
2 minute read
Rollstuhlsporttrainerin
FRAUENPOWER IM SPORT
Von der Spitzenläuferin zur Rollstuhlsporttrainerin
Monika Vifian engagiert sich seit rund 30 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Leichtathletik im Breiten- und im Leistungssport und ist seit Anfang 2021 Nachwuchsverantwortliche Leichtathletik im Rollstuhlsport.
Von Gabi Bucher
Frauenpower im Sport? Davon hatte und hat Monika Vifian eine ganze Menge. In jungen Jahren war sie Spitzensportlerin über 800m. «Ich bestritt den letzten Länderkampf mit Meta Antenen, sie hat damals den Frauensport salonfähig gemacht.» Nach ihrer Karriere machte sie die Trainerausbildung und ist im Moment im Ausbildungskader von Swiss Athletics im Mittel- und Langstreckensport. Sie sei oft die einzige Frau gewesen in der Ausbildung. «Ich hatte Glück, dass meine Eltern so offen waren. Spitzensport für Frauen war lange verpönt. Als Mädchen oder junge Frau lernte man früher eher einen Beruf oder half zu Hause.»
Gefahr in der Männerriege
Monika hat ihr Leben lang Sport gemacht, gab Aquafit-Kurse für die Rheumaliga, war Expertin im Erwachsenensport und leitete unter anderem auch den Turnverein in Rothrist. «Eine Männerriege», erklärt sie, da sei schon mal ein Spruch gefallen. «Nach dem ersten Training erzählten sie mir, sie hätten vor lauter Muskelkater nicht mehr Treppen steigen können. Damals war ich halt sehr fit», sagt sie lachend. Schwieriger sei teilweise die Akzeptanz der Frauen zu Hause gewesen. «Eine Frau hat ihrem Mann sogar verboten, weiter zu mir ins Training zu kommen».
Von Beat Fäh, Nationaltrainer Leichtathletik RSS, erhielt sie vor zirka zweieinhalb Jahren die Anfrage, ob sie Trainer Paul Odermatt im Nachwuchstraining unterstützen könne. Monika Vifian fand Gefallen an der Tätigkeit und wurde Anfang 2021 Nachwuchsverantwortliche als Assistenz von Paul. Als sie zusätzlich den «Trainer A» absolvierte, die höchste Verbandsausbildung, entschied sie sich, diesen im Rollstuhlsport zu machen.
Monika merkte schnell, dass das Training der Rollstuhlfahrer jenem der Fussgänger sehr ähnlich ist. «Die Rollstuhlfahrer machen einfach mehr Kilometer», fasst sie zusammen. Es gebe auch keinen Unterschied zwischen den Trainingsplänen für Mädchen und Jungs. «In diesem Alter können Mädchen genauso viel leisten wie Jungs, wenn nicht sogar mehr.» Natürlich sei die Menstruation wie auch bei Fussgängerinnen ein Thema. «Die einen haben mehr Schmerzen als die anderen.» Mit der Sportmedizin vor Ort hätten sie aber die Möglichkeit, auf allfällige Probleme diesbezüglich einzugehen. «Und an den jährlichen Testing Days wird alles abgecheckt, auf sportmedizinischer und psychologischer Ebene. So haben wir viele Daten über unsere Nachwuchsathletinnen und -athleten.»
Frauen mit Biss
Dass jetzt neben Paul auch eine Frau anwesend im Training ist, sei sicher von Vorteil. «Wenn es gilt, mal bei Transfers anzupacken, ist das nun sicher angenehmer für die Mädchen, und ab und zu fragen sie nach einer kurzen Nackenmassage, was sie wohl früher kaum getan haben.» Der Nachwuchs bekommt ihre Frauenpower aber auch anderweitig zu spüren. «Ich bin strenger als Paul, das gibt er auch zu. Aber wenn man Spitzenathletin werden will und dabei teilweise vom Verband unterstützt wird, muss man auch etwas leisten.»
Frauenpower im Sport zeigte sich auch an den diesjährigen Olympischen und Paralympischen Spielen. Es erstaunt Monika nicht, dass die Frauen so abgeräumt haben. «Frauen haben mehr Biss und man sagt ihnen nach, dass sie mehr Schmerz aushalten können.» Dass man sich jetzt vermehrt dem Frauenthema widme im Sport, findet sie gut, «aber man sollte es nicht zuspitzen, das wäre schade. Es ist wichtig, Gefässe zu schaffen, in denen man Frauen abholen kann, aber im gesunden Mass. Frauen sollen für ihre Leistungen wahrgenommen werden und nicht dafür, dass sie sie als Frauen erbringen!»