigste Form der Psoriasis im Kindesalter. Da die Plaques meist kleiner und weniger schuppend als bei Erwachsenen sind, wird die PsO bei Kindern häufig nicht erkannt [2]. Auch die Therapie gestaltete sich bislang schwierig, insbesondere in den Fällen, in denen eine topische Therapie nicht ausreichte oder ungeeignet war. Denn konventionelle Systemtherapien wie Methotrexat und Fumarsäureester sind für Kinder nicht zugelassen [2]. Es bestand daher ein großer Bedarf für innovative orale PsO-Therapien bei Kindern und Jugendlichen, gerade auch im Hinblick auf deren mögliche Spritzenangst.

Mit der Zulassungserweiterung von Apremilast (Otezla®) konnte diese Lücke geschlossen werden. Seit Oktober 2024 ist der PDE4-Hemmer für Kinder ab 6 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis und einem Körpergewicht >20 kg zugelassen [3].

Hohe und anhaltend steigende Ansprechraten

Die Zulassungserweiterung von Apremilast für Kinder basiert auf den Ergebnissen der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studie SPROUT [4]. Eingeschlossen wurden Kinder und Jugendliche in einem Alter von 6 – 17 Jahren mit einem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) ≥12, einer betroffenen Körperoberfläche ≥10 % und einem static Physician‘s Global

Apremilast – die einzige orale First-Line-Systemtherapie

für Kinder mit Psoriasis

Apremilast

Apremilast (Otezla®) ist ein oraler niedermolekularer Inhibitor der Phosphodiesterase-4 (PDE-4), die spezifisch für den Abbau von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP) ist. Die Hemmung von PDE-4 führt zu erhöhten intrazellulären cAMP-Spiegeln, was indirekt die Produktion von Entzündungsmediatoren moduliert.

Die empfohlene Dosis von Apremilast für Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis basiert auf dem Körpergewicht. Die empfohlene Dosis von Apremilast für Kinder und Jugendliche mit einem Körpergewicht von 20 kg bis weniger als 50 kg beträgt 20 mg zweimal täglich oral und 30 mg zweimal täglich oral für Kinder und Jugendliche mit einem Körpergewicht von mindestens 50 kg [3].

Assessment (sPGA) ≥3, bei denen eine topische Therapie nicht ausreichte oder ungeeignet war. 66 % der Studienteilnehmer waren nicht systemisch vorbehandelt. Die randomisierte (2:1) Behandlung mit Apremilast (20 mg oder 30 mg BID, gewichtsadaptiert) oder Placebo erfolgte über 16 Wochen, gefolgt von einer 36-wöchigen offenen Verlängerungsphase, in der alle Patienten Apremilast erhielten.

Primärer Endpunkt war ein sPGA 0/1 mit ≥2 Punkten Verbesserung. Er wurde signifikant häufiger von den mit Apremilast behandelten Studienteilnehmern erreicht (33,1 % versus 11,5 %; p < 0,0001). Auch beim sekundären Endpunkt, einer PASI-Reduktion von ≥75 % (PASI 75), zeigte sich in Woche 16 eine deutliche Überlegenheit gegenüber Placebo (45,4 % ver-

sus 16,1 %; p ≤ 0,0001). Ein Viertel der Patienten (25,2 %) erreichte einen PASI 90 in Woche 16 (versus 4,9 % unter Placebo; p ≤ 0,0001) [4].

Die Ansprechraten stiegen unter fortgesetzter Therapie weiter an: In Woche 52 erzielten 56,3 % der kontinuierlich behandelten Patienten ein sPGA-Ansprechen, 71,4 % erreichten ein PASI-75-Ansprechen [5] – ein sehr guter Wert für eine rein orale Therapie. Auch bei besonderen Manifestationen wie Kopfhaut- und Genitalbefall war ein relevanter Therapieeffekt nachweisbar. So sprachen 36,4 % der Patienten mit Kopfhautbefall und 39,2 % mit Befall der Genitalien in Woche 16 auf die Therapie an; unter Placebo waren es 18,8 % bzw. 25,0 %).

Das Verträglichkeitsprofil wurde als günstig bewertet [4].

2-Jahres-Daten der SPROUT-Studie bestätigen Wirksamkeit und Verträglichkeit

In der SPROUT-Verlängerungsstudie konnte das sPGA-Ansprechen bei den pädiatrischen Patienten auf Apremilast über einen Zeitraum von bis zu 104 Wochen erfolgreich aufrechterhalten werden [6]. Subgruppenanalysen, die die Wirksamkeit von Apremilast in Abhängigkeit von Gewicht und Alter untersuchten, zeigten konsistente, positive Ergebnisse. Neue Sicherheitssignale wurden nicht beobachtet und das Verträglichkeitsprofil war konsistent mit den bereits bekannten Daten zu Apremilast bei Erwachsenen [7, 8].

Fazit

Mit Apremilast steht eine neue orale, wirksame und verträgliche Therapie für pädiatrische Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zur Verfügung. Sie kann unter anderem für Kinder geeignet sein, die Angst vor Spritzen haben. Apremilast ist einfach anzuwenden und Blutkontrollen sind nicht erforderlich.

Fabian Sandner, Nürnberg Literatur

1 Menter A et al. J Am Acad Dermtol 2020; 82:161-201

2 S2k-Leitlinie „Therapie der Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen“. AWMF-Register-Nr.013-094, 2021

3 Fachinformation Otezla®; Stand: Oktober 2024

4 Fiorillo L et al. J Am Acad Dermatol 2024;90:1232-1239

5 Fiorillo L et al. J Am Acad Dermatol 2024; DOI: 10.1016/j.jaad.2024.07.151

6 Paller AS et al. Poster # 62986, präsentiert auf dem American Academy of Dermatology (AAD) Annual Meeting 2025

7 Papp K et al. J Am Acad Dermatol 2015; 73:37-49

8 Paul C et al. Br J Dermatol 2015;173: 1387-1399

Budesonid – Bewährte Wirksamkeit mit gezielter Galenik entlang des GI-Traktes

Für Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen der Speiseröhre und des Gastrointestinaltrakts sind Kortikosteroide ein unverzichtbarer Therapiebaustein. Mit Budesonid steht ein synthetisches Kortikosteroid der zweiten Generation zur Verfügung, das dank gezielter Galeniken an den gewünschten Wirkort gebracht werden kann. Das pharmakologische Profil und die Galenik sorgen zugleich für eine gute Verträglichkeit.

Dr. Falk Pharma GmbH bietet das breiteste Portfolio an BudesonidGaleniken im gastroenterologischen Bereich an, wie Experten auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2025 in Wiesbaden hervorhoben.

Von entscheidendem Vorteil ist das ausgeprägt lokale Wirkprofil

Vor 90 Jahren wurde erstmals natürliches Hydrocortison isoliert und einige Jahre später als Arzneimittel erprobt. Synthetische Variationen des Steroids haben erst zur Entwicklung des Prednisolons (synthetisches Kortikosteroid der 1. Generation) und später des Budesonids (synthetisches Kortikosteroid der 2. Generation) geführt. „Entscheidend für die pharmakologischen Eigenschaften der verschiedenen Kortikosteroide sind die Seitenketten“, erklärte Professor Andreas Tromm, Hattingen. Der große Vorteil topischer Stero-

ide liegt in der hohen Rezeptorbindungsaffinität bei zugleich geringer systemischer Belastung: Bei Budesonid (z. B. Budenofalk®, Jorveza®) besteht eine im Vergleich zu Prednisolon 60-fach höhere Affinität zu Glukokortikoid-Rezeptoren. Nur ein geringer Anteil des Wirkstoffs gelangt in den systemischen Kreislauf, weil etwa 90 % der verabreichten Dosis in der Leber inaktiviert werden. Dadurch sinkt das Risiko systemischer steroidspezifischer Nebenwirkungen und die körpereigene Kortisolproduktion wird nur minimal beeinträchtigt. Resultat ist ein ausgeprägt lokales Wirkprofil von Budesonid mit starker Entzündungshemmung bei zugleich guter Verträglichkeit. „Wir brauchen nur eine kleine Dosis, um einen klinischen Effekt zu erzielen – Wirksamkeit in Minimalkonzentration“, konstatierte Tromm.

Breites Portfolio an BudesonidDarreichungsformen

Damit sich die entzündungshemmende Wirkung von Budesonid gezielt am gewünschten Ort entfalten kann, wurden unterschiedliche Darreichungsformen entwickelt:

• die orodispersible Schmelztablette mit Brauseeigenschaften für chronische Entzündungen der Speiseröhre (eosinophile Ösophagitis)

• Kapseln oder Granulat für Patienten mit mild bis moderatem Morbus Crohn oder mit mikroskopischer Kolitis

• Zäpfchen oder Rektalschaum bei chronischen Entzündungen des unteren Dickdarmabschnittes und des Enddarms (distale Colitis ulcerosa, Proctitis ulcerosa)

Budesonid bei eosinophiler Ösophagitis

Mit der orodispersiblen Budesonid-Schmelztablette Jorveza® steht seit 2018 eine medikamentöse Therapie für die Induktions- und Erhaltungstherapie bei Erwachsenen mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) zur Verfügung.

Die EoE ist eine chronisch entzündliche, immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre und gilt nach der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) als zweithäufigste Speiseröhrenentzündung.

„Eine frühe Diagnose und konsequente Therapie dieser Patienten sind notwendig“, sagte Professor Ahmed Madisch, Hannover. „Ziel ist nicht nur die Remissionsinduktion, sondern auch der langfristige Remissionserhalt.“

Der Gastroenterologe verwies auf die hohen Remissionsraten nach einer sechs- bis zwölfwöchigen Induktionstherapie mit Jorveza® Außerdem liegen aus Studien bereits Langzeiterfahrungen mit der Erhaltungstherapie über bis zu 3 Jahre vor. „Die Akut- und die Langzeittherapie sind obligat“, betonte Madisch mit Verweis auf die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Demnach stehen topische Steroide an erster Stelle bei der Behandlung erwachsener EoE-Patienten – und zwar sowohl in der Induktions- als auch in der Erhaltungstherapie. Protonenpumpenhemmer (PPI) und Eliminationsdiäten erhielten laut deutscher Leitlinie lediglich eine „Kann“-Empfehlung.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und die mikroskopische Kolitis gehören zur Gruppe der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. „Ziel der Therapie ist es, mit einem im Dickdarm wirkenden Medikament vor Ort die Entzündung unter Kontrolle zu halten“, erläuterte Professor Elisabeth Schnoy, Augsburg. Über 80 % der inflammatorischen Läsionen bei M. Crohn finden sich im terminalen Ileum und Zäkum. Für deren Behandlung wird in nationalen und internationalen Leitlinien Budesonid als Mittel der ersten Wahl bei akuter leichter bis mittelschwerer Erkrankungsaktivität empfohlen. Dafür kommen je nach individueller Präferenz und Eignung z.B. Granulat (Budenofalk® Uno 9 mg magensaftresistentes Granulat) oder Kapseln (Budenofalk® 3 mg magensaftresistente Hartkapseln) in Betracht. Dank der magensaftresistenten und pH-modifizierten Galenik dieser Arzneimittel wird der Wirkstoff gezielt ab dem Ileozökalbereich des Darms freigesetzt und weist nur eine niedrige systemische Belastung auf. Hinsichtlich der klinischen Remission ist eine Einmaldosis (9 mg) einer dreimal täglichen Einnahme (3  3 mg) nicht unterlegen. Zum Remissionserhalt wird Budesonid nicht empfohlen.

Auch bei aktiver mikroskopischer Kolitis, die durch bis zu 20 wässrige Durchfälle pro Tag über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen gekennzeichnet ist, gilt Budesonid als Mittel der ersten Wahl. 80 % der Patienten erreichen innerhalb von 8 Wochen eine klinische Re-

mission. Der Remissionserhalt gelang bei bis zu 84 % der Patienten. Rektale Applikationsformen in Form von Budesonid-Zäpfchen, Rektalschaum oder Klysmen sind besonders bei chronischen Entzündungen des letzten Dickdarmabschnitts (distale Colitis ulcerosa) oder isolierter chronischer Entzündung des Rektums (Proctitis ulcerosa) indiziert. Sie werden in Kombination mit topischem und/oder oralem Mesalazin (z.B. Salofalk®) eingesetzt. Schnoy wies darauf hin, dass laut der aktuell überarbeiteten Colitis-ulcerosa-Leitlinie der DGVS Budesonid bei leichtem bis mittelschwerem Befall auch als rektale Monotherapie bei Versagen der rektalen Mesalazin-Monotherapie eingesetzt werden kann. Was die Art der rektalen topischen Budesonid-Therapie angeht, sind sowohl Rektalschaum-Präparate als auch Zäpfchen effektiv.

Fazit

All die genannten chronisch entzündlichen Krankheiten der Speiseröhre sowie der verschiedenen Darmabschnitte sind bis heute unheilbar. Umso wichtiger ist es für die Betroffenen, dass für sie langfristig wirksame Medikamente zur Verfügung stehen, die auch in der Daueranwendung gut verträglich sind. Die strukturellen Vorteile von Budesonid in Verbindung mit den verschiedenen galenischen Zubereitungen, die die medizinisch differenzierten und individuellen Präferenzen in der Anwendung berücksichtigen, bieten hierfür gute Voraussetzungen.

Elisabeth Wilhelmi, München

GastroDialog 2025: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen haben viele Facetten

Der GastroDialog von Takeda fand in diesem Jahr bereits zum elften Mal statt. Das innovative und interaktive Fortbildungsangebot für Gastroenterologen mit einer parallelen Veranstaltung für medizinische Fachangestellte (MFA) beinhaltete ein facettenreiches Programm mit aktuellen wissenschaftlichen Updates, einer Live-Endoskopie, Podiumsdiskussionen, vielen Fallbeispielen und wissenschaftlicher Unterhaltung in Form eines Science Slams. Das von über 30 hochkarätigen Referenten präsentierte Themenspektrum reichte von der Gendermedizin bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und speziellen gesundheitlichen Problemen bei Frauen mit CED über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Therapieoptimierung und dem Entwicklungsstand von neuen Medikamenten bis hin zur interdisziplinären Versorgung von CED-Patienten.

Zeit für ein Umdenken –Sex- und Genderunterschiede in Klinik und Forschung

Gleich im ersten Vortrag schärfte Dr. Miriam Wiestler, Hannover, das Bewusstsein für die multidimensionalen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. „Diese Unterschiede zu kennen, kann ein Schlüssel zu mehr Präzision in der Therapie sein“, betonte die Referentin. „Häufig werden Männer und Frauen noch in eine Gruppe geworfen, woraus ein ‚Potpourri‘ aus den Geschlechtern resultiert.“ Die Gastroenterologin wies auf

die unterschiedliche Bedeutung der Begriffe „Sex“ = das biologische Geschlecht und „Gender“ = die soziokulturell geprägte Geschlechterrolle hin und erläuterte die Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die hormoneller (Sexualhormone), (epi-)genetischer (X-Chromosom), pharmakokinetischer (Verteilungsvolumen), aber auch psychosozialer Natur (z.B. Depression) sein können. Diese Faktoren haben einen maßgeblichen Einfluss auf die verschiedenen CED-Verläufe und Komorbiditäten bei Männern und Frauen. Wiestler führte hierzu eine jüngst publizierte Kohortenstudie mit über 50.000 CED-Patienten aus Spanien an, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei CED-Verläufen über im Median 9 Jahre bei Männern und 10 Jahre bei Frauen beobachtet hatte. Die Studie zeigte deutliche Unterschiede: unter anderem bei Männern einen komplizierten Verlauf bei Morbus Crohn (MC) und bei Frauen häufiger extraintestinale Manifestationen sowohl bei MC als auch bei Colitis ulcerosa (CU). „Ein weiterer Faktor, der zum Nachdenken anregen sollte, ist, dass wir eine klare Diagnoseverzögerung beim weiblichen Geschlecht haben. Außerdem ist die Rate an Fehldiagnosen von MC oder CU bei erkrankten Frauen höher als bei Männern. Und das, obwohl sich die Zeit vom ersten Symptom bis zum Arztbesuch zwischen den Geschlechtern nicht unterscheidet“, berichtete die Gastroenterologin. Leider werden diese Unterschiede, die Auswirkungen auf das Ansprechen bestimmter Therapiearten haben, im klinischen Alltag noch viel zu wenig berücksichtigt. Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, in Phase-III-Studien beide Ge-

schlechter in getrennten Subgruppen auszuwerten. Dass dies bisher nicht der Fall ist, stieß auch bei Professor Axel Dignaß, Frankfurt a. M., und Professor Carsten Büning, Berlin, in der anschließenden Diskussion auf Unverständnis. Büning betonte, er sehe es daher als etwas Besonderes an, dass sonst nicht so sehr im Fokus stehende Themen wie Gendermedizin, Sexualität und Lebensqualität auf dem GastroDialog 2025 präsent gemacht wurden.

Frauengesundheit – ein Fall für Interdisziplinarität

Die Internistinnen Professor Birgit Terjung, Bonn, und Dr. Elena Sonnenberg, Berlin, demonstrierten gemeinsam mit der Gynäkologin und Geburtshelferin Professor Waltraut M. Merz, Bonn, anhand des komplexen Falls einer schwangeren 33-jährigen MC-Patientin mit etlichen Voroperationen, wie wichtig ein interdisziplinäres Expertenteam ist.

Terjung berichtete, dass sie für solche Fälle mit ihrem eigenen interdisziplinären Team in Bonn eine spezielle Sprechstunde anbietet. Gerade beim Thema Familienplanung warb sie dafür, mit den CED-Patientinnen und ihren Angehörigen frühzeitig zu reden, um Ängste vor einer Schwangerschaft zu nehmen und über die medikamentöse Therapie während einer Schwangerschaft aufzuklären.

„Wir haben auf jeden Fall gute Alternativen zum Kortison“, erklärte Sonnenberg. Für die Einnahme

* Als Vorsichtsmaßnahme sollte auf die Anwendung von Vedolizumab während der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden, es sei denn, der Nutzen überwiegt deutlich das potenzielle Risiko für Mutter und Fötus.

Vedolizumab

Vedolizumab (Entyvio®) ist ein immunsuppressives Biologikum, das selektiv im Gastrointestinaltrakt wirkt und die Entzündungen im Magen-Darm-Trakt bei Patienten mit Colitis ulcerosa, Morbus Crohn und Pouchitis hemmt. Der humanisierte monoklonale Antikörper bindet spezifisch an das α4β7-Integrin, das bevorzugt auf den in die Darmwand eindringenden T-Helfer-Lymphozyten exprimiert wird. Durch die Bindung hemmt Vedolizumab das Andocken dieser Zellen an das Mucosal addressin cellular adhesion molecule-1 (MAdCAM-1), sodass die aktivierten Lymphozyten nicht ins Gewebe einwandern können und die weitere Entzündung unterdrückt wird.

Vedolizumab ist zugelassen für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschweren bis schweren aktiven Formen von Colitis ulcerosa/Morbus Crohn, die entweder auf eine konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen.

von TNFα-Antagonisten bzw. dem α4β7-Integrin-Antagonisten Vedolizumab* während der Schwangerschaft gibt es z.B. gute Daten aus dem PIANO-Register: Sie zeigen kein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind im Vergleich zu Schwangerschaften ohne Exposition. Eine Auswertung von französischen Registerdaten zur Therapie mit Vedolizumab oder dem IL12/23-Antagonisten Ustekinumab bei jeweils etwa 400 Schwangerschaften ergab ebenfalls kein erhöhtes Risiko für einen Schwangerschaftsabbruch oder Komplikationen bei den Babys im Vergleich zu einer Exposition mit Anti-TNFα-Therapien. Merz wies auf das bei CED-bedingt voroperierten Patientinnen während der Schwangerschaft und postpartal deutlich erhöhte Risiko für Ileus, Stomakomplikationen oder Pouchitis hin. Hier sollten betroffene Patientinnen bereits vor einer Schwangerschaft interdisziplinär betreut und insbesondere auch über den möglichen Geburtsmodus – vaginale Ent-

bindung oder Sectio – aufgeklärt werden. „Gerade hinsichtlich der Entscheidung über den Geburtsmodus muss ein Shared Decision Making erfolgen, das heißt, dass wir mit der Patientin ihre Interessen und Bedürfnisse, ihren sozialen Hintergrund, mögliche Komplikationen und Langzeitfolgen besprechen müssen“, appellierte Merz. Die positive Nachricht: Die in der Kasuistik vorgestellte MCPatientin konnte ihr Kind ohne postoperative Komplikationen zur Welt bringen.

Aktuelle und zukünftige Therapieziele – macht die Tiefe der Remission den Unterschied?

„Wie tief muss die Remission sein, die bei der CED-Therapie erreicht werden soll? Endoskopische Therapieziele sind immer mehr Standard, aber müssen wir vielleicht auch auf histologische Targets gehen oder eine molekulare Remission anstreben?“ Diesen Fragen

stellten sich Professor Sebastian Zundler, Erlangen, und Professor Andreas Stallmach, Jena. Wie sie hervorhoben, gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass therapeutische Ziele, die nicht nur eine langfristig hohe Lebensqualität und das Vermeiden von Komplikationen anstreben, sondern auch eine endoskopische und histologische Remission, mit einer besseren Prognose assoziiert sind. Eine MetaAnalyse von 17 Studien, die das Risiko für das Auftreten von Schüben innerhalb von 12 Monaten in Abhängigkeit von der Remissionstiefe (Erreichen eines endoskopischen Mayo-Scores [MES] von 0 oder 1) bei CU-Patienten untersuchte, ergab folgendes Ergebnis: Das mediane 12-Monatsrisiko für einen Schub bei Patienten, die MES = 1 erreicht hatten, betrug 28,7 %, das geschätzte jährliche Schubrisiko bei MES = 0 lag bei 13,7 % (95%-KI: 10,6 – 17,9). Zundler betonte, dass nicht nur die endoskopische, sondern auch die histologische Remission bei CEDPatienten mit einem niedrigeren Progressionsrisiko assoziiert ist. Dies zeigen die Daten der prospektiven Studie ERIca mit 181 Patienten mit remittierender MC oder CU. Die Wahrscheinlichkeit einer Progression, d.h. das Auftreten von schwerwiegenden unerwünschten Outcomes (major adverse outcomes, MAO) wie Krankheitsschüben, CED-bedingten Hospitalisierungen oder Operationen sowie die Einleitung oder Dosiseskalation einer Therapie mit oralen Kortikosteroiden, Immunsuppressiva, Small Molecules oder Biologika, war bei den CU-Patienten mit histologischer Remission, d.h. mit einem Robarts HistopathologieIndex ≤3 ohne Neutrophile in der Lamina propria oder im Epithel oder mit einem Nancy-Histologie-

Index ≤12, signifikant niedriger als bei Patienten mit histologisch aktiver Erkrankung.

„Ein zukünftiges Therapieziel könnte zudem die Heilung der Schleimhautbarriere im Darm sein“, sagte Zundler.

In der ERIca-Studie wurde auch die mukosale Barriereintegrität endomikroskopisch mitbestimmt. Es zeigte sich, dass eine Heilung der Schleimhautbarriere mit einem verringerten Progressionsrisiko assoziiert war und sich zudem als noch besserer Prädiktor für das Outcome erwies als die endoskopische und die histologische Remission.

„Wichtig ist aber, sich immer bewusst zu machen, dass Ärzte und Patienten unterschiedliche Therapieziele haben könnten. Hier ist ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Patienten notwendig“, betonte Stallmach. Und Zundler ergänzte: „Wir lernen immer mehr über die verschiedenen Therapieziele, haben aber nicht immer die Möglichkeiten, sie zu erreichen.“

Gerade deshalb sind Kombinationstherapien ein besonders spannendes Thema für die kommenden Jahre.

Erste vielversprechende Daten wurden auf dem ECCO 2025 präsentiert: In einer multizentrischen, prospektiven, randomisierten Studie erhielten Patienten mit mittelschwerer bis schwerer CU entweder eine Kombinationstherapie aus Vedolizumab und dem Januskinase-Inhibitor Upadacitinib (n = 26) oder Vedolizumab allein (n = 35). Nach 8 Wochen ergaben sich für die Kombinationstherapie-Gruppe signifikant höhere klinische Ansprechraten (63,4 % vs. 34,3 %; p = 0,037) und signifikant höhere Raten für endoskopisches Ansprechen (61,5 % vs. 40,0 %; p = 0,042) im Vergleich zur Monotherapie.

Nach 8 Wochen zeigten sich außerdem numerische Verbesserungen bei der endoskopischen (46,2 % vs. 25,7 %; p = 0,209) sowie bei der histologischen Remission (34,6 % vs. 14,3 %; p = 0,157).

Neue mögliche Therapieziele und neue Wirkansätze

Auf dem ECCO-Kongress wurde über die Disease Clearance – zusammengesetzt aus den Endpunkten klinische, endoskopische und histologische Remission – als mögliches neues relevantes Therapieziel bei CU diskutiert und neueste Daten präsentiert. Dignaß stellte hierzu die Interimsanalyse der Studie VERDICT** vor, die das optimale Therapieziel unter einer Behandlung mit Vedolizumab bei mittelschwerer bis schwerer aktiver CU evaluiert und zugleich einen Blick auf das Erreichen einer Disease Clearance wirft.

Die Studienteilnehmer wurden dazu in 3 Gruppen mit unterschiedlichen Behandlungszielen randomisiert. Für Gruppe 3 wurde als Endpunkt eine steroidfreie Disease Clearance festgelegt, d.h. eine steroidfreie symptomatische Remission plus endoskopische Remission plus histologische Remission***. Nach einer Behandlungsdauer von 48 Wochen hatten 67,2 % (123/183) der Teilnehmer in Grup-

** Limitationen der VERDICT-Studie: Abweichend zur zugelassenen Indikation von Vedolizumab wurden in Gruppe 3 auch 10 (4,7 %) Patienten mit milder Krankheitsaktivität eingeschlossen.

*** Disease Clearance in VERDICT: zusammengesetzter Endpunkt aus:

1 steroidfreier symptomatischer Remission: Mayo-Subscore für rektale Blutungen = 0

2 endoskopischer Remission: MES ≤1

3 histologischer Remission: Geboes-Score <2B.0

pe 3 mit auswertbarem Remissionsstatus eine steroidfreie Disease Clearance erreicht. Der Anteil bei den Biologika-naiven Patienten der Gruppe 3 betrug 70,1 % (110/157) und bei den Biologika-erfahrenen Patienten 50,0 % (13/26).

„Diese Interimsanalyse bestätigt die anhaltende gute Wirksamkeit von Vedolizumab zur Erreichung des stringenten zusammengesetzten Endpunktes einer steroidfreien Disease Clearance“, so das Fazit von Dignaß.

Laut Professor Dominik Bettenworth, Münster, könnte ein neuer Angriffspunkt für die Therapie des Morbus Crohn das Tumor Necrosis Factor-like Cytokine 1A (TL1A) sein. Dabei handelt es sich um ein Zytokin, das Immunzellen stimuliert. Der monoklonale IgG1-Antikörper Duvakitug inhibiert diese Stimulation, indem er die TL1A-Bindung an DR3 (Death-Rezeptor 3), den wesentlichen Treiber von Entzündung und Fibrogenese, verhindert. Dadurch könnte dieser neue Antikörper sowohl antiinflammatorisch als auch antifibrotisch wirksam sein.

Die ersten Daten einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie bei 138 Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktivem MC zeigten nach 14 Wochen Duvakitug-Therapie ein statistisch signifikantes und klinisch relevantes endoskopisches Ansprechen im Vergleich zu Placebo. „Weitere Ergebnisse zu diesem neuen Therapieansatz bei Morbus Crohn müssen wir abwarten“, resümierte Bettenworth. Elisabeth Wilhelmi, München

Polymyalgia rheumatica: Sarilumab als erstes Biologikum in dieser Indikation zugelassen

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist die zweithäufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung bei Menschen über 50 Jahren und kann therapeutisch sehr herausfordernd sein. Das Hauptziel der Behandlung besteht darin, die Patienten in Remission zu bringen und die Remission zu halten – und dies mit minimaler kumulativer Gabe von Glukokortikoiden (GC), d.h. mit einem möglichst schnellen Ausschleichen der GC. Die Zulassung des Interleukin-6-Rezeptor-Inhibitors Sarilumab (Kevzara®) als erstem und einzigem steroidsparendem Biologikum zur Behandlung der PMR bei erwachsenen Patienten, die auf Glukokortikoide unzureichend angesprochen haben oder bei denen ein Rezidiv während des Ausschleichens der Kortikosteroide auftritt, kann nun zu diesem Ziel beitragen. Bei einer Pressekonferenz von Sanofi stellten Professor Frank Buttgereit, Berlin, und Dr. Peer Aries, Hamburg, Sarilumab als neue Therapieoption vor und berichteten über die Herausforderungen bei der Behandlung der PMR.

Die IL-6-Rezeptor-Blockade mit Sarilumab

Buttgereit präsentierte die Zulassungsdaten der neuen Behandlungsoption, die „das Management von PMR-Patienten deutlich verbessern wird“. Die Zulassungsstudie SAPHYR untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Sarilumab bei Patienten, die die vorläufigen EULAR/ACR 2012 Klassifizierungskriterien für PMR

erfüllten und ein Rezidiv während des GC-Taperings erlitten hatten. Insgesamt erhielten 118 Patienten 1:1 randomisiert über 52 Wochen entweder zweimal pro Monat Sarilumab 200 mg subkutan mit einem kurzen GC-Tapering über 14 Wochen oder Placebo subkutan mit einem langen GC-Tapering über 52 Wochen.

Im Sarilumab-Arm befanden sich nach 52 Wochen signifikant mehr Patienten in anhaltender Krankheitsremission (28 % vs. 10 %; p = 0,02). Eine Sensitivitätsanalyse mit Ausschluss der Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) und Erythrozytensedimentationsrate (ESR) bestätigte das Ergebnis (32 % vs. 14 %). Die Überlegenheit von Sarilumab deutete sich auch in allen 4 Kriterien des primären Endpunkts an: keine Anzeichen und Symptome einer PMR und Normalisierung der Entzündungsparameter bis Woche 12, darüber hinaus von Woche 12 bis Woche 52 kein Krankheitsschub, eine anhaltende CRP-Normalisierung und eine Einhaltung des GC-Tapering-Regimes. Auf einen Vorteil unter Sarilumab deuten ebenso die Ergebnisse weiterer sekundärer Endpunkte hin, darunter die Anzahl der schubfreien Patienten zwischen Woche 12 und 52 und die Verbesserung in verschiedenen Patienten-berichteten Endpunkten (PROs). Gleichzeitig war die mediane GC-Exposition unter Sarilumab nach 52 Wochen signifikant geringer (777 mg vs. 2044 mg; p<0,001).

Sarilumab war gut verträglich –das Sicherheitsprofil entsprach den Ergebnissen aus RA-Langzeitstudien. Das Auftreten von Neutropenien als häufigstem unerwünschtem Ereignis unter Sarilumab war mit keiner erhöhten Infektionsrate verbunden.

Wie kann die optimale Versorgung von PMR-Patienten gelingen?

Aries riet dazu, Patienten mit schweren Symptomen bei Verdacht auf PMR frühzeitig in die Rheumatologie zu überweisen, Dies empfiehlt sich auch bei einem anhaltenden und/oder erhöhten CC-Bedarf. PMR-Patienten haben oft Komorbiditäten und Risikofaktoren für GC-bedingte Nebenwirkungen (z.B. Osteoporose, kardiovaskuläre Erkrankungen und ein erhöhtes Infektionsrisiko). Daher ist es wichtig, Patienten mit hohem Bedarf an steroidsparenden Therapieoptionen frühzeitig zu identifizieren. Aries empfahl dazu eine Risikostratifizierung nach dem Konzept „check2control“. Dabei werden zunächst Krankheitsaktivität und Risikofaktoren für GCbedingte Nebenwirkungen möglichst direkt nach der Erstdiagnose festgestellt und dann im nächsten Schritt die passende, ggf. steroidsparende Therapie angeboten bzw. die Behandlung angepasst. Daten einer US-Registerstudie zur Versorgungsrealität zeigen, dass bislang 12 – 24 Monate nach Erkrankungsbeginn etwa 2 Drittel der Patienten eine GC-Monotherapie mit wechselnder Dosis erhielten und nur ca. ein Drittel eine steroidsparende Kombinationstherapie mit Antirheumatika (meist MTX off-label). Durch die Zulassung von Sarilumab als erstem und einzigem steroidsparendem Biologikum bei PMR wird hier das Therapierepertoire deutlich erweitert. „Die oberste Priorität in der PMRTherapie ist es, die Dauer und Dosis von Glukokortikoiden zu reduzieren“, betonte Aries, „deshalb sind wir froh, nun mit Sarilumab die erste zugelassene steroidsparende Therapie zu haben.“

Elisabeth Wilhelmi, München

Asthma und COPD – was trennt, was verbindet?

Sind Asthma und COPD zwei klar voneinander getrennte Krankheitsbilder – oder verschwimmen die Grenzen zunehmend? Diese grundlegende Frage hat die Diskussion beim Pressegespräch der Chiesi GmbH geprägt, das anlässlich des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Leipzig stattfand. Die Veranstaltung beleuchtete zudem die Relevanz der Exazerbationshistorie und -prophylaxe sowie die aktuellen Leitlinienempfehlungen für eine individualisierte Behandlung der beiden Erkrankungen.

Individueller Therapieansatz statt Schubladendiagnose

Die Unterscheidung zwischen Asthma bronchiale und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) erfordert eine zunehmend differenzierte Betrachtung, so der Konsens der Referenten. Asthma und COPD sind beides chronische Entzündungen der Atemwege, haben aber jeweils typische Merkmale. Bei Asthma etwa sind das die Reversibilität der Atemwegsverengung, ein früher Krankheitsbeginn und allergische Komponenten. Bei der COPD sind die Merkmale ein später Beginn mit einer chronischen Bronchitis und das Emphysem. „Die klinische Realität zeigt sich aber weitaus komplexer, denn in der Praxis sehen wir nicht immer das klassische Asthma oder die klassische COPD. Viele Patienten weisen weitere überlappende Symptome sowie pathophysiologische Muster auf, die sich nicht ausschließlich einer der beiden Erkrankungen zuordnen lassen“,

Ein Therapieansatz für zwei Welten?

Stufentherapie

Stufentherapie

Abbildung 1: Kombinationen der 3 Substanzklassen inhalative Kortikosteroide (ICS), langwirksame Beta-2-Agonisten (LABA) und langwirksame Muskarinantagonisten (LAMA) erlauben individuelle Therapieanpassungen für Patienten mit Asthma oder COPD (©Frederik Trinkmann, mod. nach J. de Zeeuw, Köln).

Dyspnoe

LABA oder LAMA

LABA + LAMA*

erklärte Dr. Björn Laudahn, Hamburg. „Entscheidend für die Wahl der Therapie sind daher Parameter wie die Entzündungscharakteristik, die Symptomlast sowie die Exazerbationshistorie bzw. das Exazerbationsrisiko des jeweiligen Patienten. Entsprechend muss die Therapie dieser Atemwegserkrankungen künftig stärker an individuellen Krankheitsverläufen ausgerichtet sein.“

LABA + LAMA* bei EOS im Blut < 300

Exazerbationen

LABA oder LAMA

bei EOS im Blut ≥ 300#

Dyspnoe / Lungenfunktion Exazerbationen Eosinophilie

-Wechsel des Inhalationsgeräts oder der Wirkstoffe erwägen -Nicht-pharmakologische Behandlung(en)einführen oder eskalieren

-Zusätzlichen Einsatz von Ensifentrin erwägen

-Untersuchung (und Behandlung) anderer Ursachen der Dyspnoe

nur für Patient:innenmit einer vorbestehenden dualen inhalativen Therapie zugelassen.

bei EOS im Blut < 100

Vorgehen (Abb. 1), von dem insbesondere Patienten mit einem hohen Exazerbationsrisiko profitieren. Der Schlüssel liegt in der gezielten Anwendung der Wirkstoffe, unter Berücksichtigung von Biomarkern, Symptomlast und Lebensqualität.

bei EOS im Blut ≥ 100

ICS + LAMA + LABA bei EOS im Blut ≥ 300

Roflumilast FEV1 < 50 % und chronische Bronchitis Azithromycin vorzugsweise bei ehemaligen Rauchern

Inhalative Kombinationstherapien als gemeinsames therapeutisches Fundament

Diese Ansicht teilte auch Professor Frederik Trinkmann, Heidelberg. Er wies darauf hin, dass es trotz unterschiedlicher Pathogenese und typischerweise unterschiedlichem Verlauf zunehmend therapeutische Schnittmengen gibt, insbesondere in Bezug auf die medikamentöse Inhalationstherapie.

Moderne Therapieschemata erlauben mit Kombinationen der 3 Substanzklassen inhalative Kortikosteroide (ICS), langwirksame Beta-2-Agonisten (LABA) und langwirksame Muskarinantagonisten (LAMA) ein vergleichbares

„Ein individueller Therapieansatz bietet viele Vorteile für Patienten mit Asthma oder COPD: weniger Exazerbationen, eine stabilere Lungenfunktion und eine bessere Lebensqualität. Damit verabschieden wir uns zunehmend von der One-fits-all-Medizin hin zu einer individualisierten Versorgung, die sich an konkreten Bedürfnissen orientiert“, betonte Trinkmann.

Dupilumab chronische Bronchitis

Das Risiko von Exazerbationen minimieren

Exazerbationen spielen eine zentrale Rolle in der Steuerung der Therapie. Die durchschnittliche Lungenfunktion von COPD-Patienten verschlechtert sich häufig bereits vor den ersten Symptomen einer Exazerbation und erreicht auch 8 Wochen nach dem Ereignis nicht wieder das Niveau vor der Exazerbation. Zudem deu-

ten Studienergebnisse darauf hin, dass jede Exazerbation das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht und damit insgesamt die Überlebenswahrscheinlichkeit von COPD-Patienten reduziert. In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass für bestimmte Patientenkollektive die Dreifachtherapie der dualen Therapie in Bezug auf Exazerbationen, Lungenfunktion und Lebensqualität überlegen ist. Die Prüfung eines rechtzeitigen Einsatzes der Dreifach-Fixkombination zur Kontrolle von Exazerbationen ist daher sowohl für Asthma- als auch für COPD-Patienten angezeigt.

Leitlinien im Vergleich:

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Trotz vieler klinischer Überschneidungen unterscheiden sich die Leitlinien zur Behandlung von Asthma und COPD in wichtigen Punkten. Für die Global Initiative for Asthma (GINA) steht die Vermeidung von Allergenen und die Behandlung der entzündlichen Komponente von Asthma am Beginn der Therapie. Die Empfehlungen für weitere Therapieanpassungen mit LABA und LAMA/LABA orientieren sich für die Eskalation und Deeskalation am Krankheitsverlauf.

Die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD 2025) empfiehlt eine Therapieeskalation auf Basis von Symptomen und Exazerbationsrisiko. So profitieren laut GOLD vor allem die COPD-Patienten von einer fixen Dreifachtherapie, die entweder zusätzlich eine entzündliche Asthmakomponente oder ein erhöhtes Exazerbationsrisiko haben.

Starke Argumente für die Dreifach-Fixkombination

Gleichzeitig nähern sich beide Leitlinien in zentralen therapeutischen Prinzipien an: Insbesondere bei schwerem Verlauf wird für beide Erkrankungen eine Dreifachkombination aus LABA, LAMA und ICS empfohlen. Der synergistische Effekt der 3 Wirkstoffe kann die Bronchialerweiterung und Entzündungshemmung verstärken. Fixkombinationen wie Trimbow® (Beclometasondipropionat + Formoterolfumarat-Dihydrat + Glycopyrroniumbromid) ermöglichen eine solche Therapie in einem Inhalator.

Für die patientenindividuelle Atemwegstherapie stehen bei Trimbow® 2 Wirkstärken für Asthma und 2 unterschiedliche Inhalatoren für COPD zur Verfügung.

Fazit:

Individualisierung statt Schematherapie

Die Referenten des Pressegesprächs stellten abschließend klar: Es gibt nicht „die eine“ Standardtherapie für alle Patienten. Vielmehr erfordert der Umgang mit chronischen Atemwegserkrankungen ein differenziertes, personalisiertes Vorgehen. Die Auswahl der Medikation sollte sich an individuellen Parametern wie Exazerbationshistorie, Entzündungsprofil und Reversibilität der Obstruktion orientieren.

Fabian Sandner, Nürnberg

Vulvovaginale Trockenheit? – KadeHydro®!

Vulvovaginale Trockenheit zählt zu den häufigsten, jedoch auch am stärksten tabuisierten Beschwerden in der gynäkologischen Sprechstunde – nur rund 7 % der Betroffenen sprechen ihre behandelnden Ärzte aktiv darauf an. Viele Frauen äußern dabei Bedenken gegenüber lokalen Östrogenpräparaten, entsprechend hoch ist die Nachfrage nach hormonfreien Alternativen. Im Rahmen eines Fachpressegesprächs von DR. KADE stellte die Gynäkologin Dr. Sybille Görlitz-Novakovic aktuelle Optionen zur hormonfreien Behandlung vor – mit besonderem Fokus auf Hyaluronsäure und Lipiden. Ihrer Erfahrung zufolge leiden fast 45 % der Frauen bereits 3 Jahre nach der Menopause unter Symptomen wie Trockenheit, Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr – Ausdruck eines fortschreitenden, östrogenmangelbedingten Gewebeumbaus. „Die menopausale vulvovaginale Atrophie ist ein chronisches Geschehen. Es ist daher essenziell, den Patientinnen zu vermitteln, dass es sich um eine dauerhafte Ersatztherapie handelt und nicht um eine kurative Behandlung, bei der nach kurzer Anwendung das Problem gelöst ist“, betonte die Gynäkologin.

Hormonfreie Optionen für individuelle Anwendungsbedürfnisse

Mit dem Launch der KadeHydro® Befeuchtungsovula und des KadeHydro® Befeuchtungsgels mit Applikator stehen zwei gezielt abgestimmte nicht-hormonelle Anwendungen zur Verfügung, die mit

Hyaluronsäure und hochwertigen Lipiden ihren Fokus auf Hydration und Regeneration legen:

• Die KadeHydro® Befeuchtungsovula eignen sich mit ihrer Kombination aus Hyaluronsäure und Jojobaöl besonders bei ausgeprägter vaginaler Trockenheit, etwa nach Antihormontherapie oder in der Postmenopause bei atrophischer Vaginalhaut. Beim Schmelzen bilden die Ovula einen befeuchtenden, pflegenden und schützenden Film auf der Vaginalhaut.

Herausgeber:

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, Deutsches Institut für Gesundheitsforschung gGmbH, Ossecker Str. 172, 95030 Hof

Univ.-Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Leiter Bereich Kardiologie RZP Potsdam und Geschäftsführer BBGK e.V. Berlin

Konstanzer Straße 61 10707 Berlin

Wissenschaftlicher Beirat:

Prof. Dr. M. Alexander, Infektiologie, Berlin

Prof. Dr. L. Beck, Gynäkologie, Düsseldorf

Prof. Dr. Berndt, Innere Medizin, Berlin

Prof. Dr. H.-K. Breddin, Innere Medizin, Frankfurt/Main

Prof. Dr. K. M. Einhäupl, Neurologie, Berlin

Prof. Dr. E. Erdmann, Kardiologie, Köln

Prof. Dr. Dr. med. E. Ernst, University of Exeter, UK

Prof. Dr. K. Falke, Anästhesiologie, Berlin

Prof. Dr. K. Federlin, Innere Medizin, Gießen

Prof. Dr. E. Gerlach, Physiologie, München

Prof. Dr. H. Helge, Kinderheilkunde, Berlin

Prof. Dr. R. Herrmann, Onkologie, Basel

Prof. Dr. W. Jonat, Gynäkologie, Hamburg

Prof. Dr. H. Kewitz, Klin. Pharmakol. Berlin

• Für Patientinnen mit Beschwerden wie Dyspareunie, Reizungen oder einem generalisierten Trockenheitsgefühl stellt die neue Darreichung des KadeHydro® Befeuchtungsgels als Gel in der Tube mit Applikator eine vaginale Alternative dar –besonders geeignet, wenn eine Zäpfchenform abgelehnt wird oder der Wunsch nach einem Hydrogel sowie die Anwendung mit Kondomen im Vordergrund steht. Dank Hyaluronsäure bildet das Gel einen feuchtigkeitsspendenden Gleit-

film – für eine spürbare Symptomlinderung im Bereich von Vagina und Vulva. „Nach meiner Erfahrung haben alle Produkte mit Hyaluronsäure durch ihren positiven Effekt auf das Epithel grundsätzlich einen guten Nutzen“, so Dr. Görlitz-Novakovic. „Insgesamt berichten Patientinnen häufig über eine rasche Verbesserung der Befeuchtung.“ Dennoch gäbe es Fälle, in denen sich die Symptomatik erst durch die Kombination mit niedrig dosiertem lokalem Estradiol deutlich verbessere.

Titelbild: Niereninsuffizienz (© istockphoto, Mohammed Haneefa Nizamudeen)

Prof. Dr. B. Lemmer, Pharmakologie, Mannheim/Heidelberg

Prof. Dr. med. R. Lorenz, Neurochirurgie, Frankfurt

Prof Dr. J. Mann, Nephrologie, München

Dr. med. Veselin Mitrovic, Kardiologie, Klinische Pharmakologie, Bad Nauheim

Prof. Dr. R. Nagel, Urologie, Berlin

Prof. Dr. E.-A. Noack, Pharmakologie, Düsseldorf

Prof. Dr. P. Ostendorf, Hämatologie, Hamburg

Prof. Dr. Th. Philipp, Innere Medizin, Essen

Priv.-Doz. Dr. med. B. Richter, Ernährung – Stoffwechsel, Düsseldorf

Prof. Dr. H. Rieger, Angiologie, Aachen

Prof. Dr. H. Roskamm, Kardiologie, Bad Krozingen

Prof. Dr. E. Rüther, Psychiatrie, Göttingen

Prof. Dr. med. A. Schrey, Pharmakologie, Düsseldorf

Dr. Dr. med. C. Sieger, Gesundheitspolitik u. Gesundheitsökonomie, München

Prof. Dr. E. Standl, Innere Medizin, München

Prof. Dr. W. T. Ulmer, Pulmologie, Bochum

Schriftleitung:

Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, Deutsches Institut für Gesundheitsforschung gGmbH, Ossecker Str. 172, 95030 Hof

E-Mail: info@d-i-g.org

E-Mail persönlich: k.l.resch@d-i-g.org

Die Zeitschrift erscheint 6 mal im Jahr; Jahresabonnement € 66,00 inkl. MwSt. zzgl. Versandspesen. Einzelheft € 11,00 inkl. MwSt. zzgl. Versandspesen. Studenten-Abo zum halben Preis. Der Abonnementpreis ist im Voraus zahlbar. Stornierungen sind bis 6 Wochen vor Ablauf eines Kalenderjahres möglich. Abonnementbestellungen direkt beim Verlag.

Geschäftsführerin: Sibylle Michna Anschrift wie Verlag

Chefredaktion: Brigitte Söllner (verantwortlich) Anschrift wie Verlag

Herstellung/Layout: HGS5 GmbH Schwabacherstr. 117 90763 Fürth

Werbung, Beratung, Verkauf: Sibylle Michna Anschrift wie Verlag

Die Annahme von Werbeanzeigen impliziert nicht die Empfehlung durch die Zeitschrift; die in den Beiträgen zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Auffassungen drücken nicht unbedingt die der Herausgeber, des wissenschaftlichen Beirates oder des Verlages aus. Der Verlag behält sich alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung jeglicher Art, sowie die Übersetzung vor. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages.

Erfüllungsort: Puschendorf Gerichtsstand: Fürth

Fälle höherer Gewalt, Streik, Aussperrung und dergleichen entbinden den Verlag von der Verpflichtung auf Erfüllung von Aufträgen und Leistungen von Schadensersatz.

Anmerkung der Redaktion: Zur besseren Lesbarkeit werden im Journal für Pharmakologie und Therapie personenbezogene Bezeichnungen, die sich auf das männliche oder weibliche Geschlecht beziehen, grundsätzlich nur in der männlichen Form verwendet. Damit wird keine Diskriminierung des Geschlechts ausgedrückt.

Satz: HGS5 GmbH, Schwabacherstr. 117 90763 Fürth

Druck und Verarbeitung: DRUCK_INFORM_W.R. Roland Welker Austraße 7, 96114 Hirschaid

VERL AG PERFUSION

Verlag PERFUSION GmbH

Storchenweg 20 90617 Puschendorf

Telefon: 09101/990 11 10

Fax: 09101/990 11 19

www.Verlag-Perfusion.de

E-Mail: perfusion@t-online.de

EINZIGARTIG . # Entyvio® : › Steroidfreie Remission 1,2

› Kann Mukosaheilung ermöglichen 1,3,4

› Entyvio® als Firstline -Biologikum †

Einzigartig in der Gastroenterologie

Takeda – Ihre Experten für komplexe Darmerkrankun gen

* Klinische Remission nach 52 Wochen unter Vedolizumab alle 8 bzw. 4 Wochen vs. Placebo bei CU: 41,8 % bzw. 44,8 % vs. 15,9 % (für beide p < 0,001).1 ‡ Klinische Remission (CDAI ≤ 150) in Woche 52 unter Vedolizumab alle 8 bzw. 4 Wochen vs. Placebo bei MC: 39,0 % bzw. 36,4 % vs. 21,6 % (p < 0,001 bzw. p = 0,004).2 § Zugelassen seit Mai 2014. # Entyvio®: einziger in Deutschland zugelassener Integrin-Antagonist bei CED.5,6 † Firstline-Biologikum: Der Einsatz wird von den DGVS- und ECCO-Leitlinien unterstützt.7–10 CDAI: Crohn’s Disease Activity Index; CED: chronisch-entzündliche Darmerkrankung; CU: Colitis ulcerosa; DGVS: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten; ECCO: European Crohn’s and Colitis Organisation; MC: Morbus Crohn.

nicht angesprochen haben. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive schwere Infektionen wie Tuberkulose, Sepsis, Cytomegalievirus, Listeriose und opportunistische Infektionen, wie z.B. progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML). Nebenwirkungen: Sehr häufig: Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Arthralgie; Häufig: Pneumonie, Clostridium-difficile-Infektion, Bronchitis, Gastroenteritis, Infektion der oberen Atemwege, Grippe, Sinusitis, Pharyngitis, Herpes Zoster, Parästhesie, Hypertonie, Schmerzen im Oropharynx, Nasenverstopfung, Husten, Analabszess, Analfissur, Übelkeit, Dyspepsie, Obstipation, Bauch aufgetrieben, Flatulenz, Hämorrhoiden, Rektalblutung*, erhöhte Leberenzyme, Ausschlag, Pruritus, Ekzem, Erythem, Nächtliche Schweißausbrüche, Akne, Muskelspasmen, Rückenschmerzen, Muskuläre Schwäche, Ermüdung, Schmerzen in den Extremitäten, Fieber, Reaktionen im Zusammenhang mit einer Infusion (Asthenie* und Brustkorbbeschwerden*); Reaktion an der Injektionsstelle (einschließlich: Schmerzen an der Infusionsstelle und Irritation an der Infusionsstelle); Gelegentlich: Atemwegsinfektion, vulvovaginale Candidose, orale Candidose, verschwommenes Sehen, Follikulitis, Schüttelfrost, Kältegefühl; Sehr selten: anaphylaktische Reaktion, anaphylaktischer Schock, Hepatitis. Nicht bekannt: Interstitielle Lungenerkrankung.

*Berichtet bei Pouchitis Verschreibungspflichtig. EU-Zulassungsinhaber: Takeda Pharma A/S, Dänemark Stand der Information: März 2025 C-APROM/DE/ENTCD/0245 www.takeda.de

Referenzen: 1. Feagan BG et al. N Engl J Med. 2013;369(8):699 –710. Colitis ulcerosa (CU): Klinische Remission (Mayo-Score ≤ 2 und kein Subscore > 1); Steroidfreie Remission (Klinische Remission in Woche 52 ohne Steroidbehandlung bei Patienten mit Steroidbehandlung zu Beginn der Studie) 31,4 % bzw. 45,2 % vs. 13,9 % (p 0,01 bzw. p < 0,001); Mukosaheilung (endoskopischer Mayo-Subscore 0 oder 1) 51,6 % bzw. 56,0 % vs. 19,8 % (für beide p < 0,001). 2. Sandborn WJ et al. N Engl J Med. 2013;369(8):711–721. Morbus Crohn (MC): Steroidfreie Remission (CDAI ≤ 150 ohne Steroidtherapie) unter Vedolizumab alle 8 bzw. 4 Wochen vs. Placebo in Woche 52: 31,7 % bzw. 28,8 % vs. 15,9 % (p = 0,02 bzw. p = 0,04). 3. Danese S et al. Gastroenterology. 2019;157(4):1007–1018.e7. Vollständige Mukosaheilung (Abwesenheit jeglicher Ulzerationen, einschließlich Aphthen) unter Vedolizumab in Woche 26 bei MC: 14,9 %. 4. Dulai S et al. Am J Gastroenterol. 2016;111(8):1147–1155. Kumulative 12-Monatsrate der endoskopischen Mukosaheilung (Abwesenheit von Ulzerationen und /oder Erosionen) unter Vedolizumab bei MC: 63 %. 5. Fachinformation Entyvio® 300 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, aktueller Stand. 6. Fachinformation Entyvio® 108 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze / Entyvio® 108 mg Injektionslösung in einem Fertigpen, aktueller Stand. 7. Torres J et al. J Crohns Colitis. 2020;14(1):4 –22. 8. Sturm A et al. Aktualisierte S3-Leitlinie. März 2024 – AWMF-Registernummer: 021-004. 9. Raine T et al. J Crohns Colitis. 2022;16(1):2 –17. 10. Kucharzik T et al. Aktualisierte S3-Leitlinie Colitis ulcerosa (Version 6.2), Januar 2024. Entyvio® 300 mg, Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Entyvio® 108 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze; Entyvio® 108 mg Injektionslösung in einem Fertigpen Wirkstoff: Vedolizumab Zusammensetzung: Entyvio 300 mg, Pulver: Jede Durchstechflasche enthält 300 mg Vedolizumab; nach Rekonstitution enthält 1 ml Infusionslösung 60 mg Vedolizumab. Sonstige Bestandteile: L-Histidin, L-Histidin-Monohydrochlorid, L-Arginin-Hydrochlorid, Saccharose, Polysorbat 80. Entyvio 108 mg Injektionslösung (subkutan): Jede Fertigspritze/jeder Fertigpen enthält 108 mg Vedolizumab in 0,68 ml. Sonstige Bestandteile: Citronensäure-Monohydrat, Natriumcitrat-Dihydrat, L-Histidin, L-Histidin-Monohydrochlorid, L-Arginin-Hydrochlorid, Polysorbat 80, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Colitis ulcerosa: Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Morbus Crohn: Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerem bis schwerem aktiven Morbus Crohn, die entweder auf konventionelle Therapie oder einen der Tumornekrosefaktor-alpha (TNFα)-Antagonisten unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit gegen eine entsprechende Behandlung aufweisen. Pouchitis (nur Entyvio 300 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung): Behandlung von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver chronischer Pouchitis, die sich wegen Colitis ulcerosa einer Proktokolektomie, bei der ein ileoanaler Pouch angelegt wurde, unterzogen haben, und auf eine Antibiotikabehandlung nur unzureichend oder gar

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.