U MAG #01/21

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1/2021

Das offizielle Magazin der Schwäbisch Hall Unicorns

und mehr auf: Unicorns.de

Football ist definitiv auch Ein Sport für Frauen Jugendspielerin Paula Allmendinger im Gespräch

Mit dem Football in Afghanistan

Tight End und Soldat Lucas Schäfer erzählt

»Ich will Spass am Football haben!«

Saisonvorschau 2021 Kein Sommer ohne Football – oder doch?

Rückblick auf das Corona-Jahr 2020

Das Interview mit Moritz Böhringer Hauptsponsor

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Editorial

Football is back!

Hallo liebe Footballfreunde, herzlich Willkommen zur Saison 2021 American Football kehrt zurück auf die Bühne des Sports in Deutschland und Europa. Mit diesen Worten möchte ich Sie herzlich zur GFL-Saison 2021 begrüßen – auch wenn Sie diese vorerst nur zuhause vor dem Bildschirm erleben können.

Die ganze Welt leidet nach wie vor unter der CoronaPandemie, wenn auch die aktuellen Impfergebnisse und die sinkenden Zahlen in Europa Grund zur Hoffnung geben. In den letzten Monaten hat die German Football League (GFL) in Zusammenarbeit mit den Verbänden alles dafür getan, eine »neue Normalität« in unserem Sport herbeizuführen und eine Saison 2021 zu ermöglichen.

Glücklicherweise - und nicht zuletzt dank des großen Engagements unseres Dachverbandes - wurde American Football in die Riege des Spitzensports in Deutschland aufgenommen. Vor allem dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die deutschen Spitzenteams, zu denen auch die Unicorns zählen, die abgesagte Saison im Corona-Jahr 2020 weitestgehend unbeschadet überstanden haben. Ein weiteres Jahr ohne GFL-Football würde die Entwicklung vieler Vereine allerdings um Jahre zurückwerfen.

Deshalb sind wir glücklich und froh darüber, bereits erfolgreich in die Saison 2021 gestartet zu sein. Zwar wird diese der aktuellen Situation angepasst und leicht verkürzt stattfinden, aber sie wird schlussendlich - da sind sich alle einig - einen sportlich fairen und interessanten Verlauf nehmen.

Abgestimmte Hygienekonzepte, umfangreiche Testungen und unzählige Online-Meetings haben den Alltag unseres Vorstands in den letzten Wochen und Monaten bestimmt. Gemeinsam haben wir jetzt ein

umfangreiches und tragbares Konzept zum Schutz unserer Spieler und allen am Trainings- und Spielbetrieb beteiligten Personen entwickelt. Ganz besonders bedanken möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei der Stadt Schwäbisch Hall, die uns in allen Herausforderungen auf dem Weg zu unserem Hygienekonzept begleitet und unterstützt hat.

Sollte sich die Pandemie-Lage in den nächsten Wochen weiterhin positiv entwickeln bin ich zuversichtlich, Sie in absehbarer Zeit wieder persönlich bei uns im Optima Sportpark begrüßen zu dürfen. Ebenso freue ich mich natürlich, dass wir zeitnah wieder einen regulären Trainings- und Spielbetrieb für alle unsere Mannschaften realisieren können.

Was hat uns das letzte Jahr gelehrt? Wenn eine Gemeinschaft zusammenhält, kann man auch die größten Krisen meistern. Angefangen bei unseren Sponsoren, über unzählige Dauerkarteninhaber, Fördervereinsmitglieder, Fans, Spieler, Coaches und ehrenamtliche Helfer in anderen Bereichen – wir haben im letzten Jahr so viel Solidarität erfahren, dass ich mir sicher bin: Die Unicorns gehen gestärkt aus dieser Krise hervor.

Deshalb gilt abschließend mein Dank all denjenigen, die geholfen haben, das Jahr 2020 trotz aller Herausforderungen zu dem zu machen, was es war: ein Jahr des Zusammenhalts und der Weiterentwicklung der UNICORNS FAMILY. It`s all about the U! Herzliche Grüße Jürgen Gehrke Abteilungsvorsitzender Schwäbisch Hall Unicorns

IMPRESSUM Herausgeber TSG Schwäbisch Hall 1844 e.V., Abteilung American Football Redaktion Julia Brenner Lea Brenner

Mitarbeit Axel Streich Hartmut Ruffer Jürgen Gehrke Siegfried Gehrke Felix Brenner

Grafik & Gestaltung schmid und kreative | Lisa Linz Titelbild und Fotos Sarah Philipp Niklas Niessner

Anzeigen Alexander Koppenhöfer GreenClub Druck Südwest Presse

Inhalt 7 Neues von den Unicorns 8 »Ich will spass am Football Haben!« Interview mit NFL-Rückkehrer Moritz Böhringer

12 Kein Sommer Ohne Football – Oder doch?

Rückblick auf das Corona-Jahr 2020

18 Viele Veränderungen nach einem jahr Pause Saisonvorschau 2021

21 Unicorns Family im corona-Einsatz 25 »FOOTBALL ist definitiv auch ein sport für frauen!« UNICORNS ACADEMY: Paula Allmendinger im Gespäch

30 Mit dem Football im Camp Marmal Tight End und Soldat Lucas Schäfer erzählt

34 Football ohne Ball

UNICORNER: Die Kolumne von Sportdirektor Siegfried Gehrke

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Neues von den Unicorns

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NEWS Essen für Helden Die von Unicorns-Coach Mario Campos Neves im ersten Lockdown initiierte Aktion »Essen für Helden« lief in zwei Teilen ab: Im Frühjahr 2020 kamen bei einer Spendenaktion von Unicorns Unterstützern über 5000 € zusammen. Zunächst wurden daraus leckere Menüs für Mitarbeitende verschiedener sozialer Dienste finanziert In der zweiten Runde von »Essen für Helden« überbrachten Jürgen Gehrke und GFL-Head Coach Jordan Neuman den Pflegekräften im Diak 250 Essensgutscheine zur Einlösung bei verschiedenen Gastronomie-Partnern der Unicorns.

Besonderer BESUCH IM OPTIMA SPORTPARK Beim diesjährigen Media Day durften wir einen Special Guest im Optima Sportpark empfangen: Sportmoderator Christoph »Icke« Dommisch und ran statteten uns einen Besuch ab, um ein Corona-konformes OudoorInterview mit Moritz Böhringer zu führen.

Alle aktuellen Infos und news unter: @Unicornsfootball

»Ich will Spass am Football haben!« Im April 2016 war Moritz Böhringer der erste nicht-amerikanische Spieler ohne vorherigen Besuch eines US-Colleges, dem über die NFL-Draft der Sprung in die NFL gelungen war. Nach vier Jahren in den Practice-Squads der Minnesota Vikings und der Cincinnati Bengals kam Moritz im vergangenen Winter zurück nach Deutschland um sein damals unterbrochenes Studium fortzusetzen. Aktuell absolviert er ein Praktikum beim UnicornsPartner OPTIMA und spielt wieder bei den Unicorns Football. Wir wollten mehr vom Ex-NFL-Profi Böhringer erfahren und haben uns mit Moritz unterhalten.

9 U MAG: Du hast fünf Jahre Football in der NFL hinter Dir, allerdings ohne ein Spiel. Wie fühlt es sich an, bei den Unicorns jetzt wieder auf dem Feld zu stehen?

Moritz Böhringer: Ein Spiel macht natürlich immer mehr Spaß als Training, auch wenn das Training in der NFL intensiver war, als das Spiel am vergangenen Freitag (Anm. d. Red.: Das Interview wurde kurz nach dem GFL-Saisonauftakt gegen Ravensburg geführt). Training ist aber immer etwas monoton, spielen ist schon viel besser.

Vor Deiner Rückkehr jetzt warst Du 2015 das letzte Mal Teil des Unicorns-Teams. Wie haben sich die Unicorns aus Deiner Sicht seither weiterentwickelt?

Wir haben mehr Trainer und mehr Spieler als damals und wir sind besser organisiert. Außerdem sind wir jetzt im Fernsehen. 2015 hatten wir nur Internetradio und noch nicht einmal einen Livestream.

Und wie hast Du Dich in dieser Zeit weiterentwickelt?

Vielleicht bin ich etwas offener geworden und rede mehr mit den Leuten, weil ich mehr reden musste (lacht). Footballtechnisch habe ich natürlich viel dazu gelernt. Da hatte ich vorher nicht so viel Ahnung. Einfach gesagt: Ich bin halt gerannt und habe den Ball gefangen.

Wie erinnerst Du Dich an Deine Draft und welche Erfahrungen waren da für Dich wichtig?

Die Draft war in erster Linie einfach mal ein cooles Erlebnis. Wenn man in einer relativ späten Runde gedraftet wird, dann ist es für einen Spieler aber fast das Gleiche, wie wenn man undrafted Free Agent ist.

Am meisten hat meine Draft wohl dem danach von der NFL etablierten International-Pathway-Programm geholfen, weil man meine Draft im Prinzip als Start dafür genommen hat. Man hatte an meinem Beispiel gesehen, dass man internationale Spieler sogar draften kann.

Am Anfang war natürlich alles neu und aufregend für Dich. Hast Du Dich mit der Zeit an alles gewöhnt?

Ja, denn die Abläufe sind ja in jedem Jahr die gleichen.

Im ersten Jahr hatte ich noch Angst vor den Cuts in der Preseason, aber auch das legt sich über die Zeit.

Interview mit Moritz Böhringer Man lernt: Naja, wenn es hier nicht klappt, dann klappt es ja vielleicht in einem anderen Team.

Wo hast Du Dich wohler gefühlt, in Minnesota oder in Cincinnati?

In Cincinnati fand ich die Teamkollegen besser. Dort haben wir öfter mal was in den Positionsgruppen zusammen gemacht. In Minnesota waren es mehr Einzelgänger.

Wie muss man sich den Alltag eines NFL-Spielers vorstellen? Schlafen, essen, trainieren, essen und wieder schlafen – oder doch etwas anders?

Das hängt stark von der Phase im Jahr ab. In der Offseason kann man eigentlich machen was man will und ich war da die meiste Zeit in Florida um zu trainieren.

In den Trainingscamps der Preseason heißt es dann wirklich Football von morgens bis abends und man hat keine Zeit für irgendwas anderes. Man kommt um 22:00 Uhr ins Bett und darf um 6:00 Uhr wieder auf der Matte stehen. Während der Saison war es für mich dann wieder etwas entspannter, weil ich nicht im Spiel dabei war. So war zumindest der Sonntag ein freier Tag für mich.

Interview mit Moritz Böhringer

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Du hast den Footballtraum gelebt und bist ein Vorbild für viele junge, deutsche Footballer, die von der NFL träumen. Was würdest Du diesen Jungs raten?

Sie sollten versuchen in einer Highschool zu spielen und ein College-Stipendium zu bekommen. Das ist immer noch der beste Weg um in dem System in den USA Fuß zu fassen. Dort wird man perfekt auf die NFL vorbereitet.

Das heißt, es gibt immer noch eine große Lücke zwischen der Football-Ausbildung in Deutschland und dem Schulsystem in den USA? Ja, denn spätestens im College machen die Teams fast dasselbe wie die NFL-Teams, zum Beispiel sehr lange Trainingscamps. Sowas ist in Deutschland nicht umsetzbar.

Nach 2015 trägt »MoBo« 2021 endlich wieder das Unicorns-Trikot.

Willst Du nach Deinem Studium wieder zurück in die USA gehen?

Ja, es ist auf jeden Fall ein Teil meines Plans, irgendwann wieder zurück zu gehen.

Dein Alltag in der NFL ist Geschichte. Wie sieht Dein Leben denn jetzt aus?

Warum?

Ganz normal. Ich stehe auf, gehe zur Arbeit im Rahmen meines Praktikums bei OPTIMA und danach ins Fitnessstudio oder ins Training.

Zum Einen wegen meiner amerikanischen Freundin, die ich vor knapp einem Jahr kennengelernt habe, und zum Andern weil es mir dort sehr gut gefällt.

War die Umstellung von einem Football-bestimmten Tagesablauf auf einen normalen Arbeitstag schwierig für Dich?

Welche Ziele hast Du Dir für die Saison 2021 gesteckt – persönlich und für das Team?

Schwierig nicht, aber acht Stunden Sitzen fallen mir schon schwerer als die viele Bewegung und sich ständig abwechselnde Trainingseinheiten.

Weißt Du denn schon, wie Deine zukünftige Arbeit nach Deinem Maschinenbau-Studium aussehen wird?

Keine Ahnung. Ich will erstmal mein Studium fertig machen und dann schau ich mal weiter. Abwechslung im Job wird aber sicher immer wichtig für mich sein.

Persönlich will ich auf dem Feld nicht dumm aussehen (lacht) und Spaß am Football haben. Für das Team ist mein Ziel ganz klar den German Bowl zu gewinnen.

Fühlst Du Dich unter einem besonderen Druck weil es besondere Erwartungen an den Ex-NFLProfi Böhringer gibt?

Nein, bislang auf jeden Fall nicht. Ich muss da auch nicht ständig im Rampenlicht stehen. Es ist für mich auch ok, wenn sich die Gegner auf mich konzentrieren und dafür die Teamkollegen einfacher Touchdowns machen können (grinst).

Foto: OPTIMA

2015 hast Du mit Deinen Passfängen 1.232 Yards Raumgewinn für die Unicorns erzielt. Kannst Du die übertreffen?

Keine Ahnung. Kommt darauf an, wie viele Pässe ich bekomme (lacht). Es wird auf jeden Fall schwierig, weil wir dieses Jahr weniger Spiele als damals habe. Aber ich werde mal mit Quarterback Alex Haupert darüber reden.

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KEin sommer ohne Football – Oder Doch?

2020 war auch für den Vorstand der Unicorns ein ganz besonderes Jahr.

Corona stellte die TSG-Footballer wie viele andere vor außergewöhnliche und bis dahin nicht gekannte Herausforderungen. Neue Erfahrungen, ungewohnte Umgangsformen und harte Entscheidungen prägten das Jahr 2020 auch für den Unicorns-Vorstand.

So hatte Felix Köhler sich das nicht vorgestellt! Als er sich im Winter 2019/2020 dazu entschloss, die Nachfolge von Heike Ehrenfried als Kassier der Unicorns anzutreten, da freute sich der Sparkassen-Banker auf eine neue und interessante Aufgabe. Als Rookie im Unicorns-Vorstand wollte er in 2020 viel darüber lernen, wie man einen GFL-Verein mit insgesamt sechs Mannschaften im Spielbetrieb finanziell sicher durch ein spannendes Football-Jahr manövriert. Es sollte anders kommen!

Inzwischen ist Felix Köhler unter anderem Spezialist für Corona-Hilfsprogramme, Experte in Sachen Kurzarbeit und sehr erfahren in der Begleichung von Rechnungen für Desinfektionsmittel. Auf das faszinierende Gefühl, kurz vor Kickoff in einem voll besetzten und lauten Optima Sportpark zu stehen und ständig zwischen den Gedanken »Wie geil ist das denn?« und »Super, alles richtig gemacht!« zu schwanken, muss Felix Köhler seit über einem Jahr warten … hoffentlich nicht mehr lange.

Ganz ähnlich erging es Corinna Falk, die bereits im Herbst 2019 als Jugendleiterin in die Fußstapfen von Nicolas Bendel trat. Als Anfang März 2020 die ersten Lockdown-Wolken aufzogen, liefen bei ihr gerade die Vorbereitungen für die kurz bevorstehende GFL-Juniors-Saison auf Hochtouren. Plötzlich war an Spiele nicht mehr zu denken und später im Jahr bestimmten

weniger der Football als viel mehr Hygienekonzepte, Verhaltensregeln und die Markierung von Laufwegen im Hagenbachstadion die Arbeit der neuen Jugendleiterin.

Neue Erfahrungen durften in den Corona-Zeiten aber auch alle anderen Vorstandsmitglieder sammeln. Am 14. März 2020 traf man sich zu einer Sondersitzung zum für lange Zeit letzten Mal an einem Tisch. Es war ein sehr großer Tisch, denn plötzlich galt es Abstand zu halten. Abstand zu ausgerechnet den Menschen, mit denen man sich über viele Jahre hinweg teilweise wöchentlich mehrfach getroffen und im wahrsten Sinne des Wortes eng zusammengearbeitet hatte. Für alle eine völlig neue und sehr befremdliche Situation.

Schnell entdeckte man auch bei den TSG-Footballern das Sitzungsformat der Videokonferenz. Die übliche Frage »Wo ist das nächste Meeting?« wurde durch »Ich schicke Euch den Link zur Sitzung.« abgelöst.

Sparsam wie der Unicorns-Vorstand nun mal ist, gab er zunächst natürlich kein Geld für die passende Software aus. Man nutzte die kostenlose Version, die allerdings die Verbindung immer nach 40 Minuten automatisch trennt. Nicht selten musste man sich deshalb während einer Sitzung mehrfach wieder einloggen.

Spätestens nach der fünften Wiedereinwahl juckten dann auch dem letzten der zehn Vorstandsmitglieder die Stöpsel im Ohr. Der Tag, an dem wieder eine Sit-

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Kein Sommer ohne Football – oder doch?

Ein Sommer ohne Football ist kein richtiger Sommer – das war bei den Unicorns-Verantwortlichen schon in früheren Jahren ganz klar. Elke Müller, ehemaliges Vorstandsmitglied, erzählt: »2004 haben wir »Kein Sommer ohne Football« als Saisonmotto ausgerufen. Auch den Besuchern der Stadt Schwäbisch Hall haben wir durch große Werbetafeln an den Stadteingängen direkt klargemacht, was den Sommer in Hall ausmacht: Football-Samstage im Hagenbachstadion!« Dass das damalige Motto 16 Jahre später noch einmal ganz anders an Bedeutung gewinnt, hätte niemand vermutet – und komplett »ohne Football« musste der Sommer dank einiger Spiele der Unicorns Juniors ja zum Glück auch im Corona-Jahr 2020 nicht auskommen.

Die Förderverein-Mitgliedskarte aus dem Jahr 2004 macht klar, was in Hall bis heute gilt: »Kein Sommer ohne Football!«

zung im Optima Sportpark oder in der TSG Stadiongaststätte möglich sein würde, wurde von Monat zu Monat immer mehr herbeigesehnt.

Man lernte aber auch die Vorteile der virtuellen Sitzungen schätzen. Nicht nur die Vorstandsmitglieder mit langen Anfahrtswegen genossen es, die arbeitsreichen Abende und oftmals anstrengenden Diskussionen bequem von zuhause aus absolvieren zu können.

Das heimische Sofa oder in lauen Sommernächten die Gartenmöbel auf der Terrasse und dazu das Glas Lieblingswein aus dem eigenen Keller sorgten bei jedem für

sein ganz individuelles Wohlfühlambiente. Da störte es auch nicht, wenn der Nachwuchs mal meinte, eine Vorstandssitzung auf Papas Schoß verfolgen zu müssen.

Kollegiale Hinweise wie: »Stell mal bitte Dein iPad so hin, dass man nicht nur Deine Halbglatze sieht!« oder: »Tu uns bitte den Gefallen und mach beim Essen Dein Mikro aus.« sorgten schnell für Web-konforme Umgangsformen.

Trotz aller Annehmlichkeiten waren es aber alles andere als angenehme Themen, die die Sitzungsabende in diesem außergewöhnlichen Unicorns-Jahr bestimmten:

Kein Sommer ohne Football – oder Doch?

Die schnell verhängte Haushaltssperre inklusive Ausgabenstopp, das Aussetzen des Trainingsbetriebs, die permanenten Überlegungen zur Art und Weise der Wiederaufnahme, das Suchen nach Möglichkeiten und Bedingungen mit denen ein Spielbetrieb vielleicht doch noch möglich gemacht werden könnte bis hin zu ständig aktualisierten und neu berechneten Haushaltsplanszenarien. Das alles sorgte für mehr als ausreichend Gesprächsstoff, oft auch kontroverse Diskussionen und manch harte Entscheidung, zu der man sich durchringen musste.

Hinzu kamen besonders für den Vorsitzenden Jürgen Gehrke ungezählte Web-Konferenzen mit dem Verband, der Liga und allen anderen GFL-Vereinen.

Lange suchte man nach Wegen, eine GFL 2020 trotz aller Widrigkeiten doch noch zum Leben erwecken zu können. Am Ende musste man sich aber doch dem Virus geschlagen geben. Zumindest für die U13, U16 und U19 sowie für die zweite Mannschaft sollte der Spätsommer und Herbst dann noch ein paar Spiele möglich machen. Allerdings nur solange, bis die zweite Corona-Welle auch dem ein Ende setzte.

Die Pandemie sorgte für viele Probleme und Belastungen und dennoch gab es für die Verantwortlichen der

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Unicorns auch immer wieder Grund zur Freude und Dankbarkeit. Viele Sponsoren hielten den TSGlern ganz selbstlos die Treue und eine große Gruppe von Fans wandelten ihre bereits Anfang des Jahres bezahlten Tickets kurzerhand in eine Spende um. Neben den staatlichen Hilfen waren dies wichtige Beiträge dazu, dass der Unicorns-Betrieb zumindest auf Sparflamme weiterlaufen konnte und man heute trotz aller Turbulenzen auf eine stabile Kassenlage stolz sein kann.

Was bleibt am Ende des Corona-Jahres 2020? Natürlich die Frustration über ein aus sportlicher Sicht mehr als unbefriedigendes Jahr. Aber auch die Erkenntnis und der Beweis dafür, dass selbst eine solche, vorher unvorstellbare Krise mit einem guten und eingespielten Team auf eine Art und Weise bewältigt werden kann, dass man sich zu keinem Zeitpunkt tatsächlich existenzielle Fragen stellen musste. Es bleibt die Freude darüber, dass die ganze Unicorns-Familie, ihre Fans und ihre Partner zusammengehalten haben, als genau das dringend notwendig war. Und es bleibt die Hoffnung, dass in 2021 möglichst viel von dem nachgeholt werden kann, was 2020 alle so sehr vermisst haben! Wir bleiben zuversichtlich und Drücken dafür weiter die Daumen!

Einblick in eine der monatlichen Sitzungen des Unicorns-Vorstands in Zeiten der Pandemie.

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Viele Veränderungen nach einem Jahr Pause Wie für alle GFL-Teams ist die Saison 2021 auch für die Schwäbisch Hall Unicorns eine ganz besondere Saison. Das Pausenjahr 2020 und insgesamt 20 Monate ohne Spiel sowie eine durch Corona mit vielen Unwägbarkeiten gespickte Vorbereitungsphase ließen für die neue Saison deutlich mehr Fragen offen, als das in vergangenen Preseason-Phasen der Fall war.

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Saisonvorschau 2021

Die lange Pause hat zwangsläufig zu größeren Veränderungen in der Mannschaft geführt, was man in dieser Form in Hall von einer normalen Winterpause nicht kennt. Hatte man in der Vergangenheit immer auf 70 bis 80 % des Vorjahreskaders aufbauen können, so schrumpft diese Zahl vor der Saison 2021 auf 50 im Vergleich zur letzten Spielsaison: In dem aktuell 90-köpfigen Unicorns-Kader sind 45 Namen aus 2019 noch bekannt. 20 % der neuen Spieler kommen aus der eigenen U19 und 30 % machen Neuzugänge aus.

Unter den Neuen finden sich Namen, die in der Football-Welt für Aufsehen sorgen, allen voran Moritz Böhringer. Er ist nach vier NFL-Jahren in den PracticeSquads der Minnesota Vikings und Cincinnati Bengals zu den Unicorns zurückgekehrt und stellt für die Haller einen Angriffsfaktor dar, der auch den bereits im Sommer 2020 vollzogenen Weggang von Top-Receiver Nate Robitaille wettmachen soll.

Ebenso lässt der Wechsel von Quarterback Alexander Haupert von den Saarland Hurricanes zu den Hallern aufhorchen, auch wenn dies bei den Unicorns selbst für keine all zu große Aufregung gesorgt hat. Weiß man doch, dass man mit Head Coach Jordan Neuman einen Cheftrainer hat, der von den Fähigkeiten und dem Potenzial nationaler Spielmacher zutiefst überzeugt ist und viel in deren Entwicklung investiert. Bei den Vienna Vikings entwickelte er Christoph Gross und danach in Schwäbisch Hall Marco Ehrenfried zu Bowl-

und Titelgewinnern auf Vereins- und Nationalmannschaftsebene. Haupert scheint somit in Hall in den besten Händen zu sein.

Als Offense-Allrounder haben die Unicorns den Amerikaner John Santiago verpflichtet. »Johns Fähigkeiten eines hochklassigen Runningbacks, Receivers und Kickreturners machen ihn zu genau dem Spieler, nach dem wir gesucht haben«, freut sich Jordan Neuman. Der dreimalige Division-1-All-American Santiago bringt auch XFL- und CFL-Erfahrung mit nach Hall.

Letzteres kann auch Defensive Back Monteze Latimore vorweisen, der schon im Sommer 2019 in Hall verpflichtet werden sollte.

Darüber hinaus zog es auch namhafte Spieler aus Deutschland und Europa zum amtierenden Vizemeister. So zum Beispiel den österreichischen Receiver Yannick Mayr, der von den Vienna Vikings kommt und für den sich auch schon das NFL International Pathway Program interessiert hat. Oder auch Linebacker Luis Bach, ehemals Mitglied der Juniorennationalmannschaft und inzwischen mit einer mehrjährigen US-College-Erfahrung ausgestattet. Nicht zuletzt bringt auch der Defense-Routinier Corey Chapman Erfahrung und Qualität von den Stuttgart Scorpions mit nach Hall.

Spannend wird zu beobachten sein, wie viele und welche der 19 Spieler aus der Unicorns-Jugend schon in ihrem Rookie-Jahr auf sich aufmerksam machen können. »Ich denke, die letztjährigen U19-Seniors sind einer der talentiertesten Jahrgänge seit langem,« zeigt sich Head Coach Jordan Neuman zuversichtlich. »Ich bin bei dieser Truppe sehr optimistisch, dass sich viele davon als Stammspieler etablieren können.« Dieser an vielen Stellen neu besetzte Kader wird die Frage beantworten müssen, ob die Unicorns nach der Corona-Pause ihren Platz an der Spitze im Süden

Saisonvorschau 2021 behaupten können. Als das im letzten Jahrzehnt dominierende GFL-Süd-Programm sind sie dafür sicher favorisiert und auch beim Blick auf die Konkurrenz im Süden spricht manches dafür. Hat doch das für den deutschen Spitzenfootball destruktive Vorgehen der Retortenliga ELoF dafür gesorgt, dass Halls Dauerkonkurrent Frankfurt Universe wohl deutlich schwächer als gewohnt ins Rennen gehen wird. Gleiches gilt für die Lokalrivalen Stuttgart Scorpions. An beiden Standorten präsentiert sich die ELoF mit einem Team und hat bei den etablierten GFL-Teams bezüglich Spieler, Trainer und anderen Ressourcen zu einem Aderlass geführt. Den Vereinen in Frankfurt und Stuttgart gebührt großer Respekt dafür, dass sie mit ihren Teams trotzdem in der GFL antreten und ihre Lizenz nicht zurückgegeben haben!

Bei den Ingolstadt Dukes konnte der bittere Schritt des Rückzugs aus der GFL in Folge der ELoF-Wirrungen leider nicht vermieden werden, was der GFL-Süd mit den Saarland Hurricanes einen zweiten Aufsteiger neben den Ravensburg Razorbacks beschert. Beide Mannschaften sind das Produkt solider Programme und sicher nicht zu unterschätzen. Dass sie allerdings bereits im ersten Jahr um den Süd-Titel mitspielen können, wird allgemein nicht erwartet. Sowohl die Saarländer als auch die Ravensburger sind aber immer für eine Überraschung gut!

Bleiben die Teams aus Marburg, München und Kempten. Allen drei ist es zuzutrauen, dass sie die CoronaPause gut genutzt haben, um die Lücke zu den Unicorns

20 weiter zu schließen. Schon in der Saison 2019 waren zumindest die Marburg Mercenaries auf einem guten Weg, an der Tabellenspitze zu kratzen. Von ihnen, vom Traditionsteam aus München und von den inzwischen seit sieben Jahren im Football-Oberhaus etablierten Kemptenern erwartet man sich in Hall in diesem Jahr die stärkste Konkurrenz im Süden.

Spätestens mit Beginn der Playoffs wird auch der Blick in die GFL-Nord wieder interessant werden. Dort sorgte das rein kommerzielle Ligaprojekt ELoF für den Rückzug der Hildesheim Invaders und der Elmshorn Fighting Pirates, sodass die Nord-Gruppe 2021 nur mit sechs Mannschaften besetzt ist. Mehr als im Süden mussten verschiedene Teams durch kommunale Corona-Auflagen lange dafür kämpfen, überhaupt wieder ins Training einsteigen zu können.

Besonders hart traf es dabei die deutschen Meister aus Braunschweig sowie die Berlin Rebels. Bei den Cologne Crocodiles zeigt sich durch einen weiteren ELoFStandort ein ähnliches Bild wie in Stuttgart und Frankfurt. Erklärtes Ziel der Dresden Monarchs ist es, auf dem Weg zum German Bowl nicht erneut an einem Halbfinale in Schwäbisch Hall zu scheitern. Aus Potsdam hört man von den Royals viele positive Signale und auch mit den Kiel Baltic-Hurricanes wird in diesem Jahr wieder zu rechnen sein. Wenn den Unicorns auch wieder der Sprung in die Playoffs gelingt, dann darf man gespannt darauf sein, gegen wen sie dort anzutreten haben.

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Erfolgreich für die Covid19-Testabnahme geschult: Helferinnen und Helfer der UNICORNS FAMILY.

Unicorns Family im Corona-Einsatz Ihre Vielseitigkeit haben die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in den letzten Jahren häufig unter Beweis gestellt – alle Aufgaben, die im Trainings- und Spielbetrieb anfallen, werden von der UNICORNS FAMILY zuverlässig erledigt. In Zeiten der Corona-Pandemie haben sich auch an dieser Stelle die Anforderungen verändert – für alle von den Unicorns ausgerichteten Veranstaltungen müssen die beteiligten Personen vorab ein negatives Testergebnis vorweisen können.

In Vorbereitung auf die GFL-Saison 2021 gab es – trotz Vermeidung aller nicht unbedingt notwendigen Treffen – einige solcher Gelegenheiten: vom alljährlichen »Media Day« um das Bildmaterial für die Saison zu shooten, bis hin zu den regulären Trainingseinheiten Mittwoch- und Freitagabends. Um für die Personen ein Testangebot bereitstellen zu können, die aus verschiedenen Gründen nicht bereits getestet anreisen können, haben sich einige Mitglieder der UNICORNS FAMILY in einer Schulung des Deutschen Roten Kreuzes für die Abnahme von Covid19-Tests qualifizieren lassen.

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»FOOTBALL IST DEFINITIV AUCH EIN SPORT FÜR FRAUEN« Frauen und Mädchen sind im Football eher unterrepräsentiert.

Die Unicorns U16 hat jedoch immerhin fünf weibliche Teammitglieder – darunter Paula Allmendinger aus Michelbach. Im Gespräch mit dem U MAG berichtet Paula von ihrem Weg zum American Football und dem Alltag als einziges Mädchen in der UNICORNS ACADEMY. »2017 war ich mit meinen Eltern zum ersten Mal bei einem Unicorns-Spiel und wusste gleich: das ist mein Sport«, berichtet Paula Allmendinger. »Meine Eltern haben sich dann informiert, ob Mädchen auch mittrainieren dürfen – das war zum Glück kein Problem«.

Eingestiegen ist die heute 13-jährige dann in der U13 Mannschaft der Unicorns, diese Saison spielt sie erstmalig im U16 Team. Seit dem laufenden Schuljahr ist Paula außerdem ein Teil der UNICORNS ACADEMY: Als Michelbacherin war sie bereits Schülerin am Evangelischen Schulzentrum (ESZM) und hat nun die Chance

genutzt, ihr Hobby mit der schulischen Laufbahn zu kombinieren. »Im Schulalltag ist es nicht wirklich ein Thema, dass ich das einzige Mädchen in der ACADEMY bin«, erzählt Paula, »da werde ich behandelt wie alle anderen auch«.

Beim U16 Training stehen dann immerhin fünf Mädchen gemeinsam auf dem Platz, wobei das, wenn es nach Paula ginge, ruhig noch mehr sein könnten: »Ich glaube viele Mädchen sind von den Vorurteilen rund um American Football abgeschreckt und denken,

Paula Allmendinger Im Gespräch

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dass man als Mädchen nicht kräftig genug für den Sport ist – das ist schade. Mich fasziniert am Football vor allem das Zusammenspiel aus Strategie und Athletik: Es ist nicht nur ein wirres Rennen über den Platz, sondern erfordert auch viel theoretisches Wissen über die Spielzüge – deshalb ist Football definitiv auch ein Sport für Frauen!« Paulas Woche ist zu einem großen Teil vom Football geprägt: Montags, Dienstags und Donnerstags stehen Trainingseinheiten im Rahmen der UNICORNS ACADEMY an, Mittwochs und Freitags kommt dann noch das reguläre U16 Training dazu – »grob überschlagen mache ich an fünf Tagen die Woche jeweils ca. zwei Stunden Sport«, sagt Paula. Ihre Freundinnen außerhalb des Football-Sports unterstützen das zeitintensive Hobby: »Die finden das cool und kommen auch gerne mal zu meinen Spielen!« Für Mädchen, die sich nicht sicher sind, ob American Football etwas für sie sein könnte, hat Paula einen Rat: »Einfach mal zum Schnuppertraining kommen und ausprobieren, ob der Sport einem liegt!« Herausforderungen beim Football? »Klar, die gibt es ja überall. Beim Übergang von der U13 in die U16 habe ich schon gemerkt, dass die Spielzüge nochmal komplexer geworden sind. Auch, als die U13 damals vom FlagFootball auf Tackle-Spielweise umgestellt hat, war das erstmal eine Challenge. Aber das macht den Sport ja auch aus: Immer wieder herausgefordert werden und an den neuen Themen wachsen!«

UNICORNS ACADEMY Die UNICORNS ACADEMY ist eine Verbindung zwischen Schule und Sport, in der die schulische Laufbahn der SchülerInnen und deren sportliche Entwicklung gleichermaßen groß geschrieben werden. Getragen wird die Academy durch die Kooperation zwischen dem Evangelischen Schulzentrum Michelbach (ESZM ) und den Schwäbisch Hall Unicorns . Dabei ist das ESZM für die schulische Ausbildung bis hin zum Schulabschluss verantwortlich. Die Unicorns sorgen für die sportliche Ausbildung sowie die Förderung individueller Talente. Sowohl in der Schule als auch im Sport bieten die beiden Partner außergewöhnliche Perspektiven für eine rundum gelungene Entwicklung der jugendlichen Schüler. Mitglieder der UNICORNS ACADEMY haben wöchentlich sechs Schulstunden als Trainingseinheiten im American Football, die in den Tagesablauf der Ganztagesschule eingebettet sind. Aufgenommen werden externe und interne SchülerInnen des ESZM ab der Klassenstufe 8, die Mitglied in der TSG Schwäbisch Hall e.V. sind bzw. dies mit der Aufnahme werden.

Die Fotos zu diesem Beitrag sind im Sommer 2020 entstanden. Fotograf Niklas Niessner hat die U13 der Unicorns im Training und bei einem der wenigen Spiele im Corona-Jahr 2020 begleitet. Vielen Dank, dass wir die Fotos hier veröffentlichen dürfen!

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Paula Allmendinger Im Gespräch

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Mit dem Football im Camp Marmal Saisonvorbereitung mal anders: Tight End Lucas Schäfer verbrachte drei Monate in Afghanistan, wo der Soldat auf Zeit Hubschrauber wartete, sich aber nebenbei auch für die bevorstehende GFL-Saison fit machte.

Wie das gesamte GFL-Team der Schwäbisch Hall Unicorns bestritt Lucas Schäfer die erste Vorbereitungszeit auf die Saison der German Football League (GFL) in Zeiten des Corona-Lockdowns weitestgehend für sich alleine. Der große Unterschied: Während die allermeisten Spieler in ihrer Heimat trainierten, absolvierte der Tight End sein Trainingsprogramm knapp 6.600 Straßenkilometer entfernt. Der 28-jährige gebürtige Haller ist Stabsunteroffizier bei der Bundeswehr und war von Ende Januar bis Ende März im Rahmen der NATO-Mission »Resolute Support« in Masar-e Scharif/Afghanistan stationiert.

»Hier herrschten im Prinzip genau die gleichen Regeln wie in Deutschland«, berichtet Lucas Schäfer, »also Abstand halten, Maske tragen und Hände desinfizieren.« Corona ist auch am Hindukusch ein allgegenwärtiges Thema. Mit »hier« meint er das Camp Marmal, das größte Feldlager der Bundeswehr außerhalb der Bundesrepublik. Es liegt direkt bei Masar-e Scharif, der mit knapp 500.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Afghanistans.

Zu dem Camp gehört ein Flugfeld mit mehreren Hangars – Lucas Schäfers Arbeitsstätte. Als Fluggerät-

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Lucas Schäfer IN AFGHANISTAN

mechaniker kümmert er sich mit seinen Kameradinnen und Kameraden um den NH90, einen militärischen Transporthubschrauber. Kleinere Reparaturen, Inspektionen – alles wird penibel ausgeführt und dokumentiert, so dass die Maschinen störungsfrei fliegen können.

Das Thema Fliegen ist ein großes innerhalb Lucas Schäfers Familie: Sein Vater ist Hobbypilot, auch sein Onkel hat einen Pilotenschein. Lucas Schäfer selbst zwar nicht, aber in der Luft kennt er sich dennoch gut aus. »Ich bin Fallschirmspringer.« Die Begeisterung für die Luftfahrt ist auch einer der Hauptgründe, weshalb sich der Soldat auf Zeit für den Einsatz in Afghanistan gemeldet hat. »Das ist ein Privileg für mich.« Und diese Begeisterung ist auch der Grund dafür, weshalb er seinen eigentlich bis zum 18. März geplanten Aufenthalt noch um ein paar Tage verlängert hat. »So durfte ich bei der Rückreise mit einer Antonov fliegen«, berichtet er. Seit 1946 produziert das ukrainische, früher sowjetische Unternehmen Flugzeuge unterschiedlicher Art. Dazu gehört mit der An-225 das momentan größte und schwerste Flugzeug der Welt.

Fotos: Bundeswehr/Detlef Schachel

Die Chance, mit einer Antonov zu fliegen, wollte sich Lucas Schäfer nicht entgehen lassen. Die Gelegenheit ergibt sich, weil er als Mechaniker einen NH90-Hubschrauber zurück nach Deutschland begleitet. »Bevor es losging, haben wir die Antonov beladen und man denkt sich: Wie groß kann ein Flugzeug nur sein?«, erzählt der Flugfan, für den sich die Rückreise in dem Flugzeug ohne Fenster absolut gelohnt hat: »Super nette Menschen, die dort auf der Antonov arbeiten und alleine das Feeling in einem der größten Flugzeuge sein eigenes Arbeitsgerät zu transportieren, war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.« Doch zuvor war drei Monate lang das Camp Marmal sein Zuhause. »Ich fühlte mich hier sicher. Und natürlich hätte ich gerne Land und Kultur kennengelernt, doch es obsiegt die Vernunft. Ich durfte ohne dienstlichen Auftrag nicht raus, schließlich darf man nicht vergessen, dass es sich letztlich um ein Kriegsgebiet handelt.« So konnte sich Lucas Schäfer in seiner freien Zeit mit seinem Hobby, dem American Football, beschäftigen. Bei den Unicorns spielt der heutige Tight End seitdem er 14 Jahre alt ist, hat alle Jugendteams durchlaufen und im Aktivenbereich mehrere große Erfolge gefeiert, darunter waren auch die deutschen Meistertitel. Um für die neue Saison einsatzbereit zu sein, trainierte er auch in Afghanistan. Die Bundeswehr hatte im Camp wegen der Corona-Hygienevorschriften zwar die Indoor-Sporteinrichtungen geschlossen, dafür aber einen Outdoor-Sportpark eingerichtet.

Lucas Schäfer IN AFGHANISTAN

Dort quälte sich Lucas Schäfer, und das unter erschwerten Bedingungen: Die Temperaturen gerne auch mal unter null Grad, dazu Sandstürme und nicht selten war er am Abend alleine draußen. »Koordinative Übungen gehen mit Pylonen gut. Ab und zu war auch ein Kamerad dabei, der den Football auch etwas werfen kann«, blickt er zurück. Den Football hat er sich extra ins Camp bestellt. »Das einzige, was zu kurz kam, ist das Block-Training.« Manchmal wurden darüber Witze gemacht, dass er sich dafür doch Vorgesetzte holen soll. »Es gab aber auch Tage, an denen gar nichts ging, weil die Luft viel zu staubig war«, sagt der Sportler.

Als aktiver Footballer war der Haller im Camp Marmal zwar ein Exot, aber das Interesse an der Sportart war auch unter seinen Kameraden groß. »Die NFL und der Super Bowl boten viel Gesprächsstoff.« Selbst über College-Football habe er sich schon austauschen können. »Das Schöne daran ist, dass man sich so auch besser kennenlernt.« Nach Lucas Schäfers Rückkehr aus Afghanistan waren erst einmal 14 Tage Quarantäne angesagt - und umso größer die Vorfreude auf die erste Trainingseinheit mit dem Team: Das erste Training war richtig schön, alle wieder zu sehen und einfach mal wieder Pads anzuhaben tat einfach nur gut« Auch das Einleben in den »normalen« Alltag ist dem 28-Jährigen schnell wieder gelungen - wobei: »Jetzt muss ich wieder selber kochen und Wäsche waschen. Im Camp Marmal musste ich meine Wäsche nur schmutzig machen und in den Spind einräumen.«

Dieser Artikel wurde von Redakteur Hartmut Ruffer vom Medienpartner Haller Tagblatt verfasst. Ein herzliches Dankeschön, dass die Unicorns den Artikel im U MAG veröffentlichen dürfen!

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Seit sechs Jahren bei der Bundeswehr Lucas Schäfer ist am 13. Januar 1993 in Hall geboren. Seit Anfang 2015 ist er bei der Bundeswehr, hat dort eine Ausbildung zum Fluggerätmechaniker absolviert. Sein Dienstort ist das Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten. Lucas Schäfer ist Soldat auf Zeit, hat sich für neun Jahre verpflichtet. Bei den Schwäbisch Hall Unicorns spielt er seit 2007. In den Jahren 2016 und 2017 setzte er aus beruflichen Gründen aus. Die Rückkehr aber war beschlossene Sache: »Bei den Unicorns existiert ein familiäres Umfeld. Mir gefällt das Physische, der Leistungsanspruch, der dort herrscht und der Zusammenhalt.«

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Football ohne Ball Eine Besonderheit der Sportart Football ist, dass die verschiedenen Spielpositionen auf dem Feld völlig unterschiedliche Skills benötigen.

Es heißt deshalb völlig zu Recht, dass es in einem Football-Team Platz für jeden gibt, egal mit welcher körperlichen Statur man ausgestattet ist. Dazu muss allerdings einschränkend gesagt werden, dass Attribute wie »groß«, »stark«, »schnell« oder »wendig« immer noch hilfreich sind, mit der Kombination »klein und langsam« wird man es auch beim Football nicht weit bringen.

Nicht der Allerschnellste zu sein kann beim Football aber durch Körpergröße und -masse zu einem gewissen Grad kompensiert werden, vor allem bei einer Positionsgruppe: der Offensive Line. Diese fünf Spieler im Angriff eines Football-Teams überragen in der Regel in allen räumlichen Dimensionen den Rest der Mannschaft. Eine weitere Besonderheit der schweren Jungs: Sie haben mit dem Ball fast nichts zu tun. »Fast« deshalb, weil einer von ihnen, der in der Mitte der Formation stehende Center, den Ball zu Beginn jedes Spielzugs in der Hand hat, woraus manche Center durchaus einen gewissen Stolz ziehen (»Ohne mich kann es überhaupt nicht los gehen!«). Flankiert wird der Center von zwei Guards, auf deren Außenseiten sich wiederum zwei Tackles aufstellen. Diese vier Spieler haben nun wirklich gar nichts mit dem Ball zu tun, es sei denn, ein anderer Offense-Spieler macht einen Fehler und der Ball befindet sich plötzlich auf dem Boden und muss gesichert werden.

Die Tatsache, dass fünf Spieler der Offense »Foot« praktisch ohne »ball« spielen, löst bei vielen unbedarften Beobachtern Verwunderung oder sogar Spott aus.

Jedes Football-Team kennt auch den Quereinsteiger aus dem Fußball oder Basketball, dem aufgrund einer gewissen Leibesfülle nahegelegt wird, doch Guard oder Tackle zu spielen. Dieser gut gemeinte Tipp wird oft empört abgelehnt mit dem Hinweis, dass man doch gekommen sei, um eine Ballsportart zu betreiben. »Echte« O-Liner dagegen belächeln ihre OffenseKollegen, die mit dem Ball »spielen«, während sie die wahre Arbeit machen. Diese Arbeit besteht im Grunde aus einer Tätigkeit in vielen Variationen: Blocken. Damit ist das Wegschieben von Gegnern gemeint, so dass die »Ballspieler« den Ball nach vorn bewegen können. Ganz allgemein unterscheidet man zwischen Run Blocks, bei denen Lücken entstehen sollen, durch die ein Ballträger nach vorn laufen kann, und Pass Blocks, durch die dem Quarterback Zeit gegeben werden soll, den Ball von einer Position hinter der Offensive Line zu werfen.

35 Was sich im ersten Moment vielleicht stumpfsinnig anhört, erweist sich bei näherem Hinsehen als sehr komplexe Aufgabe. Nicht umsonst gelten die Spieler der Offensive Line als die intelligentesten im Team, die sehr viel kooperieren und kommunizieren müssen.

Letztendlich müssen sie so aufeinander abgestimmt sein, dass alle für einen Spielzug gefährlichen Defense-Spieler geblockt sind, sonst kann es für den Mitspieler mit dem Ball schmerzhaft werden.

Unicorner GOOD to know: Video-Serie rund um die O-Line, powered by Unicorns-Partner Sporlastic – demnächst auf den Social Media Kanälen. STAY TUNED!

Kurzes Beispiel gefällig? Nehmen wir an, ein Passspielzug wurde angesagt. Die fünf O-Liner können maximal fünf Gegner davon abhalten, zum Quarterback zu gelangen, doch wer sind diese fünf, wenn sich zum Beispiel sieben Defense-Spieler in der Nähe der Line of Scrimmage aufhalten?

Durch einen codierten Befehl vor Spielzugbeginn kann entweder der Center oder der Quarterback bestimmen, welche fünf ins Visier genommen werden. Es kann auch noch Blockhilfe von einem Runningback angefordert werden, falls man mit sechs Pass Rushern rechnet. Sollte der einem Guard zugewiesene Spieler nicht auf Quarterback-Jagd gehen, sondern sich in die Deckung fallen lassen, wem hilft er dann, dem Center oder dem Tackle? Oder muss er sogar auf einen »Ersatz-Rusher« achten, den er nur dann übernehmen darf, wenn sein eigentlicher Mann plötzlich Passverteidigung spielt?

All diese Informationen müssen oft in wenigen Sekunden gegeben und richtig verarbeitet werden, damit der Quarterback aufrecht bleiben und den Ball werfen kann. Wenn Sie, lieber Zuschauer, also das nächste Mal einen perfekten Pass von Alexander Haupert auf Tyler Rutenbeck sehen, denken Sie daran, dass dieser ohne die Hilfe von Alessandro Vergani, Patrick Staudacher, Lukas Maier und ihren Freunden nicht möglich gewesen wäre.

Siegfried Gehrke ist Gründungsmitglied der Schwäbisch Hall Unicorns und führte die Einhörner als Head Coach (1991 – 2016) zu den ersten beiden deutschen Meisterschaften 2011 und 2012. Heute ist der 56-Jährige als Unicorns-Sportdirektor im Vorstand und als JugendCoach tätig. In jeder Ausgabe des U MAG schreibt »Sigi« in seiner Kolumne über aktuelle Themen rund um die Unicorns und American Football.

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