Das Tagebuch der Anne Frank

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DAS TAGEBUCH

DER ANNE FRANK

Mono-Oper von Grigori Frid

„Es ist so viel geschehen, als hätte sich die Welt umgedreht!“
Anne Frank

DAS TAGEBUCH DER ANNE FRANK

Monodramatische Oper in zwei Akten von Grigori Frid

Einrichtung für Mezzosopran, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug von Thomas Dorsch

Libretto von Grigori Frid nach dem Tagebuch der Anne Frank

Deutsche Adaption von Ulrike Patow

Besetzung

Anne Frank Kadi Jürgens

Klavier David Wishart / Yoshihiro Horie

Kontrabass Christoph Uhland* / Yuki Tanabe*

Schlagzeug Matthias Suter* / Hsiao-Hung Lee*

*Mitglied des Philharmonischen Orchesters Vorpommern

Premiere in Greifswald am 25.11.2025

Premiere in Stralsund am 01.12.2025

Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten, keine Pause

Aufführungsrechte: Musikverlag Hans Sikorski GmbH, Berlin

Liebe Gäste, wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen aus urheberrechtlichen Gründen untersagt sind. Bitte schalten Sie Ihre Mobiltelefone stumm. Vielen Dank.

Musikalische Leitung

Inszenierung

Bühne & Kostüme

Licht

Dramaturgie

Musikalische Assistenz

Regieassistenz, Abendspielleitung,

Soufflage & Inspizienz

Studiumspraktikum

David Wishart / Yoshihiro Horie

Verena Koch

Ute Lindenbeck

Friedemann Drengk

Stephanie Langenberg

David Behnke, David Grant

Saskia Becker

Amy Dittbrenner

Ausstattungsleiterin Eva Humburg / Technischer Direktor Christof Schaaf / Beleuchtungseinrichtung Kirsten Heitmann / Bühnentechnische Einrichtung Andreas Franke, Tino Dluzinska / Toneinrichtung Nils Bargfleth, Robert Hoth / Leitung Bühnentechnik

Robert Nicolaus, Michael Schmidt / Leitung Beleuchtung Kirsten Heitmann / Leitung Ton Daniel Kelm / Requisite Alexander

Baki-Jewitsch (Leitung), Christian Porm (Leitung), Marvin Mülling, Thomas Below, Maximilian Roth / Bühne & Werkstätten: Produktionsleiterin Eva Humburg / Tischlerei Stefan Schaldach, Bernd Dahlmann, Kristin Loleit / Schlosserei Michael Treichel, Ingolf Burmeister / Malsaal Anja Miranowitsch, Fernando Casas Garcia, Sven Greiner / Dekoration Paul Gebler, Janet Hellmuth

Kostüm & Werkstätten: Leitung Angela Sulek / Gewandmeisterinnen Annegret Päßler, Carola Bartsch / Modisterei Elke Kricheldorf / Assistentin Finja Stagge, Maisa Franco / Ankleiderinnen

Ute Schröder, Petra Hardt / Maske Tali Rabea Breuer, Jill Dahm, Philipp Gielow, Antje Kwiatkowski, Kateryna Maliarchuk, Bea Ortlieb, Ilka Stelter

SCHNELLEINSTIEG INS STÜCK

Wer war Anne Frank?

Anne Frank war ein jüdisches Mädchen, das zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurde. Sie lebte in Amsterdam, als die Nazis Europa mit Krieg überzogen und Millionen von Menschen umbrachten. Als die deutsche Besatzung begann, wurde das Leben für Juden Schritt für Schritt ausgelöscht: keine Schule mehr, keine Freunde, kein freies Atmen. Schließlich blieb der Familie Frank nur eine Wahl – das Versteck. Ein dunkles, verborgenes Hinterhaus an der Prinsengracht 263. Dieses Hinterhaus gehörte zum Kontor (so nannte man früher ein Büro oder Geschäftshaus), in dem Annes Vater Otto Frank seine Firma hatte. Dort, hinter einer beweglichen Bücherwand, begann ein Leben in Angst. Tagsüber durften sie sich kaum rühren. Kein Tritt auf knarrendem Holz, kein geflüstertes Wort durfte die Menschen im Vorderhaus alarmieren. Ein einziges Geräusch konnte den Tod bedeuten. In dieser beklemmenden Stille begann Anne, dreizehn Jahre alt, in ihr Tagebuch zu schreiben, um das Unsagbare in Worte zu fassen. Sie schrieb über ihre Angst, ihre Wut, ihre Träume, ihre Sehnsucht nach Freiheit – über alles, was ein Mädchen fühlen kann, das eingesperrt ist, während draußen die Welt brennt.

Zwei Jahre lang lebte sie zwischen Hoffnung und Verzweiflung, bis ihr Schicksal sie schließlich einholte:

Im August 1944 wurde die Familie verraten, das Versteck entdeckt. Anne wurde über Westerbork und Auschwitz ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Dort starb sie im Frühjahr 1945 – mit nur 15 Jahren, wahrscheinlich an Typhus. Besonders tragisch: Es war nur wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers durch britische Truppen am 15. April 1945. Vielleicht hätte Anne überlebt, wäre es ihr gelungen, nur ein paar Tage länger durchzuhalten ...

Ihr Vater Otto Frank war der Einzige der Familie, der den Krieg überlebte. Er veröffentlichte Annes Tagebuch 1947 unter dem Titel „Het Achterhuis“ („Das Hinterhaus“). Es wurde in über 70 Sprachen übersetzt und ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt, ein Symbol für Mut, Hoffnung und Menschlichkeit.

Wie entstand das Tagebuch?

Anne schrieb zuerst „für sich“, doch 1944 hörte sie im Radio, dass nach dem Krieg Zeugnisse über das Leid der niederländischen Bevölkerung gesammelt werden sollten. Da begann sie, ihr Tagebuch zu überarbeiten – mit dem Traum, Schriftstellerin zu werden.

Am 5. April 1944 schrieb sie: „Ich muss arbeiten, ... um weiterzukommen, um Journalistin zu werden, das will ich! Ich weiß, dass ich schreiben kann. ... Ich will nicht umsonst gelebt haben. ... Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“

Und das hat sie geschafft – durch ihre Worte.

Der Komponist

Fast 25 Jahre nach Anne Franks Tod beschäftigte sich der russische Komponist Grigori Frid (1915–2012) mit ihrem Tagebuch. Er wurde in Sankt Petersburg in eine jüdische Familie geboren – seine Mutter war Pianistin, sein Vater Journalist. Schon als Kind erlebte Frid Angst und Verlust: Sein Vater wurde verbannt, die Familie musste ihm nach Sibirien folgen, und viele Verwandte fielen später den stalinistischen Säuberungen – also den brutalen politischen Verfolgungen in der Sowjetunion unter Diktator Josef Stalin – zum Opfer.

Nach seiner Rückkehr nach Moskau studierte Frid Komposition, arbeitete als Komponist und Lehrer und schrieb Musik für Theater und Radio. Er ließ sich von Komponisten wie Arnold Schönberg, Alban Berg und Dmitri Schostakowitsch inspirieren, entwickelte aber einen eigenen, unverwechselbaren Stil.

Durch seine persönlichen Erfahrungen spürte Frid eine besondere innere Verbindung zu Anne Frank und erkannte Parallelen zwischen ihrem und seinem eigenen Leben.

1968 vertonte Frid das Tagebuch der Anne Frank als Mono-Oper – ursprünglich für eine Sängerin und ein kleines Kammerorchester. Später entstanden – teils durch andere Musiker – weitere Fassungen, darunter Versionen für Gesang und Klavier sowie für Sängerin mit Instrumentaltrio, um das Werk auch in kleineren Räumen aufführen zu können. Frid ging es darum, Annes Gedanken und Gefühle in Musik zu verwandeln, ihre innere Welt hörbar zu machen. Er schrieb:

„Anne ist keine Heldin im klassischen Sinn – aber sie ist eine geistige Siegerin.“

Warum dieses Stück?

Grigori Frids „Tagebuch der Anne Frank“ ist ehrlich, eindringlich und erschütternd zugleich. Die Oper macht Annes innere Welt hörbar: ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihren Mut und ihre Hoffnung – trotz der ausweglosen Situation. Durch die konzentrierte Besetzung wird die Nähe zu Anne besonders spürbar, ihre Stimme wirkt unmittelbar und authentisch. Die Oper ist kein Stück über den

Tod – sie ist ein Stück über das Leben, über Hoffnung und über den Mut, in unmenschlichen Zeiten Mensch zu bleiben.

„Anne Frank ist ein Beispiel dafür, dass der Faschismus nicht vor Kindern und Jugendlichen Halt macht – und das sollte uns eine Warnung sein. Je mehr ich über sie lese, desto deutlicher wird mir, welch schriftstellerisches Ausnahmetalent sie war. Sie hätte sicher noch wunderbare Dinge geschrieben, wäre sie nicht in Bergen-Belsen kurz vor der Befreiung gestorben. Ihre feine Beobachtungsgabe, ihr Humor und ihre Fantasie sind trotz ihres kurzen Lebens ein gewaltiger Nachlass – zu Recht in über 70 Sprachen übersetzt. Es gibt nicht viel gut dokumentierte Literatur von Gleichaltrigen für Gleichaltrige. Dadurch lässt sich umso besser nachvollziehen, wie traurig es ist, wenn junge Menschen auf der ganzen Welt kein Recht auf eine gute Zukunft haben. Dieses Recht ist zwar in den Kinder- und Menschenrechten festgeschrieben, wird aber – auch heute – an vielen Orten der Welt leider nicht verwirklicht.“

„Mit Schreiben werde ich alles los. Mein Kummer verschwindet, mein Mut lebt wieder auf.“

Anne Frank, 5. April 1944

Anne Frank war 13 Jahre alt, als sie begann zu schreiben. Sie hatte keine Bühne, keine Zuschauer – nur ihr Tagebuch. Dort schrieb sie auf, was sie nicht laut sagen konnte: ihre Angst, ihre Wut, ihre Träume und ihre Hoffnung. Viele Menschen schreiben Tagebuch, um Gedanken zu sortieren, um etwas zu verarbeiten oder um Dinge loszulassen. Anne schrieb, um all das zu tun – und zugleich, damit sie und das, was sie erlebt hat, nicht vergessen werden.

Vielleicht kennst du dieses Gefühl: etwas aufschreiben zu müssen, damit es nicht verloren geht? Die folgenden Seiten gehören dir – und deinen Gedanken. Du kannst hier alles festhalten, was dich bewegt.

Was hat dich am meisten berührt, überrascht oder irritiert?

Gibt es eine Szene oder einen Satz aus der Oper, der dir besonders im Gedächtnis bleibt? Warum?

Mein Brief an Anne

Stell dir vor, du könntest Anne heute eine Nachricht schicken. Was würdest du ihr schreiben? Vielleicht über das, was du über sie gelernt hast – oder was du ihr gerne erklären würdest über unsere Zeit?

„Ideale, Träume, schöne Erwartungen kommen nicht auf ... Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz allem, weil ich noch immer an das innere Gute im Menschen glaube.“

Anne Frank, 15. Juli 1944

Anne zeigt uns, dass man auch in schweren Zeiten Hoffnung bewahren und an das Gute im Menschen glauben kann.

Wann oder durch wen erlebst du, dass das Gute im Menschen sichtbar wird?

Zwei Jahre lang lebte Anne in ihrem Versteck im Hinterhaus, immer in Angst, entdeckt zu werden. Stell dir vor, du müsstest fliehen und dich verstecken …

Was würdest du mitnehmen, wenn du plötzlich dein Zuhause verlassen müsstest? Was würdest du am meisten vermissen?

Was bleibt von Anne?

Wie hast du den Schluss der Oper erlebt?

Welche Eindrücke oder Gefühle hattest du direkt danach?

Was ist dir wichtig?

Anne wollte mit ihrem Schreiben etwas weitergeben –Hoffnung, Ehrlichkeit, Mut.

Gibt es etwas, das andere von dir lernen oder sich von dir abschauen könnten?

Impressum

Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH

Stralsund – Greifswald – Putbus

Spielzeit 2025/26

Geschäftsführung: André Kretzschmar

Künstlerische Leitung: Rolf C. Hemke

Redaktion: Stephanie Langenberg

Gestaltung: Öffentlichkeitsarbeit / Marie-Louise Bartels

1. Auflage: 1000

Druck: Flyeralarm

www.theater-vorpommern.de

Textnachweise: Sofern nicht anders vermerkt, stammen alle Beiträge in diesem Heft von Stephanie Langenberg und wurden exklusiv für dieses Programmheft verfasst. Die Zitate auf S. 2 und 24 stammen aus dem Libretto der Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigori Frid. Die übrigen Zitate von Anne Frank entstammen dem originalen Tagebuch der Anne Frank: Edition von Mirjam Pressler (Version d, in Überarbeitung der Fassung von Otto H. Frank), 29. Auflage, Juni 2020, Frankfurt am Main.

Bildnachweise: Alle Fotos entstanden bei der Klavierhauptprobe am 14.11.2025 und stammen von Peter van Heesen.

Mit freundlicher Unterstützung der

Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen

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