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Mitglieder versus g äste – oder geht’s anders ?

BliCk hinter die kulissen der CluBs

In der freiheitlichen Rechtsordnung kann jedermann im Rahmen der Gesetze tun und lassen, was er will. Die strategische Ausrichtung der verschiedenen Golfclubs ist deshalb auch so unterschiedlich wie die Golfplätze selber. Einige Betreiber haben uns Einblick gegeben in ihre Strukturen.

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Der grösste Anlagenbetreiber der Schweiz heisst Daniel Weber. 36 Holes in Sempachersee, 18 Holes in Kyburg und ein Grossprojekt ausserhalb von Basel, dazu als Ausrichter der Credit Suisse Challenge auch im Event-Bereich eines der Schwergewichte des Landes, das ist das Imperium von Weber, der in der Region Zentralschweiz und im Grossraum Zürich der wichtigste Player ist. Man muss ihm zugestehen, dass er auch für die Standards punkto Qualität der Plätze sorgt. Nachdem die Greens von Sempachersee im letzten Frühling starke Schäden vom Winter gezeigt hatten, präsentierte sich das Terrain im Sommer wieder auf der Höhe. «Die Qualität des Platzes ist bei uns eine der obersten Prioritäten», meint Daniel Weber dazu. Das ist auch kein Wunder, gehört er doch zu den Initianten des Labels «Leading Golf Courses», und das verpflichtet natürlich.

Nicht in erster Linie Greenfees, sondern TagesEvents stehen im Fokus der 36-Hole-Anlage: ein Einladungsturnier hier, ein 18-Loch-Platz für die Members dort. «Die Mitglieder – und damit in der Jahresrechnung die Mitgliederbeiträge – werden auch bei uns immer an oberster Stelle stehen. In der Schweiz wird das reine Greenfee-Geschäft immer an der kurzen Saison leiden, mit welcher wir in der Deutschschweiz leben müssen».

Weber ist der Meinung, dass die Greenfees in der Schweiz generell zu tief sind, vor allem auch im Vergleich zu Deutschland. «Zu tiefe Greenfees, also auch Dumping-Angebote, das ist ganz einfach der Anfang einer Art Todesspirale. Das Resultat sind weniger Einnahmen per Ende Jahr, Kostendruck, Reduktion der Platzpflege, damit noch weniger Attraktivität für die Besucher, noch weniger Einnahmen, und so weiter. Da kommt man dann gar nie mehr heraus». Sind denn Greenfees nicht Marktpreise? «Sicher; aber wir suchen den anspruchsvollen Kunden, der bereit ist, für aussergewöhnliche Qualität auch den korrekten Preis zu bezahlen».

Die Ambitionen Webers, aus Sempachersee die bedeutendste Golfanlage der Schweiz zu machen, sind offensichtlich. Er hat viel investiert, um das Prestige-Turnier CS Challenge zu bekommen, das vorher vier Mal in Wylihof stattgefunden hat. Und die Rede kursiert, Weber arbeite bereits daran, aus der Challenge Tour in die European Tour aufzusteigen – ein Gerücht, das er nicht dementieren will. Er lässt sich aber immerhin entlocken, dass solche Ideen «nichts mit dem Omega European Masters» zu tun hätten… Welche Strategie verfolgt er denn in Bezug auf die Greenfee-Gäste? «Nochmals: an oberster Stelle stehen bei uns die Mitglieder. Allzu hohe Frequenzen auf den Plätzen wollen wir nicht; deshalb sind die Weekends bei uns den Mitgliedern vorbehalten. ASGI-Members, Migros-CardSpieler und Schweizer mit ausländischen Mitgliedschaften müssen 50% mehr bezahlen; zudem haben wir für Gäste eine Limite von höchstens vier Runden pro Jahr».

Private haben’s gut

Einige Privatclubs gibt es auch in der demokratischen Schweiz. In der Clubphilosophie wollen die Members unter sich bleiben, sie sind deshalb bereit, mehr für ihre Mitgliedschaft und für die Aufnahme in den Club zu bezahlen. Von Verhältnissen allerdings, wie sie von Augusta einfach «de rigueur» ist. Das ist nicht nur im GC de Genève, sondern auch in der Société Nautique so, welche mit Ernesto Bertarelli ja den America’s Cup gewonnen hat. «Section Fourchette» werden diejenigen genannt, die ausschliesslich im Clubhaus speisen, aber nicht segeln. Genf ist seit Jahren, ja Jahrzehnten einer der sportlichsten Golfclubs des Landes. Das spiegelt die Philosophie des Clubs, der mit seinem von Robert Trent Jones Snr. gebauten Platz auch einen turniere von kommerziellen Kunden, ist aber völlig offen für Greenfee-Spieler. «Dienstag bis Freitag jeden Vormittag sind Gäste bei uns willkommen, und ASGI- oder MCard-Spieler bezahlen keinen Zuschlag». Das Greenfee in Genf kostet 150 Franken – ein Superpreis für einen Superplatz, sozusagen.

National in den USA rapportiert werden, sind unsere «Private Clubs» weit entfernt. Erstens gibt es in den meisten Fällen klar formulierte Aufnahme-Policies, und zweitens sind Greenfee-Spieler nicht à priori chancenlos, dort mal eine Runde zu spielen – auch wenn es etwas teurer sein wird. Mitten in einem Genfer Vorort, in Cologny, liegt der Platz des GC de Genève, einer dieser ultraprivaten Golfclubs. Die Genfer sind nicht nur Mitglied eines Vereins, weil man einen Sport ausüben will, sondern weil das Dazugehören der echten Championship Courses der Schweiz zu bieten hat. Es finden denn auch jedes Jahr wichtige nationale und internationale Turniere hier statt – das wollen die Mitglieder so, und das soll auch in Zukunft so bleiben. «Golf als Sport ist uns wichtig, das ist schon immer so gewesen. Wir organisieren etwa jedes zweite Jahr ein ASG-Event, jedes Jahr das Championnat du Léman, und dazu auch die Rolex Trophy der Challenge Tour», sagt François Lautens, der Direktor der Anlage.

Demgegenüber akzeptiert man keine Einladungs-

Dazu Lautens: «Ich dcnke, ein Greenfee sollte für den Kunden ein fairer Preis für ein faires Angebot sein. Wir schauen natürlich auch, wo das Preisniveau in unserer Region generell liegt». In Genf betreibt man auch einen beispielhaften Aufwand in der Platzpflege. Zweimal pro Jahr werden die Greens und Fairways aerifiziert und gesandet, und die Greens erhalten alle zwei Wochen ein Topdressing, um den Sand-Anteil in der obersten Schicht hoch zu halten – es gibt denn auch kaum besser gepflegte Greens in der Schweiz als diejenigen von Genf, und zwar während der ganzen Saison. «800 Tonnen Sand bringen wir jedes Jahr mindestens aus, auf dem Platz; und die für diese Arbeiten benötigten Maschinen muss man ebenfalls haben!».

geheimtiP goldenberg

Auch um die Grossstadt Zürich herum, so vermutet man, gibt es den einen oder anderen Privatclub. Die Anlage von Schloss Goldenberg, wenige Minuten nördlich von Winterthur gelegen, liegt mitten in einem extrem grossen

Einzugsgebiet und ist deshalb in Bezug auf die Mitgliedschaften auch längst «ausgebucht». Trotzdem gibt man sich hier nicht verschlossen, sondern heisst Gäste willkommen und führt auch eine Reihe von Einladungsturnieren durch.

Clubmanager Andreas Spenger: «Wir wollen unseren Mitgliedern ein golferisches Zuhause bieten. Aber es ist nie die Philosophie der Gründer um Hans Spengler gewesen, den Club von der Öffentlichkeit abzuschotten. Wir freuen uns deshalb über Gäste und führen das Restaurant im Clubhaus als öffentliches Lokal». Wer allerdings auf dem Platz von Schloss Goldenberg eine Runde spielt, der stellt bald fest, dass man die Qualität ganz weit oben auf der Prioritätenliste stehen hat. Die Fairways und Greens sind extrem gut gepflegt, die Greens hart, was auf fleissiges Sanden schliessen lässt, und Unkraut sucht man im Semirough vergeblich. Das ist auch deshalb besonders erwähnenswert, weil das Auf und Ab des Platzes ein zusätzliches Problem bei der Platzpflege ist – ganz anders als auf einem komplett flachen Golfplatz.

«Das Wohl unserer Mitglieder steht an erster Stelle, das ist diskussionslos. Unsere Anlage, zusammen mit der Infrastruktur des Clubhauses, hat ihnen zahlreiche Annehmlichkeiten zu bieten», so Spenger. «Den meisten unter unseren Mitgliedern ist allerdings wohl bewusst, dass die Clubpolitik auf einem substanziellen Einnahmenanteil aus Greenfees und Konsumationen von Besuchern basiert».

Das Wohl der Mitglieder an erster Stelle, Besucher aber genau so willkommen – wie sieht es da mit der Höhe des Greenfees aus? In Goldenberg richtet man sich einerseits nach dem Markt, vergleicht die Angebote der Konkurrenz, aber setzt den Preis eines Greenfees auch so hoch an, dass sich die Zahl der Besucher von selber auf das gewünschte Level einpendelt.

Im Grenzbereich

Das sind aus der Sicht eines Golfplatzes, der weiter weg von den grossen Zentren liegt, wohl nahezu traumhafte Verhältnisse. Wallenried an der Sprachgrenze zwischen Bern und Freiburg befindet sich in einer anderen Lage; doch hier hat man sich perfekt in der eigenen Marktnische eingerichtet. Betriebsleiter Mario Rottaris ist in der Lage, auf einer soliden Mitgliederbasis zu budgetieren, die sich zum grossen Teil aus den Zentren Bern, Freiburg und Murten rekrutieren, dazu auch aus den kleineren Ortschaften in der Nähe des Golfplatzes. «Auch wir brauchen Besucher, die Greenfee-Einnahmen machen einen nicht unwesentlichen Teil der Gesamteinnahmen aus. Aber in erster Linie sind wir für die Mitglieder da».

Diese Mitglieder profitieren in Wallenried von einer grosszügig dimensionierten Anlage und von einem eigenen Ambiente; in Sachen Platzpflege unternimmt man alle Anstrengungen für eine hohe Qualität. «Die Anforderungen steigen ständig, in Sachen Pflege – nicht nur von den Spielern, sondern auch von der Betriebsleitung. Wir bewegen uns bezüglich Aufwand hier nahe am Limit», meint Rottaris dazu. «Die Einnahmen sind ziemlich unflexibel: die Mitgliederbeiträge erhöhen, das erfordert die Zustimmung der Versammlung, und die Greenfees substanziell steigern, das würde wiederum die Situation der Mitglieder tangieren».

Aktionen aller Art – in Form von Rabatten auf dem Greenfee oder von Werbefeldzügen – stehen deshalb in Wallenried nicht zur Diskussion. Das würde ebenfalls die Situation der Mitglieder beeinträchtigen; zudem würde es ein falsches Signal betreffend der Attraktivität eines Clubbeitritts aussenden.

Die Höhe des Preises für eine Runde Golf legt man in Wallenried nicht ohne einen Blick auf die Konkurrenz fest. «Wir haben seit Jahren da kaum etwas geändert; aber wir versuchen, einen fairen Preis zu machen, der vom Markt auch akzeptiert wird, und der den richtigen Gegenwert für die Leistung, die man dafür bekommt, darstellt».

Urs Bretscher

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