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Erfrischender Optimismus

Für 2008 hat der Vorstand der ASG unter dem neuen Präsidenten Louis Balthasar den Genfer Gérard Bagnoud zum Vizepräsidenten bestimmt. Im November 2005 führte Redaktor Jacques Houriet mit Bagnoud bereits ein längeres Gespräch; dieser war damals nicht nur ASG-Vorstandsmitglied, sondern gleichzeitig auch Präsident der ASGI. Nach den Ereignissen der seither verflossenen Zeit war es interessant, an das damalige Interview anzuknüpfen – anlässlich einer Runde Golf auf dem Heimplatz von Bagnoud, dem GC de Genève.

Golf Suisse: Überblickt man diese rund 1000 Tage seit November 2005 – welches wäre ein erster grober Überblick über die Veränderungen im Schweizer Golf und über die aktuelle Befindlichkeit des Schweizer Golfverbandes ASG?

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Gérard Bagnoud: In erster Linie fällt mir auf, dass diese seitherige Entwicklung teilweise sehr positiv, teilweise aber auch etwas weniger glücklich verlaufen ist. Im Spitzensport zum Beispiel sind die Leistungen unserer besten Spieler heute bei weitem nicht mehr auf dem Niveau der von den Nationalmannschaften in 2004 und 2005 realisierten Exploits, und auch die Pros haben Mühe, das zweifellos vorhandene Talent umzusetzen. Dagegen zeigt ein Blick in den Bereich der Verbandspolitik viel Erfreuliches: das Public Golf hat sich in der Golflandschaft integrieren können, Kommunikation und Dialog funktionieren.

Das hat doch sicher auch mit dem Geld zu tun?

Ja sicher. 2004 gab es noch keinen Ausgleich. Das hat sich geändert, indem die ASGI seit 2005 dem Verband einen Betrag für die ASG-Qualität ihrer Mitgliederkarten entrichtet; zusätzlich lässt sie unter verschiedenen Titeln etwa 600000 Franken jährlich an die Clubs fliessen. Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass die Mitglieder der ASGI heute in den Clubs deutlich willkommener sind! Also alles nur eine pekuniäre Frage, eine Sache von Subventionen?

Nein, sicher nicht. Der Generalsekretär der ASGI, Pascal Germanier, hat mit Engagement und Argumenten bei seinen Kontakten mit den Clubverantwortlichen für eine positivere Wahrnehmung der ASGI gesorgt. Gerade auch in der Zusammenarbeit mit den Clubmanagern ist das Verständnis für die Funktionsweise der ASGI gewachsen. Die Basisarbeit, welche sie für die Entwicklung des Golfsports in der Schweiz leistet, wird heute besser verstanden und akzeptiert. Spätestens, wenn man erfährt, dass über 5000 ASGI-Mitglieder in den letzten Jahren in einen ASG-Club übergetreten sind, schwinden auch in vielen Privatclubs die Vorurteile gegen die clubfreien Golfer. Mein Eindruck ist, dass, wo Konkurrenzangst vor der ASGI herrscht, man häufig auf einen Club mit wenig Profil trifft; dass diese Konkurrenzangst auf der Erkenntnis in die eigene, beschränkte Attraktivität fusst. Denn, nicht wahr: heute muss ein Golfclub alles tun, um unter allen Aspekten marktfähig zu sein. Golfplatz, Erreichbarkeit, Clubhaus, alles Elemente der Attraktivität. Und dann muss man auch ein Marketing haben... man will ja etwas verkaufen. Doch in den letzten Jahren ist viel gestritten worden – zu viel?

Es hat viele, manchmal zu viele Spannungen gegeben, das ist wahr; einige schwierige Momente. Deshalb freut es mich ausserordentlich, dass zwischen ASG, ASGI und Migros jetzt eine tragfähige Vereinbarung geschlossen werden konnte. Das bringt sicher ebenfalls zum Ausdruck, dass man das Public Golf in der grossen Mehrheit der Clubs nicht als Konkurrenz einschätzt. Immerhin zeigt es sich, dass die clubfreien Golfer früher oder später auf die Attraktivität einer Clubmitgliedschaft reagieren. Für viele Neubeginner, junge Leute, bei limitierten Budgets oder wenn berufliche Flexibilität wichtig ist, da erfüllt die ASGI eine wichtige Funktion! Ich selber bin auch in einem Club gross geworden, in welchem der Zugang zum Golf sehr leicht wahr – in Crans-sur-Sierre, das damals eine Art Vorreiterrolle der ASGI gespielt hat. Mich erstaunt es nicht, dass die ASGI derart erfolgreich ist; aber das haben vor zehn Jahren auch ihre Gründer nicht vorausgesehen, da bin ich sicher. Heute verfügt sie über effiziente und richtig dimensionierte Strukturen. Und wie steht es denn mit der Integration der Migros ins das Public Golf?

Sie ist der grösste Anbieter auf dem Golf-Markt Schweiz, und sie bildet jedes Jahr etwa 3000 Neugolfer aus, beiden Geschlechts und jeden Alters. Sieben Clubs sind Mitglied bei uns. Das sind Leistungen, die es ganz einfach zu akzeptieren gilt – die Migros ist ein Big Player. Hat sich in der Art, wie die Clubs geführt werden, in den letzten zwanzig Jahren viel geändert?

Es ist wie bei allen Unternehmen: eine funktionierende Geschäftsleitung, motivierte Mitarbeiter und professionelle Denkweise sind die Erfolgsgaranten. Ich bewundere das an meinem Heimclub, dem GC de Genève, wo Manager François Lautens seine ganze Begeisterung für das Spiel einbringt. Pragmatisch, sensibel, wissensbegierig, offen für Neues, das ist seine Haltung, und er scheut sich nicht, sich von dem inspirieren zu lassen, was andernorts funktioniert. In diesem Bereich hat die ASGM, die Vereinigung der Manager, heute eine wichtige Rolle; denn sie gibt den Managern eine Plattform für den Informationsaustausch. Ein Club muss wie ein Produkt betrachtet werden, muss sich in einem wirtschaftlich oftmals schwierigen Umfeld vermarkten. Denn in einigen Regionen der Schweiz übersteigt das Angebot schon heute die Nachfrage. Das sind andere Verhältnisse als in den Achtziger und Neunziger Jahren mit Wartelisten in vielen Clubs!

Der GC Leuk hat in den letzten Jahren ein gutes Beispiel gegeben; er hat sich mit Kreativität, intelligenten Partnerschaften und guten Ideen in einer punkto Konkurrenz schwierigen Situation gut behauptet.

Übrigens: auch im GC de Genève wird viel Wert auf eine breite Nachwuchsförderung gelegt.

Wieso ist die Schweiz punkto Leistungssport in eine derartige Baisse hinein gerutscht?

Viele unserer Talente der letzten Jahre haben enttäuscht, das ist wahr; trotz enormen Anstrengungen seitens der ASG in diesem Bereich. Sicherlich fehlt es nicht an den Voraussetzungen und an den Mitteln. Aber ich kann keine Erklärung aus dem Ärmel zaubern – wahrscheinlich sollten wir besser beobachten und verstehen, wie es unsere Nachbarn, die Franzosen machen. Sie haben ein Dutzend Spieler in der European Tour, die immer wieder Siege erringen. Vielleicht findet sich in ihren Strukturen etwas, was uns inspirieren könnte.

Zum Schluss nochmals eher allgemein – in welcher Richtung wird es in den nächsten Jahren gehen, im Golf der Schweiz?

Ich glaube, dass Golf als Aktionsfeld der Unternehmen und Firmen wichtiger und wichtiger werden wird; auch wenn es da heute eher nach Stagnation aussieht. Dagegen sehe ich für Golf als Freizeitvergnügen der einzelnen Menschen in der Schweiz Grenzen, und ich glaube sogar, dass wir diese bereits erreicht haben. Es gibt zu viele hindernde Faktoren im aktuellen Umfeld (wie die Bodenpreise), um noch weitere Golfplätze in grösserer Zahl zu bauen; das zeigen auch viele neu eröffnete Projekte, die eher Kurzplätze sind. Die vollwertigen 18-Loch-Anlagen, die in den letzten Jahren eröffnet wurden, sind fast alle von der Migros gebaut worden.

Gérard Bagnoud, herzlichen Dank für diese interessanten Ausführungen!

■ Jacques Houriet

Eine nähere Betrachtung im Zusammenhang mit den neuen Golfregeln 2008 – 2011

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