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Belüften, Wässern, Düngen
Jahrein, jahraus unternehmen die Greenkeeper alles, um den Golfplatz in bestmöglichem Zustand zu präsentieren. Allerdings haben zahlreiche ihrer Pflegemassnahmen vor allem das Ziel, die Regeneration der Pflanzen und die langfristige Qualität des Platzes sicher zu stellen. Doch das schätzen nicht alle Leute: die Pflegemassnahmen sind meistens sichtbar und beeinflussen das Spiel, was nicht selten unangenehme Fragen oder gar Beschwerden der Mitglieder und Gäste nach sich zieht. Wohl dem Greenkeeper, der einen gut informierten Vorstand hinter sich weiss – wie Beni Kreier vonSchönenberg oben im Bild!

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Durchs Jahr hindurch wachsen die Pflanzen in unserer Klimazone unterschiedlich rasch: von rasend schnell bis gar nicht. Das intensivste Wachstum findet selbstverständlich im Frühling und nach Regenperioden statt, während Kälte und Trockenheit das Wachstum verzögern oder zum Stillstand bringt.
Im Frühling, dazu aber auch im Herbst, sind auf einem Golfplatz die intensivsten Arbeiten notwendig. Immerhin: es handelt sich um einen Sportplatz, der an zahlreichen Stellen sehr intensiv beansprucht wird. Nicht ganz so intensiv wie ein Fussballplatz, auf dem an gewissen Stellen – vor den Toren zum Beispiel – das Gras manchmal vollständig «weggekickt» worden ist; dazu strapazieren die durch das Beschleunigen, Laufen und Abbremsen der Spieler entstehenden Schwerkräfte zusätzlich. Solche Scherkräfte kommen auf den Golfplätzen in viel geringerem Masse vor.



Die am intensivsten genutzten Stellen sind natürlich die Greens und die Abschläge; sie erfreuen sich denn nicht nur spezieller Aufmerksamkeit der Spieler, sondern auch der Greenkeeper. Wir Spieler reagieren am heftigsten, wenn die Green-Oberflächen nicht auf der Höhe der Aufgabe sind. Dabei muss unterschieden werden in das Tempo und die Balltreue der Oberfläche. Beim Tempo müssen durch die Woche hindurch gewisse Toleranzen drin liegen, weil die einzelne Pflanze umso mehr gestresst wird, je kürzer man sie schneidet – was auf einem Green schnell mal einem veritablen Abrasieren gleichkommen kann. Die Balltreue dagegen drückt aus, dass der Ball die Linie, auf welcher er gespielt worden ist, sauber einhält; das hat weniger mit der Schnitthöhe als mit der Beschaffenheit des Untergrundes zu tun. Harte, trockene Greens mit einem hohen Sandanteil und tiefen Graswurzeln sind balltreuer als weiche, allzu grüne Greens mit Verfilzungserscheinungen. Auf den Abschlägen wird der Ball meistens ab Tee gespielt, weshalb die Grasnarbe eine nicht ganz so entscheidende Rolle spielt wie auf einem Green. Abschläge sollten indessen flach, im besten Fall um wenige Grad gegen hinten abfallend sein (oder anders ausgedrückt: in Richtung Fairway ganz leicht ansteigend), und sie sollten auf keinen Fall seitlich abfallende Schultern haben, also bombiert sein; das wäre ein krasser Mangel. Um zu erreichen, dass die Abschläge lange ihre Form behalten, werden sie beim Golfplatzbau mit ähnlichen Schichten wie die Greens aufgebaut; also verschiedene Lagen Kies und oben Sand. Noch einmal anders verhält es sich bei den Fairways. Sie haben keinen oder bloss einen geringen Unterbau, haben allenfalls eine Drainageschicht oder zumindest Drainagegräben aus Kies. Sonst sind es Rasenflächen auf Humus. Sie werden auch weniger kurz geschnitten als die Greens; meistens werden sie auch weniger häufig gemäht als die Greens, je nach Saison. Beim Mähen bleibt das Schnittgut in der Regel auf dem Rasen, wo es in kurzer Zeit verrottet und mineralisiert wird – Nährstoffe für die Pflanzen. Schliesslich kommen auf den Golfplätzen auch Roughs vor. Sie werden höchstens gemäht; andere Pflegemassnahmen finden dort kaum statt. Roughs sollten nicht gedüngt und nur in Ausnahmefällen bewässert werden.
Das mit den Würmern...
In einem natürlichen Boden herrscht vielfältiges Leben. Kleinlebewesen und Bakterien sorgen für eine ununterbrochene Erneuerung des Bodens, wozu viel Sauerstoff benötigt wird. Dieser kann eindringen, weil die Kleintiere, vor allem natürlich die Würmer, für ein beständiges Auflockern und Umgraben des Bodens sorgen. Die eindringende Luft bringt die Bakterien zum Funktionieren, welche die verrottende Biomasse, also die abgestorbenen Wurzeln und heruntergefallen Blätter und Halme, ziemlich rasch mineralisieren, also anorganisch machen. Diese Prozesse sind ideal und sorgen für die besten Fairways, erklärt Beni Kreier. Der Greenkeeper von Schönenberg hat auf seinem Golfplatz allerdings nicht überall so unproblematische Flächen; der Boden besteht in der Hochmoor-Landschaft vorwiegend aus Torf, einem organischen Material, das luftundurchlässig ist und eine Reihe von Problemen bietet. Torfböden sind für Fairways etwa gleich ungünstig wie Lehmböden. Doch auch bei einer idealen Humusschicht laufen die natürlichen Auflockerungsprozesse in einem Fairway nicht so ungehindert ab wie in einer Wiese; als Folge dieser Intensivnutzung kann sich die Chemie in der obersten Schicht verändern. Manchmal müssen Pestizide eingesetzt werden, was das Klima für die Würmer, die sonst hier eigentlich gute Lebensbedingungen vorfinden, verschlechtert. Solche Prozesse können beschleunigt ablaufen, wenn lange Trockenperioden für eine sehr harte Oberfläche und eine extreme Verdichtung sorgen; auch das Begehen und Bespielen des Rasens hat eine verdichtende Wirkung (durch das Gewicht der Spieler, natürlich...). Das zwingt den Greenkeeper auf vielen Golfplätzen dazu, auch auf den Fairways für Belüftung zu sorgen. Dazu stehen ihm grundsätzlich die gleichen mechanischen Mög- lichkeiten zur Verfügung wie auf den Greens und den Abschlägen; bloss dass nicht genau die gleichen Maschinen eingesetzt werden wie auf den Greens. Das sind die klassischen Belüftungsmassnahmen auf Greens, Abschlägen und Fairways: • Aerifizieren. Der Name drückt aus, um was es geht: die verloren gegangene Bodenbelüftung muss künstlich herbeigeführt werden, damit genügend Sauerstoff eindringen kann, um die Bakterien zur Arbeit zu bewegen. Wird mit den grossen «Spoons» (eine Art Stanzwerkzeug) aerifiziert, werden also die bekannten Bodenstöpsel aus der obersten Schicht herausgezogen, dann wird meistens anschliessend Sand auf die Oberfläche ausgebracht und mit einem speziellen Gerät in die entstandenen Löcher gebürstet. Ziel dieser Massnahme ist es, das Mischungsverhältnis Humus-Sand zu optimieren; denn Sand hat die angenehme Eigenschaft, sich nicht verdichten zu lassen. Das Wasser kann besser abfliessen; die Hohlräume zwischen den Sandkörnern werden nach und nach durch eindringende Wurzelmasse wieder ausgefüllt. Viel Sand in dieser obersten Schicht verlangsamt auch das Verdichten durch die Schritte der Spieler.
Das Aerifizieren der Greens in allen Arbeitsschritten. Die Rasenstöpsel werden zuerst in lange Reihen gekehrt, damit die Maschine zumEinsammeln so wenig wie möglich hin- und her fahren muss.
Eine herausgestochene Bodenprobe nach mehrmaligem Bürsten der Greens zeigt, wie der Sand die Löcher gestopft hat. Auch das Wässern der Greens will genau berechnet sein.
Nach einem Aerifizieren der Greens dauert es einige Tage, bis wieder gemäht werden kann. «Overseeding» hilft der Verjüngung und der Vielfalt im Pflanzenbestand. Je nach Grassorte ist das aber nicht notwendig; gerade Poa Annua, die Rasensorte auf den Greens von Schönenberg, breitet sich selber ziemlich aggressiv aus. Nach einer Woche, höchstens zehn Tagen ist die Oberfläche wieder perfekt balltreu.

Schon etwas problematischer ist das Aerifizieren der Fairways. Obschon das auf vielen Golfplätzen eine sinnvolle Massnahme wäre, um die Tragschicht zu belüften, muss es aus wirtschaftlichen Gründen unterbleiben. Man benötigt eine spezielle Maschine, die wesentlich schneller arbeitet als das Gerät auf dem Green. Dazu müsste meistens auch Sand eingebracht werden, um die Oberflächenqualität dauerhaft zu verbessern, und das geht in fünfstellige Beträge, weil enorme Mengen Sand benötigt werden, um die 15, 20 Hektaren Fairwayfläche eines 18Loch-Platzes zu sanieren. Für 18 Greens werden nämlich mindestens 30 Tonnen Sand zu einem durchschnittlichen Preis von knapp 100 Franken pro Tonne benötigt (Beni Kreier: «In Schönenberg verschlingen die Greens 60 Tonnen Sand!»). Das Sanden aller 14 Fairways würde im Minimum 200 Tonnen (Schönenberg: 600 t) einer nur etwa halb so teuren Sandqualität erfordern. Das zeigt auch gleich auf, wie sehr die Platzqualität eine Frage des zur Verfügung stehenden Budgets ist.

• Verticutieren. Auch hier drückt die Bezeichnung aus, um was es geht: rotierende Messer schneiden senkrecht in den Boden ein. Kombiniert mit dem Mähen ist das Verticutieren die richtige Massnahme, um zu dichte oder verfilzte Grasnarben auszudünnen; gewisse Sorten, gerade die Agrostis-Familie, tendieren zum Verfilzen. Darunter muss man sich eine Anhäufung von abgestorbenem Pflanzenmaterial vorstellen, welche nicht rasch genug abgebaut werden kann. Pilz- oder Bakterienbefall drohen, wenn die Mineralisierung nicht vorankommt.
Nach dem Verticutieren wird auf den Greens oftmals feiner Sand verteilt; sogenanntes Top-Dressing.
• Spiken oder Schlitzen. Mit speziellen Einsätzen in den Mähmaschinen kann die Oberfläche vor allem der Fairways mit Löchern oder kurzen Rillen versehen werden. Sie dienen einem kurzfristigen Belüften; Sand wird keiner eingebracht. Neben dem Sauerstoff haben sie auch eine bessere Wasseraufnahme des Bodens zur Folge. Harte Oberflächen lassen manchmal das Wasser kaum eindringen; gerade Wasser aus den Sprinklern hat in unseren Breiten ja auch einen beträchtlichen Kalk-Anteil, ist also relativ hart und hat eine hohe Oberflächenspannung. Es wird vom Boden nicht gut aufgenommen, weshalb in einzelnen Fällen sogar mit Wasserenthärter nachgeholfen werden muss. Regenwasser ist demgegenüber viel weicher; für den Rasen also von viel besserer Qualität.
Das mit dem Wasser...
Die Schweiz liegt in einer Klimazone der Extreme: Hitze, Kälte, Trockenheit und Überschwemmungen wechseln sich ab. Die Golfplatzpflege muss also diesen Extremen Rechnung tragen; das Ziel ist ja eine regelmässig gute Platzqualität. Für den Greenkeeper kommen als weitere erschwerende Umstände nicht selten eine ungünstige Bodenbeschaffenheit und nicht optimal auf die Verhältnisse abgestimmte Grassorten hinzu, die man ihm beim Bau des Platzes und ohne sein Dazutun quasi «eingebrockt» hat. Auf dem ganzen Golfplatz den Boden und den Rasen auswechseln, das ist ja normalerweise kaum vorstellbar. Der Greenkeeper muss also mit dem leben, was er hat –was gerade im Falle von Schönenberg nicht so ganz einfach ist, wie Beni Kreier weiter ausführt. Auf einem ansehnlichen Teil der gesamten Fläche bildet Torf den Untergrund des Golfplatzes; das Wassermanagement ist hier besonders heikel, weil Torf an sich wasserundurchlässig ist. Zu viel Wasser hätte Staunässe an der Oberfläche zur Folge, was zu Sauerstoffmangel und einer beschleunigten Verdichtung führen würde.
Doch nicht nur auf seinen Torfböden, sondern ganz generell rät Kreier zu einem möglichst knappen Wassereinsatz. Zu viel Wasser behindert in jedem Fall die Luftzirkulation; es verwöhnt zudem die Pflanze – das in der obersten Schicht permanent verfügbare Wasser verhindert ein Tiefenwachstum der Wurzeln, die Pflanze macht es sich bequem. Muss die Pflanze aber wegen Wasserknappheit in der obersten Schicht tiefer suchen, um an das Nass heranzukommen, wird sie dank ihren längeren Wurzeln auch trockene Perioden besser überstehen.
In jedem Falle vorzuziehen ist Regenwasser. Ideal für den Rasen wären gelegentliche Landregen vom Typ «Nieselregen»; doch die Wetterkapriolen der heutigen Zeit bringen viel häufiger starke Regen, Platzregen oder Gewitterregen, welche die Fairways und Greens unter Wasser setzen. Auch die Trockenperioden sind häufiger und länger geworden, weshalb das Bewässern unvermeidlich geworden ist. Immerhin kann an zahlreichen Stellen auch mit der Hilfe des Grundwassers gerechnet werden; denn im Boden steigt das Wasser dank der Kapillarwirkung auch in höhere Schichten auf. Wird regelmässig zu stark gewässert, so drohen nachteilige Effekte. Wegen des Ausbleibens des Tiefenwachstums der Wurzeln stellt sich nicht nur eine hohe Sensibilität auf Wassermangel ein, sondern auch auf Schädlings- und Pilzbefall.
Das mit dem Düngen...
Die Tragschichten der Sportplatzflächen – Abschläge, Greens – sind an sich mager. Ein natürliches Leben wie schon nur im benachbarten Rough findet nicht oder in zu geringem Masse statt. Viel Sand und wenig Humus; das sorgt in dieser Schicht für gute Sportplatz-Bedingungen, bedeutet aber auch suboptimale Verhältnisse zum Überleben für die Pflanzen, weil ein natürlicher Nährstoff-Nachschub hier nicht stattfindet. Dünger muss deshalb als Ersatz ausgebracht werden, sonst verhungern die Pflanzen. Die Düngermischung muss alle benötigten Nährstoff-Anteile enthalten. Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, muss der Dünger aus den vier Hauptbestandteilen Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium zusammengemischt sein; dazu enthält er Mikronährstoffe.