Der Sterntaler - Winter 2022/23

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Heft 17 | Winter 2022/23 Das Magazin vom Sterntalerhof Wie Kinder trauern. Und wie wir sie dabei begleiten. Abschied Regionale Trauerbegleitung im neuen Sternenhaus Gut Begonnen Das Abschlussritual des Teams am Sterntalerhof Gut Beendet IN DIESEM HEFT: Sterne basteln, Nüsse backen, Freude schenken!

Liebe Sterntaler!

Wer heutzutage nach den Feiertagen Allerheiligen und Allerseelen fragt, kommt an Halloween meist nicht vorbei. Halloween bildet am 31. Oktober gewissermaßen die volkstümliche “Ouvertüre" zu den beiden NovemberGedenktagen. Der Zusammenhang eröffnet sich erst bei genauerer Betrachtung: Das Wort "Halloween" ist nämlich eine "Kontraktion". Dabei hat sich die ursprüngliche Bezeichnung "All Hallows’ Eve(ning)" - "Aller Heiligen Abend" - im Laufe der Jahre lautmalerisch zum heute geläufigen Namen Halloween verdichtet.

Weil sich Halloween vor allem bei Kindern großer Beliebtheit erfreut, können wir uns diesem Brauchtum auch am Sterntalerhof nicht ganz entziehen. Die von den Kindern eigenhändig ausgehöhlten Kürbisse strahlen mit ihren schaurig-schönen Grimassen um die Wette und verbreiten in den nebelverhangenen Nächten eine eigenartige Stimmung am Sterntalerhof.

Während manche Kulturkritiker darin eher eine etwas dekadente Form des Totengedenkens sehen, entdecken andere darin einen kindlichen, natürlichfaszinierenden und niederschwellig-spielerischen Zugang zum gesellschaftlich immer noch sehr "umschwiegenen" Thema Sterben, Tod und Trauer. Und in der Tat machen wir am Sterntalerhof immer wieder die Erfahrung, dass Kinder zuweilen recht unbekümmert hinterfragen und offensichtlich machen, wovor Erwachsene manchmal große Scheu haben. Selbst für uns ist es zuweilen etwas "spooky", wenn sich Kinder mit lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankungen oder deren Geschwister mitunter als Skelette oder Zombies verkleiden. Aber immerhin: In ihrer Unbekümmertheit erweisen sie sich immer wieder als "Eisbrecher", die ihre bedrängenden Fragen und Emotionen kreativ ausdrücken und ins Spiel bringen.

Was rund um Allerheiligen und Allerseelen gesellschaftlich zumeist nur punktuell in den Blick gelangt, begleitet uns am Sterntalerhof praktisch das ganze Jahr hindurch. Das Verstorbenen-Gedenken hält sich bei uns weder an den Kalender noch an eine bestimmte Jahreszeit.

Franz Horvath ist Seelsorger und Psychotherapeut am Sterntalerhof

Felix, zum Beispiel, ist am 3. Juni 2021 mit 17 Jahren an den Folgen seiner Grunderkrankung, einer Muskeldystrophie, im Kreise seiner Familie verstorben. Für die Familie war es wichtig, dass sie den 1. Sterbetag von Felix in einer vertrauten Umgebung begehen können und mit ihrem Trauerschmerz gut aufgehoben sind. Damit Trauer nicht überbordet oder überschwemmt, braucht es reservierte Zeiten und geschützte Orte

Für den Gedenktag hat sich die Familie verschiedene Bausteine überlegt, die sie dann zu einem kleinen Gedenkritual zusammengefügt hat. Unter anderem haben sie sich gewünscht, dass sie gemeinsam mit uns eine Gedenkkerze gestalten. Also sitzen wir am Vorabend des 3. Juni am Küchentisch in der Runde zusammen und schneiden aus den Wachsplättchen verschiedene Motive aus, je nachdem, welche Erinnerungen sich in jeden von uns eingeprägt haben. Ich selber habe kleine bunte Fußspuren ausgeschnitten, weil mir ein Satz eingefallen ist, den der Opa von Felix seiner Familie, seinen Enkelkindern und vielen anderen gerne zugesprochen hat. Opa Ferdinand pflegte zu sagen: "Man muss im Leben Spuren hinterlassen!"

Vielleicht liegt ja genau darin die Kernbotschaft dieser besinnlichen Feiertage: Egal, ob jemand zu den "heiliggesprochenen" Lichtgestalten zählt oder zu denen, die im Dunkeln bleiben und die das Schicksal durch Krankheit und Leid regelrecht ausgehöhlt hat. Sie alle sind gereift, sie alle strahlen und leuchten weiter, sie alle haben bleibende Spuren hinterlassen und geben uns Orientierung und Geleit für unseren eigenen Lebensweg…

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ruhige und besinnliche Stunden mit unserem Sterntaler.

Mag. Franz Horvath Seelsorger und Psychotherapeut

2 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Vorwort

Inhalt

Aktuell

Von Drehverschlüssen, Teppichen, Neuzugängen und Ruhe-Oasen Kinder

Wie Kinder trauern.

Weihnachtsdeko selbst gemacht: Wir basteln einen Sterntalerhof-Stern!

Seele

IMPRESSUM

18 Sternenhaus

Regionale Trauerbegleitung als erstes Projekt unter neuem Dach12

Basteln Schenken Hilft

16 14

Und wie wir sie dabei begleiten.

Weihnachts-Geschenke, die gleich zweimal Freude machen

Was es noch braucht: Einblick in das interne Abschlussritual am Sterntalerhof

Menschen

Fünf Fragen an Bernd Wiesberger, Golf-Profi und Sterntalerhof-Botschafter

Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Sterntalerhof – Verein für ganzheitliche Lebensbegleitung Dorfstraße 35, 7410 Loipersdorf-Kitzladen, Österreich E-Mail: begegnung@dersterntaler.at Telefon: +43 664 214 03 98 Konzept & Realisation: Tonality Communications GmbH, 2070 Retz, www.tonality.at Redaktion: Harald Jankovits, Nicolas Thal, Stephan Zwiauer Design & Illustration: Tatjana Bauer Fotos: Sterntalerhof, tonality., iStockphoto LP, HarnoncourtCoaching Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, auf Papier von Norske Skog Bruck GmbH

Zur besseren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet. Entsprechende Bezeichnungen gelten ausdrücklich für beide Geschlechter.

SPENDENKONTO

Österreichische Ärzte- und Apothekerbank AG

IBAN: AT81 1813 0802 5454 0002

BIC: BWFBATW1

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SO1157
22 3www.sterntalerhof.at

Willkommen

Seit vergangenem Sommer bereichert die Scheck-Stute "Sukie" das Team unserer vierbeinigen Co-Therapeuten, sie wurde dem Sterntalerhof vom Verein Human4Horses für einen symbolischen Euro überlassen. Sukie ist erst sechs Jahre alt, (in Pferdejahren also noch nicht ganz erwachsen), weist aber bereits alle Grundzüge eines verlässlichen und intelligenten Tiers auf und wird nun am Sterntalerhof zum Therapiepferd ausgebildet.

Sukie

Plastik-Stöpsel

Stute Sukie! werden zur Spende

Er ist unterwegs in ganz Österreich – mit seinem eigenen Auto, in seiner Zeit: Pensionist Gerhard Brey sammelt im ganzen Land säckeweise Plastikstöpsel und Drehverschlüsse von PET-Flaschen – eine spezialisierte Recyclingstelle bezahlt ihm dafür einen Betrag, den er zu 100% spendet, auch an den Sterntalerhof. Vielen herzlichen Dank für ihr Engagement, Herr Brey!

Sie möchten auch Drehverschlüsse sammeln und spenden? Schreiben Sie uns an begegnung@sterntalerhof.at

Ruheoase

Unsere neue Ruhe-Oase am Sterntalerhof –geplant und realisiert von fünf fleißigen Sterntalerinnen

Unweit der kleinen Kapelle gibt’s am Sterntalerhof jetzt eine wunderbare Ruhe-Oase, ein Platzerl zum Innehalten und Kraft schöpfen – geplant und angelegt von den Sterntalerinnen Barbara Leitner, DI Karin Tutschek-Maier Bakk.techn. und Maria Rieser mit Pflanzen und Material von Gartenbau Kerschdorfer und Scherf! Wir bedanken uns ganz herzlich – auch bei den fleißigen Mädchen Miriam und Marlen, die ein ganzes sonniges Wochenende am Sterntalerhof im Einsatz waren, um das schöne Projekt Realität werden zu lassen!

angelegt
4 Aktuell Der Sterntaler | Winter 2022/23

Dem Sterntalerhof verbunden: Schauspieler Prof. Frank Hoffmann (1938-2022)

Fliegenden Teppich

Noch gemütlicher und einladender ist das Wohnzimmer unseres neuen Sternenhauses (siehe Seite 12), seit darin ein wunderbarer neuer Teppich liegt. Wir bedanken uns bei der Teppich Galerie Hereke (in Wien und Markt Allhau) und ihrer Seniorchefin Manuela Türkyilmaz, die den Teppich höchstpersönlich ausgesucht und vorbeigebracht hat!

Nachruf

Auf den Prof. Frank Hoffmann

Gemütlich, einladend, elegant – neuer Teppich im Sternenhaus von der Teppich Galerie Hereke

Er war nicht nur Schauspieler und Intendant des Güssinger Kultursommers, sondern auch ein prominenter Botschafter im Dienste unserer Kinder und Familien: Für Prof. Frank Hoffmann war der Sterntalerhof "Empathie und Gesellschaft", wie er uns in einem Interview im Sterntaler Heft 9 verriet. Anlässlich seines Todes am 4. Juni würdigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil Hoffmanns Hingabe, seine Leidenschaft und seine Uneigennützigkeit. Dem können wir uns nur anschließen – in stiller Dankbarkeit und Erinnerung.

Zutaten

Michis gefüllte Nüsse

Schmeckt weihnachtlich, geht ganz einfach: Zunächst Mehl, Butter, Staubzucker, Nüsse und Vanillezucker rasch zu einem Teig verkneten.

Aus dem Teig kleine Kugeln formen und in die mit Butter bestrichenen Förmchen drücken – dabei nicht ganz vollfüllen.

Die Nüsse bei 180°C backen, bis sie goldbraun sind. Etwas auskühlen lassen und aus den Formen klopfen.

Die Nusshälften mit Nutella füllen, zusammensetzen und mit einer Mischung aus Zucker und Vanillezucker bestreuen.

300 g Mehl 200 g Butter 150 g geriebene Walnüsse 100 g Staubzucker

1 Pkg Vanillezucker

Nussförmchen

Butter für die Förmchen Nutella zum Füllen

Fertig! 5
6 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Kinder

Mias Geschenk

Wie Kinder trauern. Und was das mit Pfützen, Schmetterlingen und Kastanien zu tun hat.

Mia sitzt nach vorn gebeugt auf einem kleinen Sessel. Gedankenversunken starrt sie auf die Tasse heiße Schokolade in ihrer Hand, mit einem Löffel zieht sie kleine Kreise in die Milch. Draußen hat der Januar ersten Schnee gebracht, und obwohl es hier im Kunstraum angenehm warm ist – die heiße Schokolade tut irgendwie gut. Heute ist Papas Geburtstag. Mia ist neun, sie kann sich gut erinnern, wie es war, als sie Papas Geburtstag noch mit Papa feiern konnte. Wie es war, als sie sich auf diesen Tag freute, fast ein bisschen so, als wäre es ihr eigener

Geburtstag. Wie es war, als sie sich ausmalte, ob sich Papa wohl freuen würde, über das Geschenk, das sie für ihn gebastelt hatte, oder gemalt. Es ist lange her, es ist schon der zweite Geburtstag von Papa, an dem er nicht mehr da ist – doch es ist der erste, den Mia am Sterntalerhof verbringt.

Seit einem halben Jahr ist sie regelmäßig hier, einmal die Woche, ein Glück, dass der Sterntalerhof so nahe bei Mias Zuhause liegt. Verwaiste Familien im Umland können Trauerbegleitung am Sterntalerhof auch ambulant in Anspruch nehmen, in gut

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koordinierten Einheiten, mit der individuellen Kraft unterschiedlicher Therapieformen. Doch für Mia ist dieser Nachmittag keine „gut koordinierte Einheit“ – es ist Papas Geburtstag. Und Therapeutin Michi hat heiße Schokolade gemacht, extra weil es eben Papas Geburtstag ist. Es ist einer dieser bedeutsamen Papa-Tage, einer jener Tage im Kreislauf des Jahres, die früher so besonders, so wichtig und so fröhlich waren, wie Weihnachten, wie ein Vatertag – einer jener Tage, die heute schwer wie Blei auf Mias schmalen Schultern liegen. Auf diese Schwere ist Michi vorbereitet, sie kennt den Geburtstag von Mias Papa. Und sie will dieser Schwere nicht ausweichen, sie will ihr Raum geben, das Datum nicht verdrängen, sondern es zulassen, mehr noch – ihm feierlich begegnen. Ein Stück Kuchen. Heiße Schokolade. Etwas, das Mia schmeckt. Etwas, das Papa geschmeckt hätte. Erinnerungen zulassen heißt – sich für Erinnerungen zu öffnen. Papa war bei der Feuerwehr. Papa war Taucher. Papa liebte Kastanien. Mit Papa war es schön. Für viele dieser Erinnerungen haben Michi und Mia eine eigene kleine Kiste gestaltet, eine Erinnerungskiste, Mia hat sie mit Stoff und Glitzerperlen prächtig verziert. Über die Wochen und Monate hat sie sich langsam gefüllt, mit Fotos von früher, die Mia von

zuhause zu ihren Stunden am Sterntalerhof mitgebracht hat, mit Zeichnungen und Bildern, die sie gemalt hat. Sie enthält kleine Geschichten und Notizen, die ihr eingefallen sind, von früher, von Papa, für Papa. Und sie enthält die Kastanien, vom letzten Ausritt mit Herrn Hubert im vergangenen Herbst.

VIER BEINE ALS BRÜCKE

Herr Hubert, das gutmütige Pferd mit den sanften Augen, das älteste Pferd am Sterntalerhof – Mia hatte ihn sofort in ihr Herz geschlossen. Sein tiefer Atem, seine kuschelige Mähne, sein weiser Blick – die beruhigende Gleichmäßigkeit seiner Bewegungen, wenn er Mia auf seinem Rücken trug, im Sommer noch in der Reithalle, dann später hinaus auf die Felder, in die herbstbunten Wälder, Kastanien sammeln, für die Erinnerungskiste. Neue, kleine Momente der Freiheit. Reiten – ausreiten. Doch es ist nicht nur das Reiten selbst, das Therapiepferde wie Herrn Hubert zu so wertvollen Co-Therapeuten macht, sagt Michi Scherzer, Mias Therapeutin am Sterntalerhof. Vielmehr bildet das Tier eine Projektionsfläche von Mias Bedürfnissen, es baut eine Brücke zur Seele des Mädchens. „Ich möchte

Der Sterntalernhof aus der Vogelperspektive: Links die große Reithalle, im Vordergrund Kreativpavillon, Verwaltung und Familienhaus – eine gewachsene Familienherberge mit breiten Therapiekopetenzen und multiprofessionellem Team.
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herausfinden – was braucht’s?“ sagt Michi. „Vielleicht braucht‘s einen Galopp, wenn wir uns groß fühlen wollen, wenn wir Wind im Gesicht spüren wollen, wenn wir mutig sein und uns trauen wollen, die Kontrolle gegen Bewegung zu tauschen.“ Vielleicht braucht‘s aber auch etwas ganz anderes. Versorgung, zum Beispiel. „Kinder haben ihre eigenen Konzepte von den Dingen“, erzählt Michi. „Die Lücke, die Mias Papa hinterlässt, kann in Mia scheinbar konkrete Unsicherheiten auslösen.“ Papa hat mich immer zur Schule gebracht. Wer bringt mich jetzt zur Schule? Und ins Ballett? Und wer kocht am Abend ein Abendessen, wenn Mama in den Nachtdienst muss? Wer übernimmt diese Versorgungsstrukturen? In den Stunden am Sterntalerhof, überträgt Mia ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Beweggründe auf das Pferd. Es ist wichtig, dass Herrn Huberts Box ordentlich aufgeräumt ist, dass alles seinen Platz hat. Es ist wichtig, dass Herrn Huberts Bett gemacht ist, dass sein Futter gerichtet ist. Und wenn Herr Hubert vom Wald eine Schürfwunde mit nach Hause bringt, dann ist es wichtig, dass Mia diese Wunde gut versorgt. Versorgung. „Dabei zeigt das Pferd dem Kind, dass es ihm etwas zutraut – auf eine ganz andere, viel unbewusstere Weise als beim mutigen Galopp, aber

Esel Kasimir ergänzt das vierbeinige Co-Therapeutenteam mit Neugier und Gutmütigkeit für besonders kuschelige Begegnungen Auf dem Rücken der Pferde – liegt das Glück dieser Erde: Ausritt in die weitläufige Naturlandschaft rund um den Sterntalerhof
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Enthält eine geheime Botschaft, nur für Papa: Friedhofskerze als Erinnerungsgeschenk

nicht minder tief und ehrlich.“, lächelt Michi. Und nicht minder wirksam. Die Kastanien, bei Mia stehen sie für die Schwere. Sie stehen für den Herbst, für die Zeit des Schulbeginns mit all den vielen Herausforderungen für ein neunjähriges Mädchen. Sie stehen für Papa, der mit Mia Kastanien gesammelt hatte. Zuhause hatten sie daraus kleine Tierchen gebastelt, und Mia und er hatten über fiese Mitschülerinnen gesprochen und wie man mit solchen fiesen Mitschülerinnen wohl am besten umgeht. Manche Dinge konnte man nur mit Papa besprechen, manche Dinge konnte man nur ihm sagen, nur ihm allein. Davon erzählt Mia, hoch oben auf Herrn Huberts Rücken, auf dem Weg zu den Kastanienbäumen am Waldrand. „Und wieder ist es das Pferd, das sie jetzt zu den Kastanien bringt.“ Wieder ist es das Pferd, das eine Brücke baut, zwischen dem Mädchen, seiner Geschichte, den Kastanien – und der Therapeutin. „Pferde sind Seelentröster.“, lächelt Michi. „Und sie sind es, ohne es zu wissen – und ohne etwas Konkretes zu tun.“

Als Mia nach den Weihnachtsferien an den Sterntalerhof zurückkehrt, ist Herr Hubert gestorben. Mia spürt Michis Schmerz, sie weiß, dass Michi Herrn Hubert sehr gern hatte. Jetzt will sie es genau wissen. Wann genau ist Herr Hubert gestorben, wie ist er gestorben und wo ist er gestorben? Und wie geht es Michi damit?

Erinnerung an Herrn Hubert: Selbst in seinem Tod ist das Pferd noch Wegbereiter in der Trauerarbeit

Die Therapeutin nützt die Gelegenheit, thematisiert Mias Papa, nützt den Moment, die Trauer zu spiegeln, Fragen zu stellen. Wie geht es dir? Was macht dich sauer? Was macht dich glücklich? „Kinder haben eine eigene Art zu trauern.“, sagt Michi. „Es ist, als würden sie in eine Pfütze stolpern, in der sie tieftraurig sind. In dieser Pfütze verweilen sie eine gewisse Zeit – dann sehen sie irgendwo einen Schmetterling, verlassen die Pfütze und alles ist wieder gut.“ Einmal mehr spielt Michi mit Mia an diesem Tag das kleine Memory-Spiel mit den Gefühlsmonsterchen. Jedes Kärtchen steht für ein Gefühl, traurige Monsterchen, fröhliche Monsterchen. Heute wählt Mia die Karte mit dem zornigen Monsterchen, es ist wutrot, beißt die Zähne zusammen und streckt die Hände zum Himmel. Mia ist wütend, dass Papa gestorben ist. Wütend, dass er sie nicht mehr zur Feuerwehr mitnimmt und zum Schwimmen. Mia ist wütend, dass sie ihm nichts mehr zum Geburtstag schenken kann. Dass sie mit ihm keine Kastanien mehr sammeln kann. Und dass sie ihm nichts mehr sagen kann, ihm ganz allein, nie wieder. Jedem Kärtchen jedoch, jedem Gefühlsmonsterchen –steht immer ein anderes Monsterchen gegenüber. So will es das Memory-Spiel. Und so will es Mia. Sie wählt das lachende Monsterchen, vor lauter Prusten kugelt es sich, hält sich den Bauch, Mia hat ihre Pfütze wieder verlassen.

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Gefühlskarten-Monster-Memory: Jedem schlechten Gefühl steht immer ein Gutes gegenüber.

EINE GEHEIME BOTSCHAFT

Draußen vor den Fenstern des Kunstraums hat es wieder zu schneien begonnen, Mias heiße Schokolade ist ausgetrunken. Michi hat eine Kerze vorbereitet, eine kleine weiße Friedhofskerze, die mit einem schwarzen Deckel verschlossen ist. Mia beginnt die Kerze zu verzieren. Sie klebt kleine bunte Herzen auf das Glas und Perlen, die schimmern und leuchten werden, wenn die Kerze dann brennt, wie funkelnde Sterne. Mit einem Glitzerstift malt sie ein großes Herz auf die Kerze und schreibt sorgfältig „Für Papa“ hinein. Ob er sich wohl

freuen würde über das Geschenk, das sie für ihn gebastelt hat? Michi zeigt Mia, dass sich der schwarze Deckel der Kerze abschrauben lässt. Darunter ist Platz für eine geheime Botschaft an Papa. Ein kleiner Brief, den man unter den Deckel kleben kann, den Mia hier und jetzt schreiben kann. In dem etwas steht, was sie Papa noch sagen will, nur Papa ganz allein. Und den niemand anders je lesen können würde, wenn Mia die Kerze erst einmal angezündet hat. Mia lächelt. Dann legt sie den schwarzen Deckel zur Seite, nimmt Stift und Papier und beginnt zu schreiben.

PILOTPROJEKT: KINDER-TRAUERGRUPPE GESTARTET

Die neunjährige Mia ist seit vergangenem Frühling auch Teil der neuen Kinder-Trauergruppe am Sterntalerhof. Im Zuge dieses Pilotprojekts kommen sieben Kinder aus dem näheren Umland des Sterntalerhofs zu regelmäßigen Einheiten zusammen. Fünf von ihnen haben ein Elternteil, zwei ein Geschwisterkind verloren. Sie werden über einen längeren Zeitraum in ihrem individuellen Trauerprozess begleitet – finden in der Gruppe jedoch auch Halt in der Erkenntnis, mit ihrer Geschichte, ihren Erlebnissen und ihren Herausforderungen nicht allein zu sein. Die Kinder-Trauergruppe wird von erfahrenen Trauertherapeutinnen geleitet, die dabei auf die ganze Kraft der unterschiedlichen Therapieformen am Sterntalerhof zurückgreifen können.

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Willkommen im Sternenhaus!

Erstes von vielen Projekten: "Regionale Trauerbegleitung" startet noch in diesem Jahr!

Endlich! Nach fast zwei Jahren sorgfältiger Planung und tatkräftiger Umsetzung (Der Sterntaler hatte berichtet) ist das neue Sternenhaus am Sterntalerhof bezugsbereit.

Zu den ersten Gästen, die es beherbergen wird, zählen Familien aus dem neu gestarteten Projekt "Regionale Trauerbegleitung". Sie stammen aus den umliegenden Bezirken im Südburgenland oder in der Steiermark und können nun im unmittelbaren Zeitraum nach dem Verlust eines Kindes oder Elternteils am Sterntalerhof akut betreut werden. Dafür wurde im vergangenen Sommer ein eigenes kleines Bezugsteam zusammengestellt, das neben einer Betreuerin aus dem Team der Lebensbegleitung auch den Einsatz von ein bis zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern vorsieht. "Wir wollen den Betreuungs-Konzept mit den Familien und anhand ihrer individuellen Bedürfnisse entwickeln.", sagt Kinderpsychologin Mag. Christina Holper, die das Projekt koordiniert. Dies erfordere jedoch ein hohes Maß an Flexibilität: "Betroffene Familien können einen solchen

Wohlfühl-Ambiente: Das Sternenhaus bietet Raum für Rückzug und Erholung in schwierigen Zeiten. Lichte Architektur: Durch das Glas des Wintergartens können Sternenhaus-Bewohner in die Sterne sehen.
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akuten Aufenthalt nicht Wochen zuvor planen." Außerdem soll es möglich sein, auch wichtige Bezugspersonen wie etwa Großeltern oder eine Tante mitzunehmen. "Ziel ist es die Familien in ihrem ersten Schock zu stabilisieren, aufzufangen und die Rückkehr in einen Alltag bestmöglich vorzubereiten.", so die neue fachliche Leitung. Dafür bietet das neue Sternenhaus ideale Rahmenbedingungen, nicht nur durch seine freundlich warme Atmosphäre und seine perfekte Einrichtung. "Es ist auch innerhalb des Sterntalerhofs selbst als Rückzugsort konzipiert", sagt Christina Holper, "und dadurch, dass es vom Familienhaus unabhängig betrieben wird, bietet es die für die Akutversorgung so wichtigen kurzen Vorlaufszeiten."

Sie freut sich, dass die lange geplante Umsetzung der regionalen Trauerbegleitung als eines der vielen Projekte im Sternenhaus nun endlich beginnen kann – die ersten Familien erwartet sie noch diesen Herbst!

Regionale Trauerbegleitung: Kinderpsychologin Mag. Christina Holper betreut eines der ersten Projekte im Sternenhaus

EIN STERNTALER IM Sterntaler: JOSEF HACKL

Stellvertretend für all die vielen fleissigen Hände, die das Sternenhaus geschaffen haben – von der Planung über den Bau bis hin zur Inneneinrichtung – möchten wir hier unseren langjährigen Unterstützer Josef Hackl (3. von links im Bild) vor den Vorhang holen: Mit Unterstützung "seines" Unternehmens Sefra-Farben und helfenden Händen seines Teams schritt er selbstlos und eigenverantwortlich dort ans Werk, wo er gebraucht wurde. Ein herzliches DANKE!

Barriere-Freiheit: Extrabreite Türen erlauben es den Familien, das Pflegebett in jedem beliebeigen Raum zu positionieren Top-Ausstattung: Für Familien mit pflegebedürftigen Kindern hält das Sternenhaus eine exzellente Einrichtung bereit. Familien-Herberge: ein komfortabler und geräumiger Rückzugsraum
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Schenken Hilft – oder wie man mit einem Packerl gleich zweimal Freude schenkt!

Vom köstlichen Schoko-Sterntaler bis zu exklusiven Karten und Billets – mit unseren Geschenkboxen aus dem SCHENKEN HILFT Sortiment schenken Sie gleich zweimal Freude: Dem oder der Beschenkten – und den Kindern, den Familien, den Tieren am Sterntalerhof. Weil sich alle SCHENKEN HILFT Partner und Ausstatter uneigennützig einbringen!

Das komplette Sortiment finden Sie unter schenkenhilft.at

Schoko Sterntaler

Zartschmelzende Verführung: Die köstlichen Schoko-Sterntaler aus der Confiserie Heindl gibt's in verschiedenen Sackerln und Packerln 3 Stk. für sinnvolle 2,75

Euro

Frohes Fest

Unser Weihnachts-Packerl mit feinem Bio Kletzenbrot und einem Lebkuchen von Bio-Bäckerei Ringhofer, einem Glas Blütenhonig, einer Kerze "Hoffnung" mit Zündhölzern, einem Weihnachtskartenset von karindrawings aus Berlin und dem neuen Märchenbuch vom Sterntalerhof Für sinnvolle 42 Euro

Rundum g’sund

Feinste Dinkel Spaghetti von Werkovits mit Kürbiskernpesto (und Snack) von Schalkmühle – dazu ein herrlich erfrischender (alkoholfreier!) TraubenSecco von Jordan aus Pulkau im Retzer Land und ein Packerl Dinkel-Kekse von der Bio-Bäckerei Ringhofer Für sinnvolle 48 Euro

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Billet Winterzauber

Billets und Karten gezeichnet von "unseren" Kindern am Sterntalerhof, sowie von Künstlern und Künstlerinnen aus Amsterdam, Berlin und Wien. Diverse Motive ab sinnvolle 1,20 Euro

Exklusive Armbänder

Einzigartige Schmuckstücke von WabiSabi und Makaro Jewelry in unterschiedlichen Designs –handgemacht, nachhaltig und fair. ab sinnvollen 18 Euro

Podcast-Tipp!

Der ALOHA- GLÜCKS-TALK : Marguerite Harnoncourt im Gespräch mit Harald Jankovits am 9. November um 18:00 live auf instagram @margueriteharnoncourtcoaching als Special Podcastfolge auch bei Spotify, Apple und youtube

Turmbau zu Kitzladen

Jeder nächste Griff entscheidet – das Spiel um Sein oder Nicht sein – handgemacht vom Verein VAMOS im Südburgenland!

Für sinvolle 36 Euro

EINE STERNTALERIN

IM Sterntaler:

MARGUERITE HARNONCOURT

Sie ist eine Sterntalerin der ersten Stunde: Über ein Charity-Projekt in Wien hat Marguerite Harnoncourt zum Sterntalerhof gefunden – und ihn fortan zu ihrem "Herzensprojekt" erklärt: Über Jahre nützt sie ihr starkes Medien-Netzwerk, um Projekte wie SCHENKEN HILFT! zu unterstützen und dem Sterntalerhof eine größere Bühne zu geben.

Die Auseinandersetzung mit Krisen, mit Angst und Leidensdruck hat sie dabei nie gescheut – sondern nach einer weitreichenden beruflichen Neuorientierung zu ihrem Lebensinhalt gemacht. Heute ist sie diplomierte psychologische Beraterin mit eigener Praxis in Wien und betreibt zudem einen erfolgreichen Podcast: Unter dem Titel ALOHA – Anders leben ohne Angst begibt sie sich auf die Spuren innerer Krisen und zeigt Wege hin zu einem glücklichen und erfüllten Leben. "Angst kommt oftmals dann, wenn wir einen nächsten Schritt setzen, wenn wir verändern und unsere Komfortzone verlassen", sagt Harnoncourt – trotzdem voller Zuversicht loszugehen, dazu ermutigt sie ihre breite Hörerschaft.

Auf die Suche nach dem sprichwörtlichen "Glück" begibt sich Marguerite Harnoncourt aber auch regelmäßig in ihrem "ALOHA- GLÜCKS-TALK": Am 9. November begrüßt sie dazu Sterntalerhof-Geschäftsführer Mag. Harald Jankovits – zu einem Gespräch rund um Schenken und Glück live auf ihrem Instagram Kanal. Wir bedanken uns ganz herzlich für die langjährige Unterstützung und freuen uns auf das Gespräch!

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Dein Sterntaler Stern

Du brauchst:

• 2x großen Bogen Seidenpapier in zwei unterschiedlichen Farben

• Eine Schere

• Einen Klebestift

• Etwas vorweihnachtliche Stimmung

Deko-Tipp aus der Sterntalerhof-Bastelwerkstatt für vorfreudige Weihnachts-Wichtel: Aus feinem Transparent-Papier entsteht in wenigen Schritten ein wunderbar leuchtender Weihnachtsstern für’s Fenster. Für festlich feierliche Stunden – unter guten Sternen...

Schritt 1: Quadrate zuschneiden

Schritt 2: Zum Dreieck falten

Zuerst schneiden wir insgesamt 16 Quadrate in beliebiger Farbe zu. Das Format ist ebenfalls frei wählbar. Unsere Quadrate haben die Maße 10x10cm

Dann falten wir jedes Quadrat zum Dreieck –und öffnen es danach wieder.

16 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Basteln

Schritt 4: Spitzen zurückfaltenSchritt 3: Spitzen falten

Die beiden Ecken werden nun zur Mittellinie hingefaltet, so dass eine Spitze entsteht.

Schritt 5: Spitzen falten

Die soeben gefaltete Spitze wird nun wieder bis zur Außenlinie zurück gefaltet, so dass die Außenseite der Spitze dicker wird.

Schritt 6: Zacken verbinden

Jetzt falten wir auch die untere Seite hin zur Mittellinie –so entsteht auch hier eine Spitze. Diese Faltungen werden mit allen restlichen 15 Quadraten wiederholt.

STERNTALERINNEN IM Sterntaler: DIE PURBACHER BASTELRUNDE

Die fleißigen Damen der Purbacher Bastelrunde werden seit mittlerweile 15 Jahren nicht müde, Osterbazare und Adventmärkte zu veranstalten, auf denen sie ihre beliebten handgefertigten Produkte verkaufen – selbst im zweiten Jahr der Pandemie ließen sie es sich nicht nehmen, mit einem Verkaufsstand im Freien den Sterntalerhof zu untersützen. Ein herzliches DANKE dafür an Karoline Preiner und ihr wunderbares Team –im Namen all "unserer" Kinder und Familien.

Zum Schluss werden die Zacken immer im Wechsel orange/gelb aneinander geklebt. Hierbei ist es wichtig, dass das die richtige Seite oben ist.

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Was es noch braucht.

Mit einem internen Abschlussritual für verstorbene Kinder beendet das Team am Sterntalerhof seinen Jahreskreislauf. Trauertherapeutin Claudia Ritter über Aufbau, Ablauf und Hintergründe.

Was braucht’s? Es ist eine einfache Frage, aber am Sterntalerhof ist sie von zentraler Bedeutung. Was braucht’s, damit Familien deren Leben völlig aus den Fugen geraten ist neue Kraft schöpfen, neue Zuversicht finden? Was braucht’s, um der Angst zu begegnen, die das Leben einer Mutter bestimmt, wenn das Morgen ihres Kindes in den Sternen steht? Was braucht’s, damit ein Geschwisterkind wieder Kind sein kann? Und was braucht’s damit das schwer kranke Kind inzwischen gut und sicher aufgehoben ist? Was braucht’s? Die Frage wird immer neu gestellt, weil es darauf so viele unterschiedliche Antworten gibt. Sie wird von den Therapeutinnen gestellt, von der Psychologin und der Sozialarbeiterin, vom Seelsorger, von der medizinischen Betreuung – von jenen Menschen, die am Sterntalerhof

das Team der Lebensbegleitung bilden. Von Menschen wie Claudia Ritter. Seit über 15 Jahren ist Claudia Trauertherapeutin am Sterntalerhof, sie kennt die Frage, sie kennt viele der Antworten. Jahr für Jahr stellt sie die Frage für betroffene Väter und Mütter, für Kinder und Geschwisterkinder. Am Ende jedes Jahres jedoch stellt sie die Frage für sich selbst – und für das Team.

Es ist ein kalter Freitag Morgen im Dezember, in wenigen Tagen ist Weihnachten. Der Sterntalerhof wird für zwei Wochen seine Pforten schließen, nur die Tiere werden versorgt, das Team der Lebensbegleitung wird sich zuhause für ein neues Jahr erholen. Doch bevor dieses neue Jahr beginnen kann, muss das alte gut abgeschlossen sein. Es war ein langes Jahr. Ein Jahr, in dem acht Kinder „vorangegangen sind“, wie Claudia

18 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Seele

es nennt. Acht Parten, die Claudia abgelegt hat. Acht Einträge in einer immer länger werdenden Liste. Acht Kinder, die hier am Sterntalerhof Geschichten geschrieben haben, mit ihren Familien, mit den Tieren, mit dem Team der Lebensbegleitung. Was braucht’s jetzt für uns?

Claudia will Antworten finden, einmal noch in diesem Jahr, einen ganzen Vormittag lang. „Das gemeinsame Abschlussritual ist zu einem festen Bestandteil unseres Jahreskreislaufs geworden.“, erzählt Claudia. Es ist ein Vormittag nur für das Team, zwei Monate lang hat sie ihn vorbereitet, hat sich mit Kolleginnen abgestimmt, hat Gespräche geführt und Fragen gestellt – auch sich selbst. Wie geht es dir? Was belastet dich? Was willst du dalassen, wenn du vom Sterntalerhof nach Hause fährst, in den Weihnachtsurlaub? Was braucht’s, damit das

Was belastet dich. Was willst du dalassen, wenn du vom Sterntalerhof nach Hause fährst, in den Weihnachtsurlaub. Abschied hat viele Gesichter.

gelingen kann, damit uns das gemeinsam gut gelingen kann? Das Ritual beginnt um neun Uhr morgens, im Freien, im offenen Kreativpavillon, mit einem Lichtertanz. Alle 12 Kolleginnen und Kollegen der Lebensbegleitung sind da, niemand würde sich das Abschlussritual entgehen lassen. Leicht fröstelnd stellen sie sich auf, im Kreis, weil nichts so sehr eine gemeinsame Mitte schafft, wie die Kreisförmigkeit. Kleine Lichter werden ausgeteilt, von Claudia vorbereitete, leere Nutellagläser mit einem Teelicht, dessen kleine Flamme durch buntes, aufgeklebtes Seidenpapier schimmert. „Was wir unter dem Jahr den Familien geben, versuche ich einfließen zu lassen.“, sagt Claudia. Vielseitige Kompetenzen. Aber auch scheinbar kleine, einfache Konzepte – mit großer Wirkung. Musik erklingt, ein gemeinsamer Tanz eröffnet die

Der Kreativpavillon im Schnee – winterlicher Ausgangspunkt für einen meditativen Beginn des Rituals
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Bewegung. Die Gruppe bleibt dabei im Kreis, die Schritte sind einfach, meditativ. Nach fünf Minuten endet die Musik, die Lichter werden alle zur Mitte gestellt, achtsam und bewusst. Hier werden sie bleiben und brennen, bis das Ritual zu Ende ist.

NACH VORN BLICKEN – UND ZURÜCK

Die Gruppe zieht weiter, in die Küchenwerkstatt des Sterntalerhofs. „Nach einem meditativen Beginn suche ich den Übergang in nicht minder meditative Kreativität“, sagt Claudia. Gemeinsam beginnt das Team, Trauerkarten zu gestalten, für nächstes Jahr, für die Zukunft, als persönliche Karten vom Sterntalerhof für Angehörige der Familien. Eine gute Stunde lang basteln, zeichnen, malen, schreiben die Teammitglieder, „Jeder sucht sich seinen Platz, jeder kann seinen Gedanken, seiner Inspiration freien Lauf lassen, es gibt kein Richtig oder Falsch.“ Wichtig ist Claudia, dass die fertigen Karten am Ende ihren Weg in den Kasten finden, an einen dafür vorgesehenen Platz, um dort in Zukunft einen realen Zweck zu erfüllen – und dass sich alle dieses Zwecks bewusst sind.

Die Regenbogenkerze als Symbol für das ewige Licht –an ihrer Flamme entzündet sich die Erinnerung.

Trauerkarten als Werk für die Zukunft: Auch meditatives, kreatives Schaffen ist Teil des gemeinsamen Abschlussrituals

Nach einer kurzen Pause sammelt sich die Gruppe dann vor dem großen Sensorik-Raum im Hauptgebäude. Ein paar Atemzüge will Claudia gemeinsam innehalten, bevor sie die Türe öffnet. Der Raum ist leicht verdunkelt, am Boden in der Mitte brennt eine Regenbogenkerze –als leuchtender Mittelpunkt einer Installation aus bunten

Tüchern. Rundherum stehen acht laminierte Bilder mit Fotos der in diesem Jahr verstorbenen Kinder, sowie acht Teelichter und acht kleine Laternen. Auf Decken nimmt die Gruppe Platz, im Kreis, den Blick zur Mitte gerichtet, auf die Kerze, auf die Kinder, die Geburtsdaten, die Sterbedaten. Claudia beginnt chronologisch im Kreislauf des vergangenen Jahres. Sie nennt den Namen des ersten Jungen, er ist im Jänner verstorben. Als Bezugsbetreuerin war es Therapeutin Verena, die ihm und seiner Familie besonders nahestand. An diesem Morgen ist es Verena, die das erste der acht kleinen Teelichter vom Boden nimmt, um es an der brennenden Regenbogenkerze zu entzünden und in eine Laterne zu stellen. „Mit diesem Entzünden des Lichts, holen wir den Verstorbenen bewusst in die Runde.“, sagt Claudia. Nun teilt das Team gemeinsam Erinnerungen an den kleinen Jungen, Geschichten, Anekdoten aus seinen Wochen am Sterntalerhof. Fröhliche Momente, berührende Momente, traurige Momente. „Es ist der gemeinsame Austausch, um den es hier geht,“, sagt Claudia, „das gemeinsame An-Denken, die Vielfalt an Erinnerungen, die unterschiedlichen Zugänge unserer Teammitglieder – aber auch die Möglichkeit, nochmals in gemeinsamer Runde etwas loszuwerden, etwas dazulassen.“ Dabei ist es jedermanns freie Entscheidung, eine Geschichte zu teilen, oder lieber nur den anderen still zuzuhören.

20 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Seele

Nichts schafft so sehr eine Mitte wie der Kreis: Das Gedenken erfolgt chronologisch im Kreislauf des vergangenen Jahres.

EIN ZUHAUSE FÜR DIE ERINNERUNG

Mit acht kleinen Laternen in der Hand macht sich die Gruppe dann auf zur letzten Station des Rituals, zur kleinen Kapelle des Sterntalerhofs. Auch die Fotos der verstorbenen Kinder haben die Teilnehmer mitgenommen, halten sie achtsam vor sich, während sie sich in der Kapelle wieder im Kreis einfinden, diesmal stehend, rund um den Baumaltar in der Mitte, auf dem die acht Laternen stehen. Seelsorger Franz lässt einen Augenblick der Stille verstreichen, bevor er ein paar abschließende Worte spricht. Dann finden die Bilder der Kinder ein neues Zuhause, in einem kleinen Häuschen aus Stoff, das seit Jahren hier in der Kapelle steht, dessen Dach man aufklappen kann und in dem auch bereits viele Parten und Erinnerungsbilder aus den Vorjahren liegen – für Jedermann zu sehen, der die kleine Kapelle am Sterntalerhof besuchen will. „Etwas für die Zukunft aufheben, Bezugspunkte schaffen, Orte, zu denen man zurückkehren kann.“, sagt Claudia – der alljährliche Abschluss des Abschlussrituals am Sterntalerhof. Der Abschluss eines Vormittags nur für das Team. Sie haben sich erinnert. Sie haben sich bewusst bei den Verstorbenen aufgehalten, mit Namen, mit Geschichten. Sie haben sich verabschiedet.

„Natürlich kann ein solches Ritual nicht alles vergessen machen – oder alle Traurigkeit

Das Innere der Kapelle mit mittigem Baumaltar: Der Erker mit der Seidenmalerei ist ostseitig positioniert, fängt die aufgehende Sonne ein.

beiseiteschieben.“, sagt Claudia. Aber es kann einen Prozess unterstützen. Es kann ein Element der Verbindung sein, es kann erden und dabei helfen, den Blick auf gewisse Dinge zu richten. „Es kann eine der Antworten sein, auf die ganz große Frage: Was braucht’s?“ Für die Kinder und Familien am Sterntalerhof. Aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die überkonfessionelle Kapelle am Sterntalerhof: Mit dem Läuten der Glocke endet das Abschlussritual.
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Fünf Fragen

WAS BEWEGT DICH ALS UNTERSTÜTZER DES STERNTALERHOFS?

Ich wurde durch einen Bekannten auf die Arbeit des Sterntalerhofs aufmerksam und empfinde die Arbeit und Hilfe, die hier im Südburgenland geleistet wird, als außerordentlich. Es war für mich von Anfang an klar, mich daran bestmöglich zu beteiligen.

AUS DEINER SICHT ALS SPORTLER –WAS MACHT EINEN MENSCHEN „ERFOLGREICH“?

Wenn man am Ende des Tages auf einen produktiven und fokussierten Tag zurück blicken kann. Der "Erfolg" selbst – kommt dann von ganz alleine.

WIE GEHST DU MIT RÜCKSCHLÄGEN UM?

Ich lerne daraus und analysiere: Was war der Grund dafür? Was kann man in Zukunft verbessern? Wie werde ich Tag für Tag ein klein wenig besser.

WIE DEFINIERST DU GLÜCK?

Wenn man mehr Freuden als Sorgen hat – dann darf man sich glücklich schätzen.

WENN DU DIR EINES AUSSUCHEN KÖNNTEST –FÜR WELCHES THEMA WÜRDEST DU UNSERE GESELLSCHAFT STÄRKER SENSIBILISIEREN?

Für ein stärkeres Involvement – für mehr Engagement in karitative Zwecke. Egal in welchem Bereich.

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an Bernd Wiesberger, Golf-Profi und Sterntalerhof-Botschafter 22 Der Sterntaler | Winter 2022/23 Menschen
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