Theaterzeitung 07|09

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Theater zeitung

VORFREUDE

Stadtraumprojekt WAHRHEITEN & Aussicht auf die Spielzeit 23/24

VORTEIL

Abos jetzt im Verkauf

VERFÜHRUNG

Programm Juli & September

Juli 2023

„Näher dran“ und „Stadtraum als Bühne“ sind zwei Schlagworte, die uns seit Beginn der Spielzeit begleiten. Beide kommen in unserem abschließenden Stadtraumprojekt

WAHRHEITEN zusammen, bei dem wir Sie zu außergewöhnlichen Orten in der Innenstadt führen. Mehr dazu ab Seite 4.

Das letzte BALKONSINGEN der Spielzeit gestalten am 6. Juli Mezzosopranistin Svitlana Slyvia und der Opernchor unter der Leitung von Alistair Lilley, der uns zum Ende der Spielzeit nach Mannheim verlässt. Als Dirigent des Musicals PARADE können Sie unseren geschätzten Chordirektor und Zweiten Kapellmeister letztmalig am 20. Juli erleben. Wir wünschen dem scheidenden Kollegen von Herzen alles Gute!

Die kommende Spielzeit steht unter dem vielseitigen, persönlichen Motto IDENTITÄTEN . Über ein Drittel des Spielplans besteht aus Uraufführungen. Damit setzen wir die Tradition des Hauses fort und bestärken die Identität des Theater Regensburg als kraftvollen Motor zeitgenössischer Kunst – sparten- und altersübergreifend. Die Vielfalt des Spielplans mit zahlreichen Klassikern, Erst- & Uraufführungen, spannenden Wiederentdeckungen können Sie in unserem druckfrischen Spielzeitbuch entdecken! Es ist kostenlos im Theater erhältlich und digital auf der Website zu finden.

Zusammen mit allen Kolleg*innen freue ich mich auf unseren Spielzeit-Endspurt, auf verdiente Theaterferien und natürlich auf einen fulminanten Beginn der neuen Spielzeit mit einem Theaterfest an allen Spielstätten und einer großen Eröffnungsgala – mit Ihnen gemeinsam, liebes Publikum!

Identitäten

Mit IDENTITÄTEN ist die Spielzeit 2023/24 am Theater Regensburg überschrieben. Ein Motto, das nicht nur auf jede*n von uns zutrifft, sondern das sich auch in seiner ganzen Vielfalt durch das Programm ziehen wird: vom Philharmonischen Konzert über Schauspiel, Oper, Tanz, Junges Theater bis zu den Sonderveranstaltungen. Einen krönenden Abschluss bildet dabei das Musical ROCKY HORROR SHOW im Juli 2024 in der Donau-Arena – ein Feuerwerk von Identitäten und Identifikationen.

GANZ VORN DABEI

Zwölf Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung können Sie in der Spielzeit 2023/24 in Regensburg erleben und damit die Ersten sein, die eine Oper oder ein Theaterstück zu sehen bekommen. Darunter sind Schauspiele wie

NACH DEM ESSEN von Simone Kucher (über Social Media Hype), IPHIGENIES RACHE (Soloperformance über die vielfach ‚benutzte‘ literarische Figur aus Frauensicht) oder ANLEITUNG

EIN ANDERER ZU WERDEN nach den Romanen von Édouard Louis, Junges Theater wie die Stückentwicklung 20 000 MEILEN UNTER DEM MEER nach Jules Verne sowie der Tanzabend TRANSIT (über das Unterwegssein) und die inklusive „Relaxed Performance“ COME AS YOU ARE für wirklich alle.

Im Musiktheater freuen wir uns, die Uraufführung von VALUSCHKA zeigen zu können. Die politische Groteske wird in den ersten Vorstellungen im Februar vom Komponisten Peter Eötvös selbst dirigiert werden. Eine Wiederentdeckung feiert bei uns im Dezember ihre deutsche Erstaufführung: Joseph Beers Operette DER PRINZ VON SCHIRAS . Beer musste Mitte der 1930er Jahre vor den antisemitischen Verfolgungen durch die Nazis fliehen. Die mitreißende Operette galt lange als verschollen und wird erstmals nach 90 Jahren zu erleben sein. Unsere diesjährige Operettengala gab bereits einen Vorgeschmack dazu. Mit der Uraufführung DIE RÜCKKEHR VON PETER PAN haben wir ab November ein großartiges FamilienMusical auf der Bühne, das Kinder, Eltern und Großeltern gleichermaßen mitreißen wird. Die Identitäten-Frage wird hier verspielt gestellt und immer wieder neu beantwortet. Der zeitlosen Identitätsfrage nach Opfer oder Täter, nach Recht und Unrecht, gehen wir in der Oper MICHAEL KOHL-

AUF IN DIE NEUE SPIELZEIT EDITORIAL

HAAS nach. Hier haben wir nach dem Kleist’schen Text vom mehrfach preisgekrönten Komponisten Stefan Heucke ein Auftragswerk schreiben lassen.

Natürlich können Sie auf unseren Bühnen auch Klassiker wie Richard Strauss‘ ARIADNE AUF NAXOS oder KÖNIG ÖDIPUS von Sophokles erleben, Komödien wie STOLZ UND VORURTEIL *(*ODER SO) oder DER NACKTE

WAHNSINN und noch viel mehr Musik – das lyrische Märchen RUSALKA von Antonín Dvořák oder unseren Opern-, Operetten- und Musicalabend I AM WHAT I AM, an dem wir lustvoll mit dem Thema Identitäten spielen. Ein Highlight für Kinder und ihre erwachsene Begleitung wird sicher unser Familienstück zur Weihnachtszeit: DAS DOPPELTE

LOTTCHEN nach Erich Kästner im Antoniushaus.

NÄHER DRAN UND IM AUSTAUSCH

Wer vor der Premiere schon mal in neue Produktionen „reinschnuppern“ möchte, bekommt in unseren Matineen und öffentlichen Proben einen ersten Eindruck. In den Matineen, die kostenlos sind, informieren Regieteam

BALKONSINGEN

und Dramaturg*in über die Hintergründe des Stücks, über die Inszenierung und es gibt musikalische Kostproben. Bei unseren öffentlichen Proben kann verfolgt werden, wie Darsteller*innen und Regie intensiv an einer Szene arbeiten und sie gemeinsam weiterentwickeln. In regelmäßigen Nachgesprächen oder Diskussionsveranstaltungen kommen wir in den Austausch mit unserem Publikum über die Inszenierungen, über Themen und Ideen. Und natürlich wird es weiterhin unser beliebtes Balkonsingen geben, fünf AFTER SHOW PARTIES im Neuhaussaal und viele Sonderformate und Extras. Blättern Sie in unserem nachhaltig und regional produzierten Spielzeitbuch, stöbern Sie auf unserer Homepage und kommen Sie vorbei. Wir freuen uns auf Sie!

Das letzte Balkonsingen dieser Spielzeit findet diesmal an einem Donnerstag statt, am 6. Juli nämlich. Der Opernchor unter der Leitung von Alistair Lilley wird die musikalische halbe Stunde von 21.30 bis 22 Uhr gestalten. Es wird fulminant – und ist gleichzeitig Alistair Lilleys Abschied vom Bismarckplatz. Der langjährige Dirigent und Chorleiter wechselt ans Nationaltheater Mannheim (siehe S. 10).

6.7.23, 21.30 Uhr, Balkon Bismarckplatz, Eintritt frei

VELO SPEZIAL

In unserem Late-Night-Format VELO SPEZIAL experimentieren Beschäftigte aus allen Bereichen des Hauses. Mal hemmungslos albern, mal ganz seriös, mal bezaubernd schön – sicher ist nur eines: Jeder Abend ist anders und garantiert einmalig.

Am 12. Juli widmen sich Schauspielerin Anna Kiesewetter, Regieassistentin Tanja Hasslinger sowie die Ausstattungsassistentinnen Christiane Hilmer und Milena Aliza Brüggemann einem ganz besonderen Tagebuch. Die Situation von Protagonist Edward ist – bei aller Tragik – tatsächlich ein bisschen komisch und auf uns alle übertragbar: Wie widersprüchlich unsere Wünsche nach Sicherheit, Bequemlichkeit, Abenteuer und Individualität sind, wird durch Edwards Tagebuchnotizen geistesgegenwärtig reflektiert. Doch wer ist dieser Edward eigentlich? Freuen Sie sich auf eine philosophische Spielerei irgendwo zwischen Satire und herrlichem Blödsinn. Denn was auf den ersten Blick vollkommen absurd erscheint, ist es auf den zweiten Blick vielleicht gar nicht.

12.7.23, 21 Uhr, Unteres Foyer Veldrom, 8 €, erm. 5€

Historischer Gasthof aus dem 14. Jht. mit mediterranem Hofgarten vor und hinter dem Lokal Theaterfreunde aufgepasst:

V Vor dem Theater zum Abendessen

i in den »Dicken Mann«

Hotel zum

Blauen Krebs

Krebsgasse 6 (Haidplatz)

93047 Regensburg

Tel. (0941) 5 73 70

Durchgehend warme Küche von 9.30 – 23.00 Uhr

Wahrheiten: Die Spielorte

Startpunkt | Fahrradparkplatz

T Theater | Bismarckplatz 7

M M26 | Maximilianstraße 26

G Gloria-Kino | Simadergasse 2a

F ehemaliges Frauenzimmer | Simadergasse 3

B Bankfiliale | Tändlergasse 13/Neupfarrplatz

T: eater | Bismarckplatz 7

G: Gloria-Kino | Simadergasse 2a

B: Bank liale | Tändlergasse 13/Neupfarrplatz

W: W12 | Wahlenstraße 12 & Degginger Lichtinnenhof | Wahlenstraße 17

W Wahlenstraße 12 Degginger Lichtinnenhof | Wahlenstraße 17

F: Frauenzimmer | Simadergasse 3

M: M26 | Maximilianstraße 26

K Kohlenmarkt

K: Kohlenmarkt

WAHRHEITEN

Klimaneutrales Stadtraumprojekt

KÜNSTLERISCHE GESAMTLEITUNG Sebastian Ritschel | MUSIKALISCHE LEITUNG

Tom Woods, Alistair Lilley, John Spencer | EIN GEMEINSCHAFTSPROJEKT ALLER

SPARTEN DES THEATER REGENSBURG Sebastian Ritschel, Antje Thoms, Oda Zuschneid, Wagner Moreira, Kristopher Kempf | CHOREINSTUDIERUNG Alistair Lilley |

DRAMATURGIE Ronny Scholz, Daniel Grünauer, Maxi Ratzkowski | PROJEKTLEITUNG

Johanna Loher, Anna Kramer | PROJEKTASSISTENZ Sophie Huber

Stadtraum Regensburg | Uraufführung | Premiere 1.7.23 | 28 Euro zzgl 10 Euro Klimakaution | U30: 10 Euro zzgl . 5 Euro Klimakaution | Die Klimakaution wird beim Nachweis einer klimaneutralen bzw -freundlichen Anreise wieder ausbezahlt.

P = Premiere U30 = U30-Vorstellung

Gefördert in

Klimaneutrale Kunst- und Kulturprojekte

Gefördert von

T Gesandtenstr. Bis marck platz Arnulfs platz Haidplatz Ludwigstr. B W Goliathstr. Dom Neupfarrplatz K Wahlenstr. Thundorfer Str. G M F Maximilianstr. Königsstr.
P
23
1 2 8 9 18.00 18.00 18.00 18.00 U30 U30 U30 U30
Jul
P 4

Wahrheiten: Das ist los

– nämlich die vorab entrichtete Klimakaution. Das ist auch ein Teil der Wahrheit – wie gut wird das Experiment „klimaneutrales Theater“ gelingen? Es bleibt spannend.

Seinen Anfang nimmt der außergewöhnliche Abend am Bismarckplatz, wenn die Bühne Teil des Zuschauerraumes wird das Musiktheaterensemble spartenübergreifend den Auftakt macht, sich mit einer Sprachcollage des Schauspiels verwebt und Tanz zu sehen ist. Danach geht es in kleineren Gruppen in die Stadt.

Der weiteste Punkt ist das M26 in der Maximilianstraße. Dort präsentiert Jonas Julian Niemann mit dem Audionauten Max-Josef Zeller Auszüge aus Mark Haddons mehrfach preisgekrönter Geschichte SUPERGUTE TAGE ODER DIE SONDERBARE WELT DES CHRISTOPHER BOONE . Mit einem Nachhaltigkeitsthema aus der Zukunftsperspektive beschäftigt sich Silke Heise in Alan Weismans DIE WELT OHNE UNS im Innenhof des Degginger, zeitgleich geht der Blick zurück in der Wahlenstraße 12 musikalisch auf die 1930er Jahre mit CABARET

Klimafreundliche Vorfreude auf WAHRHEITEN mit Seymur Karimov (Musiktheater), Selena Altar (Chor), Max-Josef Zeller (Audionaut & Bühnenmeister), Alejandro Nicolás Firlei Fernández (Musiktheater), Lilly-Marie Vogler (Schauspiel), Kristin Schorr (Orchester), Sebastian Ritschel (Intendant), Carlotta Brendel (Orchester), Ronny Scholz (Dramaturgie), Michael Haake (Schauspiel) © Stina Walterbach

An sieben besonderen Orten in der Regensburger Innenstadt kann man sich an den ersten beiden Juliwochenenden WAHRHEITEN im wahrsten Sinne des Wortes erlaufen. Zu den einzelnen „Spielstätten“ führen als Guides Mitglieder des Schauspielensembles, die eigens für das Projekt von David Gieselmann geschriebene Monologe aufführen. Eine Uraufführung im Vorbeigehen also. Alle Sparten des Theater Regensburg sind mit Beiträgen beteiligt.

Im ehemaligen Gloria-Kino werden acht Tänzer*innen, der Chor und ein Streichorchester unter der musikalischen Leitung von Alistair Lilley den Raum zum Leben erwecken. KYRIE und GLORIA aus Arvo Pärts BERLINER MESSE sowie der 2. Satz des Streichquartetts Nr. 2 COMPANY von Philip Glass bilden den musikalischen Rahmen für Wagner Moreiras Choreografie. Gleich gegenüber in den Räumen des ehemaligen „Frauenzimmer“ lädt Puppenspielerin Johanna Kunze auf einen Fünf-Uhr-Tee mit Lewis Carrolls ALICE ein.

Im Erdgeschoss der ehemaligen HypoVereinsbank am Neupfarrplatz treffen zwei Tänzer*innen sowie der Schauspieler Michael Heuberger aufeinander. Inspiriert von George Perecs Text ÜBER DIE KUNST

S TAD T RAU M

PROJEK T UND

NACH H ALTIGKEITS

EXPERI M ENT

Das spartenübergreifende Abschlussprojekt ist zugleich ein Nachhaltigkeits-Experiment, im Fonds Zero des Bundes gefördert. Ziel ist es, klimaneutrales Theater zu machen. Für das Theater heißt das: Transporte möglichst mit Rad, E-Bike oder zu Fuß, keine Printprodukte wie Programmheft oder Plakate. Für das Publikum heißt das, den größten Nachhaltigkeitskiller im Auge zu behalten: Individualverkehr. Wer klimaneutral anreist (zu Fuß, Rad, E-Bike, Bus, Bahn oder mit dem eigens eingesetzten, vorbuchbaren Rufbus) bekommt Geld zurück

SEINEN CHEF ANZUSPRECHEN UND IHN UM EINE GEHALTSERHÖHUNG

ZU BITTEN entwickelt sich eine Choreografie des „Verhandelns“. In der ersten Etage geht es, dem Gebäude angemessen, um Geld – allerdings musikalisch.

Und den Abschluss bildet die Uraufführung einer Komposition von Tom Woods mitten in der Altstadt, eigens für WAHRHEITEN geschrieben. Das Stadtraumprojekt ist nur an vier Abenden zu erleben. Schnell Tickets sichern, sich aufs Rad schwingen oder auf die Sohlen machen und hingehen!

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Licht und Schatten

MUSIKDRAMATURGIN PIA-RABEA VORNHOLT IM GESPRÄCH MIT DEM DESIGNIERTEN GENERALMUSIKDIREKTOR STEFAN VESELKA

PV Das Philharmonische Konzert im Audimax ist als krönender Abschluss der Konzertsaison gleichzeitig Ihr Begrüßungskonzert als neuer GMD. Auf was freuen Sie sich besonders?

SV Nach unserer ersten Kennenlernphase freue ich mich, endlich mit dem Philharmonischen Orchester und mit den Solist*innen arbeiten und musizieren zu dürfen. Es ist schön, die gemeinsame Zeit mit so einem spannenden Programm im Audimax zu beginnen. Mein offizieller Einstand wird dann im Herbst beim 1. Philharmonischen Konzert und bei der Oper ARIADNE AUF NAXOS sein.

PV Das Konzert trägt den Titel LICHT UND SCHATTEN und taucht mit drei Werken auf ganz individuelle Weise in düstere und helle Klangwelten ein. Was ist Ihr persönliches „Highlight“?

SV Mahlers Vierte ist die letzte von Mahlers drei sogenannten WUNDERHORN -Sinfonien und ist zugleich die erste Mahler-Sinfonie, mit der ich als Dirigent in Berührung kam. Sie ist nach der groß besetzten Zweiten und Dritten etwas intimer, fast kammermusikalisch, und gleichzeitig mit einem sehr raffinierten Einsatz des Schlagzeugs versehen. Den Finalsatz bildet DAS HIMMLISCHE LEBEN , eines von Mahlers berühmten Orchesterliedern aus DES KNABEN WUNDERHORN . Spannend ist hier die für Mahler typische Brüchigkeit – er zeichnet eine kindlich-heitere Welt von fast schalkhafter Ironie, die er jedoch immer wieder einem tiefen, existenziellen Ernst gegenüberstellt, der mit dieser scheinbaren Idylle bricht. Der Finalsatz besitzt für mich – ähnlich wie auch der erste Satz – eine große Nähe zu Schuberts 7. Sinfonie, die wir zu Beginn des Konzerts hören.

PV Mit Schuberts Sinfonie die UNVOLLENDETE beginnt der Konzertabend durchaus düster, doch besticht sein Werk durch mitreißende Kontraste, Emotionen, die bis zur feurigen Ekstase reichen …

SV Die UNVOLLENDETE ist neben Mozarts REQUIEM vielleicht das bekannteste Musikfragment der Welt. Mit ihr hat Schubert eine für die damalige Zeit neue und besondere Klangwelt erschaffen. Der düstere Anfang in h-Moll (eine damals sehr ungewöhnliche Tonart für eine Sinfonie) und das darauffolgende unruhige Thema verleihen eine melancholische Grundstimmung. Das Seitenthema ist dagegen ein anmutiger Ländler im hellen G-Dur. Die Kontraste und schnellen Wechsel von Dur nach Moll sind eine Besonderheit von Schubert und verleihen der Sinfonie etwas Doppeldeutiges.

PV Eine andere Art von „Kontrast“ zum sinfonischen Programm bilden die VIER LIEDER von Alma Mahler. Als Komponistin verschwand sie zeitlebens im Schatten ihres Mannes. Völlig zu Unrecht, wie sich in ihren VIER LIEDERN heraushören lässt.

SV Absolut! Alma Mahler komponierte ihre VIER LIEDER etwa zu derselben Zeit, in der ihr Mann an der 4. Sinfonie arbeitete. Sie sind im Original für Gesang und Klavier geschrieben und erklingen hier in einer Orchesterfassung. Es ist spannend, ihr Werk neben dem Gustav Mahlers zu hören und festzustellen, dass

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sich keine musikalische Nähe heraushören lässt – vielmehr zu Arnold Schönberg oder Alma Mahlers Lehrer Alexander Zemlinsky. Die Lieder besitzen eine sehr reiche, avancierte Tonalität und sind gleichzeitig unfassbar sinnlich.

PV Auch passend zum Thema LICHT UND SCHATTEN …

SV In der Tat. Es ist ein Konzert, das alle Emotionen, vielleicht Dimensionen unserer menschlichen Existenz beleuchtet und damit gewissermaßen auch schon auf unser nächstes Spielzeitmotto IDENTITÄTEN vorwegweist.

Licht und Schatten Begrüßungskonzert Stefan Veselka

8. Philharmonisches Konzert

11–33 Euro | U30-Vorstellung: 10 € für alle unter 30

10.7.23, 19.30 Uhr, Audimax

Kreuz und Que(e)r

AFTER SHOW PARTY SPEZIAL

Bunt und hoffentlich ein bisschen schrill wird es bei der letzten AFTER SHOW PARTY am

8. Juli im Neuhaussaal. Der „Tanz unterm Kronleuchter“ ist diesmal nicht an eine Theateraufführung gebunden und lädt dazu ein, mit dem Motto „kreuz und que(e)r“ zu spielen. Nachdem das Theater seit dem Pride Month Juni in den Regenbogenfarben beflaggt ist, um darauf hinzuweisen, dass Kultur bunt ist und sein muss, dass Kultur alle meint, unabhängig von Geschlecht, sexueller Präferenz, Herkunft, Nationalität, Alter, laden wir nun zu einem bunten Club-Abend mit guter, tanzbarer Musik.

5 Euro

8.7.23, 21 Uhr

Neuhaussaal

Tändlergasse 16 93047 Regensburg Telefon 09 41 / 56 28 12 www.mode-scarlett.de Ihre Werbung in besten Händen. Unsere Leser sind Ihre Kunden. Höchste Beachtung für Ihr Unternehmen in den stärksten Medien der Region. Ich berate Sie gerne! Frank Stratemann Tel.: 09 41 / 207 388 Fax: 09 41 / 207 833 frank.stratemann @mittelbayerische de Ihr Medienberater für Regensburg-Zentrum und Theaterzeitung
Farbe bekennen: Pride Month am Bismarckplatz © Ronny Scholz
7

Sa 01 18.00 Bismarckplatz | Altstadt

WA H RHEI T EN

So 02 18.00 Bismarckplatz | Altstadt

WA H RHEI T EN

Di 04 19.30–22.00

PARADE (DSE) 19.30–22.00

ALLES SC H WINDEL

Mi 05 19.30–22.00

Do 06

Fr 07 19.30–22.15 1984 (DE)

Sa 08 18.00 Bismarckplatz | Altstadt

WA H RHEI T EN

So 09 11.00

THEATERFÜHRUNG

18.00 Bismarckplatz | Altstadt

WA H RHEI T EN Mo 10

ALLES SC H WINDEL

KAR T EN Karten online www.theaterregensburg.de Theaterkasse | Kartentelefon Bismarckplatz 7, 93047 Regensburg +49 (941) 507 24 24 karten@theaterregensburg.de

Mo, Di, Do, Fr 10–18 Uhr, Mi 14–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr

15.00 Neuhaussaal JAHRESABSCHLUSSKONZERT DER SINGUND M USIKSCHULE VERMIETUNG

21.30 Bismarckplatz BALKONSINGEN

21.00 NHS

AF T ER S HOW PAR T Y SPEZIAL

19.30 Audimax

LICHT UND SCHATTEN BEGRÜ ẞ UNGSKONZERT STEFAN VESELKA Di 11 19.30–22.15

SC H WINDEL 19.30–21.05 DANCE LAB (UA) Mi 12

Fr 14 19.30–21.00

MARÍA DE BUENOS AIRES

Sa 15 19.30–22.15 1984 (DE)

So 16 15.00 Bismarckplatz

T H EAT ERFÜ H RUNG

FÜR FAMILIEN

18.00–19.40

GLAUBE LIEBE HOFFNUNG

SC H WINDEL

LAB (UA)

21.00 Foyer VELO VELO SPEZIAL

Mo 17

Di 18 19.30–21.00

M ARÍA DE BUENOS AIRES

Mi 19 19.30–22.15 1984 (DE)

Do 20 19.30–22.00

PARADE (DSE)

14.00–14.30

Marina Quartier M ASSA M OBIL

10.00–10.45

EC H T JET ZT?! (UA)

10.00–10.45

EC H T JET ZT?! (UA)

19.30 Neuhaussaal SO M MERKONZER T ALBERTUS-MAGNUSGYMNASIU M S VERMIETUNG

BISMARCKPLATZ ANTONIUSHAUS HAIDPLAT Z JUNGES THEATER WEITERE ORTE
15.00–17.30 ALLES
19.30–22.00 PARADE
19.30–22.00 ALLES
19.30–21.05 DANCE
1984 (DE)
(DSE)
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P U30 U30 U30 U30 U30 U30 U30 ZLM ZLM U30 ZLM ZLM U30 ZLM U30 8+ ZLM 8+ ZLM
SO M MERPAUSE 21 7
9
Juli 2023
P = Premiere F = Familienvorstellung (10 € für alle unter 18) U30 = U30-Vorstellung (10 € für alle unter 30) ZLM = Zum letzten Mal ZLM = Zum letzten Mal in dieser Spielzeit) | NHS = Neuhaussaal | VELO = Velodrom

Vorfreude auf den Spielzeitstart

IM SEPTEMBER BEGINNT DIE SPIELZEIT MIT EINEM THEATERFEST , EINER GALA UND MEHREREN PREMIEREN

PREMIEREN, KONZERTE & WIEDERAUFNAHMEN

SEPTEMBER

16 THEATERFEST & ERÖFFNUNGSGALA

Bismarckplatz und alle Spielstätten

23 ARIADNE AUF NAXOS

Oper von Richard Strauss | Bismarckplatz

24 DER NACKTE WAHNSINN

Komödie von Michael Frayn | Antoniushaus

29 DER TOD UND DAS MÄDCHEN

1. Kammerkonzert | Schubert | Neuhaussaal

30 CANDIDE

Comic Operetta von Leonard Bernstein | Bismarckplatz | Wiederaufnahme

30 NACH DEM ESSEN (UA)

Schauspiel von Simone Kucher | Haidplatz

OKTOBER

1 20 000 MEILEN UNTER DEM MEER (UA)

Stückentwicklung nach Jules Verne | Junges Theater

BRUDER & SCHWESTER

1. Krabbelkonzert | Foyer Neuhaussaal

2 NEUE WELTEN

1. Philharmonisches Konzert | Skweres, Tveitt & Dvořák | Neuhaussaal

8 KONTRASTE

1. Hauskonzert | Guillén, Stamitz & Mozart | Foyer Neuhaussaal

13 DON QUIJOTE

Tragikomödie nach Miguel de Cervantes Saavedra von Jakob Nolte | Haidplatz | Wiederaufnahme

14 TRANSIT (UA)

Tanzabend von Wagner Moreira | Bismarckplatz

18

PINGUINE KÖNNEN KEINEN

KÄSEKUCHEN BACKEN

Schauspiel von Ulrich Hub | Junges Theater | Wiederaufnahme

KONZERT ZUM WORLD OPERA DAY

25

Neuhaussaal

28 DRAU ẞ EN VOR DER TÜR

Heimkehrerdrama von Wolfgang Borchert | Antoniushaus

THEATERFEST AM 16.9.

Das Theater innen und außen erkunden, hinter die Kulissen blicken, in verborgene Winkel geführt werden, über Bühnentechnik staunen, Proben miterleben, Theatermitarbeiter*innen kennenlernen und ausgemusterte Kostüme erwerben – zu all dem und noch viel mehr lädt das Theater Regensburg Sie am THEATERFEST ein.

Sa, 16.9. von 11–17 Uhr, alle Spielstätten | Eintritt frei

Rückblick auf die glanzvolle Eröffnungsgala 2023

© Tom Neumeier Leather

ERÖFFNUNGSGALA AM 16.9.

Mit einer großen Eröffnungsgala starten wir in die Spielzeit 23/24. Erleben Sie das Philharmonische Orchester Regensburg und Ensemblemitglieder aller Sparten in einem abwechslungsreichen, unterhaltsamen und zugleich informativen Theaterabend voller Musik, Tanz, Schauspiel, Puppenspiel und vielem mehr. Mit Auszügen aus bevorstehenden Premieren möchten wir die Vorfreude auf die neue Saison kräftig schüren! Durch den Abend führen u.a. die Spartenleiter*innen: Sebastian Ritschel, Antje Thoms, Wagner Moreira und Oda Zuschneid.

Sa, 16.9., 19.30 Uhr, Bismarckplatz | 6–35 € | U30: 10 €

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen im September & Oktober beginnt am 1.7. Ab sofort können Karten für die gesamte Spielzeit über www.theaterregensburg.de vorbestellt werden.

1.7.

10+ 0+ 5+
VOR VERKAUF AB

Abschied von Alistair Lilley

Mehr als zehn Jahre lang hat Alistair Lilley als Chordirektor und Kapellmeister das musikalische Geschehen auf den Bühnen des Theater Regensburg maßgeblich mitgeprägt. Der künstlerische Lebenslauf des Deutsch-Briten liest sich beeindruckend und aufregend: Erfahrungen am Royal Opera House Covent Garden, der English National Opera in Großbritannien oder an der Nederlandse Reisopera in Enschede sowie Konzerterfahrungen als Pianist unter anderen an der Royal Albert Hall, der Royal Festival Hall und der Queen Elizabeth Hall. Nun bricht der 47-jährige mit seiner Familie auf zu neuen Ufern, an das Nationaltheater Mannheim nämlich.

„In den letzten elf Spielzeiten mit dem großartigen Chor in Regensburg habe ich viele schöne musikalische Erfahrungen sammeln können, sowohl im Opern-, als auch im Operetten- und Musical-Bereich. Es fällt mir natürlich schwer, nach so vielen guten Jahren meine super Kolleginnen und Kollegen vom Theater Regensburg zu verlassen. Ich freue mich aber sehr auf die Arbeit mit dem etwas größeren Chor in Mannheim (56 Mitglieder) und auf die neuen musikalischen Herausforderungen, die mit dem vielfältigen Repertoire am Nationaltheater Mann-

heim verbunden sind“, sagt Lilley. Mit Sebastian Ritschel verbindet ihn unter anderem die Begeisterung für Musical – ein Bereich, in dem Lilley auch als Komponist aktiv ist. Unter anderem hatte er die musikalische Leitung der Musicals PUTTING IT TOGETHER und PARADE inne.

„Natürlich lasse ich einen Künstler und Kollegen wie Alistair Lilley nur schweren Herzens ziehen“, sagt Intendant Sebastian Ritschel. „Aber ich verstehe sehr gut, dass man in der Mitte des Lebens nochmal zu einer neuen und schönen Herausforderung aufbrechen möchte. Und Theaterleben hat stets etwas Nomadisches, wie man ja auch am Lebenslauf von Alistair Lilley sieht. Wir waren von Anfang an in seinem Bewerbungsprozess in einem guten Kontakt. Bei allem Bedauern freue ich mich auch sehr für ihn“, so Ritschel weiter.

Alistair Lilley wird sich mit einem Balkonsingen des Opernchores am 6. Juli und mit dem Dirigat der letzten Vorstellung von PARADE am 20. Juli – und zugleich die finalen Vorstellung der Saison – verabschieden.

PARADE (DSE)

Chordirektor Alistair Lilley © Pawel Sosnowski Das Musical PARADE ist nur noch 4 Mal zu sehen © Marie Liebig REGENSBURGER CHORDIREKTOR WECHSELT ANS NATIONALTHEATER MANNHEIM Musical in zwei Akten | Musik und Songtexte von Jason Robert Brown | Buch von Alfred Uhry | Mitkonzipiert und am Broadway inszeniert von Harold Prince | Deutsch von Wolfgang Adenberg (2020) | In Kooperation mit CANTEMUS Regensburg | MUSIKALISCHE LEITUNG
Scholz Bismarckplatz | Deutschsprachige Erstaufführung | Premiere 15.4.23 | 8–47 Euro 23 Jun Jul 25 4 12 20 18.00 19.30 19.30 19.30 In Kooperation mit 10
Alistair Lilley | INSZENIERUNG & CHOREOGRAFIE Simon Eichenberger | BÜHNE Sam Madwar | KOSTÜME Aleš Valášek | DRAMATURGIE Ronny

Revitalisierung und Annäherungsprozess

DIETLINDE TURBAN MAAZEL IM GESPRÄCH ZU 1984

Sie ist eigens zur Premiere von 1984 von Virginia, USA, nach Regensburg gereist und begleitete die Endprobenwoche der Operninszenierung mit begeistertem Interesse. Dietlinde Turban Maazel ist Schauspielerin und Musikerin, sie spielte an großen Häusern wie dem Residenztheater München oder am Theater in der Josefstadt Wien, hatte Filmrollen an der Seite von Audrey Hepburn oder Anthony Hopkins und war in vielen Fernsehfilmen zu sehen, bis sie ihre Karriere nach der Heirat mit Lorin Maazel in den Dienst der Familie und der Kunstvermittlung stellte, ohne ihr eigenes Leben aus dem Blick zu verlieren. Sie ist also viel mehr als nur die Witwe eines weltberühmten Dirigenten, Musikers und Komponisten. Aber sie ist auch die Sachwalterin seines Vermächtnisses.

Viele Jahre lagerten Kostüme und Bühnenbild der ersten 1984-Inszenierung in zwei Scheunen auf ihrem Grund in den USA. Dort war auch die Partitur eingelagert, die nun nach gut zweijährigen Annäherungen und Vorbereitungen in einer sensiblen Umschreibung für ein mittelgroßes Orchester in Regensburg zu erleben ist. „Als mich die ersten Anfragen von Herrn Ritschel, das Werk in Deutschland aufführen zu dürfen, erreichten, war ich sehr, sehr zögerlich. Aber mein Sohn, der bei der Uraufführung 15 Jahre alt war, war sehr dafür. Und Herr Ritschel war sehr beharrlich, charmant, aber beharrlich“, gesteht sie lachend. „Die Oper 1984 ist die Kulmination dessen, was mein Mann schaffen wollte", sagt Dietlinde Turban Maazel im entspannten Gespräch auf dem Bismarckplatz, drei Tage vor der Premiere, „der Kernpunkt seines Lebens und sein Vermächtnis gleichermaßen.“ Die Uraufführung in London hat Maazel selbst dirigiert. „Er fand es wahnsinnig schwierig, seine eigene Musik zu dirigieren. Nicht wegen der Musik, die ist zwar schwierig, aber das war nicht das Problem. Es war der Rollenwechsel, der ihn herausforderte,“ berichtet sie. Dieselbe Produktion kam auch in Mailand und Valencia zur Auf-

1984 (DE)

führung. Danach verschwand die Inszenierung komplett in Kisten und Kästen und die Oper geriet beinahe in Vergessenheit. Immerhin gab es wenigstens eine Version auf DVD, meisterhaft gefilmt von Brian Large.

Die jetzige Uraufführung der reduzierten Fassung sieht Dietlinde Turban Maazel als „Revitalisierung und Annäherungsprozess“ gleichermaßen. „Er war seiner Zeit musikalisch voraus. Damals hatte man noch so rigide Vorstellungen von neuerer Musik, die musste genau so und so sein. Und daran hat er sich kompositorisch nicht gehalten. Aber nun ist die Zeit durchlässiger geworden.“ Maazel sagte selbst „dass man mein Werk erst nach meiner Lebenszeit verstehen wird – noch nicht jetzt,“ berichtet seine Witwe. Und weiter: „Ich kann dem Theater Regensburg nicht genug dafür danken, mich davon überzeugt zu haben, dass 1984 durch eine sanft angepasste Partitur für ein mittelgroßes Orchester ein neues Leben erhalten wird – und muss! Es ist eine Tragik, dass Lorin das selbst nicht mehr erleben darf – das hätte ich ihm so gewünscht – aber der Zeitpunkt dieser Wiederauflebung ist perfekt, die Welt braucht jetzt diese Botschaft!“

Oper in drei Akten | Musik von Lorin Maazel | Libretto von J. D. McClathy und Thomas Meehan | Basierend auf dem Roman 1984 von George Orwell | in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln | Einrichtung von Norbert Biermann im Auftrag des Theater Regensburg | MUSIKALISCHE LEITUNG Tom Woods | INSZENIERUNG Sebastian Ritschel | BÜHNE Kristopher Kempf | KOSTÜME Sebastian Ritschel | CHOREINSTUDIERUNG Alistair Lilley / Matthias Schlier | VIDEO Sven Stratmann | CHOREOGRAFIE Gabriel Pitoni | SOUNDDESIGN Alex Konrad |

Ronny

Dietlinde Turban Maazel (Mitte) im Gespräch mit Valerie Fischer (TVA) und Intendant Sebastian Ritschel © Andrea Hoffmann
DRAMATURGIE
Scholz Bismarckplatz | Deutsche Erstaufführung | Premiere 3.6.23 | 8–41 Euro U30 = U30-Vorstellung 23 Jul 7 11 15 19 19.30 19.30 19.30 19.30 U30 In Kooperation mit
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Fast ein halbes Jahrhundert

LANGJÄHRIGE THEATER-MITARBEITERINNEN

JUDITH KAISER : 46 Jahre – in Worten sechsundvierzig!

– und acht Monate hat sie am Theater gearbeitet. Im Mai 2023 hat sie sich in den Ruhestand verabschiedet. „Aber ich bin mit dem Theatervirus infiziert und der lässt einen nicht los“, sagt sie lachend, denn natürlich sieht man sie noch immer regelmäßig bei Vorstellungen oder in Premieren. Nun aber ganz privat und nicht mehr an der Kasse, an der man ihr 19 Jahre lang begegnen konnte.

„Angefangen habe ich allerdings in der Verwaltung, damals noch als städtische Angestellte, denn das Theater war bis zur Sanierung 1998 das Amt 42 im Kulturbereich der Stadt und viele Aufgaben wurden von städtischen Abteilungen wie der Kämmerei oder der Personalverwaltung übernommen. Mit der Auslagerung des Theaters als eigenem Betrieb kam dann natürlich auch der ganze Verwaltungsbereich zum Theater selbst und musste personell versorgt werden, eigene EDV, eigene Buchhaltung, Personalwesen, alles. Wir wurden dann Anstalt des öffentlichen Rechts mit eigenem Etat.“ Nach der größten Veränderung oder dem einschneidendsten Erlebnis gefragt, antwortet Judith Kaiser wie aus der Pistole geschossen: „Die enorme Beschleunigung! Ich habe ja noch mit elektrischer Schreibmaschine

angefangen. Da wurde ein Brief geschrieben und dann mit dem Amtsboten ins Rathaus zum Verschicken gebracht und dann musste man auf die Antwort warten. Die Digitalisierung hat am Theater ja recht spät angefangen. Da war wirklich in allem mehr Zeit. Heute schreibt man eine Mail und sofort kommt die Antwort oder man muss selbst schnell gucken und sofort reagieren, da ist viel mehr Hektik drin.“

Auch nach ihrem Wechsel an die Theaterkasse 2004 hat Judith Kaiser viel Wandel miterlebt. „Früher war der Vorverkauf ja immer nur eine Woche im Voraus. Für spätere Vorstellungen konnte man keine Karten kaufen. Nur wer ein Abo hatte, konnte langfristig planen. Die Tickets waren Vordrucke, die beim Einlass abgerissen wurden. Sogar das hat sich durch den Einsatz der Scanner heute beschleunigt.“

„Ein Highlight waren immer die Theaterbälle. Das hat ja als Künstlerball begonnen, wirklich für die Künstlerinnen und Künstler und die Beschäftigten. Im Laufe der Jahre wurde dann der beliebte Theaterball daraus. Früher fanden während Fasching im Neuhaussaal auch andere Bälle statt, der Innungsball oder der Metzgerball etwa. Aber das waren reine Vermietungen, die in unseren Räumen gefeiert wurden.“ Die beliebte AFTER SHOW PARTY knüpft im

Doris Dotzler und Judith Kaiser © Privat
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Jahreslauf etwas an die Tradition von Tanz und Vergnügen im Neuhaussaal an. Und am Ende der kommenden Spielzeit wird es wieder einen Theaterball geben – als Sommernachtsball!

DORIS DOTZLER : Am 1.1.1980 hat Doris Dotzler angefangen, am Theater Regensburg zu arbeiten. Sie war über 43 Jahre lang immer an der Kasse und dort für das Junge Theater und Gruppenbuchungen zuständig, sie betreute die Ticketbuchungen von Schulklassen und Reisegruppen, deren Veranstalter sich gern und ausführlich beraten ließen. „Heute muss das alles viel schneller gehen und kann auch schneller abgewickelt werden“, erzählt Doris Dotzler. „Als ich hier anfing hatten wir keine Computer, wir haben die Rechnungen mit der Maschine getippt, mit drei Durchschlägen, einer für uns, einer für die Stadt und einer für den Kunden. Durchschläge kennt heute kaum noch jemand,“ sagt sie lachend. Vor allem Operetten waren in den 1980er und frühen 1990er Jahren „der Hit! Sieben Operetten hatten wir pro Spielzeit. Vor allem die Reisegruppen älterer Herrschaften waren Operettenpublikum. Aber das ließ in den 1990ern nach, als größere Events Mode wurden und Musicals andernorts auf dem Spielplan standen

Die Damen kamen im langen Kleid und mit passendem Täschchen, die Herren in Anzug und Krawatte. Weil bis weit in die 1980er Hochsteckfristuren Mode waren, hat bei uns

Leseecke

so mancher Abonnent den Platz gewechselt, weil er durch das aufgetürmte Haar der vor ihm sitzenden Dame nicht mehr auf die Bühne sah. Damals kam auch die Fürstin noch ab und zu ins Theater und saß auf ihren reservierten Plätzen in der Fürstenloge. Weil die Plätze oft frei blieben, sollte sie dann Bescheid sagen, wenn sie nicht kam, damit man die Plätze anderweitig vergeben konnte.“ Die Plätze in der Fürstenloge waren besonders begehrt. „Einmal“ erinnert sich Dotzler lachend, „kam die Fürstin mit dem Motorrad in die Kutschendurchfahrt gefahren, stellte das Motorrad da ab und ging hoch in die Verwaltung.“

Wenn man so lange an einem Theater ist, sieht man manche Stücke auch mehrfach auf dem Spielplan. „Die ROCKY HORROR SHOW hatten wir auch schon mal, damals, das war irgendwann in den 1980er Jahren glaube ich, im Haidplatz. Die 134 Plätze waren sehr schnell ausverkauft. Als der Vorverkauf startete, standen die Menschen von der Kasse durch die ganze Kutschendurchfahrt über den Arnulfplatz bis in die Ludwigstraße hinein Schlange!“ Früher wurden auch die „Weihnachtsmärchen“ im Bismarckplatz gespielt. „Da war ich mit meinen Kindern immer. Heute gehe ich mit meinen Enkeln ins Theater. Das Theater lässt einen einfach nicht los.“

(Das Interview führte Andrea Hoffmann.)

NEUE RUBRIK – HIER IST DRIN , WAS DRAUFSTEHT: JEDE MENGE LESESTOFF , LESEANREGUNGEN UND LESEEINDRÜCKE VON DEN BÜHNEN , AUS UNSEREN REGALEN UND RUND UM DAS THEATER

ten in Schule und Studium. Dabei bürstet sie den gängigen Literaturkanon lustvoll gegen den Strich und stellt Fragen: warum so wenig Frauen gelesen werden, warum People of Color oder nicht-heterosexuelle Schreibende nicht zum gelehrten Kanon gehören, warum Literaturen von Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen unter den Tisch fallen. Sie zeigt, wie das Patriarchat über „wichtige“ Literatur entscheidet und unsere Weltsicht und Leseerfahrungen prägt. Es geht um Identifikation und Identitäten, um die Vielfalt von Literatur und warum es sich lohnt, diese Vielfalt in aller Buntheit zu erschließen und einzufordern.

MUSS ICH DAS GELESEN HABEN? – TERESA REICHLS BUCHPREMIERE IM THEATER REGENSBURG

Sie ist begeisterte Leserin und Theatergängerin, LiteraturNerd und Kabarettistin. Teresa Reichl hat ihr erstes Buch im Theater Regensburg vorgestellt. MUSS ICH DAS GELESEN HABEN? heißt ihre Streitschrift gegen veraltete Leselis-

Literatur kann identitätsstiftend sein – wenn sie auch im Lehrbereich verschiedene Formen des „In-der-WeltSeins“ zulassen könnte und nicht nur immer dieselben als „groß“ apostrophierten Literaten in Stein gemeißelt als das einzig Wahre anpreisen würde. Wie leicht das möglich wäre und warum das gerade Jugendlichen die Lust am Lesen wieder näherbringen könnte, ist im Buch nachzulesen.

Teresa Reichl bei der Buchpremiere © Andrea Hoffmann
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Mit dem Abo sieht man besser!

ABOS – FÜR NEUGIERIGE, THEATERSÜCHTIGE UND ALLE ANDEREN

Preisersparnis – immerhin satte 35 % gegenüber dem Einzelkartenkauf – ist nicht das einzige gute Argument für ein Theaterabonnement. „Ich freue mich am Abo, weil ich da auch Dinge gehört oder gesehen habe, in die ich, wenn ich mir so eine Karte gekauft hätte, nicht reingegangen wäre,“ sagt Abonnentin Astrid Hader. Und Abonnent Andreas Kestler spitzt zu: „Sonst würde man Rosinen-Picking machen und so hat man ein Gesamtpaket und erlebt immer wieder Überraschungen.“ „Also wir können das nur empfehlen!“, ergänzt Dr. Andrea Schießl. Auch Terminorganisation und der „Lieblingsplatz“ sprechen für ein

KONTAKT & BERATUNG

Theater Regensburg / Abo-Büro

Bismarckplatz 7

93047 Regensburg

Telefon +49 (941) 507 44 22 abo@theaterregensburg.de

Mo, Di, Do, Fr 10–18 Uhr

Mi 14–18 Uhr

Sa 10–14 Uhr

Weitere Informationen: www.theaterregensburg.de/abo

Theaterabo. Bettina Kuhlemann, seit zehn Jahren Abonnentin, betont: „Da habe ich meinen festen Platz und weiß, wo ich hinkomme und brauche mich um nichts mehr zu kümmern.“

Social-Media-Managerin Stina Walterbach hat Abonnentinnen und Abonnenten vor der Kamera befragt. Anschauen können Sie das charmante Filmchen mit den Stimmen rund ums Abo auf unserer Website unter www.theaterregensburg.de/abo und auf unserer Facebook-Seite. Neugierig geworden? Unser Abo-Büro berät Sie gern!

ABO-VORTEILE

/ Ihr Abo ist 35 % günstiger gegenüber dem Kauf von Einzelkarten.

/ Beim Kauf von weiteren Karten erhalten Sie zusätzlich 20 % Rabatt.

/ Ihre Termine sind für die ganze Spielzeit vorgeplant. Sie müssen sich nicht selbst um Karten kümmern.

/ Sie sitzen immer auf dem Stammplatz Ihrer Wahl.

/ Volle Flexibilität: Sie können bis zu einem Werktag vor der Vorstellung kostenlos den Termin oder das Stück (15 € Aufpreis) tauschen.

Kohlund, Klink, Jackson

Am 22. September startet die Gastspielreihe GRO ẞ E NAMEN – GRO ẞ E TEXTE zum Spielzeitmotto Identitäten mit Christian Kohlund. Er ist bekannt durch Kinofilme und Rollen an der Seite von Maximilian Schell, Senta Berger und Heinz Rühmann. Seit 2016 spielt er als Anwalt Thomas Borchert die Hauptrolle in DER ZÜRICH-KRIMI . Begleitet wird er in Regensburg von der Schauspielerin und Sängerin Ina Paule Klink (im Krimi die Staatsanwältin Dominique Kuster). Der Dritte im musikalisch-rezitativen Bunde ist Gitarrist Wayne Jackson. „Der Blues gehört genauso zum Leben wie die Freude. Es geht um Schöpfung, die Philosophie, die Liebe und vor allem um Gerechtigkeit.“

Bismarckplatz

GRO ẞ E NAMEN – GRO ẞ E TEXTE
8–41 Euro
22.9.23, 19.30 Uhr,
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Ina Paule Klink und Christian Kohlund, im ZÜRICH KRIMI Staatsanwältin und Anwalt, sind am 22.9. mit Text und Musik im Bismarckplatz zu erleben. © ARD Degeto

Tanz unterwegs

GASTSPIELE IN MÜNCHEN UND PASSAU

Die Tanzcompany Theater Regensburg ist im Juli gleich zweimal auf Gastspiel eingeladen: Am 9. und 10. Juli präsentieren wir das Tanzstück INSIDEOUT (Choreografie Wagner Moreira) auf dem SÜDWIND Festival. Aus 40 Inszenierungen hat die Jury acht Inszenierungen ausgewählt und eingeladen, um in München zu spielen. Wir freuen uns sehr, dass INSIDEOUT zu den ausgewählten Inszenierungen zählt. Das SÜDWIND Festival (2. Bayerisches Theatertreffen für Junges Publikum) findet vom

5. bis 11. Juli an der Schauburg und den Münchner Kammerspielen statt. Weitere Informationen & Tickets www. suedwindfestival.de

Am 20. Juli, dem letzten Tag der Spielzeit, präsentieren wir die interaktive Tanzperformance MASSA MOBIL im Rahmen der Passauer Tanztage um 16.30 und 17.30 Uhr im Zentrum von Passau. Ein schöner Ausklang der Spielzeit!

Theaterfreunde

Liebe Theaterfreunde, sehr geehrte Damen und Herren,

jedes Jahr verleihen die Theaterfreunde einen Förderpreis an junge Künstler*innen des Theater Regensburg. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass der Förderpreis 2023 an Fabiana Locke, Carlos Morena Pelizari und Paul Wiesmann verliehen wird. Zusammen mit dem Intendanten sind die ausgezeichneten Künstler*innen den Weg, die Sparten zu vereinen, erfolgreich mitgegangen und haben sich spartenübergreifend mit hervorragenden Darbietungen präsentiert. Für die Vielfältigkeit auf hohem Niveau zeichnen die Theaterfreunde Regensburg die Künstler*innen mit dem Förderpreis der Theaterfreunde Regensburg 2023 aus. Die Preisverleihung wird im Rahmen der Eröffnungsgala am 16. September 2023 stattfinden.

Wir wünschen Ihnen allen einen schönen Sommer

Ihre Ursula Michalke – Vorsitzende mit dem Vorstand

Kontakt: Theaterfreunde Regensburg www.theaterfreunderegensburg.de / Email info@theaterfreunde-regensburg.de

I M PRESSU M

Eine Sonderbeilage der Mittelbayerischen Zeitung Regensburg

HERAUSGEBER Theater Regensburg Anstalt des öffentlichen Rechts Bismarckplatz 7

93047 Regensburg | Intendant Sebastian Ritschel, Kaufmännischer Direktor Dr Matthias Schloderer | GRAFISCHE GESTALTUNG klein laut | SATZ Sonja Druyen |

REDAKTION Andrea Hoffmann, Dramaturgie, Intendanz, Marketing, KBB | ANZEIGENVERKAUF Mittelbayerische Werbegesellschaft mbH Kontakt Frank Stratemann Tel: (0941) 207-388, Fax 207-833; frank stratemann@mittelbayerische de, Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: Alexander Süß | HERSTELLUNG Mittelbayerisches

Druckzentrum GmbH, www mittelbayerisches-druckzentrum de | Das Theater Regensburg wird durch die Stadt Regensburg und den Freistaat Bayern gefördert | Spielzeit 22/23

Carlos Moreno Pelizari, Fabiana Locke und Paul Wiesmann © Tom Neumeier Leather
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Stolz und Vorteil

Beratung & Buchung:
+49 (941) 507 44 22 www.theaterregensburg.de/abo
35  % Rabatt mit einem Theater-Abo

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