Zur Geschichte und Kultur einer deutschen Minderheit von Dr. Rudolf Distler
Weltverbunden
Schriftenreihe der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland
Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland

Rudolf Distler
Auf den Spuren der vergessenen „Schönbornfranken“ in der Region Transkarpatien/Ukraine
Zur Geschichte und Kultur einer deutschen Minderheit
Herausgeber
Stiftung Verbundenheit
mit den Deutschen im Ausland
An der Feuerwache 19
95445 Bayreuth
Stand Text, Layout und Gestaltung
i. Z. m. Sustainable Advertising
Förderung
Die Publikation wurde mit Mitteln der Dr. Kurt Linster Stiftung gefördert.
info@stiftung-verbundenheit.de I www.stiftung-verbundenheit.de

Auf den Spuren der vergessenen „Schönbornfranken“ in der Region Transkarpatien/Ukraine
Zur Geschichte und Kultur einer deutschen Minderheit
Einführung

Vielen Dank für ihr Interesse an der ersten Ausgabe der neuen Schriftenreihe „Weltverbunden“ der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland. Mit dieser Publikationsreihe wollen wir ihnen die deutschen Minderheiten und deutschsprachigen
sprachigen Gemeinschaften in aller Welt eine besondere Verantwortung bedeutet. und kulturelles Engagement für Transkarpatien in Zeiten des andauernden russischen Angriffskrieges auf die Ukraine an.
Die deutsche Minderheit in Transkarpatien verdient für ihre beeindruckende humaund Spracharbeit angesichts des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieges Ausdruck kommen soll.
Wir danken Herrn Dr. Rudolf Distler für die wissenschaftliche Betreuung des Projekts -
Wir wünschen ihnen viel Freude und Informationsgewinn bei der Lektüre
Hartmut Koschyk
Zum Thema

misch fühlte. Heute durch Medien wie Satellitenfernsehen bestens informiert über die früher so ferne Bundesrepublik fragen die Karpatendeutschen interessiert nach -
wiedergewonnene Freiheit nach der Wende.
einer besseren Zukunft für sich und ihre Kinder. Migration ist eben eine stets wiederkehrende Begleiterscheinung der Menschheit.

1. Leben im Absolutismus
(URL: https://www.sn.at/wiki/Datei:Süddeutschland1789.png)



2. Das Volk in Not
gionen der Bistümer. Wenige Dokumente existieren über die Not der „kleinen Leute“.
und immer neu erfundene Zehntabgaben belasteten die Untertanen schwer: Groß-
kensteuern.

1711) gegen die Habsburger (Wikipedia)

3. Im Kaiserreich Österreich-Ungarn: Türkenkriege und Ungarnaufstände
4. Die ansässige Bevölkerung in Oberungarn
-
wisches Volk. Als Angehörige der untersten Gesellschaftsschicht hatten diese keine -
Bild 7a und 7b: Wohnhaus der Ruthenen im Freilichtmuseum Uschgorod (Foto: R. Distler)


5. Auswanderungsbewegungen aus Mainfranken nach Südosteuropa
Hochstift. Damit entledigte sich der absolutistische Staat des Sorgerechts für seine
6.
Karl von Schönborn1. Jeder Hochstiftsuntertan, ob Vollbauer oder Handwerker erhält einen ganzen Hof zur Bebauung 120 Schuh breit und 180 Schuh lang (2000 Quadratmeter),
2. wenigstens 30 Morgen Acker oder Feld/ jeder Morgen 180 Schuh breit und 180 Schuh lang (neun Hektar),
3. sechs Tagwerk Wiesen (zwei Hektar), 4. freie Weide für das gehaltenen Vieh, 5. alles nötige Bauholz,
6. Brotgetreide für den ersten Winter und Brennholz,
7. Eichelrecht in den herrschaftlichen Wäldern,
9. Beistand durch einen katholischen Seelsorger in Munkatsch und Beregszász,
10. wenigstens 100 Gulden Vermögen für Anschaffung von Vieh, Wagen und der nötigen Gerätschaften,
11. einen Tag pro Woche Frondienst mit Ochsen oder Pferden,
12. sechs Jahre Befreiung von aller Steuer, Kontribution, Zinsen und Zehnten,
13. Häcker erhalten so viel öde Weingärten wie sie anbauen können und ebenso sechs Jahre Steuerbefreiung.
14. Auswanderungswillige haben sich in Bamberg bei Hofkammerrat Dietz, in Würzburg bei Hofkriegskammerrat Hartmann anzumelden, wo sie den Termin ihrer Abreise und alle Auskunft über

Bild 9: Herkunftsorte der Auswanderer in Franken


7. Der Weg nach Oberungarn
dreißig Auswanderer oft in Etappen aufbrachen. Begleitet von Verwandtschaft und

da besonders die großen Flöße nur schwer steuerbar waren.
Kopf einen rheinischen Gulden als Reisegeld. Dann ging die etwa 14 Tage dauernde


(https://ukrainetrek.com/blog/architecture/the-castle-palace-of-thecounts-schonborn-near-mukachevo/)




Bild 14: Schönbornschloss in den Karpaten (Foto: RDU)

8. Aufbau und wirtschaftliche Blüte unter der Schönbornherrschaft
Er ließ Manufakturen als vorindustrielle gewerbliche Großbetriebe mit Handarbeit fanden.
Bild 15: Europa in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg
(URL:https://diercke.westermann.de/content/europa-vor-dem-ersten-weltkrieg

Rechte keine Beachtung mehr. Die wachsenden Madjarisierungsbestrebungen des
Schule mehr. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderte so einen weiteren Niedergang des Deutschtums im Karpatenland und in Ungarn.
9. Das fränkische Dorf Pausching als Beispiel
Der Historiker Martin Kuhn beschreibt die Wiederbesiedlung folgendermaßen: „Die

lungspatent der Schönbornherrschaft mit noch größeren Vergünstigungen acht Fa-
Höchststand mit 1119 deutschen Einwohnern. Auffallend der breite Straßenraum mit -

Distler)


Eingangstor trennen das Anwesen vom Straßenbereich. Das dem Wohnhaus vorgela-
frau“. Der eingehauste Schöpfbrunnen war „brüderlich“ und vom Nachbaranwesen -
sestalls und darüber liegendem Hühnerstall ist in gleicher Form auch im heimischen -
gen des hohen Grundwasserspiegels nicht unterkellert. Durch die traufseitige Haus-
Vorratskammer.


Die ersten Aussiedler führten ihr Leben so weiter wie im heimischen Franken. Zu ei-

Pausching
