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Grooves oder nicht Grooves, das ist die Frage
Vieles wird sich ändern für 2010, aber das meiste wird bleiben, wie es ist – es ist die alte Geschichte mit der Ausrüstung. Schon lange spielen wir Golf, und ein Club ist immer noch ein Club, ein Driver ist ein Driver und ein Eisen ist … nun ja, eben ein Eisen. Jedes Jahr aber versprechen uns die Hersteller, noch besseres Material werde in die Shops kommen. Was kann denn überhaupt noch besser werden, und auf was muss man eigentlich wirklich achten, wenn man einkauft? Das muss sich in den Tests im nächsten Frühjahr zeigen – einige Neuheiten stellen wir auf den folgenden Seiten vor. Sicher aber ist: etwas wirklich Wichtiges steht vor einer grundlegenden Änderung, und das sind die «Grooves».
Wer «Grooves» googelt, der bekommt Millionen von falschen Resultaten. Sie kommen alle aus der Popmusik und meinen eine bestimmte Stimmung, Atmosphärisches. Das Wörterbuch ist schon etwas präziser – Rinne ist eine Bedeutung des englischen Wortes Groove. Bei einem Clubhead sprechen wir eher von einer Rille, und es sind genau diese Rillen, welche zur Zeit nicht nur das grosse Thema, sondern auch die grossen Unbekannten sind.
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Sicher ist: die Golfschläger bekommen neue Grooves, neue Rillen also. Die neuen Rillen müssen eine ganz leicht veränderte Form haben, insbesondere etwas weniger Volumen und abgerundete Kanten.
Das Thema «Grooves» hat Tiefgang, und es ist ein bisschen kompliziert. Es empfiehlt sich daher, zu einem ganz kurzen geschichtlichen Exkurs aufzubrechen, und zwar in die Zeiten, als die Clubheads von Eisen noch geschmiedet wurden und die Rillen anschliessend mit dem Hammer und mit Stempeln in das Clubface hinein gehauen wurden. Deshalb haben viele Artefakte aus früheren Zeiten nicht eigentlich Rillen, sondern irgendwelche Muster; es ging immer darum, dem Ball dadurch auf dem Clubface etwas mehr Grip zu geben, damit er mit dem notwendigen Spin startete. Backspin – denn dieser sorgt dafür, dass der Ball ähnlich dem Flügel eines Flugzeugs Auftrieb und damit einen längeren Flug bekommt, und dass er auf dem Green rascher stoppt.
Die Technik des Metallbearbeitens machte seither natürlich massive Fortschritte, weshalb auch die Golfclubs längst ganz anders aussehen und sich auch ganz anders spielen.

Karsten Solheim war vor über 40 Jahren einer der Pioniere; er erfand ein neuartiges Legierungs- und Gussverfahren, welches ganz neue Formen von Eisen zuliess. Nicht zuletzt konnten die fertig gegossenen Clubheads verformt werden, womit man den Lie und den Loft verändern konnte. Das war der Anfang des Custom Fitting
Systems, welches bei Ping noch heute zur Anwendung gelangt. Das PingEye2-Eisen, das 1982 heraus kam, veränderte das Golfspiel nachhaltiger als alle Erfindungen vorher.
Beim Giessen der Clubheads – genauso wie beim Schmieden, das eigentlich eher ein Herausstanzen aus einem Block ist – werden die Rillen gleich in den Clubhead integriert. Ihre Form, ihr Volumen und ihre Kanten entscheiden zusammen mit der Oberfläche des Balles darüber, wie viel Spin dieser mitbekommt. Schon in den Achtziger Jahren wurde mit den Rillen experimentiert; und wieder war es Solheim mit seiner Marke Ping, welcher Geschichte schrieb. Denn als Ping 1984 die Form seiner u-förmigen Rillen leicht veränderte, entschied die USGA, diese seien nun zu nahe beieinander und verletzten das Reglement. Es kam in der Folge zu einem Rechtsstreit zwischen Ping, der USGA und der PGA Tour über die Frage, ob die Rillen im extrem erfolgreichen Ping-Eye2 dem Reglement entsprachen oder nicht.
Ein brandneues «CG 15 Zip Grooves» von Cleveland, und ein typisches, gebrauchtes Sandwedge eines durchschnittlichen Clubspielers…
Das Verfahren wurde 1993 aussergerichtlich beigelegt, ist aber in Erinnerung geblieben wegen der Rillen.
Bälle kommen rückwärts
Die U-Form der Rillen hatte zwei Vorteile gegenüber der V-Form (die sich aber besser in die Oberfläche einprägen liess): die Kanten waren ausgeprägter, schärfer, und in der Rille selber hatte mehr Verschmutzung Platz. Gras bei einem Shot aus dem Semirough zum Beispiel, so dass der Ball mehr Spin hat als bei einem Eisen mit v-förmigen (kleineren) Rillen bekommt. Und das führt auf direktestem Weg in die Neuzeit.
Denn alle anderen Entwicklungen im Turniergolf der Pros zusammen haben dazu geführt, dass die Abschläge im Durchschnitt 30, 40 Meter fliegen und rollen als noch vor 20 Jahren.
Während in den Achtziger Jahren 270 Yards Driving Distance ein ziemlich guter Wert waren, hauen die Besten heute die Bälle in Bereiche weit jenseits der 300-Yards-Marke. Nicht nur die Driver, sondern auch die massiv verbesserten Bälle und nicht zuletzt die bessere athletische Verfassung haben dazu beigetragen – zusammen mit in der Regel ebenfalls besser gepflegten Golfplätzen. Auch wenn zahlreiche Plätze verlängert worden sind, hat speziell in der US PGA Tour eine «bomb and gauge» genannte Spielweise Einzug gehalten, welche so aussieht: den Ball möglichst weit irgendwohin zu hauen, ihn dann mit einem Wedge aufs Green zu spielen, wo er wegen des Spins sowieso zum Halten kommt. Gerade in den USA wird diese Strategie unterstützt durch die Tatsache, dass viele Turnierplätze flach sind und kein besonders scharfes Rough haben (natürlich: das ist am US Open anders).



Gegen dieses Phänomen nun, wird argumentiert, hilft nur eines – aus dem Rough gespielte Bälle dürfen keinen Backspin mehr haben. Dann sind sie auf den Greens nicht zu halten, was es wieder erstrebenswert macht, die Abschläge auf die Fairways zu schiessen. Und um weniger Backspin aus dem Rough zu bekommen, müssen die Grooves weniger Platz für Grashalme bieten und dürfen die Rillen weniger scharfe Kanten haben.
Neue Regel nur für Pros
Ab 2010 – also ab nächstem Jahr –werden die Pros auf allen Tours mit Clubs spielen müssen, welche bereits nach den neuen Vorschriften hergestellt sind (die Details dazu auf www.randa.org). Demgegenüber können Amateure noch jahrelang ihre bisherigen Clubs benutzen. Sowieso stellt sich die Frage, ob die Annahmen der Verbände stimmen; ob also Shots aus dem Rough weniger Spin haben und weiter rollen, wenn sie von einem Clubhead mit weniger tiefen Rillen und weniger scharfen Kanten kommen. Das wird sich zeigen müssen; nicht einmal Experten wollen sich heute schon festlegen, und die Playing Pros schon gar nicht. Worüber man sich einig ist: den Backspin zu kontrollieren, das ist die ganz grosse Kunst. Deshalb werden die besten Spieler auch am wenigsten Zeit benötigen, um sich an die neuen Clubfaces zu gewöhnen. Die neue Regel wird also mit ziemlicher Sicherheit in die Hände derjenigen Player spielen, welche über ein breites Shot-Repertoire verfügen. Tiger Woods hat denn auch schon jetzt durchblicken lassen, seit Monaten mit den neuen Wedges zu üben und kaum Probleme damit zu haben… Wie nicht anders zu erwarten, hat die USGA, sekundiert vom R&A, auch bereits Labortests mit ihrem «Iron Byron», dem Bälle hauenden Roboter, durchgeführt, und parallel dazu hat die grösste amerikanische Golfzeitschrift «Golf Digest» Pros und Low Handicapper mit verschiedenen

Callaway






Wedges und aus verschiedenen Lagen Tausende von Approach Shots mit Eisen zwischen 8 und Lob Wedge spielen lassen. Alle diese Tests haben immerhin signifikante Ergebnisse gezeitigt; an der Geschichte mit den Grooves ist also tatsächlich etwas dran. Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich so zusammenfassen:




• Bei Schlägen vom Fairway sind keine grossen Unterschiede festzustellen.
• Bei Schlägen aus dem Rough und einer hohen Schwunggeschwindigkeit sind die Unterschiede beim Backspin ziemlich gross; die Bälle werden auf dem Green weiter rollen.
• Bei Pitch Shots vom Fairway sind die Unterschiede feststellbar.
• Bei allen Shots sind die Unterschiede in der Länge des Ballfluges und des Rolls grösser als bisher; also mehr Streuung.

Der letzte Punkt schien den amerikanischen Experten der wichtigste. Denn diese grösser werdende Unge- nauigkeit dürfte auch zu weniger präzisem Shot Making führen, und wenn ein Spieler seine Approaches weniger genau auf den Punkt bringt, dann wird er auch weniger sicher sein, den richtigen Club aus dem Bag gezogen zu haben – im Kopf wird sich ein guter Teil der Geschichte abspielen.
Clubspieler können ruhig schlafen
Gezeigt hat sich aber auch, dass in erster Linie das Spiel der Pros und der guten Amateure betroffen sein wird. Wer nicht eine gewisse Mindestgeschwindigkeit mit dem Clubhead schafft, der hat schon bisher kaum genügend Spin auf den Ball gebracht, um diesen zum Stoppen oder gar zum Rückwärtsrollen zu bringen. DriverSpeeds von deutlich über 100 Meilen pro Stunde sind gefragt, was einer Clubhead-Geschwindigkeit von 80 oder mehr Meilen pro Stunde mit einem mittleren Eisen entspricht (das sind die Werte, die typischerweise bei einem Clubfitting gemessen werden).
Während die neuen Grooves für die Pros ab 2010 – also mehr oder weniger ab sofort – obligatorisch sind, können Amateure weiterhin mit ihrem gewohnten Equipment spielen. In Amateur-Turnieren (international und national) ist Ende 2013 Schluss mit den breiten Grooves; ab 2014 sind auch dort die neuen Eisen und Wedges vorgeschrieben. Clubspieler demgegenüber dürfen weitere 15 Jahre lang ihre alten Eisen verwenden: ab 2024 müssen sie sich erst mit den veränderten Gegebenheiten anfreunden.
Aber das sind bloss die Vorschriften; wie reagieren die Hersteller auf diese Neuigkeiten?
Nicht zurückgehalten mit seiner Meinung hat der Sohn von Karsten Solheim, John A. Solheim, heute der Boss bei Ping. Er wirft der USGA in erster Linie Schlamperei und falsches Interpretieren beim Sammeln der Da- ten vor, auf welche der Verband seine Entscheidung stützt. Kritikpunkte von Solheim sind im Wesentlichen die folgenden:
• Der Zusammenhang zwischen den Grooves und den Resultaten der PGA-Tour-Events ist statistisch nicht gesichert.
• Bereits heute zeigten korrektere Analysen, dass zwischen dem Treffen des Fairways und der Präzision eines Annäherungsschlages ein enger Zusammenhang bestehe. Approach Shots vom Fairway würden seit Jahren statistisch viel näher ans Loch geschlagen als solche aus dem Rough.
• Es wäre wesentlich einfacher gewesen, die Regeln für die Vorbereitung der Turnierplätze zu ändern: Fairway, First Cut und Rough könnten einfach wieder etwa so wie in den Achtziger Jahren geschnitten werden, um einen zusätzlichen Risikofaktor ins Spiel zu bringen.
• Das Golfspiel von Dutzenden von Millionen von Spielern auf der
Nike
• Method Putter



• VRSTR8TR Driver
• SQ Machspeed Iron
• SQ Machspeed Driver



Titleist


• SC Cali Sonoma Putter
• Scotty CameronSquareback Putter


• Vokey DesignWedges




• AP1 und AP2 Iron überarbeitet
• CB Iron forged
• MB Iron forged ganzen Welt zu verändern, bloss weil einige Hundert Playing Pros zu weit unter Par spielen, das sei komplett falsch.
• Golfclubs, die nach geltenden Regeln hergestellt und verkauft worden seien, dürften nicht als illegal qualifiziert werden (wie das ab 2024 mit allen bisher hergestellten Clubs geschehen wird).
• Es wäre gescheiter gewesen, eine mehrjährige Beobachtungsperiode in den Pro Tours zu beschliessen und dann wesentlich besseres Datenmaterial auswerten zu können.
Im Proshop
Sicherlich werden die Hersteller unterschiedlich reagieren; die Meinung von John A. Solheim dürfte bei der USGA ungehört verhallen, denn der amerikanische Verband hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur als manchmal etwas wirklichkeitsfremd, sondern auch als eher stur gezeigt. Wenn Ping weiterfahren wird, Wedges und Eisen nach bisherigen Standards herzustellen, dann werden sich andere Hersteller sicherlich rasch umstellen und ihr Marketing auf die neue Situation anpassen.
Im Proshop ist deshalb Konfusion garantiert. Längst haben sich aber noch nicht alle Hersteller überhaupt erklärt, wie sie die neue Situation einschätzen; man darf heute auch davon ausgehen, dass kaum ein Satz Eisen während mehr als 15 Jahren gespielt wird. Was man also heute kauft, das ist noch lange einsetzbar; die Clubs sind frei, in ihren Turnieren bis 2024 altes Material zu tolerieren. Und etwas anderes wird ebenfalls geschehen: die Hersteller werden neue Wege finden, wieder mehr Spin auf den Ball zu bringen. Einiges dürfte bei den Bällen passieren. So könnten die Oberflächen wieder so griffig (und so leicht zu beschädigen) werden wie im Balata-Zeitalter. Cleveland, einer der Pioniere bei den Wedges und damit auch eine Autorität in Sachen Kurzspiel, hat bereits ein Wedge herausgebracht, welches die neuen Grooves, dazu aber eine speziell gestaltete Oberfläche zwischen den Rillen hat, was wieder mehr Spin bringen soll.
Schliesslich ist an die Adresse aller Clubspieler eine letzte Bemerkung angebracht. Dem Ball genügend Spin geben zu können, damit dieser auf dem Green stoppt, das hängt mit ei- nigen Faktoren zusammen. Die Geschwindigkeit des Clubheads lässt sich nicht so einfach beeinflussen; da ist jeder Spieler gefangen in dem, was er hat.
Das Material kann man auswählen. Es gibt bereits heute Bälle, die wesentlich besser reagieren als andere. Wer mit «Kieselsteinen» spielt, der muss sich nicht wundern, wenn seine Approach Shots hinters Green rollen. Die Schlagflächen der Wedges nützen sich rasch ab; insbesondere ein Sandwedge zeigt nach häufigem Bunkerspiel Spuren, und das bedeutet, dass auch die Rillen weniger griffig werden. Pros wechseln ihre Wedges teilweise alle zwei Monate!
Am leichtesten steuern kann man indessen die Sauberkeit seiner Clubs. Dreck in den Rillen, wie er sich beim Spielen mit einem Wedge unweigerlich ansammelt, verhindert Backspin – man sollte also seine Clubs, vor allem aber seine Wedges nach jedem gespielten Ball sofort reinigen. Wer das zu mühsam findet, der kann ja –wie die Playing Pros – einen Caddie mit auf die Runde nehmen, der sich ums Material kümmert!



Taylor Made/Adidas
