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Das älteste Turnier

Wir nennen es das «British Open», aber der korrekte Name lautet «The Open Championship». 1860 hat es zum ersten Mal stattgefunden; als Sportveranstaltung älter ist nur noch der America's Cup im Segeln, der 1857 erstmals ausgetragen wurde. Es British Open zu nennen, vermeidet Verwechslungen – was allerdings den Puristen des Royal & Ancient Golf Club of St.Andrews kaum gefallen dürfte. Der Club ist der Veranstalter dieses Turniers. Im Juli fand es vor täglich 40000 Zuschauern in Royal Birkdale (Southport bei Liverpool) statt – im Bild das Green des zweiten Holes.

1860: da war selbstverständlich alles anders. Acht Konkurrenten trafen sich in Prestwick an der schottischen Westküste zu einem Turnier über drei mal 12 Löcher an einem einzigen Tag. Mehr Holes hatte es noch nicht, in Prestwick. Willie Park Sr. bezwang den Favoriten, Old Tom Morris, mit einem Score von 174 um zwei Schläge. Die Golfplätze hatten übrigens damals noch nicht eine standartisierte Anzahl Holes, sondern so viele, wie man am jeweiligen Ort Platz dafür fand; und ein «Par» gab es auch noch nicht.

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Ab 1870 wurde das Open gemeinsam von Prestwick, dem Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews und der Honourable Company of Edinburgh Golfers organisiert. Die Sieger waren bis 1898 immer Schotten, dann auch Engländer: Greenkeepers, Clubmakers, Caddies – jedermann, der sein Geld in irgend einer Form im Golfspiel verdiente. Schon von der zweiten Austragung an waren auch Amateure startberechtigt; zwischen 1890 und 1930 gewann sechs Mal ein Amateur, 1930 mit dem Amerikaner Bobby Jones der prominenteste unter ihnen, ei- ner der besten Golfspieler aller Zeiten. 1892 ging das Open erstmals über vier Mal 18 Holes, man führte wegen der zunehmenden Teilnehmerzahl einen Cut ein, und das gesamte Preisgeld belief sich da auf 100 Pfund Sterling.

Seit 1920 ist der Royal & Ancient Golf Club of St. Andrews (kurz R&A) alleine für die Ausrichtung veranwortlich. Mit den besser werdenden Reisemöglichkeiten und der wachsenden Bedeutung des Golfspiels in den USA kamen auch immer mehr Amerikaner ans Open; effektiv gelang

Greg Normen und Padraig Harrington

In Birkdale, auf einem klassischen Links Course von der schönsten Sorte, spielte sich ein für das British Open typisches Drama ab. Der Australier Greg Norman war sicherlich der Spieler, der dieses Open geprägt hat. Im Alter von 53 Jahren! Norman war ausgangs der 80-er und anfangs der 90-er Jahre zweimal während längerer Zeiträume die Nummer 1 im World Ranking. Er gewann in seiner Karriere 78 Turniere in 13 Ländern; davon 20 mal in der US PGA Tour und 18 mal in der European Tour. Er gewann als einzige Majors auch die beiden British Open von 1986 in Turnberry und 1993 in Sandwich. Doch er gab auch sechs Mal als Leader nach der dritten Runde ein Major-Turnier aus der Hand – er ist einer von nur zwei Spielern, welche alle vier Majors in einem Playoff verloren haben! Norman ging auch dieses Jahr als Leader in die Schlussrunde, zwei Schläge vor Padraig Harrington und K.J. Choi. Und wieder verlor er jeden Touch, sowohl im langen Spiel als auch auf den Greens –er spielte die Runde +7 und wurde schliesslich geteilter Dritter. Schade – denn ein 53 Jahre alter Greg Norman als Sieger im Open, das wäre wahrscheinlich der grösste Sieg aller Zeiten im Golf gewesen! Doch das Happy End kommt nur im richtigen Märchen; im wirklichen Leben fallen die Helden meistens um einiges härter. So reichte es dem Iren Padraig Harrington, der die Schlussrunde mit einer 69 fantastisch spielte, komfortabel zur Verteidigung des Titels «Champion Golfer of the Year»; den Titel, den er schon vor einem Jahr in Carnoustie gewonnen hatte.

Doch der wahre Sieger in Birkdale war der Wind. Es blies die ganzen vier Turniertage lang, und zwar in Stärken, die schweizerische Nationalspieler schon längst vom Platz und ins Clubhaus geblasen hätte. Auch einige Teilnehmer am British Open streckten die Waffen; doch das Turnier ging weiter. Für die Statistiker: die Windstärken betrugen zwischen 40 und 70 km/h (5 bis 8 Beaufort). Dazwischen gingen Schauer nieder, vor allem am Donnerstag und Sonntag Morgen.

So brauchte es ein solides Ball Striking, einen guten Game Plan und etwas Glück, um zu ordentlichen Scores zu kommen. Dass auf einem richtigen Links Course nicht nur Technik, sondern auch Glück eine Rolle spielt, das allerdings ist für die Briten nichts Neues!

es in den 20-er Jahren nur noch einmal einem Briten, das Turnier zu gewinnen. Namen wie Walter Hagen (4 Siege), Bobby Jones (3), Tommy Armour oder Gene Sarazen tauchen auf, und erst Henry Cotton 1934 und die Wirtschaftskrise in den Staaten liessen das Pendel wieder zu Gunsten der Briten zurückschlagen.

Modern Times

Das Open, wie wir es heute kennen, entstand aber eigentlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. War es vorher eine innerbritische Sache mit ein paar ausländischen Gästen, so wandelte sich das Turnier in der Neuzeit zu einer Art Weltmeisterschaft, die allen Golfern der ganzen Welt offen steht. Natürlich: gewisse Kriterien muss man erfüllen. Alle Pros können sich qualifizieren oder werden auf Grund ihrer Position in den verschiedenen Orders of Merit eingeladen. Daneben werden aber zahlreiche Qualifikationsturniere durchgeführt, die auch allen Amateuren offen ste- hen (sofern sie ein Handicap von höchstens Null haben...). Und interessanterweise halten die Zulassungsbestimmungen, die auf der Website des R&A (www.randa.org) für jedermann zugänglich sind, ausdrücklich fest, dass auch Frauen startberechtigt sind – sofern sie sich in den Top-5 der Majors der Frauen klassiert haben! In den ersten Nachkriegsjahren entwickelte sich auch das System der Rotation der Golfplätze weiter, welches der R&A schon in den Zwischenkriegsjahren gepflegt hatte. Sam Snead war 1946 der erste Superstar, der auf dem Old Course gewann. Doch dann übernahmen Bobby Locke, Peter Thomson, Gary Player, Arnold Palmer, Jack Nicklaus, Lee Trevino oder Tom Watson das Kommando. Der Aussie Thomson und der Amerikaner Watson sind noch heute mit je fünf Siegen die Rekordhalter; Tom Watson hat es auch dieses Jahr in Royal Birkdale beinahe geschafft, den Cut zu überstehen – mit 59 Jahren. Die Ergebnisse des British Open werden in allen Tours der Welt gewertet; das heisst, dass Mitglieder der jeweiligen Tour, die am Open den Cut überstehen und Preisgeld gewinnen, diese Summe in der Order of Merit ihrer Tour (wo sie also Mitglied sind) gutgeschrieben bekommen. Doch der Check ist das eine, der «Claret Jug» das andere: der Pokal des British Open ist eher klein von Statur und eigentlich eine Rotweinkanne. Zuerst ging es am Open um den «Championship Belt», einen breiten, verzierten Gurt, wie er heute noch im Boxen üblich ist. Doch nachdem Tom Morris Jr. bereits 1870 den Gurt zum dritten Mal und damit definitiv gewonnen hatte, musste ein neuer Preis her. Man entschied nach jahrelangen Diskussionen, dem Sieger eine Goldmedaille zu überreichen und als Wander- preis eben diese Kanne zu schaffen, welche aber nicht mehr endgültig gewonnen werden konnte. Der Krug heisst offiziell «The Golf Champion Trophy». Wenn er dem Sieger überreicht wird, ist dessen Name bereits darin eingraviert. Er darf ihn ein Jahr lang behalten und bekommt, wenn er ihn zurückgeben muss, eine Replica. Dem besten Amateur wird seit 1949 die «Silver Medal» überreicht. Bereits früh wurde vom R&A entschieden, dass die Open Championship immer auf Links-Plätzen zu spielen sei. Das ist bis heute so geblieben und wird sich auch in der überschaubaren Zukunft nicht ändern. Gegenwärtig wechseln sich neun Anlagen in der Durchführung des Turniers ab, nicht nach einer geregelten Reihenfolge, sondern nach Gutdünken des R&A:

• Old Course in St. Andrews (das nächste Mal 2010).

• Carnoustie Golf Links 2007).

• Muirfield.

• Turnberry (2009).

• Royal Troon.

• Royal St. George's (2011).

• Royal Birkdale (2008).

• Royal Lytham & St. Annes.

• Royal Liverpool.

Runner-up in Birkdale: Ian Poulter (innen).

Gemeinsame Dritte: Greg Norman und HenrikStenson. Bester Amerikaner: Jim Furyk. Resultate in der Rubrik «Agenda».

Golfclub Gams-Werdenberg jetzt offen

18 Holes im Rheintal

Es war ein optimistisches Projekt, hinter dem ein paar Idealisten mit wenig Kapital standen. Jetzt ist daraus ein sehenswerter Golfplatz mit 18 Holes und ausgezeichneten Zukunftsperspektiven geworden. Anlässlich der DV 2007 nahmen die Delegierten der ASG-Clubs den GC Gams-Werdenberg als neues Mitglied auf; im Juni konnten jetzt die ersten Runden auf dem neuen Golfplatz gespielt werden.

Golf ist im St.Gallischen – und speziell im Rheintal zwischen Sargans und St. Margrethen – nicht ganz so «hype» wie zum Beispiel im Wallis oder im Mittelland. Um St. Gallen herum hat es den Ostschweizer GC in Niederbüren, eine 36-Loch-Anlage der Migros in Waldkirch, den GC Appenzell in Gonten. Das ebenfalls im Kanton St. Gallen gelegene Bad Ragaz ist geografisch wohl eher Richtung Bündnerland orientiert. Doch der Golfboom zündete hier mit bloss geringer Verzögerung: die kantonale Raumplanung sah in diesem Kantonsteil, im Rheintal eben, immerhin einen Golfplatz vor. Im Herbst 2001 schlossen sich einige Initianten zusammen, die ein Terrain neben dem Bahnhof Gams als geeig- net für einen Golfplatz befanden. 2003 wurde ein Förderverein, 2006 ein Golfclub und 2004 auch eine Betriebs-AG gegründet. Der Spatenstich zum Golfplatzbau erfolgte dank eines milden Winters am 29. Dezember 2006, also ein paar Wochen vor der Aufnahme des neuen Mitglieds in die ASG. Gebaut wurde das von Architekt Peter Kessler erstellte Projekt dann speditiv, so dass auch die Eröffnung im Juni des laufenden Jahres planmässig stattfinden konnte.

Im äussersten Osten

Es ist nicht etwa so, dass alle Schweizer von Genf bis Zürich ganz genau wissen, wo Gams Werdenberg liegt. In unserem fazettenreichen, insge- samt gebirgigen Land gibt es zahlreiche Regionen, die – wie man sagt –weit «weg vom Schuss» liegen. Am sichersten finden wir den neuen Golfplatz mit der Information, dass die Grenze zum Fürstentum Liechtenstein bloss eine gute Drivelänge vom Clubhaus entfernt liegt. Dazwischen wälzt sich der Rhein, gefangen in monströsen Deichen mit Spazier- und Velowegen darauf, Richtung Bodensee.

Wendet man den Blick dagegen westwärts, so ist es der Einschnitt des Toggenburgs, welcher die hochaufsteigende Kette von Hoher Kasten und Alpstein unterbricht – mit den Churfirsten, die in der Ferne vom ersten Abschlag aus zu sehen sind. Wer diese leichtverdauliche Portion Geografie-Unterricht überstanden und den Golfplatz über die A13, Ausfahrt Haag, erreicht hat, dessen Blick schweift über eine völlig flache Landschaft im Rheintal, tief eingeschnitten zwischen die Gebirgsketten von St. Gallen und von Liechtenstein/Vorarlberg – dem Wallis nicht ganz unähnlich. Die Region ist überdurchschnittlich sonnig, weil sie von der Nachbarschaft zum Föhngebiet des Churer Rheintals profitiert. Doch das touristische Potenzial dieses Teils des Rheintals ist nicht überwältigend; zu nahe liegen Graubünden oder Vorarlberg, und zu sehr dominieren im Rheintal Industrie, Gewerbe und Verkehr.

Der Architekt hat es trotz dem völlig flachen Gelände geschafft, dem Spieler einige wirklich interessante Spiel- bahnen und damit auch ein paar passable Challenges anzubieten. Doglegs, geschickt platzierte Teiche oder auch die Länge der Holes, welche zu Risiken verleiten, verlangen einiges an Überlegung; und sogar ein mit dem Abschlag erreichbares Par 4 ist da, dessen Grün allerdings von einem Wasserhindernis geschützt wird. Spass am Spiel ist also garantiert, auf diesem brandneuen Golfplatz; wenn es das Management fertig bringt, mit diesem interessanten Rohentwurf in den nächsten Jahren kreativ umzugehen, werden auch die unter den Mitgliedern kontroversen Roughs (ökologische Ausgleichsflächen) so weit entschärft werden können, dass jedermann Freude am Spiel hat. Stichwort Mitglieder: Gams-Werdenberg hat nicht zuletzt wegen der bereits erwähnten Nähe zu Lichtenstein ausgezeichnete wirtschaftliche Perspektiven. Die Nachfrage nach Spielmöglichkeiten im «Ländle» ist gross, die Anreise von Vaduz nach Gams kurz, und das sich gegenwärtig noch in der letzten Bauphase befindende Clubhaus (Inbetriebnahme für Herbst 2008 geplant) dürfte die Attraktivität des golferischen Angebots hier weiter steigern. Ein ganz neuer Golfplatz ist immer sehenswert. Der Rasen wächst wie ein dichter Teppich; Unkraut ist noch inexistent, und das Grün ist intensiv und unwiderstehlich. Gams Werdenberg ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

GC Gams-Werdenberg, 9473 Gams

18 Holes, Par 72, 6039 Meter (gelb 5739, blau 5427, rot 5170). www.golfgams.ch Slope Rating noch ausstehend.

GC Weid Hauenstein

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