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bis Carbon

Wenn man einen Driver aus der guten alten Zeit zur Hand nimmt, dann ist klar: damit ist kaum ein Ball zu treffen. Heutige Dreier-Hölzer haben einen grösseren Clubhead als ein Persimmon-Driver der ausgehenden Achtziger-Jahre. Nachdem vorher die längste Zeit kaum eine Entwicklung stattgefunden hatte, überbieten sich die Hersteller seither mit alljährlichen Neuigkeiten. Es lohnt sich daher Blick in den Keller zu werfen. Bei einem ordentlichen Golfer steht dort bekanntlich eine Sammlung von Drivern, welche die Geschehnisse der letzten 20 Jahre nahezu lückenlos dokumentiert.

Das Herstellen von Golfschlägern aus Holz war eine Kunst, die sehr viel handwerkliche Fertigkeit voraussetzte, der Holzschnitzerei schweizerischen Brauchtums nicht unähnlich. Zuerst musste mit der Säge ein passender Block aus einem Stamm oder einem Wurzelstock herausgesägt werden, welcher dann über verschiedene Arbeitsgänge und mit immer feineren Werkzeugen schliesslich zu einem Clubhead wurde, der mit Schleifpapier seine endgültige Form erhielt. Farbe und Lacke für die Oberfläche und Leim für das Befestigen des Schafts erforderten ebenfalls geschickte Hände des Clubmaker, der das Glanzstück zum Schluss mit Warmluft trocknen und aushärten liess.

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Für das Clubface wurden in jüngerer Zeit oft KunststoffEinsätze verwendet, und die Sohle des Clubs erhielt einen Schutz aus Metall; beides wurde mit dem Holz verschraubt und diente vor allem der Dauerhaftigkeit. Spezielle Möglichkeiten zur Umverteilung der Masse innerhalb des Clubhead bestanden damit natürlich nicht; und auch seine Grösse war durch das angestrebte Höchstgewicht vorgegeben. Einen hohlen Driver-Head aus Holz herzustellen, das wäre schon nur aus Gründen der Festigkeit undenkbar gewesen.

Solch ein Persimmon-Clubhead wog rund 200 Gramm. Die unterschiedliche Dichte der Holzblöcke auch des härtesten Holzes allerdings verunmöglichte es, Driver mit wirklich identischen Eigenschaften herzustellen. Zusammen mit dem Stahlschaft (125 Gramm) ergab sich eine Limitierung – der Club musste ja noch spielbar sein. Weder konnte also der Clubhead grösser werden, noch waren längere Schäfte als 43 Inch möglich; das Swingweight eines solchen Holzdrivers lag bei etwa D-2. Waren solche Driver spielbar? Sicher; aber das geringe Volumen von nur etwa 150 Kubikzentimeter und der sehr kleine Sweetspot machten es zur Kunst, einen echt guten Drive zu schlagen. Ein Quervergleich zum Skifahren drängt sich auf: Holzlatten von über zwei Metern Länge, Kandahar-Bindungen und Skischuhe aus Leder machten auch das Skifahren zu einer Kunst. In beiden Sportarten hat eine materialtechnisch begründete Revolution stattgefunden, was es heute jedem Anfänger erleichtert, rasch einmal auf ein vernünftiges Niveau zu kommen.

Zwei Mal Taylor Made –der Original-Burner ist klar kleiner als ein 3-Wood heutiger Provenienz und war entsprechend schwierig zu spielen. Da ist der r7 des Jahres 2003 (den es auch in den Varianten 425 und 460 gab) doch deutlich praktischer; er setzte Massstäbe mit seinen auswechselbarren Gewichtsschrauben (Fotos Originalgrösse).

Ely, übernehmen Sie!

Während Jahrzehnten und bis rund 1980 wurden Holzdriver im wesentlichen immer nach dem gleichen Muster hergestellt. Das will allerdings nicht heissen, dass keine Versuche unternommen wurden, zu leichter spielbaren Hölzern zu kommen. Speziell die Kunststoffe sowie Metalllegierungen aller Art beflügelten die Tüftler; aber die Composit-Clubheads aus Harzen und Fasern oder aus Polycarbonaten vermochten den Markt nicht zu überzeugen. Speziell japanische Hersteller wie Mizuno oder Daiwa experimentierten hartnäckig mit Kunststoff, mussten aber auch zahlreiche Flops hinnehmen. Sogar Persimmon-Clubheads mit Einsätzen aus Kork wurden getestet, um etwas mehr Volumen zu erreichen; doch der Durchbruch blieb sowohl dem Holz als auch den Kunststoffen verwehrt. Diesen schaffte erst Ely Callaway 1991 mit der stählernen «Big Bertha». Vorher allerdings waren zahlreiche Driver-Heads aus Stahl, aus Aluminium oder auch aus einer Kombination mehrerer Komponenten aufgetaucht. Taylor Made brachte 1979 den ersten Stahl-Driver, den Pittsburgh Persimmon, und ein Jahr später den M-1, auf den 1986 der Burner folgte, dessen Volumen allerdings immer noch bloss 170 Kubikzentimeter betrug. Also nicht viel mehr als bei einem Holz-Driver! Entsprechend schwierig war es, diesen Club zu spielen – er war im Prinzip etwas für Pros.

Die Gussverfahren der frühen Achtziger Jahre erlaubten es im Wesentlichen, die drei Teile Clubface, Sohle und Hülle zu giessen und dann zusammen zu schweissen. Die Legierungen (17-4-Stahl) erforderten eine gewisse Wandstärke, um bruchsicher zu sein. Wenn man bedenkt, dass der Mensch bereits 1969 den Mond betreten hatte, muten diese tollpatschigen Herstelltechnologien aus heutiger Sicht etwas seltsam an. Mit Sicherheit spielte da eine Rolle, dass die Golfclub-Herstellung damals vor allem in kleinen Workshops und auf besserem Bastlerniveau ablief – ein amüsanter Kontrast zu den heutigen Verhältnissen. Das änderte ein Mann namens Ely Callaway. Ihm und seinen Ingenieuren gelang vor allem eines: Clubheads mit viel geringeren Wandstärken zu giessen, die damit das verfügbare Gewicht auf grössere Flächen verteilten und so wesentlich mehr Volumen hatten – mehr als 200 ccm nämlich. Sinnigerweise nannte Callaway seinen übergrossen Driver Big Bertha (so hiess eine Kanone aus dem ersten Weltkrieg...). So genial der Schachzug von Ely Callaway war, es sollte Jahre dauern, bis die Marke die mit den dünneren Wänden verbundenen Probleme der Bruchfestigkeit in den Griff bekam; von den massenweise brechenden, viel zu wenig festen Graphitschäften der ersten Generationen von Big Berthas gar nicht zu reden.

Titanium löst alle Probleme

Wenn solche überdimensionierten Driver zuerst auch nicht jedermanns Sache waren, so hatte es Callaway doch geschafft, eine Lawine loszutreten. Er richtete im kalifornischen Carlsbad eine Serienfertigung ein, heuerte eine Truppe von Ingenieren an, die nichts anderes zu tun hatten, als immer weitere Neuheiten zu entwickeln, und setzte so der gesamten Branche Druck auf. Denn Calla-

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