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golfschwung, vertikal
Tony Smith Golf Academy
Man möchte den Ball gut hauen, und man möchte das während des ganzen Lebens können, dazu vielleicht sogar bis ins hohe Alter Fortschritte machen. Sind da nicht Widersprüche verborgen?
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Nein, sagt Tony Smith, das geht – wenn man den Club auf einer senkrechten Bahn schwingt, wie das Jim Furyk, Tom Watson oder Calvin Peete machen.
Who is Calvin Peete? Heute kennt kaum noch jemand diesen Namen; doch Peete war in den Achtziger Jahren ein fester Wert in der PGA Tour der USA, spielte 1983 und 1985 im Ryder Cup Team und gewann insgesamt 12 Turniere. Damit war er der erfolgreichste schwarze Golfer, bevor Tiger Woods alle Rekorde zu pulverisieren begann.

Geboren in Detroit, erlitt der junge Calvin Peete einen komplizierten Bruch des linken Arms, als er von einem Baum fiel – lange bevor er überhaupt wusste, was Golf war. Denn damit
Runden mit Peete gespielt; dabei ist ihm die Wichtigkeit der einzelnen Schwungelemente klar geworden. So muss der linke Oberarm während des ganzen Schwungs eng am Brustkasten anliegen («Connection»). Auch die Position der Hände im Griff ist entscheidend: die linke Hand ist immer um etwa 45° abgewinkelt, der rechte Handrücken bleibt gerade.
Was steckt genau dahinter? Längst hat sich der Golfschwung in eine athletische Richtung entwickelt, welche das Spiel begann er erst, nachdem er per Zufall und im Alter von über 20 Jahren von Freunden auf einen öffentlichen Platz mitgeschleppt worden war und sofort vom «Golf-Virus» befallen wurde. Aber als kleingewachsener Junge mit einem verkrüppelten linken Arm – was sollte er da zu bestellen haben?

Sein linker Arm, den er gar nicht mehr strecken konnte, wandelte sich rasch von einem Handicap zu einem Vorteil. Zwar wurde Peete nie ein Longhitter; aber er war Meister der Präzision, und kaum ein halbes Jahr später fasste er bereits den Übertritt zu den Pros ins Auge. Er hatte es geschafft, einen Schwung zu erlernen, der vor allem eines konnte: den Ball schnurgerade hauen. Jahrelang gehörte Calvin Peete zum festen Personal der Tour; er gewann über zwei Millionen Dollar an Preisgeldern, doch davon ist heute nicht mehr so viel übrig. Von 1982 bis 1992 lag er ununterbrochen an der Spitze der Statistik «Driving Accuracy»!
Drogen und Frauen prägten die späteren Jahre seines Lebens, das er heute offenbar bescheiden irgendwo in Florida fristet. Calvin Peete hat mit einem revolutionären Schwung Golf gespielt, ist aber inzwischen in den Tiefen der Geschichte untergetaucht; eine Episode, aber eine spannende. Seine Schwungtechnik allerdings, die gibt es immer noch. Tony Smith, Pro in Bad Waldsee und im Dolder, ist ein überzeugter Verfechter davon, und er glaubt sogar, dass es kaum eine bessere Art des Golfspielens für Amateure gibt. Smith hat im Winter 2008 in Tampa zahlreiche auf höchstem Niveau zu einer exklusiven Sache von austrainierten Modellathleten gemacht hat. Diese beherrschen in den meisten Fällen vor allem eines: Ball Striking. Sie können den Golfball Hunderte von Metern weit wuchten, und sie zwingen inzwischen die Golfplatzarchitekten dazu, immer längere Spielbahnen zu bauen. Aber wenn sie auf einem trickreichen Green à la Augusta putten müssen, dann ist Ende mit der ganzen Herrlichkeit. Deshalb gibt es heute noch Spieler, die sich von dicken Muskeln und Monsterdrives nicht beeindrucken lassen und immer wieder wichtige Turniere gewinnen. Der Südafrikaner Tim Clarke zum Beispiel, der mit seinem Privatschwung die Players Championship in TPC at Sawgrass gewonnen hat – einem ultralangen Power-Course von Pete Dye! Oder der Amerikaner Jim Furyk, der in der Woche vor dem Ryder Cup Sieger der Tour Championship wurde, was ihm über 10 Mio Dollar eingebracht hat – mit einem Schwung, von dem alle sagen, so könne niemand gutes Golf spielen. Tim Clark hat einen Watschelgang und einen Schmerbauch, Furyk ist spindeldürr und alles andere als ein Modellathlet.
Körperstellung im Backswing, und die Wichtigkeit des Griffes: linke Hand stark abgewinkelt, der Handrücken der rechten Hand gerade –und so bleiben die Hände durch den ganzen Schwung hindurch. Man stellt sich vor, ein langer Nagel beim schwarzen Punkt habe Griff und Club fest miteinander verbunden.
Aber: im Schwung von beiden Spielern finden sich Elemente von dem, was Calvin Peete so erfolgreich gemacht hat. Und ähnliche Elemente kann man auch im Schwung von Annika Sörenstam, David Duval oder sogar Colin Montgomerie erkennen – wenn man den Blick dafür hat.

«Hinter meinem Schwung steckt eine Art, Golf zu spielen, die von Millionen von Spielern praktiziert wird; manche wissen es nicht einmal so genau. Es ist derjenige Schwung, der den Rücken am besten schont, weil er keine Extrembelastungen produziert. Der Spieler ist im Backswing in einer entspannten Körperhaltung ohne irgend- welche Verwindungen, und während des ganzen Schwungs werden nirgendwo allzu grosse Belastungen oder Verrenkungen aufgebaut. Man lässt die Gravitation und die Zentrifugalkraft arbeiten! Das ist viel cleverer, als um jeden Preis und mit vollem Körpereinsatz Gas zu geben», doziert Meister Smith.


in the Wheel
Tony Smith arbeitet mit einer Reihe von Bildern und Vergleichen, die zu erklären hier zu weit führen würde. Am besten ist es, wenn man diesen Schwung als bewegtes Video oder sogar live sieht. Doch von Calvin Peete hat Youtube nur wenig zu bieten; deshalb haben wir ein Video von Smith auf www.golfsuisse.ch platziert. Sehr wichtige Elemente sind sicher der bereits erwähnte enge Schluss vom linken Ellenbogen mit dem Körper, dann das Dreieck, das durch die Unterarme gebildet wird. Es muss sowohl im Backswing wie auch im Finish nach unten zeigen. Auch die Hände im Griff sind bereits genannt worden. Schliesslich wird der Körper im Schwung relativ synchron bewegt; die Hüften werden also nicht athleten-like beschleunigt, was die Verwindung im Körper limitiert und die Belastungen auf die Gelenke unter Kontrolle hält. Aber am besten geniesst man den effizienten Golfschwung von Peete&Smith auf der GolfSuisse-Website.
Urs Bretscher