2 minute read

wo führen die trends hin ?

gesPräCh Mit raPhael weiBel, asg-vorstand, Chef der koMMission golfPlätze

Zum interessanten Themenkomplex der Wirtschaftlichkeit von Golfanlagen nahm Raphael Weibel – Präsident des GC Oberburg –wie folgt Stellung.

Advertisement

Von Einst Zu Heute

In den vergangenen 15 Jahren erlebten die Betreiber von Golfanlagen in der Schweiz massive Veränderungen. Damals waren die Golfspieler ausschliesslich Vollmitglieder ihres Clubs. Über Aufnahmegebühren wurde nicht diskutiert, waren die Wartelisten doch beängstigend lang. Heute bestimmt die Nachfrage das Angebot. Die kräftige Zunahme an Golfplätzen erhöhte die Rundenkapazitäten enorm. Die Preise für Mitgliedschaften und Greenfees stehen anhaltend unter Druck. Dieser Trend schuf eine bunte Vielfalt neuer Mitgliedschaftsformen bis hin zum Publicgolf. «Golfen für Jedermann» ist heute Wirklichkeit.

Gleichzeitig stiegen die Qualitätsansprüche der Kunden gnadenlos. Das Bespielen von Top-Plätzen während des Urlaubs und die unzähligen Golfreportagen in den Medien verwöhnen den Golfer. Kaum zu Hause, verlangt auch er den Fünfsternekomfort auf seiner Anlage. Der Pflegeaufwand steigt sprunghaft an. Sich ständig verschärfende gesetzliche Vorschriften, etwa im Umwelt- und Arbeitsrecht, akzentuieren diese Entwicklung. Mehr Personal, neuste Maschinen, zusätzliche Einrichtungen bis hin zum Blumenschmuck im Clubhaus – aber bitte alles ohne Tarifanpassung.

golF Für jedermann

Golf wird in der Gesellschaft anders wahrgenommen als noch vor 15 Jahren. Diese «Demokratisierung» hat auch den Typus des Golfspielers verändert. Früher beschränkt auf eine gutbetuchte Elite, sind die Golfspieler heute ein Abbild unserer Gesellschaft. Der Umgang mit einer heterogenen Kundschaft stellt weitaus höhere Anforderungen ans Personal. Eine bessere Ausund ständige Weiterbildung sind ein Muss.

neue FührungsauFgaben

Die Golfanlagen müssen heute professioneller geführt werden. In einem lebendigen Klein- und Mittelunternehmen mit 25 bis 35 Mitarbeitern, jährlich über 100 Turnieren und einem Umsatz von 1,5 bis 2,5 Mio. Franken stösst die ehrenamtliche Führung an ihre natürlichen Grenzen. Oft müssen Zusatzeinnahmen generiert werden, wie aus Greenfees, Einladungsturnieren und einer dynamischen Gastronomie mit Events für Nicht-Golfer, Seminare, Hochzeiten usw.

unterhalt und erneuerung mitglieder gesucht

Viele Golfplätze in der Schweiz sind in den Sechziger und Siebziger Jahren gebaut worden. Renovationen und grössere Umbauten stehen an. Greens und Abschläge sind das eine, eine veraltete oder unterdimensionierte Infrastruktur das andere. Doch was ist das Richtige, und welche Kundenbedürfnisse sollen abgedeckt werden? Wer finanziert die Arbeiten?

Diese Entwicklungen werden die Betriebsverantwortlichen in den kommenden Jahren weiterhin stark fordern. Oft werden sie sich bei ihrer Entscheidfindung in einem Dilemma befinden. Sinkende Preise bei gleichzeitig steigenden Kosten und anstehende Investitionen verschärfen das Umfeld. Wohl helfen die demografische Entwicklung und das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung. Der Golfsport ist populärer denn je. Doch die «Geiz ist Geil»-Mentalität lässt die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Was ist zu tun?

Die Mitgliedergewinnung steht für viele Golfclubs im Zentrum ihrer Bemühungen. Das Mitglied ist nicht nur Benutzer der Anlage, sondern mit der Bezahlung seiner Aufnahmegebühr auch «Investor». Mit vereinten Kräften sollten wir versuchen, neue Interessenten für das Golfspiel zu gewinnen. Heute spielt bloss gut 1 Prozent der Gesamtbevölkerung Golf – 99 Prozent noch nicht! Könnten wir die Anzahl Golfer auf 2 Prozent steigern, würde dies die Nachfrage nach Mitgliedschaften nachhaltig stimulieren.

Farbe bekennen

Jede Golfanlage muss sich klar positionieren. Von member- bis public-orientiert, von Zweistern bis

Fünfstern Superior – der Kunde verlangt ein entsprechendes Profil. Kompromisse verwässern den Auftritt, sind aber aus finanziellen Aspekten nicht immer vermeidbar. Strategische Überlegungen brechen gelegentlich Traditionen und bergen das Risiko, die angestammten Kunden und Mitglieder zu vergraulen.

To Be Or Not To Be

Die Preise müssen marktgerecht und nachhaltig sein. Angebot und Nachfrage sowie die angestrebte Positionierung sind bestimmend. Dies setzt voraus, die eigenen Kosten und die Zielkundschaft genau zu kennen. Die Auslastung vieler Anlagen könnte verbessert werden. Trotz einer Zunahme der Anzahl Golfer spielen diese im Durchschnitt weniger Golfrunden pro Person und Jahr. Attraktive Angebote für die Mitglieder und Gäste schaffen Zusatzeinnahmen, z.B. in der Gastronomie, im Golfunterricht und bei den Greenfees. Ob diese Angebote in erster Linie sportorientiert sind oder sich an den Genussgolfer richten, ist egal. Hauptsache, sie machen Spass und aktivieren die Kunden. Familien sind in den Golfsport zu integrieren. Jugendliche sind nicht nur die Kunden von morgen, sondern involvieren ihre Eltern.

Urs Bretscher

Für Golfer – und solche, die es werden wollen.

27. – 30. Januar 2011

Messe Zürich

Do/Fr 13 – 20 Uhr, Sa/So 10 – 18 Uhr www.golf-messe.ch

Medienpartner:

This article is from: