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Gary Player's Nachfolger?

«Ich weiss es: du wirst das Masters gewinnen!» –das, hat Trevor Immelman selber erzählt, soll ihm Gary Player am Abend vor der Schlussrunde des US Masters am Telefon gesagt haben. Da hatte er das Geschehen am diesjährigen US Masters, dem ersten Major der Saison, bereits drei Tage lang dominiert, lag mit -11 zwei Schläge vor dem erstaunlichen Neuling Brandt Snedeker aus Tennessee und sechs Schläge vor Tiger Woods.

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Immelman ist Südafrikaner, wie Player, der das US Masters drei Mal gewonnen hatte. Es existiert eine Foto, wie Gary Player einen kleinen Knirps auf dem Arm hält, der Trevor Immelmann heisst. Das war 1985; 1978 hatte Gary Player seinen letzten Masters-Sieg errungen. Seither ist er ein Förderer von Immelman gewesen; dieser war immerhin auch bereits zwei Mal Mitglied des President-Cup-Teams unter Captain Gary Player und zählt zur Gruppe der Top Ten in «RSA» – Südafrika, das wir eigentlich eher mit Namen wie Ernie Els oder Retief Goosen in Verbindung bringen. Doch Els verpasste an diesem Masters den Cut, und Goosen wurde 17., zehn Schläge hinter dem Sieger. Aber Trevor Immelman hielt durch. Er lag nach allen drei ersten Runden an der Spitze der Rangliste, startete also als Favorit zur letzten Runde, aber man wusste, dass sechs Schläge Rückstand für Tiger Woods kaum ein Problem sind. Und wer dieses Masters gesehen hat, von A bis Z, der weiss –sie wären kein Problem gewesen, diese paar Schläge. Denn Tiger kennen wir vor allem als einen der allerbesten Putter, weshalb man erstaunt zusehen musste, wie der beste Putter kaum einen kurzen Putt ins Loch brachte. Zehn Schläge besser über alle vier Runden, das wäre quasi im Spargang möglich gewesen. Doch Tiger brachte diese Putts nicht ins Loch, so dass es ihm nicht gelang, seinen Rückstand auf den Leader zu verkürzen. Das änderte nichts daran, dass Woods am Schluss Zweiter wurde. Was unglaublich ist: er puttet wie ein Viertligaspieler und wird Zweiter am Masters! Denn da war dieser unglaubliche Typ aus Kapstadt, der aussieht wie der junge Marlon Brando, der schwingt wie Ben Hogan (meint Gary) und der kaum jemals lacht auf dem Golfplatz. Einer wie ein Dressman, wie ein Filmstar aus den Zeiten der 57-Chevys, der Trenchcoats und der Wespentaillen. Und da war auch dieser Brandt Snedeker, den wir hier in Europa noch viel weniger kennen als den Sieger, dieser blonde Surfer aus dem mittleren Westen, wo's gar kein Meer gibt; der immer lacht und aussieht wie aus der Muppet Show. Brando, der sich jeden Schlag peinlich genau überlegt, nichts dem Zufall überlässt, jeden Zentimeter seines Setups dreimal checkt, und der kaum einen Fairway verfehlt. Kermit, der Schnellspieler, der ein bisschen schaut, ein bisschen lacht, ein bisschen rumschwingt, sich an den Ball stellt, und zack bumm los geht's! Und der auch kaum einen Fairway verfehlt. Der Kontrast der beiden Typen, die Runde 3 und Runde 4 zusammen spielten, hätte kaum grösser sein können. Hätten beide gespielt wie in ihren ersten drei Runden, sie hätten sich den Sieg auf einem Level um die 12, 13 unter Par streitig gemacht, weit weg von jeder Konkurrenz. Doch alles täuscht auf dem Golfplatz, man weiss es. Es ging anders, in der letzten Runde. Snedeker verpasste viele Putts, doch er hielt seine gute Laune durch bis nach dem 18. Green, er gratulierte Immelman herzlich, und dann brach er hinter den Kulissen in Tränen aus. Und Trevor Immelman, der sich fast ein wenig geniert auf dem 18. Green eine knapp angedeuteten Jubelgeste erlaubte, taute in der Folge auf, gab Interview um Interview und lachte, lachte, lachte! Die Statistiken zeigen, um was es ging. Immelman traf 48 von 56 Fairways (1.), 51 von 72 Greens (2.) und machte 112 Putts (4.). Präzision.

Immelman, der in Gary Player einen Golf-Götti hat, lag vor vier Monaten auf dem Operationstisch, musste sich einen gutartigen Tumor entfernen lassen, hatte eine Woche vor dem Masters in Houston noch den Cut verpasst und war wohl bei niemandem unter den Favoriten gewesen.Aber er hat sich mit seinem Charisma, gleich wie Snedeker, in unsere Herzen gespielt, ist einer, den man nicht vergisst – hoffentlich kann er sein Level halten…

■ Urs Bretscher

Helden des US Masters: Gary Player 71 Jahre alt, topfit und zum 51. Mal angetreten, womit er einen neuen Rekord aufstellte; Trevor Immelman, Brandt Snedeker.

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