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Schneegolf. Ein Stichwort, das nicht allen Leuten gleichermassen Freude bereitet. Denn damit verbunden ist die Vorstellung, dass die Erdoberfläche nicht im gewohnten Grün, sondern weiss, verschneit und gefroren ist – und da fährt man doch besser Ski oder Schlittschuh. Aber Golf?
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Schneegolf-Turniere werden immer wieder angeboten, auch in der Schweiz. Seit Jahren spielen einige Auserwählte im Januar im Engadin, auf einem der zugefrorenen Seen in der Nähe von St. Moritz, Schneegolf; der Platz wird dabei extra für ein Turnier ausgelegt. Anschliessend muss er dem Pferdesport weichen, der unter dem Namen White Turf die weissen Grüns und Fairways für Rundstreckenrennen und Poloturniere missbraucht. So jedenfalls war das bis 1996; seither wird das Turnier in Silvaplana ausgetragen. Golf auf Eis und Schnee gibt es in vielen Ländern; aber das grosse Problem ist natürlich der Golfplatz. Wenn es eine Nacht durchschneit, ist er wieder weg! Deshalb haben auch die Walliser nach zwei Jahren aufgegeben, mit dem Schneegolf-Turnier auf der Gemmi. Es ist unvergessen! Mit dem Golfbag am Rücken im tief verschneiten Leukerbad hinauf zur Luftseilbahn auf die Gemmi, und dort, gleich neben der Station, war der erste Abschlag. Ein Par 3 von etwa 60 Metern,
Sandwedge war schon zu viel Club, und das Green war etwa so gross wie ein Salontischchen. Doch der Spass war ungetrübt; auf den Fairways durfte man aufs Tee stecken, und neben den Fairway war hohes Rough. Also Tiefschnee.
Auf nAch Grönl And
Das war vor rund 10 Jahren, auf dem Gemmipass, der von Leukerbad auf Umwegen nach Kandersteg führt – ein Paradies für Langläufer und Schneewanderer. Als man sich nach zweimal Sonne schon auf die dritte Austragung freute, kam der grosse Schneefall; und das war das Aus für das Event.
Heute wissen wir, dass das Winterwetter in Grönland viel besser ist. Ein Hotelier in einer Ortschaft namens Uummannaq, die an der nordwestlichen Küste der Insel liegt, 600 Kilometer nördlich des Äquators … äh, natürlich des Polarkreises, dieser Hotelier also hatte 1997 eine Idee, wie er seinem problematischen
Geschäft auf die Sprünge helfen könnte. Mit einem Golfplatz nämlich, ausgelegt in einer Landschaft von Eisbergen. Vom Äquator sind das eher etwa 9000 Kilometer Distanz… Seither haben die «World Ice Golf Championships» regelmässig stattgefunden, wenn auch nicht ganz immer. Denn auch in Grönland schneit es regelmässig.

Doch das lokale Organisationskomitee macht sich jedes Jahr unverdrossen wieder an die Arbeit. Uummannaq ist eine kleine Insel in einem Meeresarm; in der Nähe gibt es einen Flugplatz, und im Dorf (Dorf?) selber ist mittlerweile sogar eine Golfschule entstanden, die eine Woche vor
Beschaffenheit des Schnees vom alpinen Schnee deutlich unterscheiden. Die extrem harte, vom Wind geshapte Fläche wird nämlich immer wieder von einer Schicht von feinsten Schneeund Eiskristallen zugedeckt, in welcher der Ball ganz leicht einsinkt. Diese lockere Schicht kann aber auch steinhart gefroren sein. Die überall aufragenden Eisberge verwirbeln den Wind: im Windschatten bilden sich Verwehungen, Schneehaufen, die einen verirrten Ball glatt verschlucken.

Natürlich sind auch die Greens weiss, werden gewischt, so dass geputtet werden kann. Man muss sich an das veränderte Spiel gewöhnen;
Winden und gleissender Sonne. Ob ihm die Tatsache, dass er aus dem heissen, feuchten Brisbane in Queensland stammt, dabei wesentlich geholfen hat? Jedenfalls schrieb er Runden von 82 und 77, was zu einem komfortablen Vorsprung und zum Titelgewinn ausreichte. Der Brite Luke Merry als Runner-up hatte sechs Shots mehr benötigt.
Seither haben feindliche Umstände immer wieder für die Absage des Turniers gesorgt, so dass Jason Cunningham immer noch der Titelhalter ist. Die nächste Austragung ist nun für Ende März 2011 angekündigt. Cunningham ist mittlerweile 35jährig, und ob er zur Titelverteidigung antreten wird, ist noch nicht bekannt. Suchbegriffe auf Google: «Jason Cunningham Golf», «World Ice Golf Championship», www.greenland-guide.gl/icegolf. www.Joobili.com
Urs Bretscher
dem Turnier jedermann offen steht. Selbstverständlich gibt es im Sommer in Uummannaq keinen Golfplatz, obschon das Gelände für einige Wochen frei von Eis und Schnee ist. Der Golfplatz selber sieht jedes Jahr wieder anders aus. Wind und der Ozean formieren die Oberfläche des Eises, so dass der Parcours immer wieder anders zwischen den natürlichen Hindernissen ausgelegt werden muss. Er befindet sich auf dem Eis des Fjords vor dem Städtchen. Es werden neun Holes mit einem Par von 35 oder 36 gebaut; die Weltmeisterschaft geht über 36 Holes. Wie Insider, die das grönländische Golf-Abenteuer kennen, berichten, ist die Oberfläche, auf welcher gespielt wird, von Loch zu Loch verschieden. Sowieso soll sich die doch weil die Länge der Holes nur geringfügig kürzer ist als durchschnittliche Spielbahnen im Grünen, müssen auch lange Schläge gemacht werden. Und, natürlich, gespielt wird mit roten Bällen… der Amtierende Weltmeister Wie gesagt: auch in Grönland kann das Wetter verrückt spielen. Effektiv fragt man sich auch dort, wie weit die Klimaerwärmung auch diese extrem nördlich gelegene, mit ewigem Eis, Gletschern und Schnee überzogene Insel erfassen wird.

2006 ist das Turnier zum letzten Fall durchgeführt worden. Sieger wurde der Australier Jason Cunningham. Er trotzte extremer Kälte, steifen