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Bewegte Zeiten im Berner Oberland
Seit 50 Jahren gehört Golf zum touristischen Angebot der Region Gstaad – Saanenland. Der Parcours umfasst heute 18 Holes und ist eine schmucke Anlage mit einem repräsentativen Clubhaus. Das ist heute allerdings nur deshalb so, weil sich während dieser 50 Jahre immer wieder Idealisten für den Golfclub eingesetzt haben. Ein Rückblick in die Clubgeschichte ist spannend und ruft wohl manchem Leser Ereignisse in Erinnerung, über welche man aus heutiger Sicht nur schmunzeln kann.
Gstaad erreicht man, von Bern her kommend, durch das Simmental und über einen «Saanenmöser» genannten Übergang. Der mondäne Kurort liegt im Südwesten des Kantons Bern, direkt an der Kantonsgrenze zum Waadtland. Col du Pillon, Château d’Oex liegen im Westen, und nicht lange dauert es, bis man durchs Pays d’En-haut das Greyerzerland erreicht. Irgendwie liegt Gstaad mit seinen Nachbarorten Saanen und Schönried – alle zur Gemeinde Saanen gehörend – etwas ausserhalb von den Hauptverkehrsachsen zwischen Bern, Freiburg und Lausanne.
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Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass es mit seinen attraktiven Landschaften, seinen zahlreichen Skigebieten und seinem angenehmen Klima zu einer Art Refugium geworden ist. Die Region ist nicht nur eine der klassischen Wintersport-Destinationen für viele Berner, sondern lockt auch Gäste aus dem weiteren Inland, dem Ausland und von Übersee an, darunter auch ziemlich prominente Leute, Stil Roger Moore, Bernie Ecclestone oder
Johnny Hallyday – obschon es hier weder ein Matterhorn noch ein Jungfraujoch gibt.
Dafür gibt es einen 18-Loch-Golfplatz, der nach ziemlich einhelliger Meinung aller Exponenten für die Hotellerie und den Tourismus sehr wichtig ist. Es überrascht deshalb kaum, dass man das hier bereits nach dem Ersten Weltkrieg bemerkt hat. In der Tat gab es da einen Neunloch-Golfplatz, der allerdings den Hotelgästen vorbehalten gewesen sein soll. Es gibt zahlreiche zeitgenössische Dokumente über diese Anlage, die sich dort befunden hatte, wo der Besucher einen Golfplatz am ehesten vermuten würde – in der Ebene zwischen Schönried und Gstaad, dem sogenannten Salzwasser.
Neue Projekte
Aber dort befindet sich heute kein Golfplatz mehr. Denn mit der Wirtschaftskrise der Dreissiger Jahre und mit dem herannahenden nächsten Weltkrieg schlief auch der Tourismus ein, die Besucher blieben weg, und das
Terrain des Golfplatzes wurde wieder der Viehwirtschaft dienstbar gemacht. Gras wurde interessanterweise schon vorher geschnitten auf dem Platz; Golf gespielt werden konnte erst nach dem Einbringen des Heus Mitte Juni. Als in den späten Fünfziger Jahren die Kriegsfolgen langsam verarbeitet wurden und der Tourismus sich wieder belebte, dachten die Gstaader auch daran, ihren Golfplatz wieder in Betrieb zu nehmen. Doch dieses Land hatten die Besitzer unterdessen trockengelegt und begonnen, es landwirtschaftlich zu nutzen. Man suchte also, und man fand – im Saanenwald oberhalb von Saanenmöser, immerhin auf rund 1400 Metern über Meer, gab es Lichtungen, welche von Donald Harradine zu einem Neunlochplatz verbunden wurden; und dieser konnte 1958 eröffnet werden. Dahinter steckte viel Engagement von visionären Männern, aber auch ein Finanzierungskonzept, das vorwiegend über Darlehen funktionierte, und viel Fantasie – als Clubhaus erwarb man nämlich eine Baubaracke, welche mit Fronarbeit der Mitglieder und mit gebrauchtem Mobiliar aus dem Palace Hotel in Schuss gebracht wurde. 1966, also acht Jahre nach der Eröffnung, soll der Club 80 Mitglieder gehabt haben…
Der Golfboom war da noch weit weg, noch nicht einmal in Sicht. Kein Wunder deshalb, dass sich die Mitgliederzahlen sehr langsam entwickelten, trotz intensiven Werbemassnahmen. Der Club konnte deshalb auch die Darlehen nicht amortisieren und war auf Goodwill der Gläubiger angewiesen, um zu überleben. Immerhin wurde das Clubhaus 1971 erstmals umgebaut und erweitert. Die 200Grenze wurde bei der Zahl der Mitglieder 1983 erreicht – das war eines der Ziele von Fred von Grünigen gewesen, dem zweiten Clubpräsidenten nach Ernst Scherz.

Zweite 18 Holes in Sicht
1984 entschied sich der Vorstand für ein beschleunigtes Angehen des Projektes eines Ausbaus auf 18 Holes. Donald Harradine, mit der Region gut vertraut, hatte keine Mühe, ein Projekt auszuarbeiten; doch das war nur der Startschuss für eine lange Leidenszeit. Naturschützer machten aus der Fliege den Elefanten: das Ausbauprojekt wurde zu einem Prestigeobjekt von nationaler Bedeutung. Jahre verflossen mit Verfahren aller Art, bis hin zu einem Gerichtsverfahren vor Bundesgericht. Weil die Mitgliederwerbung mittlerweile schöne Ergebnisse zeitigte, wurde es auf dem Neunlochplatz eng, so dass man auch in Gstaad Wartelisten einführen musste.
Zwischen 1996 und 1999 konnte dieser Ausbau endlich realisiert werden.
Im Gesamtbudget von 8,75 Millionen Franken waren neben dem Bau der neuen neun Holes auch ein Neubau des Clubhauses und eine Aktualisierung der bestehenden neun Spielbahnen enthalten. Der Club zählte 400 Mitglieder.
Damit ist der grosse Wurf Tatsache geworden. Der wegen den Scharmützeln mit den Naturschützern entstandene Zeitverlust hat aus der Sicht der Clubverantwortlichen auch sein Gutes: «Die Erhaltung der Flachmoore hat sich gelohnt, die Flora neben den Fairways ist von ganz besonderer Schönheit, und die Einbettung des Golfplatzes in die einzigartige Natur bringt dem Platz das Prädikat “schönster alpiner Golfplatz der Welt” ein» – so die Sicht in der Jubiläumsbroschüre des GC Gstaad – Saanenland.
Alpines Golfspiel

500 Mitglieder werden mittlerweile gezählt; diese Maximalzahl ist statutarisch festgelegt. Der Club ist schuldenfrei, die Einnahmen decken die budgetierten Ausgaben, und die
Doppelfunktion als Mitgliederplatz und als Bestandteil der touristischen Infrastruktur des Saanenlandes äussert sich im Versuch, Greenfeespieler und Mitglieder so gut wie möglich gleich zu behandeln, wie der heutige Präsident, Bruno Hammer, ebenfalls in der Jubiläumsbroschüre ausführt. «Der GC Gstaad – Saanenland hat (als öffentliche Golfanlage) eine Vorreiterrolle gespielt. Er stellte seine Infrastruktur seit Beginn den Touristen zur Verfügung. (…) Unser Platz ist sportlich anspruchsvoll, landschaftlich einmalig und qualitativ hochstehend, kurz: einer der schönsten Berggolfplätze in der Schweiz oder sogar in Europa».