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eople & plätze p Nicht laNg, aber techNisch

90 Jahre golfclub lugaNo

Der 1923 gegründete Golfclub Lugano ist der älteste im Tessin.

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Dabei hatten reiche Touristen schon früher einen «Privatplatz» eröffnet und der Standort an der Magliasina war ursprünglich ein

Geschenk für die Gemahlin eines Hamburger Kaufmanns.

Stefan Waldvogel

Im November 1921 hiess es im Lokalblatt «Corriere del Ticino», dass eine Gruppe von Golfenthusiasten in der Region Lugano einen Parcours mit neun Löchern und einen eigenen Club gründen wollten. Schon zwei Jahre später, konnte der neue Platz offiziell eingeweiht werden. Ganz offensichtlich war damals der Bau einer Golfanlage deutlich weniger kompliziert als heute, zudem gab es im Tessin vorher schon einen kleinen Parcours. Im Oktober 1909 waren neun Löcher in Pambio-Noranco eingeweiht worden. Allerdings führte der erste Weltkrieg dazu, dass die Touristen ausblieben und so konnte ab 1914 auch im Tessin nicht mehr Golf gespielt werden. Trotzdem waren es auch in der Südschweiz die ausländischen Gäste, die als wichtige Impulsgeber fungierten. Der reiche Hamburger Kaufmann Erwin von Riedemann war selber ein Pferdenarr, doch seine Gemahlin spielte ausgesprochen gern und gut Golf. Deshalb schenkte er ihr in der Nähe von Lugano einen eigenen Platz und das Gelände ist heute noch die Basis für den mittlerweile 90-jährigen Golfclub. Dieser galt zunächst als «äusserst privat» und die offizielle Sprache des Clubs war weder deutsch noch italienisch, sondern englisch.

Die Teiche und der Fluss Magliasina bieten in Lugano viel Abwechslung (grosses Bild). Historische Aufnahme aus den 30er Jahren.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Parcours zur Landwirtschaftsfläche umfunktioniert. Nur mit einem weiteren Kraftakt und der erneuten grossen finanziellen Unterstützung der Familie von Riedemann ging das Spiel ab 1948 wieder los.

«Profitiert vom HocHwasser»

Für heutige Verhältnisse ist das Gelände mit bloss 35 Hektaren ziemlich klein, viele andere Golfplätze beanspruchen mindestens 50 Hektaren. Trotzdem wurde die Anlage 1970 von Donald Harradine von 9 auf 18 Loch ausgebaut. «Unser

Par 70 Platz ist nicht lang», sagt Clubpräsident Guido Brioschi, «allerdings ist er technisch anspruchsvoll und schwierig für gute Golfer und trotzdem angenehm zu spielen für Leute mit eher höherem Handicap», fügt der Anwalt an. Die Fairways sind relativ eng und zudem kommt der Fluss Magliasina mittlerweile bei acht Löchern ins Spiel. Normalerweise ist der Bach bloss eine Gefahr für die Bälle. Im Jahr 1998 wurde aus dem ruhigen Fluss ein reissender Strom und das Hochwasser beschädigte grosse Teile der Anlage. Sogar die Brücken wurden weggerissen und einen Monat musste hart gearbeitet werden, um alles wieder herzurichten. Der Kanton habe mitgeholfen, den Flusslauf neu zu legen, erinnert sich Brioschi, der seit 2004 als Präsident amtet und schon seit 23 Jahren im Vorstand des Clubs mitgearbeitet hatte. Vor allem die Löcher 2, 16 und 17, die besonders nah am Fluss angelegt worden waren, habe man damals verändert. «Im Nachhinein können wir sagen, wir haben vom Hochwasser sogar profitiert, weil die Anpassungen den Platz noch technischer und schöner gemacht haben», erläutert Brioschi.

Ganzes JaHr sommerGrün

Anders als auf den meisten Plätzen der Deutschschweiz kann man im Tessin auch im Winter auf Sommergrüns spielen. Im Vergleich zu den beiden Plätzen von Ascona und Losone sei man insgesamt aber «weniger touristisch» ausgerichtet, sagt Brioschi. Man habe einfach rund um Lugano weniger Hotels, aber freue sich auf alle Gäste und Greenfee-Spieler. Der nasse Frühling brachte auch in Lugano eine kleine Einbusse bei den Einnahmen. «Dank der langen Saison und einem Superherbst gehen wir davon aus, dass bis Ende Jahr sogar ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahr resultiert», sagt der Präsident.

Allein in den vergangenen Jahren seien rund acht Millionen Franken in den Platz und eine weitere Million ins Clubhaus investiert worden. Die ganz grossen Brocken eines «Masterplans» sind nun realisiert, aber die Arbeit an der Anlage hört bekanntlich nie auf. Im nächsten Jahr wird die Kurz-Spielzone verbessert, danach folgen weitere Investitionen in die Umkleideräume etc. und in die Bar des Clubhauses. Die ehemalige Papierfabrik gilt schon jetzt als eines der gemütlichsten Clubhäuser und das Essen drinnen oder auf der grosszügigen Terrasse mit zum Besten.

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