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Es gEht um millionEn

DiE immobiliE «golfplatz»

Platzpflege: die grösste Aufwandposition im Betrieb. Aber ein gut gepflegter Platz ist auch gleich das grösste Kapital der Anlage. Zudem ist regelmässiges Sanden die beste Investition in die Langlebigkeit, rechnet sich also.

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50 Hektaren Fläche: das ist der Landbedarf für einen 18-Loch-Platz mit Infrastruktur. Alle 95 Schweizer Golfanlagen zusammen dürften eine gesamte Fläche von (geschätzt) 4000 Hektaren beanspruchen; denn wir haben auch zahlreiche Neunloch-Plätze. Und diese 4000 Hektaren, das sind 40 Quadratkilometer und damit knapp ein Promille der Fläche der Schweiz von 44 000 Quadratkilometern.

Auf diesem Land-Promille vergnügen sich knapp 100 000 Personen, und für ihr Vergnügen bezahlen sie eine unbekannte Gesamtsumme. Sucht man Vergleiche, so lässt sich mit Bestimmtheit feststellen, dass die volkswirtschaftliche Wertschöpfung des Skifahrens wesentlich höher ist als diejenige von Golf. Und ein anderer Querblick ist auch interessant – es sind rund 100 000 Boote aller Art auf unseren Gewässern amtlich registriert, welche gekauft, bewegt, amortisiert, gepflegt und ersetzt werden wollen. Auch in dieser Branche dürfte deutlich mehr umgesetzt werden als im Golf.

Wie viele Vollzeitstellen hängen am Golfspiel?

Welchen Wert hat Golf im touristischen Gebiet – man greift nicht komplett daneben, wenn man der Hälfte aller Golfanlagen des Landes eine mehr oder weniger akzentuierte Bedeutung für den lokalen Fremdenverkehr attestiert.

Schliesslich ist Golf auch ein Business, ein Markt. Die Anbieter sind heute gezwungen, ihre Preise an der Nachfrage zu orientieren; die Zeiten, als alle Offerten reissenden Absatz fanden, sind längst passé. Auch die Golfclubs befinden sich mittlerweile in den allermeisten Fällen in einer scharfen Konkurrenzsituation mit anderen Anlagen. Die Clubmitglieder müssen als Kunden verstanden und entsprechend behandelt werden. Es kann also keine Rede davon sein, die Kosten zusammenzuzählen, durch die Anzahl Mitglieder zu dividieren und dann die Rechnungen für den Jahresbeitrag zu verschicken – auch wenn sich einige wenige Privatclubs auch heute noch über derartige Verhältnisse freuen mögen, so ist das Betreiben eines Golfplatzes für die allermeisten Clubs zu einem steinigen Geschäft mit vielen Unwägbarkeiten geworden.

Womit der FinanzcheF rechnen muss

Diese Meinung teilt auch Peter Harradine in einem bemerkenswerten Interview auf den folgenden Seiten. Einer der erfolgreichsten Golfarchitekten unserer Zeit, hat er längst begriffen, wie der Hase läuft, und macht sich deshalb Sorgen über Trends, die in der langfristigen Optik in die falsche Richtung laufen. Der Preis eines Greenfees, zum Beispiel: wenn man weitere Kundensegmente für das Golfspiel erschliessen möchte, können die Greenfees nicht immer teurer werden. Und damit hängen die

Erwartungen der Kunden an den Pflegezustand des Platzes eng zusammen...

Die Jahresbeiträge der Mitglieder sind in aller Regel die grösste Position auf der Einnahmenseite der Rechnung eines Clubs. Dazu addieren sich die Greenfees und die Einnahmen durch Einladungsturniere.

Diese Einnahmen können durch das Management nur sehr bedingt beeinflusst werden. In Tat und Wahrheit steht man in vielen Clubs quasi jedes Jahr vor der Frage, ob man den Mitgliedern eine Beitragserhöhung vorschlagen soll oder nicht. Denn die Greenfee-Einnahmen massiv zu steigern, das ist weder möglich noch opportun; und das gleiche gilt für das tageweise Vermieten des Platzes für ein Einladungsturnier an einen Grosskunden, was zwar einige Zehntausend Franken Umsatz «auf einen Tätsch» bedeutet, aber auch verärgerte Mitglieder...

Schliesslich sei der Vollständigkeit halber auch erwähnt, dass es zwar für das Management traumhaft ist, die Startzeiten ständig ausgebucht zu haben – doch auch hier ist der Zoff mit den Mitgliedern vorprogrammiert. Sie wollen jederzeit Richtung Abschlag Nummer 1 blicken können und dort entspannte, einladende Verhältnisse sehen, aber sicher nicht eine lange Schlange von Greenfee-Spielern. Das mag alles etwas überzeichnet erscheinen. Unsere Recherchen zeigen aber, dass Entwarnung nicht in Sicht ist. Paradiesische Verhältnisse herrschen fast nirgendwo mehr, eng ist die Jahresrechnung dafür auf vielen Anlagen; und schon nur der Rückgang der Nachfrage nach Einladungsturnieren, verursacht durch die gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten der letzten beiden Jahre, hat viele Honorary Treasurers unruhig gemacht. Bleibt anzufügen, dass auch die Eintrittssummen in die Golfclubs langsam, aber sicher in Gefahr geraten könnten. Die Betreiber von grenznahen Golfanlagen wissen längst, wie die DumpingAngebote aus dem nahen Ausland wirken. Golferinnen und Golfer aus Basel beispielsweise

Franken, und der Umbau eines Greens schlägt mit weit über 100 000 Franken zu Buche. Deshalb macht es wenig Sinn, Löcher in der Betriebsrechnung mit diesen Eintrittsgeldern zu stopfen – stehen später solche Investitionen an, fehlt das Geld. Und auf der anderen Seite müssen die Jahresbeiträge erhöht werden, um so Rückstellungen zu machen, wenn die Eintrittsgebühren tiefer werden oder ganz wegfallen.

Wo liegen die grenzen?

Unter dem Strich kann man es drehen und wenden, wie man will: in der Schweiz ist der Boden knapp und deshalb teuer. Wenn sich dazu eine Anlage, desto eher wird noch ein solcher Zuschlag erhoben. können unterdessen aus zahlreichen Angeboten in Baden Württemberg oder dem Elsass auswählen, sind also ganz und gar nicht gezwungen, die hohen Eintrittssummen in einen ASG-Club zu bezahlen. Und in der Region Léman locken Dumping-Angebote aus Frankreich, insbesondere die Einzelmitgliedschaft im französischen Verband.

Die Beitrittsgelder in einen Golfclub haben aber ihren betriebswirtschaftlichen Sinn, auch wenn sie gegenüber den Interessenten für eine Mitgliedschaft oft ganz anders begründet werden. Wenn nämlich aus den Jahresbeiträgen die laufenden Ausgaben bestritten werden, so sollten die Eintrittsgelder zurückgestellt werden, um damit notwendige Neuinvestitionen zu bestreiten. Schon nur ein Fairway-Mäher kostet über 50 000 die Forderung nach hervorragend gepflegten Golfplätzen addiert, dann wird es nochmals teurer. Erstaunlicherweise ist das Preisniveau der Greenfees bei uns nicht wesentlich höher als im nahen Ausland; aber dort sind die Personalkosten deutlich tiefer. Auch daraus kann man ableiten, dass im Golf-Business in der Schweiz mit extrem harten Bandagen gekämpft wird.

In diesem Spannungsfeld kommt auch den clubfreien Golfern eine zentrale Rolle zu. Sie bilden auf zahlreichen Golfanlagen die grösste Gruppe von Gästen. In letzter Zeit sind die ewigen Diskussionen um die Höhe der Greenfees für ASGI-Mitglieder eingeschlafen – kein Wunder. Auf vielen Golfplätzen geniessen die Clubfreien heute die gleichen Tarife wie Mitglieder von anderen Clubs. Doch: je privater

Auf der anderen Seite der Bandbreite gibt es mehr und mehr Golfplätze, die an Wochentagen, gegen Abend, während der «Low Season» oder zu bestimmten Anlässen mit Spezialangeboten und Rabatten zusätzlichen Umsatz generieren wollen. Oft bestehen solche «Deals» aus einem Greenfee und einem Menü, was eindeutig reflektiert, dass man dringend auf Umsatz angewiesen ist. Golf ist eine kapitalintensive Freizeitbeschäftigung; gleich wie es Tennis gewesen ist, und gleich wie es auch das Skifahren ist. Nachdem der Tennisboom der Siebziger und Achtziger Jahre abgeebt war, verschwanden zahlreiche Tennisanlagen von der Bildfläche. Ähnliches konnte auch im Skisport beobachtet werden, aber nicht wegen eines Überangebots von Anlagen, sondern wegen des in tieferen Lagen plötzlich knapp werdenden Schnees. In vielen Ortschaften auf Höhen unter 1000 Metern über Meer mussten unzählige Skilifte Konkurs anmelden, als man nach 1990 eine Reihe von milden Wintern erlebte. Das zeigt uns – auch im Golfsport ist nichts «sicher», alles ist möglich, und trotz den vielen Unwägbarkeiten müssen in jedem Betrieb auf Ende Jahr Abschlüsse gemacht werden. Wo man nicht mehr in den schwarzen Zahlen ist, kann rasch Panik aufkommen. Es ist also durchaus denkbar, dass auch in der Schweiz geschieht, was man in Frankreich oder Deutschland längst kennt: Golfplätze gehen wieder zu, weil sie zu wenig konkurrenzfähig sind. Das betrifft natürlich in aller Regel solche Anlagen, die weit entfernt von den grossen Zentren gebaut wurden. Wann, wo, wie und wieso der Pleitegeier allerdings zuschlagen wird, das wissen bestenfalls die Golf-Götter…

Urs Bretscher

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