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Ehrfurchtsvoll blickt Schwester Miriam Annette nach oben. Während der Vesper am 6. August tritt sie zum ersten Mal im Ordenskleid vor den Altar. Das Foto unten zeigt die neue Novizin mit der Postulantin Sibylle Merget. Beide leben zurzeit im Emmaus-Konvent des Bergklosters Bestwig. Fotos: SMMP
Ins Kloster “eingeschleust” Warum Schwester Miriam Annette Görner und Sibylle Merget einer Gemeinschaft beitreten
Schwester Maria Elisabeth Goldmann freut sich als Noviziatsleiterin auf jeden Fall, dass die beiden den Entschluss gefasst haben. Annette Görner wurde am 6. August im Bergkloster Bestwig eingekleidet und trägt seitdem den Namen Schwester Miriam Annette. Den hat sie sich gewünscht, denn Miriam gehört zu den bekanntesten Frauengestalten aus dem Alten Testament und verkündete ihren Glauben auch durch Gesang und Tanz. "Und das ist meins", sagt die 36-Jährige. Schwester Maria Elisabeth ist überzeugt, dass die starke Nachfrage, die zurzeit bei Ora et labora-Angeboten oder bei den Missionaren auf Zeit besteht, ebenso wie die Begeisterung bei dem Weltjugendtag zeigten, wie sehr sich auch junge Menschen nach christlicher Gemeinschaft sehnen. Deshalb lädt sie Frauen dazu ein, sich mit den Schwestern der hl. Maria Madalena Postel auf den Weg zu begeben: "Wir wollen Angebote machen, die junge Frauen darüber nachdenken lassen, was Gott mit ihnen vorhat." Schwester Miriam Annette und Sibylle Merget glauben die Antwort zu kennen. Dabei sind es grundverschiedene Lebenswege, die die beiden Frauen zu der Gemeinschaft führten: Annette Görner, geboren in der Nähe von Gießen und aufgewachsen in Lotte bei Osnabrück. Sibylle Merget, geborene Unterfränkin und aufgewachsen in Aschaffenburg. Annette, die nach Abitur und Erzieherinnen-Ausbildung
schon ein Jahrzehnt in einem Mädcheninternat der MariaWard-Schwestern bei Fulda gearbeitet hatte. Sibylle, die nach Mittlerer Reife und Ausbildung als Energie-Elektronikerin mit Fachrichtung Betriebstechnik ihren Meister machte, bevor sie zehn Jahre an den Schleusen und Kraftwerken des Wasser- und Schifffahrtsamtes Aschaffenburg ihren Dienst tat. Annette, die schließlich in Paderborn studierte, 2007 ihr Diplom zur Religionspädagogin ablegte und dachte: "Das ist meine Berufung." Sibylle, die über die Don Bosco-Schwestern nach Brasilien kam, bei den Salesianern in Köln mehrere Praktika absolvierte, und zu der Überzeugung kam: "Mein jetziger Beruf ist auf jeden Fall keine Berufung."
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ür sonders mutig halten Schwester Miriam Annette Görner und Sibylle Merget ihre Entscheidung, sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen, nicht. Trotzdem fallen die Reaktionen in ihrem Familien- und Bekanntenkreis sehr verschieden aus. Sibylle Merget fasst sie so zusammen: "Die einen fragen: Bist Du verrückt? Und die anderen meinen: Na endlich!"
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Wir wollen Angebote machen, die junge Frauen darüber nachdenken lassen, was Gott mit ihnen vorhat. Sr. Maria Elisabeth Goldmann
Annette lernte dann beim Libori-Fest 2005 in Paderborn Schwester Maria Elisabeth kennen: "Und die hat mich eingeladen, mal nach Bestwig zu kommen." Sibylle wiederum stieß im Don-Bosco-Zentrum Berlin auf Schwester Margareta Kühn: "In dem Projekt ‘Manege’ wollte ich probieren, ob ich auch junge Menschen ausbilden könnte." Nach dem Praktikum hat sie Schwester Margareta dann anvertraut, dass sie mit dem Gedanken spiele, in die Gemeinschaft einzutreten. So führen die beiden Lebenswege der heute 36- und 32-jährigen Frauen nach Bestwig. Beide erleben ihre Berufung als Prozess. "Natürlich gibt es auch Liebe auf den ersten Blick. Aber wir sind dankbar für Frauen, die etwas Lebenserfahrung mitbringen,”
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erklärt Schwester Maria Elisabeth. Sie wertet das als Indiz dafür, dass die Entscheidung wirklich gereift sei. Sibylle arbeitet nun in der Gärtnerei mit, pflanzt Blumen und jätet Unkraut. Annette sitzt an der Nähmaschine, säumt und ändert Ordenskleider. "Sie sollen den Klosteralltag kennenlernen und sich in die Gemeinschaft einbringen”, erklärt Schwester Maria Elisabeth. Wichtig sind auch die vierteljährlichen Noviziatsseminare, wo die beiden Frauen mit Postulantinnen und Novizinnen anderer Gemeinschaften zusammenkommen. Weitere Erfahrungen sammeln sie im Emmaus-Konvent des Bergklosters, wo die beiden jungen Frauen mit vier Profess-Schwestern zusammenleben. "Kleine Konvente entsprechen der Realität", unterstreicht die Noviziatsleiterin. Niederlassungen mit 30 oder 50 Schwestern seien Vergangenheit. "Unsere Gemeinschaft wird kleiner. Aber trotzdem hat sie, wenn wir uns darauf einstellen, Zukunft", sagt Schwester Maria Elisabeth. Vor allem, wenn es Frauen wie Schwester Miriam Annette und Sibylle Merget gibt, die ihre Entscheidung gar nicht so mutig finden. Obwohl Sibylle zugibt: "Naja. Ein bisschen verrückt ist sie schon. Aber wenn ich mein Leben betrachte, auch logisch."