Journal Jahrgang 2020, Ausgabe 01

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AKTUELLE THERAPIEKONZEPTE FÜR DIE PRAXIS

I

n der NOVA-Studie bei Patientinnen mit rezidiviertem, platinsensitivem high-grade serösem Ovarialkarzinom verlängerte die Erhaltungstherapie mit dem PARPInhibitor Niraparib (Zejula®) das mittlere progressionsfreie Überleben (mPFS) unabhängig vom BRCA-Status der Patientinnen: Die Frauen mit BRCA-Keimbahnmutation erzielten unter Niraparib ein mPFS von 21,0 Monaten gegenüber 5,5 Monaten in der Placebo-Gruppe (HR: 0,27; p < 0,001), bei den Frauen ohne BRCA-Keimbahnmutation betrug das mPFS 9,3 Monate unter Niraparib gegenüber 3,9 Monaten unter Placebo (HR: 0,45; p < 0,001). Während der Erhaltungstherapie ergaben sich hinsichtlich der Lebensqualität keine Unterschiede zwischen den mit Niraparib behandelten Patientinnen und den Frauen, die Placebo erhalten hatten [1]. Da die Langzeitverträglichkeit für die Patientenakzeptanz bei einer länger währenden Erhaltungstherapie essenziell ist, wurden in der NOVA-Studie auch Daten zu unerwünschten Ereignissen unter der Therapie mit Niraparib erhoben, wobei teilweise ein Therapiezeitraum von mehr als 13 Monaten erfasst wurde. Die Ergebnisse wurden auf dem ESGO-Kongress 2019 in Athen präsentiert [2]. Sicher auch über lange Zeiträume

Am häufigsten traten Nebenwirkungen im ersten Therapiezyklus auf. Danach sank die Inzidenz und blieb dann auf einem niedrigen Niveau. Dosisreduktionen aufgrund von Nebenwirkungen waren im ersten Therapiemonat am häufigsten (34 %), während im 5. Monat nur noch bei 7 % der Frauen eine Dosisreduktion notwendig war.

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Rezidiviertes Ovarialkarzinom: Niraparib ist eine gut verträgliche Option zur Langzeit-Erhaltungstherapie

Während der ersten 6 Monate sank die Inzidenz hämatologischer und symptomatischer Nebenwirkungen wie Übelkeit stetig und blieb dann auf diesem niedrigen Niveau. Blutbildveränderungen gehörten zu den häufigsten Nebenwirkungen unter Niraparib. Thrombozytopenien ≥ Grad 3 traten im ersten Therapiemonat bei 28 % der Frauen auf, gingen aber in Monat 2 auf 10 % und in Monat 3 auf 5 % zurück. Von Vorteil für das Nebenwirkungsmanagement ist, dass sich die Dosis von Niraparib individuell modifizieren lässt: Falls erforderlich, kann sie von 1 × 300 mg/d auf 200 mg/d und ggf. auf 100 mg/d reduziert werden [3]. Aufgrund der nur 1 × täglichen Gabe kann die Patientin die Einnahme zudem an ihren persönli-

chen Alltagsablauf anpassen, was dazu beiträgt, Schlaflosigkeit und Übelkeit – bekannte Symptome bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs – besser zu kontrollieren. Dies erhöht auch die Compliance und die Therapieadhärenz während der längerfristigen oralen Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor. Elisabeth Wilhelmi, München Literatur 1 Mirza MR et al. N Engl J Med 2016;375: 2154-2164 2 Mirza MR et al. Long-term safety assessment of niraparib in patients with recurrent ovarian cancer: results from the ENGOT-OV16/NOVA trial. Presented at the ESGO Annual Meeting 2019 in Athens, Greece 3 Fachinformation Zejula® 100 mg Hart­ kapseln; Stand: Juni 2019

Niraparib Niraparib (Zejula®) ist ein oraler, einmal täglich einzunehmender Poly(ADP-Ribose)-Polymerase (PARP) 1/2-Inhibitor. In der EU ist Niraparib zugelassen als Monotherapie zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patientinnen mit einem Rezidiv eines Platin-sensiblen, gering differenzierten serösen Karzinoms der Ovarien oder der Tuben sowie bei Patientinnen mit einer primären Peritonealkarzinose, die sich nach einer Platin-basierten Chemotherapie in Remission (komplett oder partiell) befinden.

JOURNAL PHARMAKOL. U. THER. 1/2020 · 29. JAHRGANG

© VERLAG PERFUSION GMBH


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