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18 Holes im Par

Eine Runde Golf besteht aus 18 Spielbahnen. Eine Traumrunde Golf besteht für gewisse Leute aus 18 Birdies; Annika Sörenstam hat eine 54 als erklärtes Ziel, und auch die Siegerin des Deutsche Bank Ladies Swiss Open vom Mai in Losone, Suzann Pettersen, hat die Zahl 54 als Maskottchen an ihrer Kappe. Allerdings, 54, das ist unerreicht: das beste Turnierscore steht bei 59, gespielt bereits von zahlreichen Pros und Proetten.

Demgegenüber sind 18 Pars in einer Reihe wohl für die meisten Amateure das Mass aller Dinge. Nie in Schwierigkeiten, keinen Abschlag ins Rough, alles mitten auf der Piste – das muss traumhaft sein. Aber so einfach man sich das vorstellen kann (visualisieren, you know), so selten kommt dieses so banale Ereignis vor. Obschon es als Platzstandard bereits auf der Scorekarte aufgedruckt ist.

Nick Faldo hat eine dieser extrem seltenen Parrunden gespielt, und zwar bei seinem Sieg am British Open 1987 im schottischen Muirfield. In den Annalen ist nachzulesen, dass diese Open Championship bei misslichstem Wetter und strammem Wind gespielt wurde. Der Amerikaner

Paul Azinger war der Leader nicht nur nach der dritten Runde, sondern auch noch zwei Löcher vor Schluss, einen Schlag vor Faldo. Doch Azinger spielte zwei Bogeys auf den beiden letzten Löchern, was es Faldo erlaubte, ihn noch zu überholen – denn er spielte seine Pars Nummer

17 und 18. Es war der endgültige Durchbruch des jungen

Faldo, der darauf sechs Major gewann. Dreimal das British Open und dreimal das US Masters. Im kommenden

September ist Nick Faldo Captain des europäischen Ryder Cup Teams, das gegen die amerikanische Mannschaft spielt. Der Captain des amerikanischen Teams? Paul Azinger.

21 Jahre verstrichen bis zur nächsten Parrunde. Nicht, dass er das unbedingt wollte; Jeev Milka Singh hatte zum Schluss auch nur genau einen einzigen Schlag Vorsprung vor den Verfolgern, was aber ausreichte, das Bank Austria Golf Open 2008 zu gewinnen. Er hätte sehr gerne ein paar Birdies geschrieben und einen etwas ruhigeren Sonntag Nachmittag verbracht. Doch auch er, Sohn eines indischen Hundertmeterläufers und Olympiateilnehmers, musste sich mit 18 Pars begnügen, was allerdings gut genug war für den Siegercheck von 216660 Euros. Nick Faldo hatte vor 21 Jahren 75000 Pfund bekommen (und der Sieger des British Open 2007, Padraig Harrington, zehn Mal mehr, nämlich 750000 Pfund).

Singh spielte eine sichere Schlussrunde, musste sich allerdings am Schluss mit einem eher nervösen Par-Putt aus einem Meter begnügen. Er hatte den Ball eigentlich schon vorbei geschoben; doch irgend eine unbekannte Hand liess ihn am äussersten Rand doch noch ins Loch kullern. 17 Pars und ein Bogey, das wäre für Singh genau so eine Katastrophe gewesen wie für Golf Suisse. Singh hätte möglicherweise das Playoff verloren, und dieser Artikel hätte so nicht geschrieben werden können…

■ Urs Bretscher

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