USZinside – Ausgabe 1/22

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Krebs als Erbe Bestimmte Tumorarten können in Familien gehäuft auftreten – das kann an einer erblichen Veranlagung liegen. Ein Gentest bringt Klarheit, ob das Krebsrisiko erhöht ist. Die Folgen können gravierend sein. Text: Helga Kessler Bild: Getty Images

Einige Krebserkrankungen können familiär gehäuft auftreten.

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ie Patientin ist erst 28 Jahre alt, als sie die Diagnose erhält: Brustkrebs, dreifach negativ. Das bedeutet, dass der Tumor weder auf die Hormone Östrogen und Progeste­‑ ron empfindlich ist, noch eine ­Überex­‑ pression am Rezeptor für HER2 auf‑ weist. Damit fehlen Stellen, an denen Medikamente ansetzen können. «Diese Form von Brustkrebs ist beson‑ ders schwer zu behandeln und hat ein höheres Risiko, sich auszubreiten», sagt Esther Birindelli, Oberärztin der

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Klinik für Gynäkologie. Ist der Tumor dreifach negativ und die Brustkrebspa‑ tientin jünger als 60 Jahre, wird immer ein Gentest empfohlen. Stellt sich dabei heraus, dass eine Veränderung im Erb‑ gut vorliegt, erhöht sich zudem das Ri‑ siko für Eierstockkrebs. Auch Familien‑ mitglieder könnten dann betroffen sein.

Zellschäden werden nicht mehr repariert Die meisten der jährlich in der Schweiz auftretenden 6’200 Fälle von Brust‑

krebs haben keine erbliche Ursache. Nur bei 5 bis 10 Prozent aller Brust‑ krebserkrankungen sind die Gene ver‑ ändert, besonders häufig die «Repa­ raturgene» BRCA1 oder BRCA2. Die ­Eiweisse, die nach der Vorlage dieser Gene gebildet werden, sind dann nicht mehr in der Lage, Zellschäden zu ­re­parieren. Damit wächst das Risiko für Krebs. Betroffene Frauen erkran‑ ken mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis 80 Prozent bereits im mittleren Alter an Brustkrebs. Im Bevölkerungs‑


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