UFOP Geschäftsbericht 2020/21

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1 | Markt und Politik

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1.1 MARKT Stand: Juli 2021

Ein außergewöhnliches Rapsjahr Damit hätte zur Ernte 2020 niemand gerechnet – die Rapspreise erreichten im Laufe des Wirtschaftsjahres 2020/21 Rekordniveau. Die Notierungen an der Börse in Paris schnellten zum Ende des Mai-Kontraktes auf über 680 EUR/t hoch; die Verarbeiter in Deutschland boten vereinzelt im Juni 2021 über 620 EUR/t für prompte Ware und die Erzeugerpreise lagen im Mai 2021 im Schnitt bei 542 EUR/t; regional wurden bis zu 580 EUR/t geboten. Ausschlaggebend waren neben dem äußerst knappen Rapsangebot die weltweit rege Nachfrage nach Sojabohnen und die stetig steigenden Pflanzenölnotierungen, die wiederum von unausgewogenen Versorgungsprognosen und steigenden Rohölnotierungen getrieben wurden. Hier machten sich die positiven Konjunkturaussichten in der EU, den USA und China sowie die zunehmenden Lockerungen der Corona-Restriktionen bemerkbar.

Globale Rapsnachfrage auf Rekordniveau Auch wenn die Ernteprognosen 2020 deutlich höher lagen als im Vorjahr und für einen entspannten Start ins Wirtschaftsjahr sorgten, am Ende hat es nicht gereicht. Die Nachfrage konnte nur mit einem erneuten Abbau der Vorräte befriedigt werden. Im Wirtschaftsjahr 2020/21 wurden weltweit 71,5 Mio. t Raps geerntet, 4 % mehr als im Vorjahr und über dem Durchschnitt. Die besondere Überraschung war Australien, wo nach vier Jahren dürrebedingter Ertragsausfälle mit 4 Mio. t endlich wieder eine überdurchschnittliche Rapsernte eingefahren werden konnte. Auch in der EU-27 wurden mit 16,2 Mio. t knapp 7 % mehr gedroschen, während der weltgrößte Rapsproduzent Kanada mit 19 Mio. t leichte Abstriche gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. EU-Hauptlieferant Ukraine blieb mit 2,8 Mio. t und einem Minus von 21 % weit hinter dem Vorjahresrekord zurück. Ölmühlen in der EU verarbeiteten mehr Raps und der globale Crush 2020/21 wird vom USDA auf 71 Mio. t geschätzt (4 % mehr als im Vorjahr). Länder wie z. B. Australien exportierten dagegen mehr. Der weltweite Rapshandel erreichte 17,3 Mio. t und lag damit 9 % über Vorjahr – beides Rekordniveau! Dies konnte durch einen massiven Abbau der Vorräte in den meisten Raps erzeugenden Ländern bewerkstelligt werden. Insbesondere in Kanada bleiben wohl nur noch gut 1 Mio. t Raps übrig, nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Lagermenge. Die EU-27 verfehlte den langjährigen Durchschnitt der Vorräte um 36 %, Australien um 14 %. Weltweit wird von 5,7 Mio. t gesprochen, ein Viertel weniger als in den Jahren zuvor. Damit wurden die ersten Weichen für das Wirtschaftsjahr 2021/22 gestellt. Die globalen Rapsvorräte würden gerade

einmal ausreichen, den weltweiten Bedarf für 28 Tage zu decken. In den Jahren zuvor waren es im Schnitt immerhin 38 Tage. Und das auch nur unter der Annahme, dass der Rapsverbrauch im kommenden Jahr nicht zunimmt. Erste Prognosen bestätigen, dass im kommenden Wirtschaftsjahr neben der Verarbeitung wohl auch die Erntemenge steigt, folglich bleibt die Versorgungslage angespannt.

EU-Rapserzeugung sehr heterogen Der Rapsanbau zur Ernte 2020 wurde nur marginal ausgedehnt. Ungünstige Aussaatbedingungen hatten die Pläne der Erzeuger durchkreuzt, sodass EU-weit nur 5,17 Mio. ha bestellt wurden, 50.000 ha mehr als im Vorjahr. Zudem konnten sich die Feldbestände in vielen Regionen nicht optimal entwickeln, weil die Witterungsbedingungen schlecht waren. Zwar wurden im EU-Schnitt immerhin 31,2 dt/ha erzielt – 4 % mehr als im Vorjahr und noch 2 % über dem langjährigen Mittel. In einigen Haupterzeugungsregionen fiel das Ergebnis jedoch unterdurchschnittlich aus. So kamen in der EU-28 rund 17,2 Mio. t Raps zusammen, 0,6 % mehr als im bereits schwachen Vorjahr. Das langjährige Mittel wurde um knapp 10 % verfehlt. Geradezu eingebrochen ist die Erzeugung in Großbritannien und Dänemark, aber auch Frankreich, Rumänien und Ungarn hatten eine kleinere Ernte zu beklagen. In Deutschland und Tschechien konnte zwar eine größere Menge als 2019 gedroschen werden; sie blieb jedoch unter dem Durchschnitt. Eine überdurchschnittliche Rapsernte wurde nur in Polen, der Slowakei und dem Baltikum registriert. Die Winterrapsaussaat zur Ernte 2021 lief kaum besser – mit Ausnahme weniger Mitgliedsstaaten wie Deutschland –, sodass zunächst nicht mit einer größeren Rapsernte gerechnet wurde. Deshalb ruhte die Hoffnung auf geringeren Ertragseinbußen und damit größeren Rapsernten in den Haupterzeugungsregionen.

Größere Rapsernte – mehr Rapsimporte Die EU-Kommission erwartete zum Wirtschaftsjahr 2020/21 eine umfangreichere EU-Rapsernte, mit der die niedrigen Anfangsbestände kompensiert werden sollten. Verbunden mit einem geringeren Verbrauch sollte der Importbedarf sinken. Aber es kam ganz anders, sogar auf der Angebotsseite, denn in der Statistik wurden noch 1 Mio. t in den Vorräten „entdeckt“, die trotzdem nicht an das Vorjahresergebnis herankamen. Das Gesamtrapsangebot in der EU-27 erreichte im Wirtschaftsjahr 2020/21 daher rund 17,6 Mio. t und lag damit weniger als 300.000 t über dem schwachen Vorjahr. Die Marktberichte wurden in der Folge mehrfach korrigiert, denn der Bedarf an den Nachprodukten Rapsschrot und -expeller war viel größer als geahnt und kurbelte die Verarbeitung an. Diese lag um 6,4 % über Vorjahr und stieg auf 23,1 Mio. t. Anfangs konnte die Nachfrage aus


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