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4 UFOP-Fachbeirat

Der UFOP-Fachbeirat unter Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Friedt, Universität Gießen, fungiert als direktes Beratungsgremium des UFOP-Vorstandes. Er ist maßgeblich verantwortlich für die Abstimmung, Koordinierung und Zusammenführung der Facharbeit sowie der Projektförderung der UFOP im Rahmen der fünf Fachkommissionen sowie des Fachausschusses Sortenprüfwesen. Am 6. und 7. Juli 2021 hat der Fachbeirat im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung mit dem Vorstand über die Herausforderungen in den von der UFOP vertretenen Arbeitsfeldern sowie über die künftige Ausrichtung der Tätigkeit der Fachkommissionen beraten.

Schwerpunkte in der Aussprache waren auf nationaler Ebene die Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutz und die Ackerbaustrategie des BMEL sowie auf europäischer Ebene der European Green Deal – insbesondere die Farmto-Fork-Strategie–und die Reform der Erneuerbare-EnergienRichtlinie (RED II). Nachdem als Ergebnis der UFOP-Klausur 2019 die „10+10“-Strategie entwickelt und in der Mitgliederversammlung im September verabschiedet worden war, haben sich die Fachkommissionen Produktionsmanagement Öl- und Proteinpflanzen sowie Tierernährung mit der Ausarbeitung der fachlichen Details befasst. Die „10+10“-Formel steht für einen Anteil von jeweils 10 Prozent Raps und Leguminosen an der deutschen Ackerfläche, also jeweils rund 1,2 Mio. ha, wobei unter Leguminosen sowohl Körner- als auch Feinleguminosen zusammengefasst werden. Dieses Ziel soll spätestens 2030 erreicht werden.

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Einen ersten Sachstandsbericht mit vorläufigen Ergebnissen zu den Potenzialen von Raps und Körnerleguminosen im Anbau und in der Nutztierfütterung stellten Dr. Manuela Specht und Prof. Gerhard Bellof in der Klausur 2020 vor. Weiterführend wird dazu auf die Kapitel 5.1 „Fachkommission Produktionsmanagement Öl- und Proteinpflanzen“ und 5.3 „Fachkommission Tierernährung“ verwiesen. Sowohl im Rapsanbau als auch beim Anbau von Ackerbohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen gibt es enorme Herausforderungen, vor allem im Bereich des Pflanzenschutzes. Der Wegfall von Altwirkstoffen und die Einengung der verfügbaren chemischen Wirkstoffgruppen fördert die Entwicklung von Resistenzen bei zahlreichen Rapsschädlingen. Neuzulassungen an Pflanzenschutzmitteln lassen auf sich warten. Gleichzeitig treten immer öfter Extremwetterereignisse auf, die eine mittel- und langfristige Stabilisierung des Ackerbaus insgesamt infrage stellen. Zusätzliche Restriktionen im Zuge der Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutz (API, siehe auch Kap. 1.2 „Politik“) wie Anwendungsverbote von Herbiziden und Insektiziden in Schutzgebieten verschlechtern die Voraussetzungen für einen ertragreichen Anbau weiter. Insbesondere für den Raps gibt es keine positiven Erfahrungen beim vollständigen Verzicht auf chemische Insektizide. Die äußerst geringe Anbaufläche von Öko-Raps – trotz attraktiver Erzeugerpreise in Deutschland – zeigt dies deutlich. Der weitaus größte Teil des hierzulande im Lebensmitteleinzelhandel angebotenen Öko-Rapsöls stammt aus der Verarbeitung importierter Saaten. Ackerbausysteme in Deutschland unverzichtbar. Körnerleguminosen verfügen noch über erhebliche Wachstumspotenziale. Im Hinblick auf die Ausweitung des Trachtangebots für Insekten stellen sowohl Raps als auch Körnerleguminosen eine wesentliche Nahrungsquelle in der Agrarlandschaft dar. Für die UFOP-Kulturen ist im Ergebnis ein grundsätzlich hoher Stellenwert sowohl für die zu erhöhende Insekten-Biodiversität im deutschen Ackerbau als auch für die angestrebte Erweiterung von Fruchtfolgen festzuhalten. Die UFOP ist gefordert, diesen Sachverhalt verstärkt in die Politik zu transportieren. Die künftigen Rahmenbedingungen für den Ackerbau – insbesondere beim Pflanzenschutz – sind so zu gestalten, dass der Anbau von Raps und Körnerleguminosen auch künftig weitergeführt bzw. ausgeweitet werden kann. Ackerbohnen, Körnererbsen, Süßlupinen und Sojabohnen – sowie zukünftig auch Raps – gehören als Quellen für hochwertiges Protein als Rohstoff sowie als Zutat für Lebensmittel zu den wesentlichen Säulen eines stärker pflanzenbasierten Ernährungssystems. Dies entspricht dem in der Farm-to-ForkStrategie der EU-Kommission formulierten Ziel. Dass diese Entwicklung bereits im Gange ist, zeigt sich auch an der wachsenden Bedeutung veganer Produkte – oft auf Basis von Körnerleguminosen und entsprechenden Proteinisolaten – im Lebensmitteleinzelhandel (siehe auch: Kapitel 2. „Ernährung“).

Die von Deutschland festgelegten Klimaschutzziele sowie die im Green Deal angestrebte Klimaneutralität der EU sind ohne die konsequente Nutzung der Biokraftstoffe der ersten Generation nicht erreichbar. Nachdem die Politik in Deutschland in den letzten Jahren eher den Eindruck erweckt hat, dass Biokraftstoffe keine wesentliche Rolle bei der notwendigen Verkehrswende weg von fossilen Treibstoffen spielen können und sollen, haben die Fachbeiratsmitglieder in der Klausur im Juli 2020 die Erwartungshaltung geäußert, dass in der Sache in nächster Zeit ein Umdenkprozess zu erwarten ist. Mit der zwischenzeitlich erfolgten Umsetzung der RED II in nationales Recht im Mai 2021 hat sich diese Erwartung bereits erfüllt – siehe dazu auch das Kapitel 3 „Biodiesel & Co.“.

Weiterhin haben der Fachbeirat und der Vorstand der UFOP die Projektförderung des Verbandes in den vergangenen 20 Jahren analysiert. Demnach lässt sich insbesondere im Bereich Produktionsmanagement eine Entwicklung weg von zahlreichen geförderten Feldversuchen der Länderdienststellen hin zu Projektvorhaben mit hochkomplexen Fragestellungen nachvollziehen, die meist an wissenschaftlichen Einrichtungen durchgeführt wurden. Damit verbunden war ein Anstieg des jeweiligen Fördervolumens, sodass sich die Zahl der geförderten Projektvorhaben deutlich verringert hat. In den Fachkommissionen Humanernährung sowie Biokraftstoffe und Nachwachsende Rohstoffe ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Bearbeitung von UFOP-relevanten Fragestellungen über eine Fördermittelbeteilung des Verbandes an Drittmittelprojekten bei Förderträgern des Bundes sicherzustellen und damit weitere Geldmittel zu erschließen. Auch eine weitere Fokussierung der Förderung von Projektvorhaben, die ausschließlich mit UFOP-Mitteln finanziert werden, ist zu diskutieren. Diese Fragestellungen sind im Fachbeirat weiterführend zu beraten und anschließend in die UFOPFachkommissionsarbeit hineinzutragen.

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