Bericht 2020/2021
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5.1 UFOP-FACHKOMMISSION PRODUKTIONSMANAGEMENT ÖL- UND PROTEINPFLANZEN Sektion Ölpflanzen In der virtuellen Sitzung am 24./25. Februar 2021 informierten sich die Mitglieder über eine Studie zum Rapsanbau in der Praxis in Mecklenburg-Vorpommern. Sie befassten sich außerdem mit der „10+10“-Strategie der UFOP und den Konsequenzen des Wegfalls des Insektizidwirkstoffs Thiacloprid. Andrea Ziesemer, LFA Mecklenburg-Vorpommern, berichtete über den Status quo des Rapsanbaus in MecklenburgVorpommern und gab eine Einschätzung zur künftigen Entwicklung aus einer Erhebung aus dem Referenzbetriebsnetzwerk. An der Fragebogenerhebung beteiligten sich 91 Betriebe überwiegend mit Marktfruchtbau, die etwa 110.000 ha Ackerfläche repräsentieren. Die durchschnittliche Bodengüte lag bei 41 Bodenpunkten. Nach drei ertragsschwachen Jahren stieg der Rapsertrag in 2019 wieder an. Trotzdem ergab die Abfrage, dass 61 % der teilnehmenden Betriebe den Rapsanbau künftig weiter reduzieren und im Gegenzug die Anbaupausen erweitern werden, sodass sich voraussichtlich ein Rapsanteil von 15-22 % in den Betrieben ergeben wird. Hauptgründe für die Reduktion der Rapsanbaufläche sind die zunehmenden Probleme mit tierischen Schaderregern, die Vorgaben der Düngeverordnung sowie Marktpreise und ein steigendes Anbaurisiko durch zunehmende Wetterextreme. Anbaualternativen werden vor allem im Mais- und Wintergerstenanbau gesehen. Auch bei den Referenzbetrieben stiegen die Rapserträge in 2019 wieder an, auf leichten Böden auf ca. 35 dt/ha, auf Rügen sowie entlang der Küste auf etwa 40 dt/ha. Im mehrjährigen Vergleich konnte eine Reduktion der N-Düngung bis auf durchschnittlich 189 kg N/ha in 2020 festgestellt werden, verbunden mit abnehmenden N-Salden. Insgesamt entscheiden die Betriebe nicht ausschließlich nach ökonomischen, sondern auch nach pflanzenbaulichen Aspekten über die Fruchtfolgegestaltung. Die Betriebe sehen die Notwendigkeit einer Ausweitung der Forschung und einer Intensivierung der Beratung. In der Diskussion wurde deutlich, dass der Rückgang des Rapsertrages in Mecklenburg-Vorpommern besonders stark war. So lag der Ertragsdurchschnitt vor zehn Jahren über dem Bundesdurchschnitt und liegt mittlerweile darunter. Unter anderem führten teils sehr enge Fruchtfolgen zur deutlichen Verschärfung der Schädlingsproblematik. Das Ziel der „10+10“-Strategie der UFOP ist die Etablierung von Winterraps und Leguminosen auf jeweils 10 % der
Ackerfläche in Deutschland. Dieses Ziel soll bis zum Jahr 2030 erreicht werden. Dazu müssen die positiven Aspekte des Rapsanbaus wieder stärker ins Bewusstsein gerufen und der Anbau von Körnerleguminosen bzw. von Leguminosen insgesamt deutlich ausgeweitet werden. In der Sektionssitzung wurden die bisherigen Ergebnisse zur pflanzenbaulichen Ausarbeitung der „10+10“-Strategie vorgestellt und diskutiert. Nachdem der zunächst verfolgte Ansatz einer Potenzialabschätzung über die Rapsanbaudichte in den Anbaugebieten von Winterraps nicht zielführend war, wurde ein alternativer Ansatz für die Hauptfruchtarten auf dem Ackerland entwickelt. Ausgehend von langjährigen Datenreihen für die Entwicklung der Ackerflächen sowie der Kartoffel- und Gemüseanbauflächen wird eine Projektion der entsprechenden Flächenpotenziale für 2030 abgeleitet. Die Flächen für die Grundfuttererzeugung (Silomais, Ackerfutter) werden anhand eines Kalkulationstools für die Projektion der Rinderbestände 2030 für die verschiedenen Nutzungsrichtungen sowie der Trockenmasseaufnahme und der Anbauanteile auf dem Ackerland – ebenfalls auf Basis langjähriger Datenreihen – abgeschätzt. Für die Projektion der Ackerfläche für Marktfrucht-Fruchtfolgen wurde außerdem angenommen, dass der Flächenbedarf für die Erzeugung von Biogaskulturen nur einen Teil des Status quo in 2020 umfasst. Als nächster Arbeitsschritt wurden verschiedene Szenarien für Fruchtfolgesysteme (3- bis 9-feldrig) betrachtet und die UFOPKulturen entsprechend den Anbaupausen eingeordnet. Als letzter Arbeitsschritt erfolgte die gemeinsame Betrachtung von Fruchtfolgen mit Raps und Körnerleguminosen. Je nach gewählten Szenarien ergeben sich unterschiedliche Flächenpotenziale für den Raps- und Leguminosenanbau, wobei bei gemeinsamer Betrachtung und einem hohen Anteil an weiten Fruchtfolgen das Flächenpotenzial des Leguminosenanbaus größer ist als das des Rapsanbaus. Gründe hierfür sind einerseits, dass der Ökolandbau ohne den Anbau von Raps kalkuliert wurde und andererseits über die Grünleguminosen weitere Flächen aus dem Ackerfutteranbau zum Leguminosenareal hinzukommen. Mit Blick auf die bevorstehende Rapsblüte 2021 und die weitere Einschränkung der im Rapsanbau zugelassenen und verfügbaren Insektizide wies Dr. Manuela Specht auf die aktuelle Rechtslage hin: • Für das letzte verbliebene Neonikotinoid Acetamiprid/ Danjiri besteht zwar eine B4-Einstufung, aber nur eine Zulassung für die Rapsglanzkäferbekämpfung und nicht für die Bekämpfung der Schotenschädlinge.