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Click & hopp
Änderungen in den genauen Vorschriften über die Beschaffenheit des Materials lassen es neuerdings zu, dass Clubs auch aus mehreren zusammensetzbaren Teilen bestehen dürfen. Das war natürlich auch bisher so; bloss mussten Clubs bisher so zusammengefügt sein, dass die Teile nicht mehr getrennt werden konnten, während neu auch Systeme zulässig sind, die es erlauben, die Teile immer wieder auszuwechseln. Allerdings nicht während einer Runde...
Es ist nicht neu, dass der Schaft in einem Golfclub, speziell in einem Driver, eine mindestens so wichtige Rolle spielt wie der Clubhead. Alle Hersteller bieten denn auch einige Optionen an; in einem Clubfitting kann ermittelt werden, welches für einen bestimmten Spieler der beste Schaft ist, und dann kann dieser geordert werden. Bekanntlich werden die Schäfte mit Epoxy-Kleber (im Prinzip ein handelsüblicher ZweikomponentenKleber) im Röhrchen des Clubhead verankert, wo sie auch bleiben. So ist das bisher gewesen, doch so muss es nicht bleiben. Denn jetzt ist es erstens reglementarisch zulässig, den Schaft immer wieder auszuwech- seln, und zweitens darf dieser in den Clubhead eingeschraubt sein. Nickent ist als erster Hersteller in diese neue Marktnische gesprungen und hat den 4DX Evolver gelauncht, der mit zwei verschiedenen Schäften von UST Proforce geliefert wird – der eine für einen hohen Launch Angle, der andere für einen flacheren Abflugwinkel. Ein sinnreiches System erlaubt es, mit einem speziellen Schlüssel von unten her durch die Bohröffnung im Clubhead den Schaft so zu befestigen, dass sich die Schraube nicht lösen kann. An seinem unteren Ende hat der Schaft nämlich einen verzahnten Einsatz, der passgenau in ein Gegenstück im Clubhead einge- setzt wird, bevor die Sicherungsschraube von unten mit einem Drehmomentschlüssel eingesetzt und festgeschraubt wird.
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Was es bringt, was es kostet Nicht nur die Pros setzen den Inhalt ihres Golfbags immer wieder neu zusammen. Der Charakter des Golfplatzes, die Beschaffenheit des Bodens, die Nässe, das Wetter oder gar die persönliche Verfassung (wie angriffig man sich fühlt) können ausschlaggebend sein dafür, welche Clubs man spielen will. In bester Erinnerung ist ja der Sieg von Phil Mickelson am US Masters 2006, als er mit zwei verschiedenen Drivern ausrückte – einen für Draws, einen für Fades.

Auch Amateure können diese Chance nutzen, um ein besseres Score zu erreichen. Man weiss, dass man sich bei den Wedges genau überlegen muss, welche Aufgaben sich stellen: mehr oder weniger Bounce, Lobwedge mit dabei oder nicht, je nachdem, wie sich die Fairways und das Semirough präsentieren.
Aber auch vom Abschlag aus kann das wichtig werden. Es gibt zahlreiche Golfplätze, die einen bestimmten Shape des Drives favorisieren; und leider muss man sagen, dass den Golfplatzarchitekten häufig nichts Originelleres in den Sinn kommt, als den Slice eines Rechtshänders zu bestrafen. Längst wissen wir, dass es auch Golfschläger gibt, die Rechtsnach-Links- oder Links-nach-RechtsKurven begünstigen. Es ist also legitim, sich zu überlegen, welche Flugkurve man produzieren muss, um den Ball im Spiel zu halten. Doch die meisten Leute haben nicht eine Auswahl von Drivern à la Phil Mickelson zur Verfügung. Mit dem neuen Angebot von Nickent – dem ohne Zweifel bald weitere Hersteller folgen werden – bekommt man zwei Schäfte zur Auswahl und kann sich so etwas besser auf die Gegebenheiten eines Golfplatzes einstellen. Draw oder Fade sind aber nicht die einzigen Parameter. Wenn der Sommer kommt und die Fairways gut rollen, kann mit einem flachen Ball mit weniger Carry, dafür aber viel Speed beim Landen mehr Gesamtdistanz gemacht werden als mit einem hohen Ballflug, der sich dafür dank seiner grösseren Flugdistanz bei feuchtem Boden eher lohnt. Und schliesslich gibt es auch Golfplätze, deren Doglegs das Abkürzen ermöglichen, und da muss man einen höheren Ballflug zur Verfügung haben als bei vorwiegend langen, geraden Fairways, um es mit dem Drive über die Büsche, die Bäume oder das Wasser zu schaffen. Aber das Ganze ist nicht ganz billig. Ein qualitativ guter Driver-Schaft kostet zwischen 200 und 400 Franken; ein guter Driver steht für ebenfalls mehrere hundert Franken im Shop. Da kann man sich leicht ausrechnen, dass ein Top-Driver mit zwei Schäften sich in preislicher Hinsicht rasch einmal vierstelligen Grössenordnungen nähern dürfte.
Die zu heissen Driver
Ab diesem Jahr gelten die Zulassungsregeln für die Driver mit einem zu «heissen» Clubface auch auf dem Amateur-Level – das heisst, dass Driver mit zu viel Trampolin-Effekt nicht mehr zulässig sind. Golf Suisse hat in der letzten Ausgabe bereits darauf hingewiesen. Deshalb sei nur noch einmal in Erinnerung gerufen, dass der R&A eine Liste der zugelassenen und eine Liste der nicht zugelassenen Driver führt, welche auf seiner Website (www.randa.org), aber auch auf der Website der ASG (www.asg.ch) aufgerufen werden können.
Doch wie geht der R&A vor, wenn es darum geht, einem neuen Produkt –vor allem Golfclubs und Golfbälle –die Zulassung zu erteilen? GolfSuisse-Mitarbeiter Paris Buckingham ist im Test Center des R&A in St. Andrews gewesen; nebenstehend sein Bericht.


■ Urs Bretscher