
Schweizer Nachwuchs in Hochform















Das Kit besteht aus einem Necessaire mit Handtuch, Spiegel und Händedesinfektionsmittel.



Schweizer Nachwuchs in Hochform
Das Kit besteht aus einem Necessaire mit Handtuch, Spiegel und Händedesinfektionsmittel.
Es dauert nur noch ein Jahr, bis unsere Spitzensportler in Japan erneut im Schaufenster der Paralympics stehen. Die Arbeiten dafür haben schon längst begonnen mit täglichen Trainings, zusätzlichen Wettkämpfen und bei den administrativen Vorbereitungen.
Damit am Schluss eine Goldmedaille gefeiert werden kann, braucht es nicht nur viel Arbeit, sondern auch viele Emotionen.
«Der lange Schatten von Tokyo 2020»
Nehmen wir das Beispiel von Marcel Hug, der 2016 in Rio seine langersehnten paralympischen Goldmedaillen feiern durfte. Dies nach jahrelangen Entbehrungen, viel Fleiss, zahlreichen schönen Erfolgen, aber auch ein paar schmerzhaften Enttäuschungen. Natürlich hat Marcel dabei den deutlich grössten Anteil geleistet, wurde auf seinem Weg aber auch von vielen Menschen unterstützt. Ohne sein erstes Schnuppertraining, ohne all seine Rennrollstühle, ohne Sportarzt oder Leistungstests, ohne Reiseorganisation und ohne finanzielle Unterstützung wäre dieser Weg nicht möglich gewesen.
Ich will seine immense Arbeit nicht schmälern, sondern uns alle im Umfeld der SPV an unseren Auftrag erinnern, wie er auf der Website der SPS steht: «Wir begleiten Querschnittgelähmte. Ein Leben lang – um Betroffenen ein selbstbestimmtes und autonomes Leben zu ermöglichen.» Dies gilt nicht nur für alle unsere Athleten, sondern auch für alle anderen Rollstuhlfahrer, die irgendeine unserer Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
Tokyo 2020 wird dem Thema Querschnittlähmung wieder viel wichtige Öffentlichkeitswahrnehmung bringen. Solche emotionalen und verdienten Leistungen sollen als Leuchtturm wahrgenommen werden für uns alle, die wir im diesem fantastischen Netzwerk der Schweizer Paraplegiker-Gruppe jeden Tag unser Bestes geben für eine breitere Integration und optimale Bedingungen auch im Alltag aller Rollstuhlfahrer.
Herzlichst
Roger Getzmann
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Der Infyna Chic Einmalkatheter wurde mit Hilfe von Fachexperten entwickelt, um ein hohes Mass an Diskretion für Frauen, die Einmalkatheter verwenden, zu gewährleisten. Der Einmalkatheter hat nicht nur ein ansprechendes Design, sondern ist auch einfach in der Handhabung. Infyna Chic kann einer Frau helfen, sich besser damit zu fühlen, einen Katheter zu verwenden.
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0050 © 2019: Hollister Incorporated. Hollister und Logo sowie Infyna Chic und Kontinenzversorgung sind Warenzeichenvon Hollister Incorporated.
Einmalkatheter
Herausgeberin
Schweizer Paraplegiker-Vereinigung
Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil
Telefon 041 939 54 00
E-Mail spv@spv.ch www.spv.ch
Chefredaktor
MLaw Charly Freitag
Redaktion
Urs Styger, Felix Schärer, Roger Getzmann, Evelyn Schmid, Gabi Bucher
Koordination, Grafik, Inserate Tina Achermann
Fotos
SPV, fotolia.com, Team Urs Sigg Fotografie, IRB Biel, Fahny Baudin, Universitätsklinik Balgrist, Andreas Pröve, Ruth Freimüller, Judith Bachmann, Mike Pavel, Alice Barmet, Claude Alain Hofer, realfly.ch, Michael Fund/Daniel Streit/ Swiss Paralympic, Thomas Lackner, SPS
Druck
Brunner Medien AG, www.bag.ch
Redaktionsschluss
Ausgabe Winter 2019: abgeschlossen Ausgabe Frühling 2020: 22.11.2019
Auflage
8 600 Exemplare deutsch 4 450 Exemplare französisch
In dieser Publikation wird zur Vereinfachung die männliche Form stellvertretend für die weibliche und männliche Formulierung verwendet.
Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Fremdbeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. Ein Abdruck von unverlangt eingesendeten Manuskripten ist nicht gewährleistet.
WIR BEWEGEN AKTUELL 6
BESUCHERZENTRUM
In eine fremde Haut schlüpfen 8 NACHGEFRAGT Win-Win-Situation 9 IM ANDENKEN Erwin Zemp 10
LEBENSBERATUNG
BERUFLICHE INTEGRATION
Eine ganz «normale» Lehre 12 PILOTPROJEKT «Reha-WG» 15 IM BALGRIST SPV-Höck
UND WISSENSCHAFT
Barbara Zihlmann
Sportartenmanagerin
Seit dem 1. Mai 2019 arbeitet
Barbara Zihlmann bei der SPV als Sportartenmanagerin. Sie ist zuständig für die Sportarten Rollstuhlbasketball, Rollstuhltennis und Rollstuhltischtennis. Zurzeit pendelt sie noch zwischen Basel und Nottwil hin und her, da sie mitten im Schlussspurt für ihre Masterarbeit am Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit in Basel ist.
Schwimmen im Sempachersee Über Mittag überzeugt Barbara jeweils bei ihrem Wettschwimmen gegen Marco Bruni im Sempachersee. Ihre Freizeit verbringt sie in den Bündner Bergen beim Mountainbiken oder in den Turnhallen von Luzern am Volleyball spielen.
DER EVENT
Parlamotion
Nach dem Lauf durch Bern bot Rollstuhlsport Schweiz den Parlamentariern die Möglichkeit, im Rollstuhl einen kurzen Parcours zu absolvieren, um sie für Hindernisse im Alltag zu sensibilisieren. Beim Basketball stellten die Parlamentarier ihre Treffsicherheit unter Beweis.
FÜR SIE DA
Das Herz der SPV sind die Menschen. Wir wollen genau die Dienstleistungen anbieten und uns in den Bereichen engagieren, welche die Querschnittgelähmten in der Schweiz benötigen. Daher brauchen wir Ihre ehrliche Meinung. Ihre Anregungen, Ideen, Visionen und auch Ihre Kritik helfen uns, unsere Angebote, die Kommunikationsmittel, den Austausch in unseren Clubs wie auch im Verband und unseren Service zu optimieren und den Bedürfnissen noch besser anzupassen.
Online-Umfrage
Wir führen die Umfrage regelmässig durch und beobachten, wo wir uns weiterentwickeln und verbessern konnten. Sie finden die Fragen online unter www.spv.ch/de/umfrage. Sofern Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mitgeteilt haben, werden wir Ihnen den direkten Link zusenden. Gerne informieren wir Sie im Paracontact über die Resultate und eventuelle Verbesserungsmassnahmen. Das Ausfüllen unserer Umfrage benötigt etwa sieben bis zehn Minuten Zeit. Wir set-
zen ein Onlinetool ein, um die Auswertung zu vereinfachen, Ressourcen zu sparen und dem Wunsch nach unkompliziertem Erfassen der Antworten entgegenzukommen.
Als Dank für Ihre Teilnahme verlosen wir attraktive Preise. Füllen Sie nach Abschluss der Umfrage noch den Adresstalon aus. Die beiden Bereiche sind klar getrennt, damit Sie die Umfrage auf Wunsch anonym ausfüllen können. Wir werden die Gewinner im November schriftlich benachrichtigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Einsendeschluss ist der 20. Oktober 2019.
Preise
1. Preis: CHF 300.– Einkaufsgutschein
2. Preis: CHF 200.– Einkaufsgutschein
3. Preis: CHF 100.– Einkaufsgutschein
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag zur Weiterentwicklung der SPV und viel Glück bei der Verlosung!
Aus gesundheitlichen Gründen demissioniert SPV-Präsident Philippe Moerch auf die DV 2020 und Thomas Schneider tritt aufgrund der Amtszeitbeschränkung zurück. Seit dem 9. Juli 2019 wird der Präsident von einer Vizepräsidentin und einem Vizepräsidenten unterstützt.
Der im April gewählte Zentralvorstand hat an der konstituierenden Sitzung im Juli entschieden, das Vizepräsidium künftig mit zwei Personen zu besetzen. Er wählte neben Thomas Schneider, der das Amt schon länger innehat, neu Olga Manfredi. Beide verfügen über Vorstandserfahrung, sind mehrsprachig und gut vernetzt.
PARA KNOW-HOW
Einmalkatheterismus
Das kostenlose Seminar des SPZ am 1. Dezember 2019 (von 13 bis 17 Uhr) vermittelt und diskutiert aktuelle Informationen zum Einmalkatheterismus aus pflegerischer Sicht. Zudem präsentieren Hersteller die neusten Produkte und Hilfsmittel.
Informationen/Anmeldung Therese Kämpfer Tel. 041 939 53 62 (Di/Do) therese.kaempfer@paraplegie.ch, www.paraplegie.ch (Para Know-how)
TREND WCMX
Neue ActionSportart
WCMX, vereinfacht als Rollstuhl-Skaten bezeichnet, stammt aus den USA. In Europa machte der deutsche David Lebuser das WCMX
2012 so richtig bekannt. Die Schweiz hat mit der Walliserin Lorraine Truong eine talentierte Athletin, der dieses Jahr als erster Frau ein Backflip auf einer Rampe im Skills Park Winterthur gelang. Die beiden Sportler stellten ihre Sportart an der Junioren-WM im August in Nottwil mit Shows und Workshops vor. Im Oktober werden anlässlich des «move on» weitere Workshops für Interessier te angeboten. Und Ende August vertrat Lorraine Truong die Schweiz zum ersten Mal an den Weltmeisterschaften.
WCMX fährt man auf Infrastrukturen, die für BMX und Skateboard gebaut wurden. Die immer mehr an Attraktivität gewinnenden Indoor Anlagen wie z. B. der Skills Park in Winterthur sind oft für Rollstuhlfahrer eingerichtet. Der WCMX Rollstuhl ist ein für den Sport speziell entwickelter Sportstuhl.
Mehr dazu www.david-lebuser.de www.lorrainetruong.ch
Michael Bütikofer, der seit 2011 beim Institut für Rechtsberatung (IRB) tätig ist, tritt im Oktober 2019 die Nachfolge von Michael Weissberg an, der in Pension geht.
Michael Bütikofer hat sein Rechtsstudium an der Universität Bern und der Université de Poitiers (Frankreich) absolviert und arbeitet zweisprachig. Er war in den letzten acht Jahren als Rechtsanwalt und Notar beim IRB tätig und kennt die komplexen Rechtsfragen der Querschnittgelähmten bestens. Daneben arbeitet er weiterhin im Advokaturund Notariatsbüro Weissberg. Michael hat zwei Söhne (5 und 3 Jahre) und lebt mit sei-
ner Familie in Bern. In seiner Freizeit fährt er gerne Ski, Rennvelo oder Mountainbike und liebt das Reisen in ferne Länder.
Die Nachfolge wurde bereits 2017 vom Zentralvorstand beschlossen und kommuniziert, so dass die Amtsübergabe reibungslos vonstatten ging. Das IRB berät in Biel mit aktuell sechs Rechtsanwälten die SPV-Mitglieder in allen sozialversicherungsrechtlichen Fragen in Zusammenhang mit einer Querschnittlähmung. Alle Anwälte führen Prozesse und verfassen Rechtsschriften sowohl in Deutsch als auch in Französisch.
Jährlich organisiert die Europäische Paraplegiker-Vereinigung (ESCIF) einen Kongress zu einem aktuellen Thema rund um Para- und Tetraplegie.
Die Thematik des nächsten ESCIF-Kongresses, der in Nottwil vom 6. bis 8. Mai 2020 stattfinden wird, ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Ziel des Kongresses ist die Evaluation, ob und wie gut die Ratifizierung der Konvention in den verschiedenen Ländern und Organisationen vollzogen worden ist. Als Sekretär der ESCIF ist Urs Styger massgeblich in die Vorbereitung des Anlasses einbezogen.
Informationen www.escif.org
Vier Querschnittgelähmte nehmen uns mit in ihren Alltag, zeigen uns, was sie bedrückt und was sie glücklich macht. Willkommen in der WG, willkommen im ParaForum.
Von Evelyn Schmid
Matteo (17), Sarah (32), Stefan (41) und Christine (68) berichten von ihrem Alltag als Para- oder Tetraplegiker, von Hobbies, Beruf, von ihren Wünschen an Partner und Familie und von dem, was sie tagtäglich beschäftigt. Es sind fiktive Geschichten, die im ParaForum von selbst Betroffenen erzählt werden. Der Besucher taucht in fremde Leben ein, ist zu Gast in der WG der vier Protagonisten, deren Leben in realitätsnaher Form erzählt wird. Er setzt sich an den Küchentisch, schaut in den Kleiderschrank oder die Tischschublade. Via Tablets, Screens, Games und Audioguides können Informationen abgeholt werden. Und zwar so viel, wie der Besucher mag. Der eine lässt sich eine Stunde lang treiben, der andere nimmt sich viel Zeit, schaut, was die WG-Bewohner auf ihren Laptops ge-
speichert haben, wirft einen Blick in den Toilettenschrank oder den für die Ferien gepackten Koffer.
Die Ausstellung macht auch vor den heiklen Themen nicht halt. Sexualität, Kinderwunsch, Identitätskrisen, berufliche Rückschläge, schwieriges Blasen- und Darmmanagement oder die Grenzen der Medizin werden ebenso beleuchtet wie die Emotionen, die sie bei den Betroffenen auslösen. So beispielsweise bei Christine, die mit 68 Jahren aufgrund einer Gefässmissbildung in der Halswirbelsäule zur Tetraplegikerin wird und von einem Moment auf den anderen rund um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen ist. Oder der 17-jährige Matteo, der gerade frisch verliebt und von zu Hause ausgezogen ist, als er beim Biken verun-
fallt. Beide gehen mit der Diagnose, der Verzweiflung und dem Leben anders um. Genau diese Mischung aus persönlichen Schicksalen und Informationsvermittlung ist eine der Stärken des ParaForums.
Weshalb braucht es ein solches Besucherzentrum?
Die Schweizer Paraplegiker-Gruppe ist seit jeher ein Ort der Begegnung. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die angestrebte Integration. Heute nehmen jährlich 11 000 Personen an Führungen in Nottwil teil. Darunter 3000 Jugendliche. Gerade diese werden mit der multimedialen und interaktiven Ausstellung gezielter angesprochen. Auch wir von der SPV werden das ParaForum z. B. für unsere Sensibilisierungskurse und die Schulung von Lehrpersonen nutzen können.
Kommen auch Sie vorbei, der Eintritt ins ParaForum ist kostenlos.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 10.00 –18.30 Uhr
Samstag, Sonn- und Feiertage: 10.00 –17.00 Uhr www.paraplegie.ch/paraforum
Infos zur Eröffnung des Besucherzentrums vom 5. bis 8.9.2019 auf www.dynamosempachersee.ch
NACHGEFRAGT
Ab nächstem Jahr werden Mitgliedermutationen wieder zentral von Mitarbeitenden der SPV in Nottwil durchgeführt, dies unter anderem zur Entlastung der Rollstuhlclubs und zur Optimierung der Datenqualität.
Von Gabi Bucher
Korrekte und stets aktuelle Mitgliederdaten sind nicht nur für die SPV, sondern auch für die Arbeit der Rollstuhlclubs eine wichtige Grundlage. Die Pflege dieser Daten ist aufwändig. Fatis Cantürk, Verantwortliche für das Projekt, gibt Auskunft, wie die Zukunft der Datenerfassung ausschauen wird.
Wer ist aktuell für die Datenpflege verantwortlich?
Im Jahr 2010 gaben wir unseren Rollstuhlclubs mit dem Ria-Portal die Möglichkeit, selber Mutationen, Neuaufnahmen und Austritte der Mitglieder vorzunehmen. Nun ist unser Mitglieder-Verwaltungssystem in die Jahre gekommen und muss überarbei-
tet werden. Dabei wollen wir berücksichtigen, wie heute gearbeitet wird in Hinblick auf die Digitalisierung. Und so ist auch die Frage nach einer Zentralisierung der Datenerfassung wieder aufgekommen.
Hat sich das mit den Mutationen über die Rollstuhlclubs nicht bewährt?
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese Lösung für unsere Clubs keine Erleichterung darstellt. Und wir als SPV mussten relativ viele Kontrollaufgaben für die Sicherstellung der Datenqualität übernehmen, dies vor allem in Sachen Dubletten (doppelte Erfassungen von Adressen). Die meisten Verantwortlichen in den Clubs arbei-
ten ehrenamtlich und somit nur sporadisch mit dem System, welches durch die vielen Vorgaben für die Datenqualität nicht ganz einfach ist. Man muss vieles beachten und nicht jeder hat Zeit, jedes Mal genau nach Anleitung zu arbeiten. So passieren Fehler und es fehlt am Ende an Professionalität.
Und wie sieht die Lösung aus?
Wir übernehmen die Mutationen, Neuaufnahmen und Austritte und entlasten damit die Clubs. So können diese sich ihren Kernaufgaben widmen. Man kann uns die Änderungen mit allen nötigen Angaben wie früher per E-Mail melden und wir führen diese speditiv und zeitnah aus. Zusätzlich können wir auf Wunsch des jeweiligen Clubs auch die Fakturierungen übernehmen, selbstverständlich mit Club-Logo und auf das Clubkonto. Wir sind Koordinations- und Administrationsstelle und bieten den Clubs Supportleistungen.
So entsteht aber Mehraufwand für die SPV?
Nein, durch das Wegfallen der Kontrollaufgaben wird die Mehrarbeit kompensiert. Zudem haben wir die nötige Infrastruktur wie Einpackstrasse und Kuvertierer für die Versandaufträge der Clubs, welche wir optimal einsetzen.
Wie wird das System für die Clubs aussehen?
Wir haben im Frühjahr zwei Veranstaltungen für die Clubs durchgeführt, um sie über dieses Projekt zu informieren und ihre Wünsche und Ideen diesbezüglich abzuholen. Die Clubs werden weiterhin einen Web-Zugang zu ihren Mitgliederdaten haben. Damit haben sie vollen Einblick, können Selektionen ausführen, Serienbriefe und E-Mails erstellen sowie allenfalls eigene «Merkmale» für ihre Mitglieder setzen.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Wir haben zwei Projekte, die gleichzeitig verwirklicht werden sollen: Einerseits die Optimierungen unseres Systems, andererseits das System für die Clubs. Das Ganze soll Anfang nächsten Jahres bereit sein. Bei der Umstellung werden die Verantwortlichen der Clubs informiert und begleitet.
ANDENKEN
Er wirkte nicht nur bei der SPV, in den Reha-Kliniken, sondern auch und vor allem direkt bei den Querschnittgelähmten. Unermüdlich, herzlich und kompetent war er immer da für alle Para- und Tetraplegiker. Wir alle werden ihn vermissen.
Von Harald Suter, Manuela Schär, Urs Styger, Gabi Bucher
Erwin Zemp hat sich über 20 Jahre unermüdlich und mit viel Menschlichkeit bei der SPV für die Anliegen der Para- und Tetraplegiker eingesetzt, zuerst als Aussendienstmitarbeiter und später als Bereichsleiter der Lebensberatung. Erwin hat die SPV massgeblich geprägt und weiterentwickelt. Ganz unerwartet verstarb er am 29. Mai 2019.
Das Vorbild
Selbst durch einen Motorradunfall querschnittgelähmt, hat Erwin Menschen in schwierigen Lebenssituationen begleitet, beraten und betreut. Er hatte für alle ein offenes Ohr und stand ihnen mit Rat und
Tat zur Seite. Ich selber durfte Erwin vor 21 Jahren in meiner Erstrehabilitation im SPZ kennenlernen. Zu dieser Zeit arbeitete er noch nicht bei der SPV. Trotzdem war er damals schon ein Vorbild, ein Freund, ja fast schon ein Mentor für die Betroffenen. Ich bin überaus dankbar für das, was er mir in dieser Zeit mitgegeben hat. Seit rund neun Jahren durfte ich mit Erwin in der Lebensberatung der SPV zusammenarbeiten und den Aufbau der Abteilung miterleben. Mit seiner inneren Ruhe, seiner warmherzigen und lebensfrohen Art – ich erlebte ihn nie aufgeregt oder wütend –führte und unterstützte er die Mitarbeitenden. Sein oberstes Ziel war immer, die Le-
bensqualität der Betroffenen zu verbessern und deren Integration zu fördern. Auch in seiner Tätigkeit als ESCIF-Delegierter, als Stiftungsrat der Schweizer ParaplegikerStiftung und der Daniela Jutzeler Stiftung sowie anderen Fach-Gremien verlor er dieses Ziel nie aus den Augen. Danke Erwin im Namen aller Querschnittgelähmten. Harald Suter, Sozialarbeiter Lebensberatung
Der Förderer
Ich lernte Erwin kurz nach meinem Unfall 1993 kennen. Er engagierte sich damals sehr für die Rollstuhl-Leichtathletik. Er war in der TK und leitete die Rennrollstuhltrainings des Rollstuhlclubs Kriens. Das erste Treffen, welches mir noch sehr präsent ist, fand in der Tiefgarage des SPZ statt. Das war auch das erste Mal, dass ich in einem Rennrollstuhl gesessen bin. Ich war erst zirka 10 Jahre alt und eher ein «gringes» Persönchen. Das Modell, in welches mich Erwin setzte, war viel zu gross und er holte Polster um Polster aus dem Kofferraum seines blauen Saab, welcher einer mobilen Werkstatt glich. Irgendwann musste auch er einsehen, dass man da mit jedem Polster der Welt nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen würde. So baute er mir später kurzerhand aus Einzelteilen einen ferrariroten Mini-Rennrollstuhl mit gelben Vollgummi-Pneus.
Oft fuhr er mit Hugo Müller auf den Trainingsfahrten bei mir in Altishofen vorbei und sie nahmen mich mit auf eine kleine Runde. Erwin war es dabei immer sehr wichtig, dass ich mich auf meine Technik konzentrierte. Das Tempo war ihm egal, er
wollte aber, dass ich von Anfang an eine schöne und gute Technik lerne. «Läng drischlah», hat er immer gesagt.
Schon früh durfte ich mit ins Trainingslager nach Bellinzona. Da ich noch so jung war, passte seine Frau Helen auf mich auf. Statt der zweiten Trainingseinheit mit den anderen gab es dann oft für Helen und mich ein lockeres «Spazierfährtchen» zum nahegelegenen Camping um Glace zu essen. Wir bastelten viel und tauschten uns beim gemeinsamen Mittag- und Nachtessen aus. Erwin erzählte gerne über Erlebtes aus früheren Zeiten. In diesen Lagern habe ich unglaublich viel gelernt. Es hält sich ein Gerücht, dass Erwin an einem Abend heimlich bei allen Rennrollstühlen den Bahnregulator verstellt hatte, damit wir am nächsten Tag den Radius der Bahn wieder neu einstellen mussten. Es wurde nie bewiesen, aber Erwins Grinsen auf den Stockzähnen verriet einiges. Danach hatte ich nie Probleme, meinen Rennrollstuhl selbstständig einzustellen.
2004 wurde ich das erste Mal für die Paralympischen Spiele selektioniert. Erwin und meine Eltern reisten nach Athen, um mich zu unterstützen. Ich schaffte es in den 200 m-Final und war unglaublich nervös. Im Bus auf dem Weg zum Aufwärmstadion stellte ich voller Schrecken fest, dass ich meine Handschuhe vergessen hatte. Mir wurde übel, da ich wusste, wie zeitaufwändig die Hin- und Rückfahrt vom Village ins Stadion war. Im Aufwärmstadion angekommen, beichtete ich Erwin panisch mein Missgeschick und erwartete mindestens die gleiche Reaktion von ihm. Doch weit gefehlt. Erwin blieb total ruhig. Er
schaute auf die Uhr, sagte: «Jaja, das länget scho no», und schickte mich wieder auf den Bus. Erwin konnte so schnell nichts aus der Ruhe bringen und ich schaffte es tatsächlich pünktlich an die Startlinie.
Ich bin sehr dankbar für die wertvolle Betreuung in meinen ersten Jahren. Erwin war geduldig und hat mich nie unter Druck gesetzt. Er unterstützte die Entscheidung, dass meine Ausbildung erste Priorität haben sollte und verstand, dass in meiner Teenagerzeit auch Platz für andere Interessen sein musste.
Manuela Schär, Rollstuhlsportlerin, Mitarbeiterin Kultur und Freizeit
Der Freund Erwin und ich hatten geplant, Ende Jahr gemeinsam in Pension zu gehen und wollten ein kleines Fest organisieren. Nun kam es leider ganz anders, es sollte nicht sein.
Wir haben die letzten rund 20 Jahre eng zusammengearbeitet und er ist für mich ein guter Freund geworden. Es gibt unzählige Erinnerungen an diese Zeit. Viele gute Momente verbrachten wir jeweils an den ESCIF-Meetings, an denen er als Delegierter teilnahm. Gemeinsam fuhren wir einmal zum Kongress nach Italien, in die Toskana. Der Tagungsort lag etwas ausserhalb. Das Navi führte uns über eine Strasse mit Fahrverbot. Wir beschlossen, das Verbot zu ignorieren und fuhren los. Dann erschien vorne ein Polizeiauto. Was tun? Wenden ging nicht, also fuhren wir weiter. Auf der Höhe des Autos kurbelte Erwin die Fensterscheibe runter und präsentierte den beiden Polizistinnen seine Parkkarte für gehbehinderte Menschen. Als diese dann noch den Rollstuhl auf dem Rücksitz sahen, eskortierten sie uns kurzerhand zum Ort des Kongresses.
Erwin wird mir immer in Erinnerung bleiben, wie er mit seinem MiAmigo und einem Strahlen auf dem Gesicht in der SPV herumkurvte. Und wenn vom Parkplatz vor unseren Bürofenstern jeweils laute LändlerMusik erklang, wussten wir, Erwin ist da! Erwin, du fehlst, ich denke an unsere gemeinsame Zeit und danke dir für alles!
Urs Styger, Bereichsleiter Kultur und Freizeit
Der Teamplayer
Erwin war irgendwie immer da für mich, im wahrsten und im übertragenen Sinn des Wortes. Gemeinsam haben wir die Einführungskurse für Lehrpersonen ins Thema Behinderung, «Paradidact», betreut. Danach folgten die Sensibilisierungskurse. Er war beim Auf- und Ausbau dieser Kurse an vorderster Front dabei, half mir beim Vorbereiten des Materials und bei der Suche nach Referenten. Wenn mal keiner zur Verfügung stand und ich beinahe verzweifelte, war Erwin da und übernahm. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Und wie oft haben wir gemeinsam im Archiv unser Material geprüft, die Rollstühle gepumpt, sie kontrolliert und er hat geflickt, was er vor Ort selber flicken konnte! Wir haben gut zusammengearbeitet, sehr gut sogar.
Durch meine pensionierungsbedingte Reduktion des Arbeitspensums traf ich ihn dann nicht mehr so oft. Vor meinen Ferien kam er zur Türe des Pausenraums reingerollt, fuhr sich mit seiner ganz speziellen Art durch die Wuschelhaare, erzählte irgendetwas, lachte. Dann verschwand er wieder in seinem Büro und ich wusste nicht, dass ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Ich realisiere es auch jetzt noch nicht und erwarte immer wieder, dass er um die Ecke kommt, wenn sich die Türe zu unseren Büros öffnet. Denn eben, Erwin war irgendwie immer da für mich. Ich werde noch eine Weile brauchen, bis ich begreifen kann und will, dass er das nicht mehr ist.
Gabi Bucher, Mitarbeiterin Kultur und Freizeit
Lieber Erwin, das ganze SPV-Team dankt dir für alles, was wir mit dir erleben durften und für alles, was wir von dir lernen durften. Deine Warmherzigkeit, dein Lachen und deine inneren Werte werden uns stets begleiten.
Dein SPV-Team
BERUFLICHE INTEGRATION
Silvano Buob hat mit der Unterstützung seines Coaches der ParaWork, Peter Senn, erfolgreich auf dem ersten Arbeitsmarkt eine handwerkliche Lehre abgeschlossen.
Von Gabi Bucher
Silvano Buob ist ein aufgestellter junger Mann, 21-jährig. Mit zwei Jahren kam er durch einen tragischen Unfall in den Rollstuhl. Der Rollstuhl gehört zu seinem Leben und sei «nüt anders», erklärt er. «So, wie die Schuhe zu unserem Leben gehören», fügt Peter Senn, Job Coach der ParaWork, lachend an. Aufgewachsen und zuhause ist Silvano in Ruswil im Kanton Luzern, «im Holz», präzisiert er, mit zwei Geschwistern, zwei Katzen und zwei Alpakas. Er mag alles, was mit Maschinen und Motoren zu tun hat, wie das bei jungen Männern oft der Fall ist. Und so richtig Spass hat er jeweils mit seinen Freunden in den Ferien auf Mallorca. Seine Welt ist die Welt der Fussgänger.
Wie weiter?
Das war auch so bei seiner Einschulung. Nicht ins bereits umgebaute Schulhaus in Ruswil wollte er, nein, zusammen mit sei-
nen Geschwistern und Freunden ins Aussenschulhaus Ziswil. Also wurde dort ein Treppenlift eingebaut. Alles lief soweit problemlos, bis sich die Frage der Berufswahl stellte. Das KV war keine Option, Silvano wollte einen handwerklichen Beruf erlernen wie sein Bruder und seine Kollegen. Für die IV ist klar, dass ein junger Mensch Anspruch auf eine Ausbildung hat. Ist dies auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht möglich, muss es im geschützten Rahmen passieren. Für Silvano ergab sich ein Angebot für eine PrA nach INSOS (praktische Ausbildung mit niederschwelligem Berufsbildungsangebot im geschützten Rahmen).
Peter Senn erinnert sich an das Gespräch zwischen der Vertreterin der IV, dem Berufsberater, den Eltern von Silvano und Silvano selber. «Für Silvano und seine Eltern war es immer ein grosses Anliegen, dass er ein ‹normales› Leben führen und eine normale Lehre absolvieren kann, wenn
möglich mit EFZ-Abschluss (eidg. Fähigkeitszeugnis)», erzählt er. Silvano hatte in einer geschützten Werkstatt geschnuppert. «Diese war aber nicht für Rollstuhlfahrer eingerichtet», erinnert er sich, «und ich dachte damals, das möchte ich nicht».
Ein Angebot wird neu kreiert «Jugendliche im Rollstuhl haben durch ihren Unfall, ihre körperlichen Einschränkungen und die Rehabilitation vermehrt Abwesenheiten vom Unterricht und dadurch oft einen verzögerten Einstieg ins Schul- und Bildungswesen», erklärt Peter Senn. Zudem hätten Rollstuhlfahrer eine andere Tagesstruktur und auch eine andere Belastbarkeit, dem müsse Rechnung getragen werden. Aber auch Peter sah Silvano nicht in einer geschützten Werkstatt. Mit einem EBA (eidg. Berufsattest) oder EFZ einzusteigen und allenfalls zu scheitern, sei aber auch nicht die Lösung. «Es ging da-
rum, Silvano maximal zu fördern, ihn körperlich und psychisch aufzubauen und seine Leistungsfähigkeit zu steigern.» Nach langem Hin und Her zwischen allen Parteien hat Peter vorgeschlagen, Silvano ein Werkjahr bei der ParaWork anzubieten. «Der Berufsberater hat mich fragend angeschaut, denn sowas gab es noch gar nicht und die IV hat gefragt, ob wir denn dazu fähig seien.» Peter hatte aber bereits ein Konzept im Kopf und war überzeugt, dass der Leiter der ParaWork, Stefan Staubli, mitziehen würde. Und so ist das sogenannte «Werkjahr» erschaffen worden, welches heute «Perspektivenjahr» heisst. Vier Jahre später hat die ParaWork dieses Angebot für 15 ambulante Klienten parallel aufgebaut, die bei der beruflichen Eingliederung unterstützt werden.
Eine ganz «normale» Lehre
In intensiver Zusammenarbeit mit der IV konnte durch dieses Projekt für die Berufsintegration von Rollstuhlfahrern etwas bewegt werden, und Auslöser dafür war Silvanos Wunsch, eine «ganz normale Lehre» machen zu können. Der Erfolg gibt Peter recht: Das Perspektivenjahr ist eine absolute Notwendigkeit. «Und wir haben mit der IV eine konstruktive, sehr wohlwollende Zusammenarbeit erreicht.»
Es folgte eine Erfolgsgeschichte mit topmotivierten Akteuren. Jeweils am Morgen führte Silvano praktische Arbeiten aus, Projekte, welche intern gebraucht werden konnten, erklärt Peter Senn. «Es gibt zwar
standardisierte Sets mit Schrauben und Muttern, an welchen man üben kann. Aber Projektarbeiten haben einen sehr viel höheren Motivationsanteil.» Am Nachmittag folgte der schulische Teil. «Ja, das war schon ziemlich streng», sagt Silvano lachend.
Durch seinen Bruder liess er bei Kurmann Technik AG in Ruswil LU anfragen, ob er dort schnuppern dürfe. Drei Tage arbeitete er in der Schlosserei und der Mechanik und stellte sich so gut an, dass der Chef des Unternehmens, Urs Kurmann, erklärte, er könnte sich vorstellen, Silvano als Lehrling einzustellen. Dies aber nur unter der Bedingung, dass die ganze Belegschaft dahinterstehe und er genau wisse, was da auf ihn zukomme.
Integration auf der ganzen Linie Nach den nötigen Abklärungen wurde ein verstellbarer Schweisstisch angeschafft, spezielle Spannmittel helfen Silvano, trotz eingeschränkter Rumpfstabilität frei zu arbeiten. Damit nicht sämtliche Maschinen auf Silvanos Höhe heruntergebaut werden mussten, bewilligte die IV einen «Pro active Lift», einen Rollstuhl mit stufenlos verstellbarer Sitzhöhe. Zum Znüniraum liess Urs Kurmann einen Treppenlift einbauen. «Silvano soll nicht nur beruflich, sondern auch sozial integriert werden, und das Soziale spielt sich bei uns in der Kantine ab», erklärte er. Und seit Silvano im Betrieb arbeitet, liegt in der Werkstatt auch nichts mehr auf dem Boden herum, sodass er freie Fahrt hat.
Mit diesen sehr vorbildlichen Bedingungen konnte Silvano seine 2-jährige Lehre als Mechanikpraktiker beginnen. Daneben besuchte er die Berufsschule und ein Mal pro Woche den Förderunterricht der ParaWork im SPZ. Job Coach Peter Senn übernahm alle administrativen Zusatzaufgaben, die Abklärungen der Lokalitäten bei den ÜKs (überbetriebliche Kurse) und kümmerte sich um die Aushandlung der Nachteilsausgleiche. «Ich bin der Vermittler zwischen allen Parteien, der Troubleshooter. So entsteht für den Arbeitgeber kein zusätzlicher Arbeitsaufwand.» Unglaublich gefreut habe ihn, wie viel Offenheit ihm und Silvano von allen Seiten entgegengebracht worden sei. Ein grosses Dankeschön gehört dabei dem Arbeitgeber und der Belegschaft, welche dies mit viel Goodwill, Rücksichtsnahme und Hilfsbereitschaft überhaupt ermöglicht haben.
Und Silvano? Er hat, wie man so schön sagt, den Knopf aufgetan: «Nicht nur schulisch, sondern auch persönlich», erzählt Peter. «Als ich ihn kennenlernte, war er ein schüchterner junger Mann, der jede Frage mit einer Gegenfrage beantwortete. Beim kürzlich geführten Standortgespräch erklärte er klar und deutlich, wo er steht, was gelaufen ist.» Silvano ist glücklich und zufrieden. Die gewonnene Ausbildungssituation hat einen selbstbewussten jungen Mann aus ihm gemacht. Sein Arbeitergeber hat ihm angeboten, zwei Jahre anzuhängen und das EFZ-Diplom als Produktionsmechaniker zu erlangen. Klar, dass Silvano diese einmalige Gelegenheit am Schopf gepackt hat. «Mit diesem Abschluss in der Tasche stehen mir viele Möglichkeiten offen.» Dass er nicht ewig körperlich so hart arbeiten kann, ist ihm bewusst. «Manchmal muss ich schon improvisieren und etwas chnorzen», erzählt er. Auch darum ist ihm der EFZ-Abschluss wichtig. Autoverkäufer wäre ein Wunsch, erklärt er. Mit seinem gewonnenen Selbstvertrauen und seiner offenen, spontanen Art sollte ihm da nichts im Wege stehen.
Weitere Informationen www.spv.ch (Lebensberatung) www.paraplegie.ch (ParaWork)
Selbstständig und selbstverantwortlich leben lernen –das ist das Ziel der «Reha-WG», die ihre Türen im Juli 2020 im luzernischen Schenkon öffnet.
Von Myriam Zäch, ParaHelp
Ein zeitlich begrenztes Wohntraining für junge Erwachsene mit einer Querschnittlähmung soll die gezielte Förderung der Selbstkompetenz und des Selbstmanagements realisieren. Mit diesem Angebot weitet die Schweizer Paraplegiker-Gruppe ihr Leistungsangebot weiter aus.
Die «Reha-WG» dient dabei als ressourcenorientiertes Lernfeld, mit dem Ziel, die Betroffenen dazu zu befähigen, die Eigenverantwortung und Autonomie in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Erwerbstätigkeit, Mobilität, Freizeitgestaltung, soziale Beziehungen und in weiteren wertvollen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden realisieren zu können.
Die Betreuungsintensität und das Unterstützungsangebot werden anhand individueller Zielsetzungen eruiert und durch
ein multidisziplinäres und interprofessionelles Team in interdisziplinärer Zusammenarbeit gewährleistet. Der Einbezug und die Unterstützung von Eltern und nahen Bezugspersonen der Betroffenen sind dabei für einen erfolgreichen Rehabilitationsprozess unabdingbar.
INTERESSIERT?
Haben wir Ihr Interesse geweckt und können Sie sich vorstellen, in die «Reha-WG» einzuziehen?
Dann melden Sie sich unverbindlich für weitere Informationen bei Andrea Violka, ParaHelp Projektleitung «Reha-WG» andrea.violka@parahelp.ch
Die SPV bietet in der Uniklinik Balgrist regelmässig Infoveranstaltungen an.
Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag
Institut für Rechtsberatung (IRB) SPV, Donnerstag, 26. Sept. 2019, 18.00 –20.00 Uhr
Wer entscheidet bei einem medizinischen Notfall? Was passiert, wenn ich urteilsunfähig werde?
Ein Mitarbeiter des IRB informiert Sie ausführlich zu diesen beiden Themen und beantwortet gerne Ihre Fragen. Für diesen Anlass ist eine Anmeldung erforderlich: Tel. 041 939 54 41, lb@spv.ch
Mobilität – Fahrzeugumbau Lebensberatung SPV, Montag, 28. Oktober 2019, 18.00–20.00 Uhr
Von welchen Vergünstigungen kann ich im öffentlichen Verkehr profitieren? Mit dem Flugzeug verreisen, ist das möglich mit dem Rollstuhl? Was muss ich bei einem Fahrzeugkauf beachten? Welcher Autoumbau passt für mich?
Offene Runde: Stammtisch Lebensberatung SPV, Donnerstag, 28. Nov. 2019, 16.00 –18.00 Uhr
Die Gesprächsgruppe «Mit Querschnittlähmung leben» trifft sich monatlich und diskutiert und informiert jeweils zu verschiedenen Themen. Interessierte treffen sich im Restaurant der Uniklinik Balgrist.
Wer seine Wohnung oder sein Haus rollstuhlgängig umbaut, kann bei der IV finanzielle Unterstützung beantragen. Ob diese eine Kostengutsprache leistet, hängt allerdings stark vom Einzelfall ab.
Von Thomas Wehrlin, Rechtsanwalt
Für viele SPV-Mitglieder ist es ein finanzieller Kraftakt, wenn die eigene Wohnung oder das eigene Haus rollstuhlgängig umgebaut werden muss. Es ist daher wichtig, auf die finanzielle Unterstützung der Invalidenversicherung (IV) zählen zu können. Doch sind sich manche nicht bewusst, dass sich die IV je nach Situation nur teilweise oder gar nicht an den Kosten beteiligt. Vor allem, wenn zuvor die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Hilfsmittelberatung für Behinderte und Betagte (SAHB), die regelmässig für die IV fachtechnische Beurteilungen der Umbauten vornimmt, eine positive Empfehlung abgegeben hat, kann eine Ablehnung eine böse Überraschung darstellen. Es ist daher gut zu wissen, welche invaliditätsbedingten baulichen Massnahmen die IV übernimmt und von welchen Kriterien sie sich dabei leiten lässt.
Nur einfache, zweckmässige und wirtschaftliche Umbauten
Nach der Terminologie der IV gehören invaliditätsbedingte Umbauten in der Wohnung zu den «Hilfsmitteln». Im Katalog der Hilfsmittel sind daher auch die baulichen Massnahmen aufgeführt, welche von der IV bezahlt werden (siehe Kasten). Dabei sind grundsätzlich zwei Kategorien von baulichen Anpassungen zu unterscheiden: Solche, die die IV bei sämtlichen Versicherten übernimmt. Und solche, welche die IV nur bezahlt, sofern die versicherte Person einer Erwerbstätigkeit nachgeht oder im Aufgabenbereich tätig ist. Eine Erwerbstätigkeit wird ab einem jährlichen Einkommen von CHF 4702.– angenommen. Anspruch auf Hilfsmittel für die Tätigkeit im Aufgabenbereich (Haushalt) besteht nur, wenn dadurch die Arbeitsfähigkeit in der
Regel um mindestens 10 % gemäss Haushaltabklärung gesteigert werden kann. Dieses Kriterium ist gerade bei baulichen Anpassungen oftmals schwer zu erfüllen.
Grundsätzlich gilt bei baulichen Anpassungen wie bei allen anderen Hilfsmitteln auch: Die IV übernimmt nur eine einfache, zweckmässige und wirtschaftliche Ausführung. Dies bedeutet nach Bundesgericht, dass eine versicherte Person grundsätzlich nur Anspruch auf die dem jeweiligen Eingliederungszweck (z. B. Fortbewegung, Ausübung einer Erwerbstätigkeit) angemessenen und notwendigen Massnahmen, nicht aber auf die nach den gegebenen Umständen bestmöglichen Vorkehren hat. Denn das Gesetz wolle, so das Bundesgericht, die Eingliederung lediglich so weit sicherstellen, als diese im Einzelfall notwendig, aber auch genügend sei. Der voraussichtliche Erfolg einer Eingliederungsmassnahme müsse daher auch in einem vernünftigen Verhältnis zu ihren Kosten stehen.
Die IV bringt das Argument der fehlenden Einfachheit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit bei baulichen Massnahmen gerne vor. Wäre im Einzelfall eine günstigere oder einfachere bauliche Lösung möglich gewesen, übernimmt sie in der Regel nur deren Kosten. Wie weit dies unter Umständen gehen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel eines SPV-Mitglieds. Dort vertrat die IV die Auffassung, dass ein Schwellenkeil, den eine Hilfsperson jedes Mal bei der
Terrassentüre hätte hinlegen müssen, eine einfache und zweckmässige Lösung darstelle. Das kantonale Versicherungsgericht sah dies zum Glück anders und verpflichtete die IV, die Kosten für eine Schwellenrampe und die Automatisierung der Türe zu übernehmen.
Vorsicht bei Umzug und Neubau Kritisch ist die IV nach unserer Erfahrung auch, wenn eine Person von einer rollstuhlgängigen in eine nicht rollstuhlgängige Wohnung umzieht und bauliche Anpassungen erforderlich sind. Die IV lehnt in solchen Konstellationen eine Kostenübernahme gerne mit dem Hinweis auf die Schadenminderungspflicht der versicherten Person vollständig ab. In solchen Fällen empfehlen wir, sich zu wehren. Das Bundesgericht hat nämlich klargestellt, dass bei der Berufung auf die Schadenminderungspflicht Zurückhaltung geboten ist, wenn es – wie bei baulichen Änderungen –um die Zusprechung einzelner Eingliederungsleistungen geht. Die IV dürfe sich nicht einseitig vom öffentlichen Interesse an einer sparsamen und wirtschaftlichen Versicherungspraxis leiten lassen, sondern sie habe auch die grundrechtlich geschützte Lebensgestaltung der versicherten Person zu berücksichtigen. Gemäss dem Bundesgericht ist daher eine vollständige Ablehnung für Fälle vorbehalten, in denen die Dispositionen der versicherten Person als geradezu unvernünftig oder rechtsmissbräuchlich betrachtet werden müssen.
Um bei einem Umzug für eine Auseinandersetzung mit der IV gewappnet zu sein, empfehlen wir, die Haus- bzw. Wohnungssuche sorgfältig zu dokumentieren, indem man die geprüften Inserate sowie sämtliche Bewerbungen und Absagen aufbewahrt. Damit kann man später einem allfälligen Einwand der IV entgegentreten, auf dem Markt gebe es deutlich günstigere Objekte, die vollständig rollstuhlgängig seien und bei denen somit keine oder deutlich weniger Anpassungen erforderlich gewesen wären.
Vorsicht ist auch bei Neubauten geboten. Dort beteiligt sich die IV grundsätzlich nicht an den Kosten. Kann man jedoch klar belegen, dass invaliditätsbedingte Mehr-
Welche Umbauten die IV übernimmt, ist im Anhang der Verordnung des EDI über die Abgabe von Hilfsmitteln durch die Invalidenversicherung (HVI) geregelt.
Anspruch auf die mit (*) bezeichneten Hilfsmittel besteht nur, soweit diese für die Ausübung einer Erwerbstätigkeit oder die Tätigkeit im Aufgabenbereich, für die Schulung, die Ausbildung, die funktionelle Angewöhnung oder für die in der zutreffenden Ziffer des Anhangs ausdrücklich genannte Tätigkeit notwendig sind.
13.04* Invaliditätsbedingte bauliche Änderungen am Arbeitsplatz und im Aufgabenbereich
13.05* Hebebühnen, Treppenlifte sowie Beseitigung oder Änderung von baulichen Hindernissen im und um den Wohn-, Arbeits-, Ausbildungs- und Schulungsbereich, sofern damit die Überwindung des Weges zur Arbeits-, Ausbildungs- oder Schulungsstätte oder die Tätigkeit im Aufgabenbereich ermöglicht wird. Die Abgabe erfolgt leihweise.
14.04 Invaliditätsbedingte bauliche Änderungen in der Wohnung: Anpassen von Bade-, Dusch- und WC-Räumen an die Invalidität, Versetzen oder Entfernen von Trennwänden, Verbreitern oder Auswechseln von Türen, Anbringen von Haltestangen, Handläufen und Zusatzgriffen, Entfernen von Türschwellen oder Erstellen von Schwellenrampen. Es handelt sich hierbei um eine abschliessende Aufzählung.
14.05 Treppensteighilfen und Rampen, für Versicherte, die ohne einen solchen Behelf ihre Wohnstätte nicht verlassen können. Wird anstelle einer Treppensteighilfe ein Treppenlift eingebaut, so beträgt der Höchstbeitrag 8000 Franken. In diesem Fall besteht kein Anspruch auf Vergütung von Reparaturkosten. Die Abgabe erfolgt leihweise.
15.05 Umweltkontrollgeräte, sofern eine schwerstgelähmte ver sicherte Person, die nicht in einem Spital oder einer spezialisierten Institution für Chronischkranke untergebracht ist, nur durch diese Vorrichtung mit der Umwelt in Kontakt treten kann oder sofern ihr dadurch die selbstständige Fortbewegung mit dem Elektrofahrstuhl innerhalb ihres Wohnbereichs ermöglicht wird. Die Abgabe erfolgt leihweise.
kosten entstanden sind, so sind diese grundsätzlich von der IV zu übernehmen (soweit es sich um einfache, zweckmässige und wirtschaftliche Vorkehren handelt). Es ist daher sinnvoll, sich invaliditätsbedingte Mehrkosten in den Bauabrechnungen separat ausweisen zu lassen.
Zurückhaltend ist die IV auch bei Übernahme der Kosten für Planung und Bauleitung, obwohl ohne diese viele Bauprojekte gar nicht in Gang kommen würden.
Planungs- und Bauleitungshonorare werden in der Regel von der IV nur übernommen, sofern erhebliche Eingriffe in die Bausubstanz nötig sind, bei Anpassungen in bereits fertig geplanten Neubauten, bei Anpassungen mit Baueingabepflicht (z. B. Aussen-Treppenlifte) oder bei komplexen Bauverhältnissen.
Institut für Rechtsberatung www.spv.ch
Seit mehr als drei Jahrzehnten setzt sich Dr. iur. Michael Weissberg tagtäglich für die Interessen der Querschnittgelähmten ein. Ende September 2019 endet seine Mission als Bereichsleiter des Instituts für Rechtsberatung der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung.
Von Michael Bütikofer, Institut für Rechtsberatung, Biel
Als das Schweizer Paraplegiker-Zentrum am 6. September 1990 eröffnet wurde, setzte er sich bereits seit fast vier Jahren für die (rechtlichen) Anliegen der Querschnittgelähmten ein: Michael Weissberg darf daher wahrlich als Anwalt der Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer bezeichnet werden.
Seit 1986 vertritt er Querschnittgelähmte durch alle Gerichtsinstanzen. Und dies mit durchschlagendem Erfolg. Unlängst erkor eine renommierte Zeitung Michael Weissberg anhand einer Auswertung von Bundesgerichtsentscheiden zum erfolgreichsten Sozialversicherungsrechtler der Schweiz. Unzählige Verfahren hat Michael Weissberg seit seinem Stellenantritt bei der Schwei-
zer Paraplegiker-Vereinigung für deren Mitglieder (erfolgreich) geführt. Unzählige Schicksale hat Michael Weissberg aus nächster Nähe kennengelernt. In unzähligen Fällen hat er dafür gesorgt, dass Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern jene (sozialversicherungsrechtlichen) Leistungen zugesprochen werden, welche ihnen zustehen.
Das mögen zusammengefasst die wichtigsten Fakten zum dienstältesten SPV-Mitarbeiter sein. Doch wer ist Michael Weissberg eigentlich? Wer ist dieser Mann, welcher seit mehr als 33 Jahren schlagkräftig für die Bedürfnisse von Para- und Tetraplegikern einsteht?
Erfolg dank Empathie
Ich treffe Michael Weissberg dort, wo er meistens anzutreffen ist, nämlich in seinem Büro in Biel. Dabei ist es gut möglich, dass Michael gerade diese Zeile mit einigem Argwohn liest, denn eigentlich möchte er seit seinem 65. Geburtstag nicht jeden Tag im Büro anzutreffen sein. Nach mehr als 33 Jahre langem Engagement für die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer wäre es ihm jedenfalls gegönnt, etwas kürzer treten zu können. Aber dazu später mehr.
Michael Weissberg lehnt sich zurück und überlegt. Die Frage nach dem vielleicht wichtigsten Entscheid, den er in all den Jahren als Anwalt für die Querschnittge-
lähmten der Schweiz erstritten hat, ist sicherlich nicht leicht zu beantworten. Es gäbe viele erwähnenswerte Urteile, die dank Michael Weissberg zugunsten Querschnittgelähmter entschieden worden sind. «Mit einiger Genugtuung erfüllt hat mich sicherlich, dass das Bundesgericht im Jahr 2006 meine Auffassung geteilt hat, wonach alt Art. 37 UVV verfassungs- und gesetzeswidrig war». Bis zum Leitentscheid des Bundesgerichts in BGE 133 V 42 vom 16. Oktober 2006 richteten die Unfallversicherungen den Querschnittgelähmten frühestens ab Beginn eines allfälligen Rentenanspruchs eine Hilflosenentschädigung aus. Dies konnte bedeuten, dass den Versicherten erst Jahre später nach dem invalidisierenden Unfallereignis eine Hilflosenentschädigung ausbezahlt worden ist, wenn überhaupt. Diese Praxis der Unfallversicherungen entsprach zwar der damals gültigen Verordnung über die Unfallversicherung und damit der gesetzlichen Ordnung. Michael Weissberg liess sich von dieser «Ordnung» aber nicht beirren und versetzte sich stattdessen in die Lage der Querschnittgelähmten: Aufgrund seiner einschlägigen Berufserfahrung war ihm bewusst, dass zwischen dem Abschluss der Erstrehabilitation und einer allfälligen Berentung durch die Unfallversicherung so einiges an Zeit verstreichen kann. Mit Fug und Recht wendete er vor Bundesgericht deshalb ein, dass der Renten- und der Hilflosenentschädigungsanspruch an unterschiedliche Voraussetzungen gebunden seien. So könnten Versicherte, die beruflich gut eingegliedert seien und deshalb gegenüber der Unfallversicherung keinen Rentenanspruch hätten, gar keine Hilflosenentschädigung beziehen, auch wenn sie im Sinne des Gesetzes hilflos seien. In Fünferbesetzung schloss sich das Bundesgericht der Auffassung von Michael Weissberg an und entschied, dass der damalige Art. 37 UVV gesetzes- und verfassungswidrig und der Anspruch auf eine Hilflosenentschädigung ungeachtet einer allfälligen Berentung auszurichten sei.
Dieses eine Urteil des Bundesgerichts steht exemplarisch für das erfolgreiche Wirken von Michael Weissberg. Stets war ihm bewusst, dass er die Richterinnen und Richter für die Bedürfnisse und spezifischen
Lebenslagen der Querschnittgelähmten sensibilisieren musste. Sozialversicherungsgerichte sind oftmals weit weg vom Geschehen und entscheiden einzig anhand von Akten. Umso wichtiger ist es, den dortigen Entscheidungsträgern nachvollziehbar darzulegen, um was bzw. wen es eigentlich geht. Genau dies ist Michael Weissberg dank seinem ausgeprägten Einfühlungsvermögen und seiner Beharrlichkeit jeweils gelungen. Dabei verstand er es, den Menschen hinter dem Aktenberg in den Vordergrund zu rücken und so gewissermassen eine Brücke zwischen diesem und dem urteilenden Gericht zu schlagen.
Stets habe er sich mit den hehren Zielsetzungen der SPV identifizieren können, begründet Michael Weissberg sein jahrzehntelanges Engagement für die Querschnittgelähmten der Schweiz. Es freue ihn, dass die SPV ihr Ziel, Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer zurück ins Le-
ben zu begleiten, heute besser denn je erfülle. Dabei sei er überzeugt, dass gerade das Institut für Rechtsberatung auch in Zukunft kompetent und schlagkräftig sein werde, um die Rechte der Querschnittgelähmten erfolgreich verteidigen bzw. erkämpfen zu können.
Beruf als Passion
Michael Weissberg wird die SPV per Ende 2019 zwar offiziell verlassen. Dem Institut für Rechtsberatung (IRB) wird er jedoch auch über das Jahr 2019 hinaus beratend zur Seite stehen und ausserdem seine Anwalts- und Notariatskanzlei in Biel/Bienne weiterführen. Und wie war das noch gleich mit Kürzertreten? Ein schwieriges Unterfangen, wenn Anwalt weniger Beruf denn vielmehr Passion ist. Wir vom IRB freuen uns jedenfalls, dass wir auch weiterhin auf Michaels wertvolle Unterstützung und grosse Erfahrung im Sozialversicherungsrecht zählen dürfen.
Mit Vollgas und einem Lachen im Gesicht unterwegs; so kennt und schätzt die SPV Michael Weissberg
REHABILITATIONSROBOTIK
Robotergestützte Therapie bringt viele Vorteile: Roboter können an individuelle
Bedürfnisse vor allem von inkomplett gelähmten Patienten angepasst und die Intensität der Therapie kontrolliert werden.
Von Romina Willi und Marc Bolliger, Universitätsklinik Balgrist
Nach einer Verletzung des Rückenmarks wird versucht, die bestmögliche Funktion von Sensorik und Motorik wiederzuerlangen. Dabei gilt intensive Physio- und Ergotherapie bis heute als Standardbehandlung mit den besten Therapieerfolgen für die Motorik. Mit Robotik wird nun versucht, die klassische Therapie weiter zu verbessern und das Behandlungsergebnis zu optimieren.
Entwicklungsgeschichte der Roboter Rehabilitationsrobotik ist ein relativ neues Forschungsfeld. Zu Beginn der 1990er-Jahre wurden die ersten erfolgsversprechenden Roboter entwickelt, die als Grundlage für eine rasant zunehmende Anzahl von
neuen Geräten dienten. Die Wirksamkeit konnte für verschiedene Geräte nachgewiesen werden. In der Folge hat sich die Robotik in der klinischen Anwendung etabliert und erfährt im Moment eine rasante Weiterentwicklung. Die Idee, dass man Maschinen für die Rehabilitation verwendet, geht jedoch noch viel weiter zurück. So wurde z. B. bereits 1910 eine «Bewegungsheilmaschine» entwickelt, die mit einem elektrischen Motor Gehbewegungen von Patienten mit Herzerkrankungen führen und unterstützen sollte. Die ersten Roboter-Rehabilitations-Systeme basierten alle auf dem Konzept von kontinuierlich passiver Bewegung. Das heisst, die Roboter bewegten ein Gelenk des Patienten in einem
Vom geführten zum möglichst selbständigen freien Gehen
Exoskelett
Gewichtsunterstütztes
Laufbandtraining Gewichtsunterstütztes über Boden Laufen
starke Unterstüzung mittlere Unterstützung freies Gehen
Rehabilitationsverlauf (Zeit)
vorbestimmten Bewegungsradius, unabhängig von der Mitwirkung des Patienten. Heute weiss man aber, dass eine aktive Beteiligung der Patienten für den Therapieerfolg wichtig ist.
Prinzipien der Rehabilitationsrobotik Im Tiermodell wurde gezeigt, dass intensive Bewegungstherapie die Neuroplastizität im Rückenmark fördert und so zu einer verbesserten Funktion führt. Dabei spielt die Spezifität des Trainings (aufgabenorientiertes Training) eine zentrale Rolle. Der Effekt scheint davon abzuhängen, ob durch das Training das richtige afferente Feedback erzeugt wird, und so eine Reorganisation der neuronalen Netzwerke im Rückenmark möglich wird. Rehabilitationsrobotik setzt an genau diesem Punkt an. Robotik ermöglicht ein intensives, funktionelles Training, das an die Fähigkeiten der trainierenden Person angepasst werden kann. Je nach Einschränkung der motorischen Funktion können Patienten stark oder schwach unterstützt werden. Somit wird das Training individuell auf die Fähigkeiten der Patienten angepasst.
Wie funktioniert die Erholung der Funktion des Nervensystems? Die Erholung der sensorischen und motorischen Funktion nach einer Schädigung des zentralen Nervensystems basiert auf der Nutzung der sogenannten Plastizität. Plastizität ist die Fähigkeit von Zellen, sich an neue Bedingungen anzupassen. So kön-
nen sich Nervenzellen durch gezieltes Training verändern und neue Funktionen übernehmen. Dies geschieht vor allem durch gezielte physiologische Aktivierung der Muskulatur während des Trainierens von funktionellen Bewegungen und durch die Wahrnehmung der Bewegung durch die Sinneszellen. Rehabilitationsroboter sollten deshalb solche Trainings ermöglichen und wenn nötig unterstützen.
Vom geführten zum (möglichst) selbständigen freien Gehen Während der Rehabilitationszeit muss die Unterstützung durch den Roboter ständig an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden, damit der Patient so aktiv wie möglich beim Training mitmachen kann. Zu Beginn ist er meist sehr schwach und benötigt starke Unterstützung, und mit jeder Verbesserung muss diese reduziert werden. Trotz grosser Anstrengungen, mit einem Robotersystem möglichst alle Rehabilitationsphasen abzudecken, gibt es im Moment noch kein System, mit welchem dies gelingt. Somit muss das Robotersystem entsprechend der Erholung des Patienten gewechselt werden. Für die Gangfunktion starten schwer betroffene Patienten mit ihrem Training in einem Exoskelett wie
dem «Lokomat», wo, wenn nötig, der ganze Bewegungsablauf passiv vom Roboter durchgeführt werden kann. Wenn der Patient etwas mehr Kontrolle über seine Beine hat, beginnt das Laufbandtraining. Hier muss der Patient die gesamte Laufbewegung selbständig durchführen und bekommt lediglich eine Körpergewichtsentlastung. Ist der Patient noch weiter fortgeschritten, eignet sich ein Roboter, der unterstütztes Laufen über Boden zulässt. Der Patient bekommt, wenn nötig, immer noch eine Körpergewichtsentlastung, jedoch kann er sich frei im Raum bewegen. So können alltagsrelevante Situationen wie beispielsweise Treppensteigen, Hindernisse bewältigen oder Aufstehen/Absitzen geübt werden.
Bei den Robotern, die freies Gehen ermöglichen, ist der Patient ausschliesslich über eine Art Fallschirmgurt mit dem Roboter verbunden. Dank der Körpergewichtsentlastung kann der Patient seine Arme und Beine frei bewegen und wird nicht durch einen Rollator, Gehbarren oder durch Gehstöcke beim Laufen eingeschränkt. Jedoch wäre sogar das Erlernen von Gehen mit Rollator, das Laufen auf einem Laufband oder sonstige Interaktion mit dem Umfeld möglich. Der Roboter stellt jederzeit sicher, dass der Patient nicht stürzen und sich verletzen kann. Somit ist ein Training am Limit der Fertigkeiten des Patienten möglich. Man geht davon aus, dass dies den Therapieeffekt weiter verbessern wird. Durch den Fallschirmgurt ist auch das Blickfeld des Therapeuten nicht eingeschränkt. Somit kann er das Gangbild des Patienten aus ein paar Metern Entfernung beobachten und es ist eine natürliche, intuitive Interaktion zwischen Therapeut und Patient möglich. Die körperliche Belastung der Therapeuten wird zudem minimiert, da er den Patienten nicht halten oder diese vor Stürzen sichern muss. Therapiesitzungen können so mit einem minimalen personellen Aufwand durchgeführt werden, und der Therapeut kann sich voll und ganz auf den Patienten konzentrieren.
Im Jahr 2011/2012 wurde der FLOAT als Rehabilitationsroboter für gesichertes Gangtraining über Boden am Zentrum für Paraplegie Balgrist entwickelt. Er erlaubt eine Körpergewichtsentlastung je nach Bedarf von bis zu 60 %. Das Gerät erkennt Stürze und fängt Patienten sicher auf. Mit dem Roboter ist ein Gangtraining im dreidimensionalen Raum möglich und Patienten können so auch herausfordernde Aktivitäten des täglichen Lebens, wie beispielsweise Treppensteigen, in einer sicheren Umgebung trainieren. Diese Eigenschaften des Seilroboters ermöglichen ein individuelles, aufgabenbezogenes Gehtraining, das nicht durch das Körpergewicht des Patienten limitiert wird. Ob das Gerät den Therapieerfolg positiv beeinflussen kann, wird zurzeit in einer klinischen Studie untersucht.
Weitere Informationen www.sci-research.uzh.ch/ en/News/Float
Systeme, die freies Gehen über Boden erlauben, wie zum Beispiel der Float von Reha Stim, sind mittlerweile kommerziell erhältlich. Die Wirksamkeit konnte aber noch nicht eindeutig belegt werden. Deshalb wird nun in klinischen Studien der Effekt von körpergewichtsentlastendem, über den Boden gehenden Trainings untersucht (siehe Box).
Zukunft der Rehabilitationsrobotik
Alltagsrelevante Bewegungen
Transparente Körpergewichtssysteme erlauben volle Bewegungsfreiheit
In vielen klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Roboter den Therapieerfolg bei Patienten mit einer neurologischen Bewegungsstörung positiv beeinflussen können. Die kritischen Punkte wie zu starke Unterstützung von Bewegungen oder zu repetitive Bewegungsmuster wurden erkannt. Es werden neue Systeme entwickelt, die den Patienten nur noch dann unterstützen, wenn es nötig ist, die alltagsrelevante Bewegungen erlauben und die Patienten optimal fordern. Robotik wird in Zukunft weiterhelfen, den Erfolg der Rehabilitation zu steigern.
SCHWEIZER REHAKLINIKEN
Es war Dr. Guido A. Zäch ein wichtiges Anliegen, das Zentrum für hindernisfreies Bauen im Jahre 1985 ins Leben zu rufen. Mit der zusätzlichen Beratungsstelle wurde eine Lücke innerhalb der ganzheitlichen Rehabilitationskette der Schweizer Paraplegiker-Gruppe geschlossen.
Von Dominik Widmer
Zu oft war beim Austritt aus dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum in den 80erJahren die zukünftige Wohnsituation von Patienten nicht abschliessend geklärt. Nach Ende der Rehabilitation musste dann noch schnell eine Übergangslösung gefunden werden, denn viele Patienten konnten nach dem Klinikaufenthalt nicht direkt in ihr gewohntes Wohnumfeld zurück.
Eine Abklärung der Wohnsituation vor Ort zusammen mit dem Patienten war bereits damals Teil der Therapie und der Wiedereingliederung. Die verständlicherweise fehlende fachliche Kompetenz der Ergotherapeuten in baulichen Fragen und die mangelnde Zeit für eine Begleitung und Be-
treuung der notwendigen baulichen Massnahmen vor Ort wurden klar erkannt. Mit der Eröffnung des Zentrums für hindernisfreies Bauen wurde diese Leistungslücke geschlossen. Heute ist die Wohnungsabklärung Bestandteil der Aufgaben der Ergotherapie innerhalb des Rehabilitationsprozesses, beziehungsweise des Leistungsnetzes der Schweizer Paraplegiker-Gruppe.
In den ersten Jahren wurden die Leistungen des ZHB fast ausschliesslich dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil angeboten. In der Zwischenzeit hat das ZHB eine enge Zusammenarbeit mit den meisten auf Rückenmarkverletzungen spezialisierten Rehakliniken der Schweiz (SPZ
in Nottwil, REHAB in Basel, Uniklinik Balgrist in Zürich und Suva-Klinik CRR in Sion). Zudem betreut das ZHB heute zirka 45% seiner Kunden aufgrund von Direktanfragen. Die Anzahl Kunden von Rehakliniken entspricht daher etwa 55% aller jährlichen Bauberatungsfälle.
Die Ergotherapie lädt den beratenden Architekten des ZHB zur Wohnungsabklärung ein
Die Ergotherapie bespricht mit dem Patienten die Wohnsituation im Rahmen von dessen Therapien bereits in einer sehr frühen Phase der Rehabilitation (rund ein bis zwei Monate nach Spitaleintritt). Es wird anschliessend entschieden, ob eine
Abklärung der Wohnsituation vor Ort eingeplant werden soll. Ist dies der Fall, wird mit allen beteiligten Personen – Familienmitgliedern, Verwaltung und einem beratenden Architekten des ZHB – ein Termin vereinbart.
Die Fachperson der Ergotherapie fährt dabei in der Regel zusammen mit dem Patienten an die Wohnungsabklärung vor Ort. Für den Patienten ist es ein spezieller und bedeutender Tag, da es für ihn die erste Rückkehr in sein Wohnumfeld ist. Von der Hauszufahrt und dem Eingangsbereich her geht man zusammen die verschiedenen Räumlichkeiten durch, um Hindernisse zu erkennen und mögliche Anpassungen zu besprechen. Oft einigt man sich relativ rasch und klar auf die einzelnen Massnahmen, manchmal lässt man aber mehrere Varianten offen. Der Bauberater (Architekt des ZHB) fasst die besprochenen baulichen Massnahmen in einem Protokoll (inkl. Fotos und Plänen) zusammen und erstellt eine erste Kostenschätzung für deren Umsetzung. Dank dieser Bauberatungsleistung steht dem Patienten ein Dossier zur Verfügung, um die Finanzierung der Baukosten möglichst rasch mit Hilfe der Sozialberatung der jeweiligen Klinik abzuklären.
In einem ersten Planungsschritt erstellt dann der Architekt alle notwendigen Unterlagen (Pläne und Baubeschriebe) und holt alle entsprechenden Unternehmerofferten ein, um einen detaillierten Kostenvoranschlag zu erstellen. Damit steht die Basis für die spätere, termingerechte Ausführung.
Eindrücke einer Patientin und ihrer Ergotherapeutin unmittelbar nach der Wohnungsabklärung Anlässlich einer Wohnungsabklärung bei Florence Masson in Genf, zurzeit in der Erst-Rehabilitation im SPZ Nottwil, und ihrer Ergotherapeutin, Kathrin Pagnamenta, haben uns die beiden nebenstehend ihre Rückmeldungen über die Zusammenarbeit mit dem ZHB gegeben.
Zentrum für hindernisfreies Bauen zhb@spv.ch, Tel. 062 737 40 00
Suhrgasse 20, 5037 Muhen
Waren Ihnen die Probleme und Hindernisse Ihrer Wohnsituation bereits vor der Abklärung vor Ort bewusst? Ja, ich habe mich bereits intensiv mit dem Thema befasst, um möglichst bald ein Wochenende hier zu Hause bei meinen Kindern verbringen zu können.
Hatten Sie vor der Abklärung vor Ort auch schon über mögliche Anpassungen nachgedacht, und wenn ja, decken sich diese mit den heute besprochenen Massnahmen?
Ich hatte vorab keine konkreten Ideen und machte mir keine Überlegungen über mögliche Anpassungen. Im Gegenteil sogar. Ich dachte darüber nach, wie ich mich selber und meine Gewohnheiten an die bestehende Wohnsituation anpassen könnte. Und nicht, wie man das bestehende Umfeld für mich verändern kann.
Dank dieser Wohnungsabklärung zusammen mit der Ergotherapeutin und dem Architekten wurde mir erst richtig bewusst, dass man mit wenigen und einfachen Anpassungen meinen Alltag massiv erleichtern kann.
Inwiefern war es für Sie wichtig, dass heute ein beratender Architekt anwesend war?
Das war für mich sehr wichtig. Der Architekt zeigte mir eine neue Sichtweise auf. Ich wusste vorher nicht, welche Anpassungsmöglichkeiten vorhanden sind. Nun sah ich direkt in meiner Wohnung, was machbar ist.
Konnten die offenen Fragen betreffend Ihrer Wohnsituation beantwortet und eventuelle Ängste abgebaut werden?
Mit Bestimmtheit! Der Termin war für mich sehr beruhigend und stimmt mich positiv für den weiteren Verlauf meiner Rehabilitation. Gut zu wissen, dass es um mich herum diese professionelle Betreuung gibt. Fachpersonen bemühen sich, die Wiedereingliederung und Integration in meinen Beruf und mein Wohnumfeld zu erleichtern.
Kathrin Pagnamenta, Ergotherapeutin
Hat dir die Anwesenheit eines beratenden Architekten die Wohnungsabklärung erleichtert?
Ja, dank seiner technischen und bedürfnisorientierten Kompetenzen hat er mir konkrete Ideen zu Umbau- und Anpassungsmöglichkeiten gegeben. Zudem schlug er zusätzliche einfache und hilfreiche Alternativen und Lösungen vor.
Hat die heutige Abklärung einen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Therapie oder das Austrittsdatum?
Die Abklärung gab mir die Möglichkeit, alle Alltagsaktivitäten, die meine Patientin wieder selber im eigenen Umfeld durchführen soll, zusammen mit ihr konkret anzuschauen. Wir werden jetzt gemeinsam prüfen, welche Ziele noch im Therapie-Setting zu erarbeiten sind, um eine möglichst vollständige Selbständigkeit zu Hause zu erlangen.
Welches ist für dich der Mehrwert der Zusammenarbeit zwischen der Ergotherapie und dem beratenden Architekten des ZHB?
Die Zusammenarbeit zwischen der Ergotherapie und der Bauberatung bzw. dem Architekten fördert eine RundumVision. Wir sehen die aktuellen physischen Barrieren am Arbeitsplatz oder in der Wohnung und erkennen so, welche Fähigkeiten der Patient für deren Überwindung mitbringen muss. Der Termin führt uns die konkreten Bedürfnisse der Patienten vor Augen. Dank des Austausches und der Mischung von technischer und therapeutischer Sichtweise können wir optimale Lösungen für die Patienten finden.
Angela Addo, Reisefachfrau der SPV, hat auf der Kreuzfahrt im Mittelmeer die Gruppenleitung übernommen und dabei viel Neues gelernt.
Von Gabi Bucher
Angela Addo, kurz Angie genannt, kann man in Sachen Reisen nicht viel vormachen. Seit dreieinhalb Jahren beschäftigt sie sich täglich damit, neue Feriendestinationen zu suchen, Hotelzimmer anzufragen, Transfers vor Ort zu buchen, Ausflüge abzuklären. Sie war auch bereits drei Mal Gruppenleiterin beim Sommerplausch, der Ferienwoche für jüngere Rollstuhlfahrer. Was sie jetzt jedoch erwartete, war etwas Neues und sie hatte grossen Respekt davor: Zum ersten Mal war sie nun Gruppenleiterin auf einer Reise für Mitglieder mit Tetraplegie. Und es war eine Reise, die nicht sie, sondern ihre Kollegin Rita Häfliger von A bis Z zusammengestellt hatte, ebenfalls eine neue Situation. «Nicht dass ich Rita nicht vertraue, im Gegenteil», betont Angie. «Aber es ist halt etwas anderes, wenn du selber jedes Detail einer Reise ausgearbeitet hast und kennst. Das gibt viel Sicherheit. Da kannst du den Ordner mit all den Infos, welchen jede Gruppenleitung bekommt, zu Hause lassen. Hier war das nicht möglich!» Und, last but not least, es war eine Kreuzfahrt, auch das war ein «erstes Mal» für Angie. Und so verabschiedete sie sich am Freitagabend im Büro mit gemischten Gefühlen und vielen aufmunternden Worten ihres Teams.
Staufrei ans Ziel
Treffpunkt für die Abreise war das SPZ Nottwil. Alles habe reibungslos geklappt, erinnert sie sich. «Wir waren in weniger als
einer halben Stunde im Bus, es gab keinen Stau unterwegs, in Coldrerio holten wir den letzten Teilnehmer ab und waren fast anderthalb Stunden zu früh beim Schiff.»
Auch da sei alles reibungslos gelaufen. «Wir wurden in Empfang genommen, aufs Schiff geführt, die Koffer mussten wir nicht selber schleppen. Es lief alles wie am Schnürchen.» So einfach hatte Angie es sich nicht vorgestellt und war schon mal ziemlich erleichtert.
Auf dem Schiff wurde es dann doch etwas komplexer. «Es gab im Vorfeld keinen Plan, den ich hätte studieren können, um zu
Lebensfreude pur im Pool
wissen, was sich wo befindet. Ich war also genauso ‹verloren› wie die Reiseteilnehmenden. Das ist für eine Gruppenleitung nicht sehr vorteilhaft.» Im Hotel sei das einfach: «Dort gibts normalerweise eine Rezeption, eine Bar und ein Restaurant, da findet man sich schnell zurecht. Aber auf dem Schiff hat es diverse Decks, Bars, Restaurants, ein Theater, den Spa-Bereich …». Anfänglich habe sie noch versucht vorzugeben, den Überblick zu haben. Aber auf die Frage, mit welchem Lift die Rollstuhlfahrer am besten ins Restaurant kommen, habe sie keine Antwort gehabt und zugeben müssen, dass sie es nicht wisse. «Es war learning by doing», erzählt sie lachend, aber alle hätten Verständnis gezeigt.
Leicht harziger Start
Auch das erste Essen war eine Herausforderung. Gerne hätte sich Angie kurz vorher davon überzeugt, dass die Tische richtig positioniert sind, dass es genug Platz hat für die Elektro-Rollstühle und dass die sechs Stühle für die Rollstuhlfahrer wirklich auch weggenommen worden waren. Aber sie durfte nicht vor dem Essen in den Saal. Und so kam es, wie es kommen musste: Ihre Gruppe war auf drei Tische verteilt, die Stühle standen alle noch da, zwei andere Passagiere sassen bereits an ihren Tischen und für die Elektro-Rollis war der Platz sehr eng. «Die Crew war zwar unglaublich zuvorkommend, hat angepackt und mitgeholfen, wo sie konnte. Sie sind sich aber der Wichtigkeit der Dinge nicht wirklich bewusst, für sie sind das Details», meint Angie. Ab dem zweiten Abend hatten sie zwei Tische für sich und genügend Platz für alle.
«Unsere Gruppe ist von Tag zu Tag enger zusammengewachsen»
Multitool und Männerkraft
Auch bei den Ausflügen lief nicht immer alles so wie geplant und bestellt. «Es sind halt jeden Tag andere Busse, zwar rollstuhlgängig, aber die Chauffeure haben mehrheitlich keine Ahnung, was zu tun ist.» Am ersten Tag in Civitavecchia kam der versprochene Bus mit Rampe so lange nicht, dass einer der Rollifahrer zum Schiff zurückkehrte. «Aber es war eh sehr kalt und der Wind blies, er blies sogar so stark, dass einer der Teilnehmenden die Arme ausbreitete und durch die Böen vorwärts geschoben wurde.» In Valencia war der Bus zwar da, aber es hatte nicht genügend Platz für alle. Der Busfahrer war überfordert. Er wusste weder, wie man Rollstühle fixiert noch, wie man Sitze abmontieren kann. «Ist halt nicht wie in der Schweiz», habe einer der Rollstuhlfahrer gemeint. Da war nun Serkan gefragt, ein Pfleger, jung, stark und mit Multitool. Er schraubte gekonnt Sitz und Feuerlöscher ab. «Der Chauffeur hat nicht schlecht gestaunt», erzählt Angie lachend. Jetzt konnte die Stadtrundfahrt beginnen. «Valencia enttäuscht nie», meint sie. «Zudem waren wir wieder mit Stefanie
unterwegs, derselben Stadtführerin, welche wir schon bei unseren letzten drei Reisen hatten in Valencia. Sie ist unglaublich toll, man merkt, wie sehr sie ihre Stadt liebt.» Bei allen anderen Stadtrundfahren hätten immer einige der Gruppe geschlafen, nicht aber bei Stefanie. Später hätten sie noch eine Tour zu Fuss unternommen. «Wir waren in den Markthallen und haben alles Mögliche zusammengekauft und danach geteilt, Oliven, Käse, Wurst, Orangensaft, es war alles so harmonisch.»
Kopieren erlaubt
Die Kurzbesuche in den Städten seien wie kleine Zückerchen, ein Vorgeschmack auf einen eventuellen späteren Besuch, meint Angie, und es habe eigentlich generell alles wirklich supergut geklappt. Aber was ihr am meisten Eindruck gemacht habe, sei die Stimmung in der Gruppe gewesen. «Es war eine gute Durchmischung von jüngeren und älteren Teilnehmenden, von «alten Hasen» und solchen, die zum allerersten Mal mit auf Reisen waren.» Dabei habe sich wieder einmal gezeigt, wie wertvoll es sein kann für «Neue», andere Tetraplegiker zu treffen. «Sie sehen, was alles möglich ist, wie man gewisse Dinge anders anpacken oder dass man sie überhaupt anpacken kann.»
Einer der Teilnehmenden sei anfänglich nicht so begeistert gewesen, aber sei von Tag zu Tag fröhlicher geworden. «Das war für mich ein unglaublich schönes Erlebnis.»
Auch seine Begleiterin war begeistert, sie sei glücklich, wenn er glücklich sei, erklärte sie Angie.
«Alle haben sich gegenseitig angenommen, wie sie sind, und die Gruppe ist von Tag zu Tag mehr zusammengewachsen». In Palma habe sich ein Teilnehmer eine Badehose gekauft und sei am nächsten Tag im Pool des Schiffs baden gegangen. «Ihr müsst ein
Foto machen, das glaubt mir keiner», habe er lachend gerufen. Angie hat eine Runde Getränke bestellt, alle haben sich im Pool versammelt und zusammen angestossen. «Das war soo schön», erzählt sie begeistert und ihre Augen glänzen. «Pflegeleitung, Pflegende, Rollstuhlfahrer, alle haben so gut mitgemacht, mich unterstützt und mitgeholfen, das war eine wunderbare Erfahrung.» Mit der Zeit habe es manchmal am Abend fast Streit gegeben, wer jetzt neben wem sitzen dürfe, wer wem einen Drink offerieren könne.
Wichtige Wertschätzung
Am Ende der Reise wurde zum ersten Mal die Feedback-Runde zwischen Pflegeleitung und Pflegenden durchgeführt. «Das hat der Stimmung noch zusätzlich gut getan», meint Angie. «Es ist unheimlich wichtig für die Pflegenden, eine Rückmeldung zu bekommen, zu wissen, dass sie auf dem richtigen Weg sind und auch mal zu hören, was sie gut machen. Das ist eine wichtige Wertschätzung.» Auch gegenseitige konstruktive Kritik oder Anregungen seien sehr wertvoll in diesem Zusammenhang. «Das hat uns nochmal zusätzlich zusammengeschweisst, wir waren am Ende wie eine grosse Familie.»
Reisen organisieren, das macht Angie gerne und gut, Reisen begleiten, das sei nochmal was ganz anderes, aber sie habe unglaublich viel gelernt dabei, «und es war so, so schön!», schwärmt sie.
Mittelmeerkreuzfahrten 2020
Mehr dazu auf Seite 29
Unter Verwendung ausgewählter Materialien sowie gewichtsoptimierter Komponenten bietet unser neues High-End Produkt im Starrrahmensegment besonders hohe Effizienz bei der Kraftübertragung. Ein Rollstuhl für aktive Nutzer mit sportlicher Fahrweise, die Wert auf gutes Design legen.
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Andreas Proeve nimmt Sie mit auf seine 3000 Kilometer lange Rollstuhlreise – am 3.11.2019, auf der Leinwand.
Bereits zum zweiten Mal ist Andreas Proeve nach Burma gereist. In seinem Reisevortrag berichtet er über ein Land, in dem Männer wie Frauen Röcke tragen und der Optimismus vorherrscht. Es erwarten Sie spektakuläre Luftaufnahmen, landschaftliche Schönheiten und mystische Geister.
Datum Sonntag, 3.11.2019
Zeit 10.00 – 11.30 Uhr
Ort Auditorium 1, Guido Zäch Institut, SPZ Nottwil
Kosten CHF 15.–Anmelden spv.ch/Veranstaltungen
ZAHL
In der ersten Jahreshälfte wurden die 18 SPV-Rollstühle an 130 Ausleihtagen an Lehrpersonen und Schulen verliehen. Sensibilisierung und Öffentlichkeitsarbeit liegen uns am Herzen. Für Projektwochen und Unterricht rund ums Thema Mobilität und Paraplegie stellen wir geschulten Lehrper sonen Rollstühle kostenlos zur Verfügung. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Als Tetraplegikerin Kinder begleiten, fördern und erziehen, das geht! Delphine Kalbermatten ist selbst Mutter und lehrt in Jegenstorf.
Im Juni hat sie für die 70 Lehrpersonen ihrer Schule einen Sensibilisierungskurs bei der SPV organisiert. Dank Frau Kalbermatten nahm das Kollegium Tipps zur Überwindung von Hemmschwellen gegenüber Querschnittgelähmten mit und geht noch sensibilisierter durch den Alltag.
Weihnachtsmarkt
Sie freuen sich schon heute auf festliche Stimmung, können es kaum erwarten, Christkind zu spielen und Geschenke zu planen?
Dann schreiben Sie sich das Wochenende vom 16./17. November 2019 fett in Ihre Agenda ein. Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer präsentieren ihre Werke und verkaufen Kunst- und Handwerksarbeiten im SPZ.
Stand buchen Online auf www.spv.ch/ Veranstaltung
REISEN
Rollstühle müssen am Flughafen angemeldet, abgegeben und transportiert werden. Flog eine Gruppe Rollstuhlfahrer der SPV via Flughafen Zürich ins Ausland, war bislang die Firma Careport Ansprechpartnerin. Ab 1.1.2020 hat der Flughafen einen neuen Anbieter: die Firma Goldwings AG. Wir setzen weiterhin auf gute Zusammenarbeit. Bereits angedacht ist eine spezifische Personal-Schulung im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.
Auch im 2020 wieder mit uns. Denn Sie liegen uns am Herzen. Ob zum ersten oder zum zweiunddreissigsten Mal –reisen lohnt sich immer.
Von Tanja Müller
Für uns war das Reisejahr 2019 voller Highlights: Kreuzfahrten auf dem Mittelmeer, Skifahren in Arosa und das kreative Island. Was haben Sie uns zu erzählen? Melden Sie sich für den Fototreff vom 3. November 2019 an. Wir freuen uns auf ein herzliches Wiedersehen.
Zieht es auch Sie bereits wieder in die Ferne? Dann kommt die Ausgabe 2020 von ParaReisen genau zum richtigen Zeitpunkt.
Reisen Sie mit uns nach Thailand in die Grossstadt Bangkok, gelangen Sie bei einer Kreuzfahrt nach St. Petersburg oder fläzen Sie einfach gemütlich am Strand von Grado.
Sämtliche Reisen, mit Ausnahme der Kreuzfahrten, sind ab dem 4. November 2019 online buchbar.
Anmeldung Fototreff spv.ch/veranstaltungen
DESTINATIONEN 2020
Aktivferien für alle Mitglieder
Skiwoche Arosa 15.–20.3.2020
Skiwoche Zinal 6.–10.4.2020
Interlaken
Sommerplausch 11.–18.7.2020
Städtereisen für alle Mitglieder
Sevilla 18.–25.4.2020
Florenz 27.6.– 4.7.2020
Bordeaux 12.–19.9.2020
München 19.–26.9.2020
Dubai 7.–14.11.2020
Städtereisen für Mitglieder mit Tetraplegie
Madrid 2.–9.5.2020
Mailand 13.–20.6.2020
Stuttgart 15.–22.8.2020
Rundreise für alle Mitglieder
Thailand 15.–28.11.2020
Kreuzfahrt für alle Mitglieder
Nordeuropa 23.–30.8.2020
Kreuzfahrt für Mitglieder mit Tetraplegie
Mittelmeer 16.–23.5.2020
Badeferien für Mitglieder mit Tetraplegie
Grado 29.8.–5.9.2020
Lanzarote 10.–17.10.2020
Malaga 24.–31.10.2020
Regionenreise für alle Mitglieder
Schottland 8.–15.8.2020
Regionenreise für Mitglieder mit Tetraplegie
Bad Peterstal
Spezialwoche 27.6.–4.7.2020
Südtirol 26.9.–3.10.2020
KREUZFAHRT MITTELMEER
Für Mitglieder mit Tetraplegie
Ein strahlendes Lächeln zeichnet sich auf den Gesichtern von Kreuzfahrt-Passagieren ab. Es sind die klare Meeresbrise, die mediterranen Hafenstädte und die spezielle Atmosphäre an Bord, die begeistern.
Den ersten Halt macht die MSC Divina in Marseille. Hier lockt der alte Hafen mit fangfrischem Fisch. Ihre Sinne werden in Barcelona von Gaudís modernistischen Bauten betört. Beim Ablegen von Ibiza dürfen Sie Ihre Kamera nicht vergessen: der Sonnenuntergang ist ein wahres Postkartenmotiv.
Nach einem Tag auf See sind Sie bereit für Neapel. Hier ist die Geburtsstätte der Pizza, hier sprudelt Italianità, hier fallen Sie abends hundemüde aber überglücklich ins Bett. In Livorno stossen Sie mit einem Tässchen «Ponce» zum Abschluss einer wundervollen Woche an, bevor es via Genua ab nach Hause geht.
Datum 16.–23.5.2020
Kosten ab CHF 2290.–Inklusive An- und Rückreise mit SPV-Bus, 7 Übernachtungen im DZ (Balkonkabine) mit Vollpension, Landausflüge Anmelden spv.ch/kreuzfahrten2020
KREUZFAHRT NORDEUROPA
Für alle Mitglieder
Das Glück wohnt im Norden. Sind es die unendlichen Wälder, die hellen Sommernächte oder das Designgespür, die für die hohe Zufriedenheit sorgen? Finden Sie es auf der Kreuzfahrt durch Nordeuropa raus.
Freuen Sie sich bereits auf dem Flug von Zürich nach Kopenhagen auf ein frisches Smørrebrød. Tüchtig gestärkt begeben Sie sich an Bord und die Rundreise startet. Nach einem Tag auf See erwartet Sie das finnische Helsinki. An jeder Ecke treffen Sie auf Designobjekte, zum Beispiel vom berühmten Alvar Aalto. Durch die Kreuzfahrt haben Sie die super Gelegenheit, bequem in die nördlichste Millionenstadt, St. Petersburg, einzureisen. Geniessen Sie in Tallinn einen feinen Beerenkuchen und einen Wurstsalat in Kiel, bevor Sie ab Kopenhagen nach Hause fliegen.
Datum 23.–30.8.2020
Kosten ab CHF 2490.– für Mitglieder ab CHF 2590.– für Übrige Einzelkabinen-Zuschlag ab CHF 1600.–
Inklusive Direktflug ab Zürich nach Kopenhagen, 7 Übernachtungen im DZ (Balkonkabine) mit Vollpension, Landausflüge Anmelden spv.ch/kreuzfahrten2020
Für alle Mitglieder
Verschlägt es Ihnen die Sprache? Bangkok ist feuchtwarm, voller Leute und Transportmittel. Doch Bangkok ist auch reich. Reich an Schätzen und Überraschungen und Schönem. Majestätisch glänzt der Grosse Palast mit seinen goldenen Spitzdächern. Und spätestens wenn sich die Gelassenheit des liegenden Buddha auf Sie auswirkt, sind Sie angekommen.
Von Bangkok geht es per Inlandflug ins charmante Chiang Mai. Im November beginnt im Norden Thailands die Winterund damit die Blütezeit. Sehen Sie die ersten zarten Knospen spriessen? Diesen farbenfrohen Naturwundern verdankt Chiang Mai die würdevolle Bezeichnung «Rose des Nordens». Lust auf Neues müssen Sie zum Night Market mitbringen. Und einen leeren Magen. Denn um ihn mit allerlei Unbekanntem zu füllen, sind Sie hier genau richtig.
Datum 15.–28.11.2020
Kosten ab Fototreff 2019 bekannt
Inklusive Direktflug ab Zürich, 12 Übernachtungen im Doppelzimmer mit Frühstück und 12 Mahlzeiten
Ausflüge und Transfers
Anmelden ab Fototreff 2019 buchbar
Olivia Hodel, FaGe, 20-jährig, absolviert momentan ein Teilzeitstudium mit BachelorAbschluss an der Fachhochschule Bern und arbeitet gleichzeitig im Inselspital.
Von Gabi Bucher
Für Olivia war früh klar, dass sie in der Pflege tätig sein wollte. Als sich damals in der Oberstufe die Frage nach der Berufswahl stellte, schnupperte sie an verschiedenen Orten und entschied sich dann fürs SPZ. «Dort hat es mir am besten gefallen. Da ist alles familiär, man kennt sich. Und es ist auch ein anderes Setting als in normalen Spitälern. Hier begleitet man die Patienten nicht nur zwei bis drei Tage, sondern teilweise ein halbes Jahr. Das ist spannend, man sieht ihre Fortschritte, das hat mich fasziniert.»
Erfahrungen in der «Aussenwelt»
Dass sie dabei aber in einer absolut geschützten Welt unterwegs war, ist ihr erst aufgefallen, als sie im Rahmen ihrer Ausbildung eine Woche als Begleitperson mit jungen Rollstuhlfahrern auf dem Sommerplausch der SPV unterwegs war. «Wir hatten die Wahl zwischen Tetraferien und Spitex, die meisten haben sich für die Tetraferien entschieden. Ich wurde als Begleitperson für den Sommer-
plausch eingeteilt.» Nein, sie habe nicht genau gewusst, worauf sie sich da einlasse, erzählt sie lachend, «da jedoch eine Pflegeleitung der ParaHelp AG mit dabei war, machte ich mir keine allzu grossen Sorgen.» Sie sei gut an ihre Aufgabe herangeführt worden, habe die nötige Unterstützung erhalten, sei sich aber nie kontrolliert vorgekommen. «Alle haben einander so akzeptiert wie sie sind und sich gegenseitig geholfen, das war ganz toll», erinnert sie sich.
Obwohl beim Sommerplausch anders als bei Ferienwochen für Tetraplegiker keine Eins-zu-Eins-Betreuung vorgesehen ist, sondern alle allen helfen, war Olivia mehrheitlich zuständig für einen Tetraplegiker und teilte mit ihm auch das Zimmer. «Die erste Nacht war etwas gewöhnungsbedürftig, man teilt ja nicht jeden Tag ein Zimmer mit einem Fremden. Aber er war total unkompliziert. Zudem musste er ja auch mit mir ein Zimmer teilen und überhaupt sich ständig auf neue Personen einstellen, dann kann ich das auch.» Am meisten habe sie erstaunt, wie anstrengend es sein könne, 24 Stunden um jemanden rum zu sein. «Ich hatte nachher ein ganz anderes Verständnis für die Angehörigen von Tetraplegikern. Ich konnte mich nach einer Woche zurückziehen und ausruhen, das können sie nicht.» Aber auch für den Tetraplegiker sei das sicher nicht einfach. «Er ist ja auch für so vieles auf Hilfe ange-
wiesen! Eine ziemlich schwierige Vorstellung für mich, ich bin gerne ab und zu allein unterwegs.»
Eile mit Weile
Gelernt hat sie in dieser Woche vor allem eines: Im Alltag läuft alles ganz anders als im SPZ. «Es war eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Ich war mir nicht bewusst, wie umständlich es sein kann mit dem Rollstuhl im Alltag.» Wenn sich eine Einrichtung als rollstuhlgängig ausgebe, heisse das noch lange nicht, dass da keine Hindernisse seien. «Wir wohnten in einer Jugendherberge, die war rollstuhlgängig, aber da gabs halt kein Spitalbett, das man rauf und runter lassen konnte.» Die Dusche sei schmal gewesen, der Platz überall ziemlich limitiert. «Es war eine Herausforderung, aber spannend». Lösungen könnten immer gefunden werden, meint sie. «Ich bin überhaupt erstaunt, wie Rollstuhlfahrer immer für alles Lösungen finden. Es ist praktisch nichts unmöglich für sie, unglaublich, wie sie das machen.» Man müsse improvisieren, wenn man so unterwegs sei. «Aber vor allem bin ich geduldiger geworden», meint sie lachend. Bereits am ersten Tag habe sie merken müssen, dass alles langsamer laufe, wenn man mit einer Gruppe Rollstuhlfahrer unterwegs sei. «Bis alle im Bus waren und die Rollstühle zusammengeklappt und verstaut! Das braucht Zeit, das lässt sich nicht ändern.» Auch die Morgentoilette des Rollifahrers sei nicht ganz ohne gewesen. «Ich machte das sehr gerne für ihn, nur hatte ich danach keine Lust mehr, mich selber bereit zu machen. Ich hatte ja bereits jemanden bereit gemacht, zwei, das war mir irgendwie zu viel», lacht sie. So vieles sei ihr nicht bewusst gewesen damals im SPZ. «Das Verständnis für die Rollstuhlfahrer wird sehr viel grösser nach einer solchen Woche», sagt sie.
Action pur auch im Rollstuhl Klar gabs erschwerte Umstände, erzählt sie. Zum Schlafen war das Bett zu wenig hoch, also mussten zusätzliche Matratzen her, für den Transfer wars zu hoch, also Matratzen wieder weg. Fürs Darmmanagement war die Dusche eigentlich zu eng, da musste ebenfalls improvisiert werden. Eine steile Strasse wurde plötzlich viel steiler. Trotzdem sei diese Woche «richtig cool» gewe-
sen. Sie hätten permanent Dinge unternommen, seien immer unterwegs gewesen. «Ich war mir nicht bewusst, was alles möglich ist im Rollstuhl. Wir sind mit diesen super Geräten (Jimgo) die Berge runtergefahren wie die Wilden, über Stock und Stein. Die Rollstuhlfahrer mit genügend Handfunktion waren beim Go-Cartfahren. Das hat ihnen ungemein Spass gemacht, das hat man gesehen». Und im See gebadet hätten sie. «Ich wusste gar nicht, dass Tetraplegi-
endlich dankbar für meine Unabhängigkeit. Ich empfehle einen solchen Einsatz wirklich jedem und jeder, es ist eine total bereichernde Erfahrung.»
Und dank dieser Erfahrung wird Olivia ein 13-jähriges Mädchen ins Klassenlager begleiten. «Ich bin gespannt, wie das abläuft. Aber ich weiss ja jetzt, was auf mich zukommt. Das wird schon werden, und Lösungen gibts immer, das habe ich gelernt!»
ker schwimmen können, hatte mir das nie überlegt. Ich meine, im Hallenbad gibts all diese Einrichtungen, das war schon klar, aber im See? Wir hatten dieses Tuch, damit haben wir ihn ins Wasser gebracht.» Danach hätte er gefroren und sie hätten versucht, in der schmalen Kabine die nassen Kleider gegen trockene umzutauschen. Ein richtiges Abenteuer, meint sie, einfach toll und beeindruckend zu sehen, wie die Jungen damit umgehen, im Rollstuhl zu sein. «Die sind so motiviert, machen so viel, damit sie mit dabei sein können, das finde ich total schön.»
Olivia denkt auch heute, mehr als zwei Jahre später, noch oft an diese Woche zurück. «Es gab mir eine andere Sichtweise aufs Leben. Ich habe danach viel mit meinen Eltern geredet darüber und bin un-
Wir suchen immer wieder auch junge Menschen als Begleitung, vor allem für den Sommerplausch. Pflegerische Fähigkeiten sind nicht unbedingt Voraussetzung. In einem eintägigen Einführungskurs in die Tetrabegleitung, welcher sich auch für Teilnehmende des Sommerplausches eignet, zeigen wir auf, worum es dabei geht. Nächstes Jahr findet der Sommerplausch in Interlaken statt. (Angebote für Tetraplegiker finden Sie auf Seite 28.)
– Sinn und Zweck der Ferien für Mitglieder mit einer Tetraplegie
– Theorie Para-/Tetraplegie (Ursachen, Folgen, Komplikationen)
– Einblick in die Rollstuhlhandhabung und Transfers
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DER PERFEKTE TAG
Yann Avanthey, Aussendienstmitarbeiter in der französischen Schweiz, hat eine ganz spezielle Freizeitbeschäftigung für sich entdeckt, das «Bodyflying».
Von Gabi Bucher
Yann parkt seinen Wagen etwas ausserhalb von Sion neben einem hohen grauen Turm. «Hier ist es», sagt er. Damit meint er das Zentrum «Realfly», ein Indoor-Freifallsimulator. Wir betreten das Gebäude, es surrt, braust und rumpelt. Am Empfang werden wir herzlich begrüsst. Yann registriert sich und beantwortet die nötigen Sicherheitsfragen auf dem iPad. «Nein», murmelt er, «schwanger bin ich nicht.»
Im Windkanal hinter uns hängt eine rote Puppe und dreht und wendet sich elegant. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass es keine Puppe ist, sondern ein Mann. Auf Sesseln rund um den Turm sitzen ein paar Besucher und schauen gebannt zu. Das ist
nun also Bodyflying? Scheint gar nicht so kompliziert. Dass hier gerade ein Profi am Werk ist, merke ich erst später.
Atmen nicht vergessen
Das Zentrum ist gut organisiert. Yann und fünf weitere Besucher werden von Olivier zu einer kurzen Instruktion ins Untergeschoss geführt. Dort erhalten sie einen Anzug, Helm und Brille. Olivier hilft Yann, die Beine zusammenzubinden, er scheint sich auszukennen. Dann erklärt er, wie man sich im Windkanal zu verhalten hat: Arme nach vorne, Beine leicht angewinkelt. Für Yann wird ein zusätzlicher Instruktor mit dabei sein, der mit der Stabilität hilft. Dann noch eine Erklärung zu den Handzeichen. «Sprechen geht nicht», sagt Olivier, «atmen schon, bitte nicht vergessen, auf die Dauer ist das ungesund.» Die sechs lachen, mehr oder weniger locker. Für Yann kein Problem, er ist nicht das erste Mal da. Er hatte davon gehört, ist mit seiner Familie hingefahren, hats ausprobiert und war restlos begeistert.
Ab durch die Mitte
Die sechs begeben sich wieder nach oben, jetzt sind sie dran. Letzte Instruktionen,
dann Brille umbinden, Helm aufsetzen und rein in den Vorraum des Windkanals. Gebucht sind vier Mal je eine Minute Flugzeit. Die Fussgänger lassen sich durch eine Tür in den Windkanal fallen, Yann fährt bis zur Türe und legt sich mit Hilfe von zwei Instruktoren rein. Ganz so einfach ist es aber nicht. Die Balance muss gehalten werden. Einige sinken schon mal zu Boden wie Steine. Der Instruktor bringt sie wieder hoch. Auch Yann hat Anfangsschwierigkeiten. Beim zweiten Durchgang läufts besser. Beim dritten hat auch er den Kniff wieder gefunden und liegt relativ ruhig und mit nur noch wenig Hilfe im Luftstrom. Der vierte Durchgang ist die Königsdisziplin: Die Windstärke wird erhöht, zwei Instruktoren stehen bereit. Und dann gehts ab durch die Mitte, rauf in den 14 m hohen Turm. Hochgesaugt im Windkanal sind sie ein paar Sekunden weg, tauchen wieder ab, um gleich wieder in die Höhe zu fahren. Da gehts Hoch hinaus und alle scheinen richtig viel Spass zu haben. Ansehen tut man es ihnen allerdings nicht direkt, denn was Helm, Brille und vor allem die 150 km/h Wind aus einem Gesicht machen, ist zugegebenermassen nicht sehr vorteilhaft.
Das Abenteuer ist nicht ganz billig, aber seinen Preis durchaus wert, meint Yann, ein Riesenspass! Er empfiehlt es allen, die mal etwas anderes erleben möchten. Das Zentrum ist rollstuhlgängig, mit Parkplatz und Toilette, und die Instruktoren sind gerne bereit zu helfen, wo es Hilfe braucht. Ein grosses Dankeschön an alle für den sehr zuvorkommenden Empfang.
Rollstuhlgängige Windkanäle Sion: www.realfly.ch Winterthur: www.windwerk.ch
Ob Mountainbike oder Wasserski – bei Rollstuhlsport Schweiz (RSS) ist vieles möglich. Unsere Camps und Active Motion Days bieten ein abwechslungsreiches Bewegungs- und Sportangebot.
Von Martina Meyer
Mit unserem Programm versuchen wir jeweils, verschiedene Sportarten für Rollstuhlfahrer mit unterschiedlichen Voraussetzungen anzubieten. Für unsere Jüngsten werden altersspezifische Angebote organisiert. Weiter sind wir bemüht, sämtliche Sprachregionen der Schweiz abzudecken.
Das Kids Camp in Nottwil ist eines der Highlights für die Kleinen. Jeweils im Juni verbringen Kids im Alter von 6 bis 12 Jahren zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern ein abenteuerliches Wochenende im Schweizer Paraplegiker-Zentrum.
Nebst Action, Sport und viel Spass studierten die Kids dieses Jahr einen für sie eigens kreierten Song ein – unsere neue KidsCamp-Hymne. Für Kinder aus der Westschweiz und dem Tessin wird zusätzlich ein Kids Day in der entsprechenden Region durchgeführt.
Beim fun for wheelies sind Teenager im Alter von 13 bis 20 Jahren unter sich. Neu können die Jugendlichen je eine Begleitperson (Kollege/-in, Geschwister) im ähnlichen Alter mitnehmen, welche das Wochenende ebenfalls im Rollstuhl verbringt. Dieses Jahr jagten wir den Fuchs durch die Leuchtenstadt Luzern, absolvierten einen Biathlon, lernten die Schweizer Vogelwarte kennen und legten uns taktische Strategien beim Boccia-Turnier zurecht.
Wenn der Wind fehlt
Der Mai sah vielversprechend aus. Der windige Monat liess auf einen optimalen Einsteiger-Kitekurs hoffen. Just an unserem Kurstag hat der Wind jedoch abgestellt, und wir konnten den Tag leider nicht durchführen. Anders im Juni in Lugano: Für den Segelkurs beim Segelclub «Circolo Velico di Lugano» waren die Bedingungen perfekt. Die Teilnehmer lernten viel Wissenswertes rund ums Segeln und bestritten ihre erste Regatta in den Hansa-303-Booten.
Beim Seeclub Sempach konnten wasserbegeisterte gleich zwei Sportarten ausprobieren. Dabei lernten sie zwei unterschiedliche Techniken kennen: «vorwärts» paddeln und «rückwärts» rudern. Ob einem das Kajaken oder das Rudern besser gefallen hat, konnte jeder Teilnehmer für sich selber entscheiden.
Adrenalin pur
In Conthey eroberte man die Bergwelt mit dem Mountainbike. Die aus allen Ecken der Schweiz angereisten Teilnehmenden wagten die rasante, 11 Kilometer lange Abfahrt in unterschiedlichen Bikes (Cimgo, Explorer oder Quadrix) – geführt oder selbständig. Die Abfahrt wurde zweimal absolviert. So konnte man verschiedene Geräte testen. Auch in Mols war Action angesagt. Beim Wasserskifahren am Walensee sausten unsere Rollstuhlsportler in flottem Tempo übers Wasser und hatten dabei viel Spass.
Weitere Angebote von RSS in Nottwil Jeweils montags und mittwochs (April bis Oktober) findet ein Tennisunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene statt. Donnerstags wird im SPZ unter fachkundiger Leitung Tischtennis gespielt. Jeden letzten Samstag im Monat können Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 20 Jahren einen Schwimmkurs besuchen. Mitte Oktober organisiert RSS das Sportcamp «move on». Während einer Woche werden 15 verschieden Sportarten zum Kennenlernen angeboten.
Alle unsere Angebote sind nur dank der guten und treuen Zusammenarbeit mit unseren Partnern, Kursleitern, aber auch unseren freiwilligen Helfern möglich. Ihnen allen gehört an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Sie haben Ihre bevorzugte Sportart noch nicht gefunden? Unsere 27 Rollstuhlclubs bieten weitere Sportarten an.
Besuchen Sie dazu unsere Webseite www.spv.ch (Unsere Rollstuhlclubs) oder kontaktieren Sie uns via rss@spv.ch.
Rollstuhlsport bewegt! Treiben auch Sie regelmässig Sport und tun damit etwas Gutes für Ihre Gesundheit und Ihr allgemeines Wohlbefinden.
Der internationale Verband schenkt Dubai (UAE) das Vertrauen für die Austragung der Leichtathletik-WM 2019, auch wenn die Durchführung so spät im Jahr vereinzelt für Stirnrunzeln gesorgt hat.
Formstand der Schweizer Athleten Erfreulicherweise haben viele Schweizer Athleten unter anderem an der Rennserie in Nottwil und Arbon äusserst positive Akzente gesetzt. Sie werden alles daransetzen, ihre Form für die WM vom 7. bis 15.11.2019 im selben Masse aufzubauen.
Erwartungen und Überraschungen
Manuela Schär und Marcel Hug haben sich bereits einen Quotenplatz für die Paralympics 2020 in Tokio gesichert. Ob sie daher in Dubai ihre Medaillen aus 2017 verteidigen werden, ist noch unsicher. Nach dem Abschluss ihres Lehrerstudiums ist auch Catherine Debrunner wieder dabei und hegt grosse Ambitionen. Die finale Selektion findet Anfang September statt.
WPA Championships Dubai 2019 www.paralympic.org/dubai-2019
WINTERPROGRAMM
Fit im Winter
Die nächste Wintersaison steht bald vor der Tür. Ob Bob, Curling, Langlauf oder Ski Alpin – das Winterprogramm von Rollstuhlsport Schweiz ist wie jedes Jahr vielseitig.
Die detaillierte Ausschreibung finden Sie ab Oktober auf www.spv.ch/breitensport.
Vom 16. bis 21. September 2019 findet die Para-Tischtennis-EM in Schweden statt.
Der erstklassige Austragungsort – die Helsingborg Arena –hat sich mit der Austragung der Senioren-Europameisterschaft 2017 bereits einen Namen gemacht. Für die EM 2019 werden rund 300 Athleten erwartet, welche in elf verschiedenen Klassen antreten. Die Resultate der ITTF ParaTischtennis-EM tragen direkt zur Qualifikation der Paralympischen Spiele 2020 in Tokio bei.
Für die Schweiz starten Silvio Keller in der Klasse M1 sowie der stehende Valentin Kneuss, Klasse M6. Betreut wird das Para-Tischtennis-Duo durch den Basler Nationaltrainer Philipp Zeugin.
Weitere Informationen zur Tischtennis-EM www.ittf.com
TOKYO 2020
Paralympics. Para bedeutet in diesem Falle nicht Paraplegie, sondern «parallel». Dies, weil die Paralympischen Spiele gleich nach den Olympischen Spielen an den gleichen Orten stattfinden. Intensiv ist die Zusammenarbeit der beiden Schweizer Delegationen: Swiss Olympic unterstützt die Paralympische Mission organisatorisch und finanziell. Das gemeinsame Team-Treffen
wird für Tokyo 2020 am 31.10./1.11.2019 im SPZ Nottwil durchgeführt. An beiden Tagen werden neben paralympischen auch olympische Athleten im SPZ sein. Die Sommerspiele finden vom 25.8. bis 6.9.2020 in Tokio, Japan statt.
Mehr Infos zu den Paralympics https://tokyo2020.org
PARA-CYCLING
Neun Handbiker vertreten die Schweiz vom 11.–15.9.2019 an der WM im holländischen Emmen. Unsere Athleten kennen den Austragungsort von zahlreichen Weltcups bestens. Für die WM hat das OK drei neue Strecken präsentiert. Bei allen Rennen ähnelt sich die Charakteristik – flache und kurze Rundkurse prägen die Wettkämpfe. Sandra Graf und Benjamin Früh wollen ihre Medaillen aus dem Vorjahr verteidigen, aber auch Heinz Frei oder der wieder genesene Tobias Fankhauser sind in Lauerstellung.
Programmanpassung
Bisher wurde jeweils an vier Renntagen um Medaillen gekämpft. Neu macht der attraktive Team Relay Event (Staffel) den Auftakt und das Programm wird auf fünf Wettkampftage ausgedehnt.
Interessiert? Para-cycling Road World Championships www.uci.org/para-cycling
Zum 40-jährigen Jubiläum der SPV lanciert Rollstuhlsport Schweiz das Projekt «Giro Suisse». Mit der Idee, die Schweiz während den Paralympics in 13 Etappen zu umrunden und dabei die verschiedenen Rollstuhlclubs «anzufahren». Um einen Event dieser Grösse durchführen zu können, braucht es die Unterstützung unserer Rollstuhlclubs. Sie helfen uns bei der Auswahl und der Rekognoszierung der Strecken und legen diese schlussendlich fest. Mit diesem Projekt wird die Vernetzung unter den Clubs gefördert und sie können regional auf ihre Aktivitäten aufmerksam machen.
Seien Sie mit dabei!
Der Event findet vom Dienstag, 25. August bis Sonntag, 6. September 2020 mit Zielort SPZ Nottwil statt. Das Datum fällt bewusst auf die Zeitdauer der Paralympics in Tokio, um die erhöhte Sensibilität für den Rollstuhlsport positiv zu nutzen. Alle Clubmitglieder sind herzlich eingeladen, an einzelnen oder mehreren Etappen mitzuradeln. Aus logistischen Gründen ist die Anzahl Startplätze beschränkt.
Lust, mitzumachen?
Infos bei spv.ch, rss@spv.ch, Thomas Hurni, Tel. 041 939 54 34
Andreas Heiniger, Leiter Leistungssport Rollstuhlsport Schweiz, über die RollstuhlLeichtathletikrennen am «Spitzen Leichtathletik Luzern», «Athletissima Lausanne» und «Weltklasse Zürich».
Was macht die Rennen so besonders?
Inklusion pur! An den grossen Meetings in der Schweiz zeigen wir mit internationalen Startfeldern spektakuläre Rennen. Es gibt uns auch die Möglichkeit, auf den Rollstuhlsport aufmerksam zu machen und vermehrt in den Medien präsent zu sein.
In vollen Stadien vor bis zu 25 000 frenetischen Fans Bestleistungen zeigen zu können, das ist das Ziel eines jeden Athleten und stellt ein grosses Highlight dar. Diese Anerkennung ist auch ein Lohn für die tägliche harte Arbeit.
Wie sieht die Zukunft aus?
Die Rückmeldungen von Zuschauern sind durchwegs positiv. Sie erfreuen sich an unseren interessanten Wettkämpfen und suchen den direkten Kontakt mit unseren Rollstuhlathleten. Gemeinsam mit den Veranstaltern sind wir sehr interessiert, den Athleten auch in Zukunft diese Plattform ermöglichen zu können.
An der Junioren-WM in Nottwil massen sich rund 300 Jugendliche. Mit dabei vier Schweizer Talente. Eine davon – Licia Mussinelli – bringt fünf Medaillen nach Hause.
Von Evelyn Schmid
Sie sind jung, talentiert und ehrgeizig. Die vier Schweizer Nachwuchsathleten, die sich dank guten Leistungen für die JuniorenWM qualifiziert hatten, haben ihr Bestes gegeben. Bei Licia Mussinelli reichte das für fünf Medaillen, bei den anderen für gute Zeiten und einen Rucksack voll wichtiger Erfahrungen.
Die Medaillensammlerin
Licia Mussinelli ist die erfahrenste der vier Schweizer. Sie wurde mit Spina bifida geboren und wuchs in Derendingen auf. Seit acht Jahren fährt sie Rennrollstuhl. Derzeit besucht sie das Sportler-KV der Frei’s Schulen Luzern. An der Junioren-WM von 2017 hatte sie eine Gold- und eine Silbermedaille geholt. Die Erwartungen vor dem Anlass waren also gross. Dem hat sie standgehalten. Die Bilanz lässt sich sehen: einmal Gold und je zweimal Silber und Bronze.
Fünf Starts in vier Tagen zehren an den Kräften, teilte mir Licia Mussinelli schon am Ende des dritten Tages mit. Dass den-
noch fünf Podestplätze resultierten, freute die Athletin, die schon an die weiteren Karriereschritte denkt: «Ich bin glücklich über die fünf Medaillen, und es war eine gute Erfahrung, mich mit Nachwuchstalenten aus aller Welt zu messen. In Zukunft allerdings muss ich mich an der Elite orientieren.» Das wird nicht einfach. Doch die Solothurnerin wird bei diesem Schritt im Rahmen der Sport Akademie in Nottwil professionell begleitet. Sie selbst weiss genau, wo und wann die nächste Hürde ansteht: «Ich möchte mich für die EM 2020 in Polen qualifizieren.»
Die drei U17
Ein Tumor am Rücken führte dazu, dass der Basler Matiwos Russom zum Paraplegiker wurde. Er trainiert seit drei Jahren in Nottwil und kam als 7-Jähriger aus Eritrea in die Schweiz. Es war seine erste Teilnahme an einer Junioren-WM. Nach den Sommerferien beginnt er mit der Sportklasse der Wirtschaftsmittelschule in Reinach. Er startete in den gleichen Rennen der Klasse T54
wie sein Trainingskamerad Dario Studer. Dieser war schon vor zwei Jahren dabei, steht aber auch noch am Anfang seiner Sportkarriere. Er lebt im solothurnischen Hauenstein und ist aufgrund von Spina bifida auf einen Rollstuhl angewiesen. Er beginnt nach den Sommerferien eine kaufmännische Ausbildung. Beide Athleten beendeten ihre Rennen in der zweiten Hälfe der Rangliste, jedoch hatte das Sammeln von Erfahrungen bei ihnen Priorität.
Die 14-jährige Linda Flury aus dem bernischen Rohrbachgraben ist die Jüngste im Schweizer Team. Auch sie ist mit Spina bifida auf die Welt gekommen und hat schon früh den Rennrollstuhl für sich entdeckt. Sie startete in einem kleinen Feld und musste sich von der noch übermächtigen Konkurrenz geschlagen geben.
Zukunft?
Es braucht Jahre, bis aus einem jungen Sportler ein international erfolgreicher Athlet wird. Der Weg ist steinig, geprägt von
wenigen kleinen Triumphen und Glücksmomenten, aber vor allem von vielen anstrengenden Trainings und der einen oder anderen schmerzhaften Niederlage. Damit sich junge Menschen am Anfang ihrer Karriere nicht gleich mit der Elite messen müssen, hat World Para Athletics diese Junioren-WM vor zwei Jahren geschaffen. Gegen Gleichaltrige besteht man einfacher, kann beobachten, wie sich andere entwickeln und wie sie gefördert werden. Ein Lehrplatz also für Athleten, Trainer und Verbände.
Auch Trainer Paul Odermatt, der seit Jahrzenten junge Leichtathleten an den Spitzensport heranführt, sieht das so: «Das Niveau der internationalen Konkurrenz war beachtlich und die Messlatte für alle vier Schweizer sehr hoch. Licia Mussinelli hat sehr reife und taktisch geschickte Leistungen gezeigt. Sie versteht es jetzt schon viel besser, Rennen korrekt zu lesen und Entscheide im richtigen Moment zu fällen als vor zwei Jahren. Matiwos Russom und Dario Studer können noch nicht ganz vorne mithalten. Aber ich habe den Eindruck, dass sie Lunte gerochen haben. Nun braucht es in den kommenden Jahren viel Arbeit, Fleiss und Motivation. Einiges kann man steuern und fördern, anderes aber ist nicht vorhersehbar, zum Beispiel die körperliche Entwicklung. Da muss man hoffen und manchmal auch etwas Geduld haben.»
Auch mit Linda Flury ist Paul Odermatt zufrieden: «Sie war zum ersten Mal bei einer Junioren-WM dabei und hat ihre Rennen sehr gut gemacht. Sie darf sich noch nicht vergleichen mit der Konkurrenz, die schon erfahrener ist. Aber sie ist flink und koordinativ stark. Das sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunft.»
Rahmenprogramm für Mutige
Auf einem Rad um die Kurve, über die Schanze und hoch auf das Podest. Mit Tempo runter und waghalsig über die Rails. Das ist zwar eine Kleinigkeit für die beiden WCMX-Profis David Lebuser und Lorraine Truong, aber nicht für alle Teilnehmer ihrer Workshops. Die WM bot die gute Gelegenheit, um die neue Sportart Rollstuhl-Skaten – offiziell Wheelchair Motocross, kurz WCMX genannt – vorzu-
stellen. Fast immer waren die Workshops ausgebucht, denn nicht nur Rollstuhlfahrer, sondern auch viele mutige Fussgänger wollten den Trendsport ausprobieren.
… und für Bewegliche Es wurde getanzt und gehüpft, geklatscht und gesungen. Die Junioren-WM war ein Event für die ganze Familie. Der Kids- und Family-Park mit Karussell und verschiedenen Hüpfburgen war beliebt. Auch die Konzerte der Kinderbands Tischbombe und Martin Imlig zogen viele Familien mit kleinen Kindern an, die sich mitreissen liessen.
«Wasser für Wasser»
6000 Plastikflaschen wurden nach dem Anlass vor zwei Jahren entsorgt. Eindeutig zu viel! Deshalb hat das OK beschlossen, ein Zeichen zu setzen und mit «Wasser für Wasser», Brack.ch und BWT Aqua drei starke Partner gefunden, die das Pilot-Projekt unterstützten. 1500 Mehrwegflaschen, die an Auffüllstationen mit Leitungswasser aufgefüllt werden konnten, wurden an Athleten, Betreuer und Volunteers gratis abgegeben. Damit wurde 80% des Flaschenwassers vermieden. Gleichzeitig unterstützte das OK damit Wasserprojekte in Afrika.
JEUX INTERCENTRES
Die diesjährigen «Jeux Intercentres» finden in der Rehab-Klinik Basel statt. Auch die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung wird an dieser wichtigen Veranstaltung anwesend sein.
Von Davide Bogiani
Kaum sagt man 11. September, da werden Erinnerungen wach. Genau 10 Jahre nach den Terroranschlägen in den USA wurde das «National September 11 Memorial & Museum» eingeweiht. Auch im Gedenken an die Verletzten bei Rettungsarbeiten erinnert es am internationalen Gedenktag an die Verunfallten am Arbeitsplatz. Unfälle, die manchmal schwerwiegende Folgen haben können. Den Reha-Patienten geben die verschiedenen Therapien täglich
bringen und neue Sportarten zu entdecken. Es ist auch eine Gelegenheit, andere Menschen in ähnlichen Lebenssituationen kennenzulernen. Solche, die genauso in anderen Kliniken verweilen. So entsteht ein Austausch, eine Auseinandersetzung, ein Gruppengeist. Ein wichtiger Schritt – der letzte vor der Entlassung – um sich auszutauschen, quasi als Beitrag zur Vorbereitung für diesen wichtigen Übergang: die Rückkehr nach Hause nach der langen Rehabilitationszeit.
den Takt an, bis zum lang ersehnten Tag der Entlassung. Dieser ist ein wichtiger Meilenstein, auf den sich die Patienten sorgfältig vorbereiten müssen.
Wichtiger Austausch
Der 11. September ist auch der Tag, an dem dieses Jahr die Jeux Intercentres stattfinden werden. Eine Veranstaltung, bei der die Patienten der Reha-Kliniken SPZ Nottwil, CRR Sion, Balgrist Zürich und Rehab Basel sich treffen, um zusammen einen Tag zu ver-
Dieser Anlass wird abwechselnd in einer der vier genannten Kliniken organisiert, wobei die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung seit Jahren als Co-Sponsor teilnimmt. Dieses Jahr werden die Jeux Intercentres in der Rehab-Klinik in Basel abgehalten.
Vielseitiges Programm
Eingeläutet wird der Morgen durch zwei Aktivitäten. Die erste ist eine Spielrunde mit dem Namen «Play4you». Dabei wer-
den die Teilnehmer zu verschiedenen Herausforderungen und GeschicklichkeitsWettkämpfen eingeladen. Bei der zweiten Aktivität geht es ums Tauchen. Dies in Zusammenarbeit mit dem Club RollstuhlTaucher Zürich.
Am Nachmittag sieht das Programm einen Aktivitäten-Parcours in Gruppen vor. Unter dem Motto «Rund ums REHAB» werden an drei Posten drei verschiedene Sportaktivitäten vorgestellt: Tischtennis, Handbike und Boccia. Beim Tischtennis sei die Anwesenheit des Instruktorenteams des Rollstuhlclubs Basel im Speziellen genannt. Schon seit Jahren bieten sie diese Sportdisziplin innerhalb der Reha-Klinik Basel an.
Am zweiten Posten können die Teilnehmer sich mit Handbike beschäftigen. Je nach Witterung findet es draussen oder in der Klinikhalle statt. Als dritte Aktivität steht das Boccia-Spiel auf dem Programm und wird von Rollstuhlsport Schweiz vorgestellt. Diese Sportart, die in Italien eine lange Tradition hat, erlebt aktuell einen starken Aufschwung in der Welt des Paralympischen Sportes. Die «Bocce» (Kugel) aus Leder, die Dimensionen des Spielfeldes sowie die Wurf-Rampen machen dieses Spiel auch für Menschen mit einer Tetraplegie zugänglich und attraktiv.
Alles in allem ein Tag, den man nicht verpassen sollte. Eine Möglichkeit, sich zu einem neuen Sport anspornen zu lassen, neue Menschen kennenzulernen, bevor man wieder nach Hause geht. Dies ist der «Spirit» der Jeux Intercentres «Rund ums REHAB».
AUSBILDUNG
Alles fährt Ski – das soll auch für Menschen im Rollstuhl möglich sein. Doch wie? Und durch wen?
Von Thomas Hurni
kann, was gerade passiert. Dies vermittelt Sicherheit, was sich positiv auf das Selbstvertrauen auswirkt. Ist die erste Abfahrt bewältigt, steht beim Skilift die nächste Herausforderung an – das Liftfahren. Auch hier erklärt er dem Gast genau, wie dies vor sich geht. Anfänglich ist der Skilehrer am Skilift über einen Gurt mit einem Karabiner am Gestell verbunden und kann so die Liftfahrt ganz eng begleiten. Die Auslösung der Zugvorrichtung betätigt Richard am Ende des Skilifts so lange, bis der Gast dies selbstständig tun kann. Später werden die Liftfahrten neben dem Gast begleitet.
Als nächste Lernschritte stehen Fahrten in der Falllinie, die Schrägfahrt sowie die ersten selber ausgelösten, gerutschten Schwünge im leicht abfallendem Gelände an. Immer wieder schaut Richard darauf, dass Stürze talwärts vermieden werden, dass die technische Ausführung korrekt und das Tempo dem Lernniveau angepasst ist.
Ski zu fahren ist für Menschen mit einer Beeinträchtigung nichts Aussergewöhnliches. Viele Monoskibob-Fahrer «gingen» durch die Sörenberger Schule. Wie man Rollstuhlfahrern das Skifahren beibringt, erklärt am besten Richard Studer, unser versierter und kompetenter Skilehrer und Skilehrerexperte im Disabled Sports-Bereich (DS).
Die Erfahrung macht es aus «Frägt» (fragen im Entlebucher Dialekt) man Richard Studer, Co-Leiter der Monoskibob-Skilehrer in Sörenberg, wie es denn so sei, einem Rollstuhlfahrer das Skifahren beizubringen, beginnen seine Augen zu glänzen und die Erklärungen kennen weder Punkt noch Komma. Die wichtigste Voraussetzung, um ein kompetenter Skilehrer zu sein, beginnt bei der eigenen Skitechnik, die ausserordentlich gut sein muss. Wichtig ist auch das Know-how rund um die Geräte und deren Einstellungen. Dabei geht es um die korrekte Schalenbreite und Höhe der Rückenlehne sowie um die notwendige Dämpfereinstellung. «Oft wird die Bedeutung der Skiwahl unterschätzt, was den Lernfortschritt hemmen kann», sagt der Landwirt mit über 20-jähriger Erfahrung als Skilehrer.
Mit dem Virus angesteckt Viele Gäste erlernen das selbstständige Skifahren in einigen Tagen. Richard präzisiert aber: «Die körperlichen Voraussetzungen und Schneeerfahrungen als ehemaliger Fussgänger haben beim Lerntempo eine zentrale Bedeutung.» Ist der Bann gebrochen und die erste selbstständige Fahrt absolviert, wird mit Spass gefahren. Später kommt die Technik des Sesselliftfahrens dazu. Damit ist es aber nicht getan. Viele Skifahrer kommen regelmässig zurück, um bei Richard und seinem Team die Technik oder das Material zu verfeinern oder einfach einen tollen Skitag zu erleben.
Nach unserem Gespräch begleitet Richard Studer zufrieden und verschmitzt lächelnd einen Monoskibob-Novizen zur Gondelbahn, im Wissen darum, jemandem trotz Rollstuhl eine neue Perspektive in der Natur und im Sport vermittelt zu haben.
Wichtig: gut eingepasst
Sind alle Bedürfnisse berücksichtigt und sitzt der Gast gut eingepasst in der Sitzschale, geht es an die erste Abfahrt, die vom Skilehrer an der Schale haltend geführt wird. Dabei schaut Richard darauf, dass jeder Handgriff sitzt und kommentiert wird, sodass der Gast jederzeit nachvollziehen
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DIE ZAHL
Die Sanierung der IV ist auf Kurs: Die Schulden dürften bis ins Jahr 2032 abgebaut sein. Dies geht aus den jährlich publizierten Finanzperspektiven des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) hervor. Der Grund? Immer weniger IV-Beziehende und ein Leistungsabbau bei gleichzeitig steigender Anzahl Versicherter. Dadurch konnten seit 2010 die Schulden um rund einen Drittel abgebaut werden. Leistungskürzungen sind im Rahmen der laufenden IV-Weiterentwicklung daher nicht angezeigt.
FERIENTIPP
Sonnenuntergänge, zirpende Grillen, warme Sommerluft und Natur pur: Das ist Campieren! Seit dem Frühjahr 2019 besitzt die Schweizer Paraplegiker-Stiftung einen speziellen Wohnwagen, der extra für die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern konstruiert worden ist. Der hindernisfreie Wohnwagen ist fix auf dem TCS Camping Sempach direkt am Sempachersee stationiert. Er bietet Platz für maximal drei Personen und ist ausgestattet mit Geschirr, Grill, Kaffeemaschine, Gartentisch, Stühlen und vielem mehr. Der Campingplatz ist zudem mit
barrierefreien Infrastrukturen ausgestattet. Reservieren können Sie den Wohnwagen für nur CHF 40.– pro Tag beim TCS Camping Sempach (camping.sempach@tcs.ch, Tel. 041 460 14 66). Hinzu kommen die Gebühren für den Campingplatz (CHF 11.–pro Erwachsener in der Nebensaison oder CHF 14.– in der Hochsaison).
Mehr Informationen www.hotelsempachersee.ch (unter Wohnwagen)
Anyone, anytime, anywhere. Jeder, jederzeit und überall, so lautet der Slogan für die neue Sportart, die auch bei Rollstuhlsport Schweiz seit Kurzem auf dem Programm steht. Sie hat eine wah re Breitensport-Welle bei Fussgängern und Rollstuhlfahrern ausgelöst. Dies sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Was braucht es dazu? Ein Spielfeld aus drei gleich grossen Quadraten, einen Ball und Schläger (zur Not geht auch ein kleines
Brett oder ein Buch) sowie zwei oder mehr Spieler. Da es sehr einfach ist, können Rollstuhlfahrer und Fussgänger gemeinsam spielen. Rollstuhlsport Schweiz hat das Spiel als Empfehlung in die Schulung von Kursleitern aufgenommen und einige Rollstuhlclubs spielen es bereits in ihren Trainings.
Interessiert?
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IM TESSIN
Mountainbike oder Wakeboard?
Dank des Vereins Ti-Rex Sport gibt es laufend mehr Sportangebote im Tessin. Die Idee des Vereins ist es, die höchste Anzahl an motorisch behinderten Menschen für «unvorstellbare Sportarten» zu begeistern. Am Luganersee wurde diesen Sommer zum ersten Mal ein Wakeboard-Tag angeboten. Diese Sportart ist für mutige Querschnittgelähmte mit guten Handfunktionen möglich. Man sitzt dabei auf einem Swaik, einem leichten Sit-Wakeboard.
Auch Montainbiken ist im Angebot. Mit drei Explorern, einem Jeetrike und einem Cimgo wurde am Wochenende vom 13. und 14. Juli die steile Abfahrt in Livigno getestet.
Zusammen mit der SPV führt Ti-Rex Sport auch einen Mountainbike-Schnuppertag in Airolo durch.
Mehr zu den Angeboten, den eingesetzten Geräten und dem Verein unter www.tirex.ch.
MODE
Neues Trendlabel
Seit Juli 2019 bietet das Wiener Label Mob Industries Kleider mit praktischer Funktionalität und modischem Anspruch für Menschen mit und ohne Behinderungen. MOB steht für «Mode ohne Barrieren».
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Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ist nicht auf die Beschwerde eines Rollstuhlfahrers eingetreten, der in Genf nicht in ein Kino gelassen wurde.
Marc Glaisen ist Paraplegiker und durfte 2008 aus Sicherheitsgründen einen Film nicht ansehen. Er war mit der Zutrittsverweigerung nicht einverstanden. Mit Unterstützung von Inclusion Handicap bestritt er den Rechtsweg bis vor Bundesgericht, gestützt auf Art. 6 Behindertengleichstel-
lungsgesetz (BehiG). Dort heisst es: «Private, die Dienstleistungen öffentlich anbieten, dürfen Behinderte nicht aufgrund ihrer Behinderung diskriminieren.» Das Bundesgericht wies die Klage von Glaisen ab. Er zog den Fall 2013 an den EGMR weiter. Dieser hält mit seinem Beschluss vom 18.7.2019 an seiner bisherigen Praxis fest. Damit bleibt die zu enge Definition des Bundesgerichts zur Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen bestehen. Inclusion Handicap ist enttäuscht über den Entscheid (www.inclusion-handicap.ch).
VERRÜCKTE IDEE
Die querschnittgelähmte Sportlerin Silke Pan startete eine verrückte Herausforderung: Sie überquerte 26 Schweizer Seen mit der blossen Kraft der Arme oder per Bellyak und fuhr die Strecken dazwischen per Handbike oder Rennrollstuhl. Von Genf bis ins Tessin meistert sie damit mehr als
70 km im Wasser und rund 1000 km auf der Strasse und überquerte mehrere Pässe. Und dies für einen guten Zweck. Mit der Tour sammelt sie für die Vereinigung Handi-Capable.
Mehr dazu auf www.silkepandefis.ch
Anfang Mai 2019 hat Charly Freitag die Stelle als Direktor der SPV angetreten. Ein paar Gedanken zu seinen Visionen nach 100 Tagen.
Von Gabi Bucher
Der Zentralvorstand der SPV war für die Stellenausschreibung und die Neubesetzung des Direktors zuständig. Er hat im vergangenen Jahr den Delegierten Charly Freitag vorgeschlagen. Er wurde mit einem grossen Mehr gewählt. Nun hat er die Stelle angetreten und verrät uns im Interview, wie er den Verband weiterentwickeln will.
Was macht den Reiz dieser anspruchsvollen Aufgabe aus?
Meine Leidenschaft ist es, mich für Menschen einzusetzen, gemeinsame Haltungen zu definieren und vorwärts zu gehen. Darum war ich in den letzten zehn Jahren auch als Gemeindepräsident und in weiteren politischen Funktionen unterwegs, das mache ich sehr gerne und ich glaube auch gut. Aus diesem Grund hat mich die Stellenausschreibung angesprochen, denn bei der Tätigkeit als Direktor der SPV geht es darum, gemeinsam mit und in der Gruppe weiterzukommen, mit den Querschnittgelähmten aufzutreten und für berechtigte Anliegen einzutreten.
Und was hat dich an der SPV fasziniert?
Es ist eine ausserordentliche Organisation, die die Anliegen der Querschnittgelähmten zusammenfasst und vertritt. Sie ist über Jahrzehnte gewachsen, hat viel bewirkt und sich laufend weiterentwickelt. Nächstes Jahr feiern wir das 40-jährige Jubiläum.
Was sind deine Prioritäten als Direktor der SPV?
Wichtig ist mir vor allem eine gute Kultur. Dies ermöglicht das Funktionieren der Clubs wie auch das Erbringen von ausserordentlichen Leistungen für die Querschnittgelähmten. Es ist eine grosse Aufgabe, diese zu stärken. Die gegenseitige Wertschätzung und das gemeinsame Einstehen für Themen ist zentral. Ich wünsche mir, dass wir zusammen mit den Querschnittgelähmten, den Clubs und den Mitarbeitenden mit Verständnis miteinander umgehen.
Du hattest sicher gewisse Erwartungen und Vorstellungen, haben die sich bewahrheitet?
Ich habe mich im Vorfeld gut informiert über die Aufgaben, die auf mich zukommen und konnte mit einer guten Ausgangslage meine Tätigkeit aufnehmen. Sehr positiv überrascht hat mich die Offenheit der Menschen, mit welchen ich in Kontakt gekommen bin. Ich habe in den letzten Wochen verschiedenste Anlässe besucht und zu spüren bekommen, wie sehr man es schätzt, wenn der Direktor vor Ort ist. Das hat mich überwältigt. Ich hatte zudem nicht erwartet, dass wir so nahe mit der SPG zusammenwirken, das ist ganz toll.
Und wie soll es weitergehen, was wirst du beibehalten, was verändern?
Die SPV ist nie stehen geblieben. Sie hat sich laufend verändert und die nötigen An-
passungen vorgenommen, das soll auch so bleiben. Es gibt keinen Status Quo, vor allem nicht in einem Verband, der sich für Anliegen einsetzt und sich in einem Umfeld befindet, das sich verändert. Wir verkaufen kein Produkt, wir nehmen uns den Anliegen der Querschnittgelähmten an. Einen radikalen Wandel braucht es nicht, wir sind gut aufgestellt. Aber laufend verändern werden wir uns weiterhin müssen, weil sich die Gesellschaft verändert, weil es neue Angebote gibt und auch neue Angebote gefragt sind. Was sicher ein Thema ist, und meiner Meinung immer wichtiger wird, ist das Netzwerken und der Dialog mit unseren Partnern und darüber hinaus. Wir müssen uns mehr austauschen, Themen diskutieren, Kräfte fokussieren. Dies in allen Bereichen, sei es in der Politik, der Wirtschaft oder in der Zivilgesellschaft. Stichwort Behindertengleichstellungsgesetz 2024: Da gilt es nun aktiv zu werden und positiv mit Fussgängern zusammenzuarbeiten. Es bringt nichts, Fronten zu
schaffen, wir müssen uns mehr zeigen, Gespräche führen und für unsere Anliegen sensibilisieren.
Wo soll die SPV in zwei Jahren stehen?
Unser Verband hat mit der Arbeitsgruppe «Statuten 2019» die Strategie- und Ausrichtungsprüfung aktiv angegangen. In unseren Statuten steht, in welchen Bereichen wir tätig sind. Diese Statuten wurden durch die Arbeitsgruppe überarbeitet und durch die Delegierten Ende April genehmigt. Nun geht es um die konkrete Ausgestaltung des Angebots. Dieses werden wir gemeinsam mit den Clubs weiterentwickeln. Dazu kommt, dass wir uns personell in einem grossen Wandel befinden aufgrund der Pensionierungen in der Geschäftsleitung. Es gilt auch hier, sich wieder zu finden und gemeinsam weiterzugehen. Aufgrund dieser Ausgangslage wird sich die SPV stärker und schneller verändern als bisher. Dieser Prozess soll in zwei Jahren abgeschlossen sein.
Wo siehst du die Stärken der SPV, wo die Schwächen?
Unsere grosse Stärke ist, dass wir uns laufend wandeln und anpassen und dass wir ein breites Angebot abdecken, vom ZHB über den Sport, von Kursen bis zu Reisen. Und ein grosses Plus ist auch unser Bekanntheitsgrad in der ganzen Schweiz. Schwäche? Vielleicht, dass Diskussionen in letzter Zeit etwas sehr schnell öffentlich geführt wurden. Mein Wunsch wäre, dass man sich zuerst intern austauscht und dann mit geeinter Stimme auftritt, sonst vergeben wir uns zu viel.
Welches sind die Herausforderungen der nächsten Jahre?
Ein ganz zentrales Thema ist die Solidarität, da können wir als Organisation für Betroffene sehr viel dazu beitragen, die Fussgänger zu sensibilisieren. Ich freue mich auf all die kommenden Treffen. Aber die SPV ist nicht nur der Direktor, da sind auch die Mitarbeitenden, die Rollstuhl-
fahrer, die Vorstände der Clubs und unsere Partner. Gemeinsam können wir unser breites Angebot aufrechterhalten und pflegen, zusammen auftreten und als Gruppe mehr erreichen. Dies in unterschiedlichen Rollen und mit unterschiedlichen Aufgaben, aber wichtig ist das gemeinsame Ziel. Wenn es um Strategien und Entwicklungen geht, ist es falsch, wenn der Direktor einfach entscheidet. Es soll eine gemeinsame Aufgabe sein. Dabei werden wir sicher Grenzen erkennen, aber am Ende braucht es ein Konzept, welches wir gemeinsam entwickeln und umsetzen. Darauf freue ich mich.
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UNSERE HELFER
Philipp Zeugin ist seit 13 Jahren Nationaltrainer des Schweizerischen Behindertensports im Bereich Tischtennis. Sein Credo: Seriöses, konsequentes Training und gleichzeitig ein gutes kameradschaftliches Verhältnis im Team.
Von Gabi Bucher
Am Empfang des SPZ steht ein Mann in elegantem Anzug mit Hemd und Krawatte. Der Geschäftsführer einer Zulieferfirma? Ein Sponsor? Der Gedanke, dass er mein Gesprächspartner sein könnte, streift mich überhaupt nicht. Manchmal vergisst man, dass all die Trainer, TK-Chefs, Helfer und Freiwilligen, welche die SPV in irgendeiner Funktion unterstützen, auch ein «anderes» Leben haben. So auch Philipp Zeugin, Nationaltrainer der Tischtennisspieler, im «anderen» Leben Banker.
Gesellige Runde
Wenn er zu erzählen beginnt, sind Anzug und Krawatte schnell vergessen und man spürt seine Begeisterung für das, was er tut. Als Student übernahm er für zwei Stunden pro Woche das Training der Tischtennisspieler des damaligen Rollstuhlclubs Basel und besserte so sein Taschengeld auf. Er, der doch rein gar nichts wusste über Rollstuhlfahrer. Einen Heidenrespekt habe er gehabt vor der Aufgabe. Aber «e chaibe gselligi Rundi» habe er angetroffen, «die machten dieselben dummen Sprüche wie ich und gingen nach dem Training genau so gerne noch was trinken.» Schnell habe er auch gemerkt, dass er sich keine Gedanken machen müsse, «sie sagten mir, sie würden sich schon melden wenn sie Hilfe brauchen.» Das half ihm, seine Hemmungen abzulegen. Ein paar Jahre war er als Co-Trainer tätig und hat sich sehr gefreut, als Roger Getzmann ihn 2006 fragte, ob er das Amt des Nationaltrainers übernehmen möchte. Er hat es sich überlegt, wohlwissend, dass er damit viel mehr Ver-
antwortung übernehmen würde. Aber der Reiz, eine Vision zu kreieren, gemeinsam mit den Spielern einen Traum zu leben und mit ihnen etwas zu erreichen, der sei riesig gewesen und er hat zugesagt. Und seither unglaublich viel Tolles erlebt. «Die Paralympics in London zum Beispiel, das war so emotional, so unbezahlbar, etwas vom Schönsten, was es im Leben eines Sportlers gibt», erzählt er mit leuchtenden Augen.
Persönlicher Begleiter
Seine Hände unterstreichen seine Worte und wenn er sagt, er wolle etwas zurückgeben, nimmt man ihm das ab, ist das authentisch und nicht eine Floskel. Denn Philipp ist nicht nur Nati-Trainer, er ist auch persönlicher Begleiter. «An einem Turnier stand ein Spieler mal da ohne Begleitung, da hab ich übernommen.» Er habe zwar absolut keine medizinischen
Kenntnisse gehabt, aber Silvio, der Tetraplegiker, habe ihm erklärt, was zu tun sei. «Da muss ich ihm ein Kränzchen winden. Er ist das ganz unbefangen angegangen.» Natürlich sei nicht immer alles perfekt gelaufen. «Dann haben wir jeweils zueinander gesagt: da haben wir wieder was geboten heute, und darüber gelacht». Aber es habe so gut geklappt das erste Mal, dass Silvio danach sehr oft ohne Begleitung an die Turniere gekommen sei!
Er denke schon ab und zu darüber nach, sein Amt mal abzugeben, meint Philipp. Aber erst, wenn jemand Passendes gefunden sei, er wolle niemandem im Stich lassen. «Trotzdem, man sollte gehen, wenn es am schönsten ist», meint er.
Bleibt zu hoffen, dass es noch eine ganze Weile nicht «am schönsten» ist und Philipp den Sportlern und dem Rollstuhlsport erhalten bleibt mit seinem Enthusiasmus und seiner ansteckenden Begeisterung.
Philipp und sein Team: eine verschworene Truppe
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ORTHOTEC FEIERT JUBILÄUM
Im Auftrag der Schweizer Paraplegiker-Stiftung entwickelt Orthotec individuell zugeschnittene Hilfsmittel für Menschen mit Querschnittlähmung – dies seit 25 Jahren.
Von Martin Steiner
Seit 25 Jahren gibt es Orthotec, eine Tochtergesellschaft der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Rund siebzig Mitarbeitende engagieren sich für die Versorgung von Menschen mit Querschnittlähmung und ähnlichen körperlichen Einschränkungen. Als Ausrüster von Swiss Paralympic setzt sich Orthotec zudem für den Rollstuhlsport in der Schweiz ein.
Der Mensch im Zentrum Zum Zeitpunkt der Gründung 1994 zählte die Unternehmung gerade mal eine Handvoll Mitarbeitende. Die Werkstatt damals war bei Weitem nicht so modern ausgestattet wie die jetzige. Und trotz Einsatz zeitgemässer Arbeitsmittel steckt auch heute noch viel Handarbeit in der stetig wachsenden Produktpalette der Orthotec.
Im Verlauf der Zeit hat sich in der Rollstuhl-Technologie einiges getan. Vor 25 Jahren wog zum Beispiel ein normaler Rollstuhl locker 20 Kilo. Mit den gegenwärtig zur Verfügung stehenden Materialien ist es noch rund die Hälfte des damaligen Gewichts. Auch das Einsatzgebiet der Rollstühle ist dank der fortgeschrittenen Technik vielfältiger geworden. Keine Einschränkung ist gleich wie die andere, und jeder Betroffene hat andere Erwartungen an seine persönlichen Hilfsmittel. Dank stetiger Tüftelei und Weiterentwicklung findet Orthotec immer wieder individuelle Lösungen.
Die Technologie hat sich verändert, der Kern des Geschäfts jedoch nicht: «Im Zentrum unseres Engagements stehen Menschen, denen wir dabei helfen, dass sie die
Herausforderungen ihres Lebens selber meistern können», sagt Orthotec-Geschäftsführer Stefan Dürger.
Im Jahr 1999 organisierte Orthotec die erste Ausgabe der «Rollivision» im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil – die heute grösste Hilfsmittelmesse für Rollstuhlfahrer in der Schweiz. Der Anlass fördert den direkten Austausch zwischen Betroffenen und Ausstellern. Weiter veranstaltet Orthotec alle zwei Jahre den Swiss Handbike Day.
Vor knapp zehn Jahren begann der massgeschneiderte Umbau von Serienfahrzeugen aller Marken. Spezialisten in Nottwil bauen die Fahrzeuge nach den individuellen Bedürfnissen der Querschnittgelähmten um. Die Betroffenen gewinnen dadurch ein grosses Stück Mobilität in ihr Leben zurück. Auch dieser Bereich hat sich während der letzten Jahre stark entwickelt, zum Beispiel mit der Erfindung des elektronischen Lenksystems Joysteer.
Weitere Innovationen im Anflug Als gemeinnützige Aktiengesellschaft sorgt sich Orthotec nun schon seit 25 Jahren um Querschnittgelähmte. Das Unternehmen ist den Werten, der Kultur und dem Leistungsauftrag der Paraplegiker-Stiftung verpflichtet und versteht Innovation auch als treibenden Faktor der eigenen Entwicklung. Neue digitale Technologien öffnen Räume für neue Anwendungen.
«Derzeit läuft ein Projekt im Rollstuhlsport, das den gesamten Versorgungsprozess auch im Alltag verändern wird», ver-
Werkstatt im Jahr 2000
Beratung seit 25 Jahren
rät Stefan Dürger. «Künftig können wir Patienten bereits in der Erstrehabilitation vollständig ausmessen, um ihre optimale Sitzposition zu bestimmen. Wenn nämlich ein Rennfahrer optimal sitzt, ist die Kraftübertragung besser und er ist schneller. Im Alltag benötigt ein Rollstuhlfahrer weniger Kraft. Er schont seine belasteten Schultern und reduziert das Dekubitusrisiko.»
Weiter erneuert Orthotec zurzeit ihren Webshop, um den Bestellprozess zu vereinfachen. Die Kunden müssen dann beispielsweise ihre regelmässige Bestellung für Inkontinenzartikel nicht immer wieder neu erfassen. Der neue Webshop geht im Herbst 2019 online.
Mit diesen und vielen weiteren Entwicklungen bleibt Orthotec auch in Zukunft eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit Querschnittlähmung.
Mehr Informationen www.orthotec.ch
Jill Hofstetter hat Ende Juli 2019 die 3-jährige KV-Lehre bei der SPV abgeschlossen. Stellvertretend für die vielen Lernenden der letzten Jahre erzählt sie von ihren verschiedenen Aufgaben.
Von Gabi Bucher
Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie aus eher zurückhaltenden jungen Lernenden nach und nach aufgestellte Mitarbeitende werden. So auch Jill Hofstetter. Sie steht zum Zeitpunkt dieses Gespräches am Ende ihres 3. Lehrjahres und ist sehr zufrieden mit ihrer Lehrstelle. «Ich habe viele kleine Ämtli», erzählt sie. «Ich mache die Post, fülle den Schrank mit Mineralwasserflaschen auf, bin zuständig fürs Büromaterial. Ich verschicke Auto-Rollikleber, bearbeite Anfragen für Flottenrabatt.» Sie ist auch zuständig für die Ausleihe der Rollstühle und Hilfsmittel an Lehrpersonen für Projektwochen. Gerne erledige sie auch den Versand der Geburtstagskärtli. «Da kann man früh selbständig arbeiten. Meist brauchen wir sonst noch das «okay» von Fatis, der Berufsbildnerin.» Anfänglich
hätte sie für diese Arbeit fast zwei Tage gebraucht. «Jetzt reicht ein Tag, es gibt Routine und man wird schneller, das ist cool.»
Cool bis mega-cool Überhaupt ist vieles «cool» für Jill. Cool, dass sie einen Tag im Zentrum für hindernisfreies Bauen verbringen durfte. Mit dem Architekten Philipp besuchte sie einen Kunden, bei welchem ein Terrassenumbau gemacht worden war. Cool auch der Tag im Institut für Rechtsberatung in Biel, da habe sie mit Sarah-Maria diverse Fälle angeschaut. Sogar mega cool, dass sie für Linda vom Rollstuhlsport die Anmeldungen für den VIP-Apéro der ParAthletics übernehmen konnte. «Da darf ich dann auch mit dabei sein», strahlt sie. Ein bisschen weniger cool die vielen Anrufe auf
Französisch: «Das ist schon ein wenig ein ‹Chrampf›, aber wir geben alles und die Kunden sind sehr geduldig mit uns.»
Jill entlastet auch andere Mitarbeitende. Sie stellt Rechnungen aus, verschickt Banderolen für Sportanlässe, macht Versände, intern aber auch für Rollstuhlclubs. Und eines ihrer Projekte ist die Organisation des Personalausfluges.
Welcher Käse darfs denn sein? Einkaufen gehört auch zu ihren Aufgaben. Wenn es nur ums Nachfüllen des Kühlschranks gehe, sei das in Ordnung. «Aber wenn ich für jemanden eine Znünirunde holen soll und man mir sagt ‹Bring Käse und Wurst› – ich meine, was für Käse, es gibt so viele Sorten!?» Oft erledigt Jill kleine Arbeiten für die diversen Abteilungen und lernt dabei, wer wofür zuständig ist. «Da wir am Empfang sitzen, bekommen wir auch sonst relativ viel mit und können dadurch recht gut Auskunft geben.»
Es gibt auch repetitive Arbeiten, die je nach Tagesform nicht ganz so cool seien, z.B. Materiallisten erstellen. Bis man endlich fertig ist damit, stimmen sie nicht mehr, weil die Mitarbeitenden sich bereits wieder bedient haben am einen oder anderen.» Aber alles in allem findet sie es bei der SPV, ja genau, mega cool!
Inzwischen hat Jill die Prüfungen erfolgreich bestanden und bleibt der SPV noch bis Ende Januar 2020 erhalten.
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