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Backspin!
Früher wurden die Clubheads der Eisen mit Hammer und Amboss bearbeitet. Die Rillen wurden mit irgend einem Werkzeug zum Schluss in die Metallfläche geschnitten oder gestanzt; eine hochpräzise Sache war das damals nicht. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verbesserten sich die Herstellprozesse sukzessive; doch die Eisen wurden weiterhin geschmiedet. Bis Karsten Solheim, der unermüdliche Tüftler und Begründer der Marke Ping, zu Beginn der Achtziger Jahre sein berühmt gewordenes Ping Eye 2 in Formen zu giessen begann, was es schwierig bis unmöglich machte, die reglementarisch vorgeschriebene V-Form der Rillen zu garantieren.
Doch die jetzt U-förmigen Rillen hatten so scharfe Kanten, dass sie die eher weiche Hülle der damaligen Balata-Bälle bei einem präzisen Wedge-Treffer beschädigten. Um das zu verhindern, hatten Ping-Eisen ab 1985 abgerundete Kanten an den Rillen, was in keiner Weise mehr den Reglementen entsprach.
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Doch die Ping Eye 2 waren extrem erfolgreich. Mark Calcavecchia gewann damit 1989 die Open Championship. In der Folge entspannen sich jahrelange Streitigkeiten zwischen Ping und der USGA, in denen es um Streitsummen im dreistelligen Millionenbereich ging. Mehrfach kann es darauf zu aussergerichtlichen Einigungen, die zum Schluss 1993 damit endeten, dass die US PGA Tour zusicherte, UGrooves zu tolerieren.
Warum aber haben Golfschläger überhaupt Rillen? Je rauer die Oberfläche der Schlagfläche, desto mehr Spin wird im Treffmoment wegen der Neigung der Schlagfläche (dem Loft) auf den Ball übertragen. Eine rillenlose, aber raue Oberfläche würde ausgezeichnet funktionieren, ausser bei schlechten Verhältnissen. Die Rillen nämlich können, ähnlich der Rillen im Autoreifen, Nässe oder auch Gras aufnehmen und so den Kontakt zwischen Club und Ball verbessern helfen. Das zeigt auch, dass die Rillen möglichst sauber sein sollten...
Erstaunlicherweise stehen diese Rillen neuerdings wieder im Zentrum des Interesses. Denn genau ihre Fähigkeit, Wasser und Schmutz aufzunehmen, soll eng mit den aktuellen Superleistungen der Pros zusammenhängen!
Viel mehr als einen Driver und ein paar Wedges muss ein Turnierspieler heute nicht mehr im Bag haben. Der Ball wird dank einem fehlerverzeihenden Driver so weit gedroschen wie nur immer möglich. Das ist rund 300 Meter weit. Jetzt bleiben auf den allermeisten Par4-Holes Distanzen von rund 100 Meter zur Fahne – höchstens; zudem kann ein solcher Weitenjäger den Ball auch mit seinem Pitching Wedge 130 Meter weit wuchten.
«Drop and Stop»: Landen und Liegenbleiben, das ist heute die Devise. U-Grooves sind geeignet, auch bei Shots aus dem Rough für so viel Backspin zu sorgen, dass bedenkenlos angegriffen werden kann – jedenfalls auf zahlreichen Plätzen der US PGA Tour, die zumeist die üblichen standartisierten Verhältnisse bringen. Würde der Ball jetzt aber bei einem Schlag aus dem Rough nicht stoppen, weil er wesentlich weniger Backspin hat, dann würde es wieder wichtig, den Fairway zu treffen; das war die Überlegung der Technik-Gurus der USGA (die United States Golf Association ist in den USA und Mexiko die Regelbehörde, gleich wie der R&A in Europa und der restlichen Welt). Denn auf dem Fairway hat es viel weniger störende Substanzen, die den Backspin sabotieren. Also startete die USGA vor etwas mehr als einem Jahr umfangreiche Tests, die zeigten, dass bei Shots aus dem Rough (10 bis 15 cm hoch geschnitten) U-Grooves tatsächlich viel mehr Backspin produzieren als V-Grooves – offensichtlich, weil die voluminöseren U-Grooves viel mehr Wasser aufnehmen können als V-Grooves.
Angesichts dieser Sachlage begrüsste die USGA alle Hersteller im letzten Herbst mit einem 104 Seiten starken Report. Das Papier segelte unter der Etikette «Diskussionsgrundlage», doch in der Branche tauchten sofort