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5.2 FACHKOMMISSION ÖKONOMIE UND MARKT Pandemiebedingt fanden die Sitzungen der Fachkommission im November 2020 und April 2021 im digitalen Format statt. Traditionell werden zu Beginn der Sitzungen die Ernteergebnisse und die Situation auf den internationalen Märkten für Ölsaaten und deren Verarbeitungsprodukte diskutiert. Steffen Kemper, Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI), betonte die angespannte Versorgungssituation auf den Ölsaatenmärkten, vor allem ausgelöst durch einen stark gestiegenen Verbrauch von Soja und Raps. Unterdurchschnittliche Erntemengen bei Raps in Kanada und in der EU bestimmten die Markt- und Nachfrageentwicklung bei der Rapsverarbeitung maßgeblich. Seit Herbst 2020 stiegen die Vorkontraktpreise für Raps, die Ware ex Ernte war zum beginnenden Frühjahr ausverkauft. Dr. Claus Keller, IHS Markit, stellte die Produktions- und Absatzentwicklung bei Biokraftstoffen in der EU vor (vgl. Tab 57, S. 109). Die Produktion von Biodiesel und Hydriertem Pflanzenöl (HVO) blieb bei ca. 16 Mio. t, allerdings ist eine Verschiebung zugunsten von HVO zu verzeichnen. Für 2022 erwartete Dr. Keller einen Anstieg auf 18 Mio. t. Infolge höherer Biokraftstoffquoten in der EU-27 erwartet er steigende Importe insbesondere aus China sowie einen zunehmenden Wettbewerb um die Rohstoffe Abfallöle und -fette auf der Verarbeitungsstufe zugunsten der HVO-Produktion. Ursachen sind die Begrenzung des Biodieselanteils im Diesel auf 7 % und die Ausweitung der Beimischungsverpflichtung auf Flugkraftstoffe. Andres Haase, Ölmühle Brökelmann, gewährte einen interessanten Über- und Einblick in den Rohstoffbedarf zur Auslastung der Ölmühle. Neben der regionalen Herkunft des Rapses (Deutschland, EU, aber auch Ukraine, Rumänien und Australien) spielt auch der Treibhausgaswert der Rohstoffchargen eine Rolle. Die Anforderungen an die Logistik (LKW, Schiene und Schiff) sind hoch. Herr Haase unterstrich sowohl die Bedeutung der Massenbilanzierung, um die von den Abnehmern der Biodieselindustrie geforderten THG-Werte einhalten zu können, als auch der Qualitätsprüfung beim Wareneingang zur Sicherung der Qualität für den Vertrieb von Rapsöl als Speiseöl. Die Mitglieder der Fachkommission befassten sich intensiv mit der Reform der EU-Agrarpolitik (GAP) und weiteren gesetzlichen Regelungen wie dem Insektenschutzgesetz, die insgesamt die Diskussion in der Landwirtschaft, aber auch in der Öffentlichkeit bestimmen. Stephan Arens, UFOP, erläuterte die komplexe Diskussionslage, die auch vom schwierigen Verhältnis zwischen den Bundesministerien für Landwirtschaft und Umwelt bestimmt wurde. Erst Ende Juni 2021 gelang es auf europäischer Ebene, einen Kompromiss zur GAP-Reform zu erzielen. Kritisiert wurde in den Verhandlungen neben inhaltlichen Punkten, dass der Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans, immer wieder in die Verhandlungen eingriff und eine „grünere“ Gestaltung der GAP-Reform forderte. Auch das EU-Parlament
wollte die Zahlungen noch stärker an Umweltleistungen ausrichten, betonte Stephan Arens. Diese Diskussion setzte sich in Deutschland bis in die Agrar- und Umweltministerkonferenz hinein fort. Bis zur finalen Festlegung der nationalen Umsetzung der GAP zum Jahresende 2021 sind noch schwierige Verhandlungen zu erwarten, insbesondere zwischen Bund und Ländern. Aus UFOP-Sicht entscheidet die Ausgestaltung der Eco-Schemes darüber, ob auch Körnerleguminosen in den zukünftig zu erweiternden Fruchtfolgesystemen eine feste Rolle einnehmen werden. Mit dieser Zielsetzung diskutierten die Mitglieder in der Herbstsitzung das von Dr. Reimer Mohr, hanse agro, vorgestellte Vorhaben zur Re-Evaluierung von Fruchtfolgen mit und ohne Raps hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der neuen Düngeverordnung (Download: bit.ly/Ackerbaustrategie). In der Frühjahrssitzung konnte Dr. Mohr bereits die Ergebnisse vorstellen. Dabei erläuterte er die Entwicklung eines Fruchtfolgeindexes und von Kriterien zur Bewertung der Resilienz einer Fruchtfolge. Berücksichtigt wird dabei auch das Verhältnis zwischen Sommer- und Winterfrüchten. Diese Kriterien sind entscheidend für die Widerstandsfähigkeit der Fruchtfolge und deren Beitrag zur Humusbildung. Daher lasse sich daran die
UNION ZUR FÖRDERUNG VON OEL- UND PROTEINPFLANZEN E.V.
UFOP-SCHRIFTEN | AGRAR
ABSCHLUSSBERICHT Re-Evaluierung von Fruchtfolgen mit und ohne Raps hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der neuen Düngeverordnung, der Ackerbaustrategie und der Umweltwirkung Autoren
Abschlussbericht: Re-Evaluierung von Fruchtfolgen mit und ohne Raps hinsichtlich ihrer Prof. Dr. Reimer Mohr und Torben Ehmcke-Kasch Hanse-Agro Unternehmensberatung GmbH | Lange Laube | 30159 Hannover Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der 7neuen Düngeverordnung, der Ackerbaustrategie und der Umweltwirkung